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Lira-Schwäche: Nun warnt sogar Notenbankchef von Erdogans Gnaden vor Inflation !
Die Lira hat sich zuletzt minimal stabilisiert.
Dazu trug auch die türkische Notenbank bei, die nun sogar selbst vor den Inflationsgefahren warnt.
Muss demnächst wieder ein Notenbankchef in der Türkei seinen Hut nehmen?
Den vorigen Gouverneur schasste der türkische Präsident Erdogan, weil ihm die Geldpolitik nicht passte.
Als erster türkischer Notenbankchef musste Murat Cetinkaya Mitte 2019 vor dem offiziellen Ende seines Mandats gehen.
Seitdem sitzt Murat Uysal bei der Notenbank (CBT) am Steuer.
Er ist Notenbankchef von Erdogans Gnaden.
Direkt zur ersten Sitzung der Zinshüter unter Uysals Vorsitz senkte die CBT die Leitzinsen aggressiv um 425 Basispunkte auf 19,75 Prozent.
Danach ging es noch sukzessive bis auf derzeit 8,25 Prozent runter.
Der Preisauftrieb in der Türkei sank aber nicht im selben Maße.
Die Realzinsen in dem Land sind deshalb negativ – was einer der größten Gründe für den jüngsten Lira-Verfall ist.
Zuletzt war ein Euro 8,7238 Lira wert.
Der Kurs notierte damit nur unweit vom Lira-Allzeittief zum Euro entfernt.
Auch zum Dollar rangiert die Lira nur marginal unter dem jüngsten Allzeittief.
Lira stabilisierte sich leicht, weil Notenbank Inflation endlich anerkannte
Zinsanhebungen wären wegen der negativen Realzinsen eigentlich nötig, zumal nun sogar die CBT unter Uysal selbst von einer steigenden Inflation ausgeht.
So offenbarten die jüngsten Protokolle der CBT, dass sie mit einer Beschleunigung der Kerninflation in den kommenden Monaten rechnet.
Erste Indikatoren deuten bereits an, dass der Preisauftrieb im August bereits gestiegen ist, während die Inflation schon im Juli bei 12,0 Prozent per annum betrug.
Um dem – noch ohne Anhebung des Leitzinses – entgegenzuwirken, will die CBT nun die gewichteten durchschnittlichen Finanzierungskosten anheben, um die Effektivzinsen zu erhöhen.
„Derartige Äußerungen erscheinen auf den ersten Blick positiv“, kommentierte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose, und fügte an: „Schließlich räumt die CBT ein, dass die Teuerung steigt, sie zur Inflationsbekämpfung die durchschnittlichen Zinsen anhebt und keine weiteren Zinssenkungen mehr vornimmt.“
Ghose vermutet, dass sich die Lira genau aus diesem Grund zuletzt etwas stabilisierte.
Das reiche allerdings noch nicht aus, um die Währungskrise der Lira und die Glaubwürdigkeitskrise der türkischen Geldpolitik zu beenden.
Laut Ghose kommen diese Bemerkungen und Maßnahmen dazu zu spät.
Experte erwartet keinen verlässlichen Wechsel der Geldpolitik
„Zunächst einmal war die CBT im Hinblick auf die Inflation nicht vorsichtig genug, als sie die Zinsen während des letzten Jahres drastisch gesenkt hatte. Ihre mittelfristigen Prognosen waren so unrealistisch wie schon immer und gingen von einer magischen Annäherung der Inflation an den Zielwert in nur zwei Jahren aus“, schrieb der Devisenexperte hierzu.
Die CBT schätze die Inflation nun zwar vorsichtiger ein, so Ghose, doch damit sei nicht gesagt, dass dieser geldpolitische Kurswechsel dauerhaft sein wird: „Es gibt keinerlei Grund, davon auszugehen, dass dies nun die neue dauerhafte Geldpolitik darstellt, auf die sich der Markt verlassen kann.“
Erdogan will niedrige Zinsen
Außerdem drohe natürlich auch immer, dass sich Erdogan wieder einmischt: „Was wird die CBT tun, sobald Präsident Erdogan erneut niedrigere Zinsen fordert?“
Der türkische Ökonom Murat Muratoglu wies vor der jüngsten Sitzung nochmal eindrücklich drauf hin, dass am Ende Erdogan entscheidet: „Die Zentralbanker warten vor dem Leitzinsentscheid auf die Weisung aus dem Präsidentenpalast.
Natürlich entscheiden die Beamten nichts eigenständig.“
Der türkische Staatspräsident gilt als entschiedener Zinsgegner.
Einerseits hält Erdogan niedrige Zinsen für wichtig, um die Kreditvergabe möglichst billig zu halten.
Das half zuvor jahrelang, den Boom mancher Branchen in der Türkei, wie etwa dem Baugewerbe, anzufeuern.
Auf der anderen Seite scheint Erdogan auch wegen der Ächtung von „Wucher“ im islamischen Glauben gegen Zinsen zu sein.
Chaotische Geldpolitik „in voller Pracht“ zurück
Am Ende könnte der CBT aber einmal mehr nichts anderes übrig bleiben, als die Zinsen anzuheben, um die Inflation einzudämmen.
Den aktuellen Werkzeugen der Zinshüter traut Commerzbank-Analyst Ghose jedenfalls nicht mehr viel zu: „Der CBT gehen die geldpolitischen Werkzeuge aus.
Sie nutzt nun wieder denselben Zinskorridor, den sie zur Wiederherstellung ihrer Glaubwürdigkeit nach der Lira-Krise im Jahr 2018 aufgegeben hatte.“
Damit sei „die chaotische türkische Geldpolitik“ mit einem breiten Spektrum an Instrumenten nun „in voller Pracht“ zurück – aber auch erst, nachdem die Lira laut Ghose auf ein „nicht mehr tolerierbares Niveau“ abgestürzt ist.
Der Experte resümierte darum: „Klingt dies nach einem erfolgreichen Rezept, das Marktvertrauen in die Geldpolitik wiederherzustellen?
Ob sich Uysal letztlich doch zu Zinsanhebungen durchringt, scheint damit nur eine Frage der Zeit, zumindest, wenn er die Lira endlich von ihrem Abwertungsdruck befreien will.
Welches Schicksal ihm dann drohen könnte, weiß Uysal von seinem Vorgänger Cetinkaya.
Die Lira hat sich zuletzt minimal stabilisiert.
Dazu trug auch die türkische Notenbank bei, die nun sogar selbst vor den Inflationsgefahren warnt.
Muss demnächst wieder ein Notenbankchef in der Türkei seinen Hut nehmen?
Den vorigen Gouverneur schasste der türkische Präsident Erdogan, weil ihm die Geldpolitik nicht passte.
Als erster türkischer Notenbankchef musste Murat Cetinkaya Mitte 2019 vor dem offiziellen Ende seines Mandats gehen.
Seitdem sitzt Murat Uysal bei der Notenbank (CBT) am Steuer.
Er ist Notenbankchef von Erdogans Gnaden.
Direkt zur ersten Sitzung der Zinshüter unter Uysals Vorsitz senkte die CBT die Leitzinsen aggressiv um 425 Basispunkte auf 19,75 Prozent.
Danach ging es noch sukzessive bis auf derzeit 8,25 Prozent runter.
Der Preisauftrieb in der Türkei sank aber nicht im selben Maße.
Die Realzinsen in dem Land sind deshalb negativ – was einer der größten Gründe für den jüngsten Lira-Verfall ist.
Zuletzt war ein Euro 8,7238 Lira wert.
Der Kurs notierte damit nur unweit vom Lira-Allzeittief zum Euro entfernt.
Auch zum Dollar rangiert die Lira nur marginal unter dem jüngsten Allzeittief.
Lira stabilisierte sich leicht, weil Notenbank Inflation endlich anerkannte
Zinsanhebungen wären wegen der negativen Realzinsen eigentlich nötig, zumal nun sogar die CBT unter Uysal selbst von einer steigenden Inflation ausgeht.
So offenbarten die jüngsten Protokolle der CBT, dass sie mit einer Beschleunigung der Kerninflation in den kommenden Monaten rechnet.
Erste Indikatoren deuten bereits an, dass der Preisauftrieb im August bereits gestiegen ist, während die Inflation schon im Juli bei 12,0 Prozent per annum betrug.
Um dem – noch ohne Anhebung des Leitzinses – entgegenzuwirken, will die CBT nun die gewichteten durchschnittlichen Finanzierungskosten anheben, um die Effektivzinsen zu erhöhen.
„Derartige Äußerungen erscheinen auf den ersten Blick positiv“, kommentierte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose, und fügte an: „Schließlich räumt die CBT ein, dass die Teuerung steigt, sie zur Inflationsbekämpfung die durchschnittlichen Zinsen anhebt und keine weiteren Zinssenkungen mehr vornimmt.“
Ghose vermutet, dass sich die Lira genau aus diesem Grund zuletzt etwas stabilisierte.
Das reiche allerdings noch nicht aus, um die Währungskrise der Lira und die Glaubwürdigkeitskrise der türkischen Geldpolitik zu beenden.
Laut Ghose kommen diese Bemerkungen und Maßnahmen dazu zu spät.
Experte erwartet keinen verlässlichen Wechsel der Geldpolitik
„Zunächst einmal war die CBT im Hinblick auf die Inflation nicht vorsichtig genug, als sie die Zinsen während des letzten Jahres drastisch gesenkt hatte. Ihre mittelfristigen Prognosen waren so unrealistisch wie schon immer und gingen von einer magischen Annäherung der Inflation an den Zielwert in nur zwei Jahren aus“, schrieb der Devisenexperte hierzu.
Die CBT schätze die Inflation nun zwar vorsichtiger ein, so Ghose, doch damit sei nicht gesagt, dass dieser geldpolitische Kurswechsel dauerhaft sein wird: „Es gibt keinerlei Grund, davon auszugehen, dass dies nun die neue dauerhafte Geldpolitik darstellt, auf die sich der Markt verlassen kann.“
Erdogan will niedrige Zinsen
Außerdem drohe natürlich auch immer, dass sich Erdogan wieder einmischt: „Was wird die CBT tun, sobald Präsident Erdogan erneut niedrigere Zinsen fordert?“
Der türkische Ökonom Murat Muratoglu wies vor der jüngsten Sitzung nochmal eindrücklich drauf hin, dass am Ende Erdogan entscheidet: „Die Zentralbanker warten vor dem Leitzinsentscheid auf die Weisung aus dem Präsidentenpalast.
Natürlich entscheiden die Beamten nichts eigenständig.“
Der türkische Staatspräsident gilt als entschiedener Zinsgegner.
Einerseits hält Erdogan niedrige Zinsen für wichtig, um die Kreditvergabe möglichst billig zu halten.
Das half zuvor jahrelang, den Boom mancher Branchen in der Türkei, wie etwa dem Baugewerbe, anzufeuern.
Auf der anderen Seite scheint Erdogan auch wegen der Ächtung von „Wucher“ im islamischen Glauben gegen Zinsen zu sein.
Chaotische Geldpolitik „in voller Pracht“ zurück
Am Ende könnte der CBT aber einmal mehr nichts anderes übrig bleiben, als die Zinsen anzuheben, um die Inflation einzudämmen.
Den aktuellen Werkzeugen der Zinshüter traut Commerzbank-Analyst Ghose jedenfalls nicht mehr viel zu: „Der CBT gehen die geldpolitischen Werkzeuge aus.
Sie nutzt nun wieder denselben Zinskorridor, den sie zur Wiederherstellung ihrer Glaubwürdigkeit nach der Lira-Krise im Jahr 2018 aufgegeben hatte.“
Damit sei „die chaotische türkische Geldpolitik“ mit einem breiten Spektrum an Instrumenten nun „in voller Pracht“ zurück – aber auch erst, nachdem die Lira laut Ghose auf ein „nicht mehr tolerierbares Niveau“ abgestürzt ist.
Der Experte resümierte darum: „Klingt dies nach einem erfolgreichen Rezept, das Marktvertrauen in die Geldpolitik wiederherzustellen?
Ob sich Uysal letztlich doch zu Zinsanhebungen durchringt, scheint damit nur eine Frage der Zeit, zumindest, wenn er die Lira endlich von ihrem Abwertungsdruck befreien will.
Welches Schicksal ihm dann drohen könnte, weiß Uysal von seinem Vorgänger Cetinkaya.