Orlando-Attentäter wählte vor dem Blutbad wohl Notruf !
Es ist der verheerendste Schusswaffenangriff in der Geschichte der USA: Ein Mann hat in einem Schwulenclub in Florida in der Nacht auf Sonntag (Ortszeit) um sich geschossen.
50 Menschen kamen bei dem Blutbad in Orlando ums Leben, darunter der Schütze. 53 weitere wurden verletzt.
Einem Medienbericht zufolge hat der Attentäter kurz vor seiner Tat beim Polizeinotruf 911 angerufen und sich zum Islamischen Staat bekannt.
Das berichtete MSNBC unter Berufung auf Justizkreise.
Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.
Der Vater von Omar Mateen, dem mutmaßlichen Täter, ist dagegen überzeugt, dass die Tat nichts mit Religion zu tun hatte.
Ein Vertreter des US-Bundeskriminalamts FBI sagte, das Verbrechen werde als ein möglicher "Akt des Terrorismus" untersucht.
Dabei gehe es auch um etwaige Verbindungen zum islamischen Terrorismus, nichts werde ausgeschlossen, auch ein Hassverbrechen gegen Homosexuelle sei möglich. "Wir prüfen alle Aspekte."
Entgegen erster Informationen hatte das FBI Omar M. wohl als einen von vielen hundert Unterstützern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf dem Radar.
Das berichtet der Nachrichtensender CNN.
Ein FBI-Ermittler sagte in Orlando vor Medien, man habe Anhaltspunkte, dass der Verdächtige einer bestimmten Ideologie zuneige, könne das aber nicht mit Gewissheit sagen.
Sollte sich ein politischer Hintergrund bestätigen, wäre es für die USA der schlimmste Terroranschlag seit dem 11. September 2001.
Ein behandelnder Arzt im Orlando Regional Medical Center sagte, viele der dort eingelieferten Verletzten seien in kritischem Zustand.
"Ich glaube, dass die Opferzahl steigen wird."
Omar Mateen war US-Bürger
Medien berichten, er sei 1986 geboren worden und habe in St. Port Lucie gelebt, das liegt etwa 170 Kilometer südöstlich von Orlando.
Unterdessen ist auf einer mit dem Islamischen Staat in Verbindung gebrachten Internetseite mutmaßlich ein Foto des Attentäters aufgetaucht.
Ob das Bild auf dem Kurznachrichtendienst Twitter tatsächlich Omar Mateen zeigt, ließ sich jedoch noch nicht verifizieren.
Unter dem Foto stand: "Der Mann, der in dem Nachtclub in Florida den Anschlag verübte, der 50 Menschen tötete und Dutzende verletzte."
Eine offizielle Stellungnahme des IS gab es nicht.
Seine Anhänger bejubelten im Netz aber den Anschlag.
Auch andere Islamistengruppen veröffentlichten Fotos derselben Person.
Vater glaubt an Schwulenhass als Motiv
Mir Seddique, der Vater Omar Mateens, sagte dem Nachrichtensender CBS News, sein Sohn sei kürzlich über eine Paar Männer aufgebracht gewesen, die sich vor seiner Frau und seinem Sohn geküsst hätten.
"Wir wussten von nichts, wir sind ebenso schockiert wie das ganze Land", sagte Seddique, der im Namen der ganzen Familie für die Geschehnisse um Entschuldigung bat.
Die Ex-Frau des mutmaßlichen Täters erklärte gegenüber der "Washington Post", ihr Mann sei eine instabile und gewalttätige Person gewesen.
Es habe sie sehr oft geschlagen.
Er sei nicht sehr religiös gewesen, sagte sie.
Die beiden wurden 2011 geschieden.
Notstand ausgerufen
In Orlando hatte Bürgermeister Buddy Dyer den Notstand ausgerufen.
Die Notstandsregelung soll die Ermittlungen erleichtern, an denen sowohl örtliche als auch Bundesbehörden beteiligt sind.
Er habe den Gouverneur von Florida gebeten, dies für den gesamten Staat zu tun, sagte Dyer vor Journalisten.
Der Schütze wurde etwa drei Stunden nach Beginn der Tragödie in einem Feuergefecht mit Polizisten getötet.
Er hatte der Polizei zufolge zuvor Dutzende Geiseln genommen.
Der Polizei zufolge hatte Omar M. gegen zwei Uhr mit einer sturmgewehrähnlichen Waffe im Club "Pulse" im Herzen der Stadt zu schießen begonnen.
Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen.
Einer von ihnen sei verletzt worden.
Der Schütze habe dann Geiseln genommen.
Die Polizei habe sich nach ungefähr drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden.
Unklar ist, ob alle Opfer von dem Angreifer getötet wurden oder ob einige bei dem Polizeieinsatz ums Leben kamen.
Dem örtlichen Polizeichef John Mina zufolge verschaffte sich die Polizei mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang.
Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden.
"Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden", so Mina.
Wie der Polizeichef weiter mitteilte, trug der Täter eine "verdächtige Vorrichtung" am Körper, die untersucht werde.
"Verlasst Pulse und rennt"
Der Club war mit etwa 300 Menschen in der Nacht gut besucht.
Laut Medienberichten stand eine "Latin Night" mit lateinamerikanischer Musik auf dem Programm.
Nach Augenzeugenberichten fielen die Schüsse kurz vor der Schließung, viele Menschen seien noch am Tanzen gewesen.
Der Club selber rief auf Facebook zur Flucht auf: "Verlasst Pulse und rennt."
Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Reihenfolge - mindestens 40 seien es gewesen, sagte Christopher Hansen dem Sender CNN.
"Ich dachte zuerst, es war Musik.
Dann warfen sich die Menschen auf den Boden und ich auch."
Viele flohen aus dem Gebäude.
Das Fernsehen zeigte Opfer, die von Clubbesuchern aus dem Gebäude gebracht und auf die Ladeflächen von Kleinlastern gelegt wurden.
Manche hatten Blut auf ihrer Kleidung.
Vor mehreren Krankenhäusern warteten Freunde und Angehörige der Opfer.
Eine Mutter sagte weinend: "Mein Sohn ist hier.
Ich weiß nicht, wie es ihm geht."
Gelände weiträumig abgesperrt
Das Gelände des Clubs wurde sofort nach den Schüssen weiträumig abgesperrt und mit Bombenspürhunde durchsucht.
Bürgermeister Buddy Dyer sprach von einem "sehr schrecklichen" Verbrechen. "
Wir müssen stark bleiben", appellierte er an die Einwohner der Stadt.
In Orlando hatte erst am Freitagabend eine andere Bluttat viele Menschen erschüttert: Ein Mann hatte die populäre Nachwuchssängerin Christina Grimmie nach einem Konzert erschossen.
Polizeichef Mina schloss aber jede Verbindung zwischen den beiden Verbrechen aus.