Wegen Sicherheitsbedenken: Gouverneur verbietet jährliche Schwulenparade in Istanbul !
Istanbul - Im vergangenen Jahr endete die „Pride Week“ in Istanbul in einem Polizeieinsatz mit Tränengas und Wasserwerfer.
Dieses Jahr soll es anders kommen - auch wenn die Demonstranten schon Gegenwind angekündigt haben.
Denn: Der „Marsch des Stolzes“ ist von der Regierung abgesagt worden.
Der Gouverneur von Istanbul hat die bevorstehende jährliche Lesben- und Schwulenparade im Zentrum der türkischen Millionenmetropole verboten.
Der traditionelle „Marsch des Stolzes“ am übernächsten Sonntag auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi werde nicht genehmigt, teilte das Amt des Gouverneurs am Freitag mit.
Die Begründung sei die Sicherheit von Teilnehmern und Bürgern sowie den Schutz der öffentlichen Ordnung an.
Aktivisten wollen trotzdem auf die Straße
Die Veranstalter kündigten rechtliche Schritte an und kritisierten, das Verbot verstoße gegen die Verfassung.
Die Zeitung „Evrensel“ zitierte Aktivisten, die trotz des Verbots demonstrieren wollten.
Erwartet wurde, dass Teilnehmer des Marsches auch an das Massaker von Orlando im US-Bundesstaat Florida erinnern wollten.
Die Parade zum Abschluss der Istanbuler „Pride Week“ findet seit mehr als zehn Jahren statt und wurde vergangenes Jahr erstmals verboten.
Verbot im zweiten Jahr
Damals verwies der Gouverneur auf den für Muslime heiligen Fastenmonat Ramadan.
Dennoch gingen Tausende auf die Straße.
Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas gegen die friedlichen Demonstranten ein.
Auch dieses Jahr fällt der Termin in den Ramadan.
Drohungen gegen den Marsch
Eine ultrarechte nationalistische Gruppe hat den diesjährigen Marsch bedroht.
Im Zentrum Istanbuls ist es seit Jahresbeginn außerdem zu insgesamt drei schweren Anschlägen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und einer militanten kurdischen Gruppe gekommen.
Einer der IS-Selbstmordanschläge fand auf der Istiklal Caddesi statt, auf der auch der diesjährige Marsch wieder geplant ist.
Die Türkei gehört zu den wenigen Ländern in der Region, in denen Homosexualität nicht verboten ist.
Teile der mehrheitlich muslimischen Gesellschaft sind aber sehr konservativ.
Kritiker werfen Präsident Recep Tayyip Erdogan vor, das Land islamisieren zu wollen.