Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

Verhandlungen mit Griechenland: "Anders als Samaras werden wir respektiert"

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Was macht die griechische Regierung, wenn es am Montag beim EU-Sondergipfel keine Einigung gibt? "Dann werden wir sehen, was wir tun", sagt die stellvertretende Arbeitsministerin Theano Fotiou im Interview mit n-tv.de. "Wir sind unvorhersehbar."

n-tv.de: Glauben Sie, dass es am Montag beim EU-Sondergipfel eine Einigung geben wird?

Theano Fotiou: Die derzeitige Situation ist heikel. Wir wissen nicht, wer am Ende innerhalb der Institutionen die Oberhand haben wird. Die Vernunft sagt, dass sie versuchen werden, eine Einigung mit uns zu erzielen. Wir wissen nur: Wir können nicht zulassen, dass der wirtschaftlichen Zusammenbruch weitergeht.

War es ein Fehler, dass Syriza nach dem Wahlsieg nicht nur einen Neustart für Griechenland verkündet hat, sondern ganz Europa umkrempeln wollte?

Wieso sollte das ein Fehler gewesen sein?

Weil alle anderen europäischen Regierungen das als Provokation verstehen mussten.

Syriza ist eine pro-europäische Partei. Aber wir sind für ein anderes Europa. Die EU hat alle Werte, die sie eigentlich vertreten will, längst aufgegeben: Demokratie, Respekt vor dem Willen des Volkes, Solidarität. Wir wollen Europa nicht provozieren, aber wir glauben, Europa sollte seine Prinzipien überdenken.

Was verlangen Sie von den Institutionen?

Vier Dinge: Der Primärüberschuss [die Differenz von staatlichen Einnahmen und Ausgaben vor Abzug des Schuldendienstes] darf nicht zu hoch sein.

Da soll es ja eine Einigung geben.

Das stimmt, da konnte ein Weg gefunden werden. Wichtig ist jetzt der zweite Punkt. Die frühere Regierung unter Antonis Samaras hat immer wiederholt, was unsere europäischen Partner gesagt haben: dass die griechischen Schulden tragfähig sind. Aber das stimmt nicht. Die Schulden sind nicht tragfähig, jeder weiß das. Wir müssen uns mit unseren Partnern einigen, dass sie tragfähig gemacht werden. Das heißt nicht, dass wir sofort eine endgültige Lösung brauchen. Aber das Thema muss auf den Tisch.

Und Ihre anderen beiden Forderungen?

Es darf keine weiteren Kürzungen von Renten und Löhnen geben. Die Renten sind bereits mehrfach gekürzt worden, außerdem lebt mehr als die Hälfte der Griechen von der Rente ihrer Großeltern. Das vierte ist ein Wachstumspaket – nicht in Form von Überweisungen an die griechische Regierung, sondern als Investitionsprogramm für Griechenland.

Ist es ein Erfolg für die griechische Regierung, dass die Staats- und Regierungschefs das Problem bei einem Sondergipfel lösen wollen? Es heißt, dies sei, was Ministerpräsident Alexis Tsipras von Anfang an wollte.

Auf der technischen Ebene sind alle Fragen längst geklärt, daran haben wir in den vergangenen vier Monaten gearbeitet – jeder Minister in seinem Bereich, ich in meinem. Ich kann Ihnen versichern, dass jeder Punkt bis ins Detail geklärt ist. Der ständige Vorwurf, Griechenland habe keine Vorschläge vorgelegt: Das sind Lügen, nur Propaganda. Jedes Ministerium hat genau ausgearbeitet, welche Maßnahmen in den nächsten sechs Monaten, in einem Jahr und in den kommenden vier Jahren umgesetzt werden sollen. Was fehlt, sind die politischen Entscheidungen. Ich glaube, Tsipras hat Recht, dass er auf der höchsten politischen Ebene eine Antwort haben will: Seid ihr bereit, das Problem zu lösen, oder seid ihr nicht dazu bereit?

Was passiert, wenn die anderen Staats- und Regierungschefs die Frage mit Nein beantworten?

Dann werden wir sehen, was wir tun.

Ihre Regierung hat doch immer betont, sie bluffe nicht, sondern spiele mit offenen Karten.

Das stimmt. Aber was dann passiert, ist unvorhersehbar.

Wird es vorzeitige Neuwahlen geben?

Nein. Wenn es keine Einigung gibt, ist keine Zeit für Wahlen. Anders wäre es, wenn wir eine Einigung hätten, gegen die viele Menschen auf die Straße gehen. Dann müsste die Regierung die Wähler entscheiden lassen. Im Moment erfahren wir allerdings starke Unterstützung aus der Bevölkerung. In allen Umfragen liegt Syriza weit vor der Nea Dimokratia [des früheren Ministerpräsidenten Samaras].

Glauben Sie, dass es den aktuellen Konflikt zwischen Griechenland und den anderen europäischen Regierungen auch geben würde, wenn Samaras noch Ministerpräsident wäre?

Bei der deutschen Regierung habe ich den Eindruck, dass sie zwei Richtungen vertritt. Bundeskanzlerin Angela Merkel versucht, das Spiel zu retten. Sie weiß, dass man ihr die Schuld geben würde, wenn Griechenland den Euro verlassen muss. Finanzminister Wolfgang Schäuble steht für eine andere Politik. Wir bekommen von der deutschen Regierung, was die deutsche Regierung uns geben kann – nicht mehr und nicht weniger. Aber wir wissen, dass die deutsche Regierung uns mit Respekt behandelt. Die früheren griechischen Regierungen haben der deutschen Regierung keine Schwierigkeiten bereitet, aber sie wurden von ihr auch nicht respektiert. Wir werden respektiert. Das ist ein großer Unterschied. Ein Problem ist, dass die deutsche Regierung sich intern nie auf eine gemeinsame Linie verständigt hat.
 
Vorbereitungen auf Montag: Athen: Uns trennen 450 Millionen Euro

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Hektisch wird um eine Lösung zwischen Athen und seinen Gläubigern gerungen. Am Abend könnten die Spitzen beider Seiten erneut miteinander telefonieren. Zugleich sendet Griechenland widersprüchliche Signale. Eindeutig ist die Reaktion an den Geldautomaten.


Athen sieht sich und seine internationalen Gläubiger letztlich nur noch durch Maßnahmen im Gegenwert von 450 Millionen Euro getrennt. Die Gläubiger machten zusätzlich Einsparungen in diesem Umfang zur Bedingung für die Auszahlung weiterer Hilfen, sagte Staatsminister Alekos Flambouraris im griechischen Fernsehsender MEGA. Derweil wollen vor dem Eurostaaten-Krisengipfel am Montag Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras einen erneuten Anlauf für eine Einigung nehmen.

Staatsminister Flambouraris sagte, ein Gespräch der beiden Politiker sei am Abend angedacht. "Ich gehe davon aus, dass es eins geben wird. Es wurde aber bislang noch nicht veranlasst", sagte er. Er sei der Ansicht, dass man sich in dem Streit auf eine Lösung hinbewege.

Allerdings dämpfte Flambouraris die Aussicht auf einen Erfolg des Griechenland-Sondergipfels. Die Gläubiger seien nicht bereit, Athen wie gefordert eine Reduzierung des Schuldenberges zuzusichern. "Hoffentlich akzeptieren sie es, aber sie werden es nicht machen, das ist meine persönliche Ansicht", sagte Flambouraris.
Fünf Milliarden in einer Woche abgezogen

Flambouraris gilt als einer der engsten Berater des linken griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras. Sollte die Gläubiger Tsipras ultimativ auffordern, ihren Plan zu akzeptieren oder sein Land pleite gehen zu lassen, schloss Flambouraris eine Volksabstimmung über das Sparprogramm nicht aus. "Das würde ich machen", sagte er.

Ende Juni droht Griechenland die Staatspleite, wenn bis dahin keine Übereinkunft über die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erzielt wird. Zudem muss Athen bis zum 30. Juni 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zahlen.

Mit Blick auf die näherrückende Frist und ohne handfeste Aussicht auf eine Einigung räumen die Griechen weiter ihre Konten. Allein am Freitag sollen sie nach übereinstimmenden Berichten der Athener Presse bis zu zwei Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben haben. Damit seien seit Montag fünf Milliarden Euro aus dem Banksystem abgeflossen, berichtete die konservative Athener Zeitung "Kathimerini". Einen sichtbaren sogenannten Bank-Run mit langen Schlangen vor den Schaltern gab es jedoch nicht. Am Samstagmorgen herrschte nach Augenzeugenberichten reger, aber nicht unnormaler Betrieb vor den Geldautomaten.

Nach Ansicht von Flambouraris kann sich die Europäische Zentralbank (EZB) einen Bankrott der griechischen Banken nicht leisten. Die EZB wüsste um den Dominoeffekt, den ein Zusammenbruch des Bankensystems auslösen würde. Insidern zufolge ist sich die EZB aber nicht sicher, ob die Geldhäuser am Montag öffnen können. Der EZB-Rat erhöhte deswegen die Not-Liquiditätshilfen (ELA) für die griechischen Banken. Zu Wochenbeginn will die EZB nach Reuters-Informationen erneut über den Rahmen der Nothilfen beraten.
Presse: Großer Montag

Die griechische Presse bereitet indes das Land auf den Showdown in Brüssel vor. "Einigung oder Chaos", titelt die Athener Zeitung der politischen Mitte "Ta Nea". Regierungschef Tsipras stehe nun "mit dem Rücken zur Wand". Er habe es mit seiner Hinhaltetaktik am Ende geschafft, dass die Bürger ihre Konten plünderten. Die letzte Woche sei "eine schwarze Woche" für die griechischen Banken gewesen.

"Fieberhafte Beratungen zwei Tage vor dem Großen Montag", berichtet die Boulevardzeitung "Ethnos". Auf dem Tisch sei eine neue Verlängerung des griechischen Konsolidierungsprogramms um vier, sechs oder sogar neun Monate, meint das Blatt.

Die konservative "Kathimerini" titelt: "Hartes Ultimatum der EU". Weiter hieß es, "Einigung aufgrund der Vorschläge der Gläubiger oder Pleite" - dies sei die Botschaft der EU an Athen. Die griechischen Banken könnten nur noch deswegen Geld auszahlen, weil sie Finanzspritzen von der Europäischen Zentralbank bekämen.

"Einigung in der Verlängerung", schreibt das Wirtschaftsblatt "Agorá". Auch diese Zeitung geht von einer Verlängerung des griechischen Programms um sechs bis neun Monate aus. Dabei solle die EU (der Europäische Stabilitätsmechanismus ESM) die griechischen Schulden beim IWF übernehmen.

Das linke Blatt "Efimerída ton Syntaktón" meint, die Gläubiger würden nachgeben. "Das Geld ist viel zu viel für Europa", lautet der Tenor. Die Gläubiger versuchten ein "Panikklima" zu erzeugen. Dabei hätten sie selbst mehr Angst vor einer griechischen Pleite, weil die Folgen nicht berechnet werden könnten, meint das Blatt.

 
Krise oder "Event Risk": Gipfel weist Börsenwoche die Richtung

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Neue Woche - altes Problem: Doch im Ringen um eine Lösung des griechischen Schuldendramas könnte zu Wochenbeginn endlich eine Entscheidung fallen. Daneben steht weiter die Zinsfrage in den USA im Interesse der Händler.


Die Richtung der kommenden Börsenwoche entscheidet sich erst im Laufe des ersten Handelstags. Einmal mehr steht der drohende Staatsbankrott Griechenlands im Zentrum und dürfte den Dax -Anlegern unruhige Nächte bereiten. "Das Risiko eines griechischen Euro-Austritts ist gewachsen, wir sehen die Wahrscheinlichkeit nun bei 40 Prozent," sagt Helaba-Analyst Christian Apelt.

Alle Augen richten sich jetzt auf einen für Montag geplanten Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der Eurozone. EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte das Treffen auf höchster Ebene einberufen, nachdem Beratungen der Euro-Finanzminister in Luxemburg kein Ergebnis gebracht hatten. "Es ist ein stetes Hoffen und Bangen", sagte ein Händler.

Das nervöse Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt dürfte sich daher fortsetzen. Binnen fünf Tagen verlor der Dax 1,4 Prozent auf 11.040 Zähler. Es war der vierte Wochenverlust in Folge.

Scheitern brächte Rentenmärkte unter Druck


Zuspitzen könnte sich die Lage ab Montag auch durch einen möglichen "Bank-Run" der Griechen. Immer mehr räumen Geld von ihren Konten, um für eine mögliche Staatspleite gerüstet zu sein. Dies schürte Sorgen um die Liquidität der griechischen Banken. Doch es gibt auch Anleger, die keinen Ansturm erwarten. "Der ist schon längst gelaufen dank der ELA-Geschenke durch die EZB", sagte ein Händler. Die Notkredite von Europas Zentralbank seien im Land gut genutzt worden, um sich Kapitalpolster in Euro aufzubauen.

Übergeordnet sprechen manche Händler sogar von einem klassischen "Event Risk" - also einem singulären Ereignis jenseits von fundamentalen Unternehmens- oder Wirtschaftsdaten, das Bewegung in die Aktienkurse bringen könnte. Das Gros der Analysten und Händler geht aber mehr von einer medialen Belastung der Stimmung aus als von einer echten ökonomischen Relevanz.

Bei einem Scheitern des EU-Sondergipfels dürfte der Markt vor allem auf die Rentenmärkte und Portugal blicken. Marktteilnehmer zeigen sich jedoch auch hier entspannter als bei früheren Krisen: Die EZB habe angesichts von Stabilitätsfonds und dem laufenden Quantitative Easing alle Mittel, um schnell dagegenzuhalten. "Wir glauben, dass die EZB aggressiv intervenieren würde", heißt es dazu bei BofA-Merrill Lynch. Zudem habe Portugal, anders als Griechenland, kräftige Reformanstrengungen unternommen, so dass es höchstens zu einer kurzen Schreckreaktion kommen dürfte.

Ein Paar Konjunkturdaten für die Fed

Abseits des Hellas-Dramas stehen in der neuen Woche zahlreiche Konjunkturdaten dies- und jenseits des Atlantiks auf der Agenda: Die Einkaufsmanagerindizes aus dem Euro-Raum werden Anleger vor allem daraufhin abklopfen, ob die Wirtschaft weiter an Fahrt gewinnt. Analysten gehen allerdings nicht von einer starken Aufwärtsbewegung aus. Ebenfalls Beachtung finden dürfte der Ifo-Index am Mittwoch - zuletzt hatte sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Firmen erstmals seit Oktober leicht eingetrübt.

In den USA richtet sich die Aufmerksamkeit unter anderem auf die Auftragseingänge langlebiger Güter, das US-BIP und auf die Zahlen zum US-Einkommen und zum Konsum. Eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung gilt als Grundvoraussetzung für die geplante Zinswende.

Zuletzt hatte sich die US-Notenbank Fed noch nicht auf einen genauen Zeitpunkt für die erste Zinserhöhung festlegen wollen und die Wall Street damit gestützt. Der Dow-Jones-Index gewann auf Wochensicht 0,6 Prozent.

Stühlerücken bei den Nebenwerten

Auf Unternehmensseite dürfte es in der neuen Woche recht ruhig zugehen. Einzelne Firmen aus der zweiten und dritten Reihe öffnen ihre Türen für die Aktionäre und laden wie das Biotechunternehmen Qiagen oder der Autovermieter Sixt zur Hauptversammlung. Die im SDax notierte Baumarktkette Hornbach veröffentlicht zum ersten Geschäftsquartal.

Ansonsten gibt es zu Wochenbeginn ein großes Stühlerücken bei den Nebenwerten: Insbesondere werden die Aktien des Mode-Versandhändlers Zalando in den MDax aufrücken und dort die Papiere des Ingenieur-Dienstleisters Bertrandt ersetzen. Bertrandt-Anteilsscheine kehren dafür in den SDax zurück.

Außerdem werden der Kabelfernsehanbieter Tele Columbus, der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer und der Immobilienkonzern Adler Real Estate im SDax notiert sein. Verlassen müssen den Index der Oberflächenspezialist Surteco, der Online-Reifenhändler Delticom und der Baukonzern Bauer. Der Kleinkredite-Anbieter Ferratum ersetzt dann das Immobilienunternehmen Westgrund im SDax.

In den USA legt am Donnerstag nach Börsenschluss Adidas-Konkurrent Nike Zahlen zum vierten Geschäftsquartal vor.

 
Athen Uns trennen 450 Millionen Euro von Einigung

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Schaffen die Staats- und Regierungschefs der Euroländer den Durchbruch in der Griechenland-Krise? Aus Athen kommen nicht allzu optimistische Signale. Und die Banken des Landes bluten immer schneller aus.

Im Streit um das griechische Sparprogramm geht es nach Angaben aus Athen letztlich nur noch um Maßnahmen für 450 Millionen Euro. Die Gläubiger machten zusätzlich Einsparungen in dieser Höhe zur Bedingung für die Auszahlung weiterer Hilfen, sagte Staatsminister Alekos Flambouraris im griechischen Fernsehsender MEGA.

Ende Juni droht dem Land die Staatspleite, wenn bis dahin keine Übereinkunft über die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erzielt wird. Außerdem muss Athen bis zum 30. Juni 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zahlen. Am Donnerstag war ein Treffen der Euro-Finanzminister ohne Einigung mit Griechenland zu Ende gegangen. EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte daraufhin für Montag den Sondergipfel mit den Staats- und Regierungschefs der Eurozone einberufen.

Flambouraris dämpfte allerdings die Hoffnung auf einen Erfolg dieses Treffens. Die Gläubiger seien nicht bereit, Athen wie gefordert eine Reduzierung des Schuldenberges zuzusichern. "Hoffentlich akzeptieren sie es, aber sie werden es nicht machen, das ist meine persönliche Ansicht", sagte der Staatsminister. Er gilt als einer der engsten Berater des linken griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras.

Der Euro-Krisengipfel wird als eine vielleicht letzte Möglichkeit für einen Durchbruch präsentiert, auch wenn Experten meinen, dass sich das Schuldendrama noch über Monate weiterziehen könne. Die Geldgeber wollen nur dann weitere Hilfsgelder freigeben, wenn Athen einem für sie akzeptablen Reform- und Sparprogramm zustimmt. Sollten die Gläubiger Tsipras ultimativ auffordern, ihren Plan zu akzeptieren oder sein Land pleite gehen zu lassen, schloss Flambouraris eine Volksabstimmung über das Sparprogramm nicht aus. "Das würde ich machen", sagte er.

Derweil bluten die von der Europäischen Zentralbank mit Notkrediten gestützten griechischen Banken weiter aus. Allein am Freitag sollen die Griechen nach Berichten der Athener Presse 1,7 bis zwei Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben haben. Damit seien in nur einer Woche fünf Milliarden Euro aus dem Bankensystem abgeflossen, berichtete die konservative Athener Zeitung "Kathimerini".

SPD-Chef Sigmar Gabriel warnte vor dramatischen Folgen für Europa, wenn das Schuldendrama in Griechenland nicht gelöst werde. "Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro wäre ein fatales Signal", sagte der Vizekanzler nach Teilnehmerangaben bei einem nicht-öffentlichen SPD-Konvent in Berlin. Der Nationalismus sei ohnehin bereits überall in Europa auf dem Vormarsch. Ein Scheitern der Verhandlungen im Schuldendrama würde diese Tendenzen verstärken.

 
Nächster Showdown am Montag: Merkel dämpft Erwartungen an Griechen-Gipfel



Die Griechen räumen immer mehr Geld von ihren Konten und erhöhen so im Schuldenstreit den Einigungsdruck auf die Politik. Allein am Donnerstag fließen über eine Milliarde Euro von den Geldhäusern ab. Derweil richten sich alle Augen auf den Krisengipfel der Euro-Staaten am Montag. Aber Kanzlerin Angela Merkel dämpft die Erwartungen. Derweil flirtet Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras erneut mit Russland.

 
Liveticker zur Schuldenkrise: +++ 23:00 Schulz warnt Regierung in Athen +++

Das Ringen um Griechenland dauert an. Vor dem Sondergipfel der EU zu Wochenbeginn gibt es jede Menge Spekulationen, Mahnungen, Warnungen und Forderungen.

+++ 23:00 Schulz warnt Regierung in Athen +++
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) warnt die Regierung in Athen eindringlich vor den Folgen eines Bruches mit der Eurozone. Vor dem Hintergrund der drohenden Staatspleite des Landes sagt er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Was nicht geht: aus dem Euro ausscheiden, seine Schulden nicht zurückzahlen, aber erwarten, dass die Mittel aus dem EU-Haushalt weiter fröhlich fließen."

+++21:54 "Grexit weniger dramatisch als vor zwei Jahren" +++
Der österreichische Notenbankchef Ewald Nowotny sieht die Eurozone heute deutlich besser gewappnet gegen ein Ausscheiden Griechenlands als vor zwei Jahren. Damals habe es noch die akute Gefahr gegeben, "dass ein Zusammenbruch Griechenlands negative Folgen auf andere Südländer hätte", sagte Nowotny dem "Kurier". "Das ist heute anders: Die Zinsen der Staatsanleihen von Italien, Spanien und Portugal sind kaum in die Höhe gegangen, nicht zuletzt durch die Geldpolitik der EZB", fügte Nowotny hinzu, der auch dem Führungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB) angehört. "Die Märkte sehen Griechenland als Sonderfall. Die Kosten eines Grexit für Europa wären heute wesentlich geringer als noch vor zwei Jahren."

+++ 20:31 EU-Kommission legt Athen Fahrplan vor +++

Die EU-Kommission hat Athen nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" bereits am Donnerstag einen letzten Fahrplan zur Einigung auf ein Reformprogramm übermittelt. Die Positionen lägen zwar noch weit auseinander; allerdings könnte das Hilfsprogramm bis mindestens September verlängert und um 6 Milliarden Euro aufgestockt werden, wenn Athen liefert.

Der Zeitplan der Kommission soll so aussehen: Athen übernimmt in der kommenden Woche die Eckpunkte der Gläubiger und unterlegt sie mit glaubwürdigen Reformzusagen. Danach bringt es die Reformen durchs Parlament. Bis Mitte Juli entscheiden dann die Eurostaaten über die Auszahlung von 3,7 Milliarden Euro aus dem laufenden Programm, über dessen Verlängerung bis mindestens September und eine finanzielle Aufstockung. Nach EU-Vorstellungen könnten etwa 6 von insgesamt 11 Milliarden Euro umgewidmet werden, die ursprünglich für die Rekapitalisierung griechischer Banken vorgesehen waren. So würden einige Monate gewonnen - Zeit, um ein drittes Hilfspaket auszuhandeln.

+++ 18:57 Athen prüft Kompromisse im Schuldenstreit +++

Athen prüft nach Worten von Staatsminister Alekos Flabouraris eine Anpassung der vorlegten Reformpläne. Mehrere Zugeständnisse würden derzeit geprüft, sagte er. Dazu zählten die weitere Einschränkung von Frühverrentungen - was Athen prinzipiell bereits akzeptiert hat - sowie die Absenkung der Grenzen bei der Besteuerung von Unternehmensgewinnen. Diese und andere Kompromisse sollten Athen und seine Gläubiger einer Einigung näher bringen, sagte Flabouraris. "Wir werden Maßnahmen präsentieren, die die Kluft überbrücken", wird er von griechischen Medien zitiert.

+++ 17:31 Griechischer Präsident: Rücktritt bei "Grexit" +++

Griechenlands Präsident Prokopis Pavlopoulos lässt durchblicken, dass er bei einem Ausscheiden seines Landes aus der Eurozone zurücktreten werde. Das berichtet die Zeitung "Real.gr". Der konservative Politiker wurde im Februar zum Staatspräsidenten gewählt.

++ 15:06 Vizeminister lobt die Drachme +++
"Griechenland hat große Dinge in den mehr als 200 Jahren vollbracht, in denen es die Drachme nutzte", sagte Griechenlands Vize-Kulturminister Nikos Xydakis "enikos.gr" zufolge der Zeitung "Efimerida ton Syntakton". Mit dem Euro habe Griechenland keinen nennenswerten Fortschritt erzielt. Die Währung sei nur ein Werkzeug, so Xydakis. Griechenland solle das Für und Wider abwägen. "Europa existiert viel länger als der Euro und wird weiterhin überleben", ergänzte der Minister.

Mit Xydakis haben wir im Januar ein Interview geführt. Dabei sagte er: "Die Deutschen bekommen unser Geld, nicht aber unsere Seele."

+++ 14:41 Athen kündigt neue Vorschläge an +++
Griechenland will bei dem Euro-Sondergipfel zur Schuldenkrise neue Vorschläge vorlegen. "Wir werden versuchen, unsere Vorlage zu ergänzen, damit wir einer Lösung näher kommen", sagte Alekos Flambouraris, ein enger Berater von Ministerpräsident Alexis Tsipras, am Samstag dem Fernsehsender Mega. "Wir reisen nicht mit dem alten Vorschlag an."

+++ 12:49 Gabriel warnt vor "Grexit"-Folgen +++
Nach Ansicht von SPD-Chef Sigmar Gabriel wäre ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro "ein fatales Signal". Der Nationalismus sei ohnehin bereits überall in Europa auf dem Vormarsch, sagte er nach Teilnehmerangaben bei einem nicht-öffentlichen SPD-Konvent in Berlin. Ein Scheitern der Verhandlungen würde diese Tendenzen verstärken: Es bestehe die Gefahr einer "europäischen Desintegration", so der Vizekanzler.

+++ 12:03 Söder vertraut Athen nicht +++
Bayerns Finanzminister Markus Söder und die griechische Regierung werden wohl keine Freunde mehr. "Selbst wenn Vorschläge gemacht werden, hat man den Eindruck, dass die griechische Regierung gar nicht will und wartet, dass Europa nachgibt", sagte der CSU-Politiker. Es könne nicht sein, dass am Ende die europäischen Steuerzahler allein für die Probleme von Griechenland aufkommen. "Mein Vertrauen in diese Regierung geht gegen Null", so Söder.

+++ 11:10 Varoufakis erntet "eisiges Schweigen" +++
Reden die Finanzminister der Eurozone aneinander vorbei? Der Text von Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis, der heute in der "Irish Times" veröffentlicht wurde, vermittelt diesen Eindruck. Hier die wichtigsten Auszüge:

Die Eurozone funktioniere auf eine rätselhafte Weise. Die Finanzminister würden folgenschwere Entscheidungen durchwinken, deren Details blieben dabei im Dunkeln. Diese würden von "Experten" erarbeitet, die nicht die Wähler, sondern die Institutionen repräsentieren. Man müsse sich fragen, wie wirksam und demokratisch das sei.
Irlands Finanzminister Michael Noonan habe sich darüber beschwert, die Ressortchefs seien in die jüngsten Vorschläge der Gläubiger nicht eingeweiht worden.
Das griechische Drama werde im Norden Europas häufig missverstanden. Denn die Verschwendung in der Vergangenheit werde überlagert von den außergewöhnlichen Anpassungen der letzten fünf Jahre.
Mittlerweile erwirtschafte Griechenland einen Primärüberschuss, die Löhne seien im Schnitt um 37 Prozent gesunken, die Renten bis zu 48 Prozent. Die Zahl der im öffentlichen Dienst Beschäftigten sei um 30 Prozent gefallen.
Das Einkommen sei im Schnitt um 27 Prozent geringer, die Arbeitslosenquote sei auf bis zu 27 Prozent geklettert, die Schulden auf 180 Prozent des rapide sinkenden BIP geklettert.
Griechenland brauche nicht mehr Einschnitte oder höhere Steuern, sondern Reformen.
Er habe beim vergangenen Treffen der Euro-Finanzminister eine Reformagenda präsentiert.
Leider seien seine Vorschläge auf eisiges Schweigen gestoßen.

"Ein unparteiischer Beobachter der Beratungen der Eurogruppe würde zu dem Ergebnis kommen, dass es sich um eine seltsame Runde handelt", schreibt Varoufakis, "Schlecht ausgerüstet, um gute, harte Entscheidungen zu treffen, wenn Europa sie wirklich braucht."

Folgende Frage müsse beantwortet werden, so Varoufakis: "Ist es wahrscheinlicher, dass die Eurozone eine bessere Union wird, wenn Griechenland den Wölfen zum Fraß vorgeworfen wird – trotz der Vorschläge, die vorgelegt wurden? Oder würde eine Vereinbarung, die sich um diese Vorschläge dreht, eher zu mehr Offenheit, Leistungsfähigkeit und Demokratie führen?"

Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte nach dem Treffen der Eurogruppe gesagt: "Yanis Varoufakis war der Meinung, er habe eine weitreichende Initiative ergriffen. Aber [wir haben] sie offenbar nicht verstanden."

Was Varoufakis präsentiert hat, lesen Sie hier.

+++ 9:59 Athen dämpft Erwartungen +++
Bringt der Gipfel am Montag eine Lösung? Der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris gibt sich skeptisch. Hier Aussagen aus seinem Interview im griechischen Fernsehsender MEGA:

Im Streit um das griechische Sparprogramm gehe es nur noch um Maßnahmen für 450 Millionen Euro. Die Gläubiger machten zusätzlich Einsparungen in diesem Umfange zur Bedingung für die Auszahlung weiterer Hilfen.
Die Gläubiger seien nicht bereit, Athen wie gefordert eine Reduzierung des Schuldenberges zuzusichern.
Sollten die Gläubiger Ministerpräsident Alexis Tsipras ultimativ auffordern, ihre Forderungen zu akzeptieren oder sein Land pleite gehen zu lassen, schließt Flambouraris eine Volksabstimmung über das Sparprogramm nicht aus.
Die Europäische Zentralbank könne sich keinen Bankrott der griechischen Banken leisten. Die EZB wüsste um den Dominoeffekt, den ein Zusammenbruch des Bankensystems auslösen würde.

Flambouraris gilt als einer der engsten Berater von Tsipras.

+++ 09:28 Telefonat von Juncker und Tsipras möglich +++
Im Vorfeld des Krisengipfels zu Griechenland soll offenbar ein Telefonat zwischen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras Fortschritte bringen. Am Abend sei ein Gespräch der beiden Politiker geplant, sagte der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris.

+++ 08:49 Griechen heben weitere 1,7 Milliarden Euro ab +++
Wie lange reicht das Bargeld in Griechenland noch? Es gibt ernsthafte Zweifel, denn die Griechen leeren ihre Bankkonten. Wie mehrere griechische Zeitungen schreiben, wurden alleine am Freitag zwischen 1,7 und 2 Milliarden Euro abgehoben. Damit seien seit Montag fünf Milliarden Euro aus dem Banksystem abgeflossen, berichtete "Kathimerini". Einen sichtbaren Bank Run mit langen Schlangen vor den Schaltern gab es jedoch nicht. Am Samstagmorgen herrschte reger, aber nicht unnormaler Betrieb vor den Geldautomaten.

 
Neue Vorschläge aus Griechenland: Varoufakis nimmt Merkel in die Pflicht


Kommt es bei dem Sondergipfel am Montag zu einer Lösung im griechischen Schuldenstreit? Offenbar hat die griechische Regierung neue Vorschläge erarbeitet. EU-Politiker aber bleiben skeptisch. Derweil schiebt Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis Kanzlerin die Verantwortung für den nächsten Schritt Kanzlerin Angela Merkel zu. Sie habe jetzt die Wahl.

 
Liveticker zur Schuldenkrise: +++ 11:42 Pimco: Grexit keine direkte Gefahr für Euro +++

Der Vermögensverwalter Pimco sieht in einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone keine "unmittelbare existentielle Gefahr für den Euro selbst". Es werde eine ungemütliche, nicht aber bedrohliche Zeit für die Gemeinschaftswährung, sagte Pimco-Deutschland-Chef Andrew Bosomworth der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Es sei aber durchaus möglich, dass es in den nächsten Tagen und Wochen ungemütlich werde.

Zugleich müsse man sich aber vor Augen halten, dass der Rückzug eines Landes aus der Währungsunion deren Natur fundamental verändere. "Die Europäische Währungsunion wurde als eine unauflösliche Gemeinschaft gegründet. Dies ist ihr Fundament. Wenn nun diese Unauflöslichkeit nicht mehr gegeben ist und ein einzelnes Land ausscheidet, ist dies ein Präzedenzfall, an den sich Investoren in Zukunft erinnern dürften", so der Pimco-Deutschland-Chef.

+++ 10:08 Athen: "Renten und Löhne werden gezahlt" +++

Athen dementierte einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", nach der die griechische Regierung akute Liquiditätsprobleme hat: "Die Renten sind gesichert und werden an dem Tag gezahlt, an dem sie ausgezahlt werden müssen", sagte der Chef der größten griechischen Rentenkasse IKA, Yanis Theonas, im griechischen Fernsehen MEGA. "Die deutschen Zeitungen betreiben ihre eigene Politik." Vize-Finanzminister Dimitris Mardas sagte im Staatsfernsehen ERT1: "Ich weiß nicht, woher diese Fakten kommen. Wir werden die Renten und Löhne normal zahlen."

+++ 09:46 Tsipras trommelt sein Kabinett zusammen +++
Die Uhr tickt und in Athen herrscht rege Betriebsamkeit. Am Mittag tage das Kabinett, Alexis Tsipras habe die Minister einberufen, heißt es aus Regierungskreisen. Er wolle die Kollegen über seine Positionen unterrichten. Am Vortag hatte es mehrere Stunden lang Beratungen zu den von den Gläubigern geforderten Sparmaßnahmen im Regierungssitz gegeben. Insider schlossen nicht aus, dass Tsipras bereits am Sonntagabend nach Brüssel reist.

+++ 08:48 CSU-Mann sieht keine Chance für Einigung+++
Wenn es nach Hans Michelbach geht, lohnt es sich kaum, am Montag noch einmal mit Griechenland über eine Lösung der Krise zu sprechen. Der CDU/CSU-Obmann im Finanzausschuss des Bundestags und Chef der CSU-Mittelstandsunion sieht keine realistische Chance auf einen Verhandlungserfolg mehr. Er warnte vor "faulen politischen Kompromissen". "Nur eine ökonomisch nachhaltige Lösung ist vertretbar", sagte er. Der griechischen Regierung warf er vor, ihr gehe es um eine Zerstörung der Euro-Stabilitätspaktes und eine Vergemeinschaftung der griechischen Schulden. Er forderte die EZB auf, die Nothilfekredite für Griechenland sofort zu stoppen.

+++ 07:43 Sapin: Grexit muss vermieden werden +++
Frankreichs Finanzminister Michel Sapin will alles tun, um das Szenario eines Grexit zu vermeiden. Der Zeitung "Le Journal du Dimanche" sagte er, die Konsequenzen eines solchen Schritts seien nur schwer abschätzbar. Athen müsse zur Lösung der Schuldenkrise "solide" und "ernsthafte" Vorschläge präsentieren. "Wir müssen eine Einigung finden, die es Griechenland ermöglicht, zu Wachstum und Investitionen zurückzukehren", ergänzte Sapin.

+++ 06:14 Bericht: Athen kann Gehälter und Renten nicht zahlen +++
Rentner und Staatsbedienstete in Griechenland müssen womöglich mit gekürzten Bezügen für Juni auskommen. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Wegen stark gesunkener Steuereinnahmen dürften bis Monatsende 2 bis 3,6 Milliarden Euro fehlen - so gehe es aus internen Berechnungen der internationalen Geldgeber hervor. Damit wäre auch die Zahlung der fälligen IWF-Rate in Höhe von 1,6 Milliarden Euro mehr als zweifelhaft. Selbst wenn sich Athen am Montag mit den Gläubigern einigen sollte, gibt es Probleme: Denn bevor neues Geld fließt, müssten zunächst die angemahnten Reformen verabschiedet und neue Zahlungen von fünf nationalen Parlamenten abgesegnet werden.

+++ 05:05 MS-Chef: Grexit-Risiken "überschaubar" +++
Der Chef der Investmentbank Morgan Stanley, James Gorman, hält die wirtschaftlichen Folgen eines Euro-Austritts Griechenlands für "überschaubar", warnt aber vor unkalkulierbaren politischen Risiken. "Ich würde es nicht geschehen lassen", sagt er der "Welt am Sonntag". Es gebe zu wenig Erfahrungen damit. Eine Systemkrise wie nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 2008 hält Gorman für "sehr, sehr unwahrscheinlich". Gorman plädiert für eine Restrukturierung der griechischen Schulden. "Ich glaube nicht, dass Griechenland den Euro verlässt. Es wird einen Kompromiss geben, das Risiko ist zu groß."

+++ 04:40 Gipfelchef kontaktiert Athen-Geldgeber +++
EU-Gipfelchef Donald Tusk steht EU-Kreisen zufolge in Kontakt mit Spitzenvertretern der Geldgeber Griechenlands. Ein Diplomat teilt in Brüssel mit, es gebe Kontakte mit dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und IWF-Chefin Christine Lagarde. Auch mit Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem stehe Tusk in Verbindung.

+++ 03:15 US-Finanzminister schaltet sich ein +++
Im Schuldenstreit zwischen Griechenland und seinen internationalen Geldgebern warnt US-Finanzminister Jacob Lew die Regierung in Athen vor einem Ausscheiden aus dem Euro. Ein solcher Schritt wäre mit einem "entsetzlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung verbunden", sagt Lew im US-Fernsehsender CNN. Vor allem aber werde er die griechische Bevölkerung hart treffen. "Ich rufe alle Seiten zur Flexibilität auf", so Lew.

+++ 01:10 Treffen der Eurogruppe vorverlegt +++
Das für Montag geplante Treffen der Finanzminister der Eurozone zur Griechenland-Krise soll zweieinhalb Stunden früher stattfinden. Die Beratungen werden nun bereits um 12.30 Uhr (MESZ) beginnen anstelle von 15.00 Uhr, wie Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem mitteilt. Für die Änderung nennt er zunächst keine Gründe. Die Ministerpräsidenten und Staatschefs der 19 Eurostaaten sollen im selben Gebäude später am Montag um 19.00 Uhr zusammenkommen.

+++ 00:15 Gabriel: Grexit wäre "fatales Signal" +++
SPD-Chef Sigmar Gabriel warnt vor dramatischen Folgen für Europa, wenn das Schuldendrama in Griechenland nicht gelöst werde. "Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro wäre ein fatales Signal", sagt der Vizekanzler nach Teilnehmerangaben bei einem nicht-öffentlichen SPD-Konvent in Berlin. Der Nationalismus sei ohnehin bereits überall in Europa auf dem Vormarsch. Ein Scheitern der Verhandlungen im Schuldendrama würde diese Tendenzen verstärken.
 
Liveticker zur Schuldenkrise: +++ 18:25 Varoufakis: "Sind auf dem Weg zu einer Übereinkunft" +++

Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis gibt sich optimistisch, dass eine Vereinbarung mit den Kreditgebern möglich ist. Auf die Frage, ob er davon überzeugt sei, sagte Varoufakis: "Immer, wir sind auf dem Weg zu einer Übereinkunft." Details zu den neuen Lösungsvorschlägen aus Athen nannte er nicht.

+++ 18:00 Französische Regierungskreise: "Einigung am Montag möglich" +++
Medienberichten zufolge kursiert in französischen Regierungskreisen die Einschätzung, dass eine Einigung auf dem EU-Sondergipfel am Montag möglich sei. Die Griechen hätten in Brüssel zum ersten Mal Vorschläge vorgelegt, "die einer ernsthaften Basis ähneln", zitiert das "Handelsblatt" die Insider. Zuvor hatte Frankreichs Präsident Francois Holland erklärt, das Griechenland einen Vorschlag an die Kommission und soweit er wisse auch an die Institutionen übergebe habe.

Athen hatte zuvor mitgeteilt, Deutschland, Frankreich und die Kommission hätte die neuen Vorschläge erhalten, ohne Angaben über den Inhalt zu machen.

+++ 16:45 Kreise: Geldgeber beraten noch am Sonntag +++
Griechenlands Geldgeber treten nach Angaben von Insidern noch am Sonntag zu Beratungen über eine Lösung der Schuldenkrise zusammen. Allerdings liege der dafür benötigte neue Vorschlag der Athener Regierung noch nicht vor, sagten EU-Diplomaten vor dem Beginn des Treffens.

Ohne die Vorlage können die Gespräche der Institutionen Internationaler Währungsfonds , Europäische Zentralbank und EU-Kommission keine Ergebnisse erzielen. Frankreichs Präsident Francois Holland erklärte in Mailand, Griechenland habe einen Vorschlag an die Kommission übergeben und soweit er wisse auch an die Institutionen. Die griechische Regierung hatte erklärt, Deutschland, Frankreich und die Kommission hätten die neuen Vorschläge erhalten.

+++ 15:50 Griechenland-Tourismus fehlen Investitionen +++
Schätzungsweise rund 1,5 Milliarden Euro an Investitionen in die griechische Tourismus-Industrie werden derzeit auf Eis gelegt. Viele ausländische Unternehmen hätten wegen der stockenden Gespräche zwischen Athen und der Eurozone, IWF und EZB bereits geplante Investitionen in neue Hotels oder touristische Infrastruktur wie Flughäfen aufgeschoben, sagte der Chef des griechischen Tourismusverbandes SETE, Andreas Andreadis, gegenüber dem Anlegermagazin "Börse Online".

Statt der erwarteten Projekte "im Volumen von über 2 Milliarden Euro" dürften sich die Auslandsinvestitionen in den Tourismus-Sektor im laufenden Jahr auf "rund 500 Millionen Euro" beschränken.

+++ 14:29 Athen: Tsipras hat einen neuen Vorschlag +++
Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras präsentiert seine Vorschläge für eine "endgültige Lösung" der Schuldenkrise. Tsipras habe seine Position am Sonntag in Telefonaten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident François Hollande und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker erläutert, hieß es in einer Erklärung der Regierung in Athen. Ob Tsipras auf die Forderungen der Gläubiger zu weiteren Spar- und Reformmaßnahmen einging, blieb zunächst offen.

+++ 14:20 "Phalanx" gegen Europa +++
In dem sozialen Netzwerk Twitter wird unter dem Hash-Tag "Last-ditch" (letzter Versuch) bereits überlegt, wie die Hellenen sich am Besten in ihrer letzten Schlacht gegen Europa verteidigen können - vielleicht mit Helm und Schild? "Problem ist, dass (EZB-Chef) Draghi aus Rom kommt", weiß ein Twitterer. "Und wenn man sich die Bilanz einer Phalanx gegen die Römer anschaut - na ja."

Die griechischen "Krieger" sind übrigens Teil einer Performance, die am Sonntag vor dem Parlamentsgebäude in Athen stattfand.

+++ 13:35 Juncker und Tsipras telefonieren +++
Vor dem Sondergipfel zur Schuldenkrise in Griechenland halten die hochrangigen Beteiligten nach Angaben von Insidern engen Kontakt. So habe EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Samstag mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras telefoniert, sagte ein EU-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Ein weiteres Gespräch sei für Sonntag geplant.

+++ 12:50 Schelling rechent nicht mit Banken-Schließungen +++
Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling rechnet nicht damit, dass die griechischen Banken wegen des massiven Kapitalabflusses der vergangenen Tage zu Wochenbeginn geschlossen sein werden. Er gehe davon aus, dass die Institute in den nächsten Tagen ihre Schalter ohne Probleme öffnen, sagte Schelling im ORF. Es sei wichtig, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den griechischen Geldhäusern Notfall-Liquidität bereitstelle, solange diese solvent seien. Denn keine Bank in Europa könne einen solchen Abzug von Einlagen verkraften, den es in Griechenland über die vergangenen Monate gegeben habe.

+++ 11:42 Pimco: Grexit keine direkte Gefahr für Euro +++
Der Vermögensverwalter Pimco sieht in einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone keine "unmittelbare existentielle Gefahr für den Euro selbst". Es werde eine ungemütliche, nicht aber bedrohliche Zeit für die Gemeinschaftswährung, sagte Pimco-Deutschland-Chef Andrew Bosomworth der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Es sei aber durchaus möglich, dass es in den nächsten Tagen und Wochen ungemütlich werde.

Zugleich müsse man sich aber vor Augen halten, dass der Rückzug eines Landes aus der Währungsunion deren Natur fundamental verändere. "Die Europäische Währungsunion wurde als eine unauflösliche Gemeinschaft gegründet. Dies ist ihr Fundament. Wenn nun diese Unauflöslichkeit nicht mehr gegeben ist und ein einzelnes Land ausscheidet, ist dies ein Präzedenzfall, an den sich Investoren in Zukunft erinnern dürften", so der Pimco-Deutschland-Chef.

+++ 10:08 Athen: "Renten und Löhne werden gezahlt" +++
Athen dementierte einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", nach der die griechische Regierung akute Liquiditätsprobleme hat: "Die Renten sind gesichert und werden an dem Tag gezahlt, an dem sie ausgezahlt werden müssen", sagte der Chef der größten griechischen Rentenkasse IKA, Yanis Theonas, im griechischen Fernsehen MEGA. "Die deutschen Zeitungen betreiben ihre eigene Politik." Vize-Finanzminister Dimitris Mardas sagte im Staatsfernsehen ERT1: "Ich weiß nicht, woher diese Fakten kommen. Wir werden die Renten und Löhne normal zahlen."

+++ 09:46 Tsipras trommelt sein Kabinett zusammen +++
Die Uhr tickt und in Athen herrscht rege Betriebsamkeit. Am Mittag tage das Kabinett, Alexis Tsipras habe die Minister einberufen, heißt es aus Regierungskreisen. Er wolle die Kollegen über seine Positionen unterrichten. Am Vortag hatte es mehrere Stunden lang Beratungen zu den von den Gläubigern geforderten Sparmaßnahmen im Regierungssitz gegeben. Insider schlossen nicht aus, dass Tsipras bereits am Sonntagabend nach Brüssel reist.

+++ 08:48 CSU-Mann sieht keine Chance für Einigung+++
Wenn es nach Hans Michelbach geht, lohnt es sich kaum, am Montag noch einmal mit Griechenland über eine Lösung der Krise zu sprechen. Der CDU/CSU-Obmann im Finanzausschuss des Bundestags und Chef der CSU-Mittelstandsunion sieht keine realistische Chance auf einen Verhandlungserfolg mehr. Er warnte vor "faulen politischen Kompromissen". "Nur eine ökonomisch nachhaltige Lösung ist vertretbar", sagte er. Der griechischen Regierung warf er vor, ihr gehe es um eine Zerstörung der Euro-Stabilitätspaktes und eine Vergemeinschaftung der griechischen Schulden. Er forderte die EZB auf, die Nothilfekredite für Griechenland sofort zu stoppen.

 
"Ehrenvolle" Lösung oder Grexit?: Varoufakis: "Merkel hat die Wahl"

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Der anstehende Sondergipfel zur griechischen Schuldenkrise wirft seine Schatten voraus: Gläubiger und Athener Regierungsmitglieder bringen sich in Stellung. Es fallen mahnende und warnende Worte - ebenso Forderungen und Ankündigungen. Das zeigt, die Zeit drängt. Der Sondergipfel soll nun eher beginnen.

Vor dem für Montag einberufenen Sondergipfel mit den Staats- und Regierungschefs der Eurozone hat der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis die Verantwortung für den nächsten Schritt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zugeschoben. "Die deutsche Kanzlerin steht am Montag vor einer entscheidenden Wahl", schrieb er in einem Gastbeitrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Sie könne in eine "ehrenvolle Einigung" eintreten oder die einzige griechische Regierung über Bord werfen, die prinzipientreu sei und die das griechische Volk mitnehmen könne auf einen Pfad der Reform.

Im Streit um das Sparprogramm geht es nach Angaben aus Athen letztlich nur noch um Maßnahmen für 450 Millionen Euro. Die Gläubiger machten zusätzlich Einsparungen in dieser Höhe zur Bedingung für die Auszahlung weiterer Hilfen, sagte Staatsminister Alekos Flambouraris im griechischen Fernsehsender MEGA.

Das für Montag geplante Treffen der Finanzminister der Eurozone zur Griechenland-Krise soll zweieinhalb Stunden früher stattfinden. Die Beratungen werden nun bereits um 12.30 Uhr (MESZ) beginnen anstelle von 15.00 Uhr, wie Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem mitteilte. Für die Änderung nannte er zunächst keine Gründe. Die Ministerpräsidenten und Staatschefs der 19 Eurostaaten sollen im selben Gebäude später am Montag um 19.00 Uhr zusammenkommen.
Schulz warnt Athen vor Bruch

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) warnte indes die Regierung in Athen eindringlich vor den Folgen eines Bruches mit der Eurozone. Vor dem Hintergrund der drohenden Staatspleite des Landes sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Was nicht geht: aus dem Euro ausscheiden, seine Schulden nicht zurückzahlen, aber erwarten, dass die Mittel aus dem EU-Haushalt weiter fröhlich fließen."

SPD-Chef Sigmar Gabriel warnte vor dramatischen Folgen für Europa, wenn das Schuldendrama in Griechenland nicht gelöst werde. "Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro wäre ein fatales Signal", sagte der Vizekanzler nach Teilnehmerangaben bei einem nicht-öffentlichen SPD-Konvent in Berlin. Der Nationalismus sei ohnehin bereits überall in Europa auf dem Vormarsch. Ein Scheitern der Verhandlungen im Schuldendrama würde diese Tendenzen verstärken.

Auch US-Finanzminister Jacob Lew warnte die Regierung in Athen vor einem Ausscheiden aus dem Euro. Ein solcher Schritt wäre mit einem "entsetzlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung verbunden", sagte Lew im US-Fernsehsender CNN. Vor allem aber werde er die griechische Bevölkerung hart treffen. "Ich rufe alle Seiten zur Flexibilität auf", so Lew.

Kernforderungen bleiben

Die EU-Kommission hat Athen nach einem Zeitungsbericht am Donnerstag einen weiteren Fahrplan zur Einigung auf ein Reformprogramm übermittelt. In Brüssel hieß es dazu lediglich, an jenem Tag sei kein Vorschlag gemacht worden - ein generelles Dementi blieb aber aus.

An Kernforderungen hielt die Brüsseler Behörde dem Bericht zufolge fest: So solle Athen jährlich Einsparungen oder Mehreinnahmen in Höhe von 2,5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung erzielen, das sind 4,5 Milliarden Euro. Jeweils ein Prozent (1,8 Milliarden Euro) müssen durch Strukturreformen im Rentensystem und durch höhere Mehrwertsteuereinnahmen erbracht werden.

Der Zeitplan der Kommission sieht demnach so aus: Athen übernimmt in der kommenden Woche die Eckpunkte der Gläubiger und unterlegt sie mit glaubwürdigen Reformzusagen. Danach bringt es die Reformen durchs Parlament. Bis Mitte Juli entscheiden dann die Eurostaaten, in fünf Fällen auch die Parlamente, darunter der Bundestag: über die Auszahlung von 3,7 Milliarden Euro aus dem laufenden Programm, über dessen Verlängerung bis mindestens September und eine finanzielle Aufstockung.

Griechische Banken bluten aus


Griechenland droht Ende Juni die Staatspleite, wenn bis dahin keine Übereinkunft über die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erzielt wird. Außerdem muss Athen bis zum 30. Juni 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zahlen.

Derweil bluten die von der Europäischen Zentralbank mit Notkrediten gestützten griechischen Banken weiter aus. Allein am Freitag sollen die Griechen nach Berichten der Athener Presse 1,7 bis zwei Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben haben. Damit seien in nur einer Woche fünf Milliarden Euro aus dem Bankensystem abgeflossen, berichtete die konservative Athener Zeitung "Kathimerini".
 
Athen dementiert Rentenkürzungen: Tsipras ruft Kabinett zusammen

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Schon am Sonntag könnte Griechenlands Ministerpräsident Tsipras nach Brüssel reisen. Dort muss er sich am Montag den Forderungen der Gläubiger stellen. Zuvor gibt es letzte Abstimmungen innerhalb der Regierung. Derweil ärgert sich Athen über einen deutschen Zeitungsartikel.


In Athen laufen die Vorbereitungen für den EU-Sondergipfel am Montag auf Hochtouren. Regierungskreisen zufolge tritt noch am Sonntag das Kabinett zusammen. Ministerpräsident Alexis Tsipras will den übrigen Regierungsmitgliedern die Position Athens schildern. Am Vortag hatte es im Regierungssitz mehrere Stunden lang Beratungen zu den von den Gläubigern geforderten Sparmaßnahmen gegeben. Tsipras könnte Regierungsinsidern zufolge schon heute nach Brüssel reisen, wo morgen die Staats- und Regierungschefs zusammenkommen.

Derweil verursacht ein Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" Aufregung in Athen. Demzufolge müssten sich griechische Rentner und Staatsbedienstete darauf einstellen, dass ihre Bezüge für Juni nicht voll ausgezahlt werden. Wegen stark gesunkener Steuereinnahmen dürften Athen bis zum Monatsende zwischen 2 Milliarden und 3,6 Milliarden Euro fehlen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf interne Berechnungen der internationalen Geldgeber. Die Regierung könne dann auch eine fällige Rate von 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds nicht begleichen.

Auch eine Einigung Athens mit den Geldgebern auf Reformen in der kommenden Woche würde an den Kürzungen dem Bericht zufolge nichts ändern. Da die Reformen erst noch im griechischen Parlament beschlossen werden und fünf nationale Parlamente einer Auszahlung zustimmen müssten, werde Athen frühestens Mitte Juli wieder liquide sein, hieß es.

Varoufakis appelliert an Merkel

Athen dementierte den Bericht: "Die Renten sind gesichert und werden an dem Tag gezahlt, an dem sie ausgezahlt werden müssen", sagte der Chef der größten griechischen Rentenkasse IKA, Yanis Theonas, im griechischen Fernsehen MEGA. "Die deutschen Zeitungen betreiben ihre eigene Politik." Vize-Finanzminister Dimitris Mardas sagte im Staatsfernsehen ERT1: "Ich weiß nicht, woher diese Fakten kommen. Wir werden die Renten und Löhne normal zahlen."

Ebenfalls in der "FAS" wendet sich Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis in einem Gastbeitrag direkt an Kanzlerin Angela Merkel. "Die deutsche Kanzlerin steht am Montag vor einer entscheidenden Wahl", schrieb er. Sie könne in eine "ehrenvolle Einigung" mit einer Regierung eintreten, die die "Rettungspakete" abgelehnt habe und eine Verhandlungslösung anstrebe. Oder sie könne "den Sirenen aus ihrer Regierung folgen", die einzige griechische Regierung über Bord zu werfen, die prinzipientreu sei und die das griechische Volk mitnehmen könne auf einen Pfad der Reform.

"Nun hängt alles an dem außerordentlichen EU-Gipfel am Montag", schrieb Varoufakis weiter. Er zeigte sich zu weiteren Kompromissen bereit, sollte die Kanzlerin in Brüssel ein deutliches Zeichen aussenden. "Wir von unserer Seite aus werden mit dem Entschluss nach Brüssel kommen, weiter Kompromisse einzugehen, solange wir nicht gefragt werden, das zu tun, was die vorherigen Regierungen taten - neue Schulden zu akzeptieren unter Bedingungen, die wenig Hoffnung bieten, dass Griechenland seine Schulden zurückzahlen kann", schrieb Varoufakis. Details zu einem Kompromissanguelleebot nannte er nicht.

Schulz: Kein Grexit ohne EU-Austritt


Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, warnte die griechische Regierung in der Zeitung eindringlich vor einem Bruch mit der Eurozone in der Annahme, anschließend Hilfsmittel aus dem EU-Budget zu erhalten. "Was nicht geht: Aus dem Euro ausscheiden, seine Schulden nicht zurückzahlen, aber erwarten, dass die Mittel aus dem EU-Haushalt weiter fröhlich fließen", sagte Schulz dem Blatt. Sprich: Für Schulz geht ein Grexit auch mit einem Ausscheiden Griechenlands aus der Europäischen Union einher.

 
Optimismus breitet sich aus: Griechischer Vorschlag hat "ernsthafte Basis"

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Die Regierung in Athen legt nur Stunden vor dem EU-Sondergipfel einen neuen Vorschlag auf dem Tisch und plötzlich gibt es nickende Köpfe und die Geldgeber beraten sich. Ist das der ersehnte Hoffnungsschimmer?

Bringt der eilends einberufene EU-Sondergipfel am Montag doch die ersehnte Lösung im Schuldenstreit? In Brüssel treten Griechenlands Geldgeber nach Angaben von Insidern noch am Sonntag zu Beratungen über eine Lösung der Schuldenkrise zusammen. Offenbar liegt ein neuer Vorschlag aus Athen auf dem Tisch, der französischen Regierungskreisen zufolge "einer ernsthaften Basis ähnelt".

Über den Inhalt des Vorschlages ist nichts bekannt. Die griechische Regierung erklärte lediglich, die Vorschläge zielten auf eine "Vereinbarung zum gegenseitigen Nutzen" ab. Offiziell bestätigt ist bislang nur ein Telefonat zwischen dem griechischen Ministerpräsident Alexis Tsipras mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten Francois Hollande sowie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Parallel zu den Telefonaten informierte Tsipras sein Kabinett. Nach Angaben seines Büros wird der Regierungschef noch am Sonntagabend nach Brüssel reisen.

Stimmung klärt sich auf


Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis gab sich jedenfalls optimistisch, dass eine Vereinbarung mit den Kreditgebern möglich ist. Auf die Frage, ob er davon überzeugt sei, sagte Varoufakis, ohne Details zu nennen: "Immer, wir sind auf dem Weg zu einer Übereinkunft."

Ähnlich äußerte sich der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi über die anstehenden Beratungen: "Meiner Ansicht nach gibt es alle Voraussetzungen für eine Einigung mit Griechenland", sagte Renzi bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten François Hollande am Sonntag auf der Expo in Mailand. Man dürfe sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen.

Hollande betonte, man dürfe nun keine Sekunde verlieren. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone sei für niemanden eine positive Situation. Was eine Einigung mit Griechenland angehe, sei er "weder optimistisch noch pessimistisch".

Trotz der Zurückhaltung Hollandes sind das deutlich versöhnlichere Worte, als sie noch vor zwei Tagen zu hören waren. Nach dem gescheiterten EU-Finanzministertreffen am vergangenen Donnerstag war der griechischen Regierung vorgeworfen worden, nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit an die Sache zu gehen. IWF-Chefin Christine Lagarde hatte ihrem Ärger Luft gemacht und sich öffentlich gewünscht, mit "Erwachsenen" zu reden.

Rote Linien im Gepäck

In Brüssel kommen am Montag zunächst die Euro-Finanzminister, anschließend die Staats- und Regierungschefs zusammen. Ohne Fortschritte droht Griechenland Ende Juni der Staatsbankrott, was zum Euro-Ausstieg führen könnte. Trotz der Gefahr für Wirtschaft und Stabilität im eigenen Land sah es bislang so aus, als ob Athen auf einige Kernforderungen weiter nicht eingehen will.

Staatsminister Nikos Pappas benannte in der Sonntagszeitung "Ethnos" die roten Linien: "Wiederherstellung des Arbeitsrechtes, keine Senkung von Gehältern und Renten, ein strategischer und vollständiger Plan für das Schuldenproblem" - also eine Umstrukturierung.

Der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) zufolge sieht der Fahrplan der EU-Kommission aber noch keinen Befreiungsschlag vor. Demnach muss Athen die Eckpunkte der Gläubiger übernehmen und Reformen durchs Parlament bringen. Bis Mitte Juli sollen die Euro-Staaten und ihre Parlamente dann die Auszahlung von 3,7 Milliarden Euro sowie die Verlängerung des laufenden Hilfsprogramms sowie dessen Aufstockung bewilligen. Die dadurch gewonnene Zeit solle genutzt werden, um ein drittes Programm auszuhandeln.

Die Chefin der größten griechischen Bank, Louka Katseli, schloss sich anders als Pappas den Optimisten an: Angesichts der Ungewissheit, was ein Grexit für Griechenland und die Eurozone bedeute, sei es "verrückt, wegen zwei oder drei Milliarden" keine Einigung zu erzielen, sagte die Chefin der Nationalbank der BBC.

 
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