Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

Odyssee in Hellas?: Griechenland-Urlauber können cool bleiben

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Griechenland droht der Staatsbankrott, wenn es sich nicht bis zum 30. Juni mit seinen Geldgebern einigt. Ist die unsichere Situation ein Grund, Reisepläne aufzugeben? Nicht unbedingt. Kostenlose Stornierungen wären ohnehin nicht drin.


Endlose Sandstrände mit kristallklarem Wasser, karge Gebirgsketten, unterbrochen von atemberaubenden Schluchten, eine Fülle von Kulturschätzen, abwechslungsreiche Küche – Griechenlands Wirtschaft mag am Boden liegen, doch für sonnenhungrige Reisende hat Hellas nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Im Gegenteil: 22 Millionen Touristen verbrachten 2014 ihren Urlaub auf dem Festland oder einer der zahllosen Inseln, weitere 2,5 Millionen machten mit Kreuzfahrtschiffen Station. Der Rekordwert sollte in diesem Jahr noch überboten werden, der Verband der griechischen Tourismusindustrie SETE rechnete zunächst mit 25 Millionen Besuchern. Doch daraus wird womöglich nichts. "In den letzten beiden Monaten verzeichnen wir einen gewissen Buchungsrückgang, auch und gerade in Deutschland", sagte SETE-Chef Andreas Andreadis Ende Mai gegen über der Deutschen Welle. Die ungewisse Zukunft beeinträchtige das Tourismusgeschäft.

Fragt man bei den Reiseveranstaltern nach, hört sich das anders an: "Griechenland ist auch in diesem Sommer wieder stark nachgefragt – es ist bei uns das viertbeliebteste Reiseziel", sagt Isabell Partasides von der Thomas Cook AG n-tv.de. Auch Tui meldet eine ungebrochen gute Nachfrage. L'Tur-Sprecher Thomas Plünnecke kann ebenfalls keinen Buchungsrückgang bestätigen: "Mit Rhodos und Kreta gehören aktuell beispielsweise gleich zwei griechische Destinationen zu den zehn beliebtesten Urlaubszielen unserer Kunden." Kleinere Anbieter würde ein Nachfrageeinbruch besonders hart treffen, doch auch dort gibt es aktuell noch keinen Grund zur Beunruhigung. "Bei uns läuft das Jahr 2015 genauso wie 2014: sehr gut", freut sich Panagiotis Vonikakis von Voni-Reisen, einem Hamburger Griechenland-Spezialisten.

Pauschalreisende haben nichts zu befürchten


Vonikakis hält einen Grexit, also den Ausstieg Griechenlands aus dem Euro, für unrealistisch. Doch was, wenn sich Griechenland bis zum 30. Juni nicht mit seinen Geldgebern auf eine zufriedenstellende Lösung einigen kann? Schon vor drei Jahren stand das Land am Rande eines Staatsbankrotts, die Touristen – zumindest die auf den Inseln - bekamen davon allerdings wenig mit. Auch heute hätten Pauschalreisende wenig zu befürchten, wenn es zum Äußersten käme. "Die touristischen Leistungen wie Flüge, Hotelübernachtungen oder Bustransfers sind eingekauft und vertraglich abgesichert", sagt Anja Braun von der Tui Group. Sprich: Wer gebucht hat, kann sich darauf verlassen, dass er Leistungen zum vereinbarten Preis auch bekommt. Das gilt auch für Versicherungen wie den Reiseschutz. Nebenkosten könnten für Urlauber im Falle einer Währungsumstellung sogar "deutlich preiswerter" ausfallen, so Isabella Partasides.

Wer auf eigene Faust reist, zahlt die Unterbringung meist direkt vor Ort. Das dürfte auch künftig in Euro gehen, denn mit dem Grexit würde das bisherige Zahlungsmittel wohl nicht sofort ungültig. Im unwahrscheinlichen Fall, dass es so weit kommt, ist es wahrscheinlicher, dass der Euro eine ganze Weile als Parallelwährung weiter akzeptiert würde. Auf jeden Fall kann es nicht schaden, sich mit ausreichend Bargeld einzudecken. Ist der Staatsbankrott offiziell, würde das Land sehr wahrscheinlich Kapitalverkehrskontrollen einführen. Am Geldautomaten könnte man dann nur noch sehr begrenzte Beträge abheben. Und falls die Banken schließen, wird die EC-Karte als bargeldloses Zahlungsmittel unbrauchbar. Dann hilft einem nur noch eine Kreditkarte weiter.

Im Vergleich ist Griechenland günstig

Würde tatsächlich die Drachme wieder eingeführt, könnten Urlauber womöglich von billigeren Preisen vor Ort profitieren, denn die Währung würde wohl abgewertet. Schon jetzt ist das Leben in Griechenland relativ preiswert, wie der gerade veröffentlichte Kaufkraftvergleich des Deutschen Bankenverbandes zeigt. Waren und Dienstleistungen, für die man in Deutschland 1,18 Euro zahlt, bekommt man in Griechenland für einen Euro. Portugal ist noch ein gutes Stück günstiger, Italien liegt mit Deutschland gleichauf, in Frankreich ist das Preisniveau etwas höher.

Das größte Risiko für Urlauber dürften derzeit wohl Streiks sein. Diese drohen, sollte das bankrotte Land keine Gehälter mehr bezahlen können. Ein landesweiter Generalstreik könnte auch für Pauschaltouristen unangenehm werden, wenn beispielsweise am Flughafen nichts mehr geht. Bislang ist es aber nie soweit gekommen. Reiseveranstalter dürfen und müssen zudem einiges dafür unternehmen, ihren Kunden einen unbesorgten Urlaub zu ermöglichen, wie Anja Braun von Tui bekräftigt: "Wir haben für unsere Gäste eine große touristische Organisation vor Ort und arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich mit vielen Partnern und Behörden zusammen." Wer auf eigene Faust unterwegs ist, muss sich im Ernstfall selbst kümmern. Von Vorteil dürfte es dabei sein, wenn man mit einer etablierten Airline mit deutscher Servicehotline unterwegs ist.

Und wenn man schon gebucht hat und jetzt dennoch kalte Füße bekommt? Solange in Griechenland keine bürgerkriegsähnlichen Zustände ausbrechen, wird ein Reiserücktritt teuer. "Kostenlose Umbuchungen und Stornos setzen eine objektive Gefährdung der Sicherheit oder der Gesundheit voraus", so Partasides. "Dies ist in Griechenland nicht der Fall."

 
Liveticker zur Schuldenkrise: +++ 02:15 Bofinger warnt vor Grexit, fordert Umdenken +++

In Luxemburg endet das Treffen der Euro-Finanzminister ohne Einigung im Streit um Griechenland-Hilfen. EU-Ratspräsident Donald Tusk beruft ein Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs der Euroländer für den kommenden Montag ein. Wir begleiten den Tag im Liveticker.

+++ 02:15 Bofinger warnt vor Grexit, fordert Umdenken +++
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger warnt die Eurogruppe vor einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone gewarnt. "Der Grexit ist die schlechteste aller Lösungen, weil dadurch ein Präzedenzfall geschaffen würde", sagt Bofinger der "Rheinischen Post". "Die Risiken eines Grexit stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten einer immer noch möglichen einvernehmlichen Lösung", sagt der Währungsexperte. Griechenland brauche "einen stabilen Rahmen für die nächsten vier Jahre, nicht nur für ein Vierteljahr". Einsparungen bei der Rente und eine höhere Mehrwertsteuer würden das Wachstum weiter dämpfen. "Europa muss Griechenland mit einer Wachstumsstrategie helfen."

+++ 01:22 Griechischer Ausschuss nennt Geldforderungen illegal +++
Auf dem Höhepunkt der griechischen Schuldenkrise stuft ein vom Parlament eingesetzter Prüfausschuss die Zahlungsforderungen der internationalen Gläubiger an Athen als "illegal" ein. Griechenland müsse daher nicht zahlen, heißt es in einem vorläufigen Prüfergebnis, das am Donnerstag im griechischen Parlament erörtert wurde. Die weit links stehende Parlamentspräsidentin Zoé Konstantopoulou hatte den Prüfausschuss im April gebildet.

+++ 23:34 EZB setzt Not-Telefonschaltung an +++
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat Insidern zufolge für Freitag eine Telefonschaltung über eine Aufstockung der Nothilfen für Griechenlands Banken angesetzt. Der Beschluss wurde zwei mit dem Vorgang vertrauten Personen gefällt, nachdem die EU-Finanzminister keine Einigung in der Schuldenkrise erzielt hatten.

+++ 22:00 Athen sieht Destabilisierungsabsicht +++
Die griechische Regierung kritisiert Medienberichte über eine immer rasantere Kapitalflucht und eine mögliche Schließung der Banken als Versuch einer Destabilisierung des Landes. Mit solchen Berichten werde zudem der Druck auf die Regierung erhöht, die Reform- und Sparforderungen der Gläubiger zu akzeptieren, hieß es in Regierungskreisen.

In Athen machten wilde Gerüchte die Runde, die griechischen Banken könnten wegen Liquiditätsproblemen in Kürze schließen. Die Regierung musste schon zuvor die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen dementieren.

+++ 21:44 Varoufakis warnt vor "Unfall"+++
Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis meldet sich zu Wort. Hier die wesentlichen Aussagen seiner Pressekonferenz:

Man nähert sich gefährlich einer Gefühlslage, die "einen Unfall hinnimmt"
Bei den Verhandlungen der Euro-Gruppe solle allein die griechische Seite zur Verantwortung gezogen werden. Es sei aber an allen politisch Verantwortlichen, eine Lösung zu finden.
Beide Seiten liegen beim Haushaltsziel nur um 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auseinander.
Athen ist zu Reformen bereit, aber nicht zu weiteren Rentenkürzungen und zur Anhebung der Mehrwertsteuer
Die griechische Regierung bietet eine Schuldenbremse an

+++ 20:32 Neues Treffen der Eurogruppe möglich +++
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem schließt ein weiteres Treffen der Euro-Finanzminister vor dem Sondergipfel nicht aus. Solche Treffen würden üblicherweise durch die Eurogruppe vorbereitet, so der Niederländer.

+++ 20:23 Demonstration gegen Syriza in Athen +++
In Athen demonstrieren zahlreiche Menschen auf dem Syntagma-Platz gegen die Regierung. Sie fordern Ministerpräsident Alexis Tsipras auf, sich mit den internationalen Gläubigern zu einigen.

+++ 20:17 IWF-Chefin teilt aus +++
Zufrieden ist Christine Lagarde nicht. Damit eine Einigung gefunden werden kann, "müssen Erwachsene im Raum sein", ärgert sich die Chefin des Internationalen Währungsfonds. Stellt sich die Frage: Auf wen spielt sie damit an? Von Griechenland forderte Lagarde "konkrete und glaubwürdige Vorschläge". Die Vertreter der Gläubiger hätten bereits ihrerseits vernünftige Vorschläge gemacht und dabei frühere Bedingungen abgemildert.

+++ 20:06 Tusk beruft Krisengipfel ein +++
EU-Ratspräsident Donald Tusk hat ein Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs der Euroländer zu Griechenland für den kommenden Montag einberufen. "Es ist Zeit, dringend über die Lage in Griechenland auf höchster politischer Ebene zu sprechen", so Tusk.

+++ 19:53 Schäuble geht ohne Worte +++
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wird sich offenbar nicht vor der Presse äußern. Er habe das Treffen der Eurogruppe verlassen, heißt es.

+++ 19:42 Dijsselbloem: "Die Zeit läuft ab" +++
Die Pressekonferenz hat begonnen, Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem macht den Anfang.

Hier seine Kernaussagen:

Die Zeit läuft ab
Es ist keine Einigung in Sicht
Griechenland muss in den kommenden Tagen Vorschläge präsentieren, um die letzte Chance zu nutzen
In den vergangenen Wochen wurden keine Fortschritte erzielt
Das laufende Hilfsprogramm könnte verlängert werden
"Der Ball liegt im Feld der Griechen" (schon wieder, siehe Eintrag von 15:46)

+++ 19:26 Eurogruppe findet keine Lösung +++
Die Gespräche der Euro-Finanzminister über die Griechenlandkrise gehen nach anderthalb Stunden ohne Einigung zu Ende. Es habe keinen Durchbruch gegeben, sagten Diplomaten. Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis habe "Ideen" seiner Regierung vorgestellt und erneut für einen Schuldenschnitt plädiert.

+++ 19:14 Treffen ist beendet +++
Das Treffen der Euro-Finanzminister ist zu Ende. In Kürze gibt es die Pressekonferenz, auf der die Ergebnisse präsentiert werden. Vor allem der Auftritt von Yanis Varoufakis dürfte auf reges Interesse stoßen.

+++ 18:43 Varoufakis präsentiert neue Vorschläge +++
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat den Euro-Finanzministern neue Vorschläge unterbreitet. Das sagt einer seiner Sprecher. Dabei gehe es um Haushaltskonsolidierung und Tragfähigkeit der Schulden.

+++ 18:28 Bekommen Griechen neues Angebot? +++
Der griechischen Regierung soll offenbar ein neues Angebot unterbreitet werden. Das berichtet die "Zeit". Demnach soll das laufende Programm bis zum Dezember verlängert werden. Außerdem soll das Land zehn Milliarden Euro bekommen, die ursprünglich für die Rekapitalisierung der Banken bestimmt war. Im Gegenzug müsse sich Athen verpflichten, die vereinbarten Reformauflagen umzusetzen.

+++ 18:21 Anleihen-Riese fürchtet Grexit nicht +++
Der Fond-Riese Pimco erwartet im Falle einer griechischen Staatspleite keine großen Verwerfungen auf den Finanzmärkten. Vereinzelt könne es aber zu "Anpassungen" kommen, sagte Pimco-Chef Douglas Hodge. Die Finanzmärkte hätten reichlich Zeit gehabt, sich auf einen Bankrott der Athener Regierung vorzubereiten. Inzwischen stünden die Märkte auch einem Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone relativ gelassen gegenüber. Er hoffe aber, dass Griechenland in der Währungsgemeinschaft bleibe, sagte Hodge. Ein Ausstieg hätte für Europa eher politische als wirtschaftliche Konsequenzen.

+++ 17:46 Athens Börse rettet sich in Plus +++
Athens Börse geht mit einem Plus von knapp 0,4 Prozent aus dem Handel. Zwischenzeitlich hatte der Leitindex den tiefsten Stand seit September 2012 erreicht.

+++ 17:42 Tagesordnung geändert +++
Anders als ursprünglich vorgesehen wird über Griechenland erst am Ende des Treffens gesprochen, berichtet Peter Spiegel von der "Financial Times". Das könnte bedeuten, dass über das Thema länger verhandelt wird als geplant.

+++ 17:33 Wie laufen die Verhandlungen? +++
Das wissen wir nicht. Aber vielleicht lassen diese Fotos Rückschlüsse zu. Sie entstanden vor Beginn der Gespräche.

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+++ 16:59 Griechen räumen ihre Konten +++
Bei den griechischen Banken beschleunigt sich der Abfluss von Kundengeldern. In den ersten drei Tagen der Woche seien von Kunden Einlagen von insgesamt rund zwei Milliarden Euro abgehoben worden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Bankenkreisen in Athen. Damit habe sich das Tempo der täglichen Abhebungen verdreifacht. Eine ausführliche Meldung lesen Sie hier.

+++ 16:34 Finanzminister beraten +++
Das Treffen der Euro-Finanzminister ist im Gange. Die Agenda ist gut gefüllt: Themen in Luxemburg sind unter anderem die Lage in Zypern und Portugal und die Auswirkungen der Niedrigzinsen. Und über Griechenland wird auch gesprochen. Hinterher gibt es eine Pressekonferenz. Wann diese stattfindet, steht noch nicht fest.

+++ 15:56 Finnland sieht Ende der Geduld nahen +++
Und die finnische Position? Finanzminister Alexander Stubb sagte, die Euro-Länder würden alles ihnen Mögliche tun, um Griechenland im Euro zu halten. Aber es gebe einige Finanzminister, "deren Geduld ans Ende kommt".Auf die Frage, wie gefährlich ein griechischer Ausstieg aus dem Euro für die Währungsunion wäre, sagte Stubb: "Das Ansteckungsrisiko ist nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren." Und der Finanzminister ergänzte: "Der Ball liegt ganz klar bei den Griechen."

+++ 15:46 "Ball liegt bei den Griechen" +++
Egal, ob Politiker oder Zentralbanker – ein Satz erfreut sich in Sachen Griechenland großer Beliebtheit: "Der Ball liegt im Feld der griechischen Regierung" ist immer wieder zu hören. Jüngst etwa von Bundesbank-Chef Jens Weidmann oder EZB-Chef Mario Draghi, nun unter anderem von EU-Kommissar Pierre Moscovici.

+++ 15:25 Schäuble gibt sich zuversichtlich +++
Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist eingetroffen. "Die Erfüllung des Vereinbarten liegt ausschließlich an Griechenland", sagt er und betont: "Es liegt ausschließlich an den Griechen." Er sei aber optimistisch, "dass wir jetzt Vorschläge bekommen."

+++ 15:11 Slowakischer Minister hofft auf Wunder +++
Kurz vor dem Beginn des Treffens hofft der slowakische Finanzminister auf göttlichen Beistand. "Wir müssen zu Griechenland und zu uns ehrlich sein. Griechenland muss sich der Realität stellen. Das wird es wohl nicht mögen", sagte Peter Kazimir. "Wir haben viel Zeit verschwendet. Aber ich bin katholisch, also glaube ich an Wunder."

+++ 15:01 Varoufakis kündigt Vorschläge an +++
Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis will seinen Kollegen Vorschläge präsentieren. Ob es sich dabei um neue Ideen handelt, sagte er nicht. "Unser Ziel ist, ein kostspieliges Zerwürfnis durch Konsens zu ersetzen", so Varoufakis.

+++ 14:46 Dijsselbloem dämpft Erwartungen +++
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem fordert weitere Zugeständnisse der griechischen Regierung. Die Geldgeber seien bereits auf Griechenland zugegangen, sagte der niederländische Finanzminister. Es gebe noch wesentliche Lücken. "Ich bin nicht sicher, ob wir Fortschritte machen werden", so Dijsselbloem.

+++ 14:43 Deutsche Touristen zieht es nach Griechenland +++
Deutsche reisen weiterhin gerne nach Griechenland. "Die aktuelle Diskussion über die Staatsfinanzen und die Euro-Zukunft hat an dem starken Zuspruch für das Land nichts geändert", so der Deutsche Reiseverband (DRV). Im vergangenen Jahr sei mit 2,5 Millionen Deutschen ein neuer Besucherrekord erreicht worden. Deutsche Touristen seien willkommen. "Die griechischen Gastgeber sind für jede Unterstützung dankbar", teilte der DRV mit.

+++ 14:24 Athens Börse schwankt kräftig +++
An Athens Börse geht es rund: Zwischendurch fallen die Kurse deutlich, der Leitindex liegt am Mittag rund vier Prozent im Minus. Mit 652 Punkten erreicht er den tiefsten Stand seit September 2012. Besonders kräftig verlieren die Banken. Im Verlauf erholt sich der Index wieder, bleibt aber volatil.

+++ 14:17 Griechenland meldet Primärüberschuss +++
Kurz vor dem Beginn des Treffens der Euro-Finanzminister gibt es Erfolgsmeldungen aus Athen: Griechenland habe in den ersten fünf Monaten dieses Jahres durch starke Kürzungen ein geringeres Budgetdefizit erzielt als erwartet, so das Finanzministerium. Demnach liegt der Fehlbetrag bei 1,4 Milliarden Euro. Die Erwartung habe bei einem Minus von 3,5 Milliarden Euro gelegen. Im Resultat ergibt sich ein Primärüberschuss (Haushaltssaldo ohne Zinszahlungen und Schuldentilgung) von 1,5 Milliarden Euro. Die Zahlen umfassen nur den Haushalt der Zentralregierung. Außen vor sind die Budgets der Regionalverwaltungen, ein Teil der Militärausgaben und einige Posten der Sozialversicherung.

+++ 14:05 Moskau: Griechenland hat nicht um Geld gebeten +++
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hat sich bei seinem gegenwärtigen Besuch in Russland nicht nach Finanzhilfen erkundigt. Es seien keine derartigen Anfragen eingegangen, sagte der stellvertretende russische Finanzminister Sergej Stortschak. Zudem verfüge der russische Haushalt nicht über die Mittel, um Griechenland unter die Arme zu greifen. Tsipras wird unter anderem Präsident Wladimir Putin treffen.

+++ 13:40 Lagarde schließt Zahlungsaufschub kategorisch aus +++
IWF-Chefin Christine Lagarde hat einen weiteren Aufschub bei den fälligen Rückzahlungen Griechenlands ausgeschlossen. Es werde "keinen Zahlungsaufschub" für das von der Pleite bedrohte Land mehr geben, sagte sie. "Wenn es am 1. Juli nicht gezahlt ist, dann ist es nicht gezahlt."

Die griechische Regierung muss dem Fonds am 30. Juni 1,6 Milliarden Euro zurückerstatten. Der IWF hatte Athen Anfang des Monats zunächst noch erlaubt, über den gesamten Monat fällige Rückzahlungsraten gebündelt erst Ende Juni zu zahlen.

Bei den Renten sei der IWF "zu einer Diskussion bereit", so Lagarde. "Die kleinen Renten sollten erhalten bleiben."

+++ 13:31 EU und EZB wollen Angebot an Griechenland vorlegen +++
Die bereits zitierte "Kathimerini"-Journalistin Eleni Varvitsiotis berichtet, EU-Kommission und EZB würden an folgendem Plan arbeiten: Wenn Griechenland einer Einigung mit den Gläubigern (also Reformzusagen und weiteren Sparmaßnahmen) zustimmt, dann würde es Entlastung bei den Schulden geben. Varvitsiotis beruft sich auf einen namentlich nicht genannten EU-Vertreter. Der Plan soll beim EU-Gipfel in der kommenden Woche besprochen werden.

+++ 13:10 Moscovici bemüht Schlacht von Waterloo +++
Bei dem Treffen der Euro-Finanzminister will sich die EU-Kommission für einen Verbleib Griechenlands in der Währungsunion einsetzen. "Wir kämpfen für die Unversehrtheit und die Unumkehrbarkeit der Eurozone", sagt EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici laut Nachrichtenagentur AFP. Die Eurozone müsse "komplett" bleiben. Der Franzose warnt die anderen Euro-Länder davor, Griechenland kompromisslos zu begegnen: "Ich habe überhaupt keine Lust, dass dies eine Schlacht von Waterloo wird, bei der ganz Europa gegen einen Staat ist."

Bei der Schlacht von Waterloo hatte der französische Kaiser Napoleon vor genau 200 Jahren seine entscheidende Niederlage erlitten. Seine Truppen verloren am 18. Juni 1815 gegen ein Bündnis europäischer Staaten, das von Großbritannien und Preußen angeführt wurde.

+++ 12:55 Grüner Schick: Grexit würde Deutschland 70 Milliarden Euro kosten +++
Der Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick sagt im Interview mit n-tv.de, ein Austritt Griechenlands aus dem Euro würde Deutschland "mindestens 70 Milliarden Euro" kosten. "Auch nach einem Austritt aus dem Euro würde Griechenland massive Unterstützung brauchen. Die Hilfskredite müssten wohl komplett abgeschrieben werden und die Probleme Griechenlands würden trotzdem bestehen bleiben."

Schick kritisierte, die bisherige Rettungspolitik habe "in der Summe nicht funktioniert, obwohl einige Reformen umgesetzt wurden". Es habe "eine regelrechte Kaputtspar-Politik" gegeben, die vor allem von der Bundesregierung durchgesetzt worden sei.

Das vollständige Interview lesen Sie hier.

+++ 12:32 Moscovici: Kompromiss möglich und nötig +++
EU-Währungskommissar Pierre Moscovici hält einen Kompromiss zwischen Griechenland und den Institutionen immer noch für möglich. "Eine Lösung ist nicht nur möglich, sondern auch absolut notwendig für das Wohl der Eurozone und auch für Griechenlands Zukunft", sagte er am Rande des Jahrestreffens des Eurorettungsschirms ESM. "Ich wünsche mir, dass heute alle ... mit kühlem Kopf und politischem Willen zu dem Treffen kommen", fügte er mit Blick auf das Eurogruppentreffen am Nachmittag hinzu. "Ich weiß, dass das Treffen ... schwierig werden wird."

+++ 12:13 Finanzminister warten auf neue Vorschläge aus Athen +++
Folgendes meldet die Deutsche Presse-Agentur aus Luxemburg:

"In der griechischen Schuldenkrise warten die Eurostaaten auf neue Spar- und Reformvorschläge aus Athen. Das wurde am Rande des Jahrestreffens des Eurorettungsschirms ESM am Donnerstag in Luxemburg deutlich. Dort versammelten sich Ressortchefs der Euroländer unmittelbar vor ihrem Eurogruppentreffen. Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling antwortete auf die Frage, ob neue Vorschläge aus Griechenland kommen könnten: 'Ich hoffe es, aber ich erwarte es nicht.'"

+++ 12:05 Tsipras twittert auf Deutsch +++
Sein Gastbeitrag im "Tagesspiegel" (siehe unten, den ersten Eintrag von 6.40 Uhr) scheint dem griechischen Ministerpräsidenten Tsipras wichtig zu sein: Auf seinem Twitter-Account weist er auch in deutscher Sprache darauf hin.

Unter anderem schreibt Tsipras: "Wer behauptet, deutsche Steuerzahler kämen für die Löhne, Renten und Pensionen der Griechen auf, lügt."

Lesen Sie den Kommentar von Yannis Koutsomitis: Wie weit wird Tsipras gehen?

+++ 11:30 Kein Kommentar von Varoufakis +++
Nach und nach kommen die Euro-Finanzminister beim Eurogruppen-Treffen in Luxemburg an. Griechenlands Ressortchef Yanis Varoufakis sagte bei seiner Ankunft kein Wort, wie die griechische Journalistin Eleni Varvitsiotis bei Twitter notierte. Auch der spanische Finanzminister habe nichts gesagt. Die Minister seien heute "nicht sehr gesprächig", so Varvitsiotis.

+++ 11:08 Lettlands Finanzminister: Grexit-Wahrscheinlichkeit "sehr groß" +++
Der lettische Finanzminister Janis Reirs hält die Möglichkeit eines Staatsbankrotts und Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone für "sehr groß". Die Minister der Eurozonen-Länder seien nicht bereit, griechischen Ultimaten nachzugeben, sagte er im lettischen Fernsehen. Es müsste ein "Wunder" geschehen, damit die Mitgliedstaaten den Vorschlägen aus Athen zustimmen, nachdem in den letzen fünf Monaten zuvor nichts passiert sei.

+++ 10:20 Ex-EZB-Direktor: Gläubiger werden Athen "auf jeden Fall" im Euro halten +++
Diese Aussage passt nicht zu Merkels Regierungserklärung, aber ihr Urheber ist ein ernstzunehmender Debattenteilnehmer: Das ehemalige Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank, Jürgen Stark, rechnet damit, dass die internationalen Gläubiger Griechenland am Ende entgegenkommen werden. "Die Gläubiger werden einlenken, indem sie weniger Bedingungen stellen und indem sie neues Geld zur Verfügung stellen, um auf jeden Fall und was es auch kosten möge, Griechenland im Euro zu halten", sagte Stark im RBB-Inforadio.

+++ 10:12 Göring-Eckardt: Schluss mit der Showdown-Politik +++
Ein Grexit wäre "eine Bruchlandung für Europa", sagt Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt im Bundestag. Ganz ähnlich wie heute Morgen Tsipras im "Tagesspiegel" (siehe unten) stellt sie klar, dass die Griechen keineswegs so früh in Renten gehen wie oft behauptet. Die Bundesregierung ruft sie auf: "Hören Sie auf mit dem Pokern, hören Sie auf mit der Showdown-Politik!"

Griechenland müsse den Haushalt ohne noch größere soziale Verwerfungen konsolidieren und gleichzeitig in die Zukunft investieren. Um Griechenland eine "realistische Chance" zu geben, schlägt sie ein Umschuldungsprogramm vor - und erinnert an das Kurzarbeitergeld und die Abwrackprämie, mit der die Bundesregierung 2009 auf die Finanzkrise reagiert hatte.

+++ 10:00 Oppermann: Wir lassen uns nicht erpressen +++
Nach Gysi sprach SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann. Seine Botschaft: Es sei schlecht wenn die griechische Regierung der EU diktiere, "unter welchen Bedingungen es ihr gefällt, in der Eurozone zu bleiben". Keine Regierung in der EU habe das Recht, Solidarität einzufordern, ohne dafür in Gegenleistung zu treten. "Wir wollen den Kompromiss, aber wir lassen uns nicht erpressen", sagte Oppermann.

+++ 09:45 Gysi: Merkel gefährdet Europa +++
Linken-Fraktionschef Gregor Gysi wirft hat der schwarz-roten Regierung einen völlig verfehlten Umgang mit der griechischen Schuldenkrise vor. "Sie gefährden den Euro insgesamt und damit auch die europäische Integration", sagte er in seiner Entgegnung auf Merkel.

Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras habe den finanziellen "Schlamassel" von seinen sozialdemokratischen und konservativen Vorgängern geerbt, zuletzt aber schon sieben Milliarden Euro Schulden zurückgezahlt. "Die griechische Regierung ist zum Sparen bereit - nur nicht dort, wo Sie es gerne hätten", sagt Gysi. Das Schuldendrama sei ein Resultat der Politik der internationalen Geldgeber-Troika, "hinter der sich ja auch die Bundesregierung versteckt".

+++ 09:34 Merkel: Griechenland muss alle Verpflichtungen erfüllen +++
Hier eine schnelle Zusammenfassung dessen, was die Kanzlerin in der Regierungserklärung zu Griechenland gesagt hat. Erster Eindruck: Merkel klang alles andere als kompromissbereit.

Reformen nach dem Prinzip "Leistung gegen Gegenleistung" hätten den Euro stärker gemacht.
Zugleich sei der Euro immer "weit mehr" gewesen als eine Währung. Die Entscheidung für eine gemeinsame Währung "stand und steht für die Idee der europäischen Einigung".
"Griechenland ist in den letzten fünf Jahren ein beispielloses Maß an europäischer Solidarität zuteilgeworden". Und Griechenland sei nicht das einzige Land in der Eurozone, das auf Solidarität angewiesen gewesen sei.
Anders als in Griechenland hätten Irland, Spanien und Portugal "ihre Hilfsprogramme erfolgreich abgeschlossen und stehen wieder auf eigenen Beinen". Auch Zypern sei "auf einem guten Weg". Diese Länder, so Merkel, "haben ihre Chance genutzt ... auch wenn der Weg dahin nicht einfach war".
"Auch Griechenland war auf einem guten Weg ... immer wieder jedoch wurden notwendige Strukturreformen verschleppt." Diese Reformen seien aber nicht nur die Voraussetzung, dass das zweite Programm erfolgreich abgeschlossen werden könne (d.h. Voraussetzung für die Auszahlung der verbliebenen 7,2 Milliarden Euro), sondern auch dafür, dass die "Hilfe zur Selbsthilfe" erfolgreich sein könne.
Die Vereinbarung der Euro-Finanzminister vom 20. Februar habe es der griechischen Regierung erlauben sollen, "im Rahmen des laufenden Programms ihre eigenen Schwerpunkte zu setzen". Dann zitiert Merkel aus der Vereinbarung. Die griechische Regierung habe darin die "eindeutige Zusage" gegeben, "ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber all ihren Gläubigern vollständig und fristgerecht zu erfüllen".
Deutschland Bemühungen seien darauf gerichtet, "dass Griechenland in der Eurozone bleibt". Merkel sagt, sie sei unverändert überzeugt: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Eine Einigung mit den Institutionen sei immer noch möglich.

+++ 09:17 Merkel: Eurozone muss dauerhaft Erfolg haben +++
Nach Ausführungen über das Flüchtlingsthema sowie über die außen- und sicherheitspolitischen Krisen, die näher an die EU herangerückt seien, sagt Merkel, Europa habe auch "erhebliche innere Herausforderungen zu bewältigen".

Im Kern gehe es darum, die Konstruktion der Eurozone dauerhaft zum Erfolg zu führen. Nötig sei eine Koordinierung der Wirtschaftspolitik der Euro-Länder. Merkel kündigt an, dass Deutschland und Frankreich beim EU-Gipfel in der kommenden Woche für Maßnahmen werben wollen, die im Rahmen der bestehenden Verträge umgesetzt werden können. Sie wirbt zugleich dafür, dass die "Strukturreformen" in den Mitgliedsstaaten fortgeführt werden.

Griechenland erwähnt sie in den ersten 15 Minuten ihrer Rede nicht.

+++ 09:03 Merkel gibt Regierungserklärung ab +++
Sie können die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Livestream bei n-tv.de verfolgen. Erstes Thema: Die Rettung und Aufnahme von Flüchtlingen.

+++ 08:35 CDU-Politiker Linnemann: Grexit wäre besser +++
Der Chef der Mittelstandsvereinigung der Union, Carsten Linnemann hält einen Grexit für die bessere Lösung. Die Mittelstandsvereinigung plädiere für eine Insolvenz mit anschließendem Euro-Austritt, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete bei n-tv. "Das ist die bessere Lösung jetzt für Griechenland, denn es ist eigentlich schon fünf nach zwölf und wir müssten eigentlich schon die Uhr zurückstellen."

Dass Griechenland die Notkredite zurückzahlen kann, glaubt Linnemann nicht: "Das Geld kommt nicht zurück, es ist weg, das ist nun mal so und das muss auch allen Beteiligten klar sein. Es geht jetzt darum, eine Lösung zu finden, dass man zumindest ein Ende hat und eine Perspektive, auch für die Menschen in Griechenland."

Linnemann hat die Griechenland-Kredite im Bundestag stets abgelehnt. Hier ein Interview mit ihm vom Februar 2015 über seine Forderung nach Einführung einer Staateninsolvenzordnung.

+++ 08:00 Schäuble und Kollegen machen Druck auf Athen +++
Unsere Presseschau geht weiter: In der "Bild"-Zeitung appellieren die Finanzminister Deutschlands, Belgiens, Litauens und Sloweniens an Griechenland, die Reform-Vereinbarungen einzuhalten. Athen müsse die "Verpflichtungen aus dem laufenden Programm" erfüllen, sagt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.

+++ 07:40 Weidmann: Grexit schadet Griechenland mehr als der Eurozone +++
Nach Einschätzung von Bundesbank-Chef Jens Weidmann würde ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht die Existenz des Euro gefährden. Im Falle eines Grexit wären Ansteckungseffekte "sicher nicht auszuschließen", sagte Weidman in einem Interview mit den Zeitungen "Les Echos" (Frankreich), "El Mundo" (Spanien) und "La Stampa" (Italien). Ein endgültiges Scheitern der Verhandlungen mit seinen internationalen Gläubigern bedeute aber vielmehr "schwer zu kontrollierende Konsequenzen für Griechenland".

Ein Grexit könne "den Charakter der Währungsunion verändern", sagte Weidmann. Dies sei aber auch der Fall, wenn einzelne Länder "nicht ihre Verantwortung übernehmen, um eine stabile Währung zu garantieren". Im Schuldenstreit sei "der Ball klar im Feld der griechischen Regierung", die nun über die Zukunft ihres Landes entscheiden müsse.

+++ 07:15 "Financial Times" fordert Einigung +++
In einem Editorial ruft die in London erscheinende "Financial Times" alle Beteiligten zu einer Einigung im griechischen Schuldendrama auf. In wirtschaftlicher Hinsicht seien die Differenzen gering, ein Grexit wäre sowohl für die griechischen Rentner als auch für die Gläubiger schlimmer als eine Einigung innerhalb des Euro.

Vorwürfe hat die Wirtschaftszeitung an alle Seiten: Die Syriza-Regierung habe schlecht verhandelt und Freunde verprellt; die Kreditgeber hätten Griechenland (vor Ausbruch der Krise) nicht so viel Geld leihen dürfen; die Eurogruppe hätte Griechenland erst nicht aufnehmen dürfen und habe dann die Rettung "verpfuscht". Jetzt sei allerdings nicht die Zeit für gegenseitige Schuldzuweisungen. Wer jetzt den Mut zu Konzessionen habe, verdiene nichts als Lob.

+++ 06:40 Tsipras weist "Lügen" zurück +++
Der "Tagesspiegel" bringt einen Gastbeitrag des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. Darin weist er den Vorwurf zurück, die griechischen Renten seien zu hoch. Es stimme, dass Deutschlands Ausgaben für Renten und Pensionen stabil bei rund 10 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts liegen, die entsprechenden griechischen Ausgaben dagegen zwischen 2007 und 2013 von 11,7 auf 16,2 Prozent gestiegen seien. Das liege allerdings am Zusammenschrumpfen der Wirtschaftsleistung Griechenlands. Auch liege das durchschnittliche Renteneintrittsalter in Griechenland bei 65,1 Jahren für Männer und bei 64,2 Jahren für Frauen (und damit in etwa auf dem deutschen Niveau).

Für Griechenland sind das keine statistischen Feinheiten, sondern ein Kern bei den Verhandlungen mit den "Institutionen", also mit EU, IWF und EZB. Ein Punkt ist Tsipras besonders wichtig: "Wer behauptet, deutsche Steuerzahler kämen für die Löhne, Renten und Pensionen der Griechen auf, lügt."

Der Zeitpunkt für Tsipras' Kommentar könnte kaum besser gewählt sein: Heute um 9 Uhr gibt Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundestag eine Regierungserklärung ab, in der es auch um die griechische Krise gehen wird. Um 15 Uhr kommt die Eurogruppe zusammen.

 
"Schulden nicht bezahlen": Griechischer Ausschuss: Forderungen illegal

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Im April setzt das griechische Parlament einen Ausschuss ein, der die Rechtmäßigkeit der internationalen Zahlungsforderungen prüfen soll. Das Zwischenfazit: "Griechenland muss diese Schulden nicht bezahlen."


Auf dem Höhepunkt der griechischen Schuldenkrise hat ein vom Parlament eingesetzter Prüfausschuss die Zahlungsforderungen der internationalen Gläubiger an Athen als "illegal" eingestuft. Griechenland müsse daher nicht zahlen, heißt es in einem vorläufigen Prüfergebnis, das am Donnerstag im griechischen Parlament erörtert wurde.

Nach übereinstimmenden Einschätzungen von Rechtsexperten sind die Befunde des Parlamentsausschusses juristisch nicht von Belang. Insider vermuten jedoch, dass einige Kreise der griechischen Links-Rechts-Regierung Pläne schmieden, vor dem Europäischen Gerichtshof zu klagen.

Die weit links stehende Parlamentspräsidentin Zoé Konstantopoulou hatte den Prüfausschuss im April eingesetzt. Ihm gehören internationale Experten wie etwa der Belgier Eric Toussaint an, der mehrere Bücher zu den Themen Staatsschulden und Globalisierung geschrieben hat. Wie er gehören auch mehrere andere Mitglieder des Ausschusses dem Komitee für den Erlass der Schulden der Dritten Welt (CADTM) an.

Der Ausschuss stufte die Forderungen von Griechenlands ausländischen Gläubigern als illegal ein, denn diese hätten "das europäische und internationale Recht mit Füßen getreten ebenso wie die Menschenrechte". Ihr Vorgehen sei "schändlich" gewesen, "denn die Gläubiger und die Europäische Union haben ihre möglichen Folgen gekannt", hätten allerdings "die Augen vor den Verletzungen der Menschenrechte verschlossen", heißt es in dem Bericht. Die eindeutige Schlussfolgerung der Experten lautet: "Griechenland muss diese Schulden nicht bezahlen."

Parallele zu Ecuador

Die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) hätten die Vorstellung verbreitet, dass es sich um Staatsschulden handele "und nicht um private Schulden", kritisierte Toussaint. "Das war ein ausgezeichnetes Mittel, um eine Sparpolitik in Griechenland einzuführen", fügte er hinzu. Toussaint hat an dem griechischen Dokumentarfilm "Debtocracy" (Schuldenherrschaft) von 2011 mitgewirkt. Darin wurde eine Parallele zwischen Griechenland und dem südamerikanischen Ecuador gezogen, dessen Schulden 2007 zum Teil als sittenwidrig eingestuft und erlassen worden waren.

Laut Konstantopoulou ist die Prüfung erst in ihrer "ersten Phase". Es sei angedacht, auch den früheren Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, oder den ehemaligen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn um eine Stellungnahme zu bitten.

Griechenland verhandelt seit Monaten mit seinen internationalen Geldgebern über die Bedingungen für die Auszahlung ausstehender Finanzhilfen von 7,2 Milliarden Euro. Streit gibt es vor allem über von den Gläubigern geforderte Einschnitte bei den Renten und die Erhöhung der Mehrwertsteuer.

Am Abend waren Beratungen der Euro-Finanzminister in Luxemburg über die griechische Schuldenkrise erneut ohne Ergebnisse geblieben. Für Montag wurde daher ein Sondergipfel der Währungsunion einberufen. Gibt es in den kommenden Tagen keine Einigung mit den Gläubigern, droht Griechenland die Pleite und womöglich ein Ausscheiden aus der Eurozone.

Parlamentspräsidentin Konstantopoulou wies im Zusammenhang mit der Schuldenkrise erneut darauf hin, dass Deutschland ihrem Land immer noch Reparationszahlungen im Zusammenhang mit Verbrechen in der NS-Zeit schulde. "Obwohl es sich um während der Besatzung von den Nazis verübte Verbrechen gegen die Menschlichkeit handelte, haben es die anderen Länder akzeptiert, darüber hinwegzugehen", kritisierte die Linkspolitikerin. "Und jetzt sollten die Griechen in die Knie gehen, um Schulden zu bezahlen, die nicht die ihren sind, und die nicht im Zusammenhang mit internationalen Verbrechen stehen?"

Aus Sicht der Bundesregierung ist die Frage der Entschädigungen für die deutschen Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges bereits abschließend geregelt.

 
Keine Einigung in Brüssel: Varoufakis macht seinem Ruf wieder alle Ehre



Das Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel bringt keinen Fortschritt in der griechischen Schuldenkrise. Im Gegenteil, es endet in gegenseitigen Schuldzuweisungen. IWF-Chefin Christine Lagarde fordert, endlich wieder ein Gespräch "unter Erwachsenen" möglich zu machen. Und der griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis behauptet, einen umfassenden Vorschlag zur Lösung der Krise vorgelegt zu haben. Währenddessen demonstrieren in Athen Tausende Menschen für einen Verbleib Griechenlands im Euroland.


 
Kunden plündern Konten: Bleiben griechische Banken am Montag geschlossen?


Die Hängepartie in der Griechenlandkrise geht weiter. Offenbar ist nicht sicher, ob die griechischen Banken am Montag überhaupt öffnen können. Denn in den letzten Tagen heben die Bürger des Landes insgesamt drei Milliarden Euro von ihren Konten ab, um sich für den Ernstfall zu wappnen. Auch an den Finanzmärkten ist die Unsicherheit groß.

 
Deutsche Wirtschaft gelassen: "Grexit" schockt kaum noch

Verlässt Griechenland die Eurozone? Auch in der deutschen Wirtschaft gibt es entsprechende Planspiele. Die wichtigen Wirtschaftsverbände halten einen "Grexit" für verkraftbar. Der Kreditversicherer Euler Hermes rechnet mit Lieferproblemen.

Die deutsche Wirtschaft fordert eine rasche Entscheidung über die Zukunft Griechenlands, auch wenn dies ein Ausscheiden aus dem Euro ("Grexit") bedeuten würde. Bayer-Chef Marijn Dekkers sowie der Versicherungsverband GDV mahnten, jetzt müssten die Unwägbarkeiten endlich beendet werden. Der Außenhandelsverband BGA und der Industrieverband BDI halten die Folgen eines "Grexit" für verkraftbar. Am Ende entscheide darüber aber die griechische Regierung, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer.

Der Kreditversicherer Euler Hermes rechnet bei einer Staatspleite Griechenlands und der Einführung von Kapitalverkehrskontrollen mit Lieferschwierigkeiten in vielen Branchen. Die Warenproduktion in Griechenland sei stark abhängig von Importen, sagte Euler-Hermes-Chefvolkswirt Ludovic Subran. "Und dort würde es zu Lieferstörungen kommen."

Die am meisten betroffenen Branchen wären Computer-Produkte und Elektrogeräte sowie Metalle und Chemikalien. Aber auch Geschäfte mit Maschinenteilen, Motoren, Textilien und Pharmazeutika würden beeinträchtigt werden. GDV-Präsident Alexander Erdland sagte: "Wir wünschen uns eine für beide Seiten tragfähige Lösung, um Griechenland im Euro zu halten." Das dürfe aber kein Selbstzweck sein. Entscheide sich die Regierung in Athen gegen einen Reformkurs, "dann ist das auch eine Entscheidung gegen den Euro". Dann müssten daraus Konsequenzen gezogen werden.

"Grexit löst Probleme nicht"


DIHK-Präsident Schweitzer warnte: "Es geht um den politischen Zusammenhalt Europas". Die Probleme des Landes würden durch einen "Grexit" nicht gelöst. Letztlich gelte aber: "Über den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone entscheidet die Bereitschaft der griechischen Regierung, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen."

BDI-Präsident Ulrich Grillo bereits am Donnerstag gesagt, sollte es zu einem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro kommen, werde die hiesige Wirtschaft auch das verkraften. Bayer-Chef Dekkers warf in der "Bild"-Zeitung die Frage auf, ob das Land wirklich gerettet wäre, wenn es im Euro bliebe.

Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone wollen am Montag versuchen, doch noch eine Lösung des Streits um Reformen im Gegenzug für weitere Hilfen an Griechenland zu finden. Mit den Reformen wollen die Geldgeber die griechische Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen. Athen lehnt aber viele Sparmaßnahmen kategorisch ab

 
Troost versus Bosbach: Pro und Kontra zu Hilfen für Griechenland



Wie lange geht das Pokern zwischen Griechenland und den internationalen Geldgebern noch gut? Deutsche Politiker sind hier ganz unterschiedlicher Meinung. n-tv befragt einen Kritiker und einen Unterstützer der Athener Regierung: CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach und Axel Troost, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke.

 
Wenig Hoffnung auf eine Lösung: Schlechte Stimmung vor Griechenland-Gipfel

"Unerfreuliche Situationen werden durch Wiederholung nicht erfreulicher." Ein abgekämpfter Finanzminister Schäuble spricht aus, was viele Politiker angesichts des eilig einberufenen Sondergipfels denken. Sie haben genug von der Griechenlandkrise.


Drohende Pleite hin oder her - Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras ist zufrieden. Die Einladung von EU-Ratspräsident Donald Tusk zu einem Sondergipfel am Montag hält er nach eigener Aussage für eine positive Entwicklung. Aber die Freude der 18 anderen Staats- und Regierungschefs der Eurozone, zusätzlich zu dem regulären EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag auch zu Wochenbeginn nach Brüssel reisen zu müssen, scheint eher begrenzt zu sein. Und das hat nicht nur organisatorische Gründe.

Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling etwa kritisierte die Entscheidung für den Euro-Sondergipfel ganz offen. "Einen Gipfel einzuberufen, der möglicherweise nicht vorbereitbar ist, weil es am Wochenende zu keinen Entscheidungen kommt, halte ich nicht für sehr zielführend", sagte er beim EU-Finanzministertreffen in Luxemburg. Schelling hatte da gerade ein erfolgloses Gespräch der Finanzminister mit den Griechen hinter sich. Und die Österreicher dürften mit ihrer Skepsis nicht alleine stehen - auch wenn die 19 Euro-Staats- und Regierungschefs der Einladung Tusks folgen werden.

Umkehr des Verfahrens?


Tatsächlich wirkt der Sondergipfel erst einmal wie ein Einlenken auf den seit langem geforderten griechischen Weg der Verhandlungen: Denn Links-Politiker Tsipras pocht seit langem auf eine "politische Lösung" von ganz oben. Sein Hintergedanke sei, dass der Deal für Griechenland weicher ausfallen werde, wenn die Chefs zusammensitzen, argwöhnt man in Berlin und anderen Euro-Hauptstädten. Zum einen seien weniger Detailkenntnisse als bei den Finanzministern vorhanden und zum anderen würden Regierungschefs das "große Ganze" sehen, also etwa auch die politische Bedeutung eines Zusammenhalts in der Euro-Zone.

Bundeskanzlerin Angela Merkel besteht bislang allerdings auf der Fortsetzung des bisherigen Wegs: Danach muss sich die griechische Regierung zunächst mit den drei Institutionen Internationaler Währungsfonds (IWF), Europäische Zentralbank (EZB) und EU-Kommission auf ein konkretes Reformpaket einigen.

Erst wenn die Institutionen mit den Selbstverpflichtungen Athens zufrieden sind, können die Euro-Finanzminister ihren vorläufigen Segen geben – und dann wären die Chefs dran. Detail-Verhandlungen über einzelne Reformen oder gar den von Athen geforderten Schuldenschnitt haben Merkel, aber auch Frankreichs Präsident Francois Hollande in ihren Gesprächen mit Tsipras stets entschieden abgelehnt.

Merkels Sprecher Steffen Seibert machte deutlich, dass dies auch am Montag der Fall sein werde: Ohne eine Einigung mit den Institutionen werde der Sondergipfel nur ein "Beratungsgipfel" sein können. "Eigentlich kann es nach dieser Logik ohne ein griechisches Einlenken am Wochenende nur eine Mahnung der 18 anderen Euro-Chefs an Tsipras geben", sagt ein EU-Diplomat.

Zeitdruck nimmt zu

Fragt sich, warum Tusk den Sondergipfel trotzdem einberuft. Denn mit der Einladung wächst die Erwartungshaltung auf eine Einigung am Montagabend enorm - umso größer wäre aber auch die Enttäuschung, wenn sie nicht käme.

Dass Tusk den Sondergipfel am Donnerstagabend wenige Minuten nach dem Ende der Eurogruppe bekannt gab, ist dabei sicher kein Zufall. In Luxemburg wurde mehr denn je offensichtlich, dass der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis mit seinen 18 Kollegen, IWF-Chefin Christine Lagarde und EZB-Vertretern auf keinen gemeinsamen Nenner kommt. Lagardes Aussage, dass ein Dialog mit "Erwachsenen" wiederhergestellt werden müsse, war deutlich. Deshalb stellt sich die Frage, wie Entscheidungen zu Griechenland in der Eurogruppe überhaupt noch möglich sein sollen.

Auch für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist die Ungeduld der sonst so diplomatischen Lagarde ein klarer Indikator dafür, wie die Stimmung ist. "Vielleicht sind wir nicht in der Lage, den Überlegungen von Yanis Varoufakis zu folgen", sagte Schäuble auf einer Pressekonferenz - nach seiner Sichtweise habe der griechische Finanzminister gestern einen umfassenden Lösungsvorschlag vorgelegt. "Aber wir sehen das anders. Wir warten weiter auf glaubwürdige Vorschläge aus Athen. Vielleicht bewegt sich über das Wochenende etwas in Griechenland." Er sei ein bisschen skeptisch, was den Erfolg des Euro-Sondergipfels am Montag angeht.

Tusk hatte bereits beim EU-Lateinamerika-Gipfel überraschend deutliche Worte zum Thema Griechenland gefunden und die Regierung in Athen aufgefordert, ihre "Spielchen" zu beenden. Der EU-Ratspräsident - der formal auch Euro-Zonen-Chef ist - wolle bei diesem so entscheidenden Thema nicht an der Seitenlinie stehen, hieß es dazu in Brüssel.

Am Freitag richtete Tusk erneut eine klare Warnung in Richtung Athen: "Wir nähern uns dem Punkt, an dem sich die griechische Regierung entscheiden muss, das anzunehmen, was meiner Meinung nach ein gutes Angebot zu weiterführenden Unterstützung ist, oder weiter in Richtung Zahlungsausfall zu gehen", sagte er in einer Videobotschaft. Am Ende könne dies aber nur eine griechische Entscheidung sei, die in der griechischen Verantwortung stehe.

Flankiert wurden Tusks Ermahnungen durch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der sich nach monatelangen, ergebnislosen Verhandlungen mit Athen zuletzt immer frustrierter gezeigt hatte.

Auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz riss kürzlich der Geduldsfaden mit der Verhandlungstaktik der Griechen. Die Aussagen von den Chefs der drei EU-Institutionen zielen in die gleiche Richtung: Griechenland ist am Zug - und die EU hat ihr Möglichstes getan, mit Gipfeln, Kompromissangeboten, Verhandlungsrunden. Das ist auch ein Zeichen an die EU-Skeptiker, die versuchen dürften, einen "Grexit" als Beweis für die Unfähigkeit Brüssels auszuschlachten.

Nun ist möglicherweise die Hoffnung, dass die Lage in Griechenland sich so zuspitzt, dass Tsipras keine Wahl bleibt, als einzulenken: Denn die Angst vor einem drohenden Bankenansturm in Griechenland am Montag wächst weiter.
 
Sondergipfel einberufen: Varoufakis zockt bis zum Schluss


Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis pokert weiter, die EU hat genug von der Hinhaltetaktik des Griechen: Das Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel geht ohne Einigung zu Ende. Jetzt müssen die Staats- und Regierungschefs auf einem Sondergipfel ran - ganz zur Freude des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. Aber egal, wie es weitergeht - keine Lösung wird einfach.

 
Liveticker zur Schuldenkrise: +++ 20:10 Vor dem EU-Sondergipfel: Die Telefone glühen +++

Immer wieder tagen in den vergangenen Monaten Europas Finanzminister, der Internationale Währungsfonds, die Europäische Zentralbank - ohne Ergebnis. Jetzt treffen sich die Staats- und Regierungschefs am Montag zu einem Sondergipfel. Doch die Aussichten, dass eine Einigung erzielt wird, sind trüb. Wird am Ende das griechische Volk am Bankschalter eine Entscheidung herbeizwingen? Die Angst vor einem Bankrun ist groß.

Wir begleiten die weiteren Entwicklungen im Liveticker.

+++ 20:10 Vor dem EU-Sondergipfel: Die Telefone glühen +++
Es sieht nach einem unruhigen Wochenende für Politiker, IWF und EZB aus. Vor dem von ihm einberufenen EU-Sondergipfel am Montag hat EU-Ratspräsident Donald Tusk sich schon mal EZB-Chef Mario Draghi, IWF-Chefin Christine Lagarde, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem an den Apparat geholt. Zuvor hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble allerdings bezweifelt, dass man den Gipfel vernünftig vorbereiten kann, wenn es keine Neuigkeiten aus Athen gibt.



+++ 19:00 Euro-Gruppe erwägt gemeinsame Einlagensicherung +++
Die Euro-Länder erwägen einem Magazinbericht zufolge die Schaffung einer gemeinsamen Einlagensicherung von Sparguthaben, um Unsicherheiten im Falle eines Ausscheidens Griechenlands aus der Euro-Zone zu beseitigen. Das berichtet "Der Spiegel" vorab. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wollte den Bericht nicht kommentieren.

Über eine gemeinsame Einlagensicherung im Währungsraum als Ergänzung der Bankenunion wurde schon in der Vergangenheit diskutiert. Wegen erheblicher Widerstände wurde das Thema aber zugunsten einer Harmonisierung der nationalen Einlagesysteme nicht weiterverfolgt.

+++ 18:00 "Grexit"-Angst setzt Dax und Dow unter Druck +++
Mit Blick auf die sich weiter zuspitzende Situation rund um die griechische Schuldenkrise gerät der deutsche Aktienmarkt zum Wochenschluss erneut unter Druck: Der Dax schließt nach einem kurzen Zwischenhoch 0,5 Prozent im Minus auf 11.040 Punkten.

Auch die Wall Street kann nicht stützen, die US-Börsen belastet ebenfalls die Sorge um einen möglichen "Grexit". Die Börse in Athen hingegen schließt heute 0,6 Prozent im Plus.

+++ 17:15 Tusk: Griechenland muss wählen - EU-Hilfsangebot oder Zahlungsausfall +++

Vor dem von ihn einberufenen EU-Sondergipfel am Montag richtet EU-Ratspräsident Donald Tusk deutliche Worte an Griechenland: "Vier Monate lang wurde jetzt ohne Ergebnis verhandelt, das gestrige Treffen der EU-Finanzminister hat den Knoten nicht gelöst. Wir nähern uns dem Punkt, an dem sich die griechische Regierung entscheiden muss, das anzunehmen, was meiner Meinung nach ein gutes Angebot zu weiterführenden Unterstützung ist, oder weiter in Richtung Zahlungsausfall zu gehen", sagt er in einer Videobotschaft. Am Ende könne dies aber nur eine griechische Entscheidung sei, die in der griechischen Verantwortung stehe.

Es ist noch Zeit, das Richtige zu tun, betonte Tusk. "Aber es sind nur noch wenige Tage."

+++ 16:40 Insider: Hellas-Banken verlieren am Freitag 1,2 Milliarden Euro +++
Die griechischen Geldinstitute leiden weiter unter einem verstärkten Abfluss von Kundeneinlagen. Allein am Freitag seien 1,2 Milliarden Euro abgezogen worden, verlautet aus Branchenkreisen.

Bis Mittwoch waren Bankenkreisen zufolge von Kunden insgesamt Einlagen von rund zwei Milliarden Euro abgehoben worden. Danach hat das Tempo noch mal zugelegt.

+++15:25 Niederlande - Hellas-Nothilfen nur gegen Reformen +++
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte bekräftigt die Bedingungen für Finanzhilfen an Griechenland. Europa sei bereit, dem von der Pleite bedrohten Land Notfallhilfen zu gewähren, wenn es Reformen zustimme, sagte er.

+++ 14:45 Pressekonferenz: Schäuble: Vielleicht verstehen wir Varoufakis einfach nicht +++
Auf der Pressekonferenz betont Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, weiter auf Lösungssuche zu sein. Es sei allerdings schwierig, mit Athen zu reden: "Ich gebe mir Mühe nicht Öl in irgendetwas zu schütten. Aber sie wissen, wie die Stimmung ist. Sie haben gestern Frau Lagarde gesehen. Sie hat hohe diplomatische Fähigkeiten. Sie sagt selber, sie sei Kritik gewohnt, aber sie sei nicht begeistert, wenn der IWF als kriminelle Organisation angesehen wird. Ich kann das nachvollziehen."

Bei der jüngsten Sitzung der parlamentarischen Fraktion der Syriza hatte Regierungschef Alexis Tsipras die Mitarbeiter des IWF als "Verbrecher" betitelt beziehungsweise ihnen eine kriminelle Verantwortung angelastet. IWF-Präsidentin Christine Lagarde soll sich daraufhin Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis beim Eurogruppen-Treffen in Luxemburg mit den Worten genähert haben: "The criminal in chief comes to say hello."

"Vielleicht sind wir nicht in der Lage, den Überlegungen von Yanis Varoufakis zu folgen", so Schäuble weiter. Nach seiner Sichtweise habe der griechische Finanzminister gestern etwa einen umfassenden Lösungsvorschlag vorgelegt. "Aber wir sehen das anders. Ich sagte einmal zu ihm: 'Yanis, wie bei den Juristen dürfen auch die Ökonomen unterschiedliche Meinungen haben. Aber wir haben mal Beschlüsse gefasst.'"

"Ich wünsche ihnen allen ein schönes Wochenende, wir sehen uns am Montag wieder", ruft Schäuble zum Abschluss den Journalisten zu.

+++ 14:35 Pressekonferenz: Schäuble wartet auf glaubwürdige Vorschläge +++
"Es ist erneut wertvolle Zeit vertan worden", sagt Bundesfinanzminister Schäuble auf einer Pressekonferenz zu der Griechenland-Krise. "Wir warten weiter auf glaubwürdige Vorschläge aus Athen. Wir sind ein bisschen skeptisch, was den Erfolg des Euro-Sondergipfels am Montag angeht, auch weil es an der notwendigen Substanz fehlt, um das Treffen vorbereiten zu können. Aber vielleicht bewegt sich über das Wochenende etwas in Griechenland. Der Ball liegt bei Athen, wir haben getan, was wir tun können." Er sei aber nicht sicher, dass er am Montag sensationelle Nachrichten verkünden könne.

+++ 14:20 EZB erweitert Kreditrahmen für griechische Banken +++
Die Europäische Zentralbank hat den überlebenswichtigen finanziellen Spielraum für die griechischen Banken offenbar erneut erweitert. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Bankenkreisen erfuhr, erhöhte die EZB den Rahmen für die sogenannten ELA-Notkredite. Die neue Höhe wurde zunächst nicht bekannt.

Die EZB hatte zuletzt am Mittwoch den ELA-Rahmen um 1,1 Milliarden Euro auf 84,1 Milliarden Euro angehoben. Dieses Programm ist derzeit die zentrale Finanzierungsquelle für die Geldinstitute in Griechenland. Die ELA-Kredite werden zu deutlich schlechteren Konditionen vergeben als die üblichen EZB-Darlehen.

+++ 14:00 Bericht: Bei einer Griechenland-Pleite haftet jeder Deutsche für 1055 Euro +++
Bei einer griechischen Staatspleite haftet Deutschland einem Medienbericht zufolge für 85,2 Milliarden Euro griechischer Schulden. Die Bundesrepublik sei damit in Summe der größte Gläubiger, berichtete die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts.

Im Falle einer Staatspleite würde jeder Deutsche damit für 1055 Euro haften. Am stärksten pro Kopf betroffen wären die Luxemburger: Griechenland schulde dem Land je Einwohner 1637 Euro. Bei jedem Niederländer seien es 1099 Euro, bei jedem Franzosen 989 Euro, bei jedem Letten 250 Euro.

Insgesamt steht Athen laut Ifo-Berechnungen mit 305 Milliarden Euro bei Ländern der Eurozone in der Kreide.

+++ 13:44 Moskau will keine maroden Griechen-Bonds kaufen +++
Russland ist zur Unterstützung der griechischen Wirtschaft bereit, schließt aber einen Kauf von Staatsanleihen des finanziell angeschlagenen EU-Landes aus. "Wir können Investitionen wie im Fall der Gaspipeline Turkish Stream unterstützen, aber ich denke nicht, dass wir Bonds kaufen werden", sagt Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew laut der Agentur Interfax beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg.

+++ 13:32 Juncker versteht Tsipras nicht mehr +++
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat sich in einem Interview zutiefst frustriert über Griechenlands Premier Alexis Tsipras geäußert. "Das Vertrauen, das ich in ihn gesetzt habe, ist nicht immer ebenbürtig erwidert worden", sagte Juncker dem "Spiegel". Vor Kurzem hatte er den Premier noch seinen Freund genannt.

Statt über die Kommission zu schimpfen, solle Tsipras in Griechenland erzählen, dass die Kommission ihm für die Jahre 2015 bis 2020 ein Investitionsprogramm in Höhe von 35 Milliarden Euro in Aussicht gestellt habe. "Wäre ich griechischer Ministerpräsident, würde ich es als Erfolg verkaufen", erklärte der Luxemburger, aber "ich höre davon nichts."

+++ 13:14 Tsipras spricht Dienstag im Europarat ++
Der griechische Ministerpräsident Tsipras begrüßt die Einberufung eines Sondergipfels der Eurostaaten am Montag. "Wir arbeiten jetzt für den Erfolg dieses Treffens", sagt er am Morgen. Tags drauf wird Tsipras im Europarat erwartet. Er soll zur Griechenlandkrise vor der parlamentarischen Versammlung des Rats sprechen.

+++ 12:58 Griechen setzen auf Bares, Umlauf von Scheinen rasant gestiegen +++
Laut Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele hat der Bargeldumlauf in Griechenland stark zugenommen. Nachdem im Dezember klar geworden sei, dass ein neues griechisches Parlament gewählt werden würde, habe der Bargeldumlauf um 44 Prozent zugenommen. Dieser Entwicklung stehe eine stetige Abnahme der Einlagen bei griechischen Kreditinstituten gegenüber.

Starke Barabhebungen sind der Grund, warum Griechenlands Banken immer mehr Ela-Notkredite ihrer eigenen Zentralbank benötigen. Genehmigen muss diese die EZB.

+++ 12:51 Athen sichert sich Milliardeneinnahmen aus Moskau +++
Der griechische Premier Alexis Tsipras macht auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg mit Russland gute Geschäfte. Durch den Bau einer neuen Pipeline wird Athen von 2019 an jährlich Hunderte Millionen Euro an Gebühren für die Weiterleitung von russischem Gas einnehmen. Die Russen haben immer betont, dass das Finanzproblem der Griechen klare EU-Angelegenheit ist. Aber sie haben angeboten, finanzielle Hilfe zu prüfen, sollte das Euroland darum bitten.

+++ 12:40 Griechische Zentralbank: Bankensystem stabil +++
Der griechische Zentralbankchef Giannis Stournaras beschwichtigt Befürchtungen, die Stabilität des Bankensystems sei in Gefahr. Stournaras versicherte bei einem Treffen mit dem zuständigen Minister für die Verhandlungen mit den Geldgebern, Euclid Tsakalotos, dass die Stabilität des Bankensystems vollkommen gesichert sei, und zwar "durch die gemeinsamen Maßnahmen der Zentralbank Griechenlands und der Europäischen Zentralbank".

+++ 12:33 Berlin beharrt auf IWF bei Griechenland-Rettung +++ Eine Einigung in der griechischen Schuldenkrise ohne den Internationalen Währungsfonds ist aus Sicht der Bundesregierung nicht denkbar. "Der IWF spielt eine ganz zentrale Rolle", sagt eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums (BMF). Damit stellt sich das Ministerium von Wolfgang Schäuble gegen Planspiele, den IWF aus der Rettungspolitik zu entlassen.

+++ 12:28 EU-Kommissionspräsident Juncker telefoniert mit Merkel und Hollande +++
Zur Lösung der Griechenland-Krise vermittelt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf Spitzenebene. Juncker habe mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident François Hollande und dem holländischen Premier Mark Rutte telefoniert, sagt ein Kommissionssprecher in Brüssel. Der EU-Kommissionschef werde auch in den nächsten Tagen in engem Kontakt mit den Regierungschefs bleiben.

+++ 12:20 Euro-Finanzministertreffen vor Gipfel bestätigt +++
Die Finanzminister der Eurozone werden sich am Montag vor dem Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel treffen, um diesen vorzubereiten. Der Start sei um 15 Uhr deutscher Zeit geplant, bevor der Gipfel dann vier Stunden später losgehe, kündigte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem über Twitter an.

+++ 11:48 Anleger blenden Hellas-Sorgen aus +++
Den Börsen kann die sich zuspitzende Krise um Griechenlands Schulden heute bisher nichts anhaben: Die Investoren an der Börse in Athen scheinen sogar leicht optimistisch zu sein - der griechische Leitindex steigt um 0,2 Prozent. Noch deutlich besser ist die Stimmung auf dem Frankfurter Parkett: Euphorisiert von starken US-Börsen legt der Dax um 1,1 Prozent zu und überwindet wieder die 11.200er Marke. Der Euro bewegt sich seitwärts und bleibt über 1,13 Dollar.

+++ 11:29 Varoufakis: Eurogruppe hat Vorschlag von Hellas ignoriert +++
Der griechische Vorschlag für eine Lösung im Schuldenstreit war beim Eurogruppen-Treffen laut Finanzminister Yanis Varoufakis irrelevant. Er sei nicht diskutiert worden.

+++ 11:15 Zeitung: Athen entwirft Notfallpläne +++
Aus Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands entwirft die Regierung in Athen einem Pressebericht zufolge Pläne für die reibungslose Versorgung mit Treibstoffen. Wie die Athener Zeitung "Ta Nea" berichtet, seien Benzin und Diesel für etwa neun Monate vorrätig. Eine Bestätigung seitens der Regierung gab es bislang nicht.

In den Depots der griechischen Raffinerien gebe es "strategische Treibstoffmengen" für drei Monate, schrieb das Blatt. Hinzu kämen bereits abgeschlossene Importverträge für ein Vierteljahr. Schließlich könne das Land weitere drei Monate überbrücken, indem es Rohöl gegen Öl tausche, schreibt "Ta Nea".

+++ 11:11 Moskau erwägt Finanzhilfen für Athen +++
Russland ist nach Worten seines stellvertretenden Ministerpräsidenten Arkadi Dworkowitsch bereit, über Finanzhilfen für Griechenland nachzudenken. "Wir werden jede Lösung zur Beilegung der griechischen Schuldenkrise unterstützen, die Griechenland und unsere europäischen Partner vorschlagen", sagte er der Agentur Tass zufolge im Fernsehen. Nach Angaben eines Sprechers des russischen Präsidialamtes muss Hellas aber zunächst einen Vorschlag zu möglichen Finanzhilfen präsentieren, erst dann könne Russland etwas unternehmen.

+++ 10:54 Sitzungsmarathon am Montag: Griechenland-Gipfel und neues Spitzentreffen der Eurominister +++
Die Finanzminister der Eurozone wollen noch vor dem für Montag geplanten Griechenland-Gipfel erneut beraten. Sehr wahrscheinlich werde es am Montag auch ein Treffen der Eurogruppe geben, sagte der finnische Ressortchef Alexander Stubb in Luxemburg. "Wir müssen irgendeinen Vorschlag auf dem Tisch haben für den Euro-Gipfel." Ein EU-Diplomat ergänzte, der Termin sei wahrscheinlich, aber noch nicht bestätigt.

Bevor das Treffen der Staats- und Regierungschefs am Montagabend stattfinden könne, müsse das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland "einen technischen Vorschlag" vorlegen, über den dann die Euro-Finanzminister vorab beraten müssten, sagte Stubb weiter.

+++ 10:47 Tsipras: Grexit wäre "Anfang vom Ende" +++
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hat ein mögliches Ausscheiden seines Landes aus dem Euro als "Anfang vom Ende der Eurozone" bezeichnet. Der Grexit könne "keine Option sein, weder für die Griechen noch für die Europäische Union", sagte Tsipras der österreichischen Tageszeitung "Kurier". Ein Euro-Austritt wäre ein "irreversibler Vorgang". Europa habe sich bislang "immer in Richtung Einheit bewegt". Ein Richtungswechsel "würde das Scheitern der europäischen Idee bedeuten".

+++ 10:30 Slowakei bereit für Grexit +++
Die Slowakei stellt sich auf einen Grexit ein. Sein Land sei mental und technisch auf einen Euro-Abschied Griechenlands vorbereitet, sagt Ministerpräsident Robert Fico.

 
Zwischen Trotz und Angst: Griechen befürchten das Schlimmste



In Griechenlands Hauptstadt Athen wird gebangt und gezittert. Wie geht es weiter? Bleibt das Land im Euro oder gibt es eine Rückkehr zur Drachme? Und was passiert dann? Ein Grexit würde die Menschen hart treffen. Dabei sind bereits jetzt die Folgen der Krise überall zu spüren.

 
Liveticker zur Schuldenkrise: +++ 18:57 Athen prüft Kompromisse im Schuldenstreit +++

Athen prüft nach Worten von Staatsminister Alekos Flabouraris eine Anpassung der vorlegten Reformpläne. Mehrere Zugeständnisse würden derzeit geprüft, sagte er. Dazu zählten die weitere Einschränkung von Frühverrentungen - was Athen prinzipiell bereits akzeptiert hat - sowie die Absenkung der Grenzen bei der Besteuerung von Unternehmensgewinnen. Diese und andere Kompromisse sollten Athen und seine Gläubiger einer Einigung näher bringen, sagte Flabouraris. "Wir werden Maßnahmen präsentieren, die die Kluft überbrücken", wird er von griechischen Medien zitiert.

+++ 17:31 Griechischer Präsident: Rücktritt bei "Grexit" +++

Griechenlands Präsident Prokopis Pavlopoulos lässt durchblicken, dass er bei einem Ausscheiden seines Landes aus der Eurozone zurücktreten werde. Das berichtet die Zeitung "Real.gr". Der konservative Politiker wurde im Februar zum Staatspräsidenten gewählt.

++ 15:06 Vizeminister lobt die Drachme +++
"Griechenland hat große Dinge in den mehr als 200 Jahren vollbracht, in denen es die Drachme nutzte", sagte Griechenlands Vize-Kulturminister Nikos Xydakis "enikos.gr" zufolge der Zeitung "Efimerida ton Syntakton". Mit dem Euro habe Griechenland keinen nennenswerten Fortschritt erzielt. Die Währung sei nur ein Werkzeug, so Xydakis. Griechenland solle das Für und Wider abwägen. "Europa existiert viel länger als der Euro und wird weiterhin überleben", ergänzte der Minister.

Mit Xydakis haben wir im Januar ein Interview geführt. Dabei sagte er: "Die Deutschen bekommen unser Geld, nicht aber unsere Seele."

+++ 14:41 Athen kündigt neue Vorschläge an +++
Griechenland will bei dem Euro-Sondergipfel zur Schuldenkrise neue Vorschläge vorlegen. "Wir werden versuchen, unsere Vorlage zu ergänzen, damit wir einer Lösung näher kommen", sagte Alekos Flambouraris, ein enger Berater von Ministerpräsident Alexis Tsipras, am Samstag dem Fernsehsender Mega. "Wir reisen nicht mit dem alten Vorschlag an."

+++ 12:49 Gabriel warnt vor "Grexit"-Folgen +++
Nach Ansicht von SPD-Chef Sigmar Gabriel wäre ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro "ein fatales Signal". Der Nationalismus sei ohnehin bereits überall in Europa auf dem Vormarsch, sagte er nach Teilnehmerangaben bei einem nicht-öffentlichen SPD-Konvent in Berlin. Ein Scheitern der Verhandlungen würde diese Tendenzen verstärken: Es bestehe die Gefahr einer "europäischen Desintegration", so der Vizekanzler.

+++ 12:03 Söder vertraut Athen nicht +++
Bayerns Finanzminister Markus Söder und die griechische Regierung werden wohl keine Freunde mehr. "Selbst wenn Vorschläge gemacht werden, hat man den Eindruck, dass die griechische Regierung gar nicht will und wartet, dass Europa nachgibt", sagte der CSU-Politiker. Es könne nicht sein, dass am Ende die europäischen Steuerzahler allein für die Probleme von Griechenland aufkommen. "Mein Vertrauen in diese Regierung geht gegen Null", so Söder.

+++ 11:10 Varoufakis erntet "eisiges Schweigen" +++
Reden die Finanzminister der Eurozone aneinander vorbei? Der Text von Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis, der heute in der "Irish Times" veröffentlicht wurde, vermittelt diesen Eindruck. Hier die wichtigsten Auszüge:

Die Eurozone funktioniere auf eine rätselhafte Weise. Die Finanzminister würden folgenschwere Entscheidungen durchwinken, deren Details blieben dabei im Dunkeln. Diese würden von "Experten" erarbeitet, die nicht die Wähler, sondern die Institutionen repräsentieren. Man müsse sich fragen, wie wirksam und demokratisch das sei.
Irlands Finanzminister Michael Noonan habe sich darüber beschwert, die Ressortchefs seien in die jüngsten Vorschläge der Gläubiger nicht eingeweiht worden.
Das griechische Drama werde im Norden Europas häufig missverstanden. Denn die Verschwendung in der Vergangenheit werde überlagert von den außergewöhnlichen Anpassungen der letzten fünf Jahre.
Mittlerweile erwirtschafte Griechenland einen Primärüberschuss, die Löhne seien im Schnitt um 37 Prozent gesunken, die Renten bis zu 48 Prozent. Die Zahl der im öffentlichen Dienst Beschäftigten sei um 30 Prozent gefallen.
Das Einkommen sei im Schnitt um 27 Prozent geringer, die Arbeitslosenquote sei auf bis zu 27 Prozent geklettert, die Schulden auf 180 Prozent des rapide sinkenden BIP geklettert.
Griechenland brauche nicht mehr Einschnitte oder höhere Steuern, sondern Reformen.
Er habe beim vergangenen Treffen der Euro-Finanzminister eine Reformagenda präsentiert.
Leider seien seine Vorschläge auf eisiges Schweigen gestoßen.

"Ein unparteiischer Beobachter der Beratungen der Eurogruppe würde zu dem Ergebnis kommen, dass es sich um eine seltsame Runde handelt", schreibt Varoufakis, "Schlecht ausgerüstet, um gute, harte Entscheidungen zu treffen, wenn Europa sie wirklich braucht."

Folgende Frage müsse beantwortet werden, so Varoufakis: "Ist es wahrscheinlicher, dass die Eurozone eine bessere Union wird, wenn Griechenland den Wölfen zum Fraß vorgeworfen wird – trotz der Vorschläge, die vorgelegt wurden? Oder würde eine Vereinbarung, die sich um diese Vorschläge dreht, eher zu mehr Offenheit, Leistungsfähigkeit und Demokratie führen?"

Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte nach dem Treffen der Eurogruppe gesagt: "Yanis Varoufakis war der Meinung, er habe eine weitreichende Initiative ergriffen. Aber [wir haben] sie offenbar nicht verstanden."

Was Varoufakis präsentiert hat, lesen Sie hier.

+++ 9:59 Athen dämpft Erwartungen +++
Bringt der Gipfel am Montag eine Lösung? Der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris gibt sich skeptisch. Hier Aussagen aus seinem Interview im griechischen Fernsehsender MEGA:

Im Streit um das griechische Sparprogramm gehe es nur noch um Maßnahmen für 450 Millionen Euro. Die Gläubiger machten zusätzlich Einsparungen in diesem Umfange zur Bedingung für die Auszahlung weiterer Hilfen.
Die Gläubiger seien nicht bereit, Athen wie gefordert eine Reduzierung des Schuldenberges zuzusichern.
Sollten die Gläubiger Ministerpräsident Alexis Tsipras ultimativ auffordern, ihre Forderungen zu akzeptieren oder sein Land pleite gehen zu lassen, schließt Flambouraris eine Volksabstimmung über das Sparprogramm nicht aus.
Die Europäische Zentralbank könne sich keinen Bankrott der griechischen Banken leisten. Die EZB wüsste um den Dominoeffekt, den ein Zusammenbruch des Bankensystems auslösen würde.

Flambouraris gilt als einer der engsten Berater von Tsipras.

+++ 09:28 Telefonat von Juncker und Tsipras möglich +++
Im Vorfeld des Krisengipfels zu Griechenland soll offenbar ein Telefonat zwischen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras Fortschritte bringen. Am Abend sei ein Gespräch der beiden Politiker geplant, sagte der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris.

+++ 08:49 Griechen heben weitere 1,7 Milliarden Euro ab +++
Wie lange reicht das Bargeld in Griechenland noch? Es gibt ernsthafte Zweifel, denn die Griechen leeren ihre Bankkonten. Wie mehrere griechische Zeitungen schreiben, wurden alleine am Freitag zwischen 1,7 und 2 Milliarden Euro abgehoben. Damit seien seit Montag fünf Milliarden Euro aus dem Banksystem abgeflossen, berichtete "Kathimerini". Einen sichtbaren Bank Run mit langen Schlangen vor den Schaltern gab es jedoch nicht. Am Samstagmorgen herrschte reger, aber nicht unnormaler Betrieb vor den Geldautomaten.

+++ 08:14 Europas Presse mahnt: Probleme ernst nehmen +++
Wagen wir doch einmal einen Blick in die internationale Presse: Die "Neue Zürcher Zeitung" etwa macht einen "Moment der Wahrheit für Tsipras" aus. "Gegenüber den Europäern hat der Regierungschef sein Pokerspiel ausgereizt - Raum für weitere Kompromisse besteht keiner", heißt es.

Der britische "Independent" schreibt und mahnt: "Uns steht vielleicht nicht nur eine ausgewachsene Wirtschaftskrise in Europa bevor, wir könnten auch Griechenland, das uns die Demokratie gegeben hat, an ein wiedererstarkendes und expansionistisches Russland verlieren, das demokratische Grundsätze kaum achtet."

Und "De Telegraaf" aus den Niederlanden findet: Russland flirte jetzt schon "schamlos mit der griechischen Nation. Der machtlüsterne Putin sieht den freien Zugang zu den griechischen Häfen als wichtigen Brückenkopf im Mittelmeer. Aber auch auf chinesischer Seite gibt es großes Interesse, weil die griechischen Häfen ein wichtiger Zugang zu Europa sind. Ein unüberlegter griechischer Austritt ist daher äußerst unerwünscht."

+++ 07:30 Varoufakis mit Kamerateam bei Eurogruppen-Treffen? +++
Das erste Treffen der Euro-Finanzminister, an dem Yanis Varoufakis teilnahm, muss wirklich ein denkwürdiges gewesen sein. Zumindest, wenn man einem Bericht der "Welt" Glauben schenkt. Angeblich soll der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis damals mit einem Kamerateam im Schlepptau zu der Sitzung erschienen sein. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem soll das gar nicht lustig gefunden und den Griechen gerügt haben.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Eintrags wurde behauptet, die "Welt" habe sich auf das Finanzministertreffen am Donnerstag bezogen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

+++ 06:57 Merkel und Tusk bezweifeln "Zauberformel" +++
Am Montag kommt der große Showdown - vermeintlich. Denn nicht wenige Spitzenpolitiker glauben nicht daran, dass der große Wurf gelingt. Zum Kreis der Skeptiker gehören neben Schäuble auch Kanzlerin Angela Merkel und EU-Ratspräsident Donald Tusk. "Der Gipfel am Montag kann nur ein Entscheidungs-Gipfel werden, wenn eine Entscheidungsgrundlage vorliegt", sagte Merkel. Wenn bis dahin keine Entscheidungsgrundlage vorliege, werde das Treffen lediglich ein "Beratungs-Gipfel" - und man müsse weiter warten. Tusk sagte: "Der Gipfel wird nicht der letzte Schritt sein. Wir müssen uns von jeglichen Illusionen befreien, dass es auf höchster Ebene eine Zauberformel gibt."

+++ 06:11 Bofinger: Grexit wäre kein Schock für Deutschland +++
Wer hat Angst vor dem Grexit? Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger nicht - jedenfalls nicht auf kurze Sicht. Er sagt der "Passauer Neuen Presse": "Kurzfristig hätte es vermutlich keine allzu großen Auswirkungen - weder auf Deutschland noch auf die Weltwirtschaft. Einen Schock wie nach dem Zusammenbruch der Investment-Bank Lehman Brothers im Jahr 2008 müssten wir nicht befürchten." Mittel- und langfristig ergäben sich jedoch Herausforderungen: "Die Eurozone würde ihren Charakter völlig verändern", sagt er. Und bei Schwierigkeiten eines weiteren Landes, würden Spekulanten auf den Plan treten, die mit der Austrittsoption zocken könnten.

+++ 05:10 Tsipras muss "180-Grad-Wende vollziehen" +++
Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Gunther Krichbaum (CDU), mahnt eine Einigung zwischen Griechenland und den Geldgebern des Landes beim EU-Sondergipfel am Montag an. Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union in Brüssel sei die "allerletzte Chance", um eine Staatspleite in Griechenland abzuwenden, sagt Krichbaum der "Saarbrücker Zeitung". Minsterpräsident Alexis Tsipras müsse "eine 180-Grad-Wende vollziehen, damit wir noch zum Erfolg kommen".

+++ 03:30 IWF gibt weitere Zypern-Hilfen frei +++
Beispiel für Griechenland? Der Internationale Währungsfonds (IWF) gibt weitere Finanzhilfen im Umfang von 278,4 Millionen Euro für Zypern frei. In einer Mitteilung werden dem Land zugleich Reformfortschritte bescheinigt. Die Euroländer und der IWF haben für Zypern im März 2013 ein Hilfspaket mit Notkrediten von insgesamt zehn Milliarden Euro geschnürt. Zu den Auflagen gehörte neben einem Sparkurs auch ein radikaler Umbau des Finanzsektors.

+++ 01:30 US-Regierung ermahnt Griechenland und Gläubigerländer +++
Die US-Regierung ermahnt Griechenland und die internationalen Geldgeber des Landes zu einer Einigung im Schuldenstreit. Es sei "dringend" nötig, dass beide Seiten sich einem Kompromiss annäherten, sagt Regierungssprecher Eric Schultz. Es müsse "rasch ein glaubwürdiges Reformprogramm" aufgelegt werden - als "Grundlage langfristiges Wachstum in der Eurozone".

+++ 00:40 Eurozone muss geschlossen auf "Grexit" reagieren +++
Die führenden EU-Politiker brauchen nach den Worten des portugiesischen Ministerpräsidenten eine gemeinsame Antwort auf ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. Es wäre unklug, solch ein Szenario nicht in Betracht zu ziehen, sagt Pedro Passos Coelho. Für die Eurozone sei entscheidend, dass sie gemeinsam und geschlossen reagiere. Dies müsse von der Europäischen Zentralbank und den einzelnen Notenbanken vorbereitet werden. "Das ist für mich völlig klar." Anstelle des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras wäre er "extrem besorgt und an einer Lösung des Problems interessiert".

+++ 22:45 Griechenland-Sorgen beenden Wall-Street-Rally +++
Nach mehreren Tagen mit steigenden Kursen geht der Wall Street vor dem Wochenende der Schwung aus. Die Freude über die weiter lockere US-Geldpolitik weicht nun der Sorge, wie es in der griechischen Schuldenkrise weitergeht. Nach einer dreitägigen Gewinnserie schließen die US-Aktienmärkte im Minus. Eine Fortsetzung der jüngsten Rally sei indes ungewiss, so lange es keine greifbaren und positiven Ergebnisse in der griechischen Schuldenkrise gebe, so ein Marktexperte.

 
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