Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

Liveticker zu Griechenland: +++ 16:28 Schäuble an Tsipras: "just do it" +++

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble fordert von der griechischen Regierung, endlich konkrete Reformen einzuleiten. "Just do it. Das würde wahnsinnig viel Vertrauen gewinnen", sagt Schäuble auf einer Bundesbank-Konferenz in Frankfurt. Seine Fantasie sei allerdings begrenzt, dass die Regierung in Athen noch bis Sonntag konkrete Reformschritte ins Parlament einbringe. Es sei jetzt an der Zeit, die Währungsunion zu stärken und für nachhaltiges Wachstum zu sorgen.

+++ 16:21 Dax nimmt 11.000 Punkte ins Visier +++
Gestützt auf neue Hoffnung auf eine baldige Lösung des Griechenland-Dramas nimmt der Dax wieder die Marke von 11.000 Punkten ins Visier. "In punkto Griechenland könnte sich ein Königsweg abzeichnen", begründet Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank den Anstieg. "Und China als einer unserer größten Exportmärkte hilft uns auch."

+++ 16:14 IWF sieht Weltwirtschaft im Aufschwung +++
Trotz der Griechenland-Krise geht die wirtschaftliche Erholung in der Euro-Zone nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) weiter. In diesem Jahr betrage das Wachstum in den Ländern der Währungsunion 1,5 Prozent, im kommenden Jahr 1,7 Prozent, meint der IWF in seinem aktualisierten Weltwirtschaftsausblick. Nach einem Plus von 0,8 Prozent im vergangenen Jahr sei die Erholung damit weiter "auf Kurs". In Griechenland könnte die Krise allerdings "viel schlimmere Auswirkungen" haben als bisher angenommen. IWF-Chefökonom Olivier Blanchard sagt zu einem möglichen Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone: "Der Rest der Welt würde das vermutlich ganz gut überleben."

+++ 15:58 Grüne fordern Griechenland-Sondersitzung +++

Egal, ob am Wochenende eine Einigung mit Griechenland gelingt oder nicht. Die Grünen bestehen angesichts der dramatischen Entwicklungen auf einer Sondersitzung des Bundestags. Fraktionschef Anton Hofreiter sagt, eine Umschuldung sei notwendig. In den nächsten fünf Jahren solle der Schuldendienst vom Rettungsschirm ESM abgenommen werden. "Danach wird mit den Griechen neu diskutiert". Bei den Verhandlungen brauche es jetzt Ehrlichkeit auf beiden Seiten, so Hofreiter. Frau Merkel muss aufhören, zu feige zu sein, der deutschen Bevölkerung die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit ist: Griechenland kann nicht die harten Sparauflagen erfüllen, kann nicht ernsthafte Reformen umsetzen und gleichzeitig die Schulden zurückzahlen.

+++ 15:37 Griechische Chef verordnen Zwangsurlaub +++
Der griechische Regierungschefs Alexis Tsipras mag in der Öffentlichkeit noch so optimistisch und freudestrahlend auftreten, seinen Landsleuten ist das Lachen schon längst vergangen. Von schlimmen Auswirkungen der Bankenschließung auf den ohnehin geschwächten Arbeitsmarkt berichtet die Leiterin des Auslandsbüros Griechenland der Konrad Adenauer Stiftung (KAS), Susanna Vogt. Arbeitnehmer werden demnach in den Zwangsurlaub geschickt - unter Berufung auf "höhere Gewalt". "Noch weiter steigende Arbeitslosenzahlen sind absehbar, sollte die Situation länger anhalten", schreibt Vogt. Auch die Versorgung mit Produkten aus griechischer Fertigung ist laut Vogt prekär: "Griechische Lebensmittel erreichen den Markt wegen fehlender Verpackungsmaterialien aus dem Ausland nicht mehr und auch das Transportgewerbe ist von den Kapitalverkehrsbeschränkungen betroffen."

+++ 15:26 Wer hat beim Referendum mit Nein gestimmt? +++
Über 60 Prozent der Griechen haben beim Referendum mit Nein gestimmt. Welche Gesellschaftsschichten wie abgestimmt haben, zeigt jetzt eine interaktive Grafik, die der britische Guardian veröffentlichte. Das Ergebnis überrascht nicht: Ärmere Griechen haben mit Nein gestimmt, die wohlhabenderen Griechen mit Ja.


+++ 15:15 Euro-Politiker erwägen offenbar Garantien für EZB-Hilfen +++
Amtsträger aus dem Euroraum haben offenbar informell ein Arrangement diskutiert, bei dem die Europäische Zentralbank ihre Liquiditätshilfen für die griechischen Banken aufrecht erhält und im Gegenzug Garantien für die Kredite erhält. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Eine Garantie-Vereinbarung würde einen Schuldentausch aus dem Jahr 2012 wiederholen, in dem Zentralbankkredite an Griechenland von den Euro-Ländern garantiert wurden, während das Land im Zuge einer Anleihe-Umschuldung kurzfristig als zahlungsunfähig galt. Konkrete Vorschläge seien jedoch noch nicht diskutiert worden, heißt es weiter.

+++ 15:00 Schäuble spricht auf Bundesbank-Konferenz +++
Auf der Bundesbank-Konferenz "Turning points in history" spricht gleich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Frankreichs Finanzminister Michel Sapin. Die Veranstaltung läuft auf Twitter unter #turningpoints und als Livestream im Netz.



+++ 14:51 Buchmacher-Wetten gegen den Grexit +++
Wenn man britischen Wettanbietern Glauben schenken darf, sind die Chancen auf einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone wieder etwas gestiegen. Der Buchmacher Paddy Power schätzt die Wahrscheinlichkeit eines "Grexit" auf nur noch 42 Prozent ein, nachdem es am Dienstag noch 48 Prozent waren. Bei Konkurrent William Hill liegt sie derzeit bei 38 Prozent, nach 45 Prozent am Mittwoch.

+++ 14:37 Juncker empfängt griechische Oppositionspolitiker +++
Wie denkt eigentlich die griechische Opposition über das, was gerade in ihrem Land passiert? EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker empfängt heute eine Delegation der konservativen Nea Demokratia. "Das ist ein wichtiger Augenblick. Und Präsident Juncker will zuhören", sagte sein Sprecher in Brüssel. Für morgen ist eine Begegnung mit dem Chef der proeuropäischen Partei To Potami, Stavros Theodorakis, geplant.

+++ 14:26 Schuldenschnitt? Nicht mit Merkel +++
Einen Schuldenschnitt lehnt die Bundeskanzlerin weiter ab. Sie habe schon früher gesagt, "dass ein klassischer Haircut für mich nicht infrage kommt", sagte Angela Merkel auf ihrer Balkanreise in Sarajevo. Daran habe sich nichts geändert. Zu den Arbeiten der Regierung von Tsipras an einer Reformliste sagte sie: "Ich bin zur Zeit nicht in der Lage zu sagen, was das bedeutet - ob das Programm ausreichend ist, und was daraus für die Schuldentragfähigkeit erwächst."

+++ 14:13 Sondertreffen der Euro-Minister angeblich schon Samstag +++
Bereits am Samstag, also einen Tag vor dem großen Euro-Gipfel, soll Insidern zufolge ein Sondertreffen zum Thema Griechenland stattfinden. Für Samstag 15 Uhr ist demnach ein Treffen der Euro-Finanzminister geplant. Um 10 Uhr berät die Euro-Arbeitsgruppe zur Vorbereitung.

+++ 13:53 Wirtschaftsministerium bietet Infoservice für Unternehmen +++ Das Bundeswirtschaftsministerium hat einen Informationsservice für Unternehmen zu aktuellen Fragen rund um Griechenland eingerichtet. Betroffene Unternehmen können sich per Telefon, E-Mail und Internet Rat holen.

Auf der Internetseite heißt es: "Die neue Sonderseite informiert nicht nur zu den Kapitalverkehrskontrollen, sondern umreißt auch die aktuelle Wirtschaftslage in Griechenland. Daneben gibt sie Hinweise zur Absicherung von Exporten nach und Investitionen in Griechenland und weist auf Unterstützungsmöglichkeiten bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen hin. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sollen so unterstützt werden, zuverlässig und unbürokratisch Informationen zu erhalten."


+++ 13:22 Was bietet Athen an? Details aus dem Sparpaket +++
Das griechische Sparpaket sieht laut Athener Finanzpresse erhebliche Mehrbelastungen der Tourismusbranche vor. Die Mehrwertsteuer im Bereich Hotellerie soll demnach von 6,5 auf 13 Prozent und im Gastronomiebereich von 13 auf 23 Prozent steigen, berichtete das Blatt "Naftemboriki". Das Reformpaket habe einen Wert von zehn bis zwölf Milliarden Euro. Die umstrittene Immobiliensteuer solle auch 2015 und 2016 bleiben, heißt es. Alleine sie soll jährlich 2,65 Milliarden Euro in die Staatskassen spülen.

Athen sei zudem bereit, fast alle Frührenten abzuschaffen. Grundsätzlich solle niemand vor dem 67. Lebensjahr in Rente gehen können. Wer bereits 40 Jahre gearbeitet habe, solle ab 62 Jahren das Recht auf Ruhestand haben.

+++ 13:14 Fahrplan für den Gipfel-Sonntag +++
Zur Lösung der griechischen Schuldenkrise wird es am Sonntagnachmittag ein weiteres europäisches Gipfeltreffen geben. Wie der Sprecher von EU-Ratspräsident Donald Tusk mitteilt, sollen zunächst um 16 Uhr die Staats- und Regierungschefs der 19 Euro-Länder zusammenkommen, um 18 Uhr dann in größerer Runde die Vertreter aller 28 EU-Länder.

+++ 13:04 Griechen beantragen Reisepässe +++
Die Zahl der Anträge auf Ausstellung neuer Reisepässe nimmt zu. Die Zeitung "Kathimerini" wertet dies als ein Indiz dafür, dass viele Griechen aus Angst vor einem "Grexit", einem Ausstieg aus der Eurozone, erwägen auszuwandern. In Athen seien zuletzt an einem Tag 1580 Anträge bei den zuständigen Polizeistellen vorgelegt worden, berichtet das Blatt unter Berufung auf die Sicherheitskräfte. Das bedeute eine Steigerung um über 50 Prozent im Jahresvergleich. Die Zunahme der Anträge habe begonnen, als Ministerpräsident Alexis Tsipras eine Volksabstimmung über Spar- und Reformmaßnahmen angesetzt habe.

+++ 12:57 Unions-Mehrheit nicht gesichert +++
Ein mögliches drittes Griechenland-Rettungspaket muss auch von Deutschland abgesegnet werden. Kanzlerin Angela Merkel hatte vorschlagen, dem Antrag Griechenlands zuzustimmen, wenn alle Auflagen der Geldgeber erfüllt seien. Dennoch kann sich die Kanzlerin nicht auf eine Mehrheit innerhalb ihrer Fraktion verlassen. Der CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach: "Es würde sehr, sehr schwierig, für ein drittes Hilfspaket eine Mehrheit in der Unionsfraktion zu finden. Möglicherweise gibt es aber eine deutliche Mehrheit im Bundestag."

Bereits bei der Abstimmung über die Verlängerung des zweiten Hilfspaketes Ende Februar hätten mehr als 100 Abgeordnete der Unionsfraktion "nur unter erheblichen Bauchschmerzen zugestimmt". Bosbach wolle "persönlich keinen weiteren Rettungspaketen zustimmen, die dem Zweck dienen, Griechenland um jeden Preis in der Eurozone zu halten".

+++ 12:28 Bund der Steuerzahler gegen weiteres Hilfsprogramm +++
Der Bund der Steuerzahler (BdSt) spricht sich gegen ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland aus. "Wir sehen ein drittes Hilfspaket sehr skeptisch und lehnen es ab", erklärt BdSt-Chef Reiner Holznagel. In den Hauptstädten der Euroländer wird mit Spannung auf die überarbeitete Reformliste aus Athen gewartet, die ein Euro-Aus für die Griechen doch noch verhindern soll. Für den Steuerzahler-Präsidenten würden aber auch weitere Milliarden-Hilfen an der Misere in Hellas nichts ändern. Denn der bisherige Ansatz zu Rettung und Reform des taumelnden Euro-Mitglieds sei verfehlt.

+++ 12:25 Irland ist optimistisch +++
Irland bewertet die Chance auf eine Einigung im griechischen Schuldenstreit auf mehr als 50 Prozent. Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras werde nun wohl ein Abkommen mittragen, teilt das Finanzministerium in Dublin mit. Das Referendum über die Vorschläge der Gläubiger habe dafür den Weg geebnet.

+++ 12:17 Bäckerei backt "Wut-Brote" +++
Wut-Graffiti kennen wir schon, Wut-Brote sind neu. Diese hier tragen die Namen Schäuble, Lagarde und Draghi:



+++ 11:55 Tsipras berät sich mit Ministern +++
Was macht Alexis Tsipras? Lokalen Medien zufolge diskutiert Griechenlands Premier die Reformvorschläge mit seinen Ministern. Er sucht nach Wegen, eine mögliche Einigung mit den Geldgebern über ein Hilfspaket durch das Parlament zu bringen, ohne einen Bruch des Regierungslagers zu riskieren.

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus griechischen Regierungskreisen erfuhr, will Tsipras die Abgeordneten seines Linksbündnisses Syriza ohne Fraktionszwang nach ihrem Gewissen abstimmen lassen.

+++ 11:43 Parteien erhalten Sparpapier am frühen Nachmittag - Französische Berater helfen +++
Wie die griechische Presse übereinstimmend berichtet, arbeitet das Finanzministerium in Athen eng mit französischen Beratern zusammen. Alle Details sollen rechtzeitig fertig sein und sie sollen so sein, wie die Gläubiger sie haben wollen. Am frühen Nachmittag sollten die Spitzen der griechischen Parteien über den Inhalt des Sparmaßnahmen-Papiers informiert werden, berichtet das Staatsradio.

+++ 11:34 Syriza: "Drachme kein Thema" +++
Die griechische Regierung arbeitet unter Hochdruck an neuen Spar- und Reformvorschlägen, um einen drohenden Ausstieg aus der Währungsunion zu verhindern. "Es gibt kein Thema der Drachme", sagt der Sprecher der Parlamentsfraktion der Linkspartei Syriza, Nikos Filis, im griechischen Fernsehen.

+++ 11:30 Arbeitslosenquote verharrt bei knapp 26 Prozent +++
Die Arbeitslosenquote in Griechenland ist mehr als doppelt so hoch wie vor fünf Jahren, als die erste Grexit-Diskussion begann. Und verharrt auf hohem Niveau:

Insgesamt ist die Arbeitslosenquote doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Eurozone.


+++ 11:01 Rentner stehen weiter Schlange +++
Die Tage vergehen, die Bilder bleiben die gleichen. Zehn Tage sind die Banken in Griechenland bereits geschlossen. Annähernd 100.000 Griechen haben sich in Deutschland einen Rentenanspruch erworben; insgesamt wurden Ende Juni laut Bundessozialministerium rund 92.000 Rentenzahlungen nach Griechenland geleistet. Überwiegend handele es sich um Griechen, die in Deutschland einen Rentenanspruch erarbeitet haben und diesen auf ihr griechisches Konto überwiesen bekommen. Alle haben in Griechenland dieselben Probleme, an Bargeld zu kommen.

+++ 10:47 Weidmann: Kapitalkontrollen in Kraft lassen +++
Die Kapitalkontrollen in Griechenland sollten nach Ansicht von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bis zur Vereinbarung neuer Rettungshilfen in Kraft bleiben. Die Maßnahme sei sinnvoll, "bis ein geeignetes Hilfspaket von allen Seiten vereinbart ist und die Solvenz sowohl der griechischen Regierung als auch des griechischen Bankensystems sichergestellt ist." Das sagt der notorische Kritiker der EZB-Maßnahmen auf einer Konferenz in Frankfurt. Es sei zu begrüßen, dass weitere Einlagenabflüsse aus griechischen Banken durch die Kontrollen eingedämmt seien. Die Banken von Thessaloniki bis Kreta sind seit mehr als zehn Tagen geschlossen.

+++ 10:38 Energieminister erwartet baldige Einigung +++
Der griechische Energieminister Panagiotis Lafazanis rechnet mit einer baldigen Einigung mit den internationalen Geldgebern. Zugleich betont er aber, kein drittes Hilfspaket mit harten Sparmaßnahmen zu wollen. Damit hätte das Land keine Perspektive.

Ein griechischer Regierungssprecher sagt, dass die Abgeordneten der Regierungskoalition einer neuen Schuldenvereinbarung mit den Gläubigern zustimmen werden.

+++ 10:32 EZB für Grexit-Szenario "gewappnet" +++
Das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro ist nach Ansicht des estnischen EZB-Ratsmitglieds Ardo Hansson nicht auszuschließen. Die EZB sei für ein solches Szenario gewappnet: etwa mit unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen und enger Kooperation mit anderen Zentralbanken.

+++ 10:13 "Schuldenschnitt oder Umschuldung helfen Athen nicht" +++
Hans Michelbach, CSU-Finanzpolitiker sagte bei n-tv:

"Eine Umstrukturierung der Schulden oder ein Schuldenschnitt bedeuten keine Verbesserung für die Schuldentragfähigkeit, weil die Rückzahlung an die Rettungsschirme erst ab 2020 überhaupt läuft. Das heißt, es ergibt keine Verbesserung für die Liquidität in Griechenland."
"Darüber hinaus muss man bedenken, dass es Verrat an den anderen Ländern wäre, die ihre Schulden bedient und ihren Menschen harte Reformen zugemutet haben. Damit würde sich Griechenland einseitig einen Vorteil verschaffen."


+++ 10:05 Könnte sich Athen selbst Euros drucken? +++
Ja. Technisch könnte sich Athen seine Euros tatsächlich einfach selbst drucken, denn die griechische Nationalbank hat eine eigene Druckerei. Dort werden Zehn-Euro-Scheine hergestellt. 2014 waren es 94 Millionen der Banknoten. Allerdings darf die Bank of Greece nicht einfach die Notenpresse anwerfen, wie sie will: Wer wie viele Scheine von welcher Sorte druckt, legt der EZB-Rat fest. Auf diese Weise teilen sich die Euroländer die Produktion des gemeinsamen Geldes.

Aber mancher fragt sich dennoch, was sich hinter den geschlossenen Toren der griechischen Notenpresse zur Zeit tut:

+++ 9:42 Athener Börse bleibt bis Montag geschlossen +++

Die griechischen Börsen bleiben wie die Banken bis einschließlich Montag geschlossen. Dies kündigt die zuständige Aufsichtsbehörde an.


+++ 9:32 Weidmann gegen weitere Notkredite +++
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann spricht sich gegen kurzfristige Liquiditätshilfen für Griechenland aus, die nicht von einem neuen Hilfspaket gedeckt sind. Bei der Bundesbank-Konferenz in Frankfurt sagt er: "Das Eurosystem sollte die Liquiditätszufuhr nicht erhöhen, ehe sich alle Parteien auf ein angemessenes Hilfsprogramm geeinigt haben und die Solvenz sowohl der griechischen Regierung als auch des griechischen Bankensystems gesichert ist." Sollten kurzfristigere Hilfen für notwendig gehalten werden, müssten diese aus den Staatshaushalten geleistet werden.


+++ 9:22 Weidmann: "Brückenfinanzierung nicht von der EZB +++
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann stemmt sich gegen Begehrlichkeiten nach weiteren Finanzhilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) für das taumelnde Griechenland. "Die Zweifel an der Solvenz der griechischen Banken sind legitim und nehmen jeden Tag zu", sagt Weidmann bei einer Tagung der Bundesbank in Frankfurt. "Es muss klar sein, dass die Verantwortung für die weiteren Entwicklungen in Griechenland und für jedwede Entscheidung zu finanziellen Transfers bei der griechischen Regierung und den Partnerländern liegt - und nicht beim EZB-Rat."

+++ 9:19 Draghi: "Diesmal ist es wirklich schwierig" +++
Ein Redakteur der Tageszeitung "Il Sole 24Ore" durfte gestern EZB-Präsident Mario Draghi auf seinem Flug von Rom nach Brüssel begleiten. Er fragte ihn, ob er auf dem Weg sei, die Akte Griechenland zu schließen. Draghis Antwort: "Ich weiß nicht, diesmal ist es wirklich schwierig". Angeblich war dem Italiener die Anspannung anzumerken. Auf die Frage, ob Russland Griechenland zur Hilfe kommen werde, antwortete er: "Ich glaube nicht, die haben selber kein Geld."

+++ 9:10 "Popstar" und "Poster-Boy" Tsipras +++
Alle Augen sind auf Griechenlands linken Premier Alexis Tsipras gerichtet. Er "zieht wie ein Popstar", sagen manche. Seine Anhänger brauchen nur noch das entsprechende Accessoire:

+++ 8:42 Analyse: "Grexit-Wahrscheinlichkeit bei 70 Prozent" +++
Laut Commerzbank liegt die Wahrscheinlichkeit eines Grexit "bei fast 70 Prozent". Kommt der Grexit, wird er die Gemeinschaftswährung nach Ansicht des leitenden Anlagestrategen Chris-Oliver Schickentanz aber stärken. Er "könnte sich als reinigendes Gewitter" erweisen, sagt Schickentanz der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Der Kapitalmarkt erhielte das Signal, dass die Dauerkrise der Eurozone ausgestanden ist und die Währungsgemeinschaft sich als robust erwiesen hat." Bereits in den vergangenen Tagen, in denen das Szenario eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone konkreter geworden sei, habe sich der Eurokurs stabilisiert.


+++ 8:26 Luxemburgs Finanzminister: "In 48 Stunden wissen wir mehr" +++
Griechenland muss nach Ansicht des luxemburgischen Finanzministers Pierre Gramegna dringend seine Reformvorschläge vorlegen. Man sei sehr enttäuscht gewesen, dass die Vorschläge nicht auf dem Tisch gelegen hätten, so Gramegna im ZDF. Die Frage, ob es am Sonntag für Griechenland Hilfe geben werde, beantwortet er mit: "Das werden wir schon in den nächsten 48 Stunden wissen, wenn wir die Vorschläge von Griechenland kennen werden." Wenn diese nicht glaubhaft und wie in der Vergangenheit nicht präzise seien, könne man nicht erwarten, dass die andere Seite viel Verständnis habe.

+++ 8:09 Ryanair-Chef: "Griechen haben einen Haufen Irrer gewählt" +++
Das Drama um Griechenland zerrt an den Nerven. Offenbar auch an denen von Ryanair-Chef Michael O'Leary:

Die Fluggesellschaft spricht derzeit mit der griechischen Regierung darüber, griechische Passagiere in den nächsten zwei Wochen kostenlos auf inländischen Routen fliegen zu lassen - weil die Menschen nicht mit Kreditkarten zahlen können. Die irische Fluggesellschaft ist nach den Worten von O'Leary einer der größten Investoren im Land und eines der wenigen europäischen Unternehmen, die in Hellas stark wachsen.

+++ 7:58 Tsipras und die "westliche Ordnung" +++
Der langjährige CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok hat eine klare Haltung zum griechischen Regierungschef: "Tsipras kann mit der westlichen Ordnung nichts anfangen. Ich fürchte, es wird kein Programm von ihm geben", sagte er in der ARD zum Griechen-Drama. Außerdem: "Wer kurz vor Schluss die Verhandlungen abbricht, ein Referendum fordert und dafür ein 'Nein' empfiehlt, dem muss man die Frage stellen, ob er überhaupt eine Lösung will, die ihn im Euro hält." Griechenland hat einen Antrag auf neue finanzielle Hilfen aus Europa gestellt. Das pleitebedrohte Land muss den Euro-Finanzministern bis Mitternacht eine detaillierte Liste mit Reform- und Sparvorschlägen übermitteln.

+++ 7:45 Geldautomaten können nur noch bis Montag gefüllt werden +++
Die Geldautomaten der griechischen Banken können der Chefin des griechischen Bankenverbandes, Louka Katseli, zufolge noch bis Montag gefüllt werden. Kunden können derzeit maximal 60 Euro am Tag abheben.

+++ 7:34 Jeder vierte Grieche kämpft gegen Armut +++
Nach Erhebungen des griechischen Statistikamts Elstat waren 2013 rund vier Millionen Griechen, das sind rund 25 Prozent der Bevölkerung, von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Die Armutsgrenze liegt dabei bei 4068 Euro pro Person und Jahr.

+++ 7:07 Griechenland droht in Rezession zurückzufallen +++
Laut jüngsten Daten des griechischen Statistikamts Elstat droht Griechenland erneut in eine Rezession abzugleiten. Im Mai schrumpfte das Handelsdefizit um gut 24 Prozent zum Jahr zuvor. Hintergrund sind drastisch sinkende Importe. Die Exporte stagnierten nahezu. Analysten gehen davon aus, dass Griechenland selbst dann in eine schwere Rezession zurückfallen wird, wenn ein Grexit vermieden wird.

+++ 6:25 Rund 2200 deutsche Rentner in Griechenland +++
In Griechenland beziehen derzeit rund 2200 Deutsche eine Rente. Die jüngsten Rentenzahlungen wurden Ende Juni laut Bundessozialministerium ohne Probleme und pünktlich über die Bundesbank an die griechischen Banken überwiesen. Probleme bei der Auszahlung ließen sich bisher nicht verlässlich beurteilen. Insgesamt wurden Ende Juni rund 92.000 Rentenzahlungen nach Griechenland geleistet. Überwiegend handele es sich um Zahlungen an Griechen, die in Deutschland einen Rentenanspruch erarbeitet haben und diesen auf ihr griechisches Konto überwiesen bekommen. "Klar ist, dass alle Menschen in Griechenland vor den gleichen Schwierigkeiten stehen, Bargeld zu bekommen."

+++ 6:10 Countdown bis Mitternacht: Warten auf Reformvorschläge +++
Griechenland muss den Euro-Finanzministern bis spätestens heute um Mitternacht eine Liste mit Reform- und Sparvorschlägen übermitteln. Nur wenn die Vorschläge zustimmungsfähig sind, will der EU-Sondergipfel am Sonntag den Weg für ein weiteres Hilfspaket ebnen.


+++ 6:00 IWF-Chefin Lagarde fordert erneut Umschuldung +++
Neben Spar- und Reformmaßnahmen sei dieser Schritt notwendig für die Wiederherstellung der Schuldentragfähigkeit Griechenlands, sagt Lagarde bei einer Veranstaltung am Washingtoner Politikinstitut Brookings. In einem vergangene Woche veröffentlichten Bericht hatten die IWF-Experten geraten, den Zeitraum für die Rückzahlung der von den Euro-Partnern an Athen vergebenen Kredite zu verdoppeln.



+++ 5:10 DIW: "'Grexit' wäre schlechteste Option" +++
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat vor einem Scheitern der Verhandlungen im Schuldenstreit mit Griechenland und einem Euro-Ausstieg Athens gewarnt. "Der 'Grexit' ist die absolut schlechteste Option für alle", sagt DIW-Präsident Marcel Fratzscher. "Der würde Griechenland in eine fünf bis zehn Jahre dauernde Depression stürzen. Und die deutschen Steuerzahler würden deutlich mehr Geld abschreiben müssen."

+++ 1:10 Insider: Mehreren griechischen Banken droht Schließung +++
Selbst bei einer Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland könnte Insidern zufolge ein Umbruch in der Bankenbranche des Eurostaates anstehen. Mehrere große Institute müssten wohl geschlossen werden und mit stärkeren fusionieren, sagen mit den Überlegungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Einer der Insider sagte, am Ende könnten von den vier großen Geldhäusern National Bank of Greece, Eurobank, Piraeus und Alpha Bank noch zwei bestehen bleiben. Einem zweiten Insider zufolge sind zwar Fusionen von Banken notwendig. Ein Umbau der Branche könne aber über eine längere Zeit hinweg erfolgen.

+++ 0:07 Griechische Banken bleiben die gesamte Woche geschlossen +++
Die griechischen Banken bleiben wegen der Finanzkrise bis zum 13. Juli geschlossen. Griechische Kunden dürften bis dahin auch weiterhin nur 60 Euro pro Tag abheben, teilt das Finanzministerium am Mittwoch mit. Die griechische Regierung will damit verhindern, dass die Banken zusammenbrechen, weil zu viele Kunden gleichzeitig ihre Konten räumen könnten. Die geltenden Kapitalverkehrskontrollen waren am 29. Juni in Kraft getreten und sollten ursprünglich am Mittwochabend auslaufen.
 
Das Geld ist weg: Mehrere griechische Banken nicht zu retten

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Die vier großen griechischen Banken sind schwer angeschlagen, weil die Kunden ihre Konten leerräumen. Zwei der vier dürften am Ende auf der Strecke bleiben, auch wenn sich Griechenland erholt. Um den Geldabfluss zu stoppen, bleiben die Banken die Woche über dicht.

Selbst bei einer Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland könnte Insidern zufolge ein Umbruch in der Bankenbranche des Euro-Staates anstehen. Mehrere große Institute müssten wohl geschlossen werden und mit stärkeren fusionieren, heißt es in Insiderkreisen. Am Ende könnten von den vier großen Geldhäusern National Bank of Greece, Eurobank, Piraeus und Alpha Bank noch zwei bestehen bleiben. Einem zweiten Insider zufolge sind zwar Fusionen von Banken notwendig. Ein Umbau der Branche könne aber über eine längere Zeit hinweg erfolgen.

Eine Restrukturierung der Branche würde wohl auf heftigen Widerstand bei der Regierung in Athen stoßen, denn neben Kosteneinsparungen ist damit auch ein Abbau von Arbeitsplätzen verbunden. Einer der Insider sagte, falls ein Rettungspaket geschnürt werde, müsse sofort gehandelt werden. "Zypern könnte ein Vorbild sein." Im Zuge des Reformprogramms für den Inselstaat war eine der zwei großen Banken dort geschlossen worden.

Der Umbau würde den Insidern zufolge mit einer Stärkung der Kapitaldecke der stärksten Institute beginnen. Danach könnten die Planungen im Detail erarbeitet werden. Auf den politischen Widerstand angesprochen, auf den solche Schritte treffen würden, sagte einer der Insider, es gebe ein Interesse, weniger Banken zu haben. "Aber ich frage mich, ob das kurzfristig sinnvoll ist." Ein hochrangiger griechischer Banker sagte zudem, weniger Banken bedeuteten auch weniger Wettbewerb.
Banken über die Woche geschlossen

Würden Banken geschlossen, läge dies in der Verantwortung der griechischen Behörden, die Überwachung des Vorgangs indes bei der Europäischen Zentralbank. Das griechische Finanzministerium äußerte sich bislang nicht dazu. Die EZB erklärte, ihre Bankenaufsicht beobachte die Lage genau und stehe in ständigem Kontakt mit der griechischen Notenbank.

Die griechischen Institute sind schwer angeschlagen, weil viele Kunden aus Angst vor einem Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone ihre Konten leergeräumt haben. Im Moment sind alle Banken bis mindestens Sonntag geschlossen. An Geldautomaten können höchstens 60 Euro am Tag abgehoben werden. Die griechische Regierung hofft auf ein drittes Hilfspaket der anderen Euro-Staaten und hat für Donnerstag detaillierte Reformvorschläge angekündigt.
 
Zwischen Unmut und Sympathie: Haltung der EU-Länder zu Griechenland differiert stark


Die Griechenlandkrise bewegt Europa. Im Streit um eine Lösung der Schuldenkrise stößt Ministerpräsident Alexis Tsipras auf Widerstand und Sympathie zugleich. In Deutschland mehren sich die Stimmen, dass der Ball bei der griechischen Regierung liege. Doch wie sehen das die anderen EU-Staaten? Ein Stimmungsbericht.

 
Warten auf griechische Reformen: Was bedeuten Grexit oder Schuldenschnitt für Europa?



Die Uhr tickt im Griechenland-Drama: Bis Mitternacht erwartet die EU-Kommission tragfähige Reformvorschläge aus Griechenland. Grund: Alexis Tsipras will weitere Hilfsmilliarden. Am Sonntag soll dann eine Entscheidung her. Doch wie die aussehen wird, ist noch alles andere als gewiss. Schuldenschnitt oder Grexit: Was würde das eine oder andere überhaupt bringen?

 
Otmar Issing zur Griechenlandkrise: Politik ist "auf die Rhetorik der griechischen Seite reingefallen"



Hätte Griechenland nie in die Eurozone aufgenommen werden dürfen? Ist ein Schuldenschnitt die Lösung für das verschuldete Land? Und wie kann die Lage entschärft werden? Darüber spricht n-tv Wirtschaftschef Ulrich Reitz mit Otmar Issing, dem ehemaligen Chef-Volkswirt der EZB.
 
Mit oder ohne "Grexit": DIW: Griechen jahrelang auf Hilfe angewiesen

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Verliert Griechenland den Euro, schlittert es tief in die Depression, warnt der Ökonom Fratzscher. Zehn Jahre Stillstand wären die Folge. Der Forscher vom DIW glaubt an einen Kompromiss im Schuldenstreit und fordert ein drittes Hilfspaket.


Griechenland wird aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) noch lange Hilfe von außen brauchen - ob mit oder ohne Euro. "Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass Deutschland mit einem Scheitern der Verhandlungen besser leben kann", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. "Griechenland wird über Jahre auf europäische Hilfe angewiesen sein und wenn es humanitäre ist."

Im Schuldenstreit bleiben Athen nur noch wenige Tage für einen Kompromiss. Die Euro-Partner haben eine Frist bis Ende dieser Woche gesetzt. "Es wird irgendwann einen Deal geben", zeigte sich Fratzscher bei n-tv gewiss. "Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Je länger es dauert, desto schmerzhafter wird es für die Griechen." Eine weitere Verzögerung könne zu einem kompletten Bankenzusammenbruch führen. Schon jetzt heißt es aus Athen, dass die Bargeldvorräte nur noch bis kommenden Montag ausreichen würden.


Für die nächsten zwei Jahre hält der Ökonom ein drittes Hilfsprogramm mit einem Volumen von 30 bis 40 Milliarden Euro für den griechischen Staat für nötig. Gelingt keine Einigung mit den Euro-Partnern, droht ein Kollaps des Bankensystems und ein Ausscheiden des Landes aus der Währungsunion.


Die griechischen Regierungen hätten die Wirtschaft des Landes in den vergangenen "vor die Wand fahren" lassen, so Fratzscher. Aber auch die aktuelle Regierung bekommt ihr Fett weg: "Perverserweise ist ein drittes Programm durch die griechische Verhandlungsstrategie unausweichlich geworden."
Kapitalkontrollen sollten zunächst bleiben

Bis zur Vereinbarung neuer Rettungshilfen sollten die Kapitalkontrollen in Griechenland nach Ansicht von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann in Kraft bleiben. "Bis ein geeignetes Hilfspaket von allen Seiten vereinbart ist und die Solvenz sowohl der griechischen Regierung als auch des griechischen Bankensystems sichergestellt ist", sagte Weidmann auf einer Konferenz in Frankfurt.

Es sei zu begrüßen, dass weitere Einlagenabflüsse aus griechischen Banken durch die Kontrollen eingedämmt seien. Weidmann ging in diesem Zusammenhang auch auf die umstrittene Bereitstellung von Notfall-Krediten - sogenannte ELA-Hilfen - an die angeschlagenen griechischen Geldhäuser ein. ELA werde unter anderem wegen der Kapitalkontrollen nicht mehr zur Finanzierung der Kapitalflucht eingesetzt, sagte Weidmann. "Das stellt sicherlich einen Schritt nach vorne dar", sagte der Bundesbank-Präsident. Damit liege die Verantwortung wieder dort, wo sie angesiedelt sein sollte - bei den Regierungen und Parlamenten.
"Grexit" ist die schlechteste Option

DIW-Chef Fratzscher warnte vor einem Euro-Ausstieg Athens. "Der 'Grexit' ist die absolut schlechteste Option für alle. Der würde Griechenland in eine fünf bis zehn Jahre dauernde Depression stürzen. Und die deutschen Steuerzahler würden deutlich mehr Geld abschreiben müssen." Eine Rückkehr zur alten Drachme löse die Schwierigkeiten nicht, widersprach Fratzscher entsprechenden Forderungen. "Das ist wirtschaftlicher Unfug. Wir Deutschen wissen allzu gut, dass man mit einer Weichwährung nicht Wohlstand schaffen kann."

Das Problem sei ja nicht, dass die Griechen gute, wettbewerbsfähige Produkte hätten, die nur etwas zu teuer seien. "Letztlich funktionieren die Institutionen in Griechenland nicht so, wie es für eine Marktwirtschaft notwendig ist", sagte Fratzscher mit Verweis auf Korruption, unzureichende Kataster- und Steuerverwaltung, komplizierte Genehmigungsverfahren und zu wenige Vorkehrungen gegen Monopolbildungen.

 
Ratschlag an neuen Athener Kollegen: Schäuble: "Just do it!"

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Bundesfinanzminister Schäuble ist skeptisch, dass sich bis Sonntag wieder Vertrauen zur griechischen Regierung entwickeln kann. Er wirft Athen Untätigkeit vor. Derweil bleibt Kanzlerin Merkel hinsichtlich eines Schuldenschnitts bei ihrer harten Haltung.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vermisst vertrauensbildende Maßnahmen der griechischen Regierung zur Lösung des Schuldenstreits mit Athen. Er habe dem neuen griechischen Finanzminister Euklid Tsakalotos gesagt: "Macht doch die eine oder andere Maßnahme. Geht doch in Euer Parlament und: Just do it. Das würde wahnsinnig viel Vertrauen schaffen", sagte der CDU-Politiker bei einer Bundesbank-Tagung in Frankfurt. "Aber ich habe nicht mitbekommen, dass seit Dienstag irgendeine Maßnahme in Griechenland in Kraft gesetzt wurde."

"Meine Fantasie, wie wir vertrauensbildende Maßnahmen zwischen jetzt und Sonntag 24.00 Uhr bekommen sollen, ist sehr begrenzt", sagte Schäuble weiter. Am Sonntag soll bei einem weiteren europäischen Gipfeltreffen ein erneuter - und womöglich letzter - Versuch zu einer Einigung über weitere Hilfsmilliarden für Athen unternommen werden.

Europa habe durch die Krise zugleich die Chance, Konstruktionsfehler beim Aufbau der Währungsunion auszugleichen, sagte Schäuble: "Eine Währungsunion mit der Konstruktion der europäischen Währungsunion ist eine Einladung für jemanden, der sich partout nicht an Regeln halten will."
Merkel gegen Schuldenschnitt

Derweil will Bundeskanzlerin Angela Merkel den Griechen keinen groß angelegten Schuldenerlass gewähren. Ein klassischer Haircut komme für sie nicht in Frage, sagte sie beim Staatsbesuch in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo. Die CDU-Chefin wies darauf hin, dass die Geldgeber Griechenland mit Zinsstundung und Laufzeitverlängerung für einen Teil der Hilfskredite schon entgegengekommen sind.

"Wir beschäftigen uns nicht zum ersten Mal mit der Schuldentragfähigkeit", ergänzte die Kanzlerin. Nach Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts summieren sich die gewährten Erleichterungen auf 43 Milliarden Euro.

Lagarde: Schuldenverringerung notwendig

Im Gegensatz dazu drängen die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, und EU-Ratspräsident Donald Tusk auf ein Zusammenstreichen des riesigen Schuldenbergs. Von Athen verlangte Verpflichtungen für Reformen sollten von den Gläubigern mit "einem ebenso realistischen Vorschlag bei der Schuldentragfähigkeit" begleitet werden, sagte Tusk in Luxemburg. Lagarde hält den Schritt für "notwendig". Für Ministerpräsident Alexis Tsipras ist ein Schuldenschnitt eine zentrale Forderung. Sein Land steht mit 180 Prozent der Wirtschaftsleistung in der Kreide. Ökonomen glauben nicht, dass Athen diese Kredite jemals wird zurückzahlen können.

Die Finanzminister und Regierungschefs der Eurozone warten unterdessen gespannt darauf, dass Griechenland die finale Reformliste einreicht. Die griechische Seite hat dazu bis Mitternacht Zeit. Laut Schäuble ist sie noch nicht eingegangen. Bisher liegt nur ein allgemeiner Antrag der Griechen auf ein drittes Hilfsprogramm über drei Jahre vor.
 
Joachim Poß im n-tv Interview: "Der Schlüssel liegt bei der griechischen Regierung"


Bis Mitternacht muss Griechenland detaillierte Reform- und Sparvorschläge präsentieren - mal wieder. Brüssel wartet darauf - mal wieder. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras sucht derweil nach Wegen, eine Einigung mit den Geldgebern durch das Parlament zu bekommen. Gibt es eine Chance auf eine Lösung des Streits? n-tv spricht mit Joachim Poß, Finanzexperte der SPD-Bundestagsfraktion.
 
Stimmungsumschwung: EZB muss sich Grexit-Szenario stellen

Der Euro sei "unumkehrbar", sagte EZB-Präsident Draghi einmal. Doch die Griechenland-Krise sorgt auch bei den Notenbankern für ein Umdenken. Auch sie müssen sich mit einem möglichen Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone befassen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Beginn der Griechenland-Krise darauf beharrt, dass eine Mitgliedschaft in der Währungsunion unumkehrbar ist. In letzter Zeit ist bei den Verantwortlichen in der Notenbank jedoch ein Stimmungsumschwung spürbar geworden.
Ganz allmählich beginnen sie sich mit der realen Möglichkeit zu befassen, dass Griechenland - mehr als fünf Jahre nach dem ersten Rettungspaket - die Währungsunion verlassen muss. Sie sprechen bereits offen über die Werkzeuge, über die die EZB verfügt, um solch einen Notfall zu managen.

Sogar EZB-Präsident Mario Draghi hat eingeräumt, dass es keine Gewissheit gibt, ob Griechenland und seine Gläubiger eine dritte Rettungsvereinbarung schließen können. "Ich weiß es nicht, dieses Mal ist es wirklich schwierig", sagte Draghi der italienischen Zeitung Il Sole 24 Ore. Seine Kommentare vermitteln eine klare, wenn auch unausgesprochene Botschaft: Sollte in den nächsten Tagen keine Einigung erzielt werden, würde das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone eingeleitet.

Einer von Draghis Kollegen, Ardo Hansson, wurde im Interview mit einer estnischen Zeitung noch deutlicher. "Wir sind gezwungen, uns immer stärker mit der Möglichkeit eines Ausscherens Griechenlands aus der Eurozone zu befassen, nachdem die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios im Laufe der Zeit unglücklicherweise größer geworden ist."

Die Werkzeuge dafür seien vorhanden. "Die Möglichkeiten, mit diesem Szenario zurechtgekommen, gibt es: Wir haben eine große Bandbreite geldpolitischer Maßnahmen zur Verfügung und arbeiten eng mit anderen Zentralbanken zusammen", sagte Hansson. "Wenn die Notwendigkeit da ist, sind wir bereit, diese Maßnahmen umzusetzen". Die griechische Situation sei "nicht hoffnungslos, aber sie wird schnell schlimmer".
Schuldenrückzahlung bis zum 20. Juli

Die Rhetorik unterscheidet sich deutlich von früheren Aussagen. Im April hatte Draghi beim Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) gesagt, er stehe zu seiner Aussage aus dem August 2012, dass der Euro "unumkehrbar" sei.

Obwohl ein Land rein rechtlich gesehen nicht dazu gezwungen werden kann, die Währungsunion zu verlassen, könnte genau das doch passieren, wenn Griechenland sich mit den Gläubigern nicht rechtzeitig auf ein neues Rettungspaket einigen kann, um bis zum 20. Juli seine Schulden bei der EZB zurückzuzahlen. Bei einem Staatsbankrott Griechenlands wird erwartet, dass die EZB die Nothilfen für griechische Banken stoppt. Dann wäre Griechenland gezwungen, eine neue Währung einzuführen, um die Banken auf Laufen zu halten.

Das andere entscheidende Tag ist der kommende Sonntag, wenn die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel zu einem Notgipfel zusammenkommen. Griechenland hatte am Mittwoch einen Hilfsantrag an den Euro-Rettungsschirm ESM geschickt.
Wenn den jüngsten Kommentaren von Zentralbankern Glauben geschenkt werden kann, wollen sie die Märkte wissen lassen, dass sie einen sogenannten "Grexit" mittlerweile als reale Möglichkeit ansehen, und dass sie - noch wichtiger - darauf vorbereitet sind.

 
Banken bis Montag geschlossen: Viele Menschen in Griechenland sind verzweifelt



Mit jedem Tag spitzt sich die Lage für die Menschen in Griechenland zu. Die Banken bleiben bis einschließlich Montag geschlossen. Das verfügt das Finanzministerium in Athen. Wie sehr viele Griechen verzweifeln, symbolisiert ein Foto, das um die Welt geht: Ein alter Mann bricht vor einer Bank zusammen, weil er seine Rente nicht abheben kann.

 
Weidmann zur Griechenlandkrise: "Zentralbanken sollten sich an ihr Mandat halten"



Wenn es nach Bundesbank-Chef Jens Weidmann geht, dann sollte Griechenland keine weiteren Notkredite bekommen - jedenfalls nicht ohne Auflagen zu erfüllen. Das sagt er auf einer Konferenz der Bundesbank. Außerdem fordert er, die griechischen Kapitalkontrollen beizubehalten.


 
Zahl der Pass-Anträge steigt: Reiche Griechen packen ihre Koffer

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Mehr als 200.000 Griechen haben ihr Land seit Beginn der Krise verlassen. Jetzt bereiten auch reiche Familien ihre Ausreise vor. Darauf deuten zumindest die Anträge auf Reisepässe in den Vororten von Athen hin.

Angesichts der dramatischen Finanzkrise in Griechenland hat die Zahl der Anträge auf Ausstellung neuer Reisepässe drastisch zugenommen. Die Zeitung "Kathimerini" wertet dies als ein Indiz dafür, dass viele Griechen aus Angst vor einem Grexit, einem Ausstieg aus der Eurozone, erwägen auszuwandern.

In Athen seien zuletzt an einem Tag 1580 Anträge bei den zuständigen Polizeistellen vorgelegt worden, schreibt die Zeitung. Dies sei eine Steigerung um über 50 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Tag des Vorjahres. Die Zunahme der Pass-Anträge habe begonnen, als Ministerpräsident Alexis Tsipras eine Volksabstimmung über Spar- und Reformmaßnahmen angesetzt habe.


Auch der Blog "Greek Reporter" hatte über eine Zunahme der Pass-Anträge berichtet. Danach hätten einige wohlhabende Familien in den nördlichen und südlichen Vororten der griechischen Hauptstadt Vorbereitungen getroffen, das Land zu verlassen, als vor knapp zwei Wochen die Kapitalverkehrskontrollen eingeführt worden waren. Bei den Anträgen gehe es meist um Kinder, die keinen Personalausweis bekommen könnten, und daher auch für Reisen innerhalb der EU einen Pass benötigten.

Der Blog zitiert einen Polizisten mit den Worten, die Schlangen vor den Dienststellen seien beispiellos. "Wir haben den Eindruck, die reichen Familien wollen bereit zur Ausreise sein, je nach der Situation des Landes." Da es nicht genügend Mitarbeiter in der zuständige Behörde gebe, seien einige Angestellte rund um die Uhr damit beschäftigt, den "Sturm der Anträge" abzuarbeiten. Auch "Kathimerini" schreibt, den größten Zuwachs an Anträgen gebe es in den nördlichen und südlichen Vororten von Athen.

Angesichts einer Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten von deutlich über 50 Prozent ist Auswanderung für Griechenland kein neues Phänomen. Schon vor der Parlamentswahl im Januar hatte der Unternehmensverband "Endeavour" ermittelt, dass mehr als 200.000 Griechen seit Beginn der Krise ausgewandert waren – also immerhin rund zwei Prozent der Bevölkerung. Die meisten gingen nach Deutschland oder Großbritannien. Allein 7000 Ärzte sollen zwischen 2009 und 2014 ausgewandert sein, schreibt die deutsche "Ärzte-Zeitung" unter Berufung auf Zahlen der Athener Ärztekammer.

 
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