Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

Tsakalotos folgt Varoufakis: Der Mann, der die Gläubiger beschwichtigen soll

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Der neue Chef im griechischen Finanzministerium steht fest. Während sein Vorgänger den auftrumpfend-provokanten Stil pflegte, hat Euklidis Tsakalotos mit Starallüren nichts im Sinn. Doch der alte und der neue Finanzminister haben auch einiges gemeinsam.


Euklidis Tsakalotos unterscheidet sich von seinem Vorgänger, dem schillernden Finanzminister Yanis Varoufakis, nicht nur durch seine weniger auftrumpfende, eher ruhige Art. Im Gegensatz zum parteilosen Varoufakis ist er auch Mitglied der regierenden Syriza-Partei und gehört sogar ihrem Zentralkomitee an. Ob der 55-Jährige auch finanzpolitisch andere Akzente als sein Vorgänger setzen wird, bleibt abzuwarten: Manche halten Tsakalotos für radikaler, andere für gemäßigter als Varoufakis.

Der alte und der neue Finanzminister haben einiges gemeinsam. Beide haben reiche Elternhäuser, besuchten international renommierte Universitäten und wurden Wirtschaftsprofessoren. Varoufakis ist Jahrgang 1961, sein Nachfolger wurde 1960 geboren. Beider volkswirtschaftlicher Standpunkt wird bisweilen als "John Maynard Keynes mit einer Prise Karl Marx" beschrieben.

Tsakalotos hat sich den Kampf gegen Steuerbetrug und Bestechung sowie für bessere Verwaltungsstrukturen auf die Fahnen geschrieben. Er erstellte unter anderem Studien gemeinsam mit Yannis Stournaras. Dieser war Finanzminister in der Vorgängerregierung des konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras und leitet heute die griechische Zentralbank. Außerdem holte Stournaras im Jahr 2000 Varoufakis an die Athener Universität Athen.
Tsakalotos war im Varoufakis-Team

Der in Rotterdam geborene Tsakalotos studierte Wirtschaft, Politik und Philosophie an den Universitäten Oxford und Sussex. Von 1990 bis 1993 lehrte er Ökonomie an der britischen Universität Kent, danach bis 2010 an der Athener Wirtschaftsuniversität. Im Mai 2012 wurde Tsakalotos für den Wahlkreis Athen 2 ins Parlament gewählt, ebenso bei den folgenden Parlamentswahlen im Juni 2012 und Januar 2015.

Mit dem Syriza-Wahlsieg am 25. Januar wurde Tsakalotos, der nach dem antiken griechischen Mathematiker Euklid benannt wurde, stellvertretender griechischer Außenminister - zuständig für internationale Wirtschaftsbeziehungen. Ende April bildete Regierungschef Alexis Tsipras dann sein von Varoufakis geleitetes Team für die Verhandlungen mit den Gläubigern um. Er beließ Varoufakis im Amt, ernannte Tsakalotos aber zum "Koordinator" der schwierigen Gespräche. Internationale Medien sprachen daraufhin von einer Zurückstufung oder gar Entmachtung von Varoufakis.

Diese Interpretation wurde von Varoufakis entschieden zurückgewiesen. Der bei den Gläubigern zunehmend unbeliebte Finanzminister sah darin einen weiteren "Beweis für niedrige journalistische Standards". Varoufakis fügte hinzu, er werde zwar von verschiedenen Regierungsmitgliedern wie Tsakalotos unterstützt, gebe aber weiterhin den Ton an.
Varoufakis wollte Tsakalatos

Am Montag nun gab Varoufakis überraschend seinen Rücktritt bekannt - wenige Stunden nach dem Volksentscheid, bei dem gut 61 Prozent der Griechen entsprechend dem Wunsch der Regierung gegen die Forderungen der internationalen Gläubiger votierten. Beim Verlassen seines Ministeriums rief Varoufakis den wartenden Journalisten zu, er hoffe dass Tsakalotos sein Nachfolger werde. Wenige Stunden später wurde die Berufung von Tsakalatos dann offiziell verkündet. Damit möchte Regierungschef Tsipras den internationalen Gläubigern möglicherweise signalisieren, dass sie es künftig mit einem umgänglicheren Finanzminister zu tun bekommen.

Auch Tsakalotos wirft den Gläubigerinstitutionen allerdings vor, mitverantwortlich für anhaltende Steuerhinterziehungen zu sein. Denn diese hätten niemals erklärt, dass Athen kein Geld mehr bekomme, wenn es die Reichen nicht besteuere. Stattdessen hätten die Gläubiger die Position vertreten, Voraussetzung für die Auszahlung der ausstehenden Kredittranche sei, dass die griechische Regierung die Renten kürze.

Während Varoufakis - auch in Kleidungsfragen - einen lässig-provokanten Stil pflegt, hat Tsakalotos mit Starallüren nichts im Sinn. Doch auf Varoufakis' Motorrad waren die beiden verschiedentlich gemeinsam unterwegs. Und die Vorliebe seines Vorgängers für farbenfrohe Rucksäcke teilt der neue Ressortchef auch.
 
Liveticker zu Griechenland: +++ 18:47 So will die deutsche Presse die Krise lösen +++

So kommentieren die deutschen Zeitungen die Lage nach dem Referendum:

"Kölner Stadt-Anzeiger"

Der Rücktritt des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis ist ein erstes Zeichen der Syriza-Regierung, dass sie den Konflikt mit den europäischen Institutionen nicht auf die Spitze treiben will. Im Überschwang ihres Erfolgs bei dem Referendum nicht aufzutrumpfen, sondern ihren schärfsten Propagandisten zurückzuziehen, zeugt von Klugheit und Realismus.

"Süddeutsche Zeitung"

Die EU muss die Kraft aufbringen, Griechenland jenseits des Währungskonfliktes zu helfen. Dazu gehören die Garantie auf Mitgliedschaft in der EU und der Anspruch auf Strukturgelder. Das wird aber nicht reichen. Nötig wäre ein großes Reformprogramm, damit der griechische Staat die Klientelwirtschaft überwindet und moderne wirtschaftliche und politische Strukturen aufbaut.

"Trierischer Volksfreund"

Das griechische Volk hat entschieden. Es hat Nein gesagt. Das Experiment Euro ist damit vorbei. Die Gläubiger müssen ihre Schulden wohl abschreiben. Ab jetzt geht es nur noch um den Übergang, um Nothilfen - und um den Wiederaufbau.

"Frankfurter Allgemeine Zeitung"

Tsipras selbst hat seine Position nur innenpolitisch gestärkt. (.) Gegenüber den Gläubigern hat er dagegen seine Vertrauenswürdigkeit endgültig verspielt, daran ändert auch die Opferung seines rüden Finanzministers nichts. (.) Tsipras wollte einen Nervenkrieg, jetzt bekommt er ihn.

"Der Tagesspiegel"

Der Fall Griechenland kann für eine Wende zum Guten taugen. Wenn das Signal ist: Europa ist reformfähig. Europa ist kein Moloch. Europa ist nicht die böse Fratze, die gezeichnet worden ist. Dafür sollten die Regierungen der Euro-Gruppe, die deutsche zuvorderst, aber auch die französische, jetzt noch einmal vorangehen.

"Mindener Tageblatt"

"Luft anhalten, bis man seinen Willen bekommt, ist ein beliebter Kleinkindtrick. Er wird nicht unauffälliger, indem man mit Finanzminister Varoufakis den schärfsten Provokateur aus der Schusslinie nimmt."

+++ 18:29 EZB: Liquidität bis Mitwoch gesichert +++
Nach Einschätzung der EZB haben Griechenlands Banken ausreichend Reserven, um bis übermorgen ohne zusätzliche Liquititätshilfen überleben zu können. Das berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Demnach will die EZB am Mittwoch erneut über das Thema beraten. Bis sind die Banken nach einer Entscheidung der Regierung in Athen weiter geschlossen.

+++ 18:15 Merkel und Hollande bereiten Europas Position vor +++
Das kurzfristig anberaumte Spitzentreffen zwischen Kanzlerin Merkel und Präsident Hollande in Paris hat begonnen. Die beiden wollen Europas Position gegenüber Athen vor dem morgigen Euro-Gipfel vorbereiten. Beide haben nach dem Referendum unterschiedliche Signale ausgesendet. Merkel gab sich unnachgiebig, Hollande signalisierte Zugeständnisse an Griechenland. In etwa einer Stunde wollen sie vor die Presse treten.

+++ 17:50 Britischer Minister fürchtet Risiken für eigenes Land +++
Der britische Finanzminister George Osborne sieht die Aussichten auf einen guten Ausgang der Griechenlandkrise schwinden. Die Risiken für Großbritannien nehmen nach seiner Darstellung zu. Er ruft Griechenland und die Euro-Zone auf, eine tragfähige Lösung zu finden.

+++ 17:45 US-Demokrat "applaudiert" den Griechen +++
Der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders hat das Nein der Griechen im Referendum begrüßt. "Ich applaudiere den Menschen in Griechenland, dass sie Nein gesagt haben zu mehr Sparen für die Armen, die Kinder, die Kranken und die Alten", erklärte der linksgerichtete Senator. "In einer Welt von massivem Reichtum und ungleicher Einkommensverteilung" müsse Europa in Griechenland den Aufbau einer Wirtschaft unterstützen, die Arbeitsplätze und Einkommen schaffen. Die Regierung von US-Präsident Barack Obama reagierte bislang noch nicht offiziell auf den Ausgang des Referendums.

+++ 17:32 Schäuble: Varoufakis-Rücktritt ändert nichts +++
Bundesfinanzminister Schäuble trifft sich gerade mit seinem polnischen und französischen Amtskollegen. In einer Pressekonferenz äußerte er sich erstmals seit dem Griechenreferendum: Er respektiert die Entscheidung der Griechen. Sie mache die Suche nach einer Lösung "nicht einfacher". Der Rücktritt seines Amtskollegen Varoufakis erleichtere die Verhandlungen in Zukunft nicht. Das Problem sei nie "ein persönliches" zwischen ihm und Varoufakis gewesen, sagte Schäuble. Varoufakis' Nachfolger stehe vor denselben Problemen.

+++ 17:18 Tsakalotos folgt auf Varoufakis +++

Der bisherige Chefkoordinator und stellvertretende Außenminister Euklides Tsakalotos soll nun neuer Finanzminister werden. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend. Der zurückgetretene Varoufakis hatte Tsakalotos, ebenfalls ein Professor mit internationaler akademischer Erfahrung und Vorstandsmitglieds von Syriza, als seinen Wunschnachfolger genannt.


+++ 17:05 IWF will Athen weiter helfen +++
Der Internationale Währungsfonds will Griechenland weiter unterstützen. "Wir beobachten die Situation genau und sind bereit, Griechenland zu unterstützen, wenn dies gewünscht ist", teilte IWF-Chefin Lagarde mit. Den Ausgang des Referendums kommentierte sie nicht. Der IWF habe die Volksabstimmung über die Sparvorgaben der Gläubiger "zur Kenntnis genommen." Athen hatte vergangene Woche eine fällige Kreditrate in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro nicht pünktlich zurückgezahlt.

+++ 16:55 Varoufakis' beste Sprüche +++

Motorrad, Lederjacke, Stinkefinger werden von Varoufakis in Erinnerung bleiben - und provokante Statements. Etwa seine Entgegnung auf Kritik der "Bild"-Zeitung: "Es ist eine Ehre, dass 'Bild' versucht, mir zu schaden", sagte er einmal der griechischen Nachrichtenagentur ANA. "Je mehr sie es machen, umso besser schlafe ich nachts."

Oder seine Aussage, Reformvorschläge an die Gläubiger seien absichtlich ungenau formuliert gewesen: "Wir sind stolz auf das Niveau der Ungenauigkeit", sagte er. Es handle sich um eine "produktive Ungenauigkeit", die eine Einigung leichter mache.


+++ 16:50 Merkels Krisenpolitik ist gescheitert +++

+++ 16:41 Chefs von EZB und Eurogruppe beim Gipfel dabei +++

Ratschef Tusk hat die Euro-Gipfel-Runde für morgen noch etwas vergrößert. Auch der EZB-Chef und der Eurogruppen-Vorsitzende sollen dabei sein. Ein Zeichen, dass substanzielle Ergebnisse zu erwarten sind?

+++ 16:31 Öffentlicher Verkehr bleibt gratis +++
Zu den ganz, ganz wenigen positiven Seiten der Krise für die Athener Bevölkerung gehört, dass seit Schließung der Banken die öffentlichen Verkehrsmittel gratis benutzt werden dürfen. Da die Banken auch die kommenden Tage geschlossen bleiben, fahren die Athener auch weiterhin umsonst.

+++ 16:23 Opposition stellt sich hinter Tsipras +++ Vertreter mehrerer Oppositionsparteien haben dem Regierungschef für die anstehenden Verhandlungen mit den Geldgebern den Rücken gestärkt. Wie Verteidigungsminister Panos Kammenos mitteilte, verständigten sich die Vorsitzenden fast aller Oppositionsparteien auf eine gemeinsame Haltung mit der Regierung. "Wir haben dem Ministerpräsidenten den Auftrag erteilt, nach Brüssel zu reisen und im Namen des gesamten griechischen Volkes zu verhandeln", hieß es in Athen. Die Kommunisten (KKE) schlossen sich der gemeinsamen Haltung nicht an. Die rechtsradikale Goldene Morgenröte war zu dem Treffen nicht eingeladen worden. Tsipras gab nach den Gesprächen keine Erklärung ab.

+++ 16:12 Fresenius schränkt Lieferungen nach Griechenland ein +++
Gerade hatte der Pharmaverband Efpia mitgeteilt, die Konzerne belieferten Griechenland trotz der Finanzkrise weiter. Die deutsche Firma Fresenius hat allerdings den Verkauf einiger Medikamente in das Land eingestellt. Standard-Produkte wie Kochsalz-Lösungen würden schon seit März nicht mehr nach Griechenland geliefert, sagte ein Sprecher des Dax-Unternehmens. Diese Produkte würden auch von mehreren griechischen Produzenten hergestellt - die Versorgung der Patienten vor Ort bleibe somit sichergestellt. "Produkte, zu denen es für die Patienten keine ausreichenden Alternativen gibt, liefern wir weiter nach Griechenland - allerdings ausschließlich über einen griechischen Distributionspartner", fügte der Sprecher hinzu. Dadurch sei das Risiko für Fresenius geringer als bei einem direkten Verkauf an griechische Krankenhäuser und andere staatliche Einrichtungen.


+++ 15:50 Wall Street reagiert auf Nein der Griechen +++ Gerade hat der Aktienhandel an der Wall Street begonnen. Das Nein der Griechen drückt die Kurse auch jenseits des Atlantiks. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor in den ersten Minuten 0,6 Prozent auf 17.623 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 sank um 0,7 Prozent auf 2062 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte 0,9 Prozent ein auf 4965 Punkte.

+++ 15:43 Deutsche Gewerkschaften warnen vor Ende des Euro +++
"Jetzt müssen die Verhandlungen wieder aufgenommen werden", fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund in einer Erklärung. Der Euro dürfe nicht gefährdet werden, gerade für Deutschland sei das sicher. Schuldzuweisungen seien angebracht. "Die Griechen müssen deutlich machen, wie sie langfristig als verlässlicher Partner in der Währungsunion bleiben können. Der Rücktritt des griechischen Finanzministers ist ein geeignetes Signal, dass Vertrauen wieder hergestellt werden kann. Die Gläubiger müssen ihrerseits zu zielführenden Verhandlungen bereit sein."

+++ 15:27 Banken bleiben nächste Tage geschlossen +++
Die griechischen Banken werden Insidern zufolge noch mindestens "einige weitere Tage" geschlossen bleiben. Ein entsprechender Beschluss solle noch im Tagesverlauf veröffentlicht werden, sagen mehrere Banker der Nachrichtenagentur Reuters.


+++ 15:19 Starinverstor: Grexit bietet Einstiegschancen +++
Starinvestor Mohamed El-Erian zeigt sich besorgt, dass Griechenland mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Weg zum "Grexit" ist. In der Folge gebe es nun Einstiegschancen für Investoren - etwa in Anleihen von Schwellenländern, sagt der Chefwirtschaftsberater der Allianz im US-Fernsehen.

+++ 15:09 Tsipras verspricht Merkel für morgen neuen Vorschlag +++
Griechenland will beim Gipfel der Euro-Gruppe morgen neue Vorschläge zur Überwindung der Schuldenkrise vorlegen. Dies habe Tsipras Bundeskanzlerin Merkel bei dem bereits erwähnten Telefongespräch gesagt, bestätigten Regierungskreise in Athen.

+++ 15:05 Experten: ohne Parallelwährung bleiben Banken zu +++
Eine Wiederöffnung der griechischen Banken halten die Währungsexperten von Lyxor Asset Management nur dann für möglich, wenn es eine Übergangswährung gibt. Das griechische Bankensystem hänge vollständig von Nothilfen der EZB ab. Der für Griechenland günstigste Fall wäre eine sehr schnelle Umstrukturierung der Schulden und eine Rekapitalisierung der Banken. Als wahrscheinlicher schätzt die Firma allerdings ein, dass nicht sofort eine Lösung der Krise gefunden wird. In diesem Fall dürfte Griechenland die Eurozone verlassen. Sollte die EZB ihre Unterstützung einstellen, sei das Schicksal wohl besiegelt.

+++ 14:57 Gabriel: Pleite steht bevor, bereit zu humanitärer Hilfe +++
Vizekanzler Gabriel nimmt gerade ausführlich zum Referendum uns dessen Folgen Stellung. Die endgültige Zahlungsunfähigkeit Griechenlands scheint ihm unmittelbar bevorzustehen. Man dürfte Griechenland nun nicht im Stich lassen, alle EU-Länder müssten für humanitäre Hilfe bereitstehen.

+++ 14:51 Söder: Grexit am fairsten und ehrlichsten +++

Bayerns Finanzminister Söder plädiert für einen Abschied Griechenlands aus der Euro-Zone. "Der Grexit wäre der fairste und ehrlichste Weg", sagt der CSU-Politiker der "Welt". Griechenland helfe nur eine umfassende Staats-, Verwaltungs- und Wirtschaftsreform, zu der die aktuelle Regierung aber nicht in der Lage sei.

+++ 14:43 Pharmakonzerne wollen säumige Griechen weiter versorgen +++
Pharmakonzerne wollen Griechenland weiter mit Medikamenten versorgen, erklärt der europäische Branchenverband Efpia. Griechische Krankenhäuser und der staatliche Krankenversicherer schulden den Unternehmen mehr als 1,1 Milliarden Euro, da seit Dezember Lieferungen nicht mehr bezahlt wurden.

+++ 14:39 Griechenlands Nachbarn in Sorge +++
Das Nein der Griechen ist nach Auffassung der Regierungskoalition in Sofia gefährlich für das Nachbarland Bulgarien. "Ein geopolitisch und wirtschaftlich außerordentlich wichtiger Nachbar destabilisiert sich heftig", sagte der Fraktionschef des in Bulgarien mitregierenden Reformblocks, Radan Kanew. Griechenland ist für das ärmste EU-Land ein traditionell enger Investitions- und Handelspartner.

+++ 14:33 Varoufakis braust mit Frau und Motorrad davon +++

+++ 14:30 Tsipras ruft im Kreml an +++
Wladimir Putin hat Tsipras telefonisch Hilfe bei der Überwindung seiner Probleme zugesagt. Details des Gesprächs nannte der Kreml in der Mitteilung allerdings nicht. Tsipras habe Putin über die Ergebnisse des griechischen Referendums informiert, hieß es. Beide hätten auch über die weitere Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit gesprochen. Die Initiative zu dem Telefonat ging dem Kreml zufolge von Tsipras aus.

+++ 14:26 "Varoufakis! Varoufakis!"-Rufe zum Abschied +++


+++ 14:21 Tsipras und Merkel telefonieren +++
Griechenlands Premier Tsipras hat am frühen Montagnachmittag mit Bundeskanzlerin Merkel gesprochen. Dies berichteten übereinstimmend griechische Medien. Über den Inhalt des Gesprächs wurde von griechischer Seite aus zunächst nichts bekannt.

+++ 14:05 Renzi will definitive Entscheidung am Dienstag +++
Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi dringt auf eine schnelle Lösung für Griechenland. Auf dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der Eurozone am Dienstag muss nach seinen Worten eine definitive Entscheidung zu Griechenland getroffen werden. Die griechische Frage müsse direkt in Angriff genommen werden, da sich das Land in einer schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Lage befinde.


+++ 13:57 Linke fordert Schuldenkonferenz +++
Die Linke fordert den Einsatz eines Schlichters. Es solle ein "Vermittler" beauftragt werden, sagte Parteichefin Katja Kipping. Sie präsentierte dies als Teil eins Fünf-Punkte-Programms. Neben dem Schlichter gehören dazu auch eine "südeuropäische Schuldenkonferenz" samt Schuldenerlass für Griechenland, weitere Nothilfen der EZB und verstärkte Anstrengungen, "um an das Geld der Oligarchen ranzukommen". Kipping forderte zudem den "Rückzug" der europäischen "Hardliner" von den Verhandlungen, nachdem der umstrittene griechische Finanzminister Varoufakis seinerseits mit seinem Rücktritt "sehr viel Fingerspitzengefühl" gezeigt habe.

+++ 13:45 Dijsselbloem: Ob Griechenland im Euro bleibt, muss man sehen +++
Das Nein der Griechen zum Sparpaket habe die Suche nach einem Ausweg nur noch schwieriger gemacht, sagt der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem. Er wolle sich weiter dafür einsetzen, dass Griechenland in der Eurozone bleiben könne. "Aber ob das gelingt, müssen wir sehen." Griechenland müsse bereit sein, schwierige Maßnahmen zu ergreifen, wiederholte der Sozialdemokrat.

+++ 13:33 EU-Kommission hat "alles im Griff" +++
Die EU-Kommission hat die griechische Regierung davor gewarnt, auf einfache Lösungen im Schuldenstreit zu setzen. "Es gibt keinen leichten Weg aus der Krise", sagte der für den Euro zuständige Vizepräsident der Kommission, Valdis Dombrovskis. Die Stabilität der Währungsunion stehe durch die Griechenlandkrise aber "nicht in Frage", sagte Dombrovskis. "Wir haben alles, um die Lage im Griff zu behalten." Es sei zu viel Zeit verlorengegangen. Die EU-Kommission sei aber weiter bereit, mit der griechischen Regierung zu arbeiten.

+++ 13:25 Statement von Varoufakis erwartet +++
Unser Kollege Jan Gänger ist in Athen und wartet derzeit mit vielen anderen Journalisten und Schaulustigen vor dem Finanzministerium. Dort wird in Kürze Yanis Varoufakis erwartet.


+++ 13:20 EZB: Nothilfen können nicht einfach verlängert werden +++
Die EZB kann die Nothilfen für griechische Banken nach Einschätzung eines Zentralbankers nicht leichtfertig verlängern. "Die EZB ist hier an Regeln gebunden. Das prüfen wir jeweils genau", sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny im ORF. "Aber das muss man jedes Mal neu beurteilen. Und die Entwicklung in Griechenland macht uns das - fürchte ich - leider nicht leichter." Die EZB will Insidern zufolge noch heute über weitere Notkredite beraten.


+++ 13:13 Tsipras telefoniert mit EZB - und mit Putin +++
Der griechische Ministerpräsident Tsipras hat mit dem Chef der EZB gesprochen. Wie aus Athener Regierungskreisen verlautete, telefonierte Tsipras auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos telefonierte demnach mit seinem französischen Kollegen François Hollande.

+++ 13:06 Baltische Staaten ziehen Katastrophenbilanz +++
Die baltischen Staaten bewerten das Ergebnis des griechischen Referendums mehr oder weniger als katastrophal. Estlands Regierungschef Taavi Rõivas sagte: "Reformen in Griechenland sind weiterhin unvermeidbar, und die Entscheidung, das internationale Hilfsangebot abzulehnen, macht die Situation kritisch." Der lettische Finanzminister Janis Reirs sagte, das Referendum sei ein Beispiel, wie man "durch eine Abstimmung auf demokratische Weise ein Land ruinieren kann, das sich auf dem richtigen Weg befunden hat".

+++ 12:51 Schulz: Varoufakis' Rücktritt bedeutet Erleichterung +++
Der Rücktritt von Yanis Varoufakis bedeutet für EU-Parlamentspräsident Martin Schulz eine Erleichterung im Dialog mit Athen. Dennoch würden die Verhandlungen nicht leichter, sagte Schulz. Ein Erfolg weiterer Gespräche zwischen EU und Griechenland hänge nicht von einzelnen Personen ab. "Es hängt auch nicht davon ab, wer verhandelt, sondern über was verhandelt wird", meinte Schulz. Es hätten 18 Angebote auf dem Tisch gelegen, die weitreichend gewesen seien. Griechenland habe dazu beim Referendum mit großer Mehrheit Nein gesagt.

+++ 12:25 Finanzministerium hält Schuldenschnitt für "kein Thema" +++
Der von Griechenland geforderte Schuldenschnitt ist für die Bundesregierung "kein Thema". Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte, dies sei auch nicht Gegenstand der zuletzt abgebrochenen Verhandlungen über das zweite Hilfspaket gewesen. Zwar sei es zutreffend, dass "wir uns mit der Schuldentragfähigkeit beschäftigen müssen", sollte Griechenland einen Antrag auf Hilfen aus dem dauerhaften Rettungsfonds ESM stellen. Daraus sei aber nicht abzuleiten, "dass die Verhandlungen in eine bestimmte Richtung gehen müssten."

+++ 12:12 EU-Finanzminister warten auf neue Vorschläge der Griechen +++

Die Euro-Finanzminister erwarten "neue Vorschläge von den griechischen Behörden". Das teilte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem über Twitter mit. Die Euro-Finanzminister kommen morgen Mittag zu einem Sondertreffen in Brüssel zusammen, um über die Schuldenkrise in Griechenland nach dem Referendum zu diskutieren. Die Ressortchefs bereiten damit den Gipfel ihrer Staats- und Regierungschefs am Dienstagabend vor.



+++ 12:01 Laut Air Berlin kein Rückgang der Buchungen +++
Die Fluggesellschaft Air Berlin spürt trotz des griechischen Schuldendramas keinen Rückgang der Nachfrage nach Griechenland. "Wir sehen derzeit keinen Abriss bei den Flugbuchungen", sagte Airline-Chef Stefan Pichler. Es gebe auch keine operativen Schwierigkeiten an den griechischen Flughäfen. Air Berlin werde auch weiterhin ihr Programm von 74 Griechenland-Flügen aus Deutschland und Österreich in der Woche anbieten.

+++ 11:52 Russland: Frage der Hilfen ist Sache der Griechen +++
Russland hofft auf eine baldige Lösung im Schuldenstreit Griechenlands mit seinen Gläubigern: Die Frage der Finanzhilfen sei Sache Griechenlands, sagte ein Kreml-Sprecher.

+++ 11:39 Bundesregierung: Keine Grundlage für drittes Hilfspaket jetzt +++
Die Bundesregierung sieht derzeit keine Grundlage für Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm. "Zur Zeit" seien die Voraussetzungen dafür nicht gegeben, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Bundesregierung bleibe aber gesprächsbereit, fügte er hinzu.

+++ 11:35 Spanien: Offen für drittes Rettungspaket +++
Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos plädiert dafür, dass Griechenland im Euro bleibt. Die Regierung in Madrid sei offen für Verhandlungen über ein drittes Rettungspaket für das von der Pleite bedrohte Land.

+++ 11:32 UN-Schuldenexperte: Griechenland verträgt keine weiteren Sparmaßnahmen +++
Griechenland würde nach Einschätzung eines UN-Schuldenexperten bei weiteren Sparmaßnahmen soziale Unruhen und eine Erholung der Wirtschaft riskieren. Die Protagonisten der griechischen Tragödie sollten nicht nur die Finanzen, sondern auch die Menschenrechte in Betracht ziehen, sagt Juan Pablo Bohoslavsky. Für Griechenland bedeute dies: Keine weiteren Sparmaßnahmen.

+++ 11:13 Venezuela: Referendum ist Sieg gegen IWF-Finanzterrorismus +++
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro begrüßt das Ergebnis des griechischen Referendums begrüßt. "Das Volk Griechenlands hat gesprochen und die europäischen Behörden müssen das griechische Volk respektieren. Es ist ein großer Sieg über den Finanz-Terrorismus des IWF. Genug der kapitalistischen Ausbeutung." Aus Sicht Venezuelas habe sich der Kampf gelohnt, sagte Maduro. "Glückwünsche an das griechische Volk, das dem IWF und den Blutsaugern der Weltbank "Nein" gesagt hat."



+++ 11:02 Sinn: Geld wird nie zurückkommen +++
Ifo-Präsident Sinn hat bereits eine Rückkehr zu einer virtuellen Drachme in Griechenland empfohlen. Bei n-tv sagte der Wirtschaftsweise auch, dass das bisher an Griechenland gezahlte Geld seiner Meinung nach verloren ist. "Wenn Griechenland im Euro gehalten wird, wird man neues Geld hinterherwerfen müssen, dann wird diese Summe immer größer. Wenn Griechenland austritt, besteht wenigstens die Chance, dass ein Teil zurückgezahlt wird, denn der Austritt bedeutet eine Abwertung der Drachme", sagte Sinn.



+++ 10:51 EZB wird Notkredite wohl aufrechterhalten +++
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) will sich in einer Telefonschalte mit der Lage in Griechenland befassen. Die Sitzung werde voraussichtlich erst am späteren Nachmittag stattfinden, damit die Politik sich vorher beraten könne. Das verlautete aus Notenbankkreisen. Die meisten Beobachter rechnen damit, dass die EZB die Notkredite für Griechenlands Banken aufrechterhalten wird, solange auf politischer Ebene weiter verhandelt wird.

+++ 10:42 EU-Kommission äußert sich um 12 Uhr +++
Der Vize-Präsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, kündigt an, um 12 Uhr vor die Presse zu treten.



+++ 10:37 Chemische Industrie bangt um Europas Ruf +++
Nach dem "Nein" der Griechen zu den Reformforderungen der Geldgeber sorgt sich die chemische Industrie in Deutschland um den Ruf Europas in der Welt. "Eines steht fest: Das Bild der EU in der restlichen Welt als stabile Gemeinschaft hat Risse bekommen", sagte Utz Tillmann, Chef des Verbandes der Chemischen Industrie VCI.

+++ 10:32 Deutsche Banken bleiben gelassen +++
Die Banken in Deutschland sehen das klare "Nein" der Griechen gegen die Reformauflagen der internationalen Geldgeber gelassen. Laut Bankenverband (BdB) ist die Ansteckungsgefahr für andere Euro-Länder dank zahlreicher "Brandmauern" gering. Außerdem seien die deutschen Banken in Griechenland nur noch "sehr gering engagiert". Diesen Umstand hatte Ex-Finanzminister Varoufakis als Beleg für die Scheinrettung Griechenlands gewertet – damit ausländische Banken sich sicher zurückziehen konnten.

Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) spricht allerdings von einem "schwarzen Tag" für Europa. "Die Entscheidung des griechischen Volkes gegen weitere Verhandlungen mit den Geldgebern rüttelt am europäischen Fundament", erklärte Hauptgeschäftsführerin Liane Buchholz.

Sorgt das Gemälde in seinem Büro vielleicht für etwas Entspannung? ...denn momentan ist Yanis Varoufakis voll beschäftigt damit, Griechenland zusammen mit Alexis Tsipras aus der Krise zu steuern. Und das möglichst schnell. Trotzdem reichen sich Schäuble und der griechische Finanzminister immer wieder die Hände. Ein besonderer Schal sorgt bei Varoufakis für einen schicken Stil. ...kam es schon mehrmals zum Eklat. Die Fronten im Schuldenstreit sind verhärtet. Der Einsatz könnte größer nicht sein. Und Varoufakis pokert hoch. Yanis Varoufakis Der Rebell im Ministerium wirft hin

+++ 10:21 Es gibt einen Favoriten für den Finanzministerposten +++
Wie Reuters berichtet, ist Euclid Tsakalotos der wahrscheinlichste Kandidat für das Amt des Finanzministers. Die Agentur beruft sich auf Regierungskreise in Athen. Tsakalotos war bei den Gesprächen mit den Kreditgebern bisher als Chefunterhändler der Griechen aufgetreten.

+++ 10:10 Italien: Keine Ansteckungsgefahr für uns +++
Italiens Außenminister Paolo Gentiloni ist für eine neue Vereinbarung mit Griechenland. "Wir haben ein Interesse daran, einen Vermittlungspunkt mit Griechenland zu finden. (...) Das politische Ziel muss sein, eine Schnittstelle zu finden", sagte er im italienischen Rundfunk. Die Griechenlandkrise bedeute keine Ansteckungsgefahr für Italien. "Unser System ist in Sicherheit."

Präsident Sergio Mattarella sagte, das Referendum bedeute für die EU bisher "unbekannte Szenarien". Aber: "Griechenland ist Teil Europas und gegenüber seinem Volk darf nicht die Solidarität der anderen Mitglieder der Union wegfallen."


+++ 10:03 China befürchtet Folgen für die Weltwirtschaft +++
China hofft auf Bemühungen "von allen Beteiligten". Die Krise Griechenlands werde "nicht nur die EU, sondern die gesamte Weltwirtschaft beeinflussen", sagte Chinas stellvertretender Außenminister Cheng Guoping. China sieht Griechenland als wichtiges "Tor nach Europa", um seine Waren absetzen zu können. Die chinesische Staatsreederei Cosco hat bereits große Teile des größten Hafens des Landes in Piräus gepachtet und ist an dessen Erwerb interessiert.

+++ 09:52 Sinn: EZB darf gar keine Kredite geben +++
Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sagt bei n-tv: "Der Rettungsschirm EFSF hat ja am Freitag formell erklärt, dass Griechenland insolvent ist und es gibt keine neuen Rettungsgelder mehr. Also darf nicht die EZB das unterlaufen, indem sie selber Rettungskredite zur Verfügung stellt, was sie im Umfang von 90 Milliarden Euro schon gemacht hat."

+++ 09:44 Frankreich: Wir können reden, aber Athen ist am Zug +++
Die französische Regierung signalisiert in der griechischen Finanzkrise Bereitschaft, über eine Verminderung der griechischen Schuldenlast zu verhandeln. Zunächst sei aber Athen am Zug: "Es ist jetzt an der griechischen Regierung, Vorschläge zu machen", sagte Frankreichs Finanzminister Michel Sapin im Sender Europe 1. Das Referendum selbst löse nichts automatisch. Deswegen müsse Athen jetzt "ernsthafte und solide Vorschläge" machen.

Der Ausgang des Referendums der Griechen über den künftigen Kurs in den Verhandlungen mit den Gläubigern war am Abend des 5. Juli 2015 mit Spannung erwartet worden. Als klar war, dass die "Nein"-Sager das Rennen gemacht haben, feierten Tausende den Ausgang der Abstimmung wie den Sieg bei einer Fußballweltmeisterschaft. Tausende Menschen strömten auf den Syntagma-Platz ... ... und feierten, dass sie sich dem Druck aus Brüssel und Berlin nicht gebeugt haben. Nach dem Referendum So feierten die Griechen ihr "Oxi"

+++ 09:37 Linke fordert umgehend neue Verhandlungen +++
Die Linkspartei fordert umgehend neue Verhandlungen mit der Regierung in Athen. "Jetzt muss in den nächsten 48 Stunden ein Verhandlungsergebnis her", sagte Parteichef Bernd Riexinger der "Stuttgarter Zeitung". Fraktionschef Gregor Gysi sagte der Zeitschrift "Super Illu": "Frau Merkel muss unverzüglich die Gespräche mit Griechenland wieder aufnehmen und eine Lösung finden."

+++ 09:31 Griechische Spitzenpolitiker tagen in Athen +++
Die Spitzen der Athener Politik zu Beratungen zusammengekommen. Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos hatte auf Bitte von Ministerpräsident Alexis Tsipras die Führer der großen Parteien in seinen Amtssitz geladen. Die Parteichefs wollten mit Tsipras die Folgen des Referendums erörtern.

+++ 09:26 Hofreiter für Fortsetzung der Verhandlungen +++
Bei n-tv sagte Grünen-Fraktionschef Hofreiter, er halte Verhandlungen über weitere Hilfspakete für Griechenland für "absolut notwendig".

"Denn auch nach dem Nein in Griechenland hört ja Griechenland nicht auf zu sein. ... Es ist auch nicht in unserem Interesse, wenn mit Griechenland ein zerfallender Staat innerhalb Europas entsteht."


+++ 09:16 Ifo-Präsident: Drachme als virtuelle Währung einführen +++
Griechenland sollte nach den Worten von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn nun den Sprung in die eigene Währung wagen. "Die Drachme sollte sofort als virtuelle Währung eingeführt werden", sagte er. "Alle Verträge des Landes einschließlich der Schuldverträge mit Ausländern sollten umgewandelt werden. Das würde den griechischen Staat und die griechischen Banken wieder flüssig machen."

Zugleich sollte die Staatengemeinschaft darauf verzichten, jene Euro-Banknoten einzutreiben, über die griechische Bürger verfügten, sondern zulassen, dass sie für Bargeschäfte verwendet würden.

+++ 09:12 Dax gibt lediglich rund zwei Prozent nach +++
Kursabschläge zeigen sich am Morgen nach dem Griechenland-Referendum an der Frankfurter Börse, eine Panik aber bleibt aus. Der Dax sinkt zu Beginn um 2,1 Prozent auf 10.827 Punkte, erholt sich danach aber bereits leicht.

+++ 09:08 Hofreiter: Ohne Varoufakis wird es leichter +++
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter ist zuversichtlich, dass die weiteren Verhandlungen zwischen Griechenland und den Gläubigern ohne Varoufakis einfacher werden. Bei n-tv sagte er: "Ich glaube, dass es die Verhandlungen erleichtern wird. Varoufakis hat ja mit vielen Provokationen das Verhandlungsklima nicht gerade wirklich einfacher gemacht."

+++ 08:57 Syriza will noch heute Varoufakis-Nachfolger benennen +++
Griechische Regierungsbeamte kündigen an, dass nach dem Treffen der Syriza-Parteispitze der neue Finanzminister Griechenlands bekanntgegeben wird. Das berichtet der griechische Journalist Yannis Kousomitis aus Athen, der auch schon für n-tv.de geschrieben hat.



+++ 08:47 CSU-Politiker Michelbach: "Keine weiteren Hilfen" +++
Der Obmann der Unions-Fraktion im Bundestags-Finanzausschuss, Hans Michelbach, ist gegen weitere Hilfen für Griechenland. Das Land könne "nicht um jeden Preis in der Eurozone gehalten werden", sagte Michelbach im RBB. "Wir sollten alles tun, um jetzt keine faulen Kompromisse einzugehen."


+++ 08:37 Industrie kritisiert Nein der Griechen +++
Die deutsche Industrie kritisiert das Nein der Griechen scharf. "Das Ergebnis ist ein Schlag ins Gesicht aller Europäer", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, der Bild-Zeitung. Die Situation für Griechenland sei nun "noch dramatischer geworden".

+++ 08:31 EU-Kommission schickt Dombrovskis vor die Kameras +++
Das erste Statement der EU-Kommission zum Ausgang des Referendums und womöglich auch zum Rücktritt von Varoufakis soll offenbar Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis abgeben.

+++ 08:24 Großbritannien will eigene Wirtschaft schützen +++
Großbritannien hat angekündigt, alles zum Schutz seiner Wirtschaft zu tun. Das "entschiedene" Nein zu den Gläubigerplänen sei ein "kritischer Moment in der griechischen Wirtschaftskrise", erklärte ein Regierungssprecher.

Es gebe bereits "Notfallpläne" und Premierminister David Cameron werde im Laufe des Tages mit dem Kabinett diese Pläne im Lichte der griechischen Entscheidung erörtern.

+++ 08:17 Tsipras-Regierung sucht neuen Finanzminister +++
Beobachter erwarten, dass sich die Syriza-Führung bereits in weniger als einer Stunde treffen wird, um über die Nachfolge von Varoufakis zu beraten. Ein häufig genannter Name ist der des Ökonomen und Syriza-Politikers Giorgos Stathakis.

+++ 08:05 Ölpreis sinkt leicht +++
Die Ölpreise sind gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostet aktuell 59,54 US-Dollar. Das sind 78 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel noch deutlich stärker um 2,15 Dollar auf 54,78 Dollar.

+++ 07:51 Varoufakis begründet Rückzug als Finanzminister +++
Das Referendum und sein Ausgang seien historisch, betont Varoufakis. Doch wie alle historischen Momente habe auch die "historische Zurückweisung des Ultimatums der Eurogruppe vom 25. Juni" einen hohen Preis. Auf seinem Blog schreibt der Finanzminister, man habe ihm deutlich gemacht, dass einige Teilnehmer der Eurogruppe es vorzögen, wenn er nicht mehr bei den Treffen dabeisei. Auch Tsipras fände dies hilfreich, um eine Einigung zu erzielen. "Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute."


+++ 07:42 Varoufakis tritt zurück +++
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis tritt überraschend zurück. Das teilt er bei Twitter mit.

+++ 07:25 Varoufakis: "Ein majestätisches, großes JA für Europa" +++
Noch in der Nacht veröffentlicht der griechische Finanzminister einen neuen Blogeintrag. Titel: "Unser Nein ist ein majestätisches, großes Ja für ein demokratisches, rationales Europa". Yanis Varoufakis schreibt, die Syriza-Regierung sei die erste gewesen, die die Stimme gegen die Zumutungen durch die EU erhoben habe. Die Bankenschließungen, die die Griechen derzeit quälen, seien seit Monaten von den Gläubigern geplant gewesen, um Griechenland zu demütigen. Das Nein der Griechen müsse IWF, EZB und der EU-Kommission zu denken geben.


+++ 07:03 Euro gibt leicht nach +++
Der Euro ist zum Wochenstart erwartungsgemäß unter Druck geraten. Die Verluste halten sich allerdings trotz des deutlichen Votums der griechischen Bevölkerung gegen die Sparpolitik Europas in Grenzen. Der Euro kostet aktuell 1,1025 US-Dollar und damit etwas weniger als am Freitagabend in New York. In den ersten Minuten des Handels nach dem Referendum in Griechenland war der Kurs noch bis auf 1,0970 US-Dollar gefallen.

+++ 06:50 Argentiniens Präsidentin beglückwünscht Griechen +++
Die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner egrüßt Ergebnis des Referendums in Griechnland. Es sei "ein durchschlagender Erfolg für die Demokratie und Würde", twitterte sie. Die Griechen hätten "Nein" gesagt zu unmöglichen und erniedrigenden Bedingungen, die ihnen aufgebürdet würden, um die Schulden des Landes zu restrukturieren. "Wir Argentinier wissen, wie das ist", schrieb sie. "Man kann niemanden zwingen, sein eigenes Todesurteil zu unterschrieben." Argentinien war 2002 pleitegegangen.

+++ 06:31 Dijsselbloem enttäuscht über Nein der Griechen +++
Jeroen Dijsselbloem ist wegen des deutlichen Neins der Griechen besorgt. "Dieses Ergebnis ist sehr bedauerlich für die Zukunft Griechenlands", erklärte der niederländische Finanzminister. Für eine Erholung der griechischen Wirtschaft seien "schwierige Maßnahmen und Reformen unvermeidbar". "Wir werden jetzt die Initiativen der griechischen Behörden abwarten", fügte der Eurogruppenchef hinzu.

+++ 06:09 Merkel fliegt nach Paris +++
Ein Krisentreffen nach dem anderen wird es heute geben: EU-Kommissionspräsident Juncker, EZB-Chef Draghi und Eurogruppenchef Dijsselbloem wollen zunächst am Telefon über die neue Situation beraten. Später am Tag werden die Finanzstaatssekretäre zusammenkommen. Bundeskanzlerin Merkel fliegt am Abend nach Paris. Der französische Präsident Hollande hat griechischen Angaben zufolge schon am Sonntagabend rund eine Stunde mit dem griechischen Ministerpräsidenten Tsipras telefoniert.


+++ 04:30 Lambsdorff: "Zeitpunkt für Grexit ist gekommen" +++
Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff fordert als Konsequenz aus dem Referendum den Ausschluss Griechenands aus der Eurozone. "Jetzt ist der Zeitpunkt für den Grexit gekommen", sagt Lambsdorff, einer der Stellvertreter von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD), der "Welt". "Der Grexit würde die Eurozone stärker machen und gleichzeitig deutlich machen, dass niemand die Kompromisskultur, die seit Jahrzehnten zum Erfolg der Europäischen Union beigetragen hat, in so eklatanter Weise verletzen darf."

+++ 03:45 Ölpreise geben deutlich nach +++
Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl WTI fällt im asiatischen Handel um mehr als zwei Dollar auf 54,44 Dollar. Das ist ein Minus von 3,7 Prozent. Brent-Öl verbilligt sich um 1,3 Prozent auf 59,49 Dollar.

+++ 03:05 Aktienkurse fallen auch in Australien +++
Nach dem Nein der Griechen zu den europäischen Reform- und Sparvorgaben eröffnet die Börse in Sydney im Minus. Der S&P/ASX 200-Index rutscht zum Auftakt 1,4 Prozent auf 5460 Punkte unter den Schlusskurs von Freitag. "Nach Umfragen sollte das Ergebnis in Griechenland knapp werden, und die 61 Prozent Nein sind eine Überraschung", sagt der Analyst Saul Eskale dem Sender ABC. "Märkte hassen Überraschungen."

+++ 02:25 Juncker telefoniert mit Draghi und Dijsselbloem +++
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker will mit dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem über das weitere Vorgehen zum Thema Griechenland beraten. Sie seien für den Morgen zu einer Telefonkonferenz verabredet, teilt die Kommission mit. Juncker werde die Staats- und Regierungschefs "der anderen 18 Eurozonen-Mitglieder sowie die Spitzen der EU-Institutionen konsultieren".

+++ 02:05 Endergebnis: 61,31 Prozent der Griechen stimmen mit Nein +++
Bei dem Referndum über die Forderungen der internationalen Gläubiger stimmen laut offiziellem Endergebnis 61,31 Prozent der Griechen mit Nein. Sie unterstützten damit klar das Vorgehen der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras im Schuldenstreit mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF).

+++ 01:50 Schulz zweifelt an schneller Banken-Öffnung +++
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz glaubt nicht, dass die Banken in Griechenland heute wieder öffnen. Das Versprechen des Finanzministers Varoufakis, dass die Banken öffnen werden und das Geld sofort oder von Dienstag an verfügbar sein werde, "scheint für mich sehr schwierig und gefährlich zu sein", sagt der SPD-Politiker.

+++ 01:30 Euro fällt auf tiefsten Stand seit sechs Wochen +++
Der Euro reagiert mit Kursverlusten auf das "Nein" der Griechen zum Reformkurs der Geldgeber. Die Gemeinschaftswährung rutscht zeitweise um 1,4 Prozent ab, kann sich dann aber etwas fangen und liegt im asiatischen Handel mit 1,1032 Dollar noch 0,7 Prozent tiefer. Am Freitag hat der Euro in New York bei 1,1104 Dollar geschlossen. Auch zum Yen gerät der Euro unter Druck und fällt zeitweise auf 133,700 Yen - der tiefste Stand seit sechs Wochen.

+++ 01:05 Deutliche Mehrheit für "Nein"-Lager bestätigt sich +++
Das Ergebnis des Referendum der Griechen über die Forderungen der internationalen Gläubiger bestätigt sich nach Auszählung fast aller Stimmen: Nach offiziellen Angaben liegt das Nein-Lager nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen bei 61,31 Prozent. Mit Ja stimmen demnach 38,69 Prozent. Die Wahlbeteiligung beträgt den offiziellen Ergebnissen zufolge 62,5 Prozent.

+++ 00:50 Börsen-Futures deuten auf deutliche Abschläge hin +++
An den US-Börsen werden nach dem Referendum in Griechenland zunächst Abschläge von 1,5 Prozent erwartet. Darauf deuten die Notierungen der Futures hin. Am Freitag war die Wall Street geschlossen.

+++ 00:15 BDI-Chef: "Schlag ins Gesicht der Europäer" +++
Industriepräsident Ulrich Grillo kritisiert das Nein der Griechen zu den Sparvorgaben ihrer Gläubiger als "Schlag ins Gesicht aller Europäer". "Das griechische Volk hat sich selbst in eine äußerst schwierige Lage manövriert. Die Regierung in Athen trägt die Verantwortung dafür", sagt der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) der "Bild". Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro sei nach dem Referendum durchaus möglich: "Faule Kompromisse darf es nicht geben. Griechenland kann nicht um jeden Preis in der Währungsunion gehalten werden."

+++ 00:05 Euro-Finanzminister wollen Gipfel vorbereiten +++
Die Euro-Finanzminister wollen am Dienstag das Sondertreffen ihrer Staats- und Regierungschefs zur Griechenland-Krise vorbereiten. Das berichten EU-Diplomaten. Es gehe darum, welchen Kurs die Europartner nach dem "Nein" der Griechen zu europäischen Reform- und Sparvorgaben einschlagen sollen.

+++ 23:36 Steinmeier sieht Athen am Zug +++
Außenminister Steinmeier sieht nun die Regierung in Athen am Zug. "Wir haben zunächst mal ein solches Ergebnis zu akzeptieren", sagt Steinmeier i. "Welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind, das ist eine Entscheidung, die jetzt in erster Linie in Griechenland getroffen werden muss und deshalb liegt der Ball in Athen", so der SPD-Politiker.

 
Nach Griechenland-Referendum: Merkel hat ein ernsthaftes Problem


Angela Merkel hat bis zuletzt am europäischen Kerngedanken festgehalten: Die reichen Länder geben den schwächeren Finanzhilfen, damit die im Gegenzug Strukturen aufbauen, die sie selbständig wirtschaften lassen. Fördern und Fordern, so das Prinzip. Nicht gerechnet hat sie damit, dass ein Mitgliedsland sich nicht an die Regeln halten will und einfach gar nichts macht. Die Bundeskanzlerin hat offenbar zu sehr der Vernunft der Griechen vertraut.

 
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Varoufakis und Merkel: So sehen Verlierer aus

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Griechenlands Finanzminister Varoufakis zelebriert seinen Abgang, die Kanzlerin schlurft ins Kanzleramt: Zwei Bilder zeigen, dass die Protagonisten der griechischen Schuldenkrise zumindest optisch nicht viel trennt.


Bilder können so ehrlich sein. Ein Reuters-Fotograf hat die Kanzlerin am Morgen auf dem Weg ins Kanzleramt erwischt. Es ist das erste Bild von Angela Merkel nach dem Griechenland-Referendum. Sie ist sichtlich nicht zurecht gemacht. Das Gesicht müde, den Blick gesenkt, die Haare verstrubbelt.


Geht es der Kanzlerin nicht gut, oder sähe sie an einem anderen Morgen genauso aus? Tatsache ist: Das Bild zeigt die Kanzlerin, wie man sie sonst nur von Urlaubsfotos etwa aus Ischia oder Südtirol kennt. Nur trägt sie diesmal keine praktische Wind- oder Fleecejacke. Die Wahl ist auf ein hellblaues Jackett gefallen. In der Rechten hält sie ihre rote Tasche. Die bunten Farben können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Wochenbeginn nach dem griechischen Nein Merkel nicht zu beglücken scheint. Montage sind immer speziell. Nur dieser besonders.

Die Kanzlerin gehört eigentlich zu den Menschen, die lieber reagieren statt agieren. Sie mag es nicht, wenn Unvorhergesehenes geschieht. Wie das griechische Nein. Die Kanzlerin trifft sich heute Abend mit Frankreichs Präsident François Hollande in Paris zum Abendessen. Danach wollen sie alle - die Griechen, die Deutschen, die Europäer - wissen, wie es weiter geht.

Diese Erwartungshaltung liegt an diesem Morgen betonschwer auf Merkels Schultern. Wen wundert's? Es muss undankbar sein, zu wissen, dass alle von einem erwarten, die Patentlösung vorzulegen. Man möchte Merkel daher nachsehen, dass sie ein wenig ausschaut wie ein gerupftes Huhn. Tage wie diese sind es, weshalb es immer heißt, dass es einsam werden kann an der Spitze der Macht.
Varoufakis inszeniert sich als Gewinner


Ein zweites, sehr ähnliches Bild hat Reuters am Morgen um die Welt geschickt. Es zeigt Yanis Varoufakis, bis zu seinem Rücktritt ebenfalls einer der wichtigsten Akteure der Griechenland-Krise. Wie die Kanzlerin dreht sich der Grieche auf dem Bild nach links weg. Wie bei ihr schwingt der linke Arm. Auch die gebückte Haltung ist fast synchron. Die Haltung von Verlierern?

Die Aufnahme von Varoufakis stammt vom späten Sonntagabend. Zu diesem Zeitpunkt war er noch griechischer Finanzminister. Das Ergebnis des Referendums war gerade verkündet, da trat er vor die Presse. Als berauschter Sieger. Varoufakis wird zu diesem Zeitpunkt schon gewusst haben, dass es sein letzter offizieller Auftritt ist. Am frühen Montagmorgen verkündet er seinen Rücktritt.

So groß die Parallelen auch sind: Im Gegensatz zu Merkel schaut Varoufakis fast zufrieden. Er zelebriert die Erlösung, inszeniert sich als Gewinner. Es ist ein Abgang mit erhobener Faust, ein Varoufakis-Abgang. Kapitalverkehrskontrollen, Grexit, Drachme: Er, der von sich selbst sagt, dass er die Abscheu der Geldgeber mit Würde trägt, hat damit nun nichts mehr zu tun. Auf Seiten der EU kann bei der Suche nach einem Schuldigen niemand mehr auf Varoufakis zeigen. Nach dessen Abgang ist einmal mehr Brüssel am Zug. Es ist die nächste Etappe im Schulden-Poker.

Bei Merkel kann von Erlösung keine die Rede sein. Ihr steht das Schlimmste womöglich erst noch bevor. Viele erwarten, dass sie sich jetzt bewegt, auf Athen zu. Sonst könnte es irgendwann noch heißen, sie sei es gewesen, die den Grexit besiegelt habe. Die Kanzlerin kann sich nicht aus dem Staub machen. Ob es ihr auch diesmal gelingt, am Ende als Siegerin dazustehen? In den vergangenen Tagen ist es jedenfalls nicht leichter geworden – und das ist Merkel anzusehen.

 
Erholung nach Kursrutsch: Euro hält dem griechischen "Nein" stand

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Die europäische Gemeinschaftswährung lässt nach der Absage der Griechen an die Reformbemühungen der Gläubiger nur kurz Schwäche erkennen. Im Laufe des Morgens besinnen sich die Euro-Anleger - womöglich auch wegen eines Abschieds.


Das "Nein" der Griechen zum Reformpaket der Gläubiger hat den Euro zunächst deutlich belastet, dramatische Kurseinbrüche blieben allerdings aus. Die Gemeinschaftswährung fiel im asiatischen Handel in der Spitze auf 1,0967 Dollar und lag damit 1,3 Prozent im Minus. Anschließend machte der Euro aber immer mehr Boden gut und notierte am Vormittag mit 1,1089 Dollar nur noch 0,2 Prozent tiefer.

"Momentan scheint das alles sehr zurückhaltend zu sein, die Bewegungen waren nicht so drastisch wie erwartet", sagte Devisenstratege Mitul Kotecha von Barclays in Singapur. Viele Investoren warteten momentan lieber ab. "Es sieht nicht nach Panikverkäufen aus, weil die Anleger erst sehen wollen, wie die Griechen-Saga nun weitergeht."

Varoufakis' Rücktritt wird positiv aufgenommen

Bei dem Referendum am Sonntag lehnten nach offiziellen Angaben rund 61 Prozent der Griechen die Sparforderungen ab, die EU, EZB und IWF im Gegenzug für weitere Kredite gemacht hatten. Viele Investoren halten das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone - einen sogenannten "Grexit" - nun für wahrscheinlicher als zuvor.

Positiv aufgenommen wurde der Rücktritt von Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis. Damit will der Minister, der den Gläubigern in den letzten Tagen Terrorismus und Erpressung des griechischen Volkes vorgeworfen hatte, die Chancen von Regierungschef Alexis Tsipras auf eine Einigung mit den Euro-Partnern verbessern. "Das schafft wieder ein bisschen mehr Vertrauen", sagte ein Devisenhändler in Frankfurt.

Insgesamt bleibt die Unsicherheit an den Märkten nach dem "Nein" der Griechen zu Reformen aber hoch. "Dass es nach dem Ausgang der Volksabstimmung schnell zu einer neuen Vereinbarung mit Griechenland kommen wird und die Banken im Land bald wieder öffnen werden, ist ausgeschlossen", sagen die Analysten der Renten-Bank.
Auf Merkel und Hollande kommt es wohl an


Entsprechend bekamen die als sicherer Hafen geltenden Bundesanleihen am Montag Zulauf: der Bund-Future kletterte um bis zu 155 Ticks auf 153,35 Punkte, die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere fiel auf 0,732 Prozent nach 0,798 Prozent. Nach Meinung der Bayern LB könnte es mit der Rendite im Tagesverlauf weiter nach unten gehen. "Wir erwarten eine längere Phase der Unsicherheit", hieß es in ihrem Marktkommentar.

Entscheidend für die Risikostimmung werde auch sein, wie sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande am Abend bei ihrem Treffen positionierten und was der geplante Sonder-EU-Gipfel bringe.
 
"EZB muss Rettungskredite stoppen": Sinn will sofortigen Grexit

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Der Chef des Ifo-Instituts, Sinn, fordert die EZB auf, die Notkredite an Griechenland zu stoppen. Griechenland müsse dann zur Drachme zurückkehren. Die deutschen Hilfskredite seien ohnehin verloren.


Der Chef des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat an die Europäische Zentralbank appelliert, die Notkredite an Griechenland zu stoppen. Der Rettungsschirm EFSF habe am Freitag formell erklärt, dass Griechenland insolvent sei und es keine neuen Rettungsgelder gebe. Dies dürfe die EZB nicht unterlaufen, indem sie selbst Rettungskredite zur Verfügung stellt, "was sie im Umfang von 90 Milliarden Euro schon gemacht hat", sagte Sinn bei n-tv.

Griechenland müsse jetzt zur Drachme zurückkehren. "Wenn keine Hilfsgelder kommen, dann ist es die einzige Möglichkeit. Man stellt alle Bilanzen, alle Verträge um in Drachme. Dann sind die Banken sofort wieder solvent. Die Drachme würde abwerten und das hätte auch den Vorteil, dass die griechische Wirtschaft nach ein, zwei Jahren wieder auf Schwung kommt."


Für Deutschland bedeute dies, dass die Kredite an Griechenland verloren seien. "Das Geld wird nie zurückkommen", sagte Sinn. "Das Geld ist verloren. Wenn Griechenland im Euro gehalten wird, wird man neues Geld hinterherwerfen müssen, dann wird diese Summe immer größer. Wenn Griechenland austritt, besteht wenigstens die Chance, dass ein Teil zurückgezahlt wird, denn der Austritt bedeutet eine Abwertung der Drachme. Mit der Abwertung kriegen Sie einen Handelsüberschuss und der Handelsüberschuss ist ja dann die Netto-Rückzahlung von Auslandskrediten."

Am Sonntag hatten sich die Griechen in einem Referendum gegen das bislang letzte, nicht mehr gültige Angebot der Kreditgeber ausgesprochen. Damit ist unklar, wie es jetzt mit den Verhandlungen zwischen Griechenland und dem Rest der Eurozone weitergeht.

 
Reaktionen auf das Referendum: "Den Blutsaugern 'Nein' gesagt"

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Der Ausgang des griechischen Referendums hat gespaltene Reaktionen rund um den Globus ausgelöst. Lob kommt vor allem aus den sozialistischen Ländern Südamerikas. Verhalten und kritisch äußern sich Vertreter europäischer Staaten. Hier eine Auswahl:

Erfreut

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro etwa hat das Ergebnis des Referendums begrüßt. "Das Volk Griechenlands hat gesprochen und die europäischen Behörden müssen das griechische Volk respektieren. Es ist ein großer Sieg über den Finanz-Terrorismus des IWF. Genug der kapitalistischen Ausbeutung." Griechenland habe mit dem von Ministerpräsident Tsipras einberufenen Referendum einen historischen Schritt gemacht. "Glückwünsche an das griechische Volk, das dem IWF und den Blutsaugern der Weltbank 'Nein' gesagt hat."

Auch der linke bolivianische Präsident Evo Morales bezeichnete das Nein der Griechen zu den Gläubiger-Vorschlägen als Niederlage für den "europäischen Imperialismus" und "den Kapitalismus". Er äußerte "seinen Respekt und seine Bewunderung für das historische griechische Volk", das mit seinem Votum "den Beginn der Befreiung des europäischen Volkes" eingeläutet habe.

Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner bezeichnete das Ergebnis des Referendums in Griechenland als einen überwältigenden Sieg der Demokratie und der Würde des griechischen Volkes. Kirchner sprach den "mutigen Griechen" und ihrer Regierung auf Twitter die Solidarität Argentiniens zu. Griechenland habe in der Volksabstimmung die "unmöglichen und demütigenden Bedingungen" abgelehnt, die für die Umstrukturierung der Auslandsschulden auferlegt werden sollten.

Argentinien hatte im Jahr 2001 die Bindung des Peso zum US-Dollar aufgegeben und bediente die Staatsschulden nicht mehr. Das Land wird von Experten sowohl als Vorbild wie auch als abschreckendes Beispiel für Griechenland beschrieben.
Verhalten

Abwartend reagierte Frankreichs Finanzminister Michel Sapin. Er forderte die Regierung in Athen zur Vorlage eines neuen Vorschlags für Lösungen in der Schuldenkrise auf. Es sei "an der griechischen Regierung, Vorschläge zu machen", sagte Sapin dem Sender Europe 1 in einer ersten Reaktion Frankreichs auf das Ergebnis des Referendums. "Das Votum selbst regelt nichts", sagte der Minister.


Österreich sieht die Verantwortung für neue Schritte in Athen. "Jetzt ist die griechische Regierung gefordert, Vorschläge zu machen, wie es weitergehen soll", sagte Bundeskanzler Werner Faymann.

China hofft nach dem Nein der Griechen zu weiteren Sparmaßnahmen auf Bemühungen "von allen Beteiligten". Die Krise Griechenlands werde "nicht nur die EU, sondern die gesamte Weltwirtschaft beeinflussen", sagte Chinas stellvertretender Außenminister Cheng. China sieht Griechenland als wichtiges "Tor nach Europa", um seine Waren absetzen zu können.

Kritisch

Die baltischen Staaten reagieren zurückhaltend und lassen nur wenig Bereitschaft zu schnellen neuen Verhandlungen mit Athen erkennen. "Das griechische Nein beim Referendum macht jegliche Gespräche äußerst schwierig, Lettland wird sie mit großer Vorsicht bewerten", schrieb die lettische Regierungschefin Laimdota Straujuma bei Twitter. Litauens Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite schrieb zum Ergebnis der Volksabstimmung: "Situation wird sogar noch komplizierter." Estlands Regierungschef Taavi Rõivas sagte: "Sieht nicht gut aus für die Zukunft des griechischen Volkes...".

Großbritannien kündigte an, alles zum Schutz seiner Wirtschaft zu tun. Das "entschiedene" Nein zu den Gläubigerplänen sei ein "kritischer Moment in der griechischen Wirtschaftskrise", erklärte ein Regierungssprecher. "Wir werden weiter alles Notwendige tun, um unsere wirtschaftliche Sicherheit in dieser Zeit der Unsicherheit zu schützen", erklärte der Sprecher.

Finnlands Finanzminister Alexander Stubb sieht Griechenland nach dem Nein seiner Bürger zum Sparkurs in einer Zwickmühle. "Die nähere Zukunft für Griechenland wird sehr schwierig", schrieb Stubb in seinem Blog. "Was auch immer geschieht, die Konsolidierung der Wirtschaft erfordert erhebliche Reformen." Damit liege "der Ball jetzt im Spielfeld der Griechen". "Es ist jetzt an der griechischen Regierung zu interpretieren, was das Ergebnis (des Referendums) in der Praxis bedeutet", schrieb Stubb weiter.
Enttäuscht


Der slowakische Finanzminister Peter Kazimir zeigte sich ernüchtert über das Nein der Griechen zu den Reformvorschlägen der Gläubiger und lehnte weitere Zugeständnisse an Athen ab. Das Ergebnis des Referendums dürfe auf keinen Fall dazu führen, dass Griechenland nun "leichter an Geld komme", betonte der Sozialdemokrat. "Der Alptraum der Euro-Erfinder, dass ein Land den Club verlassen könnte, scheint nach dem Nein der Griechen zu einem realistischen Szenario zu werden", merkte der 47-Jährige an.

Die polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz rechnet damit, dass Griechenland die Eurozone verlässt. "Wenn sich die Prognosen bestätigen, dann bleibt Griechenland vermutlich nur ein Weg: der Austritt aus der Eurozone", sagte die liberalkonservative Politikerin. Die Griechen seien nicht bereit gewesen, den "harten Weg der Reformen" zu beschreiten. Schuld daran sei auch die Regierung in Athen. "Die Griechen, die ich sehr respektiere, sind zum Opfer einer populistischen Politikercharge geworden", sagte Kopacz.
 
Griechenland vor der Pleite: Was ein Schuldenschnitt bedeutet

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Zumindest diese Gewissheit gibt es in der griechischen Krise: Der Schuldenberg des Landes wächst und wächst. Braucht das Land nun einen klaren Cut, und welche Konsequenzen hätte ein solcher für Europas Steuerzahler?


Griechenland sitzt auf einem riesigen Schuldenberg. Ein teilweiser Schuldenerlass und jahrelange Hilfen der Europartner haben das Problem nicht kleiner werden lassen. Mit dem klaren Nein der Griechen gegen die Sparauflagen der internationalen Gläubiger im Rücken fordert Regierungschef Alexis Tsipras nun umgehend Verhandlungen über die Schuldenlast und strebt nach bisherigen Angaben einen Schuldenerlass von 30 Prozent an. Ein solcher würde dieses Mal direkt die europäischen Steuerzahler treffen.

Wie haben sich die griechischen Schulden entwickelt?

Der Ausgang des Referendums der Griechen über den künftigen Kurs in den Verhandlungen mit den Gläubigern war am Abend des 5. Juli 2015 mit Spannung erwartet worden. Als klar war, dass die "Nein"-Sager das Rennen gemacht haben, feierten Tausende den Ausgang der Abstimmung wie den Sieg bei einer Fußballweltmeisterschaft. Tausende Menschen strömten auf den Syntagma-Platz ... ... und feierten, dass sie sich dem Druck aus Brüssel und Berlin nicht gebeugt haben. Nach dem Referendum So feierten die Griechen ihr "Oxi"

Griechenlands Schulden liegen inzwischen bei über 300 Milliarden Euro. Noch im Jahr 2008 betrug die Staatsverschuldung nach Angaben der Ratingagentur Standard & Poor's 109,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für dieses Jahr rechnet S&P mit 177,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Grund für den Anstieg sind auch die massiven Hilfskredite der Euro-Partner.

Wie viel Geld haben die Euro-Staaten Griechenland bisher in der Krise geliehen?

183,8 Milliarden Euro. Die Euro-Partner gewährten in einem ersten Hilfspaket 2010 bilateral Kredite von 52,9 Milliarden Euro, Deutschland übernahm davon 15,2 Milliarden Euro. Im zweiten Hilfspaket von 2012 erfolgte die Hilfe über den Euro-Rettungsfonds EFSF, für den auch die Eurostaaten bürgen. Aus dem Fonds wurden bis zum Auslaufen des Hilfsprogramms Ende Juni 130,9 Milliarden Euro ausgezahlt. Deutschland muss für rund 38 Milliarden Euro haften.

Was umfasste der Schuldenschnitt von 2012?

Im März 2012 wurden Griechenland 53,5 Prozent der Schulden vor allem bei privaten Gläubigern wie Banken erlassen. Dies entsprach einer Verringerung um etwa 107 Milliarden Euro. Seitdem hat Athen Schulden vor allem gegenüber öffentlichen Geldgebern wie Staaten und internationalen Organisationen.

Wie sind die Euro-Länder Athen bei den Schulden bisher entgegengekommen?

Ende 2012 gestanden die Eurostaaten Athen auch deutlich bessere Kreditkonditionen zu. So wurden die Zinszahlungen auf das erste Paket deutlich gesenkt und dem Land beim zweiten Programm bis zum Jahr 2022 erlassen. Mit der Schuldenrückzahlung muss Athen beim ersten Programm zudem erst 2020 beginnen und beim zweiten Programm 2023. Gleichzeitig wurde die Laufzeit der Kredite um 15 auf durchschnittlich 30 Jahre angehoben. Letztlich hat Griechenland dadurch Milliarden gespart. Manche Experten sprechen deshalb von einem "verdeckten" Schuldenschnitt.

Braucht Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt?

Die Regierung des Linkspolitikers Tsipras fordert das schon seit ihrem Amtsantritt im Januar - stieß damit aber bei den Europartnern auf Ablehnung. Doch auch der Internationale Währungsfonds (IWF) zweifelt daran, dass Griechenland seine Schuldenlast tragen kann. Am Donnerstag erklärte der Fonds, ein Schuldenschnitt sei kaum zu vermeiden, wenn die Haushaltsziele wegen der verschlechterten Wirtschaftslage deutlich aufgeweicht werden müssten. Dann müssten die europäischen Geldgeber nach IWF-Einschätzung mehr als 53 Milliarden Euro abschreiben. Tsipras forderte am Freitag einen Schuldenerlass von 30 Prozent, das wären rund 55 Milliarden Euro.

Wie stark wäre Deutschland betroffen?

Die Bundesregierung ist in beiden Hilfspaketen mit jeweils rund 29 Prozent der Summe dabei. Nach dem IWF-Szenario und Tsipras' Plänen müsste Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zwischen 15 und 16 Milliarden abschreiben - seine schwarze Null im Haushalt wäre damit nicht mehr erreichbar, wenn er nicht an anderer Stelle spart.

Gäbe es Alternativen zu einem Schuldenschnitt?

Möglich wäre eine "weitere Verlängerung der Laufzeiten und Absenkung beziehungsweise Stundung der Zinsen", wie der Volkswirt Nicolaus Heinen von der Deutschen Bank sagt. "Dies wäre politisch einfacher zu vermitteln." Auch der IWF schlägt vor, es zunächst mit einer weiteren Streckung der Rückzahlungsfristen zu versuchen: Nach diesem Vorschlag soll Griechenland 20 Jahre lang gar nichts zurückzahlen und dann über 40 Jahre tilgen. Deutschland und Co. bekämen ihr Geld damit erst im Jahr 2075 vollständig zurück.
 
So geht es nach dem Nein weiter: Griechenland bleiben noch zwei Wochen
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Mit dem Nein beim Referendum haben die Griechen womöglich ihr eigenes Todesurteil unterzeichnet. Der Fahrplan nach dem Referendum ist düster: Ohne Deal mit den Geldgebern bleiben Athen höchstens noch zwei Wochen bis zum Grexit.


Oxi! Griechenland hat entschieden, und die Botschaft ist klar: Mehr als 60 Prozent der Griechen haben "Nein" zu den Sparplänen der Geldgeber gesagt. Damit beginnt nun der gefürchtete Wettlauf zwischen Politik und Notenbank: Die EU-Staatschefs müssen entscheiden, ob es überhaupt noch Verhandlungen gibt und Griechenland weitere Finanzhilfen bekommt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) muss parallel entscheiden, ob sie die Nothilfen für die griechischen Banken einstellt. Sie sind das Einzige, was Athens Pleite bislang noch verhindert. Politik oder Notenbank - wer dreht Athen den Geldhahn endgültig zu? Der Fahrplan nach dem Referendum sieht düster aus. An jedem der folgenden Schicksalstage droht Athen das Euro-Aus. Wenn kein Wunder geschieht, dürfte spätestens in zwei Wochen Schluss sein.
Montag, 6. Juli: Zieht die EZB den Stecker?

Die Griechen räumen seit Monaten ihre Konten leer, das Kapital flüchtet aus dem Land. Seit einer Woche dürfen Sparer nur noch 60 Euro täglich abheben. Die Regierung hat die Banken dicht gemacht. Nur die Nothilfen der EZB halten sie gerade noch über Wasser. Die EZB hat inzwischen 89 Milliarden Euro in die maroden Geldhäuser gepumpt.

Eigentlich dürfen die Währungshüter diese Nothilfen nur vorrübergehend vergeben. Und nur an Banken, die solvent sind. Trotzdem fließt das Geld schon seit Februar - obwohl Griechenlands Banken praktisch pleite sind. Denn wenn die Notenbanker diese letzte Rettungsleine für Athens Banken kappen, bleibt Griechenland kaum eine andere Wahl, als wieder eigenes Geld zu drucken und den Euro zu verlassen. Dafür wollen sie nicht verantwortlich sein. Die Notenbanker verschließen deshalb bisher einfach die Augen vor der Wirklichkeit.

Doch ewig lässt sich das nicht durchhalten. Am Montagnachmittag müssen sie entscheiden, was das Nein beim Referendum für die Bankenhilfe bedeutet. Denn mit der Ablehnung der Sparpläne rückt Griechenlands Staatspleite in greifbare Nähe - und damit auch der Konkurs der griechischen Banken, die griechische Staatsanleihen halten. Trotzdem wird die EZB die Hilfen am Montag wahrscheinlich noch nicht einstellen. Auch um den Politikern in Athen und Brüssel eine allerletzte Chance zu geben.
Dienstag, 7. Juli: Verstößt die EU Griechenland?

Die Währungshüter werden die Hilfen wohl solange verlängern, wie es noch einen letzten Funken Hoffnung gibt. Das entscheidet sich beim EU-Sondergipfel am Dienstagabend. Alexis Tsipras sieht sich durch das Nein beim Referendum gestärkt und glaubt, dass Angela Merkel und die anderen EU-Regierungschefs ihm nun entgegenkommen werden. Sollten sie aber kein Angebot machen, könnte das das Signal für die EZB sein, den Geldhahn zuzudrehen.

Womöglich kommt der Grexit am Dienstag auch von ganz allein. Eigentlich sollen die griechischen Banken am Dienstag wieder öffnen. Doch trotz der Kapitalverkehrskontrollen wird das Geld knapp: "Es reicht nur bis Dienstag", soll Louka Katseli, die Chefin des griechischen Bankenverbandes, laut der griechischen Zeitung "To Vima" schon am Freitag gesagt haben. Wahrscheinlich ist deshalb, dass die Banken weiter geschlossen bleiben.
Freitag, 10. Juli: Muss die EZB die Pleite anerkennen?

Auch wenn Athen die ersten beiden Hürden noch nimmt, werden womöglich schon am Ende der Woche Fakten geschaffen, vor denen selbst die EZB die Augen nicht länger verschließen kann. Am Freitag muss die Athener Regierung zwei Milliarden in kurzlaufenden Staatsanleihen zurückzahlen. Diese sogenannten T-Bills liegen bei den griechischen Banken. Bisher hat Athen die Papiere getilgt, indem es einfach neue ausgegeben hat.

Doch diesmal könnten die Banken sich weigern nachzukaufen, weil sie selbst kein Geld mehr haben. Athen könnte seine Papiere dann nicht zurückzahlen. Nachdem es schon am 30. Juni seine Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht beglichen hat, wäre es das erste Mal, dass es private Gläubiger nicht bedient. Die Ratingagenturen müssen Athen dann für pleite erklären. Selbst für die EZB wäre die Frage, ob auch Griechenlands Banken in die Pleite schlittern, kaum noch zu übersehen. Schließlich hätte Athen Anleihen nicht bedient, die in ihren Bilanzen schlummern.
Montag, 20. Juli: Schicksalstag für Athen

Endgültig Schluss mit den Nothilfen für Athen wäre aber wohl in genau zwei Wochen. Denn dann bekommen die Währungshüter den Zahlungsausfall direkt zu spüren: Griechenland muss rund 3,5 Milliarden Euro direkt an die EZB selbst überweisen. Sollte Athen diese Latte reißen, können die Notenbanker die Pleite nicht länger ignorieren. Es wäre an Absurdität nicht zu überbieten, wenn die EZB Griechenland gegen alle Fakten weiter für solvent erklärte, obwohl das Land ihr selbst alte Schulden nicht zurückzahlt. "Viel weiter kann sie nicht gehen", sagt DIW-Chef Marcel Fratzscher im Interview mit n-tv.de.

Es wäre der denkbar ironischste aller Schlussakkorde, den man sich in der Schuldenkrise vorstellen kann. Denn ausgerechnet die EZB, die mit ihrer Krisenpolitik den Euro retten will, würde Griechenlands Schicksal besiegeln und die Währungsunion damit in die tiefste Krise ihrer Geschichte stoßen. Wegen einer Anleihe, die sie auf dem Höhepunkt der Turbulenzen eigentlich gekauft hatte, um Athen zu retten.

 
Ja, was denn nun?: Merkel wirft die Drehtür zu

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Verhandlungen über ein Hilfspaket sind nicht mehr möglich, die Tür ist aber immer offen, so die Bundesregierung. Ein Widerspruch? Was Merkel und Tsipras jetzt noch miteinander zu bereden haben.

Zwei Metaphern prägen die Debatte um Kredite, die Griechenland vor der Pleite bewahren sollen. "Der Ball liegt im Feld der Griechen", hört man immer wieder. Und: "Die Tür für Gespräche steht offen." Die erste Metapher ist schon deswegen merkwürdig, weil nie gesagt wird, was das eigentlich für ein Sport sein soll, bei dem der Spieler einen Ball aufheben muss, sobald er im eigenen Feld landet. Und die zweite Metapher wurde an diesem Montag von Regierungssprecher Steffen Seibert ad absurdum geführt. Denn was soll sie bedeuten? Bislang doch eigentlich, dass jederzeit Verhandlungen begonnen oder fortgeführt werden könnten. Seibert sagte aber nicht nur: "Die Tür ist immer offen." Er warf sie auch gleich zu: Angesichts des Referendums gebe es "zur Zeit nicht die Voraussetzungen, um in Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm einzutreten".

Seibert, der seine Statements direkt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel abstimmt, spielt eine weitere Runde im "Blame Game", in dem es darum geht, nicht die Schuld an einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone zugeschrieben zu bekommen. Darum sagt er: Die Tür ist auf. Gleichzeitig will er das Selbstbewusstsein, mit dem der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras am Dienstag zum Eurogipfel nach Brüssel reisen wird, bremsen. Darum sagt er: Verhandlungen sind eigentlich nicht möglich.

"Welches Geld soll denn weg sein?"

Merkel befindet sich in einer heiklen Situation. Weicht sie ihren Kurs auf, zeigt sie, dass sie erpressbar ist. Sie muss viel Geld aufbringen und die griechischen Schulden abschreiben. Und sie muss eine Politik aufgeben, die sie seit Jahren als erfolgreich bezeichnet. Bleibt sie jedoch hart, könnte sie als diejenige in die Geschichte eingehen, unter deren Führung die europäische Einigung ein Ende nahm. Wenn in Griechenland Chaos ausbricht, wird man sie immer dafür verantwortlich machen. Und vielleicht müsste sie noch größere Summen abschreiben, wenn Griechenland seine Pleite verkündet.

Doch darüber will die Regierung auf ihrer routinemäßigen Pressekonferenz am Tag nach dem Referendum nicht reden. Alle Summen, wie viel Geld für die Deutschen auf dem Spiel stehe, seien unwahr. "Welches Geld soll denn weg sein?", fragte der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Jäger.
Grexit geordnet oder ungeordnet?


Der Abend der Bundeskanzlerin war lang. Nachdem das Ergebnis des Referendums feststand, hat sie sich noch "mit einer Vielzahl von Partnern abgestimmt", so Seibert. Unnötig zu erwähnen, dass es dabei um die Vorbereitung des Euro-Gipfels ging, der am Dienstag in Brüssel stattfindet. Doch über die Inhalte der Beratungen spricht Seibert nicht. Was Alexis Tsipras erwartet, kann er sich also nur ausmalen. Nur eines weiß er nach dieser Pressekonferenz: Dass Merkel keinem dritten Hilfspaket zustimmen würde. Diese Tür ist zugeschlagen.

Aber so ist das eben in der EU: Nicht mehr miteinander zu sprechen, ist auch keine Lösung. Die Staats- und Regierungschefs werden mit ihrem Kollegen Tsipras reden. Was könnten sie jetzt noch vorschlagen, wo die Bundesregierung ein neues Hilfspaket als ausgeschlossen darstellt? Ihre Hilfsangebote könnten sie an den Rücktritt Tsipras' oder an einen kontrollierten Austritt aus der Eurozone knüpfen. Wenn Tsipras nicht kooperiert, würde das Gespräch scheitern. Dann würde die EZB wohl bald die griechischen Banken fallen lassen und der Grexit würde ungeordnet vonstattengehen.

 
Euro-Einführung und EU-Beitritt: Wie Volkes Wille die EU ärgert

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In Deutschland gibt es sie nicht, aber in den Verfassungen vieler europäischer Staaten sind Volksentscheide vorgesehen. Und schon mehrfach hat Volkes Wille per Referendum EU-Projekte ins Stocken gebracht.

Die Griechen haben entschieden. Mit klarer Mehrheit lehnten sie die bisherigen Spar- und Reformauflagen der internationalen Gläubiger in einem Referendum ab. Nun stellt sich die Frage, ob das Land in der Eurozone zu halten ist.

Während in Deutschland keine Volksabstimmungen möglich sind, wurde in verschiedenen Ländern Europas immer wieder über Europathemen abgestimmt. Einige entschieden sich gegen die Euro-Einführung oder auch den EU-Beitritt, andere brachten mit ihrem Votum sogar EU-Verträge zu Fall. Ein Überblick über die vergangenen beiden Jahrzehnte:

1994

November: Die Norweger erteilen der Aufnahme in die EU eine Absage und sind bis heute nicht Mitglied der Union.

2000

September: Die Dänen lehnen in ihrem Land die Einführung des Euro ab.

2001

Juni: Die Iren stimmen gegen den Vertrag von Nizza, der den Weg für die EU-Osterweiterung ebnen sollte.

2002

Oktober: Die irische Regierung legt den Vertrag von Nizza erneut zur Abstimmung vor; dieses Mal sagen die Iren Ja.

2003

September: Auch die Schweden votieren dagegen, ihre Landeswährung durch den Euro zu ersetzen.

2005

Mai: Die Franzosen lehnen die geplante europäische Verfassung ab und stürzen die EU damit in eine schwere Krise.

Juni: Auch die Niederländer sagen Nein zur EU-Verfassung.

2008

Juni: Die Iren votieren auch gegen den Reformvertrag von Lissabon, der die gescheiterte EU-Verfassung ersetzen soll.

2009

Oktober: Die Iren billigen nach Garantien der anderen EU-Länder im zweiten Anlauf den Reformvertrag von Lissabon; Irland wurde im Vorfeld unter anderem zugesichert, dass sein Abtreibungsverbot ebenso unangetastet bleibt wie die Steuerpolitik und die Neutralität in Verteidigungsfragen.

2015

Juli: Die Griechen erteilen den für weitere Finanzhilfe verlangten Spar- und Reformforderungen der internationalen Gläubiger eine klare Absage.

2016/2017

Die Briten stimmen über den Verbleib in der EU ab; Premierminister David Cameron versprach das Referendum bis spätestens Ende 2017, wird es aber womöglich schon für die zweite Jahreshälfte 2016 ansetzen.
 
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