Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

"Minister No More!": Varoufakis kündigt Rücktritt an

328dcc0074a20948pxssu.jpg


Eigentlich hätte es seine große Stunde sein können: Die Griechen haben sich für ein Nein zu den Sparauflagen der Gläubiger entschieden. Doch nun tritt Finanzminister Varoufakis überraschend zurück.

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis tritt zurück. Das teilte er nach dem Referendum mit, bei dem das griechische Volk die Sparauflagen der Gläubiger mit großer Mehrheit abgelehnt hatte. "Minister No More!", heißt es auf seinem Twitter-Account. Varoufakis hatte zuvor angekündigt, bei einem Ja der Griechen zu den Sparauflagen zurückzutreten.

Einige Mitglieder der Eurogruppe hätten ihm klar gemacht, dass sie es vorziehen würden, wenn er nicht mehr an ihren Treffen teilnehmen werde, erklärte Varoufakis auf seinem Blog. Sein Abschied sei von Ministerpräsident Alexis Tsipras als "potentiell hilfreich" betrachtet worden. "Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute", erklärte Varoufakis.

"Wir von der Linken verstehen etwas davon, kollektiv zu handeln, ohne sich um Amtsprivilegien zu kümmern", schrieb Varoufakis weiter. "Ich werde Ministerpräsident Tsipras, den neuen Finanzminister und unsere Regierung voll unterstützen."

Weiter schrieb Varoufakis: "Ich werde die Abscheu der Gläubiger mit Stolz tragen". Erst am Samstag hatte Varoufakis in einem Interview den Geldgebern "Terrorismus" vorgeworfen und sie beschuldigt, auf ein Ja bei der Volksabstimmung zu drängen, um die Griechen "weiter demütigen" zu können. Zugleich hatte er sich zuversichtlich gezeigt, dass es nach einer Ablehnung der Spar- und Reformauflagen der Geldgeber rasch eine Einigung auf weitere Finanzhilfen geben werde.

Mit einer überraschend deutlichen Mehrheit hatte die griechische Bevölkerung die Sparvorgaben der internationalen Gläubiger abgelehnt. Nach Auszählung aller abgegebenen Wahlzettel stimmten 61,31 Prozent mit "Nein" und unterstützten damit den Konfrontationskurs von Tspiras. Nur knapp 39 Prozent sprachen sich dafür aus, unter den Konditionen der Geldgeber weiter zu verhandeln, wie das Athener Innenministerium mitteilte.

Viele Griechen machen die Gläubiger aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank und deren Sparvorgaben für die dramatische Lage im eigenen Land verantwortlich. Die griechische Regierung hatte bis zuletzt im scharfen Tonfall die Position der Geldgeber kritisiert. Auch in Paris gingen Hunderte auf die Straßen, aus Sympathie für das Nein der Griechen.

 
Liveticker: Nach dem Referendum in Griechenland: +++ 08:37 Industrie kritisiert Nein der Griechen +++

+++ 08:37 Industrie kritisiert Nein der Griechen +++
Die deutsche Industrie kritisiert das Nein der Griechen scharf. "Das Ergebnis ist ein Schlag ins Gesicht aller Europäer", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, der Bild-Zeitung. Die Situation für Griechenland sei nun "noch dramatischer geworden".

+++ EU-Kommission schickt Dombrovskis vor die Kameras +++
Das erste Statement der EU-Kommission zum Ausgang des Referendums und womöglich auch zum Rücktritt von Varoufakis soll offenbar Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis abgeben.

+++ 08:24 Großbritannien will eigene Wirtschaft schützen +++
Großbritannien hat angekündigt, alles zum Schutz seiner Wirtschaft zu tun. Das "entschiedene" Nein zu den Gläubigerplänen sei ein "kritischer Moment in der griechischen Wirtschaftskrise", erklärte ein Regierungssprecher.

Es gebe bereits "Notfallpläne" und Premierminister David Cameron werde im Laufe des Tages mit dem Kabinett diese Pläne im Lichte der griechischen Entscheidung erörtern.

+++ 08:17 Tsipras-Regierung sucht neuen Finanzminister +++
Beobachter erwarten, dass sich die Syriza-Führung bereits in weniger als einer Stunde treffen wird, um über die Nachfolge von Varoufakis zu beraten. Ein häufig genannter Name ist der des Ökonomen und Syriza-Politikers Giorgos Stathakis.

+++ 08:05 Ölpreis sinkt leicht +++
Die Ölpreise sind gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostet aktuell 59,54 US-Dollar. Das sind 78 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel noch deutlich stärker um 2,15 Dollar auf 54,78 Dollar.

+++ 07:51 Varoufakis begründet Rückzug als Finanzminister +++
Das Referendum und sein Ausgang seien historisch, betont Varoufakis. Doch wie alle historischen Momente habe auch die "historische Zurückweisung des Ultimatums der Eurogruppe vom 25. Juni" einen hohen Preis. Auf seinem Blog schreibt der Finanzminister, man habe ihm deutlich gemacht, dass einige Teilnehmer der Eurogruppe es vorzögen, wenn er nicht mehr bei den Treffen dabeisei. Auch Tsipras fände dies hilfreich, um eine Einigung zu erzielen. "Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute."



+++ 07:42 Varoufakis tritt zurück +++
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis tritt überraschend zurück. Das teilt er bei Twitter mit.

+++ 07:25 Varoufakis: "Ein majestätisches, großes JA für Europa" +++
Noch in der Nacht veröffentlicht der griechische Finanzminister einen neuen Blogeintrag. Titel: "Unser Nein ist ein majestätisches, großes Ja für ein demokratisches, rationales Europa". Yanis Varoufakis schreibt, die Syriza-Regierung sei die erste gewesen, die die Stimme gegen die Zumutungen durch die EU erhoben habe. Die Bankenschließungen, die die Griechen derzeit quälen, seien seit Monaten von den Gläubigern geplant gewesen, um Griechenland zu demütigen. Das Nein der Griechen müsse IWF, EZB und der EU-Kommission zu denken geben.


+++ 07:03 Euro gibt leicht nach +++
Der Euro ist zum Wochenstart erwartungsgemäß unter Druck geraten. Die Verluste halten sich allerdings trotz des deutlichen Votums der griechischen Bevölkerung gegen die Sparpolitik Europas in Grenzen. Der Euro kostet aktuell 1,1025 US-Dollar und damit etwas weniger als am Freitagabend in New York. In den ersten Minuten des Handels nach dem Referendum in Griechenland war der Kurs noch bis auf 1,0970 US-Dollar gefallen.

+++ 06:50 Argentiniens Präsidentin beglückwünscht Griechen +++
Die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner egrüßt Ergebnis des Referendums in Griechnland. Es sei "ein durchschlagender Erfolg für die Demokratie und Würde", twitterte sie. Die Griechen hätten "Nein" gesagt zu unmöglichen und erniedrigenden Bedingungen, die ihnen aufgebürdet würden, um die Schulden des Landes zu restrukturieren. "Wir Argentinier wissen, wie das ist", schrieb sie. "Man kann niemanden zwingen, sein eigenes Todesurteil zu unterschrieben." Argentinien war 2002 pleitegegangen.

+++ 06:31 Dijsselbloem enttäuscht über Nein der Griechen +++
Jeroen Dijsselbloem ist wegen des deutlichen Neins der Griechen besorgt. "Dieses Ergebnis ist sehr bedauerlich für die Zukunft Griechenlands", erklärte der niederländische Finanzminister. Für eine Erholung der griechischen Wirtschaft seien "schwierige Maßnahmen und Reformen unvermeidbar". "Wir werden jetzt die Initiativen der griechischen Behörden abwarten", fügte der Eurogruppenchef hinzu.

+++ 06:09 Merkel fliegt nach Paris +++
Ein Krisentreffen nach dem anderen wird es heute geben: EU-Kommissionspräsident Juncker, EZB-Chef Draghi und Eurogruppenchef Dijsselbloem wollen zunächst am Telefon über die neue Situation beraten. Später am Tag werden die Finanzstaatssekretäre zusammenkommen. Bundeskanzlerin Merkel fliegt am Abend nach Paris. Der französische Präsident Hollande hat griechischen Angaben zufolge schon am Sonntagabend rund eine Stunde mit dem griechischen Ministerpräsidenten Tsipras telefoniert.

+++ 04:30 Lambsdorff: "Zeitpunkt für Grexit ist gekommen" +++
Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff fordert als Konsequenz aus dem Referendum den Ausschluss Griechenands aus der Eurozone. "Jetzt ist der Zeitpunkt für den Grexit gekommen", sagt Lambsdorff, einer der Stellvertreter von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD), der "Welt". "Der Grexit würde die Eurozone stärker machen und gleichzeitig deutlich machen, dass niemand die Kompromisskultur, die seit Jahrzehnten zum Erfolg der Europäischen Union beigetragen hat, in so eklatanter Weise verletzen darf."

+++ 03:45 Ölpreise geben deutlich nach +++
Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl WTI fällt im asiatischen Handel um mehr als zwei Dollar auf 54,44 Dollar. Das ist ein Minus von 3,7 Prozent. Brent-Öl verbilligt sich um 1,3 Prozent auf 59,49 Dollar.

+++ 03:05 Aktienkurse fallen auch in Australien +++
Nach dem Nein der Griechen zu den europäischen Reform- und Sparvorgaben eröffnet die Börse in Sydney im Minus. Der S&P/ASX 200-Index rutscht zum Auftakt 1,4 Prozent auf 5460 Punkte unter den Schlusskurs von Freitag. "Nach Umfragen sollte das Ergebnis in Griechenland knapp werden, und die 61 Prozent Nein sind eine Überraschung", sagt der Analyst Saul Eskale dem Sender ABC. "Märkte hassen Überraschungen."

+++ 02:25 Juncker telefoniert mit Draghi und Dijsselbloem +++
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker will mit dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem über das weitere Vorgehen zum Thema Griechenland beraten. Sie seien für den Morgen zu einer Telefonkonferenz verabredet, teilt die Kommission mit. Juncker werde die Staats- und Regierungschefs "der anderen 18 Eurozonen-Mitglieder sowie die Spitzen der EU-Institutionen konsultieren".
Video
Rücktritte, neue Angebote, Krawalle: Wie geht es nach dem Referendum weiter? 05.07.15 – 01:57 min Mediathek Rücktritte, neue Angebote, Krawalle Wie geht es nach dem Referendum weiter?

+++ 02:05 Endergebnis: 61,31 Prozent der Griechen stimmen mit Nein +++
Bei dem Referndum über die Forderungen der internationalen Gläubiger stimmen laut offiziellem Endergebnis 61,31 Prozent der Griechen mit Nein. Sie unterstützten damit klar das Vorgehen der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras im Schuldenstreit mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF).

+++ 01:50 Schulz zweifelt an schneller Banken-Öffnung +++
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz glaubt nicht, dass die Banken in Griechenland heute wieder öffnen. Das Versprechen des Finanzministers Varoufakis, dass die Banken öffnen werden und das Geld sofort oder von Dienstag an verfügbar sein werde, "scheint für mich sehr schwierig und gefährlich zu sein", sagt der SPD-Politiker.

+++ 01:30 Euro fällt auf tiefsten Stand seit sechs Wochen +++
Der Euro reagiert mit Kursverlusten auf das "Nein" der Griechen zum Reformkurs der Geldgeber. Die Gemeinschaftswährung rutscht zeitweise um 1,4 Prozent ab, kann sich dann aber etwas fangen und liegt im asiatischen Handel mit 1,1032 Dollar noch 0,7 Prozent tiefer. Am Freitag hat der Euro in New York bei 1,1104 Dollar geschlossen. Auch zum Yen gerät der Euro unter Druck und fällt zeitweise auf 133,700 Yen - der tiefste Stand seit sechs Wochen.

+++ 01:05 Deutliche Mehrheit für "Nein"-Lager bestätigt sich +++
Das Ergebnis des Referendum der Griechen über die Forderungen der internationalen Gläubiger bestätigt sich nach Auszählung fast aller Stimmen: Nach offiziellen Angaben liegt das Nein-Lager nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen bei 61,31 Prozent. Mit Ja stimmen demnach 38,69 Prozent. Die Wahlbeteiligung beträgt den offiziellen Ergebnissen zufolge 62,5 Prozent.

+++ 00:50 Börsen-Futures deuten auf deutliche Abschläge hin +++
An den US-Börsen werden nach dem Referendum in Griechenland zunächst Abschläge von 1,5 Prozent erwartet. Darauf deuten die Notierungen der Futures hin. Am Freitag war die Wall Street geschlossen.


+++ 00:15 BDI-Chef: "Schlag ins Gesicht der Europäer" +++
Industriepräsident Ulrich Grillo kritisiert das Nein der Griechen zu den Sparvorgaben ihrer Gläubiger als "Schlag ins Gesicht aller Europäer". "Das griechische Volk hat sich selbst in eine äußerst schwierige Lage manövriert. Die Regierung in Athen trägt die Verantwortung dafür", sagt der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) der "Bild". Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro sei nach dem Referendum durchaus möglich: "Faule Kompromisse darf es nicht geben. Griechenland kann nicht um jeden Preis in der Währungsunion gehalten werden."

+++ 00:05 Euro-Finanzminister wollen Gipfel vorbereiten +++
Die Euro-Finanzminister wollen am Dienstag das Sondertreffen ihrer Staats- und Regierungschefs zur Griechenland-Krise vorbereiten. Das berichten EU-Diplomaten. Es gehe darum, welchen Kurs die Europartner nach dem "Nein" der Griechen zu europäischen Reform- und Sparvorgaben einschlagen sollen.

+++ 23:36 Steinmeier sieht Athen am Zug +++
Außenminister Steinmeier sieht nun die Regierung in Athen am Zug. "Wir haben zunächst mal ein solches Ergebnis zu akzeptieren", sagt Steinmeier i. "Welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind, das ist eine Entscheidung, die jetzt in erster Linie in Griechenland getroffen werden muss und deshalb liegt der Ball in Athen", so der SPD-Politiker.
 
Reaktionen auf das Referendum: "Die EU ist kein Wünsch-Dir-Was-Verein"


Das griechische Volk hat gesprochen: Mit eine Mehrheit von über 60 Prozent sagt es "Nein" zu weiteren Sparauflagen der internationalen Geldgeber. Während in Athen gefeiert wird, ist die Stimmung bei deutschen Politikern verhalten. Tsipras habe letzte Brücken eingerissen, sagt etwa Vizekanzler Sigmar Gabriel. Auch Vertreter anderer Parteien melden sich zu Wort - mit teils scharfen Formulierungen.

 
Tsipras' Rede nach Referendum: "Demokratie lässt sich nicht erpressen"



Bei dem Referendum über die Sparauflagen der Geldgeber Griechenlands ging es auch um die Zukunft des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. Das "Nein" des Volks stärkt ihm nun den Rücken. In einer Rede reagiert Tsipras auf das Wahlergebnis und spricht vom Sieg der Demokratie und einem historischen Tag.

 
Bundesbank-Chef Weidmann warnt: Drohender Grexit gefährdet Schäubles Haushalt



Die griechische Schuldenkrise wirbelt Wolfgang Schäubles Haushaltsplanung durcheinander. Denn bei einem Grexit muss sich Deutschland auf den Ausfall von griechischen Rückzahlungen in Milliardenhöhe einstellen. Jetzt warnt Bundesbank-Chef Jens Weidmann: Auch Milliarden-Rückstellungen seiner Bank würden nicht reichen, um die dann anfallenden Kosten zu kompensieren.

 
Brüchige Feierlaune in Athen: Yanis Varoufakis verkündet Rücktritt



Sie tanzen auf Athens Straßen, als seien all ihre Probleme auf einmal gelöst: Viele Griechen feiern das Ergebnis des Referendums. Weniger zu feiern hat der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis: Nach dem Referendum verkündet er seinen Rücktritt. Diesen Schritt begründet er mit dem Druck der Geldgeber.
 
Widerstand in der CDU wächst: Griechenlands "Nein" bedeutet Debakel für Merkel



Bis zuletzt hielt Angela Merkel an ihrer Griechenland-Politik fest, vielen Kritikern in der eigenen Partei zum Trotz. Doch das griechische "Nein" zu weiteren Sparmaßnahmen setzt die Bundeskanzlerin nun erheblich unter Druck. Das Ergebnis droht zum Debakel für Merkel und eine Probe für ihre Kanzlerschaft zu werden.
 
Liveticker zu Griechenland: +++ 15:09 Tsipras verspricht Merkel für morgen neuen Vorschlag +++

Griechenland will beim Gipfel der Euro-Gruppe morgen neue Vorschläge zur Überwindung der Schuldenkrise vorlegen. Dies habe Tsipras Bundeskanzlerin Merkel bei dem bereits erwähnten Telefongespräch gesagt, bestätigten Regierungskreise in Athen.

+++ 15:05 Experten: ohne Parallelwährung bleiben Banken zu +++
Eine Wiederöffnung der griechischen Banken halten die Währungsexperten von Lyxor Asset Management nur dann für möglich, wenn es eine Übergangswährung gibt. Das griechische Bankensystem hänge vollständig von Nothilfen der EZB ab. Der für Griechenland günstigste Fall wäre eine sehr schnelle Umstrukturierung der Schulden und eine Rekapitalisierung der Banken. Als wahrscheinlicher schätzt die Firma allerdings ein, dass nicht sofort eine Lösung der Krise gefunden wird. In diesem Fall dürfte Griechenland die Eurozone verlassen. Sollte die EZB ihre Unterstützung einstellen, sei das Schicksal wohl besiegelt.

+++ 14:57 Gabriel: Pleite steht bevor, bereit zu humanitärer Hilfe +++
Vizekanzler Gabriel nimmt gerade ausführlich zum Referendum uns dessen Folgen Stellung. Die endgültige Zahlungsunfähigkeit Griechenlands scheint ihm unmittelbar bevorzustehen. Man dürfte Griechenland nun nicht im Stich lassen, alle EU-Länder müssten für humanitäre Hilfe bereitstehen.

+++ 14:51 Söder: Grexit am fairsten und ehrlichsten +++

Bayerns Finanzminister Söder plädiert für einen Abschied Griechenlands aus der Euro-Zone. "Der Grexit wäre der fairste und ehrlichste Weg", sagt der CSU-Politiker der "Welt". Griechenland helfe nur eine umfassende Staats-, Verwaltungs- und Wirtschaftsreform, zu der die aktuelle Regierung aber nicht in der Lage sei.

+++ 14:43 Pharmakonzerne wollen säumige Griechen weiter versorgen +++
Pharmakonzerne wollen Griechenland weiter mit Medikamenten versorgen, erklärt der europäische Branchenverband Efpia. Griechische Krankenhäuser und der staatliche Krankenversicherer schulden den Unternehmen mehr als 1,1 Milliarden Euro, da seit Dezember Lieferungen nicht mehr bezahlt wurden.

+++ 14:39 Griechenlands Nachbarn in Sorge +++
Das Nein der Griechen ist nach Auffassung der Regierungskoalition in Sofia gefährlich für das Nachbarland Bulgarien. "Ein geopolitisch und wirtschaftlich außerordentlich wichtiger Nachbar destabilisiert sich heftig", sagte der Fraktionschef des in Bulgarien mitregierenden Reformblocks, Radan Kanew. Griechenland ist für das ärmste EU-Land ein traditionell enger Investitions- und Handelspartner.

+++ 14:33 Varoufakis braust mit Frau und Motorrad davon +++

+++ 14:30 Tsipras ruft im Kreml an +++
Wladimir Putin hat Tsipras telefonisch Hilfe bei der Überwindung seiner Probleme zugesagt. Details des Gesprächs nannte der Kreml in der Mitteilung allerdings nicht. Tsipras habe Putin über die Ergebnisse des griechischen Referendums informiert, hieß es. Beide hätten auch über die weitere Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit gesprochen. Die Initiative zu dem Telefonat ging dem Kreml zufolge von Tsipras aus.

+++ 14:26 "Varoufakis! Varoufakis!"-Rufe zum Abschied +++



+++ 14:21 Tsipras und Merkel telefonieren +++
Griechenlands Premier Tsipras hat am frühen Montagnachmittag mit Bundeskanzlerin Merkel gesprochen. Dies berichteten übereinstimmend griechische Medien. Über den Inhalt des Gesprächs wurde von griechischer Seite aus zunächst nichts bekannt.

+++ 14:05 Renzi will definitive Entscheidung am Dienstag +++
Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi dringt auf eine schnelle Lösung für Griechenland. Auf dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der Eurozone am Dienstag muss nach seinen Worten eine definitive Entscheidung zu Griechenland getroffen werden. Die griechische Frage müsse direkt in Angriff genommen werden, da sich das Land in einer schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Lage befinde.



+++ 13:57 Linke fordert Schuldenkonferenz +++
Die Linke fordert den Einsatz eines Schlichters. Es solle ein "Vermittler" beauftragt werden, sagte Parteichefin Katja Kipping. Sie präsentierte dies als Teil eins Fünf-Punkte-Programms. Neben dem Schlichter gehören dazu auch eine "südeuropäische Schuldenkonferenz" samt Schuldenerlass für Griechenland, weitere Nothilfen der EZB und verstärkte Anstrengungen, "um an das Geld der Oligarchen ranzukommen". Kipping forderte zudem den "Rückzug" der europäischen "Hardliner" von den Verhandlungen, nachdem der umstrittene griechische Finanzminister Varoufakis seinerseits mit seinem Rücktritt "sehr viel Fingerspitzengefühl" gezeigt habe.

+++ 13:45 Dijsselbloem: Ob Griechenland im Euro bleibt, muss man sehen +++
Das Nein der Griechen zum Sparpaket habe die Suche nach einem Ausweg nur noch schwieriger gemacht, sagt der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem. Er wolle sich weiter dafür einsetzen, dass Griechenland in der Eurozone bleiben könne. "Aber ob das gelingt, müssen wir sehen." Griechenland müsse bereit sein, schwierige Maßnahmen zu ergreifen, wiederholte der Sozialdemokrat.

+++ 13:33 EU-Kommission hat "alles im Griff" +++
Die EU-Kommission hat die griechische Regierung davor gewarnt, auf einfache Lösungen im Schuldenstreit zu setzen. "Es gibt keinen leichten Weg aus der Krise", sagte der für den Euro zuständige Vizepräsident der Kommission, Valdis Dombrovskis. Die Stabilität der Währungsunion stehe durch die Griechenlandkrise aber "nicht in Frage", sagte Dombrovskis. "Wir haben alles, um die Lage im Griff zu behalten." Es sei zu viel Zeit verlorengegangen. Die EU-Kommission sei aber weiter bereit, mit der griechischen Regierung zu arbeiten.

+++ 13:25 Statement von Varoufakis erwartet +++
Unser Kollege Jan Gänger ist in Athen und wartet derzeit mit vielen anderen Journalisten und Schaulustigen vor dem Finanzministerium. Dort wird in Kürze Yanis Varoufakis erwartet.



+++ 13:20 EZB: Nothilfen können nicht einfach verlängert werden +++
Die EZB kann die Nothilfen für griechische Banken nach Einschätzung eines Zentralbankers nicht leichtfertig verlängern. "Die EZB ist hier an Regeln gebunden. Das prüfen wir jeweils genau", sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny im ORF. "Aber das muss man jedes Mal neu beurteilen. Und die Entwicklung in Griechenland macht uns das - fürchte ich - leider nicht leichter." Die EZB will Insidern zufolge noch heute über weitere Notkredite beraten.


+++ 13:13 Tsipras telefoniert mit EZB - und mit Putin +++
Der griechische Ministerpräsident Tsipras hat mit dem Chef der EZB gesprochen. Wie aus Athener Regierungskreisen verlautete, telefonierte Tsipras auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos telefonierte demnach mit seinem französischen Kollegen François Hollande.

+++ 13:06 Baltische Staaten ziehen Katastrophenbilanz +++
Die baltischen Staaten bewerten das Ergebnis des griechischen Referendums mehr oder weniger als katastrophal. Estlands Regierungschef Taavi Rõivas sagte: "Reformen in Griechenland sind weiterhin unvermeidbar, und die Entscheidung, das internationale Hilfsangebot abzulehnen, macht die Situation kritisch." Der lettische Finanzminister Janis Reirs sagte, das Referendum sei ein Beispiel, wie man "durch eine Abstimmung auf demokratische Weise ein Land ruinieren kann, das sich auf dem richtigen Weg befunden hat".

+++ 12:51 Schulz: Varoufakis' Rücktritt bedeutet Erleichterung +++
Der Rücktritt von Yanis Varoufakis bedeutet für EU-Parlamentspräsident Martin Schulz eine Erleichterung im Dialog mit Athen. Dennoch würden die Verhandlungen nicht leichter, sagte Schulz. Ein Erfolg weiterer Gespräche zwischen EU und Griechenland hänge nicht von einzelnen Personen ab. "Es hängt auch nicht davon ab, wer verhandelt, sondern über was verhandelt wird", meinte Schulz. Es hätten 18 Angebote auf dem Tisch gelegen, die weitreichend gewesen seien. Griechenland habe dazu beim Referendum mit großer Mehrheit Nein gesagt.

+++ 12:25 Finanzministerium hält Schuldenschnitt für "kein Thema" +++
Der von Griechenland geforderte Schuldenschnitt ist für die Bundesregierung "kein Thema". Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte, dies sei auch nicht Gegenstand der zuletzt abgebrochenen Verhandlungen über das zweite Hilfspaket gewesen. Zwar sei es zutreffend, dass "wir uns mit der Schuldentragfähigkeit beschäftigen müssen", sollte Griechenland einen Antrag auf Hilfen aus dem dauerhaften Rettungsfonds ESM stellen. Daraus sei aber nicht abzuleiten, "dass die Verhandlungen in eine bestimmte Richtung gehen müssten."

+++ 12:12 EU-Finanzminister warten auf neue Vorschläge der Griechen +++

Die Euro-Finanzminister erwarten "neue Vorschläge von den griechischen Behörden". Das teilte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem über Twitter mit. Die Euro-Finanzminister kommen morgen Mittag zu einem Sondertreffen in Brüssel zusammen, um über die Schuldenkrise in Griechenland nach dem Referendum zu diskutieren. Die Ressortchefs bereiten damit den Gipfel ihrer Staats- und Regierungschefs am Dienstagabend vor.



+++ 12:01 Laut Air Berlin kein Rückgang der Buchungen +++
Die Fluggesellschaft Air Berlin spürt trotz des griechischen Schuldendramas keinen Rückgang der Nachfrage nach Griechenland. "Wir sehen derzeit keinen Abriss bei den Flugbuchungen", sagte Airline-Chef Stefan Pichler. Es gebe auch keine operativen Schwierigkeiten an den griechischen Flughäfen. Air Berlin werde auch weiterhin ihr Programm von 74 Griechenland-Flügen aus Deutschland und Österreich in der Woche anbieten.

+++ 11:52 Russland: Frage der Hilfen ist Sache der Griechen +++
Russland hofft auf eine baldige Lösung im Schuldenstreit Griechenlands mit seinen Gläubigern: Die Frage der Finanzhilfen sei Sache Griechenlands, sagte ein Kreml-Sprecher.

+++ 11:39 Bundesregierung: Keine Grundlage für drittes Hilfspaket jetzt +++
Die Bundesregierung sieht derzeit keine Grundlage für Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm. "Zur Zeit" seien die Voraussetzungen dafür nicht gegeben, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Bundesregierung bleibe aber gesprächsbereit, fügte er hinzu.

+++ 11:35 Spanien: Offen für drittes Rettungspaket +++
Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos plädiert dafür, dass Griechenland im Euro bleibt. Die Regierung in Madrid sei offen für Verhandlungen über ein drittes Rettungspaket für das von der Pleite bedrohte Land.

+++ 11:32 UN-Schuldenexperte: Griechenland verträgt keine weiteren Sparmaßnahmen +++
Griechenland würde nach Einschätzung eines UN-Schuldenexperten bei weiteren Sparmaßnahmen soziale Unruhen und eine Erholung der Wirtschaft riskieren. Die Protagonisten der griechischen Tragödie sollten nicht nur die Finanzen, sondern auch die Menschenrechte in Betracht ziehen, sagt Juan Pablo Bohoslavsky. Für Griechenland bedeute dies: Keine weiteren Sparmaßnahmen.

+++ 11:13 Venezuela: Referendum ist Sieg gegen IWF-Finanzterrorismus +++
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro begrüßt das Ergebnis des griechischen Referendums begrüßt. "Das Volk Griechenlands hat gesprochen und die europäischen Behörden müssen das griechische Volk respektieren. Es ist ein großer Sieg über den Finanz-Terrorismus des IWF. Genug der kapitalistischen Ausbeutung." Aus Sicht Venezuelas habe sich der Kampf gelohnt, sagte Maduro. "Glückwünsche an das griechische Volk, das dem IWF und den Blutsaugern der Weltbank "Nein" gesagt hat."



+++ 11:02 Sinn: Geld wird nie zurückkommen +++
Ifo-Präsident Sinn hat bereits eine Rückkehr zu einer virtuellen Drachme in Griechenland empfohlen. Bei n-tv sagte der Wirtschaftsweise auch, dass das bisher an Griechenland gezahlte Geld seiner Meinung nach verloren ist. "Wenn Griechenland im Euro gehalten wird, wird man neues Geld hinterherwerfen müssen, dann wird diese Summe immer größer. Wenn Griechenland austritt, besteht wenigstens die Chance, dass ein Teil zurückgezahlt wird, denn der Austritt bedeutet eine Abwertung der Drachme", sagte Sinn.


+++ 10:51 EZB wird Notkredite wohl aufrechterhalten +++
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) will sich in einer Telefonschalte mit der Lage in Griechenland befassen. Die Sitzung werde voraussichtlich erst am späteren Nachmittag stattfinden, damit die Politik sich vorher beraten könne. Das verlautete aus Notenbankkreisen. Die meisten Beobachter rechnen damit, dass die EZB die Notkredite für Griechenlands Banken aufrechterhalten wird, solange auf politischer Ebene weiter verhandelt wird.

+++ 10:42 EU-Kommission äußert sich um 12 Uhr +++
Der Vize-Präsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, kündigt an, um 12 Uhr vor die Presse zu treten.



+++ 10:37 Chemische Industrie bangt um Europas Ruf +++
Nach dem "Nein" der Griechen zu den Reformforderungen der Geldgeber sorgt sich die chemische Industrie in Deutschland um den Ruf Europas in der Welt. "Eines steht fest: Das Bild der EU in der restlichen Welt als stabile Gemeinschaft hat Risse bekommen", sagte Utz Tillmann, Chef des Verbandes der Chemischen Industrie VCI.

+++ 10:32 Deutsche Banken bleiben gelassen +++
Die Banken in Deutschland sehen das klare "Nein" der Griechen gegen die Reformauflagen der internationalen Geldgeber gelassen. Laut Bankenverband (BdB) ist die Ansteckungsgefahr für andere Euro-Länder dank zahlreicher "Brandmauern" gering. Außerdem seien die deutschen Banken in Griechenland nur noch "sehr gering engagiert". Diesen Umstand hatte Ex-Finanzminister Varoufakis als Beleg für die Scheinrettung Griechenlands gewertet – damit ausländische Banken sich sicher zurückziehen konnten.

Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) spricht allerdings von einem "schwarzen Tag" für Europa. "Die Entscheidung des griechischen Volkes gegen weitere Verhandlungen mit den Geldgebern rüttelt am europäischen Fundament", erklärte Hauptgeschäftsführerin Liane Buchholz.

...kam es schon mehrmals zum Eklat. Die Fronten im Schuldenstreit sind verhärtet. Der Einsatz könnte größer nicht sein. Und Varoufakis pokert hoch. ...denn momentan ist Yanis Varoufakis voll beschäftigt damit, Griechenland zusammen mit Alexis Tsipras aus der Krise zu steuern. Und das möglichst schnell. Sorgt das Gemälde in seinem Büro vielleicht für etwas Entspannung? Trotzdem reichen sich Schäuble und der griechische Finanzminister immer wieder die Hände. Ein besonderer Schal sorgt bei Varoufakis für einen schicken Stil. Yanis Varoufakis Der Rebell im Ministerium wirft hin

+++ 10:21 Es gibt einen Favoriten für den Finanzministerposten +++
Wie Reuters berichtet, ist Euclid Tsakalotos der wahrscheinlichste Kandidat für das Amt des Finanzministers. Die Agentur beruft sich auf Regierungskreise in Athen. Tsakalotos war bei den Gesprächen mit den Kreditgebern bisher als Chefunterhändler der Griechen aufgetreten.

+++ 10:10 Italien: Keine Ansteckungsgefahr für uns +++
Italiens Außenminister Paolo Gentiloni ist für eine neue Vereinbarung mit Griechenland. "Wir haben ein Interesse daran, einen Vermittlungspunkt mit Griechenland zu finden. (...) Das politische Ziel muss sein, eine Schnittstelle zu finden", sagte er im italienischen Rundfunk. Die Griechenlandkrise bedeute keine Ansteckungsgefahr für Italien. "Unser System ist in Sicherheit."

Präsident Sergio Mattarella sagte, das Referendum bedeute für die EU bisher "unbekannte Szenarien". Aber: "Griechenland ist Teil Europas und gegenüber seinem Volk darf nicht die Solidarität der anderen Mitglieder der Union wegfallen."


+++ 10:03 China befürchtet Folgen für die Weltwirtschaft +++
China hofft auf Bemühungen "von allen Beteiligten". Die Krise Griechenlands werde "nicht nur die EU, sondern die gesamte Weltwirtschaft beeinflussen", sagte Chinas stellvertretender Außenminister Cheng Guoping. China sieht Griechenland als wichtiges "Tor nach Europa", um seine Waren absetzen zu können. Die chinesische Staatsreederei Cosco hat bereits große Teile des größten Hafens des Landes in Piräus gepachtet und ist an dessen Erwerb interessiert.

+++ 09:52 Sinn: EZB darf gar keine Kredite geben +++
Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sagt bei n-tv: "Der Rettungsschirm EFSF hat ja am Freitag formell erklärt, dass Griechenland insolvent ist und es gibt keine neuen Rettungsgelder mehr. Also darf nicht die EZB das unterlaufen, indem sie selber Rettungskredite zur Verfügung stellt, was sie im Umfang von 90 Milliarden Euro schon gemacht hat."

+++ 09:44 Frankreich: Wir können reden, aber Athen ist am Zug +++
Die französische Regierung signalisiert in der griechischen Finanzkrise Bereitschaft, über eine Verminderung der griechischen Schuldenlast zu verhandeln. Zunächst sei aber Athen am Zug: "Es ist jetzt an der griechischen Regierung, Vorschläge zu machen", sagte Frankreichs Finanzminister Michel Sapin im Sender Europe 1. Das Referendum selbst löse nichts automatisch. Deswegen müsse Athen jetzt "ernsthafte und solide Vorschläge" machen.

Der Ausgang des Referendums der Griechen über den künftigen Kurs in den Verhandlungen mit den Gläubigern war am Abend des 5. Juli 2015 mit Spannung erwartet worden. Als klar war, dass die "Nein"-Sager das Rennen gemacht haben, feierten Tausende den Ausgang der Abstimmung wie den Sieg bei einer Fußballweltmeisterschaft. Tausende Menschen strömten auf den Syntagma-Platz ... ... und feierten, dass sie sich dem Druck aus Brüssel und Berlin nicht gebeugt haben. Nach dem Referendum So feierten die Griechen ihr "Oxi"

+++ 09:37 Linke fordert umgehend neue Verhandlungen +++
Die Linkspartei fordert umgehend neue Verhandlungen mit der Regierung in Athen. "Jetzt muss in den nächsten 48 Stunden ein Verhandlungsergebnis her", sagte Parteichef Bernd Riexinger der "Stuttgarter Zeitung". Fraktionschef Gregor Gysi sagte der Zeitschrift "Super Illu": "Frau Merkel muss unverzüglich die Gespräche mit Griechenland wieder aufnehmen und eine Lösung finden."

+++ 09:31 Griechische Spitzenpolitiker tagen in Athen +++
Die Spitzen der Athener Politik zu Beratungen zusammengekommen. Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos hatte auf Bitte von Ministerpräsident Alexis Tsipras die Führer der großen Parteien in seinen Amtssitz geladen. Die Parteichefs wollten mit Tsipras die Folgen des Referendums erörtern.

+++ 09:26 Hofreiter für Fortsetzung der Verhandlungen +++
Bei n-tv sagte Grünen-Fraktionschef Hofreiter, er halte Verhandlungen über weitere Hilfspakete für Griechenland für "absolut notwendig".

"Denn auch nach dem Nein in Griechenland hört ja Griechenland nicht auf zu sein. ... Es ist auch nicht in unserem Interesse, wenn mit Griechenland ein zerfallender Staat innerhalb Europas entsteht."


+++ 09:16 Ifo-Präsident: Drachme als virtuelle Währung einführen +++
Griechenland sollte nach den Worten von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn nun den Sprung in die eigene Währung wagen. "Die Drachme sollte sofort als virtuelle Währung eingeführt werden", sagte er. "Alle Verträge des Landes einschließlich der Schuldverträge mit Ausländern sollten umgewandelt werden. Das würde den griechischen Staat und die griechischen Banken wieder flüssig machen."

Zugleich sollte die Staatengemeinschaft darauf verzichten, jene Euro-Banknoten einzutreiben, über die griechische Bürger verfügten, sondern zulassen, dass sie für Bargeschäfte verwendet würden.

+++ 09:12 Dax gibt lediglich rund zwei Prozent nach +++
Kursabschläge zeigen sich am Morgen nach dem Griechenland-Referendum an der Frankfurter Börse, eine Panik aber bleibt aus. Der Dax sinkt zu Beginn um 2,1 Prozent auf 10.827 Punkte, erholt sich danach aber bereits leicht.

+++ 09:08 Hofreiter: Ohne Varoufakis wird es leichter +++
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter ist zuversichtlich, dass die weiteren Verhandlungen zwischen Griechenland und den Gläubigern ohne Varoufakis einfacher werden. Bei n-tv sagte er: "Ich glaube, dass es die Verhandlungen erleichtern wird. Varoufakis hat ja mit vielen Provokationen das Verhandlungsklima nicht gerade wirklich einfacher gemacht."

+++ 08:57 Syriza will noch heute Varoufakis-Nachfolger benennen +++
Griechische Regierungsbeamte kündigen an, dass nach dem Treffen der Syriza-Parteispitze der neue Finanzminister Griechenlands bekanntgegeben wird. Das berichtet der griechische Journalist Yannis Kousomitis aus Athen, der auch schon für n-tv.de geschrieben hat.



+++ 08:47 CSU-Politiker Michelbach: "Keine weiteren Hilfen" +++
Der Obmann der Unions-Fraktion im Bundestags-Finanzausschuss, Hans Michelbach, ist gegen weitere Hilfen für Griechenland. Das Land könne "nicht um jeden Preis in der Eurozone gehalten werden", sagte Michelbach im RBB. "Wir sollten alles tun, um jetzt keine faulen Kompromisse einzugehen."


+++ 08:37 Industrie kritisiert Nein der Griechen +++
Die deutsche Industrie kritisiert das Nein der Griechen scharf. "Das Ergebnis ist ein Schlag ins Gesicht aller Europäer", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, der Bild-Zeitung. Die Situation für Griechenland sei nun "noch dramatischer geworden".

+++ 08:31 EU-Kommission schickt Dombrovskis vor die Kameras +++
Das erste Statement der EU-Kommission zum Ausgang des Referendums und womöglich auch zum Rücktritt von Varoufakis soll offenbar Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis abgeben.

+++ 08:24 Großbritannien will eigene Wirtschaft schützen +++
Großbritannien hat angekündigt, alles zum Schutz seiner Wirtschaft zu tun. Das "entschiedene" Nein zu den Gläubigerplänen sei ein "kritischer Moment in der griechischen Wirtschaftskrise", erklärte ein Regierungssprecher.

Es gebe bereits "Notfallpläne" und Premierminister David Cameron werde im Laufe des Tages mit dem Kabinett diese Pläne im Lichte der griechischen Entscheidung erörtern.

+++ 08:17 Tsipras-Regierung sucht neuen Finanzminister +++
Beobachter erwarten, dass sich die Syriza-Führung bereits in weniger als einer Stunde treffen wird, um über die Nachfolge von Varoufakis zu beraten. Ein häufig genannter Name ist der des Ökonomen und Syriza-Politikers Giorgos Stathakis.

+++ 08:05 Ölpreis sinkt leicht +++
Die Ölpreise sind gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostet aktuell 59,54 US-Dollar. Das sind 78 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel noch deutlich stärker um 2,15 Dollar auf 54,78 Dollar.

+++ 07:51 Varoufakis begründet Rückzug als Finanzminister +++
Das Referendum und sein Ausgang seien historisch, betont Varoufakis. Doch wie alle historischen Momente habe auch die "historische Zurückweisung des Ultimatums der Eurogruppe vom 25. Juni" einen hohen Preis. Auf seinem Blog schreibt der Finanzminister, man habe ihm deutlich gemacht, dass einige Teilnehmer der Eurogruppe es vorzögen, wenn er nicht mehr bei den Treffen dabeisei. Auch Tsipras fände dies hilfreich, um eine Einigung zu erzielen. "Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute."



+++ 07:42 Varoufakis tritt zurück +++
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis tritt überraschend zurück. Das teilt er bei Twitter mit.

+++ 07:25 Varoufakis: "Ein majestätisches, großes JA für Europa" +++
Noch in der Nacht veröffentlicht der griechische Finanzminister einen neuen Blogeintrag. Titel: "Unser Nein ist ein majestätisches, großes Ja für ein demokratisches, rationales Europa". Yanis Varoufakis schreibt, die Syriza-Regierung sei die erste gewesen, die die Stimme gegen die Zumutungen durch die EU erhoben habe. Die Bankenschließungen, die die Griechen derzeit quälen, seien seit Monaten von den Gläubigern geplant gewesen, um Griechenland zu demütigen. Das Nein der Griechen müsse IWF, EZB und der EU-Kommission zu denken geben.



+++ 07:03 Euro gibt leicht nach +++
Der Euro ist zum Wochenstart erwartungsgemäß unter Druck geraten. Die Verluste halten sich allerdings trotz des deutlichen Votums der griechischen Bevölkerung gegen die Sparpolitik Europas in Grenzen. Der Euro kostet aktuell 1,1025 US-Dollar und damit etwas weniger als am Freitagabend in New York. In den ersten Minuten des Handels nach dem Referendum in Griechenland war der Kurs noch bis auf 1,0970 US-Dollar gefallen.

+++ 06:50 Argentiniens Präsidentin beglückwünscht Griechen +++
Die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner egrüßt Ergebnis des Referendums in Griechnland. Es sei "ein durchschlagender Erfolg für die Demokratie und Würde", twitterte sie. Die Griechen hätten "Nein" gesagt zu unmöglichen und erniedrigenden Bedingungen, die ihnen aufgebürdet würden, um die Schulden des Landes zu restrukturieren. "Wir Argentinier wissen, wie das ist", schrieb sie. "Man kann niemanden zwingen, sein eigenes Todesurteil zu unterschrieben." Argentinien war 2002 pleitegegangen.

+++ 06:31 Dijsselbloem enttäuscht über Nein der Griechen +++
Jeroen Dijsselbloem ist wegen des deutlichen Neins der Griechen besorgt. "Dieses Ergebnis ist sehr bedauerlich für die Zukunft Griechenlands", erklärte der niederländische Finanzminister. Für eine Erholung der griechischen Wirtschaft seien "schwierige Maßnahmen und Reformen unvermeidbar". "Wir werden jetzt die Initiativen der griechischen Behörden abwarten", fügte der Eurogruppenchef hinzu.

+++ 06:09 Merkel fliegt nach Paris +++
Ein Krisentreffen nach dem anderen wird es heute geben: EU-Kommissionspräsident Juncker, EZB-Chef Draghi und Eurogruppenchef Dijsselbloem wollen zunächst am Telefon über die neue Situation beraten. Später am Tag werden die Finanzstaatssekretäre zusammenkommen. Bundeskanzlerin Merkel fliegt am Abend nach Paris. Der französische Präsident Hollande hat griechischen Angaben zufolge schon am Sonntagabend rund eine Stunde mit dem griechischen Ministerpräsidenten Tsipras telefoniert.

+++ 04:30 Lambsdorff: "Zeitpunkt für Grexit ist gekommen" +++
Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff fordert als Konsequenz aus dem Referendum den Ausschluss Griechenands aus der Eurozone. "Jetzt ist der Zeitpunkt für den Grexit gekommen", sagt Lambsdorff, einer der Stellvertreter von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD), der "Welt". "Der Grexit würde die Eurozone stärker machen und gleichzeitig deutlich machen, dass niemand die Kompromisskultur, die seit Jahrzehnten zum Erfolg der Europäischen Union beigetragen hat, in so eklatanter Weise verletzen darf."

+++ 03:45 Ölpreise geben deutlich nach +++
Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl WTI fällt im asiatischen Handel um mehr als zwei Dollar auf 54,44 Dollar. Das ist ein Minus von 3,7 Prozent. Brent-Öl verbilligt sich um 1,3 Prozent auf 59,49 Dollar.

+++ 03:05 Aktienkurse fallen auch in Australien +++
Nach dem Nein der Griechen zu den europäischen Reform- und Sparvorgaben eröffnet die Börse in Sydney im Minus. Der S&P/ASX 200-Index rutscht zum Auftakt 1,4 Prozent auf 5460 Punkte unter den Schlusskurs von Freitag. "Nach Umfragen sollte das Ergebnis in Griechenland knapp werden, und die 61 Prozent Nein sind eine Überraschung", sagt der Analyst Saul Eskale dem Sender ABC. "Märkte hassen Überraschungen."

+++ 02:25 Juncker telefoniert mit Draghi und Dijsselbloem +++
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker will mit dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem über das weitere Vorgehen zum Thema Griechenland beraten. Sie seien für den Morgen zu einer Telefonkonferenz verabredet, teilt die Kommission mit. Juncker werde die Staats- und Regierungschefs "der anderen 18 Eurozonen-Mitglieder sowie die Spitzen der EU-Institutionen konsultieren".

+++ 02:05 Endergebnis: 61,31 Prozent der Griechen stimmen mit Nein +++
Bei dem Referndum über die Forderungen der internationalen Gläubiger stimmen laut offiziellem Endergebnis 61,31 Prozent der Griechen mit Nein. Sie unterstützten damit klar das Vorgehen der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras im Schuldenstreit mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF).

+++ 01:50 Schulz zweifelt an schneller Banken-Öffnung +++
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz glaubt nicht, dass die Banken in Griechenland heute wieder öffnen. Das Versprechen des Finanzministers Varoufakis, dass die Banken öffnen werden und das Geld sofort oder von Dienstag an verfügbar sein werde, "scheint für mich sehr schwierig und gefährlich zu sein", sagt der SPD-Politiker.

+++ 01:30 Euro fällt auf tiefsten Stand seit sechs Wochen +++
Der Euro reagiert mit Kursverlusten auf das "Nein" der Griechen zum Reformkurs der Geldgeber. Die Gemeinschaftswährung rutscht zeitweise um 1,4 Prozent ab, kann sich dann aber etwas fangen und liegt im asiatischen Handel mit 1,1032 Dollar noch 0,7 Prozent tiefer. Am Freitag hat der Euro in New York bei 1,1104 Dollar geschlossen. Auch zum Yen gerät der Euro unter Druck und fällt zeitweise auf 133,700 Yen - der tiefste Stand seit sechs Wochen.

+++ 01:05 Deutliche Mehrheit für "Nein"-Lager bestätigt sich +++
Das Ergebnis des Referendum der Griechen über die Forderungen der internationalen Gläubiger bestätigt sich nach Auszählung fast aller Stimmen: Nach offiziellen Angaben liegt das Nein-Lager nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen bei 61,31 Prozent. Mit Ja stimmen demnach 38,69 Prozent. Die Wahlbeteiligung beträgt den offiziellen Ergebnissen zufolge 62,5 Prozent.

+++ 00:50 Börsen-Futures deuten auf deutliche Abschläge hin +++
An den US-Börsen werden nach dem Referendum in Griechenland zunächst Abschläge von 1,5 Prozent erwartet. Darauf deuten die Notierungen der Futures hin. Am Freitag war die Wall Street geschlossen.


+++ 00:15 BDI-Chef: "Schlag ins Gesicht der Europäer" +++
Industriepräsident Ulrich Grillo kritisiert das Nein der Griechen zu den Sparvorgaben ihrer Gläubiger als "Schlag ins Gesicht aller Europäer". "Das griechische Volk hat sich selbst in eine äußerst schwierige Lage manövriert. Die Regierung in Athen trägt die Verantwortung dafür", sagt der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) der "Bild". Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro sei nach dem Referendum durchaus möglich: "Faule Kompromisse darf es nicht geben. Griechenland kann nicht um jeden Preis in der Währungsunion gehalten werden."

+++ 00:05 Euro-Finanzminister wollen Gipfel vorbereiten +++
Die Euro-Finanzminister wollen am Dienstag das Sondertreffen ihrer Staats- und Regierungschefs zur Griechenland-Krise vorbereiten. Das berichten EU-Diplomaten. Es gehe darum, welchen Kurs die Europartner nach dem "Nein" der Griechen zu europäischen Reform- und Sparvorgaben einschlagen sollen.

+++ 23:36 Steinmeier sieht Athen am Zug +++
Außenminister Steinmeier sieht nun die Regierung in Athen am Zug. "Wir haben zunächst mal ein solches Ergebnis zu akzeptieren", sagt Steinmeier i. "Welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind, das ist eine Entscheidung, die jetzt in erster Linie in Griechenland getroffen werden muss und deshalb liegt der Ball in Athen", so der SPD-Politiker.
 
Varoufakis ist weg: Ein Feindbild weniger


imago-st-0706-0859000lysys.jpg


Die Euro-Finanzminister dürfen durchatmen: Beim nächsten Treffen ist Yanis Varoufakis nicht mehr dabei. Seine Entlassung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung – auch wenn es für Wolfgang Schäuble jetzt nicht leichter wird.


Endlich ist er weg. Vermutlich wird das der erste Gedanke der Finanzminister in den meisten Euro-Hauptstädten heute Morgen gewesen sein. Mit seiner Besserwisserei, seinen Vorträgen und seiner Arroganz hat Yanis Varoufakis seine Kollegen am Ende nur noch genervt. Wenn es überhaupt eine Aussicht auf neue Verhandlungen gibt, dann nur ohne ihn. Nach dem grotesken Referendum vom Sonntag, bei dem über ein Angebot abgestimmt wurde, das längst nicht mehr galt, war Varoufakis' Entlassung die erste vernünftige Entscheidung des griechischen Ministerpräsidenten seit Langem.

...kam es schon mehrmals zum Eklat. Die Fronten im Schuldenstreit sind verhärtet. Der Einsatz könnte größer nicht sein. Und Varoufakis pokert hoch. ...denn momentan ist Yanis Varoufakis voll beschäftigt damit, Griechenland zusammen mit Alexis Tsipras aus der Krise zu steuern. Und das möglichst schnell. Sorgt das Gemälde in seinem Büro vielleicht für etwas Entspannung? Trotzdem reichen sich Schäuble und der griechische Finanzminister immer wieder die Hände. Ein besonderer Schal sorgt bei Varoufakis für einen schicken Stil. Yanis Varoufakis Der Rebell im Ministerium wirft hin

Der zweite Gedanke, zumindest des deutschen Finanzministers, könnte ganz anders ausgesehen haben. Mit großem Erfolg arbeitet Wolfgang Schäuble seit Monaten daran, Griechenland zum europäischen Pariah zu machen. Je chaotischer und aggressiver die griechische Regierung agierte, umso näher kam er seinem Ziel, das er öffentlich nie artikuliert hat: dem Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Ohne Varoufakis fehlt ihm von nun an das Feindbild, das den Grexit wahrscheinlicher machte.

Viel ist in den letzten Wochen mit Blick auf den fachlichen Schwerpunkt des ehemaligen griechischen Finanzministers von der Spieltheorie die Rede gewesen, von Bluffs und Tricks. Das Referendum jedoch war keine Trumpfkarte, sondern eine Bombe: Regierungschef Alexis Tsipras hat das Spiel nicht gewonnen, sondern gesprengt. Varoufakis und er haben ein so großes Chaos angerichtet, dass jetzt nahezu bei null angefangen werden muss.

Mit einigem Recht dürften die Euro-Finanzminister ziemlich sauer auf die Griechen sein. Zerstörung und Wiederaufbau sind kein politisches Konzept, das den diplomatischen Gepflogenheiten in der EU entspricht. Aber vielleicht sollten sie einen Moment innehalten. Ist nicht genau dies die Strategie, die auch Europa in Griechenland verfolgt hat? Sollte Griechenland nicht in den Ruin gespart werden, um dann als funktionierender Staat wiederaufzuerstehen? Nur so lässt sich erklären, warum die Institutionen auf immer neue Einsparungen setzten, statt nachhaltige Reformen zu fordern.
Tsipras muss seinen Kurs ändern, Merkel muss ihr Ziel artikulieren

Aber das ist jetzt Vergangenheit. Die Frage ist: Wie geht es ohne Varoufakis weiter? Wie gehen die Regierungen der Eurozone damit um, dass die Griechen die Politik ablehnen, die sie sich vor ein paar Jahren für das kleine Land am Rande Europas ausgedacht hatten? Es sind ja nicht nur die 60 Prozent, die am Sonntag mit Nein gestimmt haben – so gut wie alle Griechen halten die Austeritätspolitik für verfehlt.

Deutschland und die anderen Euro-Regierungen könnten es sich leicht machen und behaupten, die Griechen hätten für den Grexit gestimmt. Es wäre nicht die erste Verdrehung der Wahrheit im Streit um die griechischen Schulden. Wenn es eine Lösung geben soll, werden beide Seiten an sich arbeiten müssen.


Da ist zunächst der griechische Ministerpräsident, der dringend verbal abrüsten muss. Es wird nicht reichen, Varoufakis zu feuern, Tsipras selbst muss Ton und Kurs ändern. Er muss akzeptieren, dass Griechenland diese Krise niemals ohne europäische Hilfe überwinden wird. Seine Regierung muss Auflagen akzeptieren – wenn Griechenland im Euro bleiben will auch solche, die sie für unsinnig hält. Vor allem aber muss die Regierung in Athen aufhören, sich als Retter des Kontinents aufzuspielen.

Für Bundeskanzlerin Angela Merkel heißt Ehrlichkeit, endlich ein klares Ziel zu formulieren. In der Tradition der deutschen Europapolitik wäre es am plausibelsten, Griechenland die Chance zu geben, im Euro zu bleiben; vermutlich wäre das auch die am wenigsten riskante Variante. In jedem Fall aber muss dem Land eine Umstrukturierung der Schulden in Aussicht gestellt werden – nicht vage und heimlich, sondern öffentlich. Es mag unpopulär sein: Für Griechenland und seine Gläubiger gleichermaßen ist es unerlässlich, die Schulden tragfähig zu machen. Auch wenn das Feindbild weg ist: Diese Forderung bleibt richtig.
 
Drohende griechische Depression: Deutsche Wirtschaft zeichnet düsteres Bild



Es steht schlecht um Griechenland: Der Grexit naht, die Wirtschaft des Landes steht vor einer tiefen Depression und dem Bankensystem droht der Kollaps. Schwere Zeiten stehen der Eurozone bevor. Der Widerstand der deutschen Wirtschaft gegen weitere Zugeständnisse an die griechische Regierung wächst.
 
Wall Street kaum verschlechtert: Dax nimmt "Nein" der Griechen gelassen

16780806v6s0e.jpg


Eine Panik an den Börsen bleibt aus: Nach dem griechischen "Nein" zu den Vorschlägen der Geldgeber verliert der Dax zwar Punkte, aber weit weniger als bei vergangenen Schock-Meldungen zur Schuldenkrise. Auch der Euro erholt sich schnell.


Der deutsche Aktienmarkt reagierte verhältnismäßig besonnen auf den Ausgang des Griechenland-Referendums am Wochenende - gerade mal etwas mehr als zwei Prozent ging es für den Dax heute in der Spitze nach unten. Nach dem Scheitern der Gespräche zwischen Athen und seinen Gläubigern am vorvergangenen Wochenende waren es noch fast vier Prozent. Die Rücksetzer zu Beginn des heutigen Handels wurden zu Aktienkäufen genutzt. Am Ende schloss der deutsche Leitindex lediglich 1,5 Prozent im Minus.

Auch die Verluste im Euro hielten sich in Grenzen. Nach einem kurzzeitigen Fall unter die Marke von 1,10 Dollar hatte sich die Gemeinschaftswährung recht schnell wieder über diesem Niveau stabilisiert. "Der Grexit ist nach dem Wochenende wahrscheinlicher geworden", hieß es von Berenberg Volkswirt Holger Schmieding. Er erwartet mit einer Wahrscheinlichkeit von 55 Prozent, dass Griechenland die Eurozone verlässt. Für die Anleihekurse der Eurozone-Peripherie aus Spanien, Italien und Portugal ging es zwar nach oben, doch insgesamt blieben die Veränderungen im Rahmen.


Selbst wenn jetzt die Verhandlungen wieder aufgenommen würden, rechnet Bruno Cavalier, Chefvolkswirt von Oddo & Cie, nicht mit einer Vereinbarung zwischen den Gläubigern und Griechenland. Daran ändere auch der Rücktritt von Finanzminister Varoufakis nichts. Die Geduld der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte zudem nicht ewig wären, angesichts der Schlüssel-Deadline am 20. Juli. Dann muss Griechenland der Notenbank 3,5 Milliarden Euro aus den Ankäufen von Schuldtiteln während des SMP-Programms im Frühjahr 2010 zurückzahlen. Unter den gegenwärtigen Umständen verfüge Griechenland nicht über die dafür nötigen Mittel und die EZB werde einen Zahlungsausfall sicher nicht tolerieren. Damit blieben noch rund zehn Tage, um einen Kollaps des griechischen Bankensystems abzuwenden.


Im Blick steht die EZB bereits heute. Die große Frage ist, wie sie mit den Ela-Notkrediten verfährt. Ein Ende der Notversorgung könnte laut Marktteilnehmern dazu führen, dass die Banken in Griechenland noch viele Tage geschlossen bleiben müssten, was ein weiterer Schritt in den Grexit wäre.

Auch bei der aktuell unsicheren Lage riet die UBS Wealth Management Aktien der Eurozone weiter überzugewichten. "Investoren sollten sich weiter auf die positiven längerfristigen Perspektiven konzentrieren", sagte Mark Häfele, Global Chief Investor Officer des Hauses. Die EZB werde die Ansteckungsgefahren der Griechenland-Krise falls nötig entschärfen. Zudem setze die EZB ihre Politik der Anleihenkäufe um und damit sollten die Aktien auf ihren Rallykurs zurückkehren. Sollten die Unternehmensgewinne steigen, könnte das die Aufwärtsbewegung noch verstärken.
Deutschland: Bank-Titel kommen unter die Räder

Der Dax schloss am Ende 1,5 Prozent leichter auf 10.891 Punkten. Der Nebenwerte-Index MDax büßte 1,0 Prozent ein und fiel auf 19.674 Zähler. Beim TecDax zeigte sich ein Abschlag von 0,4 Prozent auf 1651 Punkte. Für den Eurozonen-Index Euro-Stoxx-50 ging es 2,3 Prozent nach unten.

Die Angst vor einer Bankenpleite Griechenlands zog die Aktien der Geldhäuser nach unten. Die Papiere von Deutsche Bank und Commerzbank erlitten mit einem Minus von 2,9 bis 3,7 Prozent die heftigsten Verluste im Dax. Zwar sind die deutschen Banken eigenen Angaben zufolge in Griechenland nur noch sehr gering engagiert. "Die Angst vor Ansteckungseffekten ist da", sagte ein Börsianer.

"Die Luft nach oben ist für die Aktie sehr dünn", so ein Marktteilnehmer zu den Lufthansa-Titeln. Als Grund nannte er das gescheiterte Schlichtungsverfahren im Tarifkonflikt mit der Pilotenvereinigung Cockpit. "Jetzt drohen weitere Streiks, die das Jahresergebnis belasten", sagte er. Seit Jahresbeginn liegt die Aktie 17 Prozent im Minus und ist damit zweitgrößter Verlierer im Dax. Heute verloren Lufthansa 0,9 Prozent.

Bei K+S waren Händler diesmal nicht in die Falle getappt. Vergangenen Montag hatte die Aktie nach der Referendums-Ankündigung durch panische Portfolioverkäufe mehr als sechs Prozent verloren, obwohl das Übernahmeangebot von Potash im Raum stand. Diesmal reagierten Fondsmanager vernünftiger, die Aktien legten 0,4 Prozent zu.


Für Deutsche Post ging es hingegen mit 2,3 Prozent am deutlichsten nach oben. Die Einigung im Tarifstreit sorgte für Erleichterung. Positiv bewertete ein Händler, dass die Gewerkschaft bei den ausgegliederten Diensten für die Paketzustellung weder ein Angleichen der Löhne an das Niveau der Konzernmutter durchsetzen konnte noch längere Kündigungsfristen.

Im MDax landeten Airbus mit minus 1,3 Prozent weit hinten. Hier belasteten schwache Umsatzprognosen beim Triebwerkshersteller Rolls-Royce. Dessen Aktien brachen um 6,7 Prozent ein. Zudem drückt die Einstellung des Aktienrückkaufprogramms. Spitzenreiter im MDax waren hingegen Südzucker, die 1,6 Prozent gewannen.
USA: Wall Street nur mäßig beeindruckt von griechischem "Nein"

Mit Abgaben zeigen sich die Aktienkurse an der Wall Street zum Start der ersten Sitzung nach dem Referendum in Griechenland und dem verlängerten Wochenende. Doch wie bereits in Europa halten sich auch die Abschläge an der Wall Street in Grenzen, auch weil eine stärkere Reaktion an den Anleihemärkten bislang ausgeblieben ist.

Der Dow-Jones-Index verliert 0,1 Prozent auf 17.709 Punkte. Für den S&P-500 geht es ebenfalls um 0,1 Prozent nach unten, der Nasdaq-Composite gewinnt einen Punkt. Am Freitag fand in den USA kein Handel statt.

"Vor allem dürfte der Rücktritt des griechischen Finanzministers Varoufakis das Minus deutlich eingrenzen", merkt Demetrios Efstathiou von ICBC Standard Bank an. "Am Markt dürfte weiter die Hoffnung bestehen, dass es doch noch zu einer Einigung kommt", so Analyst Neil Mellor von BNY Mellon.

Auf der Konjunkturagenda steht zu Wochenbeginn lediglich der ISM-Index für das Nicht-verarbeitende Gewerbe, der eine halbe Stunde nach Handelseröffnung bekannt gegeben wird. Ob er allerdings einen größeren Impuls neben dem beherrschenden Griechenland-Thema setzten kann, bleibt abzuwarten. Zudem sind die Blicke bereits auf das Protokoll der Fed-Sitzung aus dem Juni gerichtet, das am Mittwoch ansteht. Daneben läutet traditionell Alcoa zur Wochenmitte den Zahlenreigen für das zweite Quartal ein.

Auf Unternehmensseite steht eine milliardenschwere Transaktion im Blickpunkt. Der Versicherungskonzern Aetna übernimmt den Wettbewerber Humana und blättert dafür 37 Milliarden US-Dollar oder 230 Dollar je Aktie auf den Tisch. Für die Aktie von Humana geht es 3,3 Prozent auf 193,63 Dollar nach oben, Aetna fallen dagegen um 4,1 Prozent zurück.

Nach der bereits am Donnerstag bekannt gewordenen Übernahme von Health Net durch den Krankenversicherer Centene für 6,8 Milliarden Dollar geht es für die Aktie von Centene um weitere 1,6 Prozent nach unten. Am Donnerstag waren die Titel schon um 8 Prozent eingebrochen.
Rohstoffe: Ölpreise geben deutlich nach

Deutlich abwärts geht es mit den Ölpreisen. Die Blicke sind weiterhin auf die Atom-Verhandlungen mit dem Iran gerichtet. Sollte es zu einer Einigung kommen und die Sanktionen wegfallen, hat der Iran angekündigt, seine Ölexporte verdoppeln zu wollen. Damit würde das bereits jetzt preisbelastende Überangebot noch ausgeweitet.

Ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostet 54,41 Dollar, ein Minus von gut 4 Prozent zum Freitag. Zwischenzeitlich war der WTI-Preis erstmals seit Mitte April wieder unter die Marke von 54 Dollar gefallen. Für Brent geht es auf 58,74 Dollar nach unten, ein Abschlag von 2,6 Prozent zum Wochenausklang.
Asien: Shanghai-Index beendet jüngsten Sinkflug
Chart


Das klare Nein der Griechen zu den Sparauflagen der Kreditgeber hat den meisten asiatischen Börsen den Start in die neue Woche verhagelt. Das Damoklesschwert einer auf die gesamte Euro-Zone übergreifenden Krise ließ die Aktienkurse auf breiter Front fallen.

In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Leitindex Nikkei 2,1 Prozent im Minus bei 20.112 Punkten. Der breiter gefasste Topix rutschte um 1,92 Prozent nach unten auf 1620 Punkte.

Händlern zufolge reagierten die Märkte aber nicht panisch. Es gebe keine Anzeichen für Liquiditätsengpässe. Viele Anleger gingen davon aus, dass die EZB bei Bedarf einspringen würde. "Viel hängt jetzt davon ab, wie es die EZB weiter mit der Unterstützung der griechischen Banken hält", sagte Antonin Jullier von Citi.

Unter Druck gerieten die Aktien von Toshiba, sie fielen um 2,69 Prozent. Am Samstag wurde bekannt, der japanische Elektronikkonzern werde womöglich eine Korrektur seiner Bilanzen von umgerechnet mehr als 730 Millionen Euro vornehmen.

Ein Eigenleben führten die chinesischen Börsen. Der Shanghai-Composite stieg nach seinen drastischen Verlusten der Vorwoche um 2,4 Prozent. Gestützt wurde er von einer Reihe von Maßnahmen, die Peking am Wochenende beschlossen hat aus Sorge, dass der Kursverfall bei den Aktien von rund 30 Prozent in den vergangenen drei Wochen auf die Realwirtschaft überspringen könnte. Beschlossen wurde eine vorläufige Aussetzung neuer Börsengänge, weil diese dem Aktienmarkt Liquidität entziehen; außerdem die Schaffung eines Stabilisierungsfonds, an dem sich 21 Brokerhäuser beteiligen.

Zudem stellte die chinesische Notenbank eine Liquiditätsspritze bereit. Sie stattet die zur Börsenaufsicht gehörende China Securities Finance mit zusätzlichem Kapital aus, das für kreditfinanzierte Aktienkäufe dienen soll. Zum Start des Handels am Montag war es daraufhin mit dem Marktbarometer in Schanghai zunächst um fast 8 Prozent nach oben gegangen. Zwischenzeitlich drehte der Index dann aber sogar kurz ins Minus, um dann doch wieder zu steigen.
 
"Es ist eine Schande": Was Griechenland bleibt, ist eine vage Hoffnung

328dcc000cccdf47exsth.jpg


Nach dem Nein beim Referendum steht Griechenland - ja, wovor überhaupt? In Athen warten die Rentner weiter vor den Banken, junge Familienväter betteln und die Regale in den Supermärkten leeren sich. Niemand weiß, was werden soll.


Der alte Mann, graue Stoffhose, gebügeltes weißes Hemd, tritt auf den Bürgersteig und bleibt vor dem Hauptsitz der Nationalbank an der Eolou-Straße 86 in Athen stehen, einem vornehmen, einem herrschaftlichen Gebäude. Er schlägt hastig drei Kreuzzeichen, so wie es die Orthodoxen sonst in der Kirche tun, und schüttelt den Kopf. "Wer bin ich? Ich frage Sie: Wer bin ich? 120 Euro haben sie mir gegeben. Damit soll ich meine Rechnungen bezahlen und eine Woche leben? Ein Niemand bin ich! Es ist eine Schande."

Es ist Montag, der Tag nach dem Referendum, bei dem die Griechen mit mehr als 60 Prozent klar und deutlich den Sparkurs der EU-Kommission, des Internationalem Währungsfonds und der Europäischer Zentralbank abgelehnt haben. Es waren vor allem die jungen Menschen, die der Syriza-Regierung gefolgt waren. Premierminister Alexis Tsipras hatte ihnen versprochen, dass er mit einem Nein viel besser und erfolgreicher mit den Gläubigern verhandeln könne. Es waren die Jungen, die bis tief in der Nacht auf dem Syntagmaplatz vor dem Parlament und anderswo gefeiert hatten, als hätte Griechenland wie 2004 die Fußball-Europameisterschaft gewonnen. Vor der Nationalbank hält ein Polizeiauto, zwei Beamte nehmen einen Greis in ihre Mitte und begleiten ihn behutsam in das Gebäude.
"Es liegt nicht in unserer Hand"

Noch ist es zu früh, um auch nur ansatzweise beurteilen zu können, wohin der Weg führt und ob sich die apokalyptischen Prognosen erfüllen, die besagen, dass Griechenland den Euro verlässt und vielleicht gar die Europäische Union. Und dass die Menschen sehr darunter leiden werden. Während von der jugendlichen Euphorie aus der Nacht nichts mehr zu spüren ist, kommentieren die Älteren am Tag danach das Ergebnis des Plebiszits ungleich zurückhaltender: "Ob ja, ob nein - im Grunde hat sich nichts geändert. Wir hängen weiter am Tropf der Gläubiger." Wenn überhaupt. "Es liegt nicht in unserer Hand." Und doch muss das Leben irgendwie weitergehen.

Vor der Nationalbank haben sich mittlerweile immer mehr Menschen eingefunden, aber nur Rentner dürfen hinein. Wer eintreten darf, das regelt die Polizei, ein Mann von einem privaten Sicherheitsdienst - und zwei Angestellte der Bank, die dort im Anzug und Krawatte stehen. Sie weisen die Bittsteller mit dem Habitus derer ab, die es gewohnt sind, etwas zu sagen zu haben. "Schauen Sie Fernsehen, dann erfahren Sie, wie es weitergeht." Die meisten lassen sich das gefallen. Was sollen sie auch tun? Sie wirken resigniert. Vor der Alpha-Bank an der Stadiou-Straße, die vom Syntagma zum Omoniaplatz führt, geht es turbulenter zu. Vor dem Geldautomaten stehen mehr als 30 Menschen in der Schlange, die Stimmung ist gereizt. Eine Frau und ein Mann keifen sich an: "Du alter Narr!" - "Halt’ den Mund, Hexe!"

Im Supermarkt am Omonia gibt es fast alles, was man braucht. Nur das Regal mit den Süßigkeiten weist einige Lücken auf. Allerdings dürfte es das geringste Problem der Griechen sein, nicht mit der kompletten Angebotspalette an Schokoladenriegeln durch den Tag kommen zu müssen. Das Bus- und U-Bahnfahren in Athen kostet weiterhin nichts. Es sind immer noch die alten Zettel, die an den Fahrscheinautomaten hängen. Dort steht, auf Griechisch und auf Englisch, damit es auch die Touristen verstehen. "Free of charge until further notice" - kostenlos bis auf weiteres. Dabei könnten die doch eigentlich bezahlen. Zumindest erhalten Ausländer an den Bankautomaten mehr als die 60 Euro pro Tag, mit denen sich ein Grieche begnügen muss. Andererseits: 60 Euro - für viele ist das in diesen Tagen ein Vermögen. Ein Mann tritt an den Tisch vor dem Kafeneion. Turnschuhe, halblange weiße Hose, blaues T-Shirt. Man könnte ihn für einen Urlauber halten. Aber er spricht Griechisch. "Ich habe zwei kleine Kinder zu Hause, die dringend etwas zu essen brauchten", sagt er mit leiser Stimme. Ein wenig Kleingeld würde schon helfen. "Ich danke Ihnen."

 
Zurück
Oben Unten