Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

Merkel gibt sich diplomatisch: Deutsche Mehrheit hadert mit weiteren Griechen-Hilfen



Laut einer Forsa-Umfrage sprechen sich 66 Prozent der Deutschen gegen weitere Finanzhilfen für Griechenland aus. Dennoch will Kanzlerin Angela Merkel weiter mit der griechischen Regierung verhandeln. Abermals bestätigt sie, dass die Tür für Gespräche offen bleibt. Der Verhandlungsmarathon geht in die nächste Runde.
 
Unerlaubte Staatsfinanzierung?: EZB bewilligt weitere ELA-Kredite für Griechenland



Die Europäische Zentralbank hält die griechischen Banken mit einer Verlängerung der ELA-Notkrediten am Leben. Wie lange das Geld an den Automaten reicht, ist dennoch unsicher. Die EZB ist in der Griechenland-Krise derzeit das Zünglein an der Waage. Doch die Kritik an den Notkrediten für die Griechen wächst.

 
Liveticker zu Griechenland: +++ 8:57 Valls: "Umschuldung darf kein Tabuthema sein" +++

Europa dürfe einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion auf keinen Fall riskieren - weder aus wirtschaftlichen Gründen, noch aus politischen Gründen, appelliert Frankreichs Premier Manuel Valls an die europäischen Partner. Umschuldung für Griechenland dürfe "kein Tabuthema" sein. Der erste Austritt eines Eurolandes aus der Währungsunion hätte Auswirkungen "auf das Wachstum und die globale Wirtschaft". "Europa steht auf dem Spiel", warnt Valls.

+++ 8:38 Kunst in der Krise - Wut-Graffitis in Athen +++
Wieder eine neue Verhandlungsrunde im Schuldenstreit mit Griechenland, aber eine Lösung ist weiterhin nicht in Sicht. Wie tief der Frust sitzt, zeigen die Wut-Graffitis in den Straßen Athens: Sind es am Ende die Künstler, die der EU vor Augen führen, dass der "Verband der Sterne" mehr ist als eine Wirtschaftsgemeinschaft? CNN hat Eindrücke gesammelt:

+++ 8:22 Tsakalotos in Brüssel erwartet +++
Der neue griechische Finanzminister Evklides Tsakalotos, der vor dem EU-Gipfel am Mittag seine Ressortkollegen der Eurozone in Brüssel trifft, will die Verhandlungen mit den Gläubigern Griechenlands fortsetzen. Die Griechen hätten bei dem Referendum allerdings deutlich gemacht, dass sie "Besseres verdient haben" und eine "nicht-lebensfähige Lösung nicht akzeptieren" könnten, schickt der oberste Kassenwart mit leeren Kassen voraus. Die Verhandlungen werden nicht leichter.


+++ 8:03 Börsianer bibbern weiter +++
Börsianer warten heute auf frische Impulse vom Euro-Finanzministertreffen und vom Sondergipfel der Staats- und Regierungschef. Die EZB agierte am Vorabend nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche: Zwar fließen die ELA-Hilfen in unveränderter Höhe an die griechischen Banken weiter, die Anforderungen an die dafür zu hinterlegenden "Collaterals" wurde aber erhöht. Ein Händler beschwichtigt: "Die EZB lässt die Banken zumindest solange nicht absaufen, solange es wenigstens eine hauchdünne Chance auf eine politische Lösung gibt."

+++ 7:47 London schickt zusätzliches Personal in Konsulate +++
Die britische Regierung warnt vor einer Verschärfung von Versorgungsengpässen in Griechenland. Die Briten müssen "wachsam" sein und die Lage genau beobachten, sagt Finanzminister George Osborne. Es sei zusätzliches Personal in die britische Botschaft in Athen geschickt worden, "um vorbereitet zu sein, auf was auch immer geschieht". Auch auf die griechischen Ferieninseln Kreta, Korfu, Rhodos und Zakynthos, wo viele Briten Urlaub machen, sei zusätzliches konsularisches Personal entsandt worden.

+++ 7:25 Fidel Castro gratuliert Tsipras: "Brillanter politischer Sieg" +++
Kubas ehemaliger Präsident und Revolutionsführer Fidel Castro gratuliert Alexis Tsipras zu dessen "brillantem politischen Sieg". Er habe den Ausgang des Referendums über die internationalen Reformauflagen im Fernsehen verfolgt, schreibt der 88-Jährige in einem Brief an den Vorsitzenden der linksgerichteten Syriza-Partei. "Ihr Land ruft bei den Völkern Lateinamerikas und der Karibik Bewunderung hervor", indem es "seine Identität und seine Kultur gegen Aggressionen von außen verteidigt".

+++ 7:15 Wichtige Termine heute +++
Auch am heutigen Dienstag geht es in Sachen Griechenland spannend weiter: erst ab 13 Uhr mit einem Euro-Finanzministertreffen, dann ab 18 Uhr mit einem EU-Sondergipfel. Mit Sicherheit wird es auch wieder viele unerwartete Entwicklungen geben.

+++ 7:12 Nowotny: EZB könnte Brückenfinanzierung geben +++
Laut Österreichs Zentralbank-Chef Ewald Nowotny wird Griechenland in jedem Fall Geld brauchen, um weiter zu funktionieren. Selbst, wenn es vor dem 20. Juli eine Einigung auf ein drittes Rettungspaket unter dem Europäischen Stabilitätsmechanismus gebe, könne der Rettungsfonds wahrscheinlich noch nicht angezapft werden, so das EZB-Ratsmitglied weiter. Jede Einigung müsse erst von den Parlamenten in der Eurozone abgesegnet werden. Eine Diskussion müsse sich deshalb jetzt darum drehen, ob die EZB Griechenland Geld über ein Brückenprogramm zur Verfügung stellen könnte, in Erwartung der Zahlungen des ESM, so Nowotny weiter.

+++ 6:54 Wie knapp ist das Geld? - Banken bleiben geschlossen +++
Laut Bankenverband bleiben Griechenlands Banken heute und morgen geschlossen. Durchhalten könnten sie bis Freitag, sagt Syriza-Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis - vorausgesetzt die Europäische Zentralbank belässt die Notkredite für die Banken des Landes auf dem bisherigen Niveau. So zitiert ihn die BBC. Im Moment bekommen die Griechen an den Geldautomaten 60 Euro am Tag. Sollte die EZB die griechischen Banken unter Druck setzen, drohe eine "entsetzliche Notlage", so Stathakis weiter.

+++ 06:36 Laute Rufe nach humanitärer Hilfe +++
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz bezeichnet die griechischen Familien, Alten, Kranken und die Einkommensschwachen als die "die eigentlichen Verlierer des griechischen Dramas". Sie bräuchten humanitäre Hilfe der EU, so der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag in der "Rheinische Post". Die EU-Kommission und die Euro-Länder müssten verhindern, "dass es wegen der akuten Finanznot zu Engpässen bei Medikamenten, Lebensmitteln oder Öl und Gas kommt", fordert EU-Kommissar Günther Oettinger in der "Bild"-Zeitung. Dafür könnten Mittel aus EU-Fonds für Naturkatastrophen genutzt werden. Der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, ergänzt: "Wir wollen und werden die Menschen in Griechenland nicht im Stich lassen." Denkbar seien EU-Hilfen zur Gesundheitsvorsorge. Für nicht gezahlte Renten oder Löhne von Beamten könne die EU aber nicht einspringen.

+++ 06:11 Oettinger: "Athen zahlt wahrscheinlich bald mit Schuldscheinen +++
Günther Oettinger hat Bedenken gegen einen weiteren Verbleib Griechenlands in der Eurozone angemeldet. "Ein insolventes Land, das eine Parallelwährung einführt, passt nicht zur Währungsunion", sagt der deutsche EU-Kommissar der "Bild"-Zeitung. "Wir haben die kuriose Situation, dass Griechenland zwar Mitglied der Eurozone ist, aber im Moment kaum noch Euros hat." Die griechische Regierung müsse wahrscheinlich bald Löhne, Renten und offene Rechnungen in Form von Schuldscheinen auszahlen.


+++ 5:02 ZEW-Präsident empfiehlt Geldgebern harte Linie +++
Im Streit um neue Hilfen für Griechenland müssen die Euroländer nach Ansicht des Wirtschaftsexperten Clemens Fuest unbedingt Härte zeigen. "Wir zerstören die wirtschaftlichen Grundlagen der Eurozone, wenn wir den Griechen jetzt nachgeben", sagt der Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Es könnte zu einer Art Dominoeffekt kommen. So könnten sich die Bürger in Irland und Spanien fragen, warum sie sich anstrengen und ihre Haushalte sanieren mussten, aber die Griechen nicht. In Deutschland, Frankreich und anderen Ländern drohten antieuropäische Kräfte sehr schnell an Einfluss zu gewinnen, wenn sich der griechische Premier Alexis Tsipras durchsetzen würde. Damit würde die Axt an Europa gelegt.

+++ 4:25 US-Finanzminister erwartet schon bald ein konstruktives Ergebnis +++
US-Finanzminister Jack Lew spricht mit dem griechischem Regierungschef Alexis Tsipras und dem neuen Finanzminister Euklid Tsakalotos. Lew rechne damit, dass Griechenland und die anderen Verhandlungsparteien die Gespräche bald wieder aufnehmen würden und es am Ende ein konstruktives Ergebnis geben werde, sagt eine Sprecherin des US-Finanzministeriums.

+++ 2:25 Unionspolitiker lehnen neues Hilfspaket ab +++
Führende Unionspolitiker sprechen sich vor dem Sondergipfel der Euroländer am Dienstagabend gegen Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket für Griechenland aus. "Griechenland hat Nein gesagt", sagt CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer der "Bild"-Zeitung und fügte hinzu: "Nein heißt jetzt für uns auch Nein zu Verhandlungen und zum Hilfspaket." Ähnlich äußerten sich der Vorsitzendes des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, Peter Ramsauer (CSU), der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der Unionsfraktion, Christian von Stetten (CDU) und Unionsfraktionsvize Hans-Peter Friedrich (CSU).

Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) bekräftigt derweil seine Forderung nach einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone. "Der ehrliche und konsequente Weg wäre der Grexit", sagt Söder der "Passauer Neuen Presse". Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger hat ebenfalls Bedenken gegen einen weiteren Verbleib Griechenlands in der Eurozone. "Ein insolventes Land, das eine Parallelwährung einführt, passt nicht zur Währungsunion.

+++ 1:42 London stockt Personal an Botschaften auf +++
Großbritannien wappnet sich angesichts der Krise in Griechenland für das Schlimmste. "Wenn die Wirtschaftskrise in Griechenland fortbesteht, steigen die Risiken von Engpässen", sagt der britische Finanzminister George Osborne. Angesichts der wachsenden Gefahr müssten die Briten "wachsam" sein und die Lage genau beobachten. Osborne weist darauf hin, dass zusätzliches Personal in die britische Botschaft in Athen geschickt worden sei, "um vorbereitet zu sein auf was auch immer geschieht". Auch auf die griechischen Ferieninseln Kreta, Korfu, Rhodos und Zakynthos, wo viele Briten Urlaub machen, sei zusätzliches konsularisches Personal geschickt worden.

+++ 0:21 Kammenos fühlt sich wie ein Gallier +++
Griechenlands Verteidigungsminister Panos Kammenos setzt sich in Heldenpose in Szene. Über seinen Twitter-Account verbreitet er eine Bildmontage, die Ministerpräsident Alexis Tsipras als Asterix und ihn selbst als Obelix aus dem gleichnamigen Comic zeigt. Mit einem Schriftzug fordert er dazu auf, nach Griechland zu reisen, um die Heimat "rebellischer Helden" kennenzulernen.
 
Krisendiplomatie vor dem EU-Gipfel: Griechen loten aus, was noch geht

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Große Geldquellen kann die griechische Regierung nicht mehr erschließen. Doch kleine Zugeständnisse hier und da summieren sich. Die Euroländer sind an einer gütlichen Lösung für die Schuldenkrise interessiert, erwarten aber Vorschläge von Tsipras.


Die griechische Regierung und die Euro-Länder loten Möglichkeiten für eine Lösung der griechischen Schuldenkrise aus. Vor dem Sondergipfel der Eurozone in Brüssel forderten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef François Hollande am Montagabend in Paris von Athen rasche Vorschläge. Merkel betonte trotzdem, die "Tür für Gespräche" bleibe offen. Die Voraussetzungen für Verhandlungen über ein konkretes Hilfsprogramm seien allerdings "zur Zeit nicht gegeben".

Hollande äußerte sich ähnlich wie Merkel. Völlig auf einer Linie ist das deutsch-französische Tandem allerdings nicht: Während Deutschland wie etwa die Baltenstaaten und Finnland als Verfechter einer harten Linie gegenüber Athen gilt, wirbt Frankreich mit Ländern wie Italien für Zugeständnisse.

Wie das Weiße Haus mitteilte, war sich US-Präsident Barack Obama mit Hollande über die Notwendigkeit einig, dass Griechenland "die Reformen wieder aufnimmt und zum Wachstum zurückkehrt".

IWF gibt vorerst nichts mehr

Der neue griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos, der vor dem EU-Gipfel seine Ressortkollegen der Eurozone in Brüssel trifft, sprach sich für eine Fortsetzung der Verhandlungen Athens mit seinen Gläubigern aus. Die Griechen hätten bei dem Referendum allerdings deutlich gemacht, dass sie "Besseres verdient haben" und eine "nicht-lebensfähige Lösung nicht akzeptieren" könnten.

Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras bemühte sich in mehreren Telefonaten um die Klärung der Verhandlungspositionen. IWF-Chefin Christine Lagarde erläuterte ihm, dass der Internationale Währungsfonds wegen des griechischen Rückstands bei der Schuldentilgung derzeit keine neuen Finanzhilfen geben könne, dafür aber "technische Unterstützung".

Draghi soll bei Bankenwiedereröffnung helfen

Aus griechischen Regierungskreisen verlautete, Tsipras habe EZB-Chef Mario Draghi in einem Telefonat gebeten, bei der erneuten Öffnung der griechischen Banken zu helfen. Sie sind seit Montag vergangener Woche geschlossen und sollen frühestens am Donnerstag wieder öffnen. Die EZB beschloss unterdessen, ihre Notfallkredite für griechische Banken weiterhin bei knapp 90 Milliarden Euro zu deckeln.

Die EZB könne Griechenland aber kein Geld mehr geben, wenn das Land am 20. Juli eine fällige große Anleihe nicht zurückzahlt. Das sagte EZB-Ratsmitglied und Österreichs Zentralbank-Chef Ewald Nowotny.

Eine Entscheidung darüber, wie Griechenlands Finanzprobleme gelöst werden, müsse bald fallen, denn die Wirtschaft des Landes könne nicht einfach eingefroren werden. "Geldflüsse werden benötigt, um zu funktionieren", sagte Nowotny und fügte hinzu, dass die Gespräche an diesem Dienstag sehr wichtig seien. Auch das Gefühl, dass eine Einigung erzielt werden könne, sei notwendig.
ZEW: Stimmung kann schnell kippen

Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), warnte die Euroländer, gegenüber Griechenland weiter nachzugeben. "Wir zerstören die wirtschaftlichen Grundlagen der Eurozone, wenn wir den Griechen jetzt nachgeben", sagte Clemens Fuest. In der Eurozone gebe es eine klare Regel: Hilfen würden nur gegen Auflagen gewährt.

Wenn Europa Griechenland gegenüber keine Härte zeige, könne es zu einer Art Dominoeffekt kommen. So könnten sich die Bürger in Irland und Spanien fragen, warum sie sich anstrengen und ihre Haushalte sanieren mussten, aber die Griechen nicht. In Deutschland, Frankreich und anderen Ländern drohten antieuropäische Kräfte sehr schnell an Einfluss zu gewinnen, wenn sich Tsipras durchsetzen würde.

Auf die deutsche Wirtschaft hätte ein Austritt Griechenlands aus dem Euro kaum Auswirkungen, sagte Fuest. Zu erwarten seien eher politische Erschütterungen, denn nun werde klar, dass die gewährten Kredite abgeschrieben werden müssten. Das Geld sei aber ohnehin verloren, ob Griechenland im Euro bleibe oder nicht.

 
Tsakalotos neuer Finanzminister: Griechenlands Europartner werden kaum nachgeben



Griechenlands Verhandlungen mit seinen Europartnern gehen in die nächste Runde. Doch trotz Personalwechsel im Finanzministerium und drohender humanitärer Krise, kann Griechenland nicht auf ein Nachgeben der Gläubiger hoffen. Mit dem neuen Finanzminister Euklides Tsakalotos geht es nach Brüssel.
 
Jung, stolz und links: Diese Griechen haben das Oxi entschieden

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Oxi: 61,3 Prozent. Knapp zwei Drittel der Griechen haben beim Referendum am Sonntag mit Nein gestimmt und damit gegen das letzte Angebot der Geldgeber aus EU-Kommission. Ein unerwartet deutliches Ergebnis. Das griechische Meinungsforschungsinstitut "Public Issue" hat untersucht, welche Wählergruppen die Abstimmung entschieden haben. Der durchschnittliche griechische Nein-Wähler ist demnach zwischen 18 und 24 Jahren alt, Student oder arbeitslos, sehr stolz auf Griechenland, politisch links eingestellt und meist Syriza-Wähler. Das sind die detaillierten Ergebnisse der Umfragen:

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Vor allem die jungen Wähler haben am Sonntag mit Nein gestimmt. Besonders deutlich sind die Werte bei den 18- bis 24- (85 Prozent Nein) sowie den 25- bis 34-Jährigen (72,3). Nur bei den älteren Griechen über 65 Jahren gibt es keine Mehrheit für das Nein (44,9).

Bei der Untersuchung der Berufsgruppen fällt auf: Am höchsten ist die Zustimmung für ein Nein bei Studenten (85,2), Arbeitslosen (72,9) sowie Beschäftigten aus dem privaten (71,3) und öffentlichen Sektor (70,9). Die niedrigsten Werte finden sich bei Pensionären (48) sowie Fachkräften wie Professoren und Anwälten (49,9).

Auch der Lebensstandard hat einen großen Einfluss auf die Wahlentscheidung gehabt. Während Personen mit finanziellen Schwierigkeiten leicht überdurchschnittlich Nein ankreuzten (63,1-63,3), gibt es unter Menschen mit komfortablem Einkommen nur eine knappe Mehrheit (52,3).

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Noch deutlicher wirkt sich der Faktor Nationalstolz aus. Mehr als zwei Drittel der Wähler, die sich als sehr stolze Griechen einstufen, haben mit Nein gestimmt (69,2). Unter denen, die angegeben haben, kein bisschen stolz zu sein, ist die Ablehnung nur gering (20,2).

Große Unterschiede lassen sich auch bei der politischen Ausrichtung feststellen. Unter Linken (91) und an Mitte-Links (73,6) orientierten Personen ist das Lager der Nein-Wähler besonders groß. Unter jenen Griechen, die sich eher Mitte-Rechts (17,2) oder Rechts (31,9) einordnen, finden sich dagegen überwiegend Ja-Wähler.

Dies bestätigt sich nur teilweise bei der Parteienpräferenz. Wähler der linken Syriza (87,3), der rechtsradikalen Goldenen Morgenröte (77,3), der kommunistischen Partei (86,9) und der rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen (78,5) erreichen teilweise extrem hohe Nein-Werte. Wenig Anziehungskraft entfaltete die Nein-Kampagne von Ministerpräsident Alexis Tsipras dagegen unter Anhängern der christdemokratischen Nea Dimokratia (20,4) und der sozialdemokratischen Pasok (19,6).

 
"Beginn einer neuen Ära": Griechen interpretieren "Nein" anders als Rest Europas


Die Griechen feiern das Ergebnis ihres Referendums. Für sie ist das "Nein" vor allem eine Absage an weitere Sparmaßnahmen und kein "Nein" zum Euro. Anders als der Rest Europas sehen die das Ergebnis daher positiv. Trotz Kritik an weiteren Hilfskrediten: Auch Deutsche finden Verständnis für die Lage der griechischen Bevölkerung.

 
Kredite aus Russland oder China?: So könnte es mit Griechenland weitergehen



Trotz gestärktem Rücken nach dem Referendum ist Alexis Tsipras' Verhandlungsposition in Brüssel schwierig. Weitere Zugeständnisse der Gläubiger sind fraglich, ebenso wie weiteren Notkredite. Die Staatspleite hängt wie ein Damoklesschwert über den verschuldeten Griechen. Eine Grafik erklärt die komplexen Zusammenhänge und zeigt, wie es mit dem Land weitergehen könnte.

 
Grexit wird wahrscheinlicher: "Athen hätte das Angebot annehmen sollen"


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Wenn es nicht sehr bald einen Durchbruch gibt, fällt Griechenland aus der Eurozone, sagt der in Berlin lehrende US-Ökonom Mark Hallerberg. Warum die Drachme der griechischen Wirtschaft nicht helfen würde, erklärt er am Beispiel der Olivenölproduktion des Landes.

n-tv.de: Hat der Ausgang des Referendums in Griechenland einen Grexit wahrscheinlicher gemacht?

Mark Hallerberg: Für viele Beobachter ist der Grexit das wahrscheinlichere Szenario geworden. Die Europäische Zentralbank sollte den griechischen Banken keine zusätzlichen Notkredite mehr gewähren. Die Märkte werden der Regierung auch nichts leihen, und ein weiteres Programm der Europäischen Union oder des Internationalen Währungsfonds gibt es nicht. Trotzdem wird die griechische Regierung Renten und Gehälter auszahlen müssen. Dazu wird sie nur in der Lage sein, wenn sie Schuldscheine ausgibt. Mein Heimat-Bundesstaat Kalifornien hat dies in der jüngsten Wirtschaftskrise in den USA in sehr begrenztem Ausmaß so gemacht. Der Unterschied ist allerdings, dass Kalifornien andere Mittel hatte, sich auf dem Markt zu finanzieren, so dass die Schuldscheine nur für kurze Zeit benötigt wurden. In Griechenland werden sie wahrscheinlich zu einer zweiten Währung. Ein Schlüsseldatum auf dem Weg dahin ist der 12. Juli, wenn die Gehälter im öffentlichen Dienst fällig werden.

Ist ein Grexit abzuwenden, wenn eine Parallelwährung erst einmal eingeführt wurde?

Es ist natürlich möglich, dass die griechische Regierung aufhört, Schuldscheine auszugeben – so, wie es in Kalifornien passiert ist. Aber realistischerweise führt eine Parallelwährung zu einer neuen Drachme und schließlich dem Austritt Griechenlands aus der Eurozone.

Demnach wäre es besser gewesen, die griechische Regierung hätte das letzte Angebot angenommen?

Das kommt darauf an, für wen. Für Griechenland wäre es besser gewesen. Der Regierungspartei Syriza dagegen hätte nach einer Annahme dieses Angebots die Zersplitterung gedroht. Das ist ein grundsätzliches Problem: Welche politische Kraft in Griechenland ist bereit und in der Lage, eine Einigung mit den Gläubigern zu unterzeichnen?

Ökonomen wie Ifo-Chef Hans-Werner Sinn argumentieren, ein Grexit wäre im griechischen Interesse, weil die Drachme abgewertet werden könnte und Griechenland dann wieder wettbewerbsfähig werden würde.

Die Argumentation von Prof. Sinn ist plausibel, aber ich fürchte, dass der Rebound-Effekt länger dauern wird, als es die Vertreter dieser Sichtweise erwarten. Eine Abwertung bedeutet zweierlei: Importe werden teurer. Damit steigen die Preise für alltägliche Güter wie Medikamente, Lebensmittel und so weiter. Normalerweise spornt das einheimische Produzenten an, solche Importe zu ersetzen. Zur gleichen Zeit werden Exporte billiger. Wenn Griechenland eine vielschichtige Wirtschaft hätte, die von diesen Entwicklungen profitieren könnte, dann würde die Abwertung für einen Aufschwung sorgen. Aber die griechische Wirtschaft ist nicht vielschichtig. Nehmen Sie Olivenöl. Es gibt viele griechische Olivenöl-Produzenten, aber das Land schafft es nicht, dieses Öl zu verarbeiten. Griechenland muss es exportieren, zum Beispiel nach Italien.

Auf der wirtschaftlichen Ebene: Wie gut war das letzte Angebot der Institutionen an Griechenland?

Man sollte beachten, dass Griechenland bis 2014 nicht einmal die Nettoverzinsung auf seine Schulden bezahlt hat, und das jüngste Angebot der Kreditgeber sah in den nächsten Jahren auch nichts anderes vor. Später hätte Griechenland seinen Primärüberschuss erhöhen müssen – also die Differenz aus Einnahmen und Ausgaben vor Abzug des Schuldendienstes. Dazu hatten die Kreditgeber zwar optimistische Wachstumsraten zugrunde gelegt. Wenn Griechenland diese Wachstumsraten nicht erreicht hätte, hätte es aber vermutlich weniger zurückzahlen müssen. Auf kurzfristige Sicht war das Angebot also in Ordnung. Auf mittlere Sicht wäre eine Umstrukturierung der Schulden allerdings vernünftiger.

Ex-Finanzminister Varoufakis hatte sich bei seinen Kollegen in der Eurogruppe mit dieser Forderung sehr unbeliebt gemacht.

Trotzdem wird eine Umstrukturierung kommen. Die Frage ist nur, wie und in welcher Form. Die Europäer erwarten einen Beweis für die griechische Reformbereitschaft, bevor sie eine Umstrukturierung anbieten. Die nachvollziehbare Furcht ist, dass es keine Reformen gibt, wenn diese "Möhre" gegeben wird, ohne dass Griechenland Fortschritte an der Reformfront erreicht hat. Aber die jüngste Analyse des IWF zeigt, dass die griechischen Schulden schlicht nicht tragfähig sind. Der IWF schlägt vor, die Laufzeiten zu strecken. Die Alternative wäre, dass Griechenland Konkurs anmeldet. Da wäre eine geordnete Umstrukturierung für beide Seiten besser.

Sie lehren in Berlin und in den USA – was denken Ihre amerikanischen Kollegen über die Verhandlungsstrategien der Regierungen in Griechenland und Deutschland?

Es gibt eine gewisse Enttäuschung, die ich teile, dass die Bundesregierung sich nicht schon 2010 für eine Umstrukturierung der griechischen Schulden eingesetzt hat. In den amerikanischen Medien gibt es auch ein paar unglückliche Stereotypen über "harte" und "fiese" Deutsche. Seine Kollegen hat Herr Varoufakis bei den Treffen in Brüssel ganz offensichtlich nicht beeindruckt, aber mit der internationalen Presse kann er gut. Seine Perspektive findet daher auch häufiger Beachtung als die von Herrn Schäuble.

Welche Perspektive finden Sie persönlich besser?

Die von Herrn Schäuble. Dennoch bin ich enttäuscht. Ein Großteil des Geldes für den Bail-out ging an reiche Griechen, die ihr Geld außer Landes gebracht haben. Zurück bleiben die weniger beweglichen, verletzlichen Menschen. Sie werden von einem wirtschaftlichen Tsunami getroffen, bei dem Banken geschlossen bleiben, wenn ihre Regierung nicht den Kurs ändert. Für die Europäische Union wäre jede ausdrückliche Umstrukturierung der Schulden die Transferunion, vor der viele gewarnt haben. Im Norden wird das Europa hochgradig unpopulär machen. Wenn es nicht sehr bald einen Durchbruch gibt, fällt Griechenland aus der Eurozone. Das ist für alle Beteiligten ein schlechtes Szenario.

 
Hellas und die Hypotheken: So trotzen Bauherren der Griechenland-Krise


Wie es mit Euro und Euro-Zone weitergeht weiß nach dem griechischen Referendum so genau. Wie sich die Hypothekenzinsen entwickeln werden, ist hingegen absehbar. Kluge Hausbesitzer sollten zeitnah reagieren.

In den vergangenen Jahren waren Krisen gut für die deutschen Hypothekenzinsen. Je größer die Unsicherheit auf dem Markt, desto wichtiger wurde das Thema Sicherheit bei der Geldanlage. Und je mehr Geld (sicher) angelegt wurde, desto tiefer sank der Zinssatz für Baugeld.

Ob die Zuspitzung der Griechenland-Krise deutschen Bauherren ebenfalls nützt, ist allerdings zweifelhaft: Jeder kluge Großinvestor wird erst einmal abwarten, ob und wie sich die Eurostaaten aus der Krise herausstrampeln. Daher werden die Anlagerenditen auf absehbare Zeit eher steigen statt weiter zu sinken.

Wenn jedoch die Anlagerenditen steigen, ziehen über kurz oder lang auch die Hypothekenzinsen an. Immobilienbesitzer mit einer laufenden Finanzierung tun daher gut daran, sich zeitnah um ein Forward-Darlehen zu bemühen. Mit einer solchen Anschlussfinanzierung sichern sich Hausbesitzer die Zinsen von heute auch für die Zukunft. Zwar lassen sich die Banken diesen Service mit einem gewissen Zinsaufschlag vergüten – je langer im Voraus die Zinsen festgeschrieben werden, desto höher ist auch der Aufpreis. Noch aber lohnt sich dieses Geschäft: Viele Bauherren haben vor sieben oder acht Jahren noch zu 4,5 bis 5,5 Prozent finanziert. Sie könnten sich nun (trotz des Aufschlags) deutlich günstigere Konditionen sichern – und die echte Zinsersparnis in eine höhere Tilgung investieren.
Schneller schuldenfrei

Nicht nur die Lage an den Finanzmärkten - auch der Wert der Immobilie beeinflusst den Zinssatz eines Hypothekendarlehens. Es lohnt sich daher in jedem Fall, die Forward-Finanzierung mit einer neuen Bank zu planen. Der Grund: Der alte Anbieter könnte auf eine neue Wertermittlung verzichten und die vermutliche Wertsteigerung bei der Zinskalkulation außer Acht lassen. Auch die Kosten, die bei einem Bankwechsel aufgrund der erforderlichen Grundschuldabtretung anfallen, sind vertretbar. Welche Auslagen auf Sie zukommen, können sie schnell und einfach mit unserem Rechner zu Notar- und Grundbuchkosten ermitteln.
Wie sich das auswirkt, zeigt das folgende Beispiel.

Ein Kunde hat vor acht Jahren für sein Haus 250.000 Euro bezahlt. Heute könnte er ohne weiteres mit einem Objektwert von 275.000 Euro rechnen. Das entspricht nur einer jährlichen Wertsteigerung von 1,5 Prozent - in Spitzenlagen wäre sogar eine jährliche Steigerung von durchschnittlich bis zu fünf Prozent möglich. Das entspräche einem Hauspreis von 350.000 Euro. Wir kalkulieren in unserem Beispiel allerdings konservativ und legen die niedrigere Steigerungsrate zugrunde.


Unser Käufer hat sein Darlehen über 200.000 mit 5,5 Prozent Sollzins plus zwei Prozent Tilgung finanziert. Die monatliche Rate belief sich auf 1.250 Euro.

Am Ende der Zinsbindung im Juli 2017 liegt die Restschuld des Kunden bei 146.800 Euro. Das sind etwa 54 Prozent des neu kalkulierten Objektpreises von 275.000 Euro. In Kombination mit einer rechtzeitig abgeschlossenen Anschlussfinanzierung schwinden die Schulden nun immer schneller. Eine Ratenerhöhung von gerade einmal 100 Euro bewirkt, dass der Kunde – nach aktuellem Stand – sein Darlehen innerhalb von weiteren zehn Jahren komplett tilgen kann. Der Zinssatz liegt in diesem Szenario bei effektiv 2,03 Prozent und ist zehn Jahre lang festgeschrieben.

Ergebnis: Während der Kunden in den ersten zehn Jahren nur rund 50.000 Euro tilgen konnte, hat er in den zehn Jahren darauf etwa 150.000 Euro Schulden abgebaut. Ermöglicht haben das der höhere Objektwert sowie die aktuellen niedrigen Zinsen inklusive eines kleinen Forward-Aufschlags.
Keine Chance ohne Risiko


Aktuell sind Zinsen von 1,6 Prozent bis 1,8 Prozent für zehn Jahre fest möglich. Kunden, die 24 Monate vor Auslaufen der Ursprungsfinanzierung ein Forward-Darlehen abschließen, zahlen darauf einen Aufschlag von etwa 0,4 Prozent.

Das Risiko, das sie dabei eingehen: Wenn die Zinsen nicht – wie erwartet – steigen, sondern für die kommenden beiden Jahre auf dem aktuellen Niveau verharren, zahlen sie im Lauf der Jahre bei unserem obigen Beispiel von knapp 150.00 Euro etwa 3600 Euro zu viel. Sinken die Zinsen in dieser Zeitspanne um 0,4 Prozent, verlieren sie sogar 7200 Euro.

Dennoch raten wir in der aktuellen Situation zum Abschluss eines Forward-Darlehens. Die aktuelle Entwicklung in Griechenland ist zwar keine Garantie für steigende Zinsen. Sie erhöht aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Sätze anziehen. Gleiches gilt für die Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB): Deren Anleihen-Kaufprogramm wird Auswirkung auf die Inflationsrate haben und dürfte damit wohl auch zu langfristig steigenden Zinsen führen. Wer sich die derzeit noch günstigen Zinsen – bei mehr als überschaubaren Risiken – sichern will, sollte daher keine Zeit verlieren.
 
Griechenlands neuer Finanzminister: Tsakalotos will Kurs von Varoufakis beibehalten



Nach dem Rücktritt von Yanis Varoufakis hat Griechenland einen neuen Finanzminister. Der bisherige Vize-Außenminister Euklides Tsakalotos übernimmt den Posten und nimmt bereits am Abend an der Tagung der Euro-Gruppe in Brüssel teil.

 
"Ich würde das gerne verstehen": Juncker will Grexit verhindern


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Der Chef der EU-Kommission gibt vor dem Sondergipfel ein klares Bekenntnis ab: Griechenland soll Teil Europas bleiben und den Euro behalten. Der französische Premier bringt eine Umschuldung ins Spiel. In Deutschland wächst der Widerstand bei der Union.


EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker will Griechenland in der Eurozone halten. "Niemand darf die Griechen hinauswerfen wollen", sagte er vor dem Europaparlament in Straßburg. Die Verhandlungen mit Athen müssten erneut aufgenommen werden.
Umfrage
Nach dem «Nein» der Griechen zu den Sparvorgaben der internationalen Geldgeber sind Urlauber verunsichert. Photo: Kay Nietfeld Foto: Kay Nietfeld


Vom griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras forderte Juncker eine Erklärung für das Referendum vom Sonntag. Er respektiere die Abstimmung, beteuerte der EU-Kommissionspräsident. "Ich würde das gerne verstehen", sagte er. Die vorgelegte Frage zu Spar- und Reformforderungen der Geldgeber habe zum Zeitpunkt der Stimmabgabe nicht mehr auf dem Tisch gelegen.

Juncker rügte abermals die Athener Regierung, die sich teilweise im Ton vergriffen habe. Er spielte damit auf die Äußerungen des mittlerweile zurückgetretenen Finanzministers Yanis Varoufakis an, der den internationalen Gläubigern Griechenlands "Terrorismus" und "Erpressung" vorgeworfen hatte.


Valls: Grexit hätte politische Folgen

Juncker dämpfte die Erwartungen an das Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder am Abend in Brüssel. Dabei könne es noch keine Lösung geben. "Und wenn es heute eine Lösung geben könnte, dann wäre es wiederum eine zu einfache Lösung", sagte er.
"Nein" anders als Rest Europas

Frankreichs Premierminister Manuel Valls hingegen brachte wieder eine Umschuldung ins Spiel. "Es gibt kein Tabuthema bei den Schulden, bei der Umschuldung", sagte er. Europa dürfe einen Austritt des Landes aus der Währungsunion nicht riskieren - aus wirtschaftlichen Gründen, vor allem aber aus politischen Gründen, sagte Valls.

Der erste Austritt eines Euro-Landes aus der Währungsunion hätte nach seiner Ansicht Auswirkungen "auf das Wachstum und die globale Wirtschaft". "Europa steht auf dem Spiel", warnte Valls. Es müsse "alles für ein Abkommen" getan werden. Die Grundlage für eine Einigung mit Athen existiere, betonte der sozialistische Regierungschef.

CSU-General: "Nein heißt jetzt auch für uns Nein"

Bundeskanzlerin Merkel hatte am Montagabend bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande betont, die "Tür für Gespräche" sei weiterhin offen. Sie werde aber keine Vorschläge machen, das müssten die Griechen tun. Innerhalb der CDU und CSU gibt es allerdings zunehmend Kritik an der Griechenlandpolitik der Bundesregierung. "Griechenland hat Nein gesagt. Nein heißt jetzt für uns auch Nein zu Verhandlungen und zum Hilfspaket", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer der "Bild"-Zeitung.

Der Vorsitzende des Bundestags-Wirtschaftsausschusses, Peter Ramsauer (CSU), erklärte, das Votum der Griechen beim Referendum sei zwingend als "Nein zu jeglicher Art eines neuen Hilfspakets" zu verstehen. Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der Unionsfraktion, Christian von Stetten, schloss sich den Nein-Sagern an. Der CDU-Politiker verlangte, das "Experiment mit den reformunwilligen Griechen im Euro-Raum" zu beenden.

Sollte Griechenland offiziell einen Antrag für ein drittes Hilfspaket stellen, würde dieser nach den Regeln des ESM-Rettungsschirms behandelt. Demnach müsste der Bundestag dem Antrag zunächst zustimmen und der Bundesregierung damit ein Mandat für Verhandlungen erteilen. Auch das Ergebnis dieser Verhandlungen müsste vom Bundestag gebilligt werden.
 
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