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Eingeschleust von der AfD ? Corona-Leugner dringen in Bundestag ein - Minister bedrängt, Büros gestürmt !

Am Tag der Abstimmung über das geänderte Infektionsschutzgesetz haben Bundestagsbesucher für Irritationen gesorgt.

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In den Bundestag eingeschleuste Personen haben u.a. versucht in Büros einzelner Abgeordneter einzudringen, twitterte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Mast am Mittwoch.
Ich bin fassungslos.
Freigewählte Abgeordnete an Abstimmungen zu hindern und zu bedrängen ist das Allerletzte.
Das Ziel: Die Demokratie zersetzen.

Auf einem auf Twitter verbreiteten Video ist zudem eine Frau zu sehen, die Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auf einem Flur des Bundestags anspricht und ihn dabei mit einer Handykamera filmt.
Die Aufnahme ist nach dpa-Informationen authentisch und dokumentiert eine Szene, die sich am Mittwoch im Bundestag abgespielt hat.

Die Frau redet auf Altmaier ein und sagt dabei unter anderem offenbar über den Minister: Er hat kein Gewissen.
Altmaier entgegnet, er vertrete seine Wähler.
Sie dürfen gerne demonstrieren, aber ich habe mein freies Gewissen.

Der FDP-Abgeordnete Konstantin Kuhle sagte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage, er habe die gleiche Frau vor dem Plenarsaal getroffen.
Sie habe ihn gefragt, wie er abstimmen wolle.
Er habe an dieser Stelle nicht mit einem Treffen gerechnet und sei weitergegangen.
Die Frau habe einen Gästeausweis an der Jacke gehabt, wie ihn Besucher bekämen, die von Fraktionen oder einzelnen Abgeordneten angemeldet worden sein.

Das zeigt symptomatisch, dass unsere Demokratie nur funktioniert, wenn man sich an die Regeln hält, sagte Kuhle, der auf Twitter auch schrieb, Menschen seien eingeschleust worden und bedrängten Abgeordnete.

Die normalerweise gültige Regelung, wonach Abgeordnete sechs unangemeldete Besucher mit in den Bundestag nehmen können, wurde für den Mittwoch aus Sicherheitsgründen ausgesetzt.
Ein Sprecher des Bundestags erklärte, Besucher müssten aber weiterhin die Sicherheitsschleuse passieren und ihre Personalien würden auf Auffälligkeiten in Polizeidatenbanken geprüft.


 
Neues Infektionsschutzgesetz beschlossen: Corona-Maßnahmen, Tests, Quarantäne, was mit dem neuen Gesetz jetzt anders wird !

Mit dem neuen Infektionsschutzgesetz, das am Mittwoch verabschiedet wurde, sollen die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung eine solidere gesetzliche Grundlage bekommen.
Am Nachmittag stimmte auch der Bundesrat zu.
Damit ist der Weg frei, damit es in den kommenden Tagen in Kraft treten kann.


Was wird zu Schutzmaßnahmen festgeschrieben?
Erstmals enthält das Gesetz einen Katalog möglicher Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie.
Aufgelistet werden etwa Ausgangs- oder Kontaktbeschränkungen im privaten und öffentlichen Raum, Abstandsgebote, die Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung sowie Beschränkungen für den Kultur- und Freizeitbereich, die Schließung von Schulen und Kitas sowie die Erteilung von Auflagen für Bildungseinrichtungen.

Genannt sind in dem neuen Paragrafen 28a außerdem Beschränkungen für Übernachtungsangebote, die Schließung von Einzel- oder Großhandel sowie von Gastronomiebetrieben, Absagen und Auflagen für Veranstaltungen, Versammlungen und religiösen Zusammenkünfte.
Zudem werden in dem Gesetz das Verkaufs- und Konsumverbot für Alkohol auf bestimmten öffentlichen Plätzen oder zu bestimmten Zeiten genannt, ebenso die Anordnung von Reisebeschränkungen.

Wie könnten solche Einschränkung umgesetzt werden?
Angeordnet werden Schutzmaßnahmen weiterhin durch Verordnungen der Länder sowie bei Zuständigkeit auch des Bundes.
Dabei wird noch einmal ausdrücklich auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit hingewiesen.
Zudem müssen neben Gesundheitsaspekten auch soziale und wirtschaftliche Folgen geprüft werden.

Weiterhin müssen Einschränkungen künftig immer befristet sein und die Regierenden müssen den Parlamenten eine Begründung vorlegen, warum die jeweilige konkrete Maßnahme erforderlich ist.
Einschränkungen von Demonstrationen oder von Gottesdiensten, die beide in besonderem Maße durch die Verfassung geschützt sind, sollen nur zulässig sein, wenn es dafür zur Pandemieabwehr keine Alternative gibt.

Endet der vielfach kritisierte Flickenteppich bei Corona-Maßnahmen?
Auch künftig wird es unterschiedliche Verordnungen auf Länderebene geben.
Allerdings erwartet die Koalition eine größere Einheitlichkeit zumindest bei den Kriterien für angeordnete Maßnahmen.
Ausdrücklich genannt wird im Gesetz als Schwellenwert für Schutzmaßnahmen die Zahl von 35 beziehungsweise 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen.

Bekommen die Parlamente mehr Mitspracherechte?
Mit der Forderung nach einem Parlamentsvorbehalt, also einem Recht von Bundestag oder Landtagen, Verordnungen zumindest im Nachhinein wieder zu kassieren, konnte sich die SPD nicht durchsetzen.
Insofern bleibt es bei Informationsrechten und der Begründungspflicht.
Allerdings dürfte es für Regierungen schwer sein, sich über ein anderslautendes Parlamentsvotum hinwegzusetzen.

Was wird für die im kommenden Jahr erwarteten Impfungen und für die Tests festgelegt?
Geregelt wird die geplante Priorisierung von Impfungen, also ein vorrangiger Anspruch von Menschen aus Risikogruppen und Beschäftigten im Gesundheitswesen und anderen als besonders wichtig eingestuften Bereichen.
Auf längere Sicht sollen Impfungen allen offenstehen, unabhängig von einer Krankenversicherung.
An den Kosten werden auch die privaten Krankenversicherungen beteiligt.
Impfzentren sollen nach dem Willen der Bundesregierung bundesweit bis zum 15. Dezember einsatzbereit sein.

Um mehr Corona-Tests machen zu können, sollen künftig bei Bedarf auch Kapazitäten veterinär- und zahnmedizinischer Labore in Anspruch genommen werden können.
Besonders gefährdete Menschen können zudem einen Anspruch auf bestimmte Schutzmasken erhalten.

Was wird für Urlaubs-Rückkehrer aus Risikogebieten geregelt?
Sie erhalten anders als bisher keinen Verdienstausfall, wenn sie nach der Rückkehr in Quarantäne müssen.
Das Gesetz regelt zudem die digitale Einreiseanmeldung und die Pflicht, den Aufenthaltsort in den zehn Tagen vor und nach der Rückkehr anzugeben.

Voraussetzung für diese wie auch für andere Vorgaben ist, dass der Bundestag eine "epidemische Lage von nationaler Tragweite" beschlossen hat - was derzeit der Fall ist.
Dafür werden Kriterien anhand von Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) präzisiert.

Was ist noch vorgesehen?
Fortgeführt wird die Regelung, dass Eltern einen Verdienstausfall erhalten, wenn ihr Kind in Quarantäne muss.
Neu festgelegt werden Kriterien für Ausgleichsansprüche von Krankenhäusern, die Betten für Corona-Kranke freihalten.


 
Eklat durch Polen und Ungarn: Merkel soll es richten - aber wie ?

Der EU droht inmitten der Corona-Pandemie das Geld auszugehen: Ungarn und Polen blockieren per Veto den neuen EU-Haushalt.
Am Abend ist Krisensitzung.
Wie kann es weitergehen?

Was zunächst nach abstraktem Geschehen in Brüssel klingt, könnte zu einem Riesenproblem werden: Ungarn und Polen blockieren den EU-Haushalt. Platzt der Deal, steht die Europäische Union ohne Budget und ohne Corona-Hilfen da – inmitten der Pandemie.
Plötzlich wird über Maßnahmen diskutiert, die in EU-Kreisen als "Atombombe" bezeichnet werden.

"Jetzt ist nicht die richtige Zeit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Wiederaufbau zu blockieren", stellt Sven Giegold, Mitglied des Europäischen Parlaments und Sprecher der deutschen Grünen fest.
Klar ist: Die EU steckt in der Krise.
Ausweg ungewiss.
Wie konnte es so weit kommen – und wie geht es weiter?

Der EU-Haushalt und die Corona-Hilfen
Der geplante EU-Haushalt setzt sich zusammen aus dem sogenannten mehrjährigen Finanzrahmen und den Corona-Aufbauhilfen.

Der mehrjährige Finanzrahmen ist das reguläre Budget der Union und umfasst alle Ausgaben: von der Verwaltung über Landwirtschaftshilfen bis hin zur Raumfahrt.
Er wird für mehrere Jahre festgelegt, in diesem Fall von 2021 bis 2027.
Es geht um über eine Billion Euro.

Dazu kommen in diesem Jahr die Corona-Aufbauhilfen in Höhe von 750 Milliarden Euro.
Davon sollen 390 Milliarden Euro als Zuschüsse, also ohne die Pflicht zur Rückzahlung, ab Mitte 2021 ausgezahlt werden.
Bis dahin sollen die nötigen Genehmigungsverfahren beendet sein.
Zehn Prozent, also 39 Milliarden Euro, sollten jedoch schon mit dem ersten Januar als Sofortmaßnahme gezahlt werden.
Das ist nun nicht mehr sicher.

Es geht nicht um den Haushalt
Das Problem: Seit dem Vertrag von Lissabon ist der EU-Haushalt ein verbindlicher Rechtsakt mit besonderem Gesetzgebungsverfahren.
Damit muss der Haushalt im Rat mit Einstimmigkeit beschlossen werden.
Dies nutzen Polen und Ungarn jetzt mit ihren Vetos aus.
Es geht ihnen jedoch nicht um den Haushalt – sondern den sogenannten Rechtsstaatsmechanismus.

Dieser soll zusätzlich zum Haushalt beschlossen werden, ist aber mit ihm verknüpft.
Der Entwurf besagt, dass Mitgliedsstaaten die Gelder gekürzt werden können – immer dann, wenn Verstöße des Staates gegen die Rechtsstaatlichkeit die Haushaltsführung der EU beeinträchtigen oder zu beeinträchtigen drohen.
Eine solche Sanktionierung müsste mit qualifizierter Mehrheit im Rat beschlossen werden, der betroffene Staat könnte also kein Veto einlegen.

Dieser Entwurf muss jetzt vom Rat der Staats- und Regierungschefs noch offiziell mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen werden.
Ungarn und Polen drohen also, überstimmt zu werden und nutzen die Veto-Möglichkeit beim Haushalt als Druckmittel.

Orbán: "Erpressung" durch die EU
Warum Ungarn und Polen? Die Regierungen der beiden Länder fühlen sich durch drohende Sanktionen in ihrer Souveränität eingeschränkt.
Der polnische Präsident Andrzej Duda sprach von einem "Diktat", mit welchem man nicht einverstanden sei.
Ungarns Regierungschef Viktor Orbán warf der EU auf Twitter "Erpressung" hinsichtlich seiner ablehnenden Haltung in Sachen Migration vor. In Brüssel würden "nur Länder, die Migranten aufnehmen, als Rechtsstaaten betrachtet", schrieb er.

Die Befürchtung der Länder, bald von einer Kürzung der Gelder betroffen zu sein, ist nicht unbegründet.
In diesem Jahr hat die Kommission einen Bericht über die Rechtsstaatlichkeit in den Mitgliedsländern vorgelegt.
Dort werden sowohl Polen als auch Ungarn zahlreiche Verletzungen dieses Prinzips vorgeworfen: In Polen ist beispielsweise der Justizminister gleichzeitig Generalstaatsanwalt, in Ungarn ist die Pressefreiheit nicht garantiert, es gibt Bedenken aufgrund der Korruption im Land.
Wegen dieser und weiterer Probleme laufen gegen beide Staaten EU-interne Verfahren.


Wie geht es nun weiter?
Am Donnerstagabend tagen die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten.
Eigentlich sollte es um die Zusammenarbeit in der Corona-Pandemie gehen, nun wird es eine Krisensitzung.
Polen und Ungarn könnten darauf hoffen, mit ihrem Veto andere Staaten, die dringend auf EU-Gelder angewiesen sind, dazu zu bewegen, gegen den Rechtsstaatsmechanismus zu stimmen und ihn so zu verhindern.
Im Gegenzug könnten sie dann den Haushalt freigeben.

Klar ist aber auch: Ganz ohne Rechtsstaatsmechanismus würde der Haushalt später im Europäischen Parlament scheitern, welches ebenfalls zustimmen muss.
Außerdem würden Staaten wie die Niederlande dann vermutlich ihrerseits ein Veto einlegen.
Es wäre also nichts gewonnen.

Auch Nachverhandeln ist schwierig: Das Europäische Parlament hatte sich von dem Rechtsstaatsmechanismus eigentlich mehr versprochen und nur nach harten Verhandlungen dem aktuellen Kompromiss überhaupt zugestimmt.
Noch mehr Abstriche will man nicht machen.
Das betonte Sven Giegold gegenüber t-online: "Der Rechtsstaatmechanismus wurde schon massiv eingedampft auf Druck von Ungarn und Polen.
Das, was jetzt noch davon übrig ist, darf nicht weiter verwässert werden, um nicht völlig unglaubwürdig zu werden."

Merkel ist am Zug
Bleibt der Europäische Rat: Die Präsidentschaft hier hat noch bis Ende des Jahres Deutschland inne.
Es liegt also an Bundeskanzlerin Angela Merkel, eine Lösung zu finden.
"Die deutsche Ratspräsidentschaft hat nun eine große Aufgabe vor sich.
Nämlich für eine Einigung zu sorgen und dabei auch klar zu machen, dass man sich nicht erpressen lässt“, meint Sven Giegold von den Grünen.
Mit einer Einigung der Staats- und Regierungschefs in der heutigen Runde wird aber nach Angaben eines Regierungssprechers nicht gerechnet.

Was passiert, wenn es keine Lösung gibt?
Ohne eine Einigung geht der EU das Geld aus.
Die Zeit drängt, Länder wie Spanien, Italien oder Frankreich, die bisher am stärksten von der Pandemie betroffen sind, bräuchten das Geld aus den ersten Corona-Hilfen dringend.
Diese würden dann im Januar jedoch nicht fließen.

Auch die regulären Finanzen der EU würden stillstehen: Als Nothaushalt vorgesehen ist monatlich ein Zwölftel des Haushalts des Vorjahres.
Dies betrifft allerdings ausschließlich mehrjährige Hilfen bei der Landwirtschaft sowie die Verwaltungskosten.
Zum Beispiel die für viele Länder so wichtigen Regionalhilfen würden vorerst wegfallen.
Ungarn und Polen profitieren am meisten von EU-Geldern

Damit würden Ungarn und Polen sich selbst eine ihrer größten Einnahmequellen verbauen: Die beiden Länder sind die zwei EU-Staaten, die aus ihrer Mitgliedschaft den größten finanziellen Gewinn machen.
Daher wäre es eine Möglichkeit, den Rechtsstaatsmechanismus mit der aktuellen Mehrheit im Rat zu beschließen, auch ohne die Zustimmung von Polen und Ungarn.

Ob sie dann noch bei ihrem Veto gegen den Rechtstaatsmechanismus bleiben würden?
Fraglich.
"Jemand, der Empfänger von Transfers ist, ist als Blockadeakteur nicht besonders glaubwürdig", findet auch Sven Giegold.

EU-Haushalt ohne Polen und Ungarn?
Ebenfalls möglich wäre es, die Corona-Hilfen vom mehrjährigen Finanzrahmen zu lösen.
Damit könnten wenigstens diese ausgezahlt werden.
Sowohl rechtlich als auch politisch wäre dies jedoch kompliziert und wohl kaum rechtzeitig für eine Auszahlung im Januar umsetzbar.

Grünen-Politiker Giegold nennt noch eine weitere Möglichkeit: "Man muss Polen und Ungarn klar signalisieren, dass ein solches Veto nicht akzeptabel ist.
Denn es gibt notfalls auch die Möglichkeit zu Beschlüssen nur mit den Mitgliedstaaten, die das wollen.
Das wäre natürlich äußerst bedauerlich, aber theoretisch kann sich auch eine Gruppe von Mitgliedsstaaten mit der Europäischen Kommission und dem Parlament auf eine begrenztere Gruppe von Ländern einigen, die von Geldern profitieren.“

Kommt die "Atombombe"?
Auch eine Option, die in EU-Kreisen als "Atombombe" betitelt wird, steht im Raum.
Artikel 7 des Vertrags von Lissabon sieht die Möglichkeit vor, EU-Mitgliedern die Stimmrechte zu entziehen, wenn ein Staat schwerwiegend gegen die Werte der Union verstößt.
Solche Verfahren laufen bereits gegen Ungarn und Polen – wurden aber bisher nicht weiter vorangetrieben, weil etliche der anderen Mitgliedstaaten keine Zerreißprobe für die EU auslösen wollten.

Zudem fordert das Verfahren mit einem Beschluss wieder Einstimmigkeit im Rat. Juristen argumentieren zwar, dass das Mitgliedsland, gegen das das Verfahren läuft, nicht mit abstimmen dürfte.
Sollte es so weit kommen, könnten sich Ungarn und Polen mit Vetos jedoch gegenseitig schützen.

"Die Wertekrise ist längst da"
Eine Lösung scheint somit in weiter Ferne.
Doch selbst wenn wider Erwarten eine Einigung beim Ratsgipfel erzielt wird: Abgewendet ist die Krise damit nicht.
Zum einen müssen nach dem Beschluss im Europäischen Rat in fast allen Mitgliedsstaaten noch die Parlamente zustimmen.
Hier könnte es also erneut zu Problemen kommen.

Zudem hat die Union schon lange unwiderrufbar Schaden genommen, sagt Sven Giegold: "Die Wertekrise ist längst da.
Wir haben Staaten, die offen mit Grundrechten und Grundwerten der EU brechen und da auch kein Hehl draus machen."
Auch wenn Polen und Ungarn ihre Vetos zurücknehmen sollten, wird sich daran nichts ändern.


 
Rufe nach Verbot von Silvesterfeuerwerk werden lauter !

Über Sinn und Unsinn der Silvesterböllerei wird schon länger diskutiert.
Doch mit der Corona-Krise bekommt die Debatte neuen Schwung.
Das ganze verbieten, meinen manche.
Auf die Vernunft der Bürger setzen, fordern andere.

Die anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen haben eine Debatte über ein Verbot von Feuerwerken an Silvester ausgelöst.
"Das Silvesterfeuerwerk muss in diesem Jahr coronabedingt ausfallen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der "Bild"-Zeitung vom Donnerstag.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Kuffer vertrat in dem Blatt sogar die Auffassung, "Silvesterböllerei und Feuerwerk" müssten verboten werden.
Dagegen lehnte der FDP-Vizefraktionschef Michael Theurerin ein Böllerverbot an.
Der Städtetag wandte sich gegen ein generelles Verbot.

Wendt gab zu bedenken, zu Silvesterböllern gesellten sich "rasch Alkohol, Personengruppen und Partystimmung".
Dies sei aber nicht angesagt.
Der Vizechef der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek, verwies allerdings auf die Notwendigkeit, Verbote auch zu kontrollieren und durchzusetzen.
Dies sei aber "in der Silvesternacht personell kaum machbar".
Vielmehr solle an die Bürger appelliert werden, auch in der letzten Nacht des Jahres auf größere Feiern zu verzichten.

"Jeden Tag eine neue Verbotssau durchs Dorf getrieben"
Der CSU-Politiker Kuffer vertrat in der "Bild"-Zeitung die Auffassung, wegen der aufgeheizten Stimmung im Land sei es zu gefährlich, wenn Leute auch noch mit Sprengstoff durch die Straßen laufen würden.
Der FDP-Abgeordnete Theurer erklärte hingegen, er sei "gegen einen Automatismus für immer neue Verbote".
"Wer jeden Tag eine neue Verbotssau durchs Dorf treibt, treibt noch mehr Menschen auf die Straße und in die Arme der Corona-Leugner."

Der Deutsche Städtetag wandte sich gegen ein Generalverbot von Silvesterfeuerwerk.
"In den Städten wird der Umgang mit privaten Silvesterfeuerwerken vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie unterschiedlich debattiert", sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Das örtliche und regionale Infektionsgeschehen sei verschieden, ebenso die örtlichen und städtebaulichen Gegebenheiten.
"Vor diesem Hintergrund gibt der Deutsche Städtetag keine Empfehlung ab, Silvesterfeuerwerke zu verbieten

Dedy verwies auch darauf, dass einige Städte bereits seit längerem das Abfeuern von Feuerwerk und Raketen in bestimmten Teilen der Innenstädte untersagten – um so die Sicherheit der Feiernden zu gewährleisten.
"Denn in mehreren Innenstädten gab es zu Silvester in den vergangenen Jahren Vorfälle, in denen Menschen durch Feuerwerkskörper gefährdet worden sind."

Branche warnt vor Insolvenzen
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach sich zwar gegen Böller und Raketen an Silvester aus.
Entscheiden müssten aber die Kommunen, sagte Reul der "Bild"-Zeitung.
"Am Halloween-Wochenende war es in unseren Partyhochburgen ganz ruhig", sagte der CDU-Politiker.
"Ich wünsche mir, dass das auch Silvester wieder so sein wird."

Derweil warnte der Verband der pyrotechnischen Industrie nachdrücklich vor einem Verbot von Silvesterfeuerwerk.
"Das würde für die Branche mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die Insolvenz bedeuten, und das Feuerwerk wäre dann ein für alle Mal in Deutschland nicht mehr vorhanden", sagte Verbandschef Thomas Schreiber im Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Auch sei damit zu rechnen, dass bei einem Verbot legaler Böller mehr illegales Feuerwerk gezündet werde.

Umwelthilfe: Am Vorbild Niederlande orientieren
Zu Wochenbeginn hatte bereits die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ein Verbot von Silvesterfeuerwerk gefordert und davor gewarnt, dass privates Feuerwerk die Krankenhäuser in der Corona-Krise weiter belasten könnte.
"Jedes Jahr werden Tausende durch Böller verletzt, darunter viele junge Menschen", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Die Bundesregierung solle deshalb dem Beispiel der Niederlande folgen und "Verkauf und Gebrauch von Silvesterfeuerwerk komplett verbieten".

Die niederländische Regierung hatte aufgrund der Corona-Pandemie am vergangenen Freitag ein Feuerwerksverbot an Silvester beschlossen.
Damit solle verhindert werden, dass sich Ärzte und Krankenpfleger zusätzlich um Menschen kümmern müssten, die sich an Feuerwerkskörpern verletzen, erklärte die Regierung.


 
AfD-Abgeordnete im Visier: Störungen im Reichstag könnten juristisches Nachspiel haben !

Während der Debatte zum Infektionsschutzgesetz belästigten Corona-Leugner Politiker im Reichstagsgebäude.
Der Bundestag prüft nun rechtliche Schritte gegen mehrere AfD-Abgeordnete.

Die Proteste und Störungen im Reichstag während der Debatte über das Infektionsschutzgesetz könnten für die Beteiligten juristische Folgen haben.
Der Bundestag will die rechtlichen Mittel ausschöpfen und prüft auch strafrechtliche Konsequenzen gegen AfD-Abgeordnete, die Störer ins Gebäude eingeladen haben.
Darauf verständigte sich am Donnerstag der sogenannte Ältestenrat der im Bundestag vertretenen Fraktionen.

Während der Debatte waren am Vortag auf den Fluren des Reichstagsgebäudes Abgeordnete von Besuchern bedrängt, gefilmt und beleidigt worden, darunter Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Im Fall Altmaiers filmten die Störer die Aktion und stellten das Video ins Internet.

Störer wurden von drei AfD-Abgeordneten eingeladen
Aus einem Bericht der Bundestagspolizei geht hervor, dass die insgesamt vier Besucher von den drei AfD-Abgeordneten Udo Hemmelgarn, Petr Bystron und Hansjörg Müller eingeladen worden waren.
Union und SPD wollen die Vorfälle schon an diesem Freitag im Plenum aufarbeiten.

Gegen das neue Infektionsschutzgesetz hatten am Mittwoch Tausende protestiert.
Es hat zum Ziel, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus auf solidere rechtliche Füße zu stellen und schreibt unter anderem eine zeitliche Befristung für Einschränkungen vor.

Bundeskanzlerin Angela Merkel rief zu weiterem Zusammenhalt und zu Solidarität der Generationen in der Corona-Krise auf.
Es sei wichtig, dass alle in der Gesellschaft aufeinander Rücksicht nähmen und nun nicht notwendige Kontakte vermeiden, sagte die CDU-Politikerin in einem Online-Dialog zur Situation der Pflege.
Die Wintermonate seien im Kampf gegen die Pandemie nun eine schwere Zeit, sagte Merkel.
Die Nachrichten über die Entwicklung von Impfstoffen seien aber positiv.


 
Geldstrafen und Sperrungen für Youtube, Facebook und Twitter: Russland will Propaganda im Netz jetzt unter Strafandrohung durchsetzen !

Russland will seine im Westen oft als Propaganda kritisierten Positionen auf Internetseiten künftig unter Androhung von Strafen durchsetzen.
Ein von kremltreuen Abgeordneten im Parlament eingebrachtes Gesetz sieht vor, auch etwa Netzwerke wie Youtube, Facebook und Twitter mit Geldstrafen bis hin zu Sperrungen zu belegen, wenn es dort zu einer Diskriminierung und Zensur russischer Medien komme.
Die Initiative gilt auch als eine Reaktion auf eine Blockade der Sendung von Wladimir Solowjow bei Youtube, der als kremltreuer Lügen-Propagandist in der Kritik steht.

In Russland sind schon jetzt unzählige Seiten gesperrt, die etwa auch kremlkritische Positionen verbreiten - wie zum Beispiel die Portale kasparov.ru und grani.ru.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte im Sommer die Praxis als Verstoß gegen die Meinungsfreiheit verurteilt und Russland aufgefordert, die Seiten freizugeben und den Zugang zu Informationen zu gewährleisten.

Internationale Organisationen wie Human Rights Watch, Amnesty International und Reporter ohne Grenzen beklagen seit langem massive und völlig willkürliche Eingriffe des russischen Staates in das Recht auf Meinungsfreiheit.
Kritiker befürchten, dass mit dem neuen Gesetz gegen die Diskriminierung russischer Positionen die Zahl der gesperrten Seiten noch deutlich zunehmen wird.

Über die Sanktionen gegen soziale Netzwerke und Internetplattformen soll in Moskau die Generalstaatsanwaltschaft in Abstimmung mit dem Außenministerium entscheiden, heißt es in dem Entwurf zur Änderung des Gesetzes Über Informationen, Informationstechnologien und zum Schutz von Informationen.
Möglich sind nach Angaben von Abgeordneten Strafen bis zu drei Millionen Rubel (rund 33 000 Euro) oder die teilweise oder komplette Sperrung von Internetseiten.

Das Außenministerium in Moskau hatte auch Twitter und Facebook in der Vergangenheit Zensur russischer Inhalte vorgeworfen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax zufolge am Donnerstag, dass es seit Monaten diskriminierende Handlungen gegen russische Medien gebe.
Und natürlich ist es notwendig, dagegen etwas zu tun.


 
Elektronische Fußfesseln für Gefährder: Versuch verlängert !

Sachsen-Anhalt will sogenannte Gefährder weiter versuchsweise mit elektronischen Fußfesseln überwachen.
Der Landtag verlängerte am Donnerstag eine Testphase, die seit Herbst 2018 läuft, um zwei Jahre.

Die Funktion der Fußfessel konnten die Behörden seitdem nur in einem Fall überprüfen.
Dieser einzelne Test sei aber sehr vielversprechend verlaufen, hieß es im Antrag der Regierung.

Die Polizei kann im Rahmen des Versuchs mit richterlicher Erlaubnis Menschen, denen die Sicherheitsbehörden einen Terror-Anschlag zutrauen, eine solche Fußfessel umlegen.
Sie weiß dann jederzeit, wo sich die betreffende Person aufhält.
Das Gesetz erlaubt in diesem Zusammenhang auch, Meldeauflagen und Kontaktverbote auszusprechen oder einen Aufenthaltsort festzulegen.


 
Störaktion im Bundestag: Auch Martin Schulz berichtet von "Schimpfkanonade" !

Anhänger der AfD haben im Bundestag Abgeordnete bedrängt und beleidigt.
Auch der frühere SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wurde angegangen.
Er fordert ein entschlossenes Durchgreifen.

Am Rande der Bundestagsdebatte über die Reform des Infektionsschutzgesetzes ist auch der frühere SPD-Vorsitzende Martin Schulz von einer Störerin verbal angegriffen worden.
Eine Frau, die offenbar von einem AfD-Abgeordneten ins Parlament geschleust worden war, habe ihn beschimpft, weil er ihr gesagt habe, dass er für die Reform des Infektionsschutzgesetzes stimmen werde, sagte Schulz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Er sei gerade aus dem Tunnel in den Reichstag gekommen, als die Frau mit laufender Handykamera ihn abgefangen habe, sagte Schulz.
Er habe zunächst gedacht, es handele sich um eine Journalistin und daher die Frage, wie er abstimmen werde, "ganz brav beantwortet".
Danach sei eine Schimpfkanonade auf ihn niedergegangen, sagte Schulz dem RND.

Martin Schulz fordert harte Sanktionen gegen die AfD
Dass die Frau von einem AfD-Abgeordneten ins Parlament geschleust worden war, bezeichnete Schulz als schweren Regelverstoß.
Er kenne das bereits "von den Rechtsextremisten im Europaparlament", sagte dessen ehemaliger Präsident.
"Das einzige Ziel dieser Parteien ist es, das Parlament von innen zu zerstören."
Parteien "wie die AfD" versuchten systematisch, rote Linien zu verschieben.

Schulz forderte ein entschlossenes Durchgreifen gegen solche Regelverstöße.
"Wer gegen die Geschäftsordnung des Parlamentes verstößt, muss hart sanktioniert werden, sagte der SPD-Politiker.

Am Rande der Debatte über das Infektionsschutzgesetz am Mittwoch hatte es eine Reihe von Vorfällen gegeben.
Besuchern, die von AfD-Abgeordneten als Gäste eingeladen wurden, wird vorgeworfen, Abgeordnete und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedrängt und unter Druck gesetzt zu haben.
Die übrigen Fraktionen machen dafür die AfD verantwortlich, die so den Abstimmungsvorgang habe behindern wollen.
Der Bundestag befasst sich am Freitag in einer Aktuellen Stunde mit den Vorfällen.


 
Nach Neuauszählung: "Keine Zweifel" - Biden siegt im Bundesstaat Georgia !

Nach der Neuauszählung der Wahlstimmen in Georgia haben die Behörden den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden bestätigt.
Der erhebt derweil schwere Vorwürfe gegen Amtsinhaber Donald Trump.

Joe Biden ist bei einer Überprüfung als Sieger der Präsidentenwahl im Bundesstaat Georgia bestätigt worden.
Sein Vorsprung vor Amtsinhaber Donald Trump beträgt 12.284 Stimmen, wie der zuständige Staatssekretär Brad Raffensperger am Donnerstagabend (Ortszeit) mitteilte.

Todesdrohungen gegen Wahlverantwortlichen
Vor Beginn der per Hand durchgeführten Überprüfung der rund fünf Millionen Stimmzettel lag Biden mit rund 14.000 Stimmen vorn.
Der Rückgang kommt nicht überraschend: Schon vor einigen Tagen wurde festgestellt, dass Wahlkommissionen in zwei von Republikanern beherrschten Bezirken vergessen hatten, mehrere tausend ausgezählte Stimmen in die Rechnung aufzunehmen.

Raffensperger betonte im örtlichen Fernsehen, dass keine Anzeichen für Wahlbetrug gefunden worden seien.
Zuvor hatte dieser massive Drohungen von Republikanern erhalten.
Auch Todesdrohungen waren dabei.
Trump kann allerdings immer noch eine Neuauszählung beantragen, weil der Abstand zwischen den Kandidaten unter 0,5 Prozentpunkten liegt.
Der Staat mit einer Bevölkerung von 10,6 Millionen – etwas weniger als Baden-Württemberg – stellt 16 Wahlleute.

Biden war am 7. November von führenden US-Medien zum Sieger der US-Wahl erklärt worden.
Trump weigert sich allerdings, seine Niederlage einzugestehen.
Er spricht von Wahlbetrug, legt dafür aber keine stichhaltigen Beweise vor.
Er hofft, das Wahlergebnis auf dem Rechtsweg anfechten zu können.

Biden: der "unverantwortlichste Präsident" Amerikas
Biden nannte die Blockadehaltung Trumps nach der US-Wahl unterdessen "völlig unverantwortlich".
Seine Weigerung, das Ergebnis der Wahl vom 3. November anzuerkennen, schade dem Ansehen der Demokratie, sagte Biden am Donnerstag in Wilmington im Bundesstaat Delaware.
Mit Blick auf Trumps verschiedene Bemühungen, das Wahlergebnis zu untergraben, sagte Biden, dieser werde als der "unverantwortlichste Präsident" Amerikas in die Geschichtsbücher eingehen.

Wegen Trumps Haltung kann die vom Gesetz vorgesehene Übergabe der Amtsgeschäfte ("transition") noch nicht eingeleitet werden.
Eigentlich bekämen Biden und sein Team schon vor der Amtsübernahme Zugang zu Ministerien, Behörden und vertraulichen Informationen der Regierung.
Die Übergangszeit von der Wahl bis zur Vereidigung beträgt mehr als zwei Monate.
Biden soll am 20. Januar vereidigt werden.
Er warnt, dass Trumps Blockadehaltung die Eindämmung der Corona-Pandemie verzögern und zu einer noch größeren Opferzahl führen könnte.


 
Übergriffe im Bundestag: Gauland entschuldigt sich - Abgeordnete rechnen mit AfD ab !

Die Abgeordneten des Bundestages haben die Übergriffe von Gästen der AfD scharf kritisiert.
Zwar entschuldigte sich Fraktionschef Gauland für das Verhalten – doch wirklich abnehmen wollte ihm das niemand.

Nach der Belästigung von Politikern durch Besucher von AfD-Abgeordneten haben die anderen Fraktionen den Rechtspopulisten vorgeworfen, sie wollten die staatlichen Institutionen in den Schmutz ziehen.
Seit die AfD im Bundestag sitze, gehe es ihr nur darum, diesen schlecht zu machen und die anderen Parteien "in den Dreck zu ziehen", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer am Freitag in einer Aktuellen Stunde des Bundestags.

Bereits zu Beginn der Aktuellen Stunde wurde es hitzig, Grosse-Brömer attackierte die AfD heftig.
Die Aktionen der Störer seien der "Tiefpunkt einer dauerhaften Strategie der AfD" und keine Lappalie, sondern der "Bruch mit unserer parlamentarischen Kultur".
Abgeordnete von Union, SPD, Grünen und FDP applaudierten lautstark.

Störer filmten Abgeordnete und stellten Videos ins Netz
Während der Bundestagsdebatte über den Infektionsschutz in der Corona-Pandemie waren am Mittwoch auf den Fluren des Reichstagsgebäudes Abgeordnete von Besuchern bedrängt, belästigt, gefilmt und beleidigt worden.
Dies passierte unter anderem Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), dem FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle und dem früheren SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz.
Im Fall von Altmaier filmten die Störer die Aktion und stellten das Video ins Internet.

Dass die AfD das Infektionsschutzgesetz als "Ermächtigungsgesetz" bezeichnet und damit mit dem Ermächtigungsgesetz von 1933 gleichgesetzt habe, sei eine "bodenlose Unverschämtheit", sagte Petra Pau (Linke).
Wer so etwas sage, "der verharmlost den Faschismus und verhöhnt seine Opfer".
Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, warf der AfD vor: "Sie wollen die Institutionen in den Schmutz ziehen, weil Sie sie hassen."

Im Anschluss entschuldigte sich AfD-Fraktionsvorsitzender Alexander Gauland für die Störer.
Der Besuch sei "aus dem Ruder gelaufen".
Man hätte das als Partei verhindern müssen.
Gauland kritisierte allerdings auch, dass bei den Vorfällen nicht mit gleichem Maße gemessen werde.
Damit bezog sich Gauland auf eine Protestaktion von Aktivisten im Bundestag vor einigen Wochen.

Auch Abgeordnete der CSU, SPD, FDP und Grünen verurteilten die Aktion der Störer und den Umgang der AfD mit den Vorfällen scharf.
Der CSU-Abgeordnete Stefan Müller sprach von der "offiziellen Austrittserklärung der AfD aus dem parlamentarischen Diskurs".
SPD-Abgeordnete Barbara Hendricks sprach von Vorfällen, die sie so in ihren 26 Jahren als Bundestagsmitglied noch nicht erlebt habe.

Der CDU-Abgeordnete Patrick Schnieder sprach von einer wiederkehrenden Strategie der AfD und nahm Gauland die Entschuldigung nicht ab: "Erst kommt die Provokation, dann kommen die Krokodilstränen."
Die AfD habe die Grenzen des Anstands und des demokratischen Zusammenarbeitens überschritten.

Schäuble erwägt juristische Schritte
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) erwägt bereits juristische Schritte gegen die Beteiligten.
Er habe die Verwaltung gebeten, "alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen, gegen die Täter und diejenigen vorzugehen, die ihnen Zugang zu den Liegenschaften des Bundestages verschafft haben", heißt es in einem Schreiben Schäubles an alle Abgeordneten.

Der Bundestag will die Störungen durch Besucher mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ahnden – und dabei auch die AfD-Abgeordneten einbeziehen, die diese Besucher eingeladen hatten.
Das hatte der Ältestenrat in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen.
Union und SPD hatten die Aktuelle Stunde beantragt.


 
Bundestag verlängert höheres Kurzarbeitergeld !

Die Bundesregierung hat Sonderregelungen für Kurzarbeitergeld in der Corona-Krise verlängert.
Auch 2021 wird es das ganze Jahr eine Erhöhung geben.

Auch im nächsten Jahr bekommen Beschäftigte, die länger als drei Monate auf Kurzarbeit sind, ein erhöhtes Kurzarbeitergeld.
Der Bundestag hat die entsprechende Sonderregelung in der Corona-Krise am Freitag bis Ende nächsten Jahres verlängert.
Das Gesetz zur Beschäftigungssicherung muss abschließend noch durch den Bundesrat, der bereits deutlich gemacht hat, dass er keine Einwände gegen die Verlängerung hat.

Erhöhung der 70 Prozent des Lohns
Die Regelung sieht vor, dass Kurzarbeitergeld auch weiterhin ab dem vierten Bezugsmonat von seiner üblichen Höhe, nämlich 60 Prozent des Lohns, auf 70 Prozent erhöht wird – für Berufstätige mit Kindern von 67 auf 77 Prozent.
Ab dem siebten Monat in Kurzarbeit soll es weiterhin 80 beziehungsweise 87 Prozent des Lohns geben.
Profitieren sollen davon alle Beschäftigten, die bis Ende März 2021 in Kurzarbeit geschickt werden.
Minijobs bis 450 Euro bleiben zudem bis Ende 2021 generell anrechnungsfrei.

Die Bestimmungen sollten ursprünglich zum Jahresende auslaufen.
Die Regierung geht aber noch nicht von einer Entspannung der Situation aus, wie sie in der Begründung zu ihrem Gesetzentwurf schreibt.

Nach aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hatten Betriebe im August für rund 2,6 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet.
Auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle im April waren es knapp sechs Millionen.
Die Summen, die in der Corona-Krise bisher für das Kurzarbeitergeld ausgegeben wurden, bezifferte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Freitag auf rund 18 Milliarden Euro.
Ein Sprecher der BA sprach auf Nachfrage sogar von 19,4 Milliarden Euro.


 
Asien-Pazifik-Gipfel: Während Xi spricht, wütet Trump in seiner Twitter-Blase !

Acht Monate haben Trump und Xi nicht mehr miteinander gesprochen.
Das Verhältnis ist zerrüttet.
Deshalb wurde der Apec-Gipfel mit Spannung erwartet.
Trump aber war irgendwie gar nicht richtig da.

Der Kontrast war auffällig: Während Chinas Präsident Xi Jinping auf dem Asien-Pazifik-Gipfel über den Kampf gegen die Pandemie sprach, spuckte das Twitter-Konto von US-Präsident Donald Trump eine Mitteilung nach der anderen über angeblichen Betrug bei seiner Wahlniederlage aus.
Schon zum Auftakt der Videokonferenz der 21 Staats- und Regierungschefs der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) wirkte der vom Weißen Haus zugeschaltete Trump auffällig abgelenkt, fast desinteressiert.

Erster Kontakt seit acht Monaten
Es war nicht der große Auftritt, den sich der abgewählte, amtierende US-Präsident auf dem wichtigsten Gipfel der Pazifik-Anrainer am Freitag vielleicht gewünscht hätte.
Gastgeber Malaysia unterbrach die Live-TV-Übertragung nach dem Auftakt – noch bevor Trump seine Rede hielt.
Das Treffen der Apec-Wirtschaftsgemeinschaft war aber der erste, wenn auch virtuelle Kontakt mit seinem Rivalen, Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, seit acht Monaten.

Zuletzt hatten Trump und Xi Jinping am 27. März am Telefon miteinander gesprochen – bevor die Corona-Pandemie so richtig losging.
Danach war Trump noch voll des Lobes für Xi Jinping gewesen: "Großen Respekt!"
China hat viel durchgemacht und ein gutes Verständnis von dem Virus entwickelt.
Wir arbeiten eng zusammen", schrieb Trump damals auf Twitter über das "sehr gute Gespräch".

Trump gibt China Schuld an der Pandemie
Seither herrschte aber Funkstille.
Es gibt schwere Spannungen über den Handelskrieg, den harten Kurs Pekings in Hongkong, die Verfolgung der Uiguren und amerikanische Sanktionen.
Es ist von einem "neuen Kalten Krieg" die Rede.
Trump versucht, den wirtschaftlichen und technologischen Aufstieg Chinas und seinen Einfluss einzugrenzen.
Er verfolgt eine "Entkoppelung" der US-Wirtschaft.
Das Verhältnis zwischen den beiden größten Volkswirtschaften ist auf den tiefsten Stand seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1979 gefallen.

Heute lässt Trump keine Gelegenheit aus, China die Schuld für die "Pest", das "China-Virus", zuzuschieben – auch um von seinen eigenen Versäumnissen abzulenken, wie Kritiker sagen.
Er wirft China vor, nicht schnell genug und unzureichend gegen den massiven Ausbruch vor gut einem Jahr in der zentralchinesischen Metropole Wuhan vorgegangen zu sein.
"Wir müssen die Nation zur Rechenschaft ziehen, die diese Seuche auf die Welt losgelassen hat – China", sagte Trump im September vor der UN-Vollversammlung.

"Großer strategischer Erfolg im Kampf gegen das Virus"
Dagegen trat Xi Jinping sehr selbstbewusst auf, wohlwissend, dass Trump bald weg ist.
Das bevölkerungsreichste Land hat das Virus seit dem Sommer weitgehend unter Kontrolle und zählt heute kaum noch Infektionen.
Chinas Behörden bedienen sich strenger Maßnahmen, Quarantäne, Kontaktverfolgung und Einreisebeschränkungen.
"Wir haben einen großen strategischen Erfolg im Kampf gegen das Virus erzielt", sagte Xi Jinping am Vortag per Videoschalte vor Wirtschaftsführern.

Auch sei es China gelungen, die Produktion wieder in Gang zu bringen und somit in den ersten drei Quartalen wieder Wachstum zu erzielen, hob Xi Jinping hervor.
Während die Welt in einer tiefen Rezession steckt, wird China als einzige große Volkswirtschaft in diesem Jahr wachsen – voraussichtlich um zwei Prozent.
"Diese schwer gewonnenen Errungenschaften sprechen Bände über die Widerstandsfähigkeit und die Vitalität der chinesischen Wirtschaft", meinte Xi Jinping.

Chile musste Treffen wegen Unruhen im Land absagen
An dem Video-Gipfel nehmen auch Russlands Präsident Wladimir Putin und der neue japanische Ministerpräsident Yoshihide Suga teil.
Vor zwei Jahren hatte Trump nur Vizepräsident Mike Pence geschickt, was als Zeichen mangelnden Interesses an der Region gewertet worden war.
2019 musste Chile das Treffen wegen Unruhen im Land absagen.

Die 1989 gebildete Apec-Gemeinschaft repräsentiert mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung und 39 Prozent der Weltbevölkerung.
Der Gipfel folgt weniger als eine Woche auf den Abschluss des weltgrößten Freihandelsabkommens zwischen China und 14 anderen asiatisch-pazifischen Volkswirtschaften.
Die "regionale, umfassende Wirtschaftspartnerschaft" (RCEP) umfasst 2,2 Milliarden Menschen und ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung.

Freihandelspakt wurde als Erfolg Chinas gewertet
Neben China und den zehn Staaten der südostasiatischen Gemeinschaft Asean beteiligen sich auch US-Bündnispartner wie Japan, Australien und Südkorea.
Der Freihandelspakt wurde als Erfolg Chinas gewertet, das damit seinen Einfluss in der Region weiter ausbauen konnte.

Am Samstag begegnen sich Trump und Xi Jinping schon wieder – auf dem ebenfalls virtuellen Gipfel der Gruppe großer Industrienationen (G20) unter Vorsitz von Saudi-Arabien.
Es ist das erste Treffen der Staats- und Regierungschefs seit Beginn der Pandemie.
Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird an den zweitägigen Beratungen teilnehmen.


 
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