NEWS aus Politik und Soziales - In und Ausland !

"Bitte betet für uns!" Armee trennt Myanmar vom Internet !

Seit Tagen protestieren die Menschen in Myanmar gegen den Umsturz der Regierung durch das Militär.
Nun zieht die Armeeführung die Zügel enger.
Das Internet im Land kommt vollständig zum Erliegen.
In der Metropole Ragun fahren Panzer auf.

Zwei Wochen nach dem Militärputsch in Myanmar wachsen die Befürchtungen vor einem brutalen Vorgehen der Armee gegen die Bevölkerung.
In der Nacht zum Montag (Ortszeit) wurde das Internet in dem südostasiatischen Land komplett lahm gelegt, wie zahlreiche Beobachter in sozialen Medien berichteten.
In der größten Stadt Rangun waren Panzer auf den Straßen.

"Wir wissen nicht, was in den nächsten Stunden mit uns passieren wird, wenn die Internetverbindungen unterbrochen werden", schrieb eine Userin kurz vor dem Shutdown auf Twitter.
"Bitte betet für uns!"
Zahlreiche Botschafter in dem Land, darunter aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und den USA, forderten derweil am Sonntag das Militär dazu auf, nicht gewaltsam gegen Demonstranten vorzugehen, die "gegen den Umsturz ihrer legitimen Regierung protestieren".

Die Diplomaten verurteilten in ihrer Erklärung auch scharf die Festnahme zahlreicher Politiker und Aktivisten sowie die Sperrung des Internets und anderer Kommunikationsmittel.
"Wir unterstützen die Bevölkerung von Myanmar in ihrem Streben nach Demokratie, Freiheit, Frieden und Wohlstand."

Seit neun Tagen protestieren immer wieder Zehntausende Menschen in allen Landesteilen gegen den Putsch und die Militärjunta.
Die Armee hatte sich im früheren Birma vor zwei Wochen zurück an die Macht geputscht und die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie zahlreiche weitere Politiker in Gewahrsam genommen.
Die Junta verhängte anschließend einen einjährigen Ausnahmezustand und ernannte ein neues Kabinett.


 
Trotz Exportkontrollen: EU genehmigt offenbar Impfstoff-Ausfuhren !

Trotz der umstrittenen Exportkontrollen der EU sind laut einem Bericht mehrere Exportanfragen bewilligt worden.
Auch in Ländern, die selbst Impfstoffe herstellen.

Die Einführung der umstrittenen Exportkontrollen der EU für Corona-Impfstoffe hat in der Praxis bisher nicht zu einem Ausfuhrstopp geführt.
Wie das ARD-Europastudio in Brüssel am Montag unter Berufung auf die EU-Kommission berichtete, wurden alle 37 Exportanfragen, die zwischen dem 30. Januar und dem 10. Februar an die EU gestellt wurden, bewilligt.
Am 30. Januar war der sogenannte "Transparenz-Mechanismus" in Kraft getreten.

Die 37 genehmigten Exporte gingen oder gehen dem Bericht zufolge in insgesamt 21 Länder, darunter die USA, Großbritannien, China, Japan, Kanada und Australien.
Damit gehen auch Impfdosen an Länder, in denen selbst Corona-Vakzine hergestellt werden.

Zahlreiche Länder von Genehmigungspflicht ausgenommen
Angaben zu den exportierenden Unternehmen sowie zur Menge der ausgeführten Impfstoffe machte die EU-Kommission unter Verweis auf die teilweise Vertraulichkeit der Daten laut ARD nicht.

Die tatsächliche Liste der Staaten, in die Impfstoffe aus der EU exportiert werden, dürfte dem Bericht zufolge noch deutlich länger sein.
Zahlreiche Länder sind von der Genehmigungspflicht ausgenommen, etwa Norwegen, die Schweiz, Israel und die Ukraine.
Auch mehrere Dutzend Staaten, die im Rahmen des Covax-Programms mit Corona-Vakzinen versorgt werden sollen, gehören dazu.

Kontrollen waren Folge von Streit mit Astrazeneca
Die EU hatte den "Transparenz-Mechanismus" infolge des Streits mit Astrazeneca um Lieferverzögerungen eingeführt.
Der britisch-schwedische Hersteller will nach EU-Angaben im ersten Quartal dieses Jahres nur 40 Millionen Dosen seines Corona-Impfstoffs an die EU liefern, halb so viel wie ursprünglich geplant.
Brüssel kritisiert, dass Großbritannien und andere Nicht-EU-Länder offenbar bevorzugt werden.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte dem ARD-Europastudio vergangene Woche, das schwedisch-britische Unternehmen habe "in dieser Phase" noch keinen Export-Antrag gestellt.

Die Exportkontrollen gelten zunächst bis zum 31. März.
Genehmigen lassen müssen sich ihre Exporte alle Pharmafirmen, die einen Liefervertrag für Corona-Impfstoffe mit der EU haben.
Aktuell sind das Astrazeneca, Sanofi-GSK, Johnson&Johnson, Curevac, Moderna und Biontech/Pfizer.
Mit den umstrittenen Exportkontrollen will die EU sicherstellen, dass die zugesagten Lieferungen der Unternehmen an die EU erfüllt werden.


 
Krise in der Türkei: Der verspottete Erdonaut !

Im Schatten der Corona-Pandemie festigt Präsident Erdoğan seine Macht.
Dafür will er zum Mond fliegen und befeuert einen Konflikt mit Studenten in der Türkei.
Aber die Wirtschaftskrise hält an.

Es ist erneut eine große Erdoğan-Show.
Nach Brücken, Moscheen, einer U-Bahn und Palästen ist vergangene Woche die nächste große PR-Kampagne angelaufen.
Recep Tayyip Erdoğan will die Türkei zum Mond schießen – oder anders gesagt: Die Türkei hat vor, den Mond zu erobern.
"In der ersten Phase wollen wir Ende 2023 in der Erdumlaufbahn eine türkische Hybridrakete zünden, damit den Mond erreichen und eine Mondlandung durchführen", erklärte der türkische Präsident am Dienstag.
Dabei ist das türkische Mondprogramm – wie so oft beim Präsidenten – vor allem eines: das nächste Feigenblatt Erdoğans, um von innenpolitischen Problemen abzulenken.

Der offizielle Start des türkischen Raumfahrtprogramms fällt in eine Zeit großer politischer Umwälzungen in der Türkei.
Außenpolitisch wird die Regierung durch den Machtwechsel in den USA zur Abkehr vom ständigen Konfrontationskurs der letzten Jahre gezwungen.
Innenpolitisch ringt das Land noch immer mit einer Wirtschaftskrise – durch die Corona-Pandemie und durch den Verfall der Lira.
Erdoğan bekommt diese Probleme bislang nicht in den Griff, die Kritik an seiner Politik wächst im Land.
Im Kampf um seine Macht setzt der türkische Präsident erneut auf Spaltung.

Erdoğan erntet Spott und Kritik
In der gegenwärtigen Finanzkrise hat die Türkei momentan eigentlich nicht das Geld für Mondabenteuer, auch deshalb ließ Erdoğan wahrscheinlich die Kostenfrage offen.
Teile seiner Anhänger reagierten mit Jubel auf das Raumfahrtprogramm und folgten im Netz dem Aufruf Erdoğans, ein eigenes türkisches Wort für Astronaut zu finden.

In den sozialen Netzwerken überwogen allerdings Hohn und Spott, besonders die Opposition in der Türkei übte scharfe Kritik.
Engin Altay von der kemalistischen CHP sagte Medienberichten zufolge, mit dem veranschlagten Budget schaffe man es höchstens auf den Mount Everest, "höher kommt man damit nicht".

Ein Politiker der pro-kurdischen HDP, Ömer Faruk Gergerlioğlu, twitterte ein Foto, auf dem eine Müllsammlerin zu sehen ist, die zwei Kinder auf ihrem Müllsack transportiert.
Er kritisierte sinngemäß, dass die Türkei auf den Mond fliegen wolle, aber nicht die grundlegendsten Bedürfnisse der Bevölkerung absichern könne.

Wirtschaftskrise verschärft Armut
In der Tat halten die großen wirtschaftlichen Probleme in der Türkei an.
Im Zuge der Corona-Pandemie und des Absturzes der Lira stieg die Rate der Firmenpleiten um 43 Prozent an, Schätzungen zufolge liegt die Arbeitslosenquote bei knapp 20 Prozent.
Weitere Warnzeichen: Laut einer Umfrage der Gewerkschaft DISK sind sieben von zehn Menschen in der Türkei verschuldet, 40 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.

Die steigende Armut im Land wird zunehmend zum Sinnbild des politischen Versagens des Präsidenten, auch deshalb hüllt sich Erdoğan dazu in Schweigen.
Stattdessen plant er allein im Jahr 2021 zwei neue Paläste, Kosten: umgerechnet über 80 Millionen Euro.
Hinzu kommen das Raumfahrtprogramm und Kriegsbeteiligungen in Syrien, Libyen und Bergkarabach.
All das kann sich das Land momentan eigentlich nicht leisten.

Der Lira-Verfall konnte zwar seit Januar etwas gebremst werden, aber die Inflation bleibt trotz zuletzt starker Leitzinserhöhungen der Notenbank auf hohem Niveau.
Im Januar habe die Inflationsrate bei knapp 15 Prozent gelegen, teilte das nationale Statistikbüro mit.
Zu Beginn des Jahres ist die türkische Inflationsrate damit so hoch wie seit August 2019 nicht mehr.
In den vergangenen Monaten versuchte die Notenbank durch mehrfache und zum Teil sehr starke Zinserhöhungen, den Anstieg in den Griff zu bekommen.
Erdoğan hatte sich in den Jahren zuvor mehrfach für niedrige Zinsen ausgesprochen.

Außenpolitischer Kuschelkurs
Mit großen Propaganda-Initiativen von derartigen Problemen abzulenken, ist seit Langem Erdoğans Strategie.
Das gab auch sein Schwiegersohn und Ex-Finanzminister Berat Albayrak vor zwei Jahren preis.
Um die Reihen seiner Anhänger geschlossen zu halten, sucht sich der türkische Präsident außerdem immer wieder Konflikte im In- und Ausland.
Sein Kalkül: Den Patriotismus in der Türkei zu nähren, um sich dann als erster Verteidiger seines Landes gegenüber den zahlreichen Feinden präsentieren zu können.

Die Liste der Länder, Volksgruppen und Machthaber, mit denen er in den letzten fünf Jahren Streit hatte, ist lang: Griechenland, Frankreich, Zypern, Armenien, die Europäische Union, Israel, Deutschland, die USA und allgemein Christen.
Für seinen Machterhalt opferte er den Friedensprozess mit der kurdischen PKK, und für die Etablierung der Türkei als Regionalmacht schickte Erdoğan Soldaten nach Libyen, Syrien und Bergkarabach.
Diese Strategie – mit Patriotismus zum Machterhalt – funktionierte stets.

Aber die ständigen Konflikte führten auch zum Absturz der Lira, weil Erdoğan in seinen 20 Jahren an der Macht den wirtschaftlichen Aufschwung seines Landes durch ausländische Devisen und Kredite finanzierte.
Um den Verfall der eigenen Währung zu bremsen, setzt der Präsident nun auf einen Kurswechsel in der Außenpolitik.
Das liegt auch am Machtwechsel in den USA: Donald Trump waren die Konflikte in der Mittelmeerregion größtenteils egal – von Joe Biden befürchtet die Türkei nun andere Töne.

Deshalb setzt Erdoğan momentan auf einen außenpolitischen Kuschelkurs.
Auch mit der EU und Griechenland findet man im Mittelmeerkonflikt langsam zueinander.

Eine neue Gezi-Eskalation?
Da kommen für den Präsidenten andere innenpolitische Konflikte, die von der Wirtschaftskrise ablenken, gelegen.
In Istanbul protestieren Studierende und Akademiker der renommierten Boğaziçi-Universität sowie Unterstützer seit mehr als einem Monat gegen die Einsetzung des neuen Rektors Melih Bulu, der durch Erdoğan bestimmt wurde und der Regierungspartei AKP nahesteht.

Die Schärfe, mit der die türkische Regierung auf die Studierendenproteste reagiert, offenbart, wie sehr man den öffentlichen Fokus darauf verlagern möchte.
Die Jugendlichen seien "Mitglieder von Terrororganisationen", sagte Erdoğan.
Sie besäßen keine nationalen und moralischen Werte der Türkei, und seien darauf aus, das Büro des Rektors zu besetzen.

Man werde niemals zulassen, dass in der Türkei Terroristen herrschten und man werde das Nötige dagegen tun, erklärte der Präsident.
"Dieses Land wird keinen Gezi-Aufstand mehr in Taksim erleben und es auch nicht zulassen."
Erdoğan äußerte sich zudem erneut abwertend über lesbische, schwule, bisexuelle und Transmenschen (LGBT). "LGBT, so etwas gibt es nicht", sagte er.

Erdoğan nimmt mit seinen Äußerungen Bezug auf die regierungskritischen Gezi-Proteste von 2013.
Eigentlich würde dem Präsidenten aber ein Aufstand, den er einfach in den Griff bekommen könnte, sogar in die Karten spielen.
Neben einem Ablenkungsmanöver könnte die Regierung im Schatten der Proteste auch die staatliche Kontrolle über soziale Netzwerke und Messengerdienste erhöhen.
Zwei Fliegen, eine Klappe.

Spaltung der Opposition
Aber die Studierendenproteste sind nicht der einzige Grund, weswegen die Macht Erdoğans gefestigter ist als noch im Jahr 2020.
Mitte letzten Jahres diskutierte das Land noch über eine Spaltung der AKP.
Namhafte Politiker wie der ehemalige Präsident Abdullah Gül, Ex-Premierminister Ahmet Davutoğlu und Ali Babacan traten aus und gründeten eine neue Partei.
Die AKP sah sich außerdem einer geschlossen Opposition gegenüber.

Das hat sich nun geändert.
Auch einer der wichtigsten Gegner des Präsidenten hat die Gründung einer eigenen politischen Partei angekündigt.
"Ich gehe einen anderen Weg", sagte Muharrem İnce.
Er hatte mit der oppositionellen Republikanischen Volkspartei (CHP) bei der Präsidentschaftswahl 2018 30,6 Prozent der Wählerstimmen erhalten.

Die von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk gegründete sozialdemokratische CHP hatte sich zuletzt über den Kurs des derzeitigen Vorsitzenden Kemal Kılıçdaroğlu zerstritten.
Drei ehemalige Abgeordnete hatten im Januar die Partei verlassen.
İnce kritisierte die Parteiführung für ihren Widerstand gegen die türkische Außenpolitik in der Region und gegen die Unterstützung der Türkei für Aserbaidschan im Konflikt mit Armenien um die Region Bergkarabach.

Damit hat der Bergkarabach-Feldzug die Opposition gespalten.
İnce deutete an, erneut für das Amt des Präsidenten kandidieren zu wollen.
Die nächsten Präsidentschaftswahlen in der Türkei sollen im Juni 2023 stattfinden.
Das dürfte die CHP, zweitgrößte Partei im Land, wichtige Stimmen kosten.
Die Dominanz der AKP scheint momentan nicht in Gefahr.

Bis zur nächsten Wahl sind es allerdings noch über zwei Jahre.
Viel wird für Erdoğan davon abhängen, ob er und seine Regierung die Wirtschaftskrise in den Griff bekommen.
Das braucht allerdings Zeit – und tägliche Nachrichten über die derzeit missliche Lage helfen da kaum.
Somit dürfte sich der türkische Präsident in jedem Fall über neue Berichte über sein Mondabenteuer freuen – selbst wenn sie von Hohn und Spott begleitet werden.


 
Wo es beim Flüchtlingspakt mit der Türkei bis heute hakt !

Ein Pakt zwischen der EU und der Türkei soll seit 2016 die Flucht übers Mittelmeer unterbinden.
Beschlossen wurden damals auch Regeln zur Rückführung und Umsiedlung von Flüchtlingen – doch da hakt es.


Die Europäische Union hat im Rahmen des Flüchtlingspakts mit der Türkei seit 2016 insgesamt 28.300 Migranten aus Syrien aufgenommen.
Im selben Zeitraum wurden 2.134 syrische Flüchtlinge wieder in die Türkei zurückgeschickt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag hervorgeht.

Größtes Aufnahmeland in der EU ist demnach Deutschland.
Bis 20. Januar 2021 sind 10.157 syrische Migranten in die Bundesrepublik gekommen – also gut ein Drittel aller.
Frankreich nahm knapp 4.800 Flüchtlinge auf, die Niederlande annähernd 4.500.
Sieben Länder haben bislang keine Flüchtlinge im Rahmen des Programms aufgenommen: Ungarn, Tschechien, Polen, die Slowakei, Zypern, Irland.
Griechenland ist ein Sonderfall, da es selbst Tausende Flüchtlinge beherbergt, die es mit Booten über die Ägäis auf die griechischen Inseln geschafft haben.

1:1-Regel funktioniert kaum
Im März 2016 hatten die EU und die Türkei ein Abkommen geschlossen, um die Fluchtbewegungen übers Mittelmeer nach Griechenland zu reduzieren.
Dabei wurden auch Regelungen zur Umsiedlung und Rücknahme vereinbart.
Konkret verpflichtete sich die Türkei dazu, jeden Migranten, der illegal auf den griechischen Inseln ankommt, zurückzunehmen.
Im Gegenzug wollte die EU für jeden rückgeführten Syrer einen anderen Syrer aus der Türkei umsiedeln – die so genannte 1:1-Neuansiedlungsregelung.

Zugleich wurde beschlossen, dass bei einem dauerhaften Rückgang der irregulären Grenzübertritte eine Regelung für die freiwillige Aufnahme aus humanitären Gründen aktiviert wird.
Tatsächlich gingen nach Inkrafttreten des Pakts die Fluchtbewegungen insgesamt stark zurück.
Das Rückführprogramm funktioniert indes bis heute kaum.

Das liegt etwa daran, dass die griechischen Behörden mit dem Bearbeiten der Asylanträge auf den Inseln nicht hinterherkamen, und so oft ungeklärt blieb, ob ein Asylgrund vorlag oder nicht. I
st das nämlich nicht der Fall, werden die Betroffenen auf EU-Kosten in die Türkei zurückgebracht.
So aber warteten viele Migranten oft Jahre auf den Inseln, bis ihr Gesuch beschieden wurde.

Gleichzeitig tat sich die frühere linke Regierung in Athen aus ideologischen Gründen schwer, Menschen zurück in die Türkei zu schicken.
Die neue konservative Regierung beschleunigte nach ihrem Amtsantritt im Sommer 2019 die Asylverfahren deutlich.
Seit März 2020 sind die Rücknahmen durch die Türkei unter Verweis auf die Corona-Pandemie aber ohnehin ausgesetzt.

Bundesregierung: Pakt weitgehend erfolgreich
Die Bundesregierung erklärt in ihrer Antwort an die FPD-Fraktion, dass der Flüchtlingspakt in seinen Flucht- und Migrationsaspekten aus ihrer Sicht weitgehend erfolgreich umgesetzt werde.
So sei die türkische Küstenwache weiterhin im Einsatz, um irreguläre Migration in die EU zu verhindern.
Zudem gelte der Türkei große Anerkennung, weil es als weltgrößtes Aufnahmeland derzeit rund 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge beherbergt.

Gleichzeitig kritisiert die Bundesregierung die fehlende Reformbereitschaft auf türkischer Seite, weshalb Fragen wie eine erleichterte Visa-Vergabe oder der EU-Beitrittsprozess weiter auf Eis lägen.
Der FDP-Abgeordnete Ulrich Lechte, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, sieht den Grund für das fehlende Entgegenkommen Ankaras in der starken Abhängigkeit der EU von der Türkei.
"Europa bleibt in der Migrationsfrage der Türkei ausgeliefert", sagte Lechte.
"Die EU muss die eigenen Kapazitäten bei Grenzkontrolle und dem Grenzschutz schneller und stärker auf- und ausbauen.
Ziel muss es sein, Abhängigkeiten zu verringern."

Lechte forderte die Europäische Union auf, mit der Türkei Lösungen zu finden, wie eine Rückführung abgelehnter Flüchtlinge auch unter Pandemie-Bedingungen wieder hochgefahren werden kann.
Zugleich bemängelte er, dass sich die EU bis heute auf keinen Verteilungsmechanismus von Flüchtlingen verständigt hat.
"Da hat auch die deutsche EU-Ratspräsidentschaft leider keine Einigung erzielen können."
Dabei sei eine Einigung dringend notwendig, um die EU-Außengrenzen nachhaltig zu entlasten, so Lechte.
"Ein Verteilungsschlüssel innerhalb der EU und ein paralleler Ausbau des Grenzschutzes muss unser aller Ziel sein."


 
In der Türkei verschwinden immer wieder Menschen: Steckt der türkische Staat dahinter ?

Als die Studentin Nursena Kücüközyigit (20) am 29. Dezember mit ihrem Vater sprach, ahnte sie noch nicht, dass es vorerst das letzte Mal sein würde.
Ihr Vater war am Telefon gut gelaunt, erzählt sie.
Er wollte am nächsten Tag von Ankara in die Nähe von Istanbul fahren und dort Silvester mit seinen Kindern und seiner Ex-Frau verbringen.
Doch er sei dort nie angekommen, sagt seine Tochter.
Am 31. Dezember meldete sie ihren Vater als vermisst.
Hüseyin Galip Kücüközyigit - Jurist, ehemaliger Regierungsbeamter und nach dem Putschversuch 2016 entlassen - verschwand zwei Tage vor Silvester spurlos, mitten in der türkischen Hauptstadt.
Angesichts des Umgangs der Erdogan-Regierung mit Oppositionellen oder denjenigen, die man dafür hält, drängt sich der Verdacht auf, der Staat habe den Mann entführt.

Er sei weder im Krankenhaus noch in Polizeigewahrsam wieder aufgetaucht, sagt seine Tochter.
Inzwischen hegt sie einen schwerwiegenden Verdacht: Sie fürchtet, ihr Vater könne im Auftrag der Regierung entführt worden sein, weil es Parallelen zu anderen Verschwundenen gebe.
Menschenrechtler und Oppositionspolitiker sprechen von Dutzenden mutmaßlichen Fällen von sogenanntem „gewaltsamem Verschwindenlassen“ seit dem Putschversuch 2016.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert die Behörden auf, den Fall Kücüközyigit zu untersuchen.
Auf Anfrage der dpa äußerten sie sich zunächst nicht.

Gewaltsames Verschwindenlassen - durch einen Staat oder mit seiner Duldung - sei nach internationalem Recht ein Verbrechen, sagt Milena Büyüm von Amnesty International.
In den 80er und 90er Jahren habe es Hunderte solcher Fälle in der Türkei gegeben, vor allem im kurdischen Südosten des Landes.
Lange sei die Praxis kein Thema gewesen, in den letzten Jahren habe es wieder mehrere Verdachtsfälle gegeben, sagt Büyüm.
Alleine 2019 seien sechs Menschen mutmaßlich auf diese Weise verschwunden.

Nach Angaben von Amnesty wurde Kücüközyigit wegen angeblicher Mitgliedschaft in der Gülen-Organisation zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt.
Die türkische Regierung macht den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen für den gescheiterten Putsch verantwortlich.
Seine Bewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation.
Seit 2016 wurden mehr als 100.000 Staatsbedienstete entlassen und Zehntausende wegen mutmaßlicher Gülen-Verbindungen verhaftet.

Kücüközyigit hatte zuletzt als Jurist für das Büro des Ministerpräsidenten gearbeitet.
Auch er wurde nach dem Putschversuch entlassen.
Das Urteil gegen ihn ging in Revision.
Er war vor seinem Verschwinden auf freiem Fuß.
Die türkischen Oppositionsabgeordneten Ömer Faruk Gergerlioglu (pro-kurdische HDP) und Sezgin Tanrikulu (Mitte-Links Partei CHP) haben parlamentarische Anfragen zum Verbleib Kücüközyigits gestellt, aber bislang keine Antwort erhalten.

Gergerlioglu geht von 30 Fällen von Verschwundenen in der Türkei seit dem Putschversuch aus.
Das Muster der von ihm verfolgten Fälle sei ähnlich: Oft handele es sich um ehemalige Staatsbedienstete und es werde nicht ausreichend ermittelt.
Manche tauchten nach Monaten wieder auf, etwa in Polizeigewahrsam, „als hätte man sie dort hingebeamt“, sagt Gergerlioglu.
Danach würden sie oft wegen Spionage angeklagt.
Die meisten schwiegen, andere hätten angegeben, entführt und gefoltert worden zu sein.

Nicht alle Entführten schweigen
Gökhan Türkmen schwieg nicht.
Neun Monate lang wussten seine Angehörigen nicht, wo er war, bevor er im November 2019 plötzlich in Polizeigewahrsam auftauchte.
Nach Angaben von Human Rights Watch (HRW) wurde er anschließend wegen Spionage und mutmaßlicher Gülen-Verbindungen angeklagt.
Türkmen gab demnach im Februar 2020 vor Gericht an, von Sicherheitskräften entführt worden zu sein, die sich als Polizisten ausgaben.
Er sei 271 Tage lang mit verbundenen Augen an Händen und Füßen gefesselt in einer Zelle festgehalten worden.
Man habe ihn laut Aussage, die HRW vorliegt, gefoltert und misshandelt und ihm unter anderem Essen, Wasser und Schlaf entzogen.
Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Türkmen und seine Familie seien anschließend massiv unter Druck gesetzt worden, sagt die Türkei-Expertin von Human Rights Watch, Emma Sinclair-Webb.
Auch Anwälte, die sich mit solchen Fällen befassten, seien Repressalien ausgesetzt.
„Wir verstehen nicht, warum die Menschen verschleppt werden“, sagt Sinclair-Webb.
Man wisse auch nicht, welche Kräfte dafür verantwortlich seien, sie hätten mutmaßlich in irgendeiner Weise Verbindungen zum Staat.
Von einigen Menschen fehle bis heute jede Spur, wie von Yusuf Bilge Tunc, der am 6. August 2019 in Ankara verschwand.

Erst im Januar gab es einen weiteren Fall von mutmaßlichem Verschwindenlassen in Istanbul.
Sechs Tage lang galt der Arbeiter Gökhan Günes, der sich selbst als Sozialist beschreibt, als vermisst.
Seine Familie schlug öffentlich Alarm.
Günes gab nach seiner Freilassung bei einer Pressekonferenz an, nach der Arbeit an einer Bushaltestelle überwältig, in ein Auto gezerrt und an einem unbekannten Ort misshandelt worden zu sein.
Man habe ihm unter anderem Elektroschocks versetzt, ihn geschlagen und mit Vergewaltigung gedroht.
Seine Peiniger hätten sich „die Unsichtbaren“ genannt.
Man habe ihn als Informanten anwerben wollen.
Auch diese Aussagen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Tochter ermittelte auf eigene Faust
Ob Kücüközyigit ebenfalls verschleppt wurde, wisse man nicht, sagt Amnesty-Vertreterin Büyüm.
Es sei eine von vielen Möglichkeiten.
„Er ist auf eine Art und Weise verschwunden, die schwer zu erklären ist.“
Die Behörden hätten die Pflicht, zu ermitteln.
Kücüközyigits Tochter sagt, es gebe Ungereimtheiten bei den Ermittlungen und wirft den Behörden vor, diese zu verzögern.
Etwa seien Überwachungskameras nicht ausgewertet worden.
Sie reiste nach Ankara und stellte eigene Nachforschungen über den Verbleib ihres Vaters an.
Eine Aufnahme, die sein Büro zeige, habe sie sich selbst besorgt, sagt seine Tochter.
Er habe das Bürogebäude im Zentrum Ankaras am frühen Abend des 29. Dezember verlassen.
Es sei die letzte bekannte Aufnahme.

Amnesty International hatte eine Kampagne gestartet, um den türkischen Generalstaatsanwalt zu Ermittlungen zu bewegen.
Am 29. Januar soll Nursena Kücükközyigit allerdings informiert worden sein, ein Staatsanwalt in Ankara habe sich der Sache angenommen.


 
Seitenhieb auf Merkel ? Laschet: "Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden" !

Vor fünf Tagen hat sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet mit den anderen Länderchefs und der Kanzlerin auf den Inzidenzwert 35 geeinigt.
Jetzt distanziert sich der neue CDU-Chef davon.

Der neue CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet hat sich eindringlich gegen eine Bevormundung der Bürger im Kampf gegen die Corona-Pandemie ausgesprochen.
"Populär ist immer noch die Haltung, alles verbieten, streng sein, die Bürger behandeln wie unmündige Kinder", sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident am Montagabend beim digitalen Neujahrsempfang des baden-württembergischen Landesverbands des CDU-Wirtschaftsrats.
Das trage aber nicht auf Dauer, so Laschet.

Man müsse das Virus und seine Mutationen zwar ernst nehmen.
Aber man müsse zu einer abwägenden Position zurückkommen.
Kinder, die monatelang nicht in Schule oder Kita gehen, erlitten vielleicht Schaden fürs ganze Leben.
Laschet warnte vor einem zu einseitigen Fokus auf den Inzidenzwert.
"Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet", sagte er.
"Wir können unser ganzes Leben nicht nur an Inzidenzwerten abmessen."
Man müsse all die anderen Schäden etwa für die Gesellschaft und die Wirtschaft genauso im Blick haben wie die Inzidenzzahlen.

K-Frage der Union noch ungeklärt
Laschets Äußerungen lassen sich als Seitenhieb auf Kanzlerin Merkel deuten, die in den Verhandlungen mit den Landesregierungen immer wieder auf strenge Inzidenz-Werte bestanden hat.
Die Inzidenz gibt an, wie viele von 100.000 Einwohnern sich in einer Woche neue mit dem Coronavirus angesteckt haben.
Zuletzt hatten Merkel und die Länderchefs – auch Armin Laschet – vereinbart, den Lockdown bis zum 7. März zu verlängern.
Weitere Lockerungen für Handel, Gewerbe und Gastronomie soll es erst ab einer Inzidenz von unter 35 geben.

Laschet ist Mitte Januar zum neuen CDU-Chef gewählt worden.
Noch ungeklärt ist die Frage, mit welchem Spitzenkandidaten die Union im September in die Bundestagswahl geht – Laschet oder Bayerns Ministerpräsident, CSU-Chef Markus Söder.
Der sagt zwar immer wieder, er wolle in Bayern bleiben, entscheiden wollen die Schwesterparteien ihre K-Frage aber erst im Frühjahr.

Am Vortag hatte sich auch Schleswig-Holsteins CDU-Ministerpräsident Daniel Günter kritisch zum neuen Inzidenzwert von 35 geäußert: "Wenn wir ständig neue Dinge beschließen und erklären müssen, wie jetzt die Zahl 35 als neues Inzidenzziel, dann irritiert das die Menschen mehr, als dass dies Perspektive schafft", sagte Günter der Zeitung "Welt".


 
Nächste Verurteilung steht bevor: Kremlgegner Nawalny droht hohe Geldstrafe !

Für Alexej Nawalny könnte nun das nächste Gerichtsurteil folgen.
Nachdem der Kremlkritiker Anfang Februar zu einer Haftstrafe in einem Arbeitslager verurteilt wurde, muss er nun mit einer hohen Geldstrafe rechnen.

Begleitet von massiven Sicherheitsvorkehrungen ist in Russland der Prozess gegen den Kremlgegner Alexej Nawalny wegen Diffamierung eines Kriegsveteranen fortgesetzt worden.

Am dritten Verhandlungstag forderte die Staatsanwaltschaft, dass der Oppositionelle 950.000 Rubel (umgerechnet etwa 10.600 Euro) Strafe zahlen soll, wie Journalisten am Dienstag aus dem Gerichtssaal in der Hauptstadt Moskau berichteten.
Dabei sei die jüngst gegen ihn verhängte Haftstrafe in einem anderen Verfahren berücksichtigt worden, hieß es.
Nawalnys Anwälte plädierten demnach auf Freispruch.

Nawalny bestreitet die Vorwürfe
An diesem Samstag soll Nawalny das letzte Wort vor Gericht haben.
Danach wird mit einem Urteil gerechnet.
Am selben Tag – wenige Stunden zuvor – ist auch die Berufungsverhandlung in einem anderen Verfahren gegen den 44-Jährigen angesetzt.
Anfang Februar war der Politiker verurteilt worden, weil er gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben soll, während er sich nach einem Giftanschlag zur Behandlung in Deutschland aufhielt.

In dem Veteranen-Prozess drohen Nawalny eine Geldstrafe oder Zwangsarbeit, weil er einen 94 Jahre alten Teilnehmer des Zweiten Weltkrieges beleidigt haben soll.
Der Oppositionelle bestreitet die Vorwürfe und sieht den Prozess gegen ihn als politisch motiviert an, um ihn öffentlich als Verbrecher darzustellen und mundtot zu machen.

Nawalny hatte im vorigen Jahr Protagonisten eines Propagandavideos zur umstrittenen Verfassungsänderung als "Verräter" bezeichnet.
In dem Clip machten mehrere Menschen, darunter der Veteran, Werbung für die neue Verfassung, die in der Kritik steht, vor allem dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dauerhaft die Macht zu sichern.
Nawalny beruft sich auf das Recht auf freie Meinungsäußerung.

"Gewissenloseste Richterin der Welt"
Dem Oppositionellen droht indes weiterer Ärger mit der Justiz.
Zu Beginn der Verhandlung wollte die Staatsanwaltschaft Nawalnys frühere Aussagen vor Gericht überprüfen lassen.
Er hatte am vergangenen Freitag etwa zu der Richterin gesagt, sie habe wohl den Zuschlag bekommen, weil sie "die gewissenloseste Richterin der Welt" sei.

"Wir waren gerade bei der Geburt eines neuen Strafverfahrens dabei", meinte Alexej Nawalny den Journalisten zufolge nun.
"Wenn Sie denken, dass etwas beleidigend war, sagen Sie mir, was die Beleidigung war."
Die Richterin wies den Antrag der Staatsanwaltschaft zunächst zurück.


 
SPD-Chef schießt gegen Laschet: "unwürdige" Aussagen !

Armin Laschet hat sich skeptisch zu Grenzwerten geäußert – und erntet dafür heftige Kritik.
SPD-Chef Walter-Borjans unterstellt dem neuen CDU-Vorsitzenden, schon jetzt in seinem Amt überfordert zu sein.
CDU-Chef Armin Laschet hat mit skeptischen Äußerungen über den Inzidenzwert 35 als Messlatte für Corona-Lockerungen für Irritationen gesorgt.

Scharfe Kritik kam von SPD und Grünen.
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans bezeichnete die Aussagen am Dienstag als "unwürdig" für einen Parteivorsitzenden.
Der NRW-Ministerpräsident war mit seinen Äußerungen auch auf Distanz zum Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegangen.

Laschet hatte am Montag am Rande einer Veranstaltung des baden-württembergischen CDU-Wirtschaftsrats gesagt: "Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet."
Damit distanzierte sich Laschet offensichtlich von der von Merkel und den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder vergangene Woche getroffenen Entscheidung, statt des bisherigen Inzidenzwerts von 50 den Wert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen zur Messlatte für weitere Lockerungen von Corona-Schutzmaßnahmen zu machen.

Laschet warf auf der Veranstaltung auch den Verfechtern eines harten Kurses im Kampf gegen die Corona-Pandemie, zu denen Merkel sowie CSU-Chef Markus Söder gezählt werden, Populismus vor.
"Populär ist, alles verbieten, streng sein, die Bürger behandeln wie unmündige Kinder", sagte der CDU-Vorsitzende.
Er warnte davor, das Leben der Menschen nur an Inzidenzwerten abzumessen.

Laschet sei "bereits jetzt überfordert"
Die Aussage, "Politiker würden Grenzwerte erfinden, um das Leben der Menschen bewusst einzuschränken, ist eines Parteivorsitzenden unwürdig", sagte SPD-Chef Walter-Borjans den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Offensichtlich sei Laschet mit seiner Doppelrolle als Ministerpräsident und CDU-Chef "bereits jetzt überfordert".
Noch vor einer Woche habe er die Beschlüsse und Grenzwerte zur Eindämmung der Pandemie selbst beschlossen, "die er jetzt torpediert".
Er distanziere sich damit von sich selbst und vollführe die nächste Wende seiner Politik.

"Wer wie Laschet von 'erfundenen Grenzwerten' spricht, der zerstört Vertrauen in die Corona-Maßnahmen", schrieb SPD-Fraktionsvize Katja Mast im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Mit Blick auf Laschets Beteiligung an den Beschlüssen von Bund und Ländern kritisierte sie: "Allem zugestimmt und hinterher absetzen spricht von schwachem Charakter."
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil warf Laschet in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland einen "Schlingerkurs" und "unbeholfenen Populismus" vor.

"Es ist viel klüger, einen Puffer einzubauen"
Der Vorsitzende des Weltärtzebundes, Frank Ulrich Montgomery, verteidigte den Inzidenzwert 35 als Messlatte.
Wenn man Lockerungen bereits ab dem Wert von 50 vornehme, sei man wenige Tage später wieder in der roten Zone, warnte er in den RND-Zeitungen.
"Es ist viel klüger, einen Puffer einzubauen", gerade auch mit Blick auf die Mutationen.

Kritik an Laschet kam auch von den Grünen.
"Das Virus verhindert, dass Leben normal wieder stattfindet, nicht 'erfundene' Inzidenzwerte", erklärte die stellvertretende Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang.
"Dass Armin Laschet das entweder nicht verstanden hat oder bewusst anders darstellt, ist verantwortungslos", warf sie dem CDU-Chef vor.

Der CDU-Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann nahm Laschet in Schutz.
Er wandte sich im "Spiegel" dagegen, "immer nur an Inzidenzzielen herumzuschrauben".


 
Abgeordneter will Donald Trump vor Gericht stellen !

Beim Impeachment wurde er freigesprochen, nun will ein demokratischer Abgeordneter Ex-Präsident Donald Trump vor ein ziviles Gericht stellen.
Mit seiner Klage folgt Bennie Thompson dem Aufruf eines mächtigen Republikaners.

Ein demokratischer Abgeordneter aus dem US-Repräsentantenhaus will wegen der Erstürmung des Kapitols vor Gericht gegen den früheren Präsidenten Donald Trump vorgehen.
Der Parlamentarier aus dem US-Bundesstaat Mississippi, Bennie Thompson, reichte am Dienstag bei einem Gericht in der Hauptstadt Washington Klage gegen Trump und andere ein.

Darin wirft er Trump, dessen Anwalt Rudy Giuliani sowie mehreren extremistischen Gruppen vor, sie hätten gemeinsam ein Komplott geschmiedet, um die gewaltsamen Ausschreitungen anzuzetteln und so die offizielle Bestätigung von Trumps Wahlniederlage im US-Kongress zu stoppen.

Trump im Impeachment-Verfahren freigesprochen
Trump-Anhänger hatten am 6. Januar gewaltsam das Kapitol gestürmt, während der Kongress dort zusammengekommen war, um den Ausgang der Präsidentschaftswahl zu zertifizieren.
Trump hatte seine Unterstützer kurz zuvor bei einer Kundgebung damit aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg gestohlen worden sei.
Auch Giuliani hatte bei der Kundgebung gesprochen.
Die Demokraten im US-Kongress warfen Trump daraufhin "Anstiftung zum Aufruhr" vor und setzten ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn in Gang.

Am Samstag hatte der Senat den Ex-Präsidenten von dem Vorwurf freigesprochen.
Eine Mehrheit von 57 Senatoren stimmte zwar für eine Verurteilung, sie verfehlten damit aber die für eine Verurteilung nötige Zweidrittelmehrheit von 67 Stimmen.
50 Demokraten und sieben Republikaner stimmten für eine Verurteilung Trumps.

Thompson: "Aufruhr" war offensichtlich geplant
Thompson erklärte am Dienstag: "Während die Mehrheit der Republikaner im Senat ihre Verantwortung, den Präsidenten zur Rechenschaft zu ziehen, aufgegeben hat, müssen wir ihn für den Aufruhr zur Rechenschaft ziehen, den er so offensichtlich geplant hat."

In der Mitteilung zu der Klage wurde auch der oberste Republikaner im Senat, Mitch McConnell, zitiert, der kurz nach dem Freispruch gesagt hatte: "Wir haben eine Strafjustiz in diesem Land, wir haben Zivilklagen – und frühere Präsidenten sind gegen keines von beiden immun."
Der frühere Trump-Verbündete McConnell, der den Ex-Präsidenten in dem Verfahren selbst für unschuldig befunden hatte, rief damit quasi dazu auf, vor Gericht gegen seinen Parteikollegen vorzugehen.
Auf Thompsons Klage dürften weitere folgen.


 
Gabriel: "Bei der Pest wurden die Menschen auch nur weggesperrt" !

Ämter mit Faxgeräten, Schule ohne Digitalunterricht: Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisiert den Zustand Deutschlands in der Pandemie scharf.
Lobende Worte hat er hingegen für die Geduld seiner Landsleute.

Dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel fehlt im Kampf gegen die Corona-Pandemie der Einsatz moderner Technologien.
"Was mich am meisten ärgert: Wir behandeln die Pandemie mit den Mitteln des Mittelalters.
Bei der Pest wurden die Menschen auch nur weggesperrt.
Die Mittel des 21. Jahrhunderts lassen wir aber weitgehend ungenutzt liegen", sagte Gabriel der "Heilbronner Stimme".

"Die Corona-Warn-App ist ein Flop, es gibt kein Daten-Tracking, um die Infektionsherde schnell zu lokalisieren, und unsere Gesundheitsämter melden Daten per Fax und zählen vermutlich noch händisch."
Zudem sei es erbärmlich, "wie wenig eines der reichsten Länder der Erde – Deutschland – in der Lage ist, seine Schulen und Bildungseinrichtungen digital zu führen."

"Geduld der Deutschen wirklich zu bewundern"
Auch an die Länderchefs richtet Gabriel in dem Interview Kritik: Es mache die Menschen mürbe, wenn sie ständig neue Zahlen hören und sie ständig in den Stop-and-Go-Modus versetzt werden würden.
Außerdem sei es "kein Ausweis besonderer Klugheit", wenn Beschlüsse in den Ministerpräsidentenkonferenzen mit Kanzlerin Merkel bis tief in die Nacht verhandelt, dann aber am Morgen bereits von den ersten Teilnehmern wieder öffentlich als unzureichend bezeichnet werden, so Gabriel: "Man darf die Geduld der Deutschen wirklich bewundern."

Sigmar Gabriel war von 2009 bis 2017 Vorsitzender der SPD, von 2013 bis 2018 Vizekanzler, Wirtschaftsminister und bis 2018 Außenminister im Kabinett von Kanzlerin Merkel.
2019 zog er sich aus dem deutschen Bundestag zurück.


 
Europäisches Menschenrechtsgericht fordert Freilassung Nawalnys !

Russland solle den Kreml-Kritiker sofort freilassen, fordert der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.
Man fürchte um Nawalnys Leben.
Putin dürfte der Appell nicht gefallen.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat nach Angaben des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny Russland aufgefordert, ihn sofort freizulassen.
Nawalny veröffentlichte am Mittwoch den Beschluss aus Straßburg auf seiner Internet-Seite.

Das Straßburger Gericht bestätigte die Entscheidung auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP und twitterte kurz das Dokument kurz selbst dazu:


Gericht fürchtet um Nawalnys Leben
Die Anweisung des Menschenrechtsgerichtshofes gelte "mit sofortiger Wirkung", heißt es in dem Beschluss.
Als Grund gab das Gericht Risiken für Nawalnys Leben an.

Nawalny war nach einem Giftanschlag auf ihn im vergangenen August, für den er die russische Regierung verantwortlich macht, in Deutschland im Krankenhaus behandelt worden.
Nach seiner Rückkehr nach Russland im Januar wurde er sofort festgenommen.

Ein Moskauer Gericht verurteilte ihn danach wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen aus dem Jahr 2014 zu fast drei Jahren Haft in einer Strafkolonie.
Für Nawalnys Freilassung und gegen Russlands Präsident Wladimir Putin gingen in Russland zehntausende Menschen auf die Straße.

Putin warnt vor Einmischung aus dem Ausland
Russlands Präsident Wladimir Putin dürfte das Gerichtsurteil nicht zusagen – er hat am Mittwoch sieben Monate vor der Parlamentswahl in seinem Land eindringlich vor einer Einmischung aus dem Ausland gewarnt.
Russland werde die Abstimmung vor allen Versuchen einer Einflussnahme schützen, sagte Putin am Mittwoch bei einem Online-Treffen mit den Vorsitzenden der vier Fraktionen der Staatsduma.
"Wir können und werden keinen Schlag gegen Russlands Souveränität zulassen", sagte er.

Russland wählt am 19. September ein neues Parlament.
Bei der Abstimmung will die Kremlpartei Geeintes Russland ihre absolute Mehrheit verteidigen. Internationale Wahlbeobachter beklagen immer wieder Manipulationen in Russland.

Neben der LDPR gehören auch die Fraktionen der Kommunisten und der Partei Gerechtes Russland zu den kremltreuen politischen Kräften im Parlament.
Eine echte Opposition, die den Machtapparat kritisiert, gibt es nicht in der Staatsduma.
Regierungskritiker werfen der Kremlpartei vor, durch systematischen Wahlbetrug ihre Vormachtstellung im Parlament zu erwirken.

Nawalny, der Geeintes Russland als korrupte "Partei der Gauner und Diebe" bezeichnet, wollte in diesem Jahr einen neuen Anlauf unternehmen, um das Machtmonopol zu brechen.
Auch die liberale Oppositionspartei Jabloko will sich um Sitze im Parlament bewerben.
Allerdings ist unklar, ob überhaupt Oppositionelle als Kandidaten zugelassen werden.


 
CSU-Chef Söder: „Die AfD sind ein Angriff auf Deutschland" !


Beim Politischen Aschermittwoch teilt der bayerische Ministerpräsident gegen die AfD aus und warnt vor der Verbindung der Partei mit Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern.


Quelle: faz.net
 
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