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Kremlkritiker Nawalny vor Gericht: Der Prozess !

Alexej Nawalny könnte am Dienstag für Jahre eingesperrt werden.
Worum geht es bei dem Gerichtsverfahren?
Was bedeutet das für den Kremlkritiker persönlich - und was für die Proteste im Land?

Ein Überblick.

Alexej Nawalny musste in den vergangenen Jahren sehr viel Zeit in Gerichtssälen verbringen.
Immer wieder wurde der prominente Putin-Kritiker zu kürzeren, manchmal auch wochenlangen Arreststrafen und Hausarrest verurteilt, zusammengerechnet war es mehr als ein Jahr.
Doch nie musste der Oppositionelle für mehrere Jahre in ein Gefängnis: Die langjährigen Haftstrafen wurden stets zur Bewährung ausgesetzt.

Jetzt droht Nawalny zum ersten Mal eine größere Haftstrafe – für Dienstagmorgen ist die Verhandlung im Moskauer Stadtgericht angesetzt.

Worum geht es bei der Verhandlung gegen den Kremlkritiker genau?
Wie viele Jahre Haft drohen ihm?
Könnte Druck durch Proteste auch dieses Mal wirken?

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was werfen die Behörden Nawalny vor?
Der 44-Jährige soll gegen Bewährungsauflagen aus einem alten Verfahren verstoßen haben, sagt der Föderale Strafvollzugsdienst, kurz FSIN.
Den Auflagen zufolge musste sich der Oppositionelle zweimal im Monat bei der Behörde melden.
Dagegen habe Nawalny mehrfach verstoßen, so die Gefängnisbehörde – auch schon in der ersten Jahreshälfte vor seiner Vergiftung.
Die Generalstaatsanwaltschaft stellte sich am Montag demonstrativ in einer Presseerklärung hinter die FSIN.

Nawalny hatte sich nach seiner Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok am 17. August vergangenen Jahres mehrere Monate lang in Deutschland zur Behandlung aufgehalten.
Bei seiner Rückkehr nach Russland vor etwa zwei Wochen war er sofort festgenommen worden.

Worum geht es in diesem Strafverfahren?
Die zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe stammt aus dem Jahr 2014.
Damals war Nawalny im Fall Yves Rocher zu dreieinhalb Jahren auf Bewährung verurteilt worden.
Er und sein Bruder Oleg, der damals einen Kurierdienst betrieb, hätten die russische Filiale des französischen Kosmetikkonzerns betrogen, urteilte ein Richter.
Oleg Nawalny musste dreieinhalb Jahre in Haft.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nannte das Urteil später nicht nur konstruiert und grundlegend unfair, sondern betonte auch, dass kein Vergehen erkennbar sei.
Der EuGH schrieb in seinem Urteil, dass die Verurteilung der Nawalny-Brüder womöglich einem illegitimen und undemokratischen Zweck diente: einen Regierungskritiker zum Schweigen zu bringen.

Was sagen Nawalny und seine Anwälte?
Nawalny und seinen Verteidigern zufolge hatte der Politiker die Gefängnisbehörde FSIN sehr wohl darüber in Kenntnis gesetzt, wo er sich aufhalte.
So habe er in einem Brief vom 23. November an die Moskauer Abteilung der Behörde mitgeteilt, dass er sich weiter in ambulanter Behandlung befinde und das Berliner Hotel genannt, in dem er untergebracht war.
Er habe an seine deutsche Adresse sogar gerichtliche Vorladungen aus Russland erhalten.

Außerdem habe die Berliner Charité selbst in einem Schreiben bestätigt, dass Nawalnys ambulante Behandlungen bis zum 15. Januar fortdauere.
Nawalny habe außerdem vorgehabt, sich nach seiner Rückkehr bei den Behörden zu melden.

Was droht Nawalny?
Eine nachträgliche Umwandlung der Bewährungsstrafe in eine Haftstrafe würde Nawalny für mehr als zwei Jahre ins Gefängnis bringen.
Verurteilt wurde er zu dreieinhalb Jahren Haft.
Davon müssten jene zehn Monate abgezogen werden, die Nawalny 2014 – also noch während des laufenden Verfahrens – unter Hausarrest verbringen musste.

Wo er die Strafe absitzen müsste, ist unklar.
Viel spricht dafür, dass man ihn von Moskau weg verlegen würde, um den Kontakt mit Angehörigen und Freunden zu erschweren.
Sein Bruder Oleg, im gleichen Verfahren verurteilt, wurde ins Gebiet Orjol gebracht.

Aber der Haftort hängt auch davon ab, ob weitere Gerichtsverfahren gegen Nawalny durchgeführt werden.
Dann müsste er zurück in ein Untersuchungsgefängnis – und womöglich wieder in die berüchtigte Haftanstalt Matrosenstille.

Wie wirken sich die Proteste auf das Verfahren aus?
Das ist schwer abzuschätzen.
Einmal jedenfalls haben Proteste Erfolg gehabt.
Das war 2013, als Nawalny kurz vor der Moskauer Bürgermeisterwahl zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war.
Tausende zogen daraufhin vor die Staatsduma im Zentrum der russischen Hauptstadt – einen Tag später kam Nawalny auf Bewährung frei.

Auch jetzt mehr als sieben Jahre später scheint Nawalnys Team auf ein Einlenken der russischen Führung zu hoffen.
Bereits für Dienstag haben sie eine Demonstration vor dem Moskauer Stadtgericht angekündigt.

Doch die Lage im Land hat sich verändert, die Repression haben sich verschärft, was auch die Reaktion des Sicherheitsapparats auf die Demonstrationen für Nawalnys Freilassung und gegen die Willkür im Land gezeigt hat.
Die Beamten gingen mit Härte gegen Protestierende vor, mehr als 5000 Menschen wurden allein am Sonntag abgeführt – ein neuer Negativrekord.
Zahlreiche Oppositionelle wurden eingesperrt oder unter Hausarrest gestellt.

Welche Verfahren laufen sonst noch gegen Nawalny?
Bereits für Freitag ist der nächste Prozess gegen Nawalny angesetzt, dabei geht es um die angebliche Beleidigung eines Veteranen des Zweiten Weltkriegs.
Der Pensionär war mit anderen bekannten Russen in einem Werbespot des Staatskanals RT für eine Verfassungsreform aufgetreten, die Wladimir Putin mehr Amtszeiten im Kreml ermöglicht.
Nawalny nannte sie später käufliche Lakaien.

Eine weitere Gerichtsverhandlung wurde am Montag abgesagt und verschoben.
Der kremlnahe Geschäftsmann Jewgenij Prigoschin hatte Nawalny wegen Rufschädigung verklagt.
Der Oppositionelle und sein Team hatten immer wieder über Prigoschin kritisch berichtet.
Unter anderem warfen sie einem Cateringunternehmen, das mit Prigoschin in Verbindung gebracht wird, vor, Kinder mit schlechtem Essen krank gemacht zu haben.

Außerdem haben die Behörden ein Verfahren gegen den Oppositionellen wegen groß angelegten Betrugs eröffnet.
Dabei geht es um Spendengelder, die seine Antikorruptionsstiftung erhalten hat.


 
Nach Äußerungen zu Drosten und Merkel: Magdeburgs CDU-Stadtratsvorsitzender tritt zurück !

Er forderte Freiheit statt Merkel und warnte vor einer Unterwanderung.
Nach massiver Kritik an den Äußerungen des Magdeburger Stadtratsvorsitzenden Michael Hoffmann hat der CDU-Politiker nun seinen Posten geräumt.

Michael Hoffmann (CDU) ist am Montagabend von seinem Amt als Stadtratsvorsitzender in Magdeburg zurückgetreten, heißt es von der CDU.
In der vergangenen Woche hatte der SPIEGEL über seine Facebookeinträge berichtet, woraufhin es massive Kritik aus den anderen Parteien, aber auch aus der CDU an Hoffmann gab.

In einem Post etwa schrieb er: Jetzt reicht es aber endgültig.
Das erinnert mich nun doch ganz ganz schlimm an das kommunistische System.
War da aus dem ZK der SED noch irgendein Mittel über?
FREIHEIT statt Merkel.
Dazu teilte er einen Artikel, in dem es heißt, Merkel habe gesagt, die Corona-Pandemie sei der Regierung entglitten.

Schon zuvor hatte er einen ähnlichen Beitrag auf Facebook gepostet, der innerhalb der CDU Sachsen-Anhalt für Aufsehen sorgte.
Darin teilte er ein Video des russischen Staatssenders Russia Today, in dem der Virologe Christian Drosten zu sehen ist.
Hoffmann kommentierte: Dem Typen glaube ich kein einziges Wort mehr.
Zudem ist der vom Zentralkomitee Merkel gesteuert.

Ebenfalls forderte er bei Facebook, SPD-, Grünen- und Linkenpolitiker, die sich eine rot-rot-grüne Regierung wünschen, vor ein politisches Gericht zu stellen, zudem warnte er vor einer anti-christlichen Unterwanderung von Türken und anderen, die es zu verhindern gelte.

AfD stellt sich hinter Hoffmann
Aus mehreren Parteien gab es bereits Rücktrittsforderungen in Magdeburg.
Der Generalsekretär der Bundes-FDP, Volker Wissing, forderte eine Reaktion des neuen CDU-Chefs Armin Laschet.
Die Vorkommnisse in Sachsen-Anhalt sind symptomatisch für die innere Zerrissenheit der Union, sagte Wissing der Rheinischen Post.
Der amtierende CDU-Chef Marco Tullner verwahrte sich der Einmischung aus Berlin.
Gegenüber der Magdeburger Volksstimme distanzierte sich Tullner selbst aber deutlich von Hoffmann.
Nur der Vorsitzende der AfD-Stadtratsfraktion, Frank Pasemann, stellte sich hinter den CDU-Politiker.
Pasemann, der auch Bundestagsabgeordneter ist, wurde selbst wegen rechter Äußerungen aus der AfD ausgeschlossen.

Grüne und SPD waren auf Landesebene immer wieder mit ihrem Koalitionspartner CDU wegen des Vorwurfs der mangelnden Abgrenzung zur AfD aneinandergeraten.
Ein Teil des christdemokratischen Landesverbands wünscht sich eine Zusammenarbeit mit der AfD, darunter zwei Fraktionsvizes im Landtag.

Kürzlich hatte sich die Keniakoalition in Sachsen-Anhalt über die Frage der Erhöhung des Rundfunkbeitrags gestritten und wäre zum wiederholten Mal fast zerbrochen.
Als der damalige Landesvorsitzende Holger Stahlknecht in einem Interview die Möglichkeit einer Minderheitsregierung ins Spiel brachte, die eine Zusammenarbeit mit der AfD wahrscheinlich gemacht hätte, wurde er von Ministerpräsident Reiner Haseloff aus dem Kabinett geworfen.


 
Erdogan will "keine LGBT-Jugend": Polizei räumt türkische Universität nach Demonstrationen !

In Istanbul ist es erneut zu Protesten gekommen, nachdem Studenten gegen die Ernennung eines Universitäts-Rektors demonstrierten.
Es gaben mehrere Festnahmen, die Polizei kam mit einem Großaufgebot.

Die türkischen Behörden haben ihr Vorgehen gegen seit Wochen in Istanbul demonstrierende Studenten verschärft.
Am Montag wurden in der Metropole 159 Studenten festgenommen, wie das Amt des Gouverneurs von Istanbul mitteilte.
Diese hätte sich geweigert, ihre Versammlung aufzulösen, und das Büro des Rektors umzingelt, hieß es.
Die Proteste richten sich gegen die Ernennung eines konservativen Universitätsrektors durch Staatschef Recep Tayyip Erdogan.

Im Onlinenetzdienst Twitter zirkulierende Videos zeigten, wie die Sicherheitskräfte am Montagabend mit großer Härte gegen die Demonstranten vorgingen.
Die Studenten hatten zuvor am Tag friedlich protestiert.

Regenbogenflagge erzürnt den Staatschef
Die Demonstranten forderten nicht nur den Rücktritt des Rektors, sondern auch die Freilassung von vier Studenten - diese waren in Gewahrsam festgenommen worden, weil sie ein Bild mit der Regenbogenflagge der LGBT-Bewegung an der Bogazici-Universität aufgehängt hatten.
"LGBT" steht für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender.

Erdogan warf der LGBT-Bewegung am Montag im Zusammenhang mit den Studentenprotesten "Vandalismus" vor.
"Wir werden unsere Jugend in die Zukunft führen, nicht als LGBT-Jugend, sondern als die Jugend, wie sie in der glorreichen Vergangenheit unseres Landes existierte", sagte der Präsident in einer Fernsehansprache an Jungmitglieder seiner Regierungspartei AKP.

Die vier am Wochenende festgenommenen Studenten hatten ein Bild der im Islam heiligen Kaaba in Mekka mit der Regenbogenflagge an der Bogazici-Universität aufgehängt. Ihnen wird "Anstiftung zum Hass" vorgeworfen.
Zwei von ihnen befinden sich noch immer in Haft, die beiden anderen wurden unter Hausarrest gestellt.

Zugriff auf Uni-Leitungen
Die Studentenproteste waren durch die Ernennung des ehemaligen AKP-Politikers Melih Bulu zum Rektor der Bogazici-Universität ausgelöst worden.
In früheren Jahren waren die türkischen Universitätsrektoren hochschulintern gewählt worden, doch nach dem Putsch-Versuch von 2016 sicherte sich Erdogan den Zugriff auf die Hochschulen.
An der Bogazici-Universität, an der die Veranstaltungen auf Englisch abgehalten werden, hat sich über die Jahre eine stark linksgerichtete Studentengemeinde versammelt.


 
Verfassungsschutz führt AfD in Sachsen als Verdachtsfall !

Der sächsische Landesverband der AfD wird offenbar vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall gehandelt.
Damit darf das Landesamt die Partei nun ausspähen.


Das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) in Sachsen führt die AfD nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nun als Verdachtsfall.
Zuvor hatte die "Bild" darüber berichtet.
Damit könnte die Partei mit nachrichtendienstlichen Mitteln überwacht werden, etwa durch Telefonüberwachung oder den Einsatz verdeckter Ermittler.

Eine Bestätigung durch das Landesamt gab es am Montag nicht.
Die Behörde hatte schon früher darauf verwiesen, dass ihr in diesem Punkt die Hände gebunden seien.

AfD-Bundesvorsitzender: "wahltaktischen Manöver"
Nach dem sächsischen Verfassungsschutzgesetz dürfen sowohl das Innenministerium als auch das LfV nur über erwiesene extremistische Bestrebungen unterrichten.
Damit sei in Sachsen im Gegensatz zum Bund und einigen Bundesländern die öffentliche Kommunikation über Einstufungen zu Prüf- oder Verdachtsfällen von Gesetzes wegen nicht zulässig, hatte das Landesamt noch vergangene Woche erklärt.

Eine Reaktion des AfD-Landesverbandes gab es zunächst nicht.
Der AfD-Bundesvorsitzende und sächsische Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla sprach von einem "wahltaktischen Manöver".
Er sagte: "Dabei geht es dem Verfassungsschutz und der Landesregierung allein darum, die AfD als größte Oppositionspartei in Sachsen im politischen Wettbewerb zu diskreditieren."
Die Bürger im Freistaat seien aber in der Lage, dies zu erkennen.

Auch Landesverband in Sachsen-Anhalt wird offenbar ausgespäht
Die AfD ist in Sachsen die größte Oppositionspartei.
Sie hat rund 2.600 Mitglieder.
Bei der Bundestagswahl 2017 lag sie als stärkste Kraft mit 27,0 Prozent hauchdünn sogar vor der CDU.
Bei der Landtagswahl 2019 landete sie mit 27,5 Prozent auf dem zweiten Platz.

Die Thüringer AfD war als erster Landesverband der Partei vom Verfassungsschutz mit nachrichtendienstlichen Mitteln beobachtet worden.
Ihr Vorsitzender ist Björn Höcke, der Gründer des formal inzwischen aufgelösten "Flügels", den der Verfassungsschutz als "erwiesen rechtsextremistische Bestrebung" eingestuft hat.

Seit Juni 2020 ist auch die AfD Brandenburg als Verdachtsfall eingestuft, seit kurzem wird auch der Landesverband in Sachsen-Anhalt nach dpa-Informationen mit nachrichtendienstlichen Mitteln ausgespäht.


 
Prozess in Moskau: Nawalny - Putin geht als Vergifter in Geschichte ein !

Heute entscheidet ein Gericht über eine Haftstrafe für Kremlkritiker Alexej Nawalny.
Der 44-Jährige spottet in der Anhörung über den viel kritisierten Prozess und findet klare Worte zu Putin.

Kreml-Kritiker Alexej Nawalny steht an diesem Dienstag in Moskau vor Gericht.
Die Strafvollzugsbehörde fordert dreieinhalb Jahre Haft – Nawalny aber weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück, er habe während seines Patienten-Aufenthaltes in Deutschland gegen Bewährungsauflagen verstoßen.

In der Befragung reagierte Nawalny teils mit beißendem Spott: Auf die wiederholte Frage, warum er sich in seiner Zeit in Deutschland nicht gemeldet habe, antwortete er Prozessbeobachtern zufolge mit einer einfachen Rückfrage: "Koma?"
Und: "Was hätte ich denn sonst noch tun sollen?
Hätte ich Ihnen ein Video von meiner Physiotherapie schicken sollen?"

Als der Richter das Verfahren am Mittag für zwei Stunden unterbrach, bat Nawalny darum, dass ihm jemand Mittagessen hole – von der US-amerikanischen Fastfood-Kette McDonalds.
Offenbar schickten Unterstützer tatsächlich einen Kurier los – wie ein Twitter-Video zeigt, wurde der Lieferant bei Gericht aber nicht eingelassen.

Nawalny: Habe Putin tödlich beleidigt – weil ich überlebte
Nawalny äußerte sich in einer Befragung auch zu Putin – zum Teil, ohne dessen Namen zu nennen.
Jemand wolle, dass er keinen Schritt in Russland frei machen könne, sagte Nawalny laut Prozessbeobachtern.
Der Grund seien Hass und Angst eines Menschen, der "im Bunker" lebe.
"Ich habe ihn tödlich beleidigt, indem ich überlebt habe."

Putin könne vorgeben, ein großer Politiker zu sein, so Nawalny weiter.
Durch sein Vorgehen aber werde Russlands Präsident nun in die Geschichte eingehen "als Vergifter von Unterhosen".
Nawalny macht Putin für einen Giftanschlag auf ihn verantwortlich, den er im August nur knapp überlebt hatte.
Der chemische Kampfstoff Nowitschok soll dabei nach bisherigen Erkenntnissen auf Nawalnys Unterwäsche aufgetragen worden sein.

Dreieinhalb Jahre Haft gefordert
Der Strafvollzug wirft dem 44-Jährigen Oppositionspolitiker vor, sich während seiner Zeit in Deutschland, wo er sich von einem Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok erholte, nicht bei den russischen Behörden gemeldet zu haben.
Dies war Nawalny in einem früheren umstrittenen Strafverfahren zur Auflage gemacht worden.

Der Kremlkritiker war 2014 unter dem Vorwurf der Unterschlagung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, die Strafe wurde aber zur Bewährung ausgesetzt.
Diese Bewährung will die FSIN nun zurückziehen und die Gefängnisstrafe gelten lassen.
Da Nawalny einen Teil bereits im Hausarrest abgesessen hat, drohen ihm nach Angaben seines Anwalts noch etwa zweieinhalb Jahre Haft.

Die Strafvollzugsbehörde forderte am Dienstag eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren für Nawalny.
Der 44-Jährige habe insgesamt sieben Mal die Meldepflicht bei den russischen Behörden verletzt, hieß es vor Gericht.
Zudem forderte der Strafvollzug eine Geldstrafe von 500.000 Rubel (5.400 Euro) gegen Nawalny, wie russische Agenturen am Dienstag aus dem Gerichtssaal meldeten.

Zum Prozess erschien auch Nawalnys Ehefrau Julia Nawalnaja, die eine schwarze Gesichtsmaske trug.
Nawalny stand in einem Glaskasten im Gerichtssaal und sprach mit seiner Frau, wie der Internetkanal Doschd berichtete.
"Sie haben dich im Fernsehen in meiner Zelle gezeigt und erzählt, dass du ständig die öffentliche Ordnung störst.
Böses Mädchen!
Ich bin stolz auf dich", sagte er demnach.
Nawalnaja war bei den Protesten zuletzt zweimal festgenommen worden.

Hunderte Festnahmen in Moskau
Bereits vor Prozessbeginn sammelten sich Demonstranten und Nawalny-Anhänger in Moskau und anderen Städten, um gegen den international als politische Inszenierung in der Kritik stehenden Prozess zu protestieren.
Nawalnys Team und andere Gruppen hatten zu der Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude aufgerufen.

Der Kreml reagierte mit einem beispiellosen Polizeiaufgebot: Vor dem Moskauer Stadtgericht bezogen am Dienstag Hundertschaften der auf Anti-Terror-Einsätze spezialisierten Sonderpolizei OMON Stellung.
Die Einheit, die zur russischen Nationalgarde gehört und direkt dem Innenministerium untersteht, ist für ihr rigoroses Vorgehen und ihre Brutalität berüchtigt.

Ganze Straßenzüge wurden abgesperrt, Demonstranten zu Hunderten abgeführt.
Die Festgenommenen fluteten die sozialen Medien mit Bildern aus Polizeiwagen und von Polizeistationen.
Die Menschenrechtsgruppe OVD-Info gab die Zahl der Festnahmen am frühen Nachmittag (Ortszeit) mit über 230 an.

Viele Menschen würden wahllos aufgegriffen, berichtete eine dpa-Reporterin.
Diese Demonstrantin etwa hält schlicht ein Plakat mit der Aufschrift "Freiheit für Nawalny" in den Händen – und wird dafür von der Polizei abgeführt.

Auch mehrere Journalisten wurden festgenommen, wie Bilder und Videoaufnahmen zeigten.
Ein Reporter der Plattform "Avtozak" schrieb auf Telegram, er hätte sich gegenüber der Polizei mit einem Presseausweis ausgewiesen – und sei dennoch mitgenommen worden.

Kreml kritisiert Einmischung in innere Angelegenheiten
Die Kritik am Vorgehen gegen Nawalny und seine Unterstützer hat der Kreml am Dienstag erneut scharf zurückgewiesen.
Russland werde "Belehrungen" der EU nicht hinnehmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
Die EU, Deutschland und die USA hatten mehrfach die Freilassung Nawalnys gefordert.
Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, kritisierte bei Facebook die Anwesenheit mehrerer Diplomaten beim umstrittenen Prozess in Moskau als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands.

Am Sonntag sowie am Wochenende davor hatte es landesweit Proteste gegen Putin und für die Freilassung Nawalnys gegeben.
Über 10.000 Menschen wurden insgesamt bei den Demonstrationen festgenommen.


 
Schärfere Maßnahmen: In Berlin gilt Maskenpflicht bald auch im Auto !

Der Berliner Senat hat am Dienstag über schärfere Corona-Maßnahmen beraten.
Unter anderem wurde beschlossen, dass in Pkw medizinische Masken getragen werden müssen.


Um die Ausbreitung des Coronavirus weiter einzuschränken, müssen Personen in Berlin bald während der Autofahrt eine medizinische Maske tragen.
Wie der Senat am Dienstag mitteilt, sind davon der Fahrer und Personen ausgeschlossen, die mit dem Fahrer zusammenwohnen.
Die Maskenpflicht gilt auch bei Autokorsos im Rahmen von politischen Veranstaltungen, sofern sich mehrere Personen aus verschiedenen Haushalten im Wagen aufhalten.

Darüber hinaus erhöht die Verwaltung unter anderem die häusliche Quarantäne für Ein- oder Rückreisende aus ausländischen Gebieten, in denen es Virusvarianten gibt, von zehn auf 14 Tage.
Eine Verkürzung der Quarantäne aus diesen Gebieten nach fünf Tagen entfällt.

Die neuen Maßnahmen gelten, sobald die neue Verordnung in den kommenden Tagen im Amtsblatt veröffentlicht wurde.
Die Veröffentlichung geschieht regelmäßig am Freitag.


Quelle Stadt Berlin:
 
Verstoß gegen Bewährungsauflagen: Gericht verurteilt Nawalny zu Freiheitsstrafe !

Seine Vorwürfe gegen Präsident Putin und Erklärungsversuche nützen nichts: Alexej Nawalny muss für mehrere Jahre hinter Gitter.
Beim Strafmaß folgt eine Moskauer Richterin den Forderungen der Staatsanwaltschaft.

Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist in Moskau zu mehr als zwei Jahren Haft in einem Straflager verurteilt worden.
Das zuständige Gericht in der russischen Hauptstadt entschied, dass der 44-Jährige eine bereits verhängte dreieinhalbjährige Bewährungsstrafe nun in einer Strafkolonie ableisten müsse, wobei ein früherer Hausarrest von der Zeit abgezogen wird.
Unmittelbar nach Bekanntgabe des Urteils riefen Anhänger des wichtigsten Widersachers von Präsident Wladimir Putin auf Twitter zu einer sofortigen Demonstration in Moskau auf.

Der 44-Jährige habe mehrfach gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren von 2014 verstoßen, teilte das Gericht mit.
Deshalb wurde eine frühere Bewährungs- nun in eine echte Haftstrafe umgewandelt.
"Ich war in Deutschland in Behandlung", hatte Nawalny im Gerichtssaal vor dem Urteil der vom Kreml eingesetzten Richterin Natalia Repnikowa gesagt.

Der Gegner von Präsident Wladimir Putin hatte sich in Berlin und Baden-Württemberg fünf Monate lang von einem Anschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok erholt.
Nawalny, der das Urteil still aufnahm, hatte deutlich gemacht, dass er sich deshalb nicht habe in Moskau persönlich melden können.
Er nutzte seinen von Medien als "historisch" bezeichneten emotionalen Auftritt vor Gericht für einen neuen Angriff auf Putin.
Der Präsident werde als "Wladimir, der Vergifter der Unterhosen" in die Geschichte eingehen, sagte Nawalny.

Er erinnerte daran, dass er selbst nur knapp einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebte.
Für das Attentat macht er Putin und Agenten des Inlandsgeheimdienstes FSB verantwortlich.
Das "Killerkommando" soll das Nervengift in seiner Unterhose angebracht haben.
"Sein einziges Kampfinstrument ist das Töten", sagte Nawalny mit Blick auf Putin.

Die Richterin forderte ihn auf, keine Politik zu machen.
Nawalny dagegen appellierte an die Menschen, die Angst zu überwinden.
Am Gerichtsgebäude agierte ein beispielloses Polizeiaufgebot.
Hundertschaften der auf Anti-Terror-Einsätze spezialisierten Sonderpolizei OMON bewachten das Moskauer Stadtgericht und sperrten es weiträumig mit Metallgittern ab.
Die Staatsmacht rüstete sich so gegen Proteste von Nawalnys Unterstützern.

Das unabhängige Portal ovdinfo.org berichtete von mehr als 300 Festnahmen.
Es gab schon vor Beginn der Verhandlung erste Festnahmen, darunter zahlreiche Journalisten.
Die Zufahrtsstraßen zum Gerichtsgebäude waren gesperrt, es standen zahlreiche Gefangenentransporter bereit.

Viele Experten sehen in dem Prozess einen neuen Versuch, den prominentesten Gegner Putins zum Schweigen zu bringen.
In der Zeit in Deutschland, als Nawalny sich von dem Attentat erholte, soll er sich - anders als in dem früheren umstrittenen Strafverfahren vorgeschrieben - nicht bei den russischen Behörden gemeldet haben.
Der Strafvollzug hatte ihn deshalb zur Fahndung ausgeschrieben und angekündigt, eine Umwandlung der Bewährungs- in eine Haftstrafe anzustreben.

Der Strafvollzug hatte dreieinhalb Jahre Gefängnis gefordert.
Nawalny habe insgesamt siebenmal die Meldepflicht verletzt, hieß es vor Gericht.
Zudem wurde eine Geldstrafe von 500.000 Rubel (5400 Euro) gefordert.
Die Staatsanwaltschaft hatte darauf plädiert, die Haftstrafe um das Jahr, das Nawalny in Hausarrest verbracht hatte, zu reduzieren.
Zu den Vorwürfen sagte Nawalny, dass sogar Putin öffentlich bekannt gegeben habe, dass der "Patient" in Deutschland sei.
"Hören Sie etwa dem Präsidenten nicht zu?", fragte Nawalny vor Gericht.

Russland will "Belehrungen" nicht hinnehmen
Das Vorgehen der russischen Justiz hatte international Entsetzen ausgelöst.
Die Bundesregierung forderte mehrfach die Freilassung Nawalnys. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht sagte, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte habe das Verfahren gegen Nawalny als "grob willkürlich beurteilt".
Das Straßburger Gericht sprach Nawalny auch Schadenersatz zu, den Russland sogar zahlte.
"Statt Nawalny und seine Unterstützer weiter zu verfolgen, zu unterdrücken und zu kriminalisieren, müssen endlich strafrechtliche Ermittlungen beginnen, um das Gift-Attentat auf ihn aufzuklären", verlangte die Ministerin.

Russland lehnt Ermittlungen ab, weil es keine Hinweise auf eine Vergiftung sieht.
Mehrere westliche Labors, darunter eins der Bundeswehr, hatten die Nowitschok-Spuren allerdings zweifelsfrei nachgewiesen.
Die EU hat deshalb Sanktionen gegen ranghohe russische Funktionäre verhängt.
Nawalnys Team fordert wegen der Inhaftierung weitere Sanktionen gegen Oligarchen und Funktionäre aus dem Umfeld Putins.
Das russische Parlament will solche Aufrufe zu Sanktionen künftig per Gesetz unter Strafe stellen lassen.

Die internationale Kritik am Vorgehen gegen Nawalny wies Moskau erneut scharf zurück.
Russland werde "Belehrungen" der EU nicht hinnehmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, kritisierte bei Facebook die Anwesenheit mehrerer Diplomaten bei dem umstrittenen Prozess gegen Nawalny in Moskau als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands.
Dagegen wiesen Historiker darauf hin, dass sogar Sowjetdiktator Josef Stalin zu den kommunistischen Schauprozessen einst Einladungskarten an ausländische Gäste verschickt habe.


 
Verurteilter Ex-Finanzminister muss Darlehen zurückzahlen !

Mainz - Der wegen Untreue und uneidlicher Falschaussage verurteilte rheinland-pfälzische Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) muss ein Darlehen für seine Rechtsverteidigung zurückzahlen.
Das Land Rheinland-Pfalz hatte ihm dafür fast 88.000 Euro geliehen, wie die Staatskanzlei in Mainz auf eine Kleine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Lammert (CDU) mitteilte.
Der inhaftierte 70-jährige Ex-Politiker aus Bad Kreuznach könne das Geld "in angemessenen Raten" zurückzahlen.
Zuerst hatte am Dienstag die "Rhein-Zeitung" darüber berichtet.

"Das ist keine politische Entscheidung, sondern ein Verwaltungsakt", sagte eine Sprecherin der Staatskanzlei der Deutschen Presse-Agentur.
"Das ist Steuergeld."
Eine Verwaltungsvorschrift sehe die Rückzahlung solcher Darlehen vor, wenn es ein Strafurteil gebe.
Ob auf Deubel auch Schadenersatzansprüche zukämen, werde noch juristisch geprüft.

Deubel befindet sich im offenen Vollzug des Gefängnisses Rohrbach beim rheinhessischen Wöllstein.
Er war zentral in die Nürburgring-Affäre verstrickt.
Das Landgericht Koblenz verurteilte ihn Anfang 2020 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft.
Deubel verlor auch seine Pension von etwa 6700 Euro monatlich, wogegen er sich nun vor dem Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz wehrt.

2009 war in der Eifel die internationale Privatfinanzierung des Ausbaus des Nürburgrings spektakulär gescheitert.
Dieser kostete rund 330 Millionen Euro.
Als sich kein Investor fand, musste das Land Rheinland-Pfalz einspringen und Deubel zurücktreten.


 
Merkel bittet Bürger: Müssen „noch eine Weile“ durchhalten !

Trotz sinkender Corona-Infektionszahlen macht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Bürgern keine Hoffnung auf eine schnelle Lockerung der Beschränkungen.

Sie bitte alle Menschen, „noch eine Weile durchzuhalten“, sagte Merkel am Dienstag in der ARD-Sendung „Farbe bekennen“.
Zwar gebe es jetzt bundesweit eine Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.
„Das ist eine gute Leistung, da waren wir lange nicht.
Aber damit haben wir noch nicht wieder die Kontrolle über das Virus durch die Gesundheitsämter.“
Daran müsse weiter gearbeitet werden, betonte Merkel.

Lockerungen werde es aber nicht erst geben, wenn alle Bürger geimpft seien.
„Das ist nicht der Weg, den wir anstreben.“

Die Kanzlerin rief die Menschen dazu auf, mit der Einstellung an das Problem heranzugehen, man könne das Virus besiegen, indem man ihm nicht die Bedingungen gebe, um Menschen zu infizieren.
Das bedeute, Abstand zu halten und wirklich vorsichtig zu sein.
„Wenn wir das noch eine Weile durchhalten, dann wird es besser werden.“

„Können keinen starren Impfplan machen“
Die Bundeskanzlerin warb um Verständnis für den Ablauf der Corona-Impfungen in Deutschland.
„Wir können keinen starren Impfplan machen“, sagte sie.
Die Hersteller hätten den Regierungschefs von Bund und Ländern bei dem Spitzengespräch zum Thema am Vortag erläutert, dass die Impfstoffe unter Hochdruck produziert würden und exakte Voraussagen über die genauen Mengen nicht lange im Voraus getroffen werden könnten.
„Wir müssen das modellieren, wir müssen das dynamisch anpassen.“

Bis zum Ende des Sommers solle jede und jeder ein Impfangebot erhalten, bekräftigte Merkel.
Jeder solle dann zumindest die erste der zwei nötigen Impfungen bekommen können.
Bisher sei im Großen und Ganzen nichts schief gelaufen bei der Impfkampagne.

Wenn weitere Impfstoffe zugelassen würden, könne sich dieses Datum nach vorne verschieben.
Es gebe aber auch Risiken: Wenn eine Virus-Mutation ein Impfstoff unwirksam machen würde, „würde die Sache anders ausschauen“, so Merkel.

Merkel erläuterte, warum in den USA, Israel und Großbritannien die Impfstoffe schon bei größeren Anteilen der jeweiligen Bevölkerung angekommen seien.
So habe es in Großbritannien für den Impfstoff von AstraZeneca eine Notzulassung gegeben.
In Europa sei der Impfstoff mit der Gründlichkeit der normalen Zulassung geprüft worden.
„Das war kein Fehler, wir sind auf das Vertrauen angewiesen.“

Amerika exportiere so gut wie keinen Impfstoff, sondern verwende das dort produzierte Serum nahezu komplett selbst.
Deshalb seien die Europäer auf ihre eigene Produktion angewiesen.

Die Hersteller hätten auch zur Frage Stellung bezogen, ob es mehr Impfstoffe geben würde, wenn mehr bezahlt worden wäre.
„Die Antwort war Nein“, stellte Merkel fest.
Die EU habe zudem nicht die gesamte Haftung übernehmen wollen für den Fall, das etwas passiere mit so einem Impfstoff.


 
Impeachment-Verfahren: Ankläger werfen Trump "Verrat von historischem Ausmaß" vor !

Auf 80 Seiten erheben die Ankläger im Impeachment-Verfahren gegen Trump schwere Vorwürfe.
Sie legen dar, warum der Ex-Präsident nicht nur verurteilt, sondern auch für künftige Ämter gesperrt werden soll.

Die Ankläger im Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump halten dessen Verantwortung für den Sturm aufs Kapitol für erwiesen und fordern eine Ämtersperre für den früheren US-Präsidenten.
"Die Verantwortung von Präsident Trump für die Ereignisse des 6. Januar ist eindeutig", hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme der Ankläger des Repräsentantenhauses vor Beginn des Verfahrens im Senat.
"Präsident Trumps Anstiftung zum Aufruhr erfordert seine Verurteilung und seinen Ausschluss von zukünftigen Bundesämtern."

Trumps Anwälte Bruce Castor und David Schoen nannten das Verfahren in ihrer Stellungnahme zu der Anklage am Dienstag verfassungswidrig.
Sie argumentierten unter anderem, der Senat sei nicht zuständig, weil Trump nicht mehr Präsident, sondern Privatperson sei.

Das Amtsenthebungsverfahren gegen den Republikaner Trump soll am Dienstag kommender Woche im Senat beginnen.
Die für eine Verurteilung notwendige Zweidrittelmehrheit in der Kammer zeichnet sich allerdings nicht ab.
Dafür müssten 17 Republikaner mit den 50 Demokraten stimmen.
Eine Verurteilung wäre Voraussetzung für eine weitere Abstimmung über eine Ämtersperre auf Bundesebene, die eine etwaige Kandidatur Trumps bei der Präsidentenwahl 2024 durchkreuzen würde.

Ankläger: Schwerwiegende Verletzung des Amtseides
Zur Begründung für eine Ämtersperre hieß es in der 80-seitigen Stellungnahme der Ankläger: "Dies ist kein Fall, in dem Wahlen allein ein ausreichender Schutz gegen zukünftigen Missbrauch sind; es ist der Wahlprozess selbst, den Präsident Trump angegriffen hat und der vor ihm und jedem anderen, der sein Verhalten nachzuahmen versucht, geschützt werden muss."
Trumps Versuch, sich durch das Schüren von Gewalt trotz der verlorenen Wahl an der Macht zu halten, sei "eine schwerwiegende Verletzung des Eides, den er geschworen hat".

Das von den Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus hatte die Eröffnung eines Amtsenthebungsverfahrens wegen "Anstiftung zum Aufruhr" am 13. Januar beschlossen – eine Woche nach der Erstürmung des Kapitols durch Trump-Anhänger.
Trump wird vorgeworfen, seine Unterstützer bei einer Kundgebung vor den Krawallen aufgestachelt zu haben.
Er hatte unter anderem gesagt: "Wenn Ihr nicht wie der Teufel kämpft, werdet Ihr kein Land mehr haben."

Trump-Verteidigung hält Verfahren für verfassungswidrig
Die Anwälte des Ex-Präsidenten wiesen in ihrer von Trumps Büro veröffentlichten Stellungnahme zurück, dass dieser Satz irgendetwas mit dem Angriff auf das Kapitol zu tun gehabt hätte.
Trump habe damit stattdessen die Notwendigkeit betont, "für die Sicherheit von Wahlen generell" zu kämpfen.
Die Verteidiger sehen mit der Anklage außerdem Trumps in der Verfassung verankertes Recht auf Redefreiheit verletzt.

Trump-Anwalt Schoen sagte dem Sender Fox News am Montagabend, die von den Demokraten angestrebte Ämtersperre sei ein "Schlag ins Gesicht" für die rund 74 Millionen Amerikaner, die Trump bei der Wahl am 3. November ihre Stimme gaben.
Trumps Unterstützer hatten versucht, gewaltsam zu verhindern, dass der Kongress den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl offiziell macht.
Die Anwälte des Ex-Präsidenten dementierten in ihrer Stellungnahme, dass Trump versucht habe, die Zertifizierung der Wahlergebnisse zu untergraben.

Die Ankläger wiesen die Argumentation der Anwälte und einer großen Mehrheit der Republikaner im Senat zurück, wonach das Verfahren verfassungswidrig sei, weil Trump nicht mehr im Amt ist.
Es sei undenkbar, dass die Urheber der Verfassung die Nation "gegen den Verrat eines Präsidenten in seinen letzten Tagen" wehrlos lassen wollten.
"Ein Präsident muss sich umfassend für sein Verhalten im Amt von seinem ersten bis zu seinem letzten Tag im Amt verantworten."
Das Repräsentantenhaus habe die Eröffnung des Verfahrens zudem noch während Trumps Amtszeit beschlossen, die am 20. Januar endete.

Fünf Anwälte wollen Trump doch nicht vertreten
Auch unter Juristen ist umstritten, ob ein Amtsenthebungsverfahren im Senat gegen einen Ex-Präsidenten verfassungsgemäß ist.
Der entsprechende Verfassungsartikel nennt ausdrücklich Präsidenten, Vizepräsidenten und Regierungsbeamte, gegen die sich ein solches Verfahren richten kann.
Der Wissenschaftliche Dienst des Kongresses (CRS) schreibt jedoch: "Es scheint, dass die meisten Gelehrten, die die Frage genau untersucht haben, zu dem Schluss gekommen sind, dass der Kongress die Befugnis hat, das Amtsenthebungsverfahren auf Regierungsvertreter auszuweiten, die nicht mehr im Amt sind."

Trump hatte seine Verteidigung in dem Verfahren erst am Sonntag neu aufgestellt.
Der Sender CNN hatte zuvor gemeldet, das bisherige Team sei "praktisch zusammengebrochen", weil die bis dahin vorgesehenen fünf Anwälte Trump doch nicht vertreten würden.
Grund dafür seien Differenzen bei der Verteidigungsstrategie gewesen.
Trump habe verlangt, dass die Anwälte sich auf seine unbelegten Wahlbetrugsvorwürfe konzentrieren, statt die Rechtmäßigkeit eines Amtsenthebungsverfahrens gegen einen bereits ausgeschiedenen Präsidenten in Zweifel zu ziehen.


 
"Moralische Schande": Migration - Biden revidiert Trumps "Null-Toleranz-Politik" !

Für neue Einwanderer und Asylsuchende hatte Donald Trump selten ein gutes Wort übrig.
Er setzte auf den Bau einer Grenzmauer und strikte Regeln.
Der neue Präsident Joe Biden vollzieht auch hier die Kehrtwende.

Der neue Präsident Joe Biden hat den Kurswechsel in der US-Migrationspolitik weiter vorangetrieben und seinem Vorgänger ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt.
Der Demokrat unterzeichnete am Dienstag drei Verfügungen und machte damit von Donald Trump erteilte Anordnungen zu Einwanderungs- und Asylfragen rückgängig.
Diese hätten im Widerspruch zum Charakter und der Sicherheit der Vereinigten Staaten gestanden, sagte Biden im Weißen Haus.

Mit einer Verfügung will Biden Migrantenfamilien wieder vereinen, die in Trumps Amtszeit von US-Behörden an der Grenze zu Mexiko getrennt wurden.
Das Vorgehen war Teil von Trumps "Null-Toleranz-Politik", die Einwanderer abschrecken sollte.
Die Praxis, Kinder von ihren Eltern zu trennen, sorgte international für Empörung.
Biden bezeichnete das Vorgehen nun als "moralische Schande der Vorgängerregierung".
Die "New York Times" berichtete im Oktober, mehr als 500 Kinder seien noch immer von ihren nicht aufzufindenden Eltern getrennt.
Eine Arbeitsgruppe soll nun Vorschläge machen, wie die Familien zusammengebracht werden können.

Mit einer weiteren Verfügung sollen Regelungen der Vorgängerregierung überprüft und gegebenenfalls umgekehrt werden, mit denen die US-Grenze zu Mexiko für Asylsuchende faktisch geschlossen worden war.
Die Biden-Regierung wolle Migration aus Mittelamerika langfristig mehr durch Bekämpfung der Fluchtursachen und "humane" Regelungen angehen, hieß es.
Derzeit ist die Grenze zu Mexiko wegen der Pandemie ohnehin weitgehend geschlossen.

Weißes Haus will Bemühungen zur Integration von Einwanderern steuern
Auch andere Regelungen, die Hürden für legale Migration geschaffen hätten, kämen nun auf den Prüfstand, erklärte die Regierung.
Die Bemühungen zur Integration von Einwanderern sollen künftig zentral vom Weißen Haus aus koordiniert werden.

Trump hatte einen harten Kurs in der Migrationspolitik gefahren und sich auf verschiedensten Wegen bemüht, das Land abzuschotten.
Der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko war das prominenteste Beispiel.
Hinzu kamen unzählige Verschärfungen von Regelungen, um Asylsuchende und Einwanderer fernzuhalten.

Biden-Regierung: Amerika ist ein Migrationsland
"Die vorherige Regierung hat Hunderte von Richtlinien erlassen, die unserer Geschichte zuwiderlaufen und den Charakter Amerikas als Land der Möglichkeiten untergraben, das allen offensteht und alle willkommen heißt, die hierher kommen auf der Suche nach Schutz und Chancen", hieß es aus dem Weißen Haus.
Biden glaube, dass Einwanderer für das Wesen der Nation und die Zukunft des Landes von besonderer Bedeutung seien.

Der neue Präsident hatte bereits am ersten Amtstag einen Kurswechsel in der Migrationspolitik angestoßen.
Gleich nach seiner Vereidigung am 20. Januar hob er das von Trump verfügte Einreiseverbot für Menschen aus mehreren überwiegend muslimisch geprägten Ländern auf. Außerdem schickte er einen Gesetzentwurf an den US-Kongress, der vorsieht, dass Menschen, die ohne Aufenthaltserlaubnis in den USA leben, die Möglichkeit bekommen sollen, einen Aufenthaltstitel zu erhalten - und auf lange Sicht auch die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Biden leitete darüber hinaus erste Schritte ein, um ein Programm zum Schutz von rund 700.000 jungen Migranten vor einer Abschiebung zu sichern.
Trumps Regierung hatte versucht, das Programm zu beenden, war aber am Widerstand des Obersten Gerichts gescheitert.


 
Kritik an EU-Kommission-Chefin: "Von der Leyens Position ist ernsthaft geschwächt" !

Die gemeinsame Beschaffung von Corona-Impfstoffen für die EU schien Ursula von der Leyens große Chance.
Dann folgte eine Panne auf die nächste.
Ist die Kommissionschefin im Amt überfordert?

Geheime Lieferverträge, schlechte Kommunikation und schließlich eine Panne, die den Frieden in Nordirland bedrohte – die Kritik an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen ihrer Impfstoffstrategie in der Corona-Pandemie reißt nicht ab.
Nun kommt die Frage auf, ob die CDU-Politikerin ihrer Aufgabe als Chefin der wichtigsten EU-Behörde gewachsen ist.

Dabei war der Auftrag, Lieferverträge mit potenziellen Impfstoffherstellern abzuschließen, für von der Leyen zunächst vor allem eine Chance. Gesundheitssystem, Grenzschließungen, Lockdown-Maßnahmen – in den wichtigsten Punkten des Kampfes gegen die Pandemie entschieden die Mitgliedstaaten auf nationaler Ebene.
Die Rufe nach mehr Koordinierung aus Brüssel verhallten hingegen zumeist.

Im Sommer schien von der Leyens Stunde gekommen
In einem seltenen Moment der Einigkeit beschlossen die 27 EU-Länder dann im Sommer, bei der Beschaffung von Impfstoffen keine nationalen Verträge auszuhandeln, sondern die gemeinsame Verhandlungsmacht zu nutzen: Es gelte, einen Wettlauf zwischen den Mitgliedsstaaten zu verhindern, hieß es.

Von der Leyens Stunde schien gekommen. Sie erklärte die Angelegenheit zur Chefsache und schloss noch Monate, bevor der erste Impfstoff gegen das Coronavirus regulär verabreicht wurde, Vorvereinbarungen mit sechs Herstellern.
Auch von den mittlerweile zugelassenen Impfstoffkandidaten von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca sicherte sich Brüssel jeweils hunderte Millionen Dosen.

Israel und Großbritannien impfen deutlich schneller
Produktion und Auslieferung liefen dann aber nur schleppend an. Bislang wurden in der EU deutlich weniger Menschen geimpft als etwa in Israel oder Großbritannien.
Neben der AfD heizte auch die SPD zeitweise die Debatte an, ob Deutschland mit eigenen Verträgen mit den Herstellern nicht besser dagestanden hätte.

Von der Leyen habe mit ihrer Kommunikation "zu große Erwartungen geweckt", sagt Eric Maurice vom Brüsseler Schuman-Institut.
"Dabei war bekannt, dass viele Impfstoffe im Januar noch nicht zur Verfügung stehen würden."
Der Vorwurf, sie neige dazu, kritische Sachverhalte zu beschönigen, war bereits zu von der Leyens Zeit als Bundesverteidigungsministerin laut geworden.

Exportkontrollen ausgerechnet an der irischen Grenze
Hinzu kam die Debatte um massive Verzögerungen im Lieferzeitplan des Herstellers Astrazeneca.
Brüssel warf dem schwedisch-britischen Pharma-Unternehmen vor, nur die Lieferungen an die EU, nicht aber an Großbritannien zu reduzieren.
Der Streit drohte zeitweise die Beziehungen zu dem Ex-EU-Mitglied ernsthaft zu beeinträchtigen – und von der Leyen machte erneut keine gute Figur.

Zentral war die Entscheidung in ihrem engsten Umfeld, Exportkontrollen für Impfstoffe an der Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz Nordirland zu ermöglichen.
Ausgerechnet an der Grenze, die Brüssel in den Brexit-Verhandlungen mit London unter Verweis auf den Friedensprozess in der ehemaligen Bürgerkriegsregion um jeden Preis offen halten wollte.

"Kleiner Kreis hauptsächlich deutscher Mitarbeiter"
Die Kommission ruderte noch am selben Tag wieder zurück, aber in Dublin und Belfast rumorte es.
Auch blieb unklar, wie es zu dieser Entscheidung gekommen war.
Ein EU-Diplomat verwies auf den gewaltigen Druck, der vor allem aus Berlin, aber auch aus Paris auf von der Leyen ausgeübt werde.
Dies habe erst zu den Exportbeschränkungen für Corona-Impfstoffe und letztlich zu der Nordirland-Panne geführt.

Der Diplomat sieht außerdem kritisch, dass "sie sich mit einem kleinen Kreis hauptsächlich deutscher Mitarbeiter umgibt".
Der Bewältigung der Gesundheitskrise als EU sei das sicher nicht zuträglich.
"Von der Leyens Position ist ernsthaft geschwächt und sie saß schon vorher nicht fest im Sattel."

Fabian Zuleeg vom Brüsseler Thinktank European Policy Center sieht es gelassener: "Sicherlich wurden Fehler gemacht", aber diese massenhafte Impfstoffbeschaffung sei ja auch Neuland.
Mit einem Rücktritt von der Leyens rechne er nicht.
Sie werde jetzt aber endlich inhaltlich und in ihrer Kommunikation beweisen müssen, "dass sie ihrer Aufgabe gewachsen ist", sagt Maurice vom Schuman-Institut.


 
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