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Das will die Ampel für Deutschland: Keine Steuererhöhungen, 12 Euro Mindestlohn, Bürgergeld statt Hartz IV !

SPD, FDP und Grüne wollen in Koalitionsverhandlungen treten.
Nach mehreren Sondierungsrunden einigten sich die Parteispitzen auf ein gemeinsames Papier.

FOCUS Online dokumentiert das vollständige Papier im Wortlaut.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

Der Kohleausstieg soll beschleunigt werden, möglichst bis 2030
Stromkosten sollen gesenkt werden durch Streichen der EEG-Umlage
Der Mindestlohn soll auf 12 Euro erhöht werden.
Das soll sofort im ersten Jahr einer Regierung passieren.
Ein Bürgergeld soll das bestehende Hartz-IV-System ersetzen
Die Rente soll gestärkt werden - Rentenkürzungen oder ein höheres Renteneintrittsalter sind ausgeschlossen
Aufteilung in gesetzliche und private Krankenversicherung bleibt erhalten.
Außerdem planen die Parteien eine Pflege-Offensive
Aus für Tempolimit: "Ein generelles Tempolimit wird es nicht geben"
Die gesetzliche Schuldenbremse soll erhalten bleiben
Steuererhöhungen soll es nicht geben - Superabschreibungen für Investitionen sollen aber möglich sein
Das Wahlalter für Bundestags- und Europawahlen soll auf 16 Jahre gesenkt werden

Offensive für bezahlbaren Wohnraum: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr in Deutschland, ein Viertel davon staatlich gefördert

Das Sondierungspapier im Wortlaut:
Ergebnis der Sondierungen zwischen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP

Die nächsten Jahre sind entscheidend, um Deutschland und Europa zu stärken - für die großen Herausforderungen wie den Klimawandel, die Digitalisierung, die Sicherung unseres Wohlstands, den sozialen Zusammenhalt und den demografischen Wandel.
Die Grundlage dafür ist eine umfassende Erneuerung unseres Landes.
SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FREIE DEMOKRATEN sehen, dass Deutschland einen Aufbruch braucht.
Wir fühlen uns gemeinsam dem Fortschritt verpflichtet.
Uns eint, dass wir Chancen in der Veränderung sehen.

Wir sind eine Konstellation, die drei Parteien mit unterschiedlichen Traditionen und unterschiedlichen Sichtweisen zu einem innovativen Bündnis zusammenbringen kann.
Wir können einen Beitrag leisten, politische Frontstellungen aufzuweichen und neue politische Kreativität zu entfachen.
So schaffen wir einen neuen gesellschaftlichen Aufbruch auf Höhe der Zeit.
Als Fortschrittskoalition können wir die Weichen für ein Jahrzehnt der sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen, digitalen und gesellschaftlichen Erneuerung stellen.

Deutschland braucht eine stabile und verlässliche Regierung, die die Herausforderungen unseres Landes angeht.
Unsere Gespräche haben gezeigt, dass uns dies gelingen kann.
Wir sind uns einig über die drängenden Aufgaben und haben uns Gemeinsamkeiten in Hinblick auf ihre Lösung erarbeitet.

Wir wollen eine Regierung auch für diejenigen sein, die uns bei dieser Bundestagswahl ihre Stimme nicht gegeben haben.
Es geht um unser Land, nicht um die Profilierung einzelner Akteure.
Wir sehen keine kleinen und großen Parteien, sondern gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe.
Wir überwinden inhaltliche Differenzen in einem respektvollen Austausch, der sich neugierig und offen für das Argument der anderen zeigt.

Die Sondierungsgespräche waren von Vertrauen, Respekt und gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt.
Das wollen wir fortsetzen.
Wir sind davon überzeugt, dass wir einen ambitionierten und tragfähigen Koalitionsvertrag schließen können.

Ausgehend von den Ergebnissen der Sondierung wollen wir darüber verhandeln, wie wir unser Land nachhaltig modernisieren können.
Dieses Papier zeichnet die Ergebnisse der Sondierungen nach.
Es umfasst nur die Themen, über die die Verhandlungspartner vor Eintritt in Koalitionsverhandlungen eine Vorfestlegung erreichen wollten.
Nicht alle Themen wurden besprochen, nicht jedes Thema bis in die Einzelheiten diskutiert.

Dazu bieten die folgenden Verhandlungen Gelegenheit.

Folgende Ergebnisse halten wir fest:


1. Moderner Staat und digitaler Aufbruch
Wir wollen einen grundlegenden Wandel hin zu einem ermöglichenden, lernenden und digitalen Staat, der vorausschauend für die Bürgerinnen und Bürger arbeitet.
Es geht darum, das Leben einfacher zu machen.
Staatliches Handeln soll schneller und effektiver werden und wirtschaftliche wie gesellschaftliche Innovationsprozesse befördern.
Wir wollen eine neue Kultur der Zusammenarbeit etablieren, die auch aus der Kraft der Zivilgesellschaft heraus gespeist wird.

Um Deutschland zügig zu modernisieren sind schnelle Verwaltungs-, Planungs- und Genehmigungsverfahren zentrale Voraussetzung.
Daher sollen im ersten Jahr der Regierung alle notwendigen Entscheidungen getroffen und durchgesetzt werden, um private wie staatliche Investitionen schnell, effizient und zielsicher umsetzen zu können.
Unser Ziel ist es, die Verfahrensdauer mindestens zu halbieren.

Die Verwaltung soll agiler und digitaler werden.
Wir werden sie konsequent von der Bürgerin und dem Bürger her denken.
Digitale Anwendungen werden jeweils mitgedacht und realisiert.
Dazu wollen wir Gesetze einem Digitalisierungscheck unterziehen.
Die digitalpolitische Strategie der Bundesregierung wird neu aufgesetzt (u.a. KI-Strategie, Datenstrategie, Blockchain-Strategie).
Kompetenzen in der Bundesregierung werden neu geordnet und gebündelt.
Den Gigabit-Ausbau treiben wir engagiert voran.

Der Föderalismus ist die Grundsäule der Bundesrepublik. Um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, braucht es Klarheit bei den Aufgaben und der Finanzierung.
Wir streben eine engere, zielgenauere und verbindliche Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen an.

Wir wollen für gute Lebensbedingungen in Stadt und Land sorgen.
Gerade in den ländlichen Räumen gilt es, die Daseinsvorsorge zu stärken.
Bürgerinnen und Bürger sollen ihren Alltag in ihrer Region gut leben können – von der Arbeit übers schnelle Internet bis hin zu guten Verkehrsanbindungen, vom Einkaufen über den Arztbesuch bis hin zum Sport.
Wir wollen dafür sorgen, dass notwendige Investitionen (zum Beispiel in schnelles Internet oder Mobilität) insbesondere dort angepackt werden, wo der Nachholbedarf am größten ist.

Auch mehr als 30 Jahre nach der friedlichen Revolution bleibt es unverändert Aufgabe, die innere Einheit sozial und wirtschaftlich zu vollenden.
Viele Bürgerinnen und Bürger in Ostdeutschland haben im Wandel Erfahrungen gesammelt, die auch mit Brüchen und Enttäuschungen verbunden waren.
Daraus wollen wir für die anstehenden großen Transformationsprozesse in ganz Deutschland lernen.

Demokratie lebt von Vertrauen in alle staatlichen Institutionen und Verfassungsorgane.
Wir werden daher das Parlament als Ort der Debatte und der Gesetzgebung stärken.
Wir wollen die Entscheidungsfindung verbessern, indem wir neue Formen des Bürgerdialogs, wie etwa Bürgerräte nutzen, ohne das Prinzip der Repräsentation aufzugeben.


2. Klimaschutz in einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft
Der menschengemachte Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.
Wir müssen die Klimakrise gemeinsam bewältigen.
Darin liegen auch große Chancen für unser Land und den Industriestandort Deutschland: Neue Geschäftsmodelle und Technologien

können klimaneutralen Wohlstand und gute Arbeit schaffen.
Wir sehen es als unsere zentrale gemeinsame Aufgabe, Deutschland auf den 1,5 Grad Pfad zu bringen, so wie es der Pariser Klimavertrag und die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vorgeben.

Wir werden das Klimaschutzgesetz noch im Jahr 2022 konsequent weiterentwickeln und ein Klimaschutz-Sofortprogramm mit allen notwendigen Gesetzen, Verordnungen und Maßnahmen auf den Weg bringen.
Alle Sektoren werden einen Beitrag leisten müssen: Verkehr, Bauen und Wohnen, Stromerzeugung, Industrie und Landwirtschaft.
Die Einhaltung der Klimaziele werden wir anhand einer sektorübergreifenden und analog zum Pariser Klimaabkommen mehrjährigen Gesamtrechnung überprüfen.

Wir machen es zu unserer gemeinsamen Mission, den Ausbau der Erneuerbaren Energien drastisch zu beschleunigen und alle Hürden und Hemmnisse aus dem Weg zu räumen.
Dazu werden wir Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigen.
Den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien wollen wir stärken.

Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig für die Solarenergie genutzt werden.
Bei gewerblichen Neubauten soll dies verpflichtend, bei privaten Neubauten soll es die Regel werden.
Bürokratische Hürden werden wir abbauen und Wege eröffnen, um private Bauherren finanziell nicht zu überfordern.
Wir sehen darin auch ein Konjunkturprogramm für Mittelstand und Handwerk.

Für die Windkraft an Land sollen zwei Prozent der Landesflächen ausgewiesen werden.
Wir wollen dafür sorgen, dass die Kommunen von Windenergieanlagen und größeren Freiflächen-Solaranlagen auf ihrem Gebiet finanziell angemessen profitieren.
Die Kapazitäten für Windenergie auf See werden wir erheblich steigern.

Zur Einhaltung der Klimaschutzziele ist auch ein beschleunigter Ausstieg aus der Kohleverstromung nötig.
Idealerweise gelingt das schon bis 2030.
Das verlangt den von uns angestrebten massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Errichtung moderner Gaskraftwerke, um den im Laufe der nächsten Jahre steigenden Strom- und Energiebedarf zu wettbewerbsfähigen Preisen zu decken.
Dafür werden wir den ersten der im Kohleausstiegsgesetz vorgesehenen Überprüfungsschritte bereits in der 20. Legislaturperiode vornehmen.
Die bis zur Versorgungssicherheit durch Erneuerbare Energien notwendigen Gaskraftwerke müssen so gebaut werden, dass sie auf klimaneutrale Gase (H2-ready) umgestellt werden können.

Die betroffenen Regionen können weiterhin auf solidarische Unterstützung zählen.
Maßnahmen des Strukturstärkungsgesetzes werden vorgezogen bzw. beschleunigt.
Die flankierenden arbeitspolitischen Maßnahmen wie das Anpassungsgeld werden entsprechend angepasst.
Niemand wird ins Bergfreie fallen.
Geprüft wird die Errichtung einer Stiftung oder Gesellschaft, die den Rückbau der Kohleverstromung und die Renaturierung organisiert.

Wir wollen das Brennstoffemissionshandelsgesetz und den europäischen Emissionshandel im Sinne des EU-Programms „Fit for 55“ überarbeiten.
Im Laufe der Legislaturperiode werden wir die Finanzierung der EEG-Umlage über den Strompreis so schnell wie möglich beenden.
Damit senken wir die Stromkosten für private Haushalte und Betriebe.
Im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren Energien werden wir ein neues Strommarkt-Design erarbeiten.

In den Verhandlungen über das EU-Programm „Fit for 55“ unterstützen wir die Vorschläge der EU-Kommission und wollen in den einzelnen Sektoren die Instrumente möglichst technologieneutral ausgestalten.

Gemäß den Vorschlägen der EU-Kommission hieße das im Verkehrsbereich, dass in Europa 2035 nur noch CO2-neutrale Fahrzeuge zugelassen werden - entsprechend früher wirkt sich dies in Deutschland aus.
Außerhalb des bestehenden Systems der Flottengrenzwerte setzen wir uns dafür ein, dass nachweisbar nur mit E-Fuels betankbare Fahrzeuge neu zugelassen werden können.
Wir wollen Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität machen und dafür den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur massiv beschleunigen.
Ein generelles Tempolimit wird es nicht geben.
Im Rahmen klimafreundlicher Mobilität werden wir die Entwicklung intelligenter Systemlösungen für den Individualverkehr und den ÖPNV unterstützen.

Das Artensterben, der Verlust der Biodiversität ist eine weitere ökologische Krise.
Wir wollen wirksame Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt und der Natur ergreifen.
Dazu unterstützen wir die Landwirtschaft, einen nachhaltigen, umwelt- und naturverträglichen Pfad einzuschlagen; Ziel ist gleichzeitig, ein langfristig auskömmliches Einkommen für die Landwirtinnen und Landwirte zu sichern.
Wir wollen die Bäuerinnen und Bauern darin unterstützen, die Nutztierhaltung tiergerecht umzubauen.
Für Transparenz beim Einkaufen soll eine Haltungskennzeichnung sorgen.
Wir wollen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das notwenige Maß beschränken.
Pflanzen sollen so geschützt werden, dass Nebenwirkungen für Umwelt, Gesundheit und Biodiversität vermieden werden.


3. Respekt und Chancen in der modernen Arbeitswelt
Die beste Grundlage für die Gestaltung guter Arbeit ist eine Arbeitswelt, die Sicherheit und Flexibilität bietet.
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind ebenso wie Unternehmerinnen und Unternehmer bereit, in der Zeit des Umbruchs neue Wege zu gehen – aber sie erwarten auch Sicherheit, um sich auf Lernprozesse einlassen zu können.
Flexibilität ermöglicht, dass sich ein kreatives Klima für Innovationen entfalten kann.
Eine historisch gewachsene Sozialpartnerschaft und die darauf gründende Fähigkeit zum Kompromiss sind zentrale Voraussetzungen dafür, dass dieser Veränderungsprozess gelingen kann.

Um auf die Veränderungen in der Arbeitswelt zu reagieren und die Wünsche von Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmern und Unternehmen nach einer flexibleren Arbeitszeitgestaltung aufzugreifen, wollen wir Gewerkschaften und Arbeitgeber dabei unterstützen, flexible Arbeitszeitmodelle zu ermöglichen.
Im Rahmen einer befristeten Regelung mit Evaluationsklausel werden wir es ermöglichen, dass im Rahmen von Tarifverträgen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter bestimmten Voraussetzungen und in einzuhaltenden Fristen ihre Arbeitszeit flexibler gestalten können.
Außerdem wollen wir eine begrenzte Möglichkeit zur Abweichung von den derzeit bestehenden Regelungen des Arbeitszeitgesetzes hinsichtlich der Tageshöchstarbeitszeit schaffen, wenn Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen dies vorsehen (Experimentierräume).

Wir werden den gesetzlichen Mindestlohn im ersten Jahr in einer einmaligen Anpassung auf zwölf Euro pro Stunde erhöhen.
Im Anschluss daran wird die Mindestlohnkommission über die etwaigen weiteren Erhöhungsschritte befinden.

Bei den Mini- und Midi-Jobs werden wir Verbesserungen vornehmen: Hürden, die eine Aufnahme versicherungspflichtiger Beschäftigung erschweren, wollen wir abbauen.
Wir erhöhen die Midijob-Grenze auf 1.600 Euro.

Künftig orientiert sich die Minijob-Grenze an einer Wochenarbeitszeit von 10 Stunden zu Mindestlohnbedingungen.
Sie wird dementsprechend mit Anhebung des Mindestlohns auf 520 Euro erhöht.
Gleichzeitig werden wir verhindern, dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle insbesondere für Frauen werden.

Wir wollen, dass Leistung anerkannt wird.
Das heißt: Wer gut arbeitet, muss auch gut bezahlt werden und gute Arbeitsbedingungen haben.
Wir wollen die Tarifautonomie, die Tarifpartner und die Tarifbindung stärken, damit faire Löhne in Deutschland bezahlt werden – dies befördert auch die nötige Lohnangleichung zwischen Ost und West.
Die Mitbestimmung werden wir weiterentwickeln.

Wir wollen Selbständigkeit durch bessere Gründungsförderungen sowie einen Abbau unnötiger Bürokratie fördern.
Gleichzeitig wollen wir die Absicherung für (Solo-)Selbständige verbessern.

Wir wollen Weiterbildung und berufliche Qualifizierungsmöglichkeiten stärken.


4. Soziale Sicherheit bürgerfreundlich gestalten
Wir wollen Sicherheit im Wandel schaffen, damit alle Bürgerinnen und Bürger in der Transformation ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Gegenseitiger Respekt erwächst nur, wenn niemand sich zurückgelassen fühlt.
Wir wollen neue Wege gehen, so dass alle auch konkrete Chancen auf Teilhabe und berufliche Perspektiven haben und Lebensleistung anerkannt wird.
Wir stehen für einen verlässlichen und aktivierenden Sozialstaat, der die Bürgerinnen und Bürger in den Stationen ihres Lebens unterstützt, Teilhabe ermöglicht, vor Armut schützt und Lebensrisiken absichert.
Diese Zusage ist eine wichtige Basis dafür, Bürgerinnen und Bürger zu ermutigen, auch Neues zu wagen.

Neben der gesetzlichen Rente bleiben die betriebliche wie private Altersvorsorge wichtig für ein gutes Leben im Alter.
Eine gute und verlässliche Rente nach vielen Jahren Arbeit ist für die Beschäftigten wichtig.
Es geht darum, sich mit eigener Arbeit eine gute eigenständige Absicherung im Alter zu schaffen.
Wir werden daher die gesetzliche Rente stärken und das Mindestrentenniveau von 48 Prozent sichern.
Es wird keine Rentenkürzungen und keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben.

Um diese Zusage generationengerecht abzusichern, werden wir zur langfristigen Stabilisierung von Rentenniveau und Rentenbeitragssatz in eine teilweise Kapitaldeckung der Gesetzlichen Rentenversicherung einsteigen.
Dazu werden wir in einem ersten Schritt der Deutschen Rentenversicherung im Jahr 2022 aus Haushaltsmitteln einen Kapitalstock von 10 Milliarden Euro zuführen.
Wir werden der Deutschen Rentenversicherung auch ermöglichen, ihre Reserven am Kapitalmarkt reguliert anzulegen.

Die umlagefinanzierte Rente wollen wir durch die Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie die erwerbsbezogene und qualifizierte Einwanderung stärken.

Wir werden das bisherige System der privaten Altersvorsorge grundlegend reformieren.
Wir werden dazu das Angebot eines öffentlich verantworteten Fonds mit einem effektiven und kostengünstigen Angebot mit Abwahlmöglichkeit prüfen.
Daneben werden wir die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Renditen als Riester prüfen.
Eine Förderung soll Anreize für untere Einkommensgruppen bieten, diese Produkte in Anspruch zu nehmen.
Es gilt ein Bestandschutz für laufende Riester-Verträge.
Den Sparerpauschbetrag wollen wir auf 1.000 Euro erhöhen.

Anstelle der bisherigen Grundsicherung (Hartz IV) werden wir ein Bürgergeld einführen.
Das Bürgergeld soll die Würde des und der Einzelnen achten, zur gesellschaftlichen Teilhabe befähigen sowie digital und unkompliziert zugänglich sein.
Es soll Hilfen zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt in den Mittelpunkt stellen.
Während der Corona-Krise galten großzügige Regelungen zu Schonvermögen und zur Überprüfung der Wohnungsgröße.
Wir prüfen, welche dieser Regeln wir fortsetzen wollen.
An Mitwirkungspflichten halten wir fest und prüfen, wie wir hier entbürokratisieren können.
Die Zuverdienstmöglichkeiten wollen wir verbessern, mit dem Ziel, Anreize für Erwerbstätigkeit zu erhöhen.

In der Gesundheitspolitik wollen wir Vorsorge und Prävention zum Leitprinzip machen.
Wir wollen unser Gesundheitswesen stark machen, damit es für kommende Krisen, etwa eine neue Pandemie, gut vorbereitet ist.
Dafür werden wir aus den Erkenntnisse der Pandemie lernen und den Öffentlichen Gesundheitsdienst digitalisieren und stärken.

Der Zugang zu guter und verlässlicher gesundheitlicher Versorgung muss überall in Deutschland, ob in der Stadt oder auf dem Land, gewährleistet sein.
Das System der Fallpauschalen zur Krankenhausfinanzierung wollen wir weiterentwickeln und in Hinblick auf Sektoren wie Geburtshilfe und Notfallversorgung sowie Kinder- und Jugendmedizin anpassen.
Es bedarf mehr sektorenübergreifender Kooperation und Vernetzung zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und -berufen.

Wir wollen eine Offensive für mehr Pflegepersonal.
Hochwertige Pflege gibt es nur mit gut ausgebildeten Pflegekräften, guten Arbeitsbedingungen und angemessenen Löhnen in der Pflege.
Wir wollen mehr qualifizierte ausländische Pflegekräfte gewinnen und die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen.

Pflegerinnen und Pfleger sollen mehr Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit mit den Patientinnen und Patienten haben.
Das wollen wir durch Entbürokratisierung, die Nutzung digitaler Potentiale und klare bundeseinheitliche Vorgaben bei der Personalbemessung gewährleisten.

Die gesetzliche und die private Kranken- und Pflegeversicherung bleiben erhalten.


5. Chancen für Kinder, starke Familien und beste Bildung ein Leben lang
Wir wollen Kindern und Jugendlichen bessere Chancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern ermöglichen.
Wir konzentrieren uns auf die Kinder, die am meisten Unterstützung brauchen.
Wir wollen mehr Kinder aus Armut holen.
In einem Neustart der Familienförderung sollen bisherige Leistungen in einem eigenen Kindergrundsicherungsmodell gebündelt und automatisiert ausgezahlt werden, so dass sie ohne bürokratische Hürden bei den Kindern ankommen.

Gleichzeitig wollen wir Kitas und (Ganztags-)Schulen weiter fördern und Angebote der Bildung und Teilhabe stärken.
Bund, Länder und Kommunen sollen gemeinsam darauf hinwirken, dass jedes Kind die gleiche Chance auf Entwicklung und Verwirklichung hat (Kooperationsgebot).

Schulen in benachteiligten Regionen und Quartieren werden wir gezielt und dauerhaft unterstützen.
Wir wollen Länder und Kommunen dauerhaft bei der Digitalisierung des Bildungswesens unterstützen (Digitalpakt 2.0).

Wir wollen starke Kinderrechte im Grundgesetz verankern.
Unser duales Ausbildungssystem ist ein weltweit beachtetes Erfolgsmodell.
Nur wenn genügend ausgebildet wird, können wir künftig den wachsenden Bedarf an Fachkräften decken.
Den Übergang von der Schule in die berufliche Bildung werden wir verbessern.
Wir wollen die Jugendberufsagenturen optimieren und ausbauen und eine Exzellenzinitiative Berufliche Bildung auf den Weg bringen.

Wir wollen die Weiterbildung verbessern, so dass zum Beispiel jederzeit ein Berufsabschluss nachgeholt werden kann.
Zur Unterstützung der lebenslangen Aus- und Weiterbildung wollen wir neue Instrumente einführen (z.B. Lebenschancen-BAföG).
Das BAföG wollen wir reformieren und dabei elternunabhängiger gestalten.


6. Innovation fördern und neue Wettbewerbsfähigkeit erreichen
Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland als Grundlage für nachhaltiges Wachstum, Wohlstand und hohe Beschäftigung in einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft erhöhen.
Wir werden Unternehmen und Beschäftigte bestmöglich unterstützen, Innovation fördern und neues Zutrauen in Gründergeist, Innovation und Unternehmertum schaffen.
Dazu stärken wir die StartUp- und Gründerförderung und entbürokratisieren die Innovationsförderung und -Finanzierung.

Wir wollen mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe bei der Bewältigung anstehender Herausforderungen unterstützen.
Unsere Wirtschaftspolitik soll auf zukunftsorientierte Rahmenbedingungen für einen wettbewerbsfähigen Mittelstand setzen.
Auch dazu brauchen wir eine qualifizierte Fachkräftestrategie.

Wir bemühen uns weiter um fairen Wettbewerb zwischen Geschäftsmodellen digitaler Großunternehmen und dem lokal verwurzelten Unternehmen.
Wir wollen die digital gestützte Wertschöpfung in Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistung unterstützen und dafür ein Level Playing Field herstellen.

Die Industrie steht vor einer weitreichenden Transformation, dabei werden wir sie unterstützen.
Wir fördern regionale Transformationscluster und werden strukturschwache Regionen unterstützen.

Wesentlich ist eine gute Forschungslandschaft, die Innovationen hervorbringt.
Wir wollen den Anteil der gesamtstaatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 3,5 Prozent des BIP erhöhen.
Wir brauchen mehr Ausgründungen aus Forschungsinstituten.

Die Beteiligung der Beschäftigten am Unternehmen ist ein wichtiges Element des Vermögensaufbaus aber auch der Finanzierung von Start-Ups.
Wir werden die Mitarbeiterkapitalbeteiligung attraktiver machen, u.a. durch eine weitere Anhebung des Steuerfreibetrags.

Wir wollen mehr privates Kapital für Transformationsprojekte aktivieren.
Dazu prüfen wir auch, welche Beiträge öffentliche Förderbanken zur Risikoabsicherung leisten können.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) soll stärker als Innovations- und Investitionsagentur wirken.
Der Zukunftsfonds für Startups ist ein gutes Beispiel dafür.
Projekte wie die Bundesagentur für Sprunginnovation wollen wir weiter ausbauen.

Zu einer modernen Unternehmenskultur gehören auch neue Formen wie Sozialunternehmen, oder Gesellschaften mit gebundenem Vermögen.
Steuersparkonstruktionen werden wir jedoch vermeiden.

Wir streben einen besseren Zugang zu Daten an, insbesondere um StartUps sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen neue innovative Geschäftsmodelle in der Digitalisierung zu ermöglichen.

Wir wollen den regelbasierten Freihandel auf Grundlage von fairen sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Standards stärken und sprechen uns für eine deutsche und europäische Handelspolitik gegen Protektionismus und unfaire Handelspraktiken aus.
Wir nutzen das europäische Wettbewerbsrecht und die Stärke des europäischen Binnenmarktes gerade mit Blick auf unfaire Wettbewerbspraktiken autoritärer Regime.


7. Offensive für bezahlbares und nachhaltiges Bauen und Wohnen
Wir wollen mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen.
Dazu ist es vordringlich, deutlich mehr Wohnungen zu bauen.
Unser Ziel ist der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen.
Hierzu werden wir zu einem „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ mit allen wichtigen Akteuren einladen.
In diesem Rahmen gewährleisten wir Planungssicherheit für die Bauindustrie zum Aufbau von Baukapazitäten.

Wir werden durch serielles Bauen, Digitalisierung, Entbürokratisierung und Standardisierung die Kosten für den Wohnungsbau senken.
Wir werden den Klimaschutz beim Neubau stärken und die energetische Sanierung im Bestand beschleunigen, um die Klimaziele auch im Gebäudebereich zu erreichen.

Solange nicht genug bezahlbare Wohnungen gebaut werden, verhindert die Wohnraumknappheit vor allem in Ballungsgebieten, dass sich angemessene Mieten am Wohnungsmarkt bilden können.
Daher werden wir die geltenden Mieterschutzregelungen evaluieren und verlängern.

Die finanzielle Unterstützung des Bundes für den sozialen Wohnungsbau werden wir fortführen.
Wir werden der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mehr Freiheiten verschaffen, so dass sie schneller selber bauen kann.

Mit einer neuen Wohngemeinnützigkeit bringen wir eine neue Dynamik in den Bau bezahlbaren Wohnraums.

Wir wollen die illegale Finanzierung von Immobilien durch geeignete Maßnahmen bekämpfen.
Dazu gehört der Versteuerungsnachweis für gewerbliche Immobilienkäufer aus dem Ausland sowie ein Verbot des Erwerbs von Immobilien mit Bargeld.
Wir wollen den Ländern eine flexiblere Gestaltung der Grunderwerbsteuer ermöglichen, um den Erwerb selbst genutzten Wohneigentums zu erleichtern.
Zur Gegenfinanzierung nutzen wir das Schließen von steuerlichen Schlupflöchern beim Immobilienerwerb von Konzernen (Share Deals).


8. Freiheit und Sicherheit, Gleichstellung und Vielfalt in der modernen Demokratie
Deutschland ist ein modernes Land, mit großer Vielfalt der Gesellschaft, in der unterschiedliche Lebensentwürfe, Lebensumstände und Herkunftsgeschichten zusammenkommen.
Wir begreifen diese Vielfalt als Chance und wollen gerechte Teilhabe in allen Bereichen organisieren und Diskriminierung klar entgegentreten.

Wir wollen unsere Rechtsordnung der gesellschaftlichen Realität anpassen.
Dazu werden wir u.a. das Staatsangehörigkeitsrecht, das Familienrecht, das Abstammungsrecht und das Transsexuellengesetz ebenso wie die Regelungen zur Reproduktionsmedizin anpassen und beispielsweise Verantwortungsgemeinschaften bzw. einen Pakt für Zusammenleben möglich machen.

Deutschland ist ein modernes Einwanderungsland.
Frauen und Männer aus vielen Staaten haben hier ihre Heimat gefunden, Familien gegründet und verdienen ihren Lebensunterhalt.
Daher wollen wir ein modernes Staatsangehörigkeitsrecht schaffen.
Wir wollen das Fachkräfteeinwanderungsgesetz praktikabler ausgestalten.
Wir wollen außerdem ein Punktesystem als zweite Säule zur Gewinnung von qualifizierten Fachkräften einführen.

Diejenigen, die gut in Deutschland integriert sind und für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen, sollen schneller einen rechtssicheren Aufenthaltsstatus erhalten können.
Wir wollen einen Spurwechsel ermöglichen und die Integrationsmöglichkeiten verbessern.

Wir wollen unser sicheres Land noch sicherer machen.
Jede und jeder in Deutschland soll sich sicher fühlen – ob auf der Straße, zu Hause oder im Netz.
Dafür kommt es vor allem auf mehr präventive Sicherheit an.
Dazu brauchen wir motivierte, gut ausgebildete und ausgestattete Polizistinnen und Polizisten.
Ihre Präsenz und Bürgernähe macht sie für uns zu einem unerlässlichen Partner.
Rechtsstaatlichkeit und Verhältnismäßigkeit sind die Maßstäbe, nach denen sie ihren Dienst für alle tun.
Wir wollen dafür sorgen, dass sie die verdiente Anerkennung und den Respekt für ihre wichtige Arbeit erfahren.

Wir wollen Freiheit und Sicherheit gewährleisten und die Bürgerrechte stärken.
Gemeinsam mit den Ländern werden wir die auch vom Bundesverfassungsgericht geforderte gesamtheitliche Betrachtung der Eingriffsbefugnisse des Staates vornehmen und eine Generalrevision der Sicherheitsarchitektur durchführen.
Wir werden die Fähigkeiten und Strukturen für die Abwehr von Cyberrisiken verbessern und auf eine gesetzliche Grundlage stellen.

Wir werden in allen Bereichen entschlossen gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsextremismus, Islamismus, Linksextremismus, Queer-Feindlichkeit und jede andere Form der Menschenfeindlichkeit vorgehen, damit Vielfalt auch in gleicher Sicherheit für jedeund jeden möglich ist.
Die öffentliche Hand sowie ihre Institutionen müssen hier Vorbild sein.
Dazu dient auch ein Demokratiefördergesetz.

Wir werden das Selbstbestimmungsrecht von Frauen stärken und die eigenständige Existenzsicherung fördern.
Wir wollen, dass Frauen und Männer gleichberechtigt an gesellschaftlichen Entscheidungen sowie am Erwerbsleben teilhaben können und in gleicher Weise in der Lage sind, eigenständig ihren Lebensunterhalt zu sichern und für ausreichende Alterssicherung zu sorgen.
Der Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt wollen wir entgegenwirken und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern.
Wir wollen die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern wirksam verringern.
Wir werden uns für mehr Vielfalt in der Arbeitswelt einsetzen und dafür Sorge tragen, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen.

Wir wollen, dass das tägliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen selbstverständlich wird und werden daher die Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern mit Behinderungen weiter ausbauen - auf dem Arbeitsmarkt und durch die Förderung von Barrierefreiheit im Alltag, beim Wohnen und im digitalen Raum.

Wir wollen den Gleichbehandlungsartikel des Grundgesetzes (Artikel 3 Absatz 3 GG) um ein Verbot der Diskriminierung wegen sexueller Identität ergänzen und den Begriff „Rasse“ im Grundgesetz ersetzen.

Wir wollen die Vielfalt und die Freiheit des Kulturlebens sichern.
Wir setzen uns für eine starke Kulturszene und Kreativwirtschaft ein, die von der Corona-Krise besonders hart getroffen wurden.

Wir wollen das Wahlrecht überarbeiten, um nachhaltig das Anwachsen des Deutschen Bundestages zu verhindern.
Das Wahlalter für die Wahlen zum Deutschen Bundestag und Europäischen Parlament wollen wir auf 16 Jahre senken.


9. Zukunftsinvestitionen und nachhaltige Staatsfinanzen
Die 2020er Jahre wollen wir zu einem Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen machen.
Wir verfolgen dazu eine Politik, die die Investitionen – privat, wie öffentlich – deutlich erhöht.

Wir werden im Rahmen der grundgesetzlichen Schuldenbremse die nötigen Zukunftsinvestitionen gewährleisten, insbesondere in Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung und Forschung sowie die Infrastruktur.
Damit die bereitgestellten Mittel auch eingesetzt werden, müssen Planungsprozesse und Genehmigungen deutlich beschleunigt werden; Investitionssicherheit muss herrschen.
Kapitalsammelstellen sollen besser in Zukunftstechnologien investieren können.

Den Kampf gegen Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Steuervermeidung werden wir intensivieren.
Wir werden uns weiter aktiv für die Einführung der globalen Mindestbesteuerung einsetzen.

Wir werden keine neuen Substanzsteuern einführen und Steuern wie zum Beispiel die Einkommen-, Unternehmens- oder Mehrwertsteuer nicht erhöhen.
Der Konjunktur wollen wir einen Schub durch Superabschreibungen geben für Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung.
Wir wollen Steuerbürokratie spürbar verringern, beispielsweise durch höhere Schwellenwerte und volldigitalisierte Verfahren.

Wir wollen zusätzliche Haushaltsspielräume dadurch gewinnen, dass wir den Haushalt auf überflüssige, unwirksame und umwelt- und klimaschädliche Subventionen und Ausgaben überprüfen.

Angesichts des hohen Investitionsbedarfs auf kommunaler Ebene prüfen wir die Entlastung der Kommunen von strukturwandelbedingten Altschulden in gemeinsamer Verantwortung mit den Ländern.


10. Deutschlands Verantwortung für Europa und die Welt
Deutschland stellt sich seiner globalen Verantwortung.
Keine der großen Aufgaben unserer Zeit können wir als Land alleine bewältigen.

Wir werden die Europäische Union (EU) stärken, um unserer Verantwortung zu entsprechen.
Unsere Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik werden wir wertebasiert und europäischer aufstellen.
Die strategische Souveränität Europas wollen wir erhöhen.

Die EU ist kein fernes Zukunftsprojekt, sondern längst tagtägliche Realität und Heimat, nicht zuletzt für die Jugend Europas, die ohne Grenzen aufgewachsen ist.
Wir wollen die Europäische Union stärken, um Deutschland zu stärken.
Wir werden deshalb deutsche Interessen im Lichte der europäischen Interessen definieren.
Wir wollen eine aktive Europapolitik betreiben – auch entlang einer starken deutsch-französischen Partnerschaft und in einer engen Zusammenarbeit im Weimarer Dreieck.

Wir sind entschlossen, die EU handlungsfähiger und demokratischer zu machen und setzen uns ein für eine EU, die ihre Werte und ihre Rechtsstaatlichkeit nach innen wie außen schützt und ihre Handlungsfähigkeit stärkt.
Wir treten für eine verstärkte Zusammenarbeit der nationalen europäischen Armeen ein.

Wir befähigen die liberalen Demokratien Europas dazu, Desinformation, Fake-News-Kampagnen, Propaganda sowie Manipulationen aus dem In- und Ausland besser abwehren zu können.

Wir wollen dafür Sorge tragen, dass Europa auf der Grundlage solider und nachhaltiger Staatsfinanzen gemeinsam wirtschaftlich stark aus der Pandemie herauskommt, das Ziel der Klimaneutralität erreicht und den Green Deal konsequent umsetzt.
Wir wollen Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in allen EU-Mitgliedsstaaten unterstützen.

Der Stabilitäts- und Wachstumspakt hat seine Flexibilität bewiesen.
Auf seiner Grundlage wollen wir Wachstum sicherstellen, die Schuldentragfähigkeit erhalten und für nachhaltige und klimafreundliche Investitionen sorgen.

Eine europäische digitale Infrastruktur, ein gemeinsames Eisenbahnnetz, eine Energieinfrastruktur für erneuerbaren Strom und Wasserstoff sowie Forschung und Entwicklung auf dem Niveau der Weltspitze sind Voraussetzungen für die europäische

Handlungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit im 21. Jahrhundert.
Dafür werden wir die Initiative ergreifen.

Unsere Sicherheit und der Schutz unserer Lebensgrundlagen erfordern globale Zusammenarbeit, eine Stärkung der Vereinten Nationen sowie eine regelbasierte internationale Ordnung.
Wir unterstützen und stärken Initiativen wie die Allianz der Demokratien.
Das transatlantische Bündnis ist dabei zentraler Pfeiler und die NATO unverzichtbarerer Teil unserer Sicherheit.
Die Sicherheit Israels ist für uns Staatsräson.

Unsere Soldatinnen und Soldaten leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Internationalen Sicherheit.
Wir verbessern ihre Ausrüstung wie auch die der Bundeswehr.
Das Prinzip der Inneren Führung wollen wir stärken.
Wir wollen die Evakuierungsmission des Afghanistan-Einsatzes in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aufarbeiten.
Zudem wollen wir den Gesamteinsatz in einer Enquete mit wissenschaftlicher Expertise evaluieren.
Die gewonnenen Erkenntnisse müssen praxisnah und zukunftsgerichtet aufbereitet werden, so dass sie in die Gestaltung zukünftiger deutscher Auslandseinsätze einfließen.

Aus unterschiedlichen Perspektiven schauend, wollen wir ein gemeinsames Verständnis von Deutschlands Rolle in der Welt erarbeiten.
Die deutsche Außenpolitik soll künftig aus einem Guss agieren und ressortübergreifend gemeinsame Strategien erarbeiten.
Ziel ist eine multilaterale Kooperation in der Welt, insbesondere in enger Verbindung mit denjenigen Staaten, die unsere demokratischen Werte teilen.
Dabei geht es auch um den Systemwettbewerb mit autoritären Staaten und Diktaturen.
Wir wollen eine Nationale Sicherheitsstrategie vorlegen.

Wir richten unser internationales Handeln an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDG) aus.
Wir wollen sicherstellen, dass Deutschland seine internationalen Verpflichtungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und Internationalen Klimafinanzierung erfüllt.

Wir bekennen uns zur humanitären Verantwortung, die sich aus dem Grundgesetz, aus der Genfer Flüchtlingskonvention sowie der Europäischen Menschenrechtskonvention ergibt.
Daraus leiten wir die Aufgabe ab, mit den europäischen Partnern Anstrengungen zu unternehmen, das Sterben auf dem Mittelmeer genauso wie das Leid an den europäischen Außengrenzen zu beenden.
Wir wollen die Verfahren zur Flucht-Migration ordnen und die ausbeuterischen Verhältnisse auf den Fluchtwegen bekämpfen.
Die Asylverfahren, die Verfahren zur Familienzusammenführung und die Rückführungen wollen wir beschleunigen und legale Wege schaffen.
Abkommen mit Drittstaaten über Migration sollen dabei helfen.

Wir brauchen eine abrüstungspolitische Offensive und wollen eine führende Rolle bei der Stärkung internationaler Abrüstungsinitiativen und Nichtverbreitungsregimes einnehmen.
Für eine restriktive Rüstungsexportpolitik brauchen wir verbindlichere Regeln und wollen daher mit unseren europäischen Partnern eine entsprechende EU-Rüstungsexportverordnung abstimmen.

Wir wollen die Energieversorgung für Deutschland und Europa diversifizieren.
Für energiepolitische Projekte auch in Deutschland gilt das europäische Energierecht.


 
Arbeitgeber-Chef warnt vor höherem Mindestlohn: "Brandgefährlicher" Ampelplan !

SPD, Grüne und FDP wollen den Mindestlohn auf zwölf Euro pro Stunde erhöhen.
Das könne zu einer Gefahr für Geringverdiener werden, argumentiert Arbeitgeberpräsident Dulger.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat die Pläne der Ampel-Parteien für einen Mindestlohnanhebung auf zwölf Euro scharf kritisiert.
"Dass dieses neue Ampelbündnis die Mindestlohnkommission aushebeln will, ist indiskutabel", sagte Dulger laut "Funke"-Zeitungen vom Samstag.
"Das ist ein schwerer Eingriff in die Tarifautonomie."
Für die Unternehmen wären zwölf Euro Mindestlohn "brandgefährlich", warnte Dulger.
Das würde in über 190 Tarifverträge eingreifen und über 570 tariflich ausgehandelte Lohngruppen überflüssig machen.

"Eine derartige Mindestlohngrenze würde eine enorme Lohnspirale nach oben erzeugen und somit den Arbeitsmarkt für Geringqualifizierte unheimlich erschweren", sagte Dulger.

"Die letzten drei Jahre waren Zeitverschwendung"
In ihrem am Freitag vorgestellten Sondierungspapier haben die Spitzen der Ampel-Parteien festgelegt: "Wir werden den gesetzlichen Mindestlohn im ersten Jahr in einer einmaligen Anpassung auf zwölf Euro pro Stunde erhöhen.
Im Anschluss daran wird die Mindestlohnkommission über die etwaigen weiteren Erhöhungsschritte befinden."

Dulger sagte dazu: "Wenn den Dialog über Mindestlöhne nun nicht mehr die Sozialpartner führen sollen, dann kann man die Arbeit in der Kommission auch beenden, und die letzten drei Jahre waren Zeitverschwendung."

Die von der Bundesregierung eingesetzte Mindestlohnkommission hat die Aufgabe, Empfehlungen zur Höhe des Mindestlohns abzugeben.
In dem Gremium sitzen drei von den Arbeitgebern entsandte Vertreter, drei Gewerkschafter, der Vorsitzende sowie zwei nicht stimmberechtigte Wissenschaftler.
Den gesetzlichen Mindestlohn gibt es seit 2015.

Dulger: Renteneintrittsalter soll mit steigender Lebenserwartung angehoben werden
Im vergangenen Jahr hatte die Kommission den Anstieg des Mindestlohns auf 9,50 Euro ab Januar 2021 empfohlen, zum 1. Juli stieg er auf seine jetzige Höhe von 9,60 Euro.
Danach sollte er der Empfehlung zufolge zum 1. Januar 2022 auf 9,82 Euro und schließlich am 1. Juli 2022 auf 10,45 Euro steigen.
Die Bundesregierung folgte diesem Vorschlag und beschloss dazu eine Rechtsverordnung.

Dulger mahnte zugleich eine Anhebung des Renteneintrittsalters an.
"Unsere Sozialsysteme sind belastet, vor allem bei der Rente", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.
"Mit einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren kommen wir nicht hin", mahnte Dulger.
"Wir sollten das Renteneintrittsalter in der Form dynamisieren, dass es mit steigender Lebenserwartung automatisch angehoben wird."


 
Schauspieler lesen Chatverläufe des österreichischen Ex-Kanzlers Sebastian Kurz: "Bitte, kann ich ein Bundesland aufhetzen ?

Die Kurz-Affäre hat in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen gesorgt. Ein Theater in Wien nimmt das zum Anlass, heikle Chatverläufe des österreichischen Ex-Kanzlers auf die Bühne zu bringen.

Wegen Korruption und Betrug steht der ehemalige österreichische Kanzler Sebastian Kurz im Fokus von Ermittlungen.
Vergangene Woche legte der 35-Jährige deshalb sein Amt nieder, seit Donnerstag sitzt er wieder als Abgeordneter und Fraktionsvorsitzender der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) im Parlament in Wien.

Die "Causa Kurz" schafft es nun auch auf die Theaterbühne: Das Burgtheater in Wien hat am Samstag in Zusammenarbeit mit dem österreichischen "Standard" brisante Chatprotokolle von Kurz vorgetragen.
Dabei geht es um die Textnachrichten, die der Staatsanwaltschaft als Ausgangspunkt für ihre Ermittlungen dienen, teilte die Zeitung mit.
Beteiligt waren daran unter anderem Kurz und sein enger Vertrauter Thomas Schmid, ein ehemaliger Mitarbeiter in den Kabinetten österreichischer Ministerien.
Die Chatverläufe hatten vor einigen Monaten großes Aufsehen erregt.

Sechs Schauspieler, darunter zwei Frauen und vier Männer, treten in der Video-Lesung auf.
Die gesamte Lesung ist auf der Seite des "Standard" verfügbar.



 
Ampelkoalition: Walter-Borjans - FDP hat Verhandlungen nicht dominiert !

Nach dem Abschluss der Ampel-Sondierungen zieht der SPD-Co-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans ein positives Fazit.
Er sieht Kompromisse auf allen Seiten und lobt einen starken Gerechtigkeitsaspekt.

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hat das Ergebnis der Ampel-Sondierungen als fairen Kompromiss zwischen den drei Parteien bezeichnet.
"Es ging genau nicht darum, dass einer dem anderen einen Stempel aufdrückt", sagte Walter-Borjans am Samstag im Deutschlandfunk.
"Wir haben uns in langen, intensiven Gesprächen ohne etwas auszuklammern aufeinander zubewegt."
Alle drei Parteien hätten im Wahlprogramm viel weitergehende Punkte gehabt und Kompromisse machen müssen.

Dass der Staat aktivieren und nicht nur versorgen solle, sei Teil aller drei Wahlprogramme gewesen, sagte Walter-Borjans zu der Frage, ob die FDP dem Sondierungspapier ihre Handschrift aufgedrückt habe.
SPD, Grüne und FDP hatten am Freitag ein zwölfseitiges Ergebnispapier vorgelegt, das als Grundlage für Koalitionsverhandlungen dienen soll.

Starker Gerechtigkeitsaspekt
Walter-Borjans sagte mit Blick auf die Steuerpolitik, die SPD hätte gerne "bei Einkommen oberhalb des Mindestlohns ein Stück Entlastung geben wollen und dafür in den hohen Bereichen auch ein Stück Mehrbelastung".
Er räumte ein: "Das war im Wege dieses Kompromisses nicht drin."
Auf der anderen Seite hätten die Sozialdemokraten "sehr gekämpft" für eine Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro, von der zehn Millionen Menschen profitierten.

Dass diese Anhebung im Sondierungspapier vereinbart wurde, sei "insofern auch natürlich ein Kompromiss", sagte der SPD-Chef mit Blick auf die FDP.
Er glaube, dass in dem Papier "der Gerechtigkeitsaspekt sehr deutlich zum Ausdruck kommt".
Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Vogel sagte ebenfalls im Deutschlandfunk, anders als in den vergangenen Jahren sei nicht nur eine Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner erfolgt.
Vielmehr gehe es darum, gemeinsam große Modernisierungsprojekte anzustoßen.
Gelinge dies, sei ein echter Aufbruch möglich, betonte Vogel.


 
Kurz vor Wahl: Ministerien beförderten fast 200 Beamte auf Steuerzahlerkosten !

Noch bis kurz vor der Wahl beförderten zahlreiche Ministerien Beamte in hoch bezahlte Jobs.
Das Vorgehen ist eigentlich unüblich.
Jetzt wurde ein Beförderungsmoratorium erlassen.

Noch bis in den September ist es in zahlreichen Ministerien der Bundesregierung zu lukrativen Beförderungen gekommen – das berichtet der "Business Insider".
In sieben Ministerien plus Bundeskanzleramt sollen demnach fast 200 Beamte erstmals eine B-Besoldung, also Gehälter ab 7123 Euro, erhalten haben.

Das Vorgehen ist eigentlich unüblich.
Zu den politischen Gepflogenheiten gehört es, dass Top-Jobs in den Ministerien und Behörden in einem Wahljahr nur noch in Ausnahmefällen neu besetzt werden.
Klare Regeln gibt es allerdings nicht.

117 Beförderungen im Verteidigungsministerium
So wurden seit April allein im Verteidigungsministerium von Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) 117 Beförderungen mit B-Besoldung bei der Bundeswehr durchgeführt oder werden in den nächsten Wochen noch vorgenommen.
Auch andere Bundesministerien gingen ähnlich vor, sodass insgesamt seit April 195 Spitzen-Beförderungen zu Buche stehen.
Nicht wenige davon erfolgten noch im Monat der Bundestagswahl.

Bemerkenswert ist, dass bei vielen Beförderung scheinbar getrickst wurde, um sie nicht wie eigentlich vorgesehen vom Kabinett absegnen lassen zu müssen.
Laut der Geschäftsordnung der Bundesregierung sind demnach dem Kabinett „Vorschläge zur Ernennung von Beamten, die jederzeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden können“ vorzulegen sowie Vorschläge zur Ernennung "von sonstigen Beamten, die nach der Besoldungsordnung feste Gehälter beziehen, sowie von Ministerialräten und Ministerialbeamten gleichen Ranges".

Kanzleramtschef reagiert
Tatsächlich wurden vielen Neubesetzungen ihre Posten allerdings bereits formell übertragen, lediglich die formelle Ernennung fehlt.
Damit muss der Vorgang nicht durch das Kabinett.
Faktisch ist die Stelle damit aber schon neu besetzt und die neue Bundesregierung hat kaum noch eine Wahl.
Sie muss die Beamten später offiziell ernennen.
Von den 117 Besetzungsentscheidungen allein im Verteidigungsministerium wurden zwischen Juni und September lediglich vier vom Kabinett abgesegnet.

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) schrieb nun einen Brief an alle Minister und Ministerinnen.
Darin weist er darauf hin, dass ab dem 26. Oktober – also dem Tag, an dem der neue Bundestag seine konstituierende Sitzung abhält und die Bundesregierung dann offiziell nur noch geschäftsführend im Amt ist – Beförderungen in der B-Besoldung nur noch in Ausnahmefällen vorgenommen werden dürfen.
Allerdings will das Kanzleramt selbst nur sechs Tage vor Beginn des Moratoriums noch 19 lukrative Beförderungen durchführen.


 
Großbritannien: Tod von Politiker David Amess löst Demokratie-Debatte aus !

Der Tod des konservativen Politikers David Amess löst nicht nur in Großbritannien Bestürzung aus: Viele Politiker stellen sich in dem Land nun neue Fragen zur Sicherheit – denn die Messerattacke ist kein Einzelfall.

Sicherheit oder Bürgernähe?
Der tödliche Messerangriff auf den Tory-Abgeordneten David Amess hat in Großbritannien eine Debatte über das Verhältnis von Demokratie und der Gefahr durch Attentäter ausgelöst.
Wie die Polizei in der Nacht zum Samstag mitteilte, gehen die Ermittler inzwischen von einem terroristischen Hintergrund aus.
Der Fall sorgte im ganzen Land für große Betroffenheit.

Amess war am Freitag während einer Bürgersprechstunde in seinem Wahlkreis in der Grafschaft Essex von einem Angreifer erstochen worden.
Ein 25 Jahre alter Mann wurde wegen Mordverdachts noch am Tatort festgenommen.
Erste Untersuchungen hätten "eine mögliche Motivation in Verbindung zu islamistischem Extremismus" ergeben, heißt es in der Mitteilung der Polizei.
Die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus.
Wie die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, soll es sich bei dem Verdächtigen um einen Briten mit somalischer Herkunft handeln.

"Müssen sicherstellen, dass die Demokratie überlebt"
Unterhauspräsident Lindsay Hoyle mahnte eine Debatte über die Sicherheit von Politikern an.
Es sei aber "essenziell", dass die Abgeordneten ihre Beziehung zu den Bürgern aufrechterhalten könnten, sagte Hoyle in der BBC am Freitagabend.
Er selbst habe daher seine Sprechstunde selbst nach dem Attentat auf Amess noch abgehalten.
"Wir müssen sicherstellen, dass die Demokratie das überlebt", so Hoyle weiter.

Amess' Parteifreund Tobias Ellwood, der für seinen beherzten Erste-Hilfe-Einsatz nach einem terroristischen Angriff auf das Parlament im Jahr 2017 bekannt wurde, forderte am Samstag hingegen, physische Treffen von Angeordneten mit Bürgern vorübergehend einzustellen.

Innenministerin Priti Patel, die eine umgehende Sicherheitsüberprüfung angeordnet hatte, bezeichnete das Attentat als "Angriff auf die Demokratie".
Sie sprach sich für ein neues Gleichgewicht zwischen dem demokratischen Prozess und der Sicherheit der Abgeordneten aus.
"Wir können uns nicht von einem Einzelnen oder eine Beweggrund einschüchtern lassen, so dass wir aufhören zu funktionieren, unserer gewählten Demokratie zu dienen", so Patel im Nachrichtensender Sky News.

Auch Reker erschüttert
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die im Jahr 2015 selbst Opfer eines Messerangriffs wurde, zeigte sich erschüttert.
"Fürchterliche Nachrichten aus dem Vereinigten Königreich.
Der feige Mord an David Amess geht mir persönlich nahe.
In Europa müssen alle DemokratInnen zusammenstehen gegen Hass und Gewalt", schrieb Reker auf Twitter.

Premierminister Boris Johnson besuchte den Tatort in dem südostenglischen Küstenort Leigh-on-Sea am Samstag.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie der Premier und Konservativen-Parteichef einen Kranz an der Methodisten-Kirche niederlegte, die am Freitag zum Schauplatz des Messerangriffs auf Amess wurde.
Begleitet wurde er vom Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei, Innenministerin Patel und Unterhauspräsident Hoyle, die ebenfalls Kränze niederlegten.

Auch Cox starb bei Bürgersprechstunde
Britische Abgeordnete, die alle direkt in ihrem Wahlkreis gewählt werden, bieten regelmäßig Sprechstunden mit Bürgern an, die auch kurzfristig besucht werden können.
Die sogenannten "surgeries" werden gewöhnlich einmal pro Woche abgehalten und gelten als wichtiger Bestandteil der demokratischen Kultur in Großbritannien.
Auch die Labour-Abgeordnete Jo Cox war 2016 bei einer Bürgersprechstunde von einem Rechtsextremisten ermordet worden.
Das Attentat ereignete sich nur wenige Wochen vor dem Brexit-Referendum.

Amess hinterlässt eine Frau und fünf Kinder.
Der gläubige Katholik aus einer Arbeiterfamilie galt als erzkonservativer Brexit-Befürworter, der sich gegen das Recht auf Abtreibung und für Tierrechte einsetzte.
Er war auch ein entschiedener Gegner der Fuchsjagd.
Amess saß seit 1983 für die Tories im britischen Parlament, zuerst für den Wahlkreis Basildon, später für Southend West.
Er war ein glühender Anhänger der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher.
2015 wurde er zum Ritter geschlagen.

In einem im vergangenen Jahr veröffentlichten Buch klagte Amess noch darüber, wie die seit dem Mord an Cox gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen "die großartige britische Tradition" der Treffen mit Bürgern erschwere.
"Wir alle machen uns gerne verfügbar für die Bewohner unserer Wahlkreise und haben es oft mit Menschen mit psychischen Problemen zu tun.
Es könnte jeden von uns treffen", so Amess damals.


 
Wer wird neuer Finanzminister ? FDP und Grüne streiten bereits um Posten !

Noch steht die Ampelkoalition nicht endgültig fest, doch ein Ministerposten ist bei FDP und Grünen äußerst begehrt.
Beide Parteien haben bereits ihre Favoriten, wer die Nachfolge von Olaf Scholz in einer kommenden Regierung antreten soll.

Während SPD, FDP und Grüne für eine mögliche Ampelregierung kurz vor Koalitionsverhandlungen stehen, wird bereits um Ministerposten gerungen.
FDP-Vize Wolfgang Kubicki warb im NDR für Christian Lindner als neuen Finanzminister.
"Wer Zweifel daran hat, dass die Finanzierung der Vorhaben ohne neue Schulden und ohne Steuererhöhungen funktioniert, der muss doch wollen, dass Christian Lindner Finanzminister wird", sagte Kubicki.
Über die Ressortverteilung sei in den Sondierungsgesprächen allerdings nicht gesprochen worden.

Den Anspruch der FDP auf den Posten des Bundesfinanzministers untermauerte auch der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, im "Spiegel".
Er könne sich niemand besseren vorstellen als Lindner.
Dieser habe sich gründlich darauf vorbereitet, was man auch in den Verhandlungen gemerkt habe.
Buschmann ließ offen, ob er selbst Lindner im Amt des Fraktionsvorsitzenden nachfolgen würde.

Im Lager der Grünen hat man allerdings einen eigenen Favoriten.
Grünen-Politikerin und Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold sieht ihren Partei-Chef als ideale Lösung.
"Wenn Kubicki die Personaldebatte eröffnet, will ich mit meiner Meinung nicht hinterm Berg halten", sagte sie dem NDR.
"Damit das Schließen von Steuerschlupflöchern tatsächlich gelingt und damit nicht nur in Straße, sondern vor allem in Klimaschutz investiert wird, wäre mit Sicherheit Robert Habeck als Finanzminister genau der richtige."

Die Spitzen von SPD, Grünen und FDP hatten am Freitag ein gemeinsames Papier zum Ergebnis ihrer Sondierungsgespräche vorgelegt und für Koalitionsverhandlungen plädiert.
Der SPD-Vorstand votierte noch am Freitag einstimmig für Verhandlungen.
Bei den Grünen soll ein Kleiner Parteitag an diesem Sonntag entscheiden, die FDP-Führung dann am Montag.

Vor allem die Finanzierung der gemeinsamen Vorhaben einer möglichen Ampel-Regierung war lange fraglich.
Habeck versicherte im ZDF, dass man in dieser Frage weiter gekommen seien, als es das Ergebnispapier widerspiegele.
"Die Möglichkeit, im nächsten Jahr nochmal deutlich mehr Schulden aufnehmen zu können", gehöre nicht dazu.
Er fügte hinzu: "Mit einer Ausnahme, dass die FDP auf ein neues Rentensystem gedrungen hat, und dafür werden zehn Milliarden im nächsten Jahr kreditfinanziert bereitgestellt."

Auch andere kritische Punkte hatten SPD, FDP und Grüne mit "Vorfestlegungen" abgeräumt.
Sie verständigten sich unter anderem auch auf einen schnelleren Kohleausstieg, einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien und einen Mindestlohn von zwölf Euro.
Weder ein Tempolimit auf Autobahnen noch Steuererhöhungen sind laut Papier vorgesehen.




Das postengeschacher geht bereits los.
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Der Putin-Plan: „Wir liefern kein weiteres Gas, bis ihr eure Gesetze brecht“ !

Energiepreise in Europa explodieren .....

Draußen sinken die Temperaturen, an den Terminmärkten steigen die Gaspreise.
Europa steuert auf einen kostspieligen Winter zu.
Russland könnte die Engpässe lindern.
Doch das will Putin gar nicht, sagt ein Moskauer Energie-Experte.
Der russische Präsident will für Gazprom ein Monopol - und Europas Energiewende ausbremsen.

Deutschland, wie auch der Rest Europas, steht vor dem teuersten Winter aller Zeiten.
Pünktlich zum Beginn der Heizperiode rangieren die Preise für Erdgas auf Rekordniveau.
In Amsterdam kostete eine Megawattstunde zum Monatsbeginn mehr als 116 Euro.
Noch vor einem Jahr kostete die gleiche Energiemenge kaum 15 Euro – knapp ein Achtel des heutigen Preises.

Mehrere europäische Regierungen legten Maßnahmen gegen die horrenden Energiekosten auf, zeitweilig gesenkte Mehrwertsteuern etwa.
Doch das lindert die Knappheit am Markt nicht.
Einer könnte helfen, Europa mit mehr Gas zu versorgen: Wladimir Putin.
Doch Russlands Präsident will das gar nicht, sagte nun ein Moskauer Energie-Experte gegenüber dem „Spiegel“.

Nicht nur das: Über den halbstaatlichen Versorger Gazprom habe Putin die Preise selbst angeheizt.
Der Präsident gibt sich unschuldig: Der Vorwurf, Russland nutze sein Gas als Waffe, sei „völliger Unsinn“.
Putin beteuert, dass Gazprom ganz normal sein Geschäft betreibe und auch liefere, was bestellt wird.

Gazprom verzichtet lieber auf Milliarden, anstatt Europa zu helfen
Der Energie-Experte Michail Krutichin hat daran Zweifel.
„Schauen Sie sich die Vergangenheit an – 2006, 2009, 2012, den Winter 2014/2015.
Jedes Mal hat Gazprom mitten im Winter Gaslieferungen nach Europa eingestellt oder auf die Hälfte reduziert“, sagt Krutichin in einem Interview mit dem „Spiegel“.
Der Konzern habe dadurch sogar Milliardengewinne aufgegeben.

„Natürlich hatte das politische Gründe.
Heute sehen wir hohe Gaspreise in Europa.
Wеnn Gazprom ein Wirtschaftsunternehmen wäre und kein politisches Instrument, dann würde es die Lage nutzen und mehr Gas liefern“, so der Experte.
Gazprom mache es genau umgekehrt, behauptet Krutichin.
Weder wolle Gazprom auf dem Spot-Markt Gas verkaufen, noch Gas in seine Speicher in Europa pumpen.
Es soll auch keine neuen Verträge geben, etwa mit Ländern wie Rumänien, welche davor warnen, im Winter frieren zu müssen.

„Eine kommerzielle Logik ist nicht zu erkennen“, sagt Krutichin.
Dem Experten zufolge behaupte Putin, niemand wolle mehr Gas aus Russland haben.
Das sei nachweislich falsch, Gazprom aber sperre sich.
Laut Krutichin sagte ein Insider dort, dass Gazprom nur Dienst nach Vorschrift mache, und „wenn Europa will, dass wir guten Willen zeigen und vor dem Winter zusätzliches Gas liefern, dann sollte es selbst guten Willen zeigen, was Nord Stream 2 angeht“.

„Wir liefen bewusst kein weiteres Gas, bis ihr eure eigenen Gesetze brecht“
Krutichin hält das für Erpressung.
Was Putin wolle, sei ein Monopol in Europa.
Dafür solle der Kontinent seine Kartellregeln aufgeben.
„Sie sprechen es – wenn auch hinter vorgehaltener Hand – genau so aus: Ja, wir liefen bewusst kein weiteres Gas, bis ihr eure eigenen Gesetze brecht“, sagt der Experte.

Nicht nur das.
Gazprom wirke über zwei Faktoren selbst preistreibend auf den Markt ein, sagt Krutichin.
Über seine Kommunikation und Lieferungen etwa beeinflusse der Konzern den Preis der Terminkontrakte.
„Mit Panikmache kann man gutes Geld machen.
Da ist eine Blase entstanden“, so der Experte im "Spiegel".

Warum handelt Putin so?
Das Motiv, sagt Krutichin, sei Europas Energiewende.
Putins Behauptungen, Russland hätte in diesem Jahr schon mehr Gas nach Europa geliefert, seien falsch.
Nach Informationen Krutichins hätte das Land auch mehr als genug Gas, sich selbst zu versorgen, als auch Europa einen kalten Winter zu ersparen.
Was fehlt, sei der Wille: „Russlands Führung ist plötzlich klar geworden, dass das, was sie erst in 50 Jahren erwartet haben, viel schneller Wirklichkeit wird.“
Europa arbeitet mit Hochdruck daran, sich CO2-frei zu versorgen.
„Russlands Führung hat verstanden, dass sie die Einnahmen aus dem Export ihrer fossilen Energieträger weit früher verlieren könnte, als sie dachte“, sagt der Experte.

In der Gaskrise prallen zwei Standpunkte aufeinander
Das Resultat: „Jetzt wird faktisch ein Krieg erklärt: Sorry, aber ihr müsst diesen Übergang bremsen.
Putin hat das klar formuliert, als er sagte, Russland werde bis 2060 klimaneutral.
Das hieß übersetzt: Ihr mit euren Zieldaten 2035, 2040, 2050, macht mal langsamer, so schnell klappt das bei euch nicht.“
Sollte Europa trotzdem an seinen Zielen festhalten, so Russlands Ultimatum, werde man den Kontinent diesen Winter frieren lassen.

Es spielt dabei keine Rolle, dass Gazprom derzeit gute Geschäfte machen könnte.
„Man hat sich für die Konfrontation entschieden.
In Europa sagen sie: Die Gaskrise zeigt, dass wir den Übergang zu erneuerbaren Energien noch beschleunigen müssen.
In Moskau sagen sie das Gegenteil.
Da prallen zwei Standpunkte aufeinander“, sagt Krutchin dem „Spiegel“.
Wie das Ganze ausgeht, kann aber auch der Experte nicht sagen.
Er zweifelt an der Taktik des Kremls: „Ich glaube allerdings nicht, dass es gelingt, die Europäer diesen Winter in der Kälte sitzenzulassen.“


 
Wie eine Ampelkoalition die Drogenpolitik ändern könnte !

Die Debatte um eine Legalisierung von Cannabis hat mit einer möglichen rot-grün-gelben Bundesregierung an Fahrt aufgenommen.
Denn SPD, Grüne und FDP treten für eine Legalisierung oder zumindest für eine Entkriminalisierung von Cannabis ein.

Wie viel Cannabis wird in Deutschland konsumiert?
Über ein Viertel der Deutschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren hat – laut Daten des Epidemiologischen Suchtsurveys von 2018 – Cannabis mindestens einmal in seinem Leben konsumiert.
Über sieben Prozent der Befragten gaben demnach an, auch ein Jahr zuvor bereits Cannabis konsumiert zu haben.
Die Tendenz ist steigend.
Auch unter jungen Erwachsenen ist Cannabiskonsum in den letzten Jahren angestiegen: Fast 50 Prozent der 18- bis 25-Jährigen hatten 2019 laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mindestens einmal Cannabis ausprobiert, unter den 12- bis 17-Jährigen war es jeder Zehnte.
Regelmäßig wird Cannabis von 5,7 Prozent der 18- bis 25-Jährigen konsumiert.

Insgesamt – so schätzt der Deutsche Hanfverband – werden 200 bis 400 Tonnen Cannabis jährlich in Deutschland konsumiert.
Das entspricht einem Marktwert von mindestens 1,2 Milliarden Euro – Geld, das meist die organisierte Kriminalität einstreicht.

Statt Konsumentinnen und Konsumenten zu kriminalisieren, ließe sich dieser Schwarzmarkt mit einer Legalisierung eindämmen, lautet ein Argument für eine liberalere Drogenpolitik.
Auch könnten so Ressourcen bei der Strafverfolgung frei werden, die besser in die Bekämpfung der organisierten Kriminalität gelenkt werden könnten.
Kritiker befürchten dagegen eine Verharmlosung der Droge sowie steigenden Konsum, gesundheitsschädliche Folgen sowie vermehrte Cannabis-Abhängigkeit.

Wie ist die rechtliche Situation heute?
Das Betäubungsmittelgesetz verbietet zwar nicht den Konsum von Cannabis – Besitz, Handel und Anbau sind jedoch strafbar.
Wer mit Cannabis erwischt wird, muss zunächst mit einem Ermittlungsverfahren rechnen.
So weist die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2020 deutschlandweit fast 230.000 Delikte auf, zu denen im Zusammenhang mit Cannabis Verfahren eingeleitet wurden.

Bei größeren Mengen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe.
Bei geringen Mengen können Gerichte seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1994 allerdings von einer Strafe absehen, wenn der Angeklagte erkennbar nur seinen Eigenbedarf deckt.
Als „geringe Menge“ gelten – je nach Bundesland – zwischen sechs und zehn Gramm.

Was wollen SPD, Grüne und FDP?
Die möglichen Ampelkoalitionäre Grüne, FDP und SPD sind sich einig darin, dass die bisherige Drogenpolitik reformiert werden muss.
Konkret unterscheiden sich aber ihrer Ansätze zur Legalisierung.

SPD
Wie Alkohol sei auch Cannabis eine gesellschaftliche Realität, mit der man einen politischen Umgang finden müsse, heißt es etwa im aktuellen Zukunftsprogramm der SPD.
Verbote und Kriminalisierung hätten den Konsum nicht gesenkt.
Stattdessen würden so enorme Ressourcen bei Justiz und Polizei gebunden.
In Modellprojekten will die Partei daher eine regulierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zunächst erproben, begleitet durch Maßnahmen der Prävention, Beratung und Behandlung im Jugendbereich.
Außerdem soll bundeseinheitlich geregelt werden, dass der Besitz kleiner Mengen von Cannabis strafrechtlich nicht mehr verfolgt wird.

Mit einer kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene ließe sich außerdem dem Handel mit verunreinigtem Haschisch einen Riegel vorschieben, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Fiedler im Deutschlandfunk.
Damit würden Ressourcen bei der Strafverfolgung frei, die besser in die Bekämpfung organisierter Kriminalität gelenkt werden könnten, so der ehemalige Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.
Statt Konsumentinnen und Konsumenten strafrechtlich zu verfolgen, müsse man sich besser um sie kümmern, dann gerieten auch weniger in die Abhängigkeit.

Die Grünen
Grüne setzen wie auch die FDP hingegen auf den Verkauf von Cannabisprodukten in lizensierten Fachgeschäften.
So wollen Die Grünen dort laut Wahlprogramm den regulierten Verkauf mit einem „Cannabiskontrollgesetz auf der Grundlage eines strikten Jugend- und Verbraucherschutzes“ ermöglichen.
Klare Regelungen für die Teilnahme am Straßenverkehr sieht ihr Programm ebenso vor wie Verbesserungen beim medizinischen Einsatz von Cannabis.

FDP
Auch die FDP will Besitz und Konsum für volljährige Personen erlauben.
Nur mit einem Verkauf in lizenzierten Geschäften könne die Qualität kontrolliert, die Weitergabe von verunreinigten Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet werden, heißt es im Wahlprogramm der Partei.
Mit einer Besteuerung von Cannabisprodukten könnten außerdem jährlich bis zu einer Milliarde Euro eingenommen werden.
Das Geld soll für Prävention, Suchtbehandlung und Beratung eingesetzt werden.

Was sagen die Gegner einer Liberalisierung?
Kritik an den Plänen der möglichen neuen Regierungsparteien kommt von der Union.
Der drogenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Stephan Pilsinger (CSU) erkennt darin eine reine Symbolpolitik, wie er im „Tagesspiegel“ erklärte.
Pilsinger warnte vor dem Cannabiskonsum von Jugendlichen: „Die Zugänglichkeit von Cannabis wird durch eine Legalisierung leichter“.

Auch Jens Spahn (CDU) spricht sich weiterhin gegen eine Legalisierung von Cannabis aus, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mitteilte: Cannabis sei eine gefährliche Substanz.
Eine Legalisierung sei daher nicht angezeigt.

Vor einer Legalisierung warnen außerdem die Polizeigewerkschaften.
Es ergebe keinen Sinn, neben dem legalen, aber gefährlichen Alkohol die Tür noch für eine weitere oft verharmloste Droge zu öffnen, sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Malchow, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Es müsse endlich Schluss damit sein, den Joint schönzureden.
Eine Legalisierung würde den Schwarzmarkthandel nicht beseitigen.
Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft stellte sich gegen eine Freigabe des Cannabiskonsums.

Wie gefährlich ist Cannabis? Störung der Hirn-Entwicklung
Problematisch der Konsum für junge Menschen, weil junge Menschen eine besonders wichtige Phase der Entwicklung ihres Gehirns durchleben.
Dabei kann Cannabiskonsum schädlich wirken.
So belegt eine Langzeitstudie aus Neuseeland, dass sich der IQ bei regelmäßigen Kiffern zwischen dem 13. und dem 38. Lebensjahr um bis zu acht Punkte verschlechterte und zwar umso mehr, je größer der Konsum war.
Bei Erwachsenen, die mit dem Kiffen aufhörten, normalisierte sich zwar der IQ – aber nur dann, wenn sie nicht schon als Teenager angefangen hatten.
Eine Reihe kleinerer Studien kamen dagegen zu dem Ergebnis, dass sich Nebenwirkungen wie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen langfristig wieder zurückbilden.

Suchtgefahren
In der Diskussion über Cannabiskonsum wird leicht übersehen, dass Cannabis-Sucht selbst eine Krankheit ist.
Mehr als 8.000 Minderjährige waren 2017 in Deutschland wegen einer Cannabis-Abhängigkeit in Behandlung, davon fast ein Drittel stationär in einer Klinik.
Die Betroffenen entwickeln beispielsweise eine Toleranz und brauchen eine immer höhere Dosis.
Ihr Konsum wird durch ein starkes Verlangen bestimmt, das sogenannte Craving.
Wenn sie die Substanz nicht bekommen, erleben sie Entzugssymptome.
Der regelmäßige Gebrauch führt zum Versagen in der Schule oder bei der Arbeit und zu sozialen und zwischenmenschlichen Problemen.

Psychosen
Cannabis steht außerdem im Verdacht, Psychosen auslösen zu können.
So haben Forscher am Londoner King’s College die Häufigkeit psychotischer Erkrankungen in europäischen Städten verglichen.
Tatsächlich fanden sie eine überdurchschnittlich hohe Rate an Psychose-Fällen vor allem in den Städten, in denen das handelsübliche Cannabis besonders viel von dem Wirkstoff THC enthält – nämlich in London und Amsterdam.

Auch bei der Überprüfung der Einzelfälle zeigte sich: Täglicher Konsum und hoher THC-Gehalt erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer psychotischen Störung.
Ein Ergebnis, das sich auch in anderen Studien zeigte: Unter Cannabis-Konsumenten erkranken zwei bis fünf-mal so viele Menschen an einer Psychose wie unter Nicht-Konsumenten.
Genauso umgekehrt: Rund ein Drittel der Psychose-Patienten konsumiert zum Zeitpunkt der Ersterkrankung Cannabis.

Welche Folgen hat Legalisierung?
Interessant ist ein Blick in die USA.
Dort haben Washington DC. und Colorado 2014 Cannabis legalisiert, inzwischen sind weitere Bundesstaaten hinzugekommen.
Für seriöse Daten ist noch zu früh.
Doch eine Tendenz zeichnet sich bereits ab: In den so genannten Legal States sank die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teenager regelmäßig Gras rauchte, offenbar um neun Prozent.
Zu diesem Ergebnis kommt eine im Fachmagazin „JAMA Pediatrics“ veröffentlichte Studie, die das Konsumverhalten von über 1,4 Millionen Jugendlichen über einen Zeitraum von 15 Jahren vergleicht.

Der Hauptautor der Studie, der Agrarwirtschaftler Mark Anderson von der Montana State University, geht davon aus, dass es für Jugendliche mit der Legalisierung schwieriger geworden ist, an die Droge heranzukommen.
Ein weiterer Grund könnte sein, dass die neuen Gesetze die Aufmerksamkeit der Eltern erhöht haben, sodass sie mehr mit ihren Kindern über Drogen sprechen.

Ähnliche Erfahrungen macht auch Portugal: Seit 2001 gilt der Besitz und Konsum weicher und harter Drogen wie Cannabis, Ecstasy oder Heroin dort nur noch als Ordnungswidrigkeit – wie Falschparken.
Drogenabhängige werden dort nicht als Kriminelle gesehen, sondern als Kranke.
Erlaubt ist der Besitz und Konsum von zehn Tagesrationen – also 25 Gramm Marihuana, zehn Pillen Ecstasy, zwei Gramm Kokain oder einem Gramm Heroin.
Was darüber hinausgeht, wird strafrechtlich als Dealen gewertet.

Seit das liberale Drogengesetz eingeführt wurde, haben Polizei und Justiz mehr Kapazitäten, den großen Drogendeals nachzugehen, weil die kleinen Fälle weggefallen sind.
Gleichzeitig spart das System Geld ein, das auf Beratungszentren, Drogenersatzprogramme mit Methadon und eine groß angelegte Präventionsarbeit in Schulen umverteilt wurde.
Und entgegen den Erwartungen wurde Portugal nicht zum Kifferparadies: Die Zahl der Jugendlichen, die Cannabis konsumieren, blieb bis heute unter dem europäischen Durchschnitt.





müssen wir uns dann alle Bewaffnen weil massenhaft Drogenzombies rumlaufen ? :RpS_mad:


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Zuletzt bearbeitet:
Erfolgreiche Kampagne forciert - Kanada macht Druck auf Impfmuffel !

An die 85 Prozent der über zwölfjährigen Kanadier sind bereits geimpft.
Trotzdem macht die Regierung Druck auf Impfmuffel - etwa mit Reiseverboten für Ungeimpfte.

Die ersten 80 Prozent der Corona-Impfungen waren noch vergleichsweise einfach, sagt Christian Dubé.
"Der schwierige Teil ist wirklich, die letzten 20 Prozent zu bekommen."

Dubé ist der Gesundheitsminister in Quebec, einer der kanadischen Vorzeigeprovinzen im Kampf gegen Covid-19.
Kanada müsse nach seiner bislang erfolgreichen Impfkampagne nun kreativ werden, um die Pandemie hinter sich zu bringen, erklärt er.

Fliegen und Zugfahren nur für Geimpfte
Und tatsächlich greift die Regierung in Ottawa wenige Tage nach dem Interview zu Maßnahmen, die in Deutschland bisher unmöglich scheinen.

Konkret heißt das: Wer in Kanada künftig reisen will, hat ohne Immunisierung bald meist ein Problem.


Er ordnete Richtlinien gegen Impfverweigerer an, die zu den strengsten der Welt gehören.
"Dies ist keine Zeit für halbe Sachen."

85 Prozent der Über-12-Jährigen geimpft
Tatsächlich ist Kanada weltweit in der Spitzengruppe, was seine Impfquote angeht - hinter vergleichsweise winzigen Staaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Portugal, Malta, Singapur oder Katar.
Im zweitgrößten Land der Erde - mit einer Fläche 28-mal so groß wie Deutschland - haben mittlerweile knapp drei von vier Menschen einen vollständigen Schutz.
Bei Personen über zwölf sind es sogar 85 Prozent.
Deutlich mehr als in der Bundesrepublik.

Und Ottawa geht noch weiter, um die Quoten nach oben zu schrauben: Künftig müssen Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes, darunter auch Polizisten, sowie Beschäftigte im Verkehrssektor ein Vakzin erhalten haben.
Zumindest Beamte werden ansonsten ab Mitte November vom Dienst entbunden und nicht mehr bezahlt.
Ein Impfnachweis in Bars und Restaurants ist ohnehin in den meisten Regionen des Landes bereits Pflicht.

"Besonderes Gemeinschaftsgefühl"
Kanadas liberale Regierung greift angesichts der sich weiterhin verbreitenden Delta-Variante dort durch, wo andere Länder noch hadern.
Das hängt auch damit zusammen, dass Trudeau - dessen Minderheitsregierung zuletzt mit einem mittelmäßigen Ergebnis bei Neuwahlen bestätigt wurde - beim Thema Impfungen auf einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung setzen kann.
Eine Umfrage aus dem August zeigte, dass eine große Mehrheit der Kanadier verpflichtende Impfungen voll oder teilweise unterstützt.

Während im Nachbarland USA mit durchwachsenem Erfolg versucht wird, die maue Quote hochzutreiben, stehen die Kanadier im Kongresszentrum der Millionenstadt Montreal Schlange.
Die meisten Besucherinnen und Besucher hier sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und bekommen heute ihre zweite Dosis."
Hier kommen auch viele Studenten aus dem Ausland hin.

Gesundheitsminister Christian Dubé glaubt, dass ein besonderes Gemeinschaftsgefühl im diversen Kanada und in der Provinz Quebec zu dem Erfolg beiträgt.
"Wir haben seit Jahrhunderten enorme Schwierigkeiten durchgemacht, angesichts unseres Schnees und vieler anderer Dinge.
Im schweren Zeiten halten Quebecer zusammen."


 
Belarus wirft französischen Botschafter raus !

Die Beziehungen zwischen Belarus und Frankreich verschlechtern sich zunehmend.
Jetzt wurde der französische Botschafter gebeten, das Land zu verlassen.

Der französische Botschafter im autoritär regierten Belarus hat das Land am Sonntag auf Aufforderung der Regierung in Minsk verlassen.
"Das belarussische Außenministerium hat gefordert, dass der Botschafter vor dem 18. Oktober ausreist", sagte eine Sprecherin der Botschaft in Minsk der Nachrichtenagentur AFP.
"Botschafter Nicolas de Lacoste hat Belarus heute verlassen."
Zu den Gründen für die Aufforderung machte die Sprecherin keine Angaben.

Medienberichten zufolge hat de Lacoste nie den belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko getroffen, um ihm sein Beglaubigungsschreiben als diplomatischer Vertreter seines Landes vorzulegen.
Frankreich erkennt wie andere EU-Staaten Lukaschenkos Sieg bei der Präsidentschaftswahl im August vergangenen Jahres nicht an, bei der er nach eigener Darstellung für eine sechste Amtszeit wiedergewählt wurde.

Videobotschaft an das belarussische Volk
Nach Angaben der Botschaftssprecherin hat de Lacoste eine Videobotschaft an das belarussische Volk hinterlassen.
Diese solle am Montag auf der Botschaftswebsite veröffentlicht werden.

Die Beziehungen zu Belarus stehen beim Treffen der EU-Außenminister auf der Tagesordnung, das am Montag in Luxemburg beginnt.
Die Spannungen zwischen der EU und Belarus haben in den vergangenen Monaten erheblich zugenommen.
Die EU wirft Lukaschenko vor, Migranten aus dem Nahen Osten absichtlich über die Grenzen von Litauen, Lettland und Polen in die EU zu schleusen, um sich auf diese Weise für europäische Sanktionsbeschlüsse zu rächen.

Lukaschenko regiert seit fast 30 Jahren mit harter Hand in Belarus.
Angesichts des zunehmend rücksichtslosen Vorgehens seiner Behörden gegen die Opposition ist das Land mittlerweile international weitgehend isoliert.
Alle führenden Oppositionspolitiker des Landes sind entweder inhaftiert oder außer Landes geflohen.


 
In der ÖVP brodelt es: Erste Minister haben mit Kurz abgeschlossen !

Sebastian Kurz glaubt fest an seine Rückkehr an die Spitze der Koalition.
Doch dabei dürfte er die Rechnung nicht nur ohne die schwarzen Landeshauptleute, sondern auch ohne so manche türkise Regierungsmitglieder gemacht haben ...

Nicht mehr alle stehen uneingeschränkt hinter dem ehemaligen Kanzler, es gibt bereits einige, die mit Kurz abgeschlossen haben.
Eine offene Meuterei wird es aber nicht geben, so wird betont.

Zwei Mitglieder ließen Brief umschreiben
Nun sickert auch durch, wie die Sache mit dem Unterstützungsbrief, in dem alle ÖVP-Minister und Ministerinnen erklärten, dass sie ihre Arbeit nur unter einem Bundeskanzler Sebastian Kurz fortsetzen, gelaufen ist.
Der erste Entwurf, der vom Kanzleramt an die Ressorts geschickt wurde, enthielt etwa einen Satz, in dem „vor dem Hintergrund falscher Vorwürfe“ stand.
Zwei Minister weigerten sich, dies zu unterzeichnen, und verlangten, dass die Passage sowie eine weitere geändert wird.
Die beiden Kollegen waren dann auch die letzten, die die Erklärung in der vergangenen Woche schließlich unterzeichneten.

Mitarbeiter verfassen Gedächtnisprotokolle
Auch wenn sich ÖVP und Grüne derzeit bemühen und ständig von Stabilität sprechen, ist die Stimmung in den Kabinetten alles andere als stabil.
Denn nicht in allen Büros sitzen Mitglieder des Kurz-Fanklubs, nicht alle waren mit dem rauen Ton und den strikten Vorgaben, die vom Bundeskanzleramt ausgegangen sind, einverstanden.
Nun wird aus dem Nähkästchen geplaudert: über Zettel mit Anweisungen für Inserate, die mehr oder weniger dezent in den Ressorts deponiert worden sind, über enormen Druck, der von der Truppe rund um Sebastian Kurz ausgegangen ist, und auch über Beschimpfungen, wenn etwas nicht nach Wunsch gelaufen ist.
So werden nun auch Gedächtnisprotokolle angelegt, offenbar denken manche, dass dies notwendig sei.

Diente Pressekonferenz als Warnung?
Die skurrilste Pressekonferenz aller Zeiten, bei der sich ÖVP-Vize-Generalsekretärin Gabriela Schwarz Ende September hinstellte und über Gerüchte über eine Hausdurchsuchung in der türkisen Parteizentrale berichtete und dann auch noch betonte, dass „nichts mehr da“ sei, könnte eine Botschaft sowie eine Warnung gewesen sein.
Und zwar an Meinungsforscherin Sabine Beinschab, eine der zentralen Figuren in der gesamten Umfragen-Affäre.
Zwei Tage nach dem denkwürdigen Auftritt von Schwarz suchte Beinschab im Internet danach, wie sie ihr iPhone bzw. die Cloud löschen kann - das geht aus der Festnahmeanordnung gegen die Meinungsforscherin hervor.

Damoklesschwert hängt weiter über ÖVP
„In der Inseratenaffäre liegen bei der vor Kurzem festgenommenen Person die zum Zeitpunkt der Festnahme angenommenen Haftgründe nicht mehr vor“, sagte ein Sprecher der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft am Donnerstag.
Seither brodelt es in der Gerüchte- und Spekulationsküche: Hat Sabine Beinschab, die zwei Tage in Haft saß, ausgepackt und in großem Stil ausgesagt?
Noch gibt es keinen Beleg dafür.
Doch über der ÖVP schwebt weiter das Damoklesschwert, und das nicht nur in dieser Causa.
Denn dem Vernehmen nach ist erst ein Bruchteil der 300.000 Chats von Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid ausgewertet.
Und dessen Handy entpuppte sich bisher ja als wahre Fundgrube für die Ermittler.


 
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