Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

Schäuble zu Griechenland: "Ein Schuldenerlass ist nicht möglich"



Am Rande der Verhandlungen zur Griechenlandkrise stellt sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble der Presse. Er erklärt, wie schwierig die Verhandlungen sind und dass eine leichte Lösung noch in weiter Ferne liegt. Den von Griechenland geforderten Schuldenschnitt lehnt er im Hinblick auf die europäischen Verträge ab.

 
Stimmen aus Brüssel: "Das ganz muss bis zum 20. Juli stehen"


Die Finanzminister der Eurogruppe verhandeln weiter über die Griechenland-Krise, auch wenn der geplante EU-Sondergipfel aller 28 EU-Staaten nicht stattfinden wird. Die Finanzminister sind auf schwierige Verhandlungen vorbereitet. Einige von ihnen erklären ihre Sicht auf die Lage der Dinge.

 
Bosbach über "Grexit auf Zeit": "Es gibt nur noch die Alternative teuer oder noch teurer"



Der Griechenland-Sondergipfel der EU ist vorzeitig abgebrochen. Eine Lösung gibt es nicht. Im Raum steht Wolfgang Schäubles Vorschlag des "Grexit auf Zeit". Sein Partei-Kollege Wolfgang Bosbach von der CDU spricht im Interview über diese Alternative und gibt Einschätzungen zum Stand der Verhandlungen.
 
Streit um Griechenland: Deutsch-französische Kluft tut sich auf

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Je näher eine neue Absprache über Griechenland rückt, desto klarer wird: In Frankreich und Deutschland gibt es jeweils höchst unterschiedliche Ansichten über den richtigen Weg.

Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Frankreichs Präsident Francois Hollande haben immer wieder betont, wie wichtig und eng die deutsch-französische Absprache gerade in der Griechenland-Krise ist. Aber je näher die weitreichende Entscheidung über neue Hilfen oder den Staatsbankrott Griechenlands rückt, desto mehr Risse zeigen sich zwischen den beiden größten Euro-Volkswirtschaften - zumindest was die Taktik gegenüber Griechenland angeht. Am Samstag wurde dies in der Sitzung der Euro-Finanzminister in Brüssel sehr deutlich.

Denn Frankreichs Finanzminister Michel Sapin stand nach Teilnehmerangaben relativ allein mit seiner Forderung, jetzt endlich den Startschuss für die Verhandlungen für ein drittes Hilfsprogramm unter dem Euro-Rettungsschirm ESM zu geben. Dabei sekundiert der französische EU-Kommissar Pierre Moscovici. Präsident Francois Hollande hatte am Freitag als erster Griechenlands Reformvorschläge als "seriös" gelobt. "Kein Wunder", heißt es in der Euro-Gruppe aber spöttisch: Die Franzosen hatten den Griechen beim Abfassen des ESM-Antrags geholfen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble befand sich dagegen im Mehrheitslager der Euro-Länder, die von Griechenland zuvor noch mehr Reformzusagen und Garantien wollen. Das zeigt auch das Finanzministeriums-Papier über die zwei Optionen für Griechenland (mehr Reformen oder ein vorübergehender Grexit für fünf Jahre).

Die Begeisterung in der Bundesregierung über die bisherigen Vorschläge aus Griechenland halten sich auch deshalb in Grenzen, weil die Regierung in Athen im Großen und Ganzen nun jene Reformen anbietet, die die Institutionen für eine viermonatige Verlängerung des zweiten Hilfspakets vorgeschlagen hatten. Jetzt aber geht es darum, ein drittes Hilfsprogramm für drei Jahre mit einem Volumen von neuen Krediten über 82 Milliarden Euro aufzulegen. In Frankreich findet man dagegen jede Spekulation über einen Grexit gefährlich.

Franzosen solidarisch mit griechischen Sozialisten

Ein Grund für die Differenz ist, dass Merkel und Hollande nach Angaben von Regierungsvertretern beider Länder Rücksicht auf die jeweilige öffentliche Meinung nehmen müssen. In Frankreich ist die Forderung nach Solidarität mit Griechenland bei den regierenden Sozialisten sehr stark. Von Hollande wird erwartet, dass er alles tut, um Griechenland in der Euro-Zone zu halten. Jüngste Umfragen zeigen aber, dass in der französischen Bevölkerung die Vorbehalte gegen zu viele Hilfen wachsen.

In Deutschland dagegen herrscht die Kritik vor. In Umfragen lehnt die Mehrheit weitere Hilfen für Griechenland ab. Auch das Boulevard-Blatt "Bild" macht Stimmung dagegen. Wie die Meinung der Deutschen eingeschätzt wird, zeigt der Tonwechsel von SPD-Chef Sigmar Gabriel. Nach anfänglichem Verständnis warnt auch er, die Regierung in Athen solle nicht darauf bauen, dass ihre Politik mit dem Geld deutscher Steuerzahler finanziert werde.

Auch die Zustimmungsverfahren in Frankreich und Deutschland weichen voneinander ab. Hollande hat kein Problem, weitere Hilfen durch das Parlament zu bekommen, das ohnehin nur schwache Zustimmungsrechte hat. In Deutschland hat aber der Bundestag schon bei früheren Hilfspaketen dafür gesorgt, dass der Bundesregierung zunehmend Daumenschrauben angelegt werden.

Da ein neues Programm nur vom Euro-Rettungsschirm ESM kommen kann, gelten dessen verschärfte Regeln: Merkel und Schäuble müssen sich vom Bundestag ein Mandat geben lassen, dass sie überhaupt über ein ESM-Paket verhandeln dürfen. Schon das macht eine Sondersitzung des Bundestages nötig. Der Bundestag behält sich das Recht vor, eine Vereinbarung der Euro-Staaten abzulehnen. Da es vor allem in der eigenen Unionsfraktion viele Kritiker gibt, müssen Merkel und Schäuble den Nachweis erbringen, sehr hart verhandelt zu haben.

Unterschiedliche Finanzphilosophie

In der Debatte über eine Schuldenerleichterung zeigen sich die unterschiedlichen finanzpolitischen Sichtweisen. Frankreich hat schon angesichts seiner wachsenden Bevölkerung und einer eher interventionistischen Politik weniger Probleme mit Staatsschulden. In Deutschland brüstet sich die große Koalition damit, dass sie das zweite Mal in Folge für den Bund die "schwarze Null" einhält, also ohne Neuverschuldung auskommt. Die sozialistische Regierung in Paris ist stolz darauf, das Haushaltsdefizit 2014 auf vier Prozent gedrückt zu haben.

Die Mehrheit der französischen Ökonomen und Politiker sieht die von Deutschland in der Euro-Zone durchgesetzte fiskalische Konsolidierung ohnehin skeptisch. In Regierungskreisen in Paris wird deshalb auch eine weitere teilweise Entschuldung für Griechenland weniger kritisch gesehen als in Berlin. Finanzminister Sapin sagte am Samstag, der Schuldenschnitt komme nicht, weil er für viele Euro-Staaten eine rote Linie sei. Dass dies nicht für Frankreich gilt, war offensichtlich.

 
70 Prozent Umsatzeinbruch: Den Griechen ist nicht nach Shoppen zumute


Der griechische Einzelhandel leidet. Vor allem Bekleidungsgeschäfte verzeichnen einen enormen Umsatzrückgang um 70 Prozent. Grund sind die Kapitalverkehrskontrollen. Denn die Bürger sparen lieber die 60 Euro, die sie am Tag bekommen, als das Geld auszugeben. Eine Händlerin berichtet.

 
Forderungen werden öffentlich: Das will die Eurozone

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Griechenland muss mehr tun, diese Forderung erhebt die Eurozone auch nach den neuen Reform- und Sparvorschlägen aus Athen. Nur was? Jetzt werden Details aus der Liste der Gläubiger bekannt.

Die Euro-Gruppe rechnet mit einem kurzfristigen Finanzbedarf Griechenlands bis Ende August von rund 19 Milliarden Euro und fordert von der Regierung in Athen eine Reihe von Nachbesserungen bei Reformmaßnahmen. Das geht aus einem Entwurf für die Abschlusserklärung des Euro-Finanzminister-Treffens in Brüssel hervor, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Das Dokument war Grundlage für die Beratungen der Euro-Arbeitsgruppe, deren Sitzung dem Treffen der Euro-Finanzminister am Sonntag vorausging.

Demnach werden von der griechischen Regierung mehrere Maßnahmen verlangt, die über ihre bisherigen Reformvorschläge hinausgehen. Das erste Maßnahmenpaket soll dem Papier zufolge bis Mittwoch durch das griechische Parlament gebracht werden, um das Vertrauen in die Reformbereitschaft der griechischen Regierung zu stärken. Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket soll es erst geben, wenn die Regierung in Athen die geforderten Reformen anpackt.


Ein Schuldenschnitt wird in dem Entwurf ausdrücklich ausgeschlossen. Gleichwohl stellt die Euro-Gruppe dem Dokument zufolge eine Verlängerung des Zahlungsaufschubs und eine längere Rückzahlungsdauer zur Begleichung der Schulden in Aussicht. Eine ähnliche Zusicherung hatte es vonseiten der Euro-Finanzminister schon im November 2012 gegeben.

Deutsche Forderung nur in Klammern

Unter anderem fordert die Euro-Gruppe dem Papier zufolge nun die Stärkung des Steuersystems in Griechenland, um die Einnahmen des Staates zu erhöhen. Für die Binnenwirtschaft soll die Regierung mehr Liberalisierungen vornehmen und Empfehlungen der OECD umsetzen. Das gilt unter anderem für Bäckereien, Ladenöffnungszeiten am Sonntag und Verkäufe von Arzneimitteln.

Der Arbeitsmarkt soll stärker liberalisiert und der Finanzsektor durch die Umsetzung von EU-Regeln gestärkt werden. In Klammern gesetzt ist in dem Dokument der am Samstag bekannt gewordene Vorschlag der deutschen Bundesregierung, einen Treuhandsfonds mit Vermögenswerten des griechischen Staates in Höhe von 50 Milliarden Euro zu schaffen, der mithilfe von Privatisierungen die Schuldenlast des Landes reduzieren soll.

Bevor ein drittes Programm ausverhandelt ist, rechnet die Euro-Gruppe den Angaben zufolge mit einem Finanzbedarf Griechenlands von sieben Milliarden Euro im Juli und zwölf Milliarden Euro im August. Durch welche Mittel dieser Bedarf gedeckt werden soll, wird nicht genannt. Im Sommer stehen vor allem milliardenschwere Rückzahlungen Griechenlands an die Europäische Zentralbank an. Ein neues Programm solle zudem einen Puffer zur Stärkung des griechischen Bankensektors enthalten. In dem Dokument werden dafür Summen von zehn bis 25 Milliarden Euro genannt.
 
Merkel bei Verhandlungen: "Es wird keine Einigung um jeden Preis geben"



Am Abend treffen sich die Regierungschefs der Eurozone, um weiter nach einer Lösung in der Griechenland-Krise zu suchen. Im Vorfeld stimmt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Öffentlichkeit auf schwierige Verhandlungen ein. Eine Lösung um jeden Preis werde es nicht geben, so Merkel.

 
Gabriel zur Griechenland-Frage: "Wir können uns nicht leisten, Europa daran zu spalten"



Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone verhandeln in Brüssel über weitere Hilfskredite für Griechenland. Im Vorfeld stellt Vize-Kanzler Sigmar Gabriel klar, dass ein Grexit verhindert werden muss. Dennoch dürfte die Frage über das weiter Vorgehen Europa nicht spalten.

 
Entscheidung liegt bei Staatschefs: Diese Reform-Nachbesserungen soll Athen vornehmen



Sie verhandeln und verhandeln über Griechenland, auf einen grünen Zweig kommen die Finanzminister der Eurogruppe aber nicht. Mehr als ein Paar Empfehlungen könnten sie nicht geben, sagt etwa der Finanzminister aus der Slowakei. Dennoch einigen sich die Minister auf einige Nachbesserungen des griechischen Reformpapiers. Die Entscheidung darüber überlassen sie aber den Staatschefs.

 
Merkel redet mit Tsipras: Griechenland braucht bis zu 86 Milliarden Euro

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Kanzlerin Merkel ergreift bei den Verhandlungen um die Rettung Griechenlands die Initiative. Sie zieht sich im kleinen Kreis zurück - mit dabei: der griechische Premier Tsipras. Derweil wird bekannt, dass das Krisenland mehr Geld brauchen könnte als bislang gedacht.

Der Finanzbedarf Griechenlands in einem neuen Hilfsprogramm wird von den Geldgebern höher eingeschätzt als bisher bekannt. Die Euro-Länder nähmen zur Kenntnis, dass die Gläubigerinstitutionen in den kommenden drei Jahren mit einem Betrag zwischen 82 und 86 Milliarden Euro rechneten, heißt es in einer Beschlussempfehlung der Euro-Finanzminister an den Sondergipfel der Währungsunion zu Griechenland. Bisher war von einem Finanzierungsbedarf von maximal 82 Milliarden Euro die Rede gewesen. Schon kurzfristig braucht Athen bis Mitte August demnach zwölf Milliarden Euro.

Allerdings hoffen die Finanzminister, dass die Summe noch verringert werden kann und richteten einen entsprechenden Appell an die Gläubigerinstitutionen aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF). Sie sollten "Möglichkeiten ausloten, um den Finanzierungsumfang durch einen alternativen Steuerweg oder höhere Privatisierungserlöse zu senken", hieß es in der Empfehlung. Auch eine möglichst schnelle Wiederherstellung des Zugangs zum Finanzmarkt verringere "die Notwendigkeit, auf den gesamten Finanzierungsumfang zurückzugreifen".

Gleichzeitig nimmt die Eurogruppe dem Text zufolge den kurzfristigen "dringenden Finanzierungsbedarf Griechenlands zur Kenntnis". Dies unterstreiche, dass "sehr schnelle Fortschritte" mit Blick auf ein neues Hilfsprogramm notwendig seien. Kurzfristig brauche Athen bis zum 20. Juli sieben Milliarden Euro und bis Mitte August weitere fünf Milliarden Euro. Am 20. Juli muss Athen allein 3,5 Milliarden Euro an die Europäische EZB zurückzahlen; am 20. August dann nochmals 3,2 Milliarden Euro.
Merkel spricht mit Tsipras

Kurz nach dem Auftakt des Euro-Sondergipfels zu Griechenland zog sich Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beratungen im kleinen Kreis zurückgezogen. Die Kanzlerin setzte sich mit Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras, dem französischen Präsidenten François Hollande und EU-Ratspräsident Donald Tusk an einen Tisch. Gegen 20:15 Uhr setzten die Politiker dann die Verhandlungen in der großen Runde fort.

In zweitägigen Vorbereitungen hatten sich die Euro-Finanzminister mühsam auf eine Beschlussvorlage für den Gipfel geeinigt, allerdings blieben zahlreiche Punkte strittig. Für den Fall, dass Griechenland die umfangreichen Forderungen der Geldgeber akzeptiert und Regierungschef Tsipras einen Teil der Reformen bis Mitte der Woche durch das Parlament in Athen bringt, wird die Wiederaufnahme von Verhandlungen in Aussicht gestellt. Scheitern die Gespräche in der Nacht, wird als alternatives Szenario ein befristetes Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone nicht ausgeschlossen.

In Griechenland regen sich wieder Proteste gegen den bisherigen Sparkurs. Mehrere hundert Autonome und Bürger demonstrierten am Abend vor dem Parlament in Athen gegen die Fortsetzung der Sparpolitik. Die Teilnehmer forderten die Regierung auf, die griechischen Schulden nicht zurückzuzahlen. Die Demonstration verlief friedlich, wie griechische Medien berichteten.

 
Griechischer Finanzbedarf immer höher: IWF fordert Technokraten-Regierung in Athen

Kanzlerin Merkel ergreift bei den Verhandlungen um die Rettung Griechenlands die Initiative. Das kommt nicht überall gut an. Zudem wird bekannt, dass das Krisenland mehr Geld brauchen könnte als bislang gedacht. Der Geldgeber IWF will deshalb mehr Garantien sehen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat bei den Verhandlungen für ein neues Rettungspaket eine Technokraten-Regierung für Griechenland ins Spiel gebracht. Das berichtet die "Bild" vorab unter Berufung auf Verhandlungskreise. Demnach fordert der IWF Garantien, dass angekündigte Reformen auch wirklich umgesetzt werden.

Nach Vorstellungen des IWF sollen wie bereits im Jahr 2011 vorübergehend auch Parteilose Ministerämter in der Regierung ausüben. Ein IWF-Vertreter sagte der Zeitung: "Wir glauben nicht daran, dass Syriza die Reformen umsetzen kann. Wir vertrauen ihnen nicht." Der IWF fordert außerdem, dass alle griechischen Parteien den Sparvorschlägen zustimmen müssen. Hintergrund ist die schwindende Mehrheit von Tsipras in seiner Syriza-Partei.
Athens Finanzbedarf wohl höher

Der Finanzbedarf Griechenlands in einem neuen Hilfsprogramm wird von den Geldgebern höher eingeschätzt als bisher bekannt. Die Euro-Länder nähmen zur Kenntnis, dass die Gläubigerinstitutionen in den kommenden drei Jahren mit einem Betrag zwischen 82 und 86 Milliarden Euro rechneten, heißt es in einer Beschlussempfehlung der Euro-Finanzminister an den Sondergipfel der Währungsunion zu Griechenland. Bisher war von einem Finanzierungsbedarf von maximal 82 Milliarden Euro die Rede gewesen. Schon kurzfristig braucht Athen bis Mitte August demnach zwölf Milliarden Euro.

Allerdings hoffen die Finanzminister, dass die Summe noch verringert werden kann und richteten einen entsprechenden Appell an die Gläubigerinstitutionen aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF). Sie sollten "Möglichkeiten ausloten, um den Finanzierungsumfang durch einen alternativen Steuerweg oder höhere Privatisierungserlöse zu senken", hieß es in der Empfehlung. Auch eine möglichst schnelle Wiederherstellung des Zugangs zum Finanzmarkt verringere "die Notwendigkeit, auf den gesamten Finanzierungsumfang zurückzugreifen".

Weitere Informationen finden Sie im Liveticker.

Gleichzeitig nimmt die Eurogruppe dem Text zufolge den kurzfristigen "dringenden Finanzierungsbedarf Griechenlands zur Kenntnis". Dies unterstreiche, dass "sehr schnelle Fortschritte" mit Blick auf ein neues Hilfsprogramm notwendig seien. Kurzfristig brauche Athen bis zum 20. Juli sieben Milliarden Euro und bis Mitte August weitere fünf Milliarden Euro. Am 20. Juli muss Athen allein 3,5 Milliarden Euro an die Europäische EZB zurückzahlen; am 20. August dann nochmals 3,2 Milliarden Euro.
Merkel spricht mit Tsipras

Kurz nach dem Auftakt des Euro-Sondergipfels zu Griechenland zog sich Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beratungen im kleinen Kreis zurückgezogen. Die Kanzlerin setzte sich mit Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras, dem französischen Präsidenten François Hollande und EU-Ratspräsident Donald Tusk an einen Tisch. Gegen 20:15 Uhr setzten die Politiker dann die Verhandlungen in der großen Runde fort.

Das Gespräch von Premier Alexis Tsipras mit Kanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Francois Hollande erinnere an "mentales Waterboarding", zitiert der britische "Guardian" einen "hohen Regierungsvertreter." Wer das sei, sagte der Brüsseler Korrespondent der Zeitung, Ian Traynor, allerdings nicht. Entweder setze Griechenland noch in der kommenden Woche Reformen um, sei Tsipras gesagt worden. Andernfalls werde das Land die Eurozone verlassen und erleben müssen, wie seine Banken zusammenbrechen.

Krugman poltert gegen Merkel

Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman fährt indes in der griechischen Schuldenkrise schwere Geschütze gegen Deutschland und dessen Regierung auf. In seinem Blog bei der "New York Times" wirft er Bundeskanzlerin Merkel vor, dass ihr nicht einmal die Kapitulation der griechischen Seite ausreiche. "Völlige Aufgabe ist nicht genug für Deutschland, das einen Regimewechsel will und die totale Demütigung", schreibt Krugman. Eine einflussreiche Fraktion ziele sowieso darauf, die Griechen aus der Eurozone zu stoßen.

Dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras hält der Ökonom mangelndes taktisches Geschick vor. Weil sich seine Syriza-Partei sehr zeitig darauf festgelegt habe, dass ein Grexit nicht in Frage komme und keinerlei Vorbereitungen für eine Parallelwährung getroffen worden seien, sieht Krugman Tsipras an die Wand gedrückt. "Das hat ihn in eine hoffnungslose Verhandlungsposition geführt."

Im Moment sieht der Wirtschaftsprofessor nur schreckliche Alternativen für Griechenland und Europa. Trotzdem könnte der Grexit besser sein als der Verbleib im Euro unter der strengen Knute der Deutschen und ihrer Verbündeten, findet Paul Krugman.

Reformen bis Mitte der Woche

In zweitägigen Vorbereitungen hatten sich die Euro-Finanzminister mühsam auf eine Beschlussvorlage für den Gipfel geeinigt, allerdings blieben zahlreiche Punkte strittig. Für den Fall, dass Griechenland die umfangreichen Forderungen der Geldgeber akzeptiert und Regierungschef Tsipras einen Teil der Reformen bis Mitte der Woche durch das Parlament in Athen bringt, wird die Wiederaufnahme von Verhandlungen in Aussicht gestellt. Scheitern die Gespräche in der Nacht, wird als alternatives Szenario ein befristetes Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone nicht ausgeschlossen.

In Griechenland regen sich wieder Proteste gegen den bisherigen Sparkurs. Mehrere hundert Autonome und Bürger demonstrierten am Abend vor dem Parlament in Athen gegen die Fortsetzung der Sparpolitik. Die Teilnehmer forderten die Regierung auf, die griechischen Schulden nicht zurückzuzahlen. Die Demonstration verlief friedlich, wie griechische Medien berichteten.

 
Ringen um Griechenland: Diese vier Kernforderungen stellt Tsipras



Eine Einigung in der Griechenlandkrise steht noch aus. Offenbar aber kommen sich der griechische Regierungschef Alexis Tsirpas und die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder bei ihrem Treffen in Brüssel näher. Immer wieder ziehen sie sich während der Gespräche in kleinen Gruppen zurück, in denen es offenbar konkret wird. Tsipras stellt vier Kernforderungen.
 
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