Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

Reformvorschläge aus Athen: Griechen müssen sich "veralbert vorkommen"

Griechenland hat den Gläubigern neue Reformangebote vorgelegt. Die Liste lässt viele deutsche Tageszeitungen irritiert zurück. Denn: Sind die Vorschläge wirklich so neu? Und wurden sie nicht erst vor wenigen Tagen auf Anraten der griechischen Regierung beim Referendum abgelehnt? Kanzlerin Angela Merkel jedenfalls hat ein Problem weniger. Und das liegt nicht an Syriza.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist sich nicht sicher, ob es die Griechen dieses Mal ernst meinen: "Außer der Unterschrift von Finanzminister Euklid Tsakalotos gibt es nichts, was auf eine ehrliche Selbstverpflichtung auf die in dem Papier erwähnten Reformen schließen lässt. Für die anderen Eurostaaten stellt sich deshalb die Frage, warum sie den griechischen Versprechen trauen sollten. Trotz all dieser Sackgassen, Winkelzüge und ungeklärten Fragen ist der griechischen Regierung offenbar wieder einmal ein Vorschlag gelungen, den die Kreditgeber nicht einfach in Bausch und Bogen ablehnen können. Angesichts der Athener Eingabe dürften viele Euro-Regierungen in die Versuchung geraten, den griechischen Staatsbankrott noch einmal mit neuem Geld zu verschleppen."

Seit fünf Monaten regiere Syriza, seit fünf Monaten sei nichts geschehen. Und auch jetzt lägen nicht mehr als Angebote auf dem Tisch. Daher meinen Straubinger Tagblatt und Landshuter Zeitung: "Die Umsetzung der Vorschläge wird noch dauern, ebenso wird Zeit vergehen, bis eingeleitete Reformen zu wirken beginnen. Zweifel ist auch angebracht, denn was Griechenland nun an Brüssel geschickt hat, sind im Wesentlichen jene Reformen, gegen die sich mehr als 60 Prozent der Griechen am vergangenen Sonntag in einem Referendum ausgesprochen haben. Also welche Haltung verfolgt nun die Regierung?"

Das fragt sich auch der Trierische Volksfreund: "Die Zugeständnisse aus Athen, angefangen von höheren Mehrwertsteuersätzen über eine Eindampfung des zum Teil großzügigen Rentenrechts bis hin zur Kürzung des Wehretats entsprechen weitestgehend den Vorgaben, die Brüssel schon lange auf die Agenda gesetzt hat. Nur, war da nicht kürzlich ein von Tsipras angestoßenes Referendum, bei dem der Linkssozialist die Griechen ermuntert hatte, genau zu diesen Vorschlägen 'Nein' zu sagen? Zur Abwechslung müssen sich jetzt Tsipras' Landsleute veralbert vorkommen."

Tsipras sei halt immer für eine Überraschung gut, schreibt der Reutlinger General-Anzeiger. "Da hat der griechische Premier erst vor wenigen Tagen die Verhandlungen mit der Europäischen Union platzen lassen, weil er die an das Hilfspaket geschnürten Reformen nicht umsetzen wollte. Nun legt er fast wortgleich die alten EU-Vorschläge vor und gibt sie als seine eigenen aus. Wozu also das ganze Theater? Nur um an EU-Gelder zu kommen?" Tsipras verfolge eine Strategie, die ihm ein doppeltes Spiel erlaube, meint das Blatt: "Gegenüber seinen Anhängern kann er sich weiterhin als Polit-Rebell darstellen, der mit einer Volksbefragung gegen ein allzu hartes Spardiktat der EU kämpft. Und der Opposition hat er die Zähne gezogen." Denn die könne jetzt im Parlament nicht gegen Reformen stimmen, die sie vorher befürwortet hatte.

Die Frankfurter Rundschau glaubt an einen Durchbruch: "Gerade noch rechtzeitig scheinen die beteiligten Politiker endlich ihren Job zu machen, der nicht darin besteht, monatelang aus ideologischen Grabenkriegen heraus die Konfrontation zu suchen, sondern darin, Kompromisse für das Allgemeinwohl zu finden." Jetzt seien die Staats- und Regierungschefs sowie der IWF am Zug. "Hier muss sich vor allem Kanzlerin Merkel noch bewegen und ein wenig Abstand zum Spardiktat nehmen."

Verweigern können sich Merkel der Hilfe kaum, meint das Hamburger Abendblatt. Und das aus ganz konkreten Gründen: "Bislang war sie im Dilemma und musste wegen der Euro-Krise um das Wohl einer Union fürchten - entweder die Zukunft der eigenen Partei oder die der EU. Seit dem Parteitag der AfD hat sie ein Problem weniger. Die Euro-Gegner sind an Neid, Missgunst und Radikalität zerbrochen und verschaffen Merkel neue Freiheit." Der außenpolitische Druck auf die Kanzlerin sei schon lange Zeit gewaltig: "Starökonomen in den USA schlagen auf Merkel ein, Präsident Obama warnt mehr laut als leise vor dem Grexit. Und Frankreichs Präsident Hollande lobte das Tsipras-Papier am Freitag ernsthaft als 'seriös' und 'glaubwürdig'."
 
Merkel müsste sich freuen: Die Troika bekommt ihren Willen

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Alexis Tsipras schickt eine neue Sparliste mit weiteren Zugeständnissen nach Brüssel. Doch die Vorschläge des griechischen Ministerpräsidenten haben zwei Haken.

Ganz schön durchtrieben, dieser Alexis Tsipras. Erst lässt er die Griechen gegen die Spar- und Reformvorgaben der Gläubiger stimmen. Dann legt er dieselben Pläne, mit sogar noch höheren Einsparzielen, erneut in Brüssel vor. Das kann man schizophren nennen, aber auch raffiniert: Denn im Gegenzug erhofft sich der griechische Premier spürbare Erleichterungen bei der Schuldenlast. Das ist der Deal, den Tsipras mit seinem Manöver anstrebt.

Allerdings hat die Sache mehrere Haken. Zum einen ist es wenig glaubwürdig, dass ausgerechnet Tsipras die harten Einschnitte umsetzen will, die er seit Monaten erbittert bekämpft. Deutsche Politiker zweifeln schon an der Umsetzung. Allerdings haben sie keine Alternative. Die Opposition in Athen liegt am Boden, Tsipras ist jetzt der starke Mann. Offenbar zieht er seinen Plan durch; schon heute soll das griechische Parlament zustimmen.

Der zweite, wichtigere Haken ist, dass das Sparpaket Griechenland nicht wieder auf die Beine helfen wird. Im Gegenteil: Wer mitten in der Rezession, angesichts von geschlossenen Banken und kollabierenden Rentnern, noch mehr auf die Sparbremse drückt, riskiert einen noch tieferen Absturz. Je höher die Primärüberschüsse sind, die die Gläubiger fordern, desto mehr wird die Konjunktur gedrückt. 2018 sollen es 3,5 Prozent sein.

War das Referendum umsonst?

Letztlich hat nicht Tsipras seinen Willen bekommen, sondern die Troika, die mittlerweile auch in Brüssel wieder so genannt wird. Das "Angebot" aus Athen gleicht wie ein Ei den Vorgaben, die im letzten Juncker-Papier aus Brüssel formuliert waren. Und es hält sich bis ins Detail an die Sparziele, die bei einem Treffen der Troika Anfang Juni im Berliner Kanzleramt formuliert worden waren. Kanzlerin Merkel müsste sich eigentlich freuen.

Dennoch ist nicht klar, ob das "reicht", um den Verbleib Griechenlands im Euro zu sichern. Womöglich müssen auch noch Banken geschlossen und Spareinlagen abgezockt werden. Genauso hatte es die Eurogruppe vor zwei Jahren mit dem widerspenstigen Zypern gemacht. Durch ein "Bail-in" griffen die Gläubiger auf die Bankeinlagen zu. Dasselbe könnte sich nun auch in Griechenland wiederholen – die "Ausnahme Zypern" würde so zum Modell.

Und der Schuldenschnitt? Das ist die letzte Hoffnung für Tsipras. Er wird dabei vom Internationalen Währungsfonds und von Frankreich unterstützt, immerhin. Doch Merkel hat schon Nein gesagt. Das strategisch wichtigste Ziel der griechischen Links-Regierung wird wohl zu einer vagen Umschuldung kleingeredet und auf Oktober verschoben. Tsipras hätte dann nichts gewonnen, sein Referendum wäre umsonst gewesen.

 
Melinda Crane zu Griechenland: "Ist es nicht scheinheilig von Deutschland?"



Das Tauziehen um Griechenland findet seit Monaten kein Ende. Wie blicken die Amerikaner auf die Krise? Ganz anders als die Europäer, meint die US-Journalistin Melinda Crane. Außerdem spricht Crane im n-tv Interview über unterschiedlichen Wirtschaftsauffassungen und die Rolle von Kanzlerin Angela Merkel.


 
Höhere Mehrwertsteuer: Griechenland-Urlaub bald teurer?

Eine höhere Mehrwertsteuer steht auf der Reformliste der Griechen. Davon wären auch Touristen betroffen. Ob sie nun mehr Geld für ihren Griechenland-Urlaub einplanen müssen, erklärt Tourismusexperte Prof. Torsten Kirstges.

Griechenland will die Mehrwertsteuer im Hotelgewerbe und in der Gastronomie deutlich erhöhen. Das könnte Urlaubsreisen verteuern. Doch wie groß ist der Effekt?

Die höhere Mehrwertsteuer dürfte Reisen nach Griechenland eher geringfügig und noch nicht in diesem Jahr, schätzt Prof. Torsten Kirstges von der Jade Hochschule Wilhelmshaven. "Der Effekt dürfte nicht so gewaltig sein", erklärt der Tourismusexperte und macht eine Beispielrechnung auf.

In der Gastronomie soll der Steuersatz von 13 auf 23 Prozent steigen, in der Hotellerie von 6,5 auf 13 Prozent. Diese Anstiege betreffen aber nur einen Teil der Wertschöpfungskette einer Urlaubsreise - etwa 30 bis 40 Prozent des Reisepreises, rechnet Kirstges vor. Die Flüge zum Beispiel seien von den Erhöhungen ja nicht betroffen. Auf den Gesamtpreis der Reise gesehen, ergibt sich also eine Erhöhung von vielleicht vier Prozent. Und diese träfe zumindest in dieser Saison vorerst nur Individualreisende. Denn die Preise für Pauschalreisen haben die Reiseveranstalter für ihre Kunden abgesichert.

Zwar könne ein Veranstalter die Preise noch erhöhen, wenn wie im Fall Griechenlands plötzlich die Mehrwertsteuer erhöht wird, sagt Kirstges. "Aber das wird er kaum tun, um den Urlauber nicht zu verärgern", schätzt der Experte. Anders sieht es aus, wenn die Preise für den Sommer 2016 verhandelt werden. "Im kommenden Jahr könnte Griechenland dann etwas teurer werden." Der Griechenland-Urlauber sei aber ohnehin nicht so preissensibel wie etwa der Türkei-Urlauber: Er hält dem Land eher die Treue, auch wenn er etwas mehr bezahlen muss.

Sollte Griechenland tatsächlich die Eurozone verlassen und wieder eine eigene Währung einführen, würde der Effekt einer höheren Mehrwertsteuer sowieso verpuffen, erläutert Kirstges. Denn die neue Währung würde vermutlich so stark abgewertet, dass alle Preise kräftig sinken. Griechenland-Urlaub könnte dadurch insgesamt deutlich günstiger werden, schätzt der Experte.
 
Liveticker zu Griechenland: +++ 11:11 Wie viel Geld braucht Athen? Institutionen machen die Rechnung auf +++

Nach Berechnung der drei sogenannten Institutionen benötigt Griechenland frische Mittel in Höhe von 74 Milliarden Euro. Dies stellen die Europäische Zentralbank (EZB), die EU-Kommission und der Internationale Währungsfonds (IWF) in ihrer Einschätzung der griechischen Anfrage nach einem Hilfsprogramm fest.

Die 74 Milliarden Euro beinhalten eine Summe von 16 Milliarden Euro des IWF, falls dieser sich an einem Hilfspaket beteiligen würde, so die drei Institutionen. Eine weitere Quelle berichtet, dass Griechenland einen Teil der Mittel auch am Kapitalmarkt aufnehmen könnte. Am Mittwoch hatte Athen beim europäischen Rettungsfonds ESM ein drittes Hilfspaket mit drei Jahren Laufzeit beantragt. Dabei hofft die Regierung nach griechischen Medienberichten im gegenzug auf wenigstens 53,3 Milliarden Euro. Die Euro-Finanzminister werden sich um 15 Uhr in Brüssel zu einer Krisensitzung treffen, um über neue Hilfen und ein Reformpaket für Griechenland zu beraten.

+++ 10:56 Lafontaine für Rückkehr zu Einzelwährungen in Europa +++
Für Oskar Lafontaine ist der Euro gescheitert. Im Interview mit dem "Spiegel" bezeichnet er ihn als "Rückschritt im historischen Projekt der Europäischen Integration." Der ehemalige Chef der Linken fordert deshalb eine Rückkehr zu der sogenannten Währungsschlange, in der eine Bandbreite von Wechselkursen für die verschiedenen europäischen Währungen festgelegt wird.


+++ 10:31 FT: Tsipras mit dem Rücken zur Wand +++
Tsipras weiß, dass er mit seinen Wahlversprechen bricht, wenn er auf die Forderungen der Gläubiger eingeht. Das Sparprogramm sei hart und nicht im Einklang mit den Wahlversprechen seiner Partei, sagte er heute Nacht im Parlament. Athen habe aber keine andere Wahl.

"Man muss wissen, wann man verloren hat". Tsipras trägt diese Erkenntnis offenbar schon seit Teenager-Tagen mit sich herum, wie der Korrespondent der "Financial Times" schreibt.



+++ 10:18 Athener Presse: Schwere Zeiten für Linksbündnis +++
Nach der Abstimmung im griechischen Parlament über die Spar- und Reformvorschläge der Regierung von Alexis Tsipras sieht die Athener Presse schwere Zeiten auf das regierende Linksbündnis Syriza zukommen. "Syriza steht vor ernsthaften Bedrohungen", titelt die linksliberale Zeitung "Ta Nea".

+++ 10:02 Österreich: "Sehr lange Laufzeiten" für Kredite denkbar +++
Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann hält eine deutliche Verlängerung der Rückzahlungsfristen für Griechenlands Kredite für denkbar. Wegen der Misere in dem Land seien "sehr lange Laufzeiten" zu rechtfertigen, sagte der Sozialdemokrat am Samstag im Ö1-Morgenjournal. Zugleich sprach er sich gegen einen "klassischen" Schuldenschnitt aus.

+++ 8:55 Geldgeber schicken Bewertung an Eurogruppe +++
Die Geldgeber-Institutionen schicken ihre Einschätzung der griechischen Reformvorschläge an die Euro-Finanzminister. "Bewertung der Institutionen erhalten", schreibt der Sprecher von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem auf Twitter. Zum Inhalt macht er keine Angaben. Zuvor war aber bereits aus Brüsseler EU-Kreisen verlautet, dass die Geldgeber aus EU-Kommission, IWF und EZB im Grundsatz mit den Athener Spar- und Reformplänen zufrieden sind.

+++ 8:26 Wie der Euro auf den Kurswechsel in Athen reagiert +++

Das griechische Schuldendrama hat den Euro-Kurs zuletzt kräftig schwanken lassen. Erfreulich: Pünktlich zu den Sommerferien steigt der Euro wieder. Grund ist die überraschende Kehrtwende im griechischen Schuldenstreit. Am Freitag legte der Euro von 1,1046 auf in der Spitze 1,1218 Dollar zu. Das war der höchste Stand seit Ende Juni. Heute notiert er allerdings wieder leicht unter dieser Marke.

Trotzdem reichen sich Schäuble und der griechische Finanzminister immer wieder die Hände. Ein besonderer Schal sorgt bei Varoufakis für einen schicken Stil. ...kam es schon mehrmals zum Eklat. Die Fronten im Schuldenstreit sind verhärtet. Der Einsatz könnte größer nicht sein. Und Varoufakis pokert hoch. Sorgt das Gemälde in seinem Büro vielleicht für etwas Entspannung? ...denn momentan ist Yanis Varoufakis voll beschäftigt damit, Griechenland zusammen mit Alexis Tsipras aus der Krise zu steuern. Und das möglichst schnell. Yanis Varoufakis Der Rebell im Ministerium wirft hin

+++ 7:33 Vorfall zwischen Varoufakis' Sicherheitsleuten und griechischem Reporter +++
Die Zeitung "To Proto Thema" berichtet, ein Reporter der Zeitung sei von einem der Sicherheitsleute Varoufakis' angegriffen worden, als er den Ex-Minister fotografierte. Der Polizist und der Reporter zeigten sich gegenseitig an.

+++ 7:28 Varoufakis ist dann mal im Urlaub +++
Der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat - wie wir gestern bereits erfahren haben - nicht an der spätabendlichen Sitzung des Athener Parlaments teilgenommen und damit auch nicht abgestimmt. Aber warum? Hat er sich klammheimlich davon gemacht? Mitnichten. Er hat sich ordnungsgemäß bei Twitter abgemeldet und familiäre Verpflichtungen angeführt.

Würde er an der Sitzung teilnehmen, würde er für ein Abkommen mit den Gläubigern stimmen, schrieb er weiter.

Griechische Medien entdeckten Varoufakis am Freitagabend auf einem Schiff, das zur Insel Egina fuhr, wo er ein Ferienhaus hat. Mit dabei waren seine Frau und seine Tochter aus erster Ehe. Egina liegt unmittelbar vor der Küste Athens.

Dass Varoufakis von der Athener Bildfläche verschwunden ist, bedeutet nicht, dass man sonst nichts von ihm hört. Der Ex-Finanzminister twittert nicht nur gerne. Der "Guardian" hat am Freitag einen Gastkommentar von ihm veröffentlicht, mit der Überschrift "Deutschland wird die Griechen nicht verschonen - Es hat ein Interesse daran, uns zu brechen". Hier schreibt Varoufakis: "Nach monatelangen Verhandlungen bin ich der Überzeugung, dass der deutsche Finanzminister will, dass Griechenland aus der Währungsunion gedrängt wird."


+++ 6:26 Schlechtes Timing für Athen: Schottischer Schiffsfinanzierer zieht sich zurück +++
Die Royal Bank of Scotland dampft das Geschäft in Griechenland ein. Die Sparte für Schifffahrtskredite soll laut Insidern zum Verkauf gestellt werden. Die britische Großbank ist seit Jahrzehnten einer der größten Kreditgeber für die internationale Schifffahrt. Die griechische Filiale mit rund 60 Mitarbeitern spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Kreditportfolio beläuft sich auf fünf Milliarden Dollar. Für Athen kommt die Entscheidung zur Unzeit: Premier Tsipras kämpft derzeit gegen die Staatspleite. Für Griechenland sind Reedereien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

+++ 5:55 Chefvolkswirte: "Grexit"-Gefahr bleibt +++
Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud hält die Gefahr eines "Grexits" auch bei einer Einigung mit den Geldgebern nicht für gebannt. "Sollte der politische Wille am Wochenende siegen, heißt dies noch nicht, dass ein Grexit vollkommen vom Tisch ist", sagt Traud. Die diskutierten Sparmaßnahmen reichten nicht aus, um Hellas dauerhaft auf einen Wachstumspfad zu bringen. Auch der DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater glaubt, dass ein neues Hilfsprogramm Griechenland nur einige Jahre Luft verschafft.


+++ 4:27 Tsipras sieht sich nach Parlamentsvotum gestärkt +++
Tsipras sieht sich nach dem klaren Parlamentsvotum für seine Sparpläne gestärkt. Er habe "ein starkes Mandat für Verhandlungen bis zu einer wirtschaftlich praktikablen und sozial fairen Vereinbarung".

+++ 2:26 Griechisches Parlament erteilt Regierung Vollmacht +++
Das griechische Parlament hat der Regierung die Vollmacht erteilt, über weitere Spar- und Reformmaßnahmen mit den Gläubigern zu verhandeln und eine Einigung zu unterzeichnen. Noch vor dem Ende der Abstimmung hatten mehr als 151 Abgeordnete im Parlament mit 300 Sitzen mit "Ja" gestimmt, wie das griechische Fernsehen berichtete.

+++ 1:16 Koalitionspartner will Syrizas Vorhaben unterstützen +++
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Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario sei hoch: "Wenn es nicht sehr bald einen Durchbruch gibt, fällt Griechenland aus der Eurozone. Das ist für alle Beteiligten ein schlechtes Szenario." Eine demütigende Erfahrung, ... ... mittlerweile werden von vielen Banken Wartenummern ausgegeben. Trotzdem waren die Griechen über 65 Jahren die einzige Altersgruppe, in der es keine Mehrheit für das Nein zu den Sparauflagen der "Institutionen" gab. Anstehen für 120 Euro Rente Die Gesichter der griechischen Krise

Der kleinere Koalitionspartner der griechischen Regierungspartei Syriza erklärt, sich bei dem Votum im Parlament ebenfalls hinter die Sparvorschläge von Tsipras stellen zu wollen. Diese Entscheidung habe die Partei allerdings gegen ihr Gewissen und nur "mit schwerem Herzen" getroffen, erklärt Parteichef Panos Kammenos von den Unabhängigen Griechen.

+++ 0:36 Gläubiger-Institutionen bewerten Reformpläne positiv +++
Die Gläubiger-Institutionen bewerten die Reformpläne der griechischen Regierung positiv. Dies sagt eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

+++ 00:24 Tsipras fordert zu Votum der "nationalen Verantwortung" auf +++
Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat die Parlamentsabgeordneten zu einem Votum der "nationalen Verantwortung" aufgefordert. Sie müssten dafür sorgen, "dass das Volk am Leben bleibe", sagte Tsipras in der Nacht zum Samstag in der Parlamentsdebatte über die Reformvorschläge seiner Regierung in Athen. Zuvor hatte bereits der zuständige Ausschuss im Parlament die Reformvorschläge der linksgeführten Regierung gebilligt.


+++ 23:11 Debatte in Athen begonnen +++
Das griechische Parlament hat seine Debatte über das Spar- und Reformprogramm der Regierung von Ministerpräsident Tsipras begonnen. Der Regierungschef will eine Vollmacht erhalten, eine Vereinbarung mit den Gläubigern darüber abzuschließen. Athen hatte am Vortag den Gläubigern ein rund zwölf Milliarden Euro schweres Sparpaket vorgelegt.

+++ 22:28 Varoufakis: Schäuble will mit Grexit Frankreich "disziplinieren" +++
Varoufakis ist zwar nicht mehr Minister, verschwunden von der politischen Bühne ist er nicht. Im Gegenteil: In einem Artikel für den britischen "Guardian" teilt er wieder kräftig aus gegen seinen Lieblingsgegner Deutschland und vor allem gegen Wolfgang Schäuble. "Deutschland wird Griechenland keine Schmerzen ersparen - es hat ein Interesse daran, uns zu brechen." Über Schläuble schreibt er, dieser habe ein Interesse am Grexit, weil er damit Frankreich finanzpolitisch "disziplinieren" wolle.

 
Erstes Signal aus Brüssel: Die neue Griechen-Liste wird vorsichtig gelobt

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Nachdem die griechische Regierung in letzter Minute geliefert hat, lautet nun die Frage: Reichen die Vorschläge, um ernsthafte Verhandlungen aufzunehmen? Ein erstes Urteil aus Brüssel fällt positiv aus. Schwierig bleibt es trotzdem.

Die neue griechische Spar- und Reformliste kann nach einer ersten Einschätzung aus Brüssel ein "guter Ausgangspunkt" für Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm für Athen sein. Das verlautete am Freitagabend aus Kreisen der Geldgeber. Es seien aber noch lange und schwierige Debatten zu erwarten. Frankreichs Präsident François Hollande nannte die Vorschläge "seriös und glaubwürdig". Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann betonte, es gebe die Chance auf eine Einigung. Die deutsche Regierung gab noch keine inhaltliche Bewertung ab. An den Märkten herrschte angesichts einer möglichen Einigung Zuversicht.

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras warb am späten Abend im Parlament in Athen eindringlich um eine Vollmacht für den Abschluss einer Vereinbarung mit den Gläubigern. "Wir haben beschlossen, einen "Grexit" abzuwenden". Das zwölf Milliarden Euro schwere Sparprogrammm sei hart und nicht im Einklang mit den Wahlversprechen seiner Partei, räumte er ein. Athen habe aber keine andere Wahl, als es zu akzeptieren. Er habe in den vergangenen sechs Monaten "alles Menschenmögliche getan", um das Land ohne weitere harte Sparmaßnahmen aus der Krise zu führen.
Tsipras räumt Fehler ein

"Ja, wir haben Fehler gemacht", fügte Tsipras hinzu. Nun stehe das Land vor dem Abgrund der Pleite. Die Abstimmung sollte am frühen Samstagmorgen stattfinden. Athen hatte das Sparpaket am Vortag den Gläubigern vorgelegt. Es wurde damit gerechnet, dass das Parlament dem Regierungschef und seinem Finanzminister Euklid Tsakalotos mit eindeutiger Mehrheit die beantragte Vollmacht erteilt. Die meisten Oppositionsparteien haben angekündigt, mit "Ja" zu stimmen. Allerdings könnte Tsipras die Regierungsmehrheit verlieren. Die Regierung verfügt über 162 der 300 Abgeordneten. Mehrere linke und rechtspopulistische Abgeordnete der Regierungskoalition lehnen die Spar- und Reformvorschläge ab.

An diesem Samstag sollen die Finanzminister der Eurozone darüber entscheiden, ob die Maßnahmen ausreichen, um neue Verhandlungen zu beginnen. Die griechische Regierung hatte das 13-seitige Papier kurz vor Abgabeschluss am späten Donnerstagabend der EU übermittelt. Es sieht die Abschaffung von Steuervergünstigungen für den Tourismussektor und die Inseln und die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre vor. Die Militärausgaben sollen gesenkt, Staatsunternehmen privatisiert und Steuerbetrug stärker verfolgt werden. Viele der Vorschläge basierten auf früheren Papieren, die für eine Verlängerung des nunmehr ausgelaufenen zweiten Hilfsprogramms um einige Monate gedacht waren, hieß es aus Brüssel. Nun gehe es um ein drittes Hilfsprogramm, das über drei Jahre laufen solle. Das sei ein erheblicher Unterschied. Die Frage der Schulden und einer möglichen Schuldenumstrukturierung stünden weniger im Vordergrund.
IWF prüft Athens Vorschlag

Die Laufzeiten der europäischen Hilfskredite seien bereits erheblich gestreckt worden. Rück- und Zinszahlungen begönnen erst nach 2020. Nach Ansicht der litauischen Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite sind die Vorschläge unzureichend. Sie basierten auf veralteten Informationen und müssten "ernsthaft angepasst" werden, sagte sie nach Angaben der Agentur BNS in Vilnius. "Wir akzeptieren die eingereichten Dokumente als Griechenlands politischen Wunsch, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren."

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach am Freitagnachmittag in einer Telefonkonferenz mit IWF-Chefin Christine Lagarde, EZB-Präsident Mario Draghi und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem über die Vorschläge aus Athen. Über den Inhalt des Gespräches wurde nichts bekannt. "Der IWF prüft den Vorschlag derzeit zusammen mit unseren europäischen Partnern", sagte IWF-Sprecher Andreas Adriano auf Anfrage. Lagarde wird nach Angaben eines Sprechers an dem Sondertreffen der Eurogruppe am Samstag in Brüssel teilnehmen. Am Sonntag kommen die Staats- und Regierungschefs der 28 EU-Mitgliedstaaten zu einem Sondergipfel zusammen. Mehrere Parlamente der Eurozone - darunter der Deutsche Bundestag - müssten ihre Zustimmung zu dem Paket geben.

In vielen Punkten entspricht das Athener Schreiben den letzten Forderungen der Gläubiger. Die blockierten Milliardenhilfen für Athen aus dem am 30. Juni ausgelaufenen zweiten Hilfspakt wurden damals nicht freigegeben, weil Athen die Verhandlungen abgebrochen hatte. Das Weiße Haus begrüßte die neuen Vorschläge Athens. "Wir haben nun seit einiger Zeit gesagt, dass die Lösung der finanziellen Herausforderungen Griechenlands ein Reform- und Finanzierungspaket ist, das die Griechen zurück auf einen Weg wirtschaftlichen Wachstums und Nachhaltigkeit bringen wird", sagte US-Regierungssprecher Josh Earnest.

 
Furcht vor Rückkehr zur Drachme: Griechische Weinbauern fürchten um ihre Zukunft



Noch brechen die Wein-Umsätze in Griechenland nicht ein. Ein verändertes Kaufverhalten stellen die Weinbauern des Landes dennoch fest. Denn immer mehr Leute greifen zu günstiger Ware und lassen Mittelpreis-Produkte stehen. Was die Winzer aber vor allen Dingen besorgt, ist die Unsicherheit über Griechenlands Verbleib in der Eurozone. Eine Rückkehr zur Drachme würde sie vor erhebliche Probleme stellen.

 
Abrechnung mit "Zuchtmeister" Schäuble: Varoufakis weiß, was Deutschland vorhat

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Griechenlands Ex-Kassenwart Varoufakis ist mit Berlin nicht fertig. In einem Gastkommentar holt er zum verbalen Rundumschlag aus. Die zähen Verhandlungen der vergangenen Monate hätten gezeigt, dass Schäuble nur eins wolle.


Dass der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis seit Freitag von der Athener Bildfläche verschwunden ist, bedeutet nicht, dass man sonst nichts von ihm hört. Der Ex-Finanzminister und Syriza-Abgeordnete wollte oder konnte zwar nicht an der Abstimmung am Freitagabend im Athener Parlament teilnehmen, aber mit seiner Meinung hinterm Berg halten wollte er an dem Tag offenbar auch nicht. Die britische Zeitung "Guardian" veröffentlichte einen Gastkommentar, in dem Varoufakis Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble heftig angeht.

Der Artikel ist überschrieben mit "Deutschland wird die Griechen nicht verschonen - Es hat ein Interesse daran, uns zu brechen". Griechenlands Ex-Kassenwart wirft Deutschland darin vor, mit einem Grexit Frankreich zur Übernahme des deutschen Modells der Eurozone zwingen zu wollen.
Ziel: Frankreich "disziplinieren"

Weiter heißt es in dem Beitrag, Schäuble wolle Griechenland aus der Währungsunion drängen, "um klare Verhältnisse zu schaffen, auf die eine oder andere Weise". Er wolle damit die Franzosen das Fürchten lehren und sie zwingen, "sein Modell einer Zuchtmeister-Eurozone" zu akzeptieren. Varoufakis schreibt von einer "existantial angst", die dadurch geschürt wird.

Als Finanzminister hatte er monatelang die Verhandlungen mit den Geldgebern über weitere Finanzhilfen für sein hochverschuldetes Land geführt und dabei mit häufig scharfer Rhetorik für Ärger gesorgt. Das Verhältnis zu Schäuble, der gegenüber Athen eine harte Linie vertritt, war besonders schwierig. Anfang der Woche war Varoufakis dann nach dem Nein der Griechen in der Volksabstimmung über die Kürzungsmaßnahmen der internationalen Kreditgeber überraschend von seinem Posten zurückgetreten.

"Toxische Option" gewählt

Varoufakis wirft den Euroländern in dem Zeitungsbeitrag außerdem vor, zu Beginn der Schuldenkrise 2010 statt einer Umschuldung und einer Reform der Wirtschaft eine "toxische Option" gewählt zu haben. So seien "neue Kredite an eine bankrotte Einheit vergeben worden, während so getan wurde, als bleibe sie solvent". Zur Zeit des Amtsantritts der Syriza-Partei im Januar habe dann eine Mehrheit der Euroländer unter der Anleitung Schäubles "einen Grexit entweder als ihr bevorzugtes Ergebnis oder als ihre bevorzugte Waffe gegen unsere Regierung" angesehen.

Griechische Medien hatten Varoufakis am Freitagabend auf einem Schiff entdeckt, das zur Insel Egina fuhr. Varoufakis besitzt dort ein Ferienhaus. Mit dabei waren seine Frau und seine Tochter aus erster Ehe. Egina liegt unmittelbar vor der Küste Athens.

 
Leere Boutiquen, herbe Verluste: Krise zerrt auch am Vermögen wohlhabender Griechen



Athens Luxusboutiquen sind leer, denn selbst wohlhabende Griechen spüren die Krise in ihrem Portemonnaie. Ein Auswanderer aus München berichtet, dass Schaufenster von Geschäften eingeschmissen werden. Und ein Anwalt offenbart, dass er kostenlos arbeitet. Aufgeben will er sein Land deswegen aber nicht.
 
Faktencheck: Geht es Griechen besser als Osteuropäern?

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In Deutschland kommt keine Talkshow zum Thema Griechenland ohne den Hinweis aus, dass es den Griechen immer noch besser geht als den Menschen in den osteuropäischen Euro-Ländern. Aber stimmt das auch?

n-tv.de: Ist der Lebensstandard in Griechenland wirklich höher als in den osteuropäischen Ländern, die den Euro eingeführt haben?

Sebastian Leitner: In der Eurozone sind Lettland und Litauen die Länder mit dem niedrigsten Lebensstandard. Auch wenn das Bruttoinlandsprodukt in Griechenland um 30 Prozent gefallen ist, sind die Griechen noch nicht auf dem Niveau von Lettland und Litauen angelangt. Das betrifft allerdings nur die nominellen Werte. In den osteuropäischen Ländern sind die Preise niedriger, dort hat ein Euro mehr Kaufkraft als in Griechenland.

Wie sieht das Verhältnis zwischen Griechenland und den osteuropäischen Euro-Staaten aus, wenn man die Kaufkraft berücksichtigt?

Kaufkraftbereinigt rangiert Griechenland beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf mittlerweile hinter der Slowakei, Estland und Litauen. Lettland ist das einzige Euroland mit einem niedrigeren BIP pro Kopf. Bislang liegen nur Zahlen bis 2013 vor, 2014 wird das vermutlich noch etwas dramatischer ausschauen. 2013 lag das BIP pro Kopf in Griechenland bei 19.300 Euro pro Jahr, in Litauen waren es 19.400 Euro, in Slowenien 21.800 Euro, in Lettland nur 17.000 Euro. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei 32.600 Euro.

Auch auf die Mindestlöhne wird häufig verwiesen, die in Griechenland höher sind als in den osteuropäischen Euro-Staaten.

Da die Preise in Griechenland höher sind, werden dort natürlich auch höhere Mindestlöhne gezahlt: Die Griechen müssen in den Supermärkten mehr bezahlen, Mieten und Hauspreise sind in Griechenland um einiges höher als in den baltischen Länder und der Slowakei. Auch beim Vergleich des Rentenniveaus spielen die Wohnkosten eine Rolle.

Wie ist es bei den Renten – geht es den griechischen Rentnern besser als Rentnern in Estland, Litauen oder Lettland?

Die kaufkraftbereinigte Durchschnittsrente ist in Griechenland höher als im Baltikum. Aber das hilft bei der Beantwortung dieser Frage nur begrenzt weiter. Staatlicher Wohnraum wurde in osteuropäischen Ländern im Zuge der Privatisierungen häufig zu einem sehr niedrigen Preis verkauft, so dass viele Rentner im Baltikum sehr niedrige Wohnkosten haben. Dazu kommt, dass es im Baltikum üblich ist, dass Menschen noch einige Jahre weiterarbeiten, wenn sie in Rente gehen. Anders als in Deutschland und Österreich wird ihnen von ihrer Rente dann auch nichts abgezogen. Natürlich könnte man den Griechen vorschlagen, auch einfach weiterzuarbeiten. Aber das wäre angesichts der hohen Arbeitslosigkeit derzeit wohl kaum möglich. Solche Faktoren machen es schwer, die Bezüge von Rentner in Griechenland und den baltischen Staaten zu vergleichen.

Kann man sagen, ob es in Griechenland oder in den osteuropäischen Euro-Staaten mehr Altersarmut gibt?

Dazu gibt es Statistiken. Die Armutsraten der 65- bis 74-Jährigen beträgt in Griechenland 20 Prozent, in den baltischen Staaten liegt sie in etwa bei 30 Prozent, in Slowenien unter 20 Prozent und in der Slowakei bei etwa 13 Prozent. Gleichzeitig ist es so, dass die Armutsrate in Lettland und Litauen zwischen 2008 und 2014 gesunken ist. Das heißt, für diese Länder ging es nach oben, während es für Griechenland nach unten ging.

 
Gläubiger berechnen schwarze Löcher: Athen braucht noch 74 Milliarden Euro

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Wie nah sind Griechenland und die Gläubiger einer Einigung? Während die einen weißen Rauch aufsteigen sehen, wettern die anderen gegen die Athener Vorschläge. Hinter den Kulissen wird gerechnet. Was dabei herauskommt, ist nicht erfreulich.


Die drei großen Geldgeber-Institutionen schätzen, dass Griechenland noch einmal frische Geldmittel in Höhe von 74 Milliarden Euro benötigt. Das ergeben Berechnungen der Europäische Zentralbank (EZB), der EU-Kommission und des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Für den Fall, dass sich der IWF an dem Paket beteiligt, würde eine Summe von 16 Milliarden Euro auf den Fonds entfallen. Eine Quelle berichtet, dass Griechenland einen Teil der Mittel auch am Kapitalmarkt aufnehmen könnte.

Athen hatte nach monatelanger Hängepartie ein Spar- und Reformpaket vorgelegt und beim europäischen Rettungsfonds ESM ein drittes Hilfspaket mit drei Jahren Laufzeit beantragt. Nach griechischen Medienberichten hofft die Regierung im Gegenzug zu ihren Sparvorhaben auf wenigstens 53,3 Milliarden Euro.

EU, IWF und EZB haben die Vorschläge Athens geprüft und ihre Einschätzung am Morgen an die Eurogruppe geschickt. Diese will am frühen Nachmittag darüber beraten. Insidern zufolge könnte die griechische Sparliste "unter bestimmten Bedingungen" die Basis für weitere Gespräche mit Athen sein.
EU-Diplomat: Athen hat sich "angenähert"

Laut EU-Diplomaten hat sich Athen mit den jüngsten Reformvorschlägen in entscheidenden Punkten den Vorgaben der Geldgeber von Ende Juni angenähert. Bei den Privatisierungen zum Beispiel gebe es keine Unterschiede mehr, sagte ein Diplomat in Brüssel.

Bei der Mehrwertsteuerreform hat Griechenland nach der offiziellen Einschätzung von EU, IWF und EZB dagegen noch Nachholbedarf. Hier fehlten noch ein genauer Zeitplan für die Abschaffung der Steuerermäßigungen für die meisten Inseln, damit die finanziellen Auswirkungen berechnet werden könnten, sagte ein Diplomat in Brüssel. In der Analyse von EU, IWF und EZB heiße es: "Wir brauchen ein klares gemeinsames Verständnis über Inhalt und zeitliche Planung der eingegangenen Verpflichtungen, um eine klare Grundlage zu haben, auf der ein ESM-Programm vereinbart werden kann." Dabei gehe es um die Bereiche Pensionen, Arbeitsmarkt, Energiemarkt und Produktmärkte.

Darüber hinaus fordern die Institutionen den Angaben des EU-Insiders zufolge, dass vordringliche Maßnahmen rasch in Gesetzesform angenommen werden, um Glaubwürdigkeit aufzubauen. Alle Gesetzentwürfe müssten eng mit den Institutionen abgestimmt werden, bevor sie ins Parlament gingen.
Schäuble will sich zur neuen Sparliste äußern

Die Euro-Finanzminister werden sich um 15 Uhr in Brüssel zu einer Krisensitzung treffen, um über neue Hilfen und ein Reformpaket für Griechenland zu beraten. Unmittelbar davor will sich Finanzminister Wolfgang Schäuble erstmals zu den neuen Sparvorschlägen aus Griechenland äußern. Der Minister werde bei seinem Eintreffen eine Einschätzung der Lage geben, heißt es in Berlin. Das Ergebnis der Diskussion im Kreis der Euro-Finanzminister sei völlig offen. Die Debatte in der Ministerrunde sei wichtig, Schäuble werde dieser Diskussion nicht vorgreifen.

Zu einem Bericht der "Bild"-Zeitung, nach dem Schäuble die Athener Pläne für nicht ausreichend halte und gegen weitere Gespräche sei, Kanzlerin Angela Merkel aber neuen Verhandlungen zustimmen wolle, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Schäuble stimme sich permanent mit der Kanzlerin ab. Man könne nicht von Differenzen sprechen.

Die Tatsache, dass Schäuble Merkel an diesem Sonntag zu den Sondergipfeln der Eurostaaten und der EU-Länder begleiten werde, zeige, dass beide das Thema zusammen betreuten.

 
Dauerhafter Rettungsschirm: Wie funktioniert der ESM?


Zwei Hilfsprogramme hat Griechenland im Rahmen des europäischen Rettungsschirms schon erhalten, insgesamt rund 215 Milliarden Euro. Nun beantragt Athen ein drittes Hilfspaket über 53,3 Milliarden Euro - und zwar erstmals aus dem inzwischen eingerichteten dauerhaften Rettungsschirm ESM. n-tv erklärt Ihnen, wie der funktioniert.

 
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