Germanwings Flug 4U9525 absturzt: 100 Tage nach Germanwingsabsturz: Angehörige erzählt von Trauer und Entsetzen

Piloten kritisieren Aufklärungsarbeit

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Veröffentlichung vertraulicher Informationen, medialer Druck und politische Erwägungen: Bei den Ermittlungen im Fall der verunglückten Germanwings-Maschine läuft offenbar einiges schief. Der Weltpilotenverband fordert, sich an Fakten zu halten.

Der tragische Absturz der Germanwings-Maschine hat viele Fragen aufgeworfen. Der mediale Druck, zügig Konsequenzen aus dem Unglück zu ziehen, war groß. Der Weltpilotenverband Ifalpa hält nichts von dem Vorgehen und hat die bisherige Untersuchung zum Absturz in Südfrankreich kritisiert. Die Flugunfalluntersuchung habe international festgeschriebene Standards "bisher nicht erfüllt", heißt es in der von der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit veröffentlichten Erklärung, die der Weltpilotenverband auf seiner Jahrestagung in Madrid vorlegte.

Der Weltpilotenverband Ifalpa verwies darauf, dass jede Flugunfalluntersuchung nach international festgelegten Standards vorgenommen werden müsse. Die Untersuchung im Fall des Germanwings-Fluges 4U9525 genüge diesen Standards bisher nicht. "Die Veröffentlichung von vertraulichen Informationen, medialer Druck und politische Erwägungen beschädigen jenes hart erkämpfte Umfeld, auf welches sich die Luftfahrtindustrie geeinigt hat, um Flugunfälle zu untersuchen und daraus Verbesserungen zu erarbeiten", erklärte der Verband.

Nur das endgültige Ergebnis einer ordentlichen Flugunfalluntersuchung erlaube es, "gesicherte Schlüsse zu ziehen und geeignete Verbesserungen zu identifizieren", hieß es weiter in der Ifalpa-Stellungnahme. Zugleich äußerte sich Verband bestürzt über den "tragischen Absturz". "Die mutmaßlichen Umstände dieses Absturzes, wie von der französischen Staatsanwaltschaft beschrieben, sind jenseits unseres Vorstellungsvermögens und würden einen extremen Einzelfall darstellen."

Auch die Vereinigung Cockpit bekräftigte ihre Aufforderung an alle Beteiligten, sich auf "die unabhängige und faktenorientierte Flugunfalluntersuchung zu konzentrieren". "Die über Jahrzehnte gewachsene und weltweit standardisierte Flugunfalluntersuchung dient der Erhöhung der Flugsicherheit", unterstrich der Cockpit-Präsident Ilja Schulz. "Politische und mediale Interessen dürfen keinen Einfluss auf die professionelle Arbeit der Experten haben."

Schnelle Entschädigung für Angehörige

Derweil gedachten Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und seine Kollegen aus Spanien und Frankreich in Barcelona der Absturzopfer.

Steinmeier, der spanische Außenminister Manuel Garcia-Margallo und der französische Chefdiplomat Laurent Fabius legten einen Kranz am Flughafen Barcelona nieder, von wo die Unglücksmaschine gestartet war. Der Copilot Andreas Lubitz hatte den Germanwings-Airbus laut bisherigen Ermittlungsergebnissen am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf bewusst gegen einen Berg in den französischen Alpen gesteuert, um sich das Leben zu nehmen. Dabei starben alle 150 Menschen an Bord, darunter 75 Deutsche.

Die Bundesregierung will einem Zeitungsbericht zufolge ihr Vorhaben beschleunigt umsetzen, auch für Angehörige von Unfallopfern einen Anspruch auf Entschädigung gesetzlich festzuschreiben. "Der schreckliche Flugzeugabsturz hat den Handlungsbedarf deutlich gemacht", sagte der SPD-Rechtsexperte Johannes Fechner der "Rheinischen Post". Derzeit haben dem Bericht zufolge Angehörige von Unfallopfern nur dann Anspruch auf Entschädigung, wenn sie nachweisen können, dass der Tod ihres Verwandten auch bei ihnen schwere gesundheitliche Schäden ausgelöst hat.

 
Flugsicherung will Jets in Notsituationen fernsteuern

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Wenn der Tower alles im Griff hat
Die Deutsche Flugsicherung denkt über eine Fernsteuerung von Flugzeugen nach

Der Chef der Deutschen Flugsicherung spricht sich nach der Germanwings-Katastrophe dafür aus, alle technischen Möglichkeiten zu prüfen. Dazu zählt auch eine Steuerung von Flugzeugen durch die Bodenkontrolle.

LangenDie Deutsche Flugsicherung spricht sich nach dem durch den Co-Piloten absichtlich herbeigeführten Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 vor, in solchen Fällen die Kontrolle über das Flugzeug durch Fluglotsen übernehmen zu lassen. „Man muss über die heutige Technik hinausdenken, auch über eine Steuerung vom Boden aus“, sagte Klaus-Dieter Scheurle, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Flugsicherung, am Mittwoch in Langen.

Die DFS habe sich vor einigen Jahren mit anderen Partnern an einem Forschungsprojekt der EU beteiligt. Das habe sich mit solchen Notfällen beschäftigt. Eine Idee dort sei ein Notauslösesystem gewesen. Wenn ein Flugzeug auf einem gefährlichen Kurs sei, könne es automatisch in ein sicheres Fluggebiet geführt werden. „Danach wird dann wird ein neuer Flugplan eingespeist, etwa durch ein System am Boden“, erklärte Scheurle. Diese Flight Reconfiguration System genannte Lösung werde in der Taskforce besprochen, die sich mit den Konsequenzen des Absturzes befasst.

„Wir reden hier nicht über etwas, was morgen eingeführt wird und was auch nicht das Ei des Columbus ist“, sagte Scheurle. Aber man müsse über solche Möglichkeit nachdenken. Trotz des Absturzes biete Fliegen eine hohe Sicherheit, betonte Scheurle. Das würden die Zahlen des vergangenen Jahres belegen. „Es gab im deutschen Luftraum keinerlei Gefährdungen. Es gab fünf Ereignisse, die aber zu managen waren.“

Nach wie vor kämpft die DFS mit einem schwachen Luftverkehrsmarkt in Deutschland. Relevant für die DFS ist die Zahl der Flugbewegungen, nicht die Zahl der beförderten Passagiere. Erstere legte 2014 nur um 0,9 Prozent zu.

„Das ist ein schwächeres Wachstum als in anderen Märkten“, sagte Scheurle und verwies auf Einbrüche in Zielmärkten wie etwa Polen. Zudem würden häufig statt zusätzlicher vor allem größere Flugzeuge von den Airlines eingesetzt.

Auf der Umsatzsatzseite gab es 2014 sogar einen leichten Rückgang von 1,111 auf 1,105 Milliarden Euro. Der DFS-Chef machte dafür auch die Streiks bei Lufthansa verantwortlich. Jeder Streiktag belaste die Flugsicherung mit Mindereinnahmen von 600.000 Euro.

 
Germanwings-Trauerfeier im Kölner Dom

"Herr, ich bitte Dich: Trockne unsere Tränen"


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Köln. Im Kölner Dom ist an die Opfer des Absturzes der Germanwings-Maschine erinnert worden. Der Kölner Kardinal Rainer Woelki hat sich beim Trauergottesdienst mit bewegenden Worten des Trostes an die Hinterblieben gewandt. Stellvertretend für die Angehörigen der Opfer trat eine junge Frau mit ihrer Fürbitte in den Altarraum.

Deutschland vereint in Schmerz: Bei einer bewegenden Trauerfeier im Kölner Dom haben Angehörige, Bevölkerung und die Staatsspitze der Opfer des Germanwings-Absturzes gedacht. Die Erschütterung war auch dreieinhalb Wochen nach der Katastrophe noch greifbar. Insgesamt 1.400 Gäste waren zu der zweistündigen Zeremonie in die Kathedrale gekommen, darunter 500 Angehörige der Toten.

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Zur Trauerfeier sind unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Regierungsvertreter aus Frankreich und Spanien gekommen. Weitere prominente Gäste sind Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier sowie Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Auf Großbildleinwänden vor dem Dom verfolgten rund 2000 Menschen die Lieder und Gebete, die im In- und Ausland auch live im Fernsehen übertragen wurden. In den Ansprachen kam noch einmal die ganze Fassungslosigkeit über das Geschehen zum Ausdruck. In NRW und an allen öffentlichen Gebäuden des Bundes wehten die Fahnen am Freitag auf Halbmast, Tausende Menschen trugen sich in Kondolenzbücher im Internet ein. Für jeden Toten stand eine weiße Kerze im Dom. "Es sind 150 Opfer", hatte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zuvor betont. Das Urteil über den Copiloten müsse man Gott überlassen.

Eine junge Frau trat für die Angehörigen in den Altarraum. Sie bat in einer Fürbitte um Zuversicht. "Herr, ich bitte Dich: Trockne unsere Tränen, stärke die schönen Erinnerungen und schenke uns allen neuen Lebensmut", sagte sie - um Fassung bemüht. Auf jedem Platz im Dom lag ein kleiner Holzengel, der den Angehörigen und Helfern symbolisch Halt und Zuversicht geben sollte. Auch Germanwings-Chef Thomas Winkelmann erhielt stellvertretend für alle Mitarbeiter von Fluggesellschaften einen Engel. Diese sollten trotz aller Trauer Kraft und Stärke spenden.

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"Die Liebe - sie bleibt"

Woelki wandte sich während des Gottesdienstes mit bewegenden Worten des Trostes an die Hinterblieben. "Liebe ist stärker als der Tod, glauben wir Christen. Die Liebe - sie bleibt", sagte Woelki in seiner Predigt. Als Mensch, Christ und Erzbischof von Köln habe er keine Antwort auf "das schreckliche Unglück". Liebe mache das Leid so schmerzlich. Aber gebe sie nicht auch die Kraft, das Leid zu ertragen, fragte der Erzbischof. Jeder werde sich an die kostbaren Momente mit den Lieben erinnern. Die seien unzerstörbar. Die Christen glaubten an das ewige Leben. "Wir glauben, dass diese 150 Menschen nicht verschwunden und ins Nichts gegangen sind, als sie aus der Welt geschieden sind", sagte Woelki.

Die Trauernden seien nicht allein "in dieser Stunde der Einsamkeit". Dass so viele Menschen den Betroffenen in diesem Moment Mitleid und Beileid zeigen wollten, solle den Betroffenen Trost sein. Das Band des Miteinanders durch die Solidarität so vieler Menschen über die Grenzen hinweg sei ein Band, das ins Leben zurückführe. Wo Menschen durch Trauer zu versteinern drohten, helfe Menschlichkeit. "Menschlichkeit und Annahme sind das, was wir Menschen einander schenken können: Durch Zärtlichkeit und durch Zuwendung, durch Zuhören, durch Zutrauen und durch Annahme", sagte Woelki. Auszüge aus Woelkis Predigt gibt es hier zum Nachlesen.

Die Solistin der Düsseldorfer Deutschen Oper am Rhein, Luiza Fatyol, zeigte ein besonders bewegendes Zeichen der Trauer. Nach der Predigt sang sie das Musikstück "Pie Jesu" von Gabriel Faure. Die Sängerin hatte zwei Kollegen bei dem Absturz verloren.

Angehörige und Notfallseelsorger lasen teils unter Tränen die Fürbitten vor. Im Anschluss an den Gottesdienst fand der staatliche Trauerfestakt mit Politiker-Reden unter anderem von Hannelore Kraft und Joachim Gauck statt. Dabei musizierte auch ein Ensemble des Halterner Gymnasiums. Das Trio - zwei Streicherinnen und ein Pianist - spielte ein Thema aus "Schindlers Liste" von John Williams.

NRW-Ministerpräsident Kraft hob die Anteilnahme in Kondolenzbüchern, Schweigeminuten und Gottesdiensten hervor. "Ich wünsche mir so sehr, dass Sie die große Anteilnahme spüren, dass sie Ihnen Kraft gibt in dieser schweren Zeit", sagte sie sichtlich bewegt zu den Hinterbliebenen.

Der Bundespräsident dankte insbesondere für die französische Hilfe. Die Behörden und die Menschen am Unglücksort hätten "alles getan, was ihnen möglich war, um die Angehörigen zu empfangen, um die Toten zu bergen und um den Hergang der Katastrophe zu erforschen".

Beim Absturz der Germanwings-Maschine waren vor dreieinhalb Wochen alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Der Copilot soll das Flugzeug nach bisherigen Ermittlungen absichtlich zum Absturz gebracht haben.

 
Bewegende Trauerfeier für Opfer – Ärger um falsche Pilotin

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Bewegende Trauerfeier für Opfer – Ärger um falsche Pilotin


Köln. Deutschland vereint in Schmerz: Bei einer bewegenden Trauerfeier im Kölner Dom haben Angehörige, Bevölkerung und die Spitze des Staates der Opfer des Germanwings-Absturzes gedacht. Die Erschütterung war auch dreieinhalb Wochen nach der Katastrophe noch greifbar. "Es ist etwas zerstört worden, das in dieser Welt nicht mehr geheilt werden kann", sagte Bundespräsident Joachim Gauck im Kölner Dom. Bei der zentralen Trauerfeier mit insgesamt 1400 Gästen versuchten Vertreter von Kirchen und Politik, den rund 500 Angehörigen Trost zu spenden.
Frau wollte als angebliche Lufthansa-Pilotin zur Trauerfeier

Für Ärger sorgte an dem Tag eine Frau aus Oberhausen. Sie hatte sich als angebliche Lufthansa-Pilotin Zugang zu der Trauerfeier im Kölner Dom verschaffen wollen. Sie wurde vorübergehend festgenommen. Die 55-Jährige sei mit gefälschtem Ausweis und offensichtlicher Uniform-Kopie aufgefallen, bestätigte ein Polizeisprecher einen Bericht der "Kölnischen Rundschau". Die Frau aus Oberhausen habe eine Anzeige wegen Urkundenfälschung erhalten.
Junge Angehörige bittet: Schenk uns Lebensmut

Bei der Trauerfeier sagte Kardinal Rainer Maria Woelki, bloße Worte seien zu schwach, um zu trösten. Dass so viele Menschen in diesem Moment Mitleid und Beileid zeigten, "das soll Ihnen Trost sein". Die Hinterbliebenen seien nicht allein "in diesen Stunden der Einsamkeit", versicherte der Kölner Erzbischof. "Unbegreifliches ist geschehen. Und Unbegreifliches wurde getan", sagte Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, die den Tauergottesdienst zusammen mit Woelki leitete.

Eine junge Frau trat für die Angehörigen in den Altarraum. Sie bat in einer Fürbitte um Zuversicht. "Herr, ich bitte Dich: Trockne unsere Tränen, stärke die schönen Erinnerungen und schenke uns allen neuen Lebensmut", sagte sie - um Fassung bemüht. Auf jedem Platz im Dom lag ein kleiner Holzengel, der den Angehörigen und Helfern symbolisch Halt und Zuversicht geben sollte. Auch Germanwings-Chef Thomas Winkelmann erhielt stellvertretend für alle Mitarbeiter von Fluggesellschaften einen Engel. Diese sollten trotz aller Trauer Kraft und Stärke spenden.

Beim Absturz des Airbus auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf waren am 24. März alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Der Copilot hatte nach bisherigen Ermittlungen den Kapitän aus dem Cockpit ausgeschlossen und das Flugzeug absichtlich in den französischen Alpen zum Absturz gebracht.

"Dieser eine hat die vielen anderen mit in den Tod gerissen, den er für sich selber gesucht hatte. Uns fehlen Worte für diese Tat", sagte Gauck. "Vielleicht ist es das, was uns so sehr erschreckt hat: die Sinnlosigkeit des Geschehens. Wir sind konfrontiert mit einer verstörenden Vernichtungstat."

Für jeden der 150 Toten brannte eine weiße Kerze im Kölner Dom. "Es sind 150 Opfer", hatte Kardinal Woelki vor dem Gottesdienst betont. Das Urteil über den Copiloten müsse man Gott überlassen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie Regierungsvertreter aus Spanien und Frankreich nahmen an Gottesdienst und anschließendem staatlichen Trauerakt teil.

Kraft sagte, in den vergangenen Wochen der Trauer habe sie auch viele Momente tiefer menschlicher Verbundenheit erlebt. "Ich spürte auch Halt und Trost, den wir einander gerade in den dunkelsten Stunden geben können."
Ensemble aus Haltern musiziert bei Trauerakt

Beim staatlichen Trauerakt im Kölner Dom hat auch ein Ensemble des Halterner Gymnasiums musiziert. Das Trio - zwei Streicherinnen und ein Pianist - spielte ein Thema aus "Schindlers Liste" von John Williams. Unter den Toten des Germanwings-Absturzes sind 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des Halterner Joseph-König-Gymnasiums.

Für ganz Deutschland war am Freitag Trauerbeflaggung angeordnet. Besonders die Stimmung in Köln war gedrückt. Auf vielen Werbetafeln in der Innenstadt waren statt bunter Bilder schwarze Trauerschleifen zu sehen - mit der Flugnummer 4U9525 der zerschellten Maschine. Vor dem abgesperrten Dom lagen Kränze und Blumen. Dort verfolgten auch einige hundert Menschen die Trauerfeiern auf einer Großleinwand. Am Dom wehte eine Flagge mit Kreuz und Trauerflor.
Lufthansa: Ganzseitige Traueranzeige für Todesopfer

Der Germanwings-Mutterkonzern Lufthansa gedachte der Opfer mit einer ganzseitigen Traueranzeige in mehreren Zeitungen: "Wir trauern um unsere Passagiere und Kollegen. (...) Wir werden sie nie vergessen."

Unter den Opfern waren 72 Deutsche. Allein 65 von ihnen kamen aus Nordrhein-Westfalen, darunter 16 Schüler und 2 Lehrerinnen eines Gymnasiums in Haltern. Die Identifizierung der Opfer dauert noch an und soll bis Ende Mai abgeschlossen sein.
 
Opferanwalt macht die Fluggesellschaft verantwortlich

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Berlin. Der Copilot ließ die Germanwings-Maschine im März nach bisherigen Erkenntnissen gezielt abstürzen. Für den Opferanwalt Christof Wellens ist die Schuldfrage daher schon eindeutig geklärt. Da die Airline für ihr Personal verantwortlich sei, müsse Germanwings für die Schäden aufkommen.

Die Schuldfrage im Fall des Germanwings-Absturzes ist zumindest nach Ansicht von Opferanwalt Christof Wellens "eindeutig geklärt". "Wir haben es mit einer schrecklichen, ja monströsen Tat zu tun, für die Lufthansa/Germanwings verantwortlich ist", sagte Wellens dem Fernsehsender Phoenix.

Bei einem vorsätzlichen Absturz, herbeigeführt durch den Copiloten, sei die Sachlage klar: "Lufthansa ist für von ihr eingesetztes Personal in voller Weise verantwortlich", sagte Wellens, der nach eigenen Angaben 15 Opfer-Familien mit über 60 Angehörigen zivilrechtlich vertritt. "Die Schuldfrage ist mittlerweile eindeutig geklärt, denke ich."

Er habe bislang kein Wort vernommen, dass man dies aufseiten von Lufthansa anders sehe, im Gegenteil: Die Airline habe sich zu ihrer Verantwortung bekannt. Man werde nun sehen müssen, ob sie Wort halte. "Der Lackmustest kommt noch." Etwaige Versäumnisse, etwa beim Umgang mit der Erkrankung des Copiloten, spielten allenfalls noch am Rande eine Rolle.

"Die Opferfamilien brauchen sehr viel Geld, um ihr weiteres Leben zu gestalten ohne den Menschen, der verloren gegangen ist", betonte Wellens. "Für die Angehörigen ist eine angemessene, ja hohe Entschädigung sehr wichtig. Sie ist eine Stütze für die Familie im Alltag." Im Fall einer Familie, die er vertrete, hätten fünf Kinder die Eltern verloren.

Wellens hatte bereits nach dem Absturz der Concorde im Jahr 2000 deutsche Hinterbliebene vertreten. Er ist Vorsitzender des Mönchengladbacher Vereins Crash - Gesellschaft für Opferrechte, der sich um Angehörige von Absturzopfern kümmert.

 
Angehörige prüfen US-Klage

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Noch immer warten offenbar 33 Familien von Opfern des Germanwings-Absturzes auf Soforthilfe. Für sie ergäben sich zum Teil "existenzbedrohende Situationen", so ein Rechtsanwalt. Hinterbliebene wenden sich nun auch an Anwälte in den USA.

Deutsche Hinterbliebene der Germanwings-Katastrophe prüfen, ob sie vor einem Gericht in den USA auf Schadensersatz klagen können. "Wir haben Gespräche mit den Anwälten amerikanischer Hinterbliebenen geführt", sagte Professor Elmar Giemulla, der unter anderem die Angehörigen der 16 getöteten Schüler aus Haltern vertritt, der "Bild am Sonntag". Dazu seien Gespräche mit den Anwälten amerikanischer Hinterbliebener geführt worden.

"Die amerikanischen Kollegen werden für uns einen Antrag stellen", sagte Giemulla. "Dann entscheidet ein US-Richter, ob auch die deutschen Hinterbliebenen ihre Forderungen in den Vereinigten Staaten geltend machen dürfen."

Hintergrund ist dem Bericht zufolge, dass im Gegensatz zu den USA das deutsche Recht in der Regel keinen emotionalen Schadensersatz für Hinterbliebene von Flugzeug-Abstürzen vorsieht. In den USA würden durchschnittlich Schadensersatzzahlungen von rund 4,5 Milliarden Euro gewährt.

Dem Blatt zufolge soll es in der nächsten Wochen erste Gespräche über eine außergerichtliche Einigung geben. "In der Vergangenheit haben Airlines deutschen Angehörigen so zwischen 100.000 und 1,5 Millionen Euro zugesprochen", so Giemulla.

Der "Bild am Sonntag" zufolge haben bislang 111 Familien eine Soforthilfe in Höhe von 50.000 Euro bekommen. Sobald der Anspruch nachvollziehbar sei, zahle man, sagte ein Sprecher der Lufthansa. 33 Familien haben aber offenbar noch keine Unterstützung erhalten. "Für sie ergeben sich zum Teil existenzbedrohende Situationen", sagte Rechtsanwalt Christof Wellens dem Blatt.

Bei dem Airbus-Absturz auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf waren am 24. März alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Der Copilot der Germanwings-Maschine soll den Flugkapitän aus dem Cockpit ausgesperrt und das Flugzeug dann absichtlich zum Absturz gebracht haben.

 
Lufthansa/Germanwings soll zahlen: Opferanwalt hält Schuldfrage für geklärt

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Der Copilot ließ die Germanwings-Maschine im März nach bisherigen Erkenntnissen gezielt abstürzen. Für ihr Personal sei die Airline verantwortlich, sagt ein Opferanwalt. Lufthansa/Germanwings müsse darum für die Schäden aufkommen.

Die Schuldfrage im Fall des Germanwings-Absturzes ist zumindest nach Ansicht von Opferanwalt Christof Wellens "eindeutig geklärt". "Wir haben es mit einer schrecklichen, ja monströsen Tat zu tun, für die Lufthansa/Germanwings verantwortlich ist", sagte Wellens dem Fernsehsender Phoenix.

Bei einem vorsätzlichen Absturz, herbeigeführt durch den Copiloten, sei die Sachlage klar: "Lufthansa ist für von ihr eingesetztes Personal in voller Weise verantwortlich", sagte Wellens, der nach eigenen Angaben 15 Opfer-Familien mit über 60 Angehörigen zivilrechtlich vertritt. "Die Schuldfrage ist mittlerweile eindeutig geklärt, denke ich."

Er habe bislang kein Wort vernommen, dass man dies aufseiten von Lufthansa anders sehe, im Gegenteil: Die Airline habe sich zu ihrer Verantwortung bekannt. Man werde nun sehen müssen, ob sie Wort halte. "Der Lackmustest kommt noch." Etwaige Versäumnisse, etwa beim Umgang mit der Erkrankung des Copiloten, spielten allenfalls noch am Rande eine Rolle.

Entschädigung ist immens wichtig

"Die Opferfamilien brauchen sehr viel Geld, um ihr weiteres Leben zu gestalten ohne den Menschen, der verloren gegangen ist", betonte Wellens. "Für die Angehörigen ist eine angemessene, ja hohe Entschädigung sehr wichtig. Sie ist eine Stütze für die Familie im Alltag." Im Fall einer Familie, die er vertrete, hätten fünf Kinder die Eltern verloren.

Wellens hatte bereits nach dem Absturz der Concorde im Jahr 2000 deutsche Hinterbliebene vertreten. Er ist Vorsitzender des Mönchengladbacher Vereins "Crash - Gesellschaft für Opferrechte", der sich um Angehörige von Absturzopfern kümmert.

 
Gedenktag für die Absturzopfer: Warum es hilft, gemeinsam zu trauern

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Die Staatsspitze trauert in einer der größten Kirchen des Landes mit denjenigen, die beim Germanwings-Absturz Angehörige verloren haben. Im ganzen Land wehen Fahnen auf Halbmast. Es ist ein Tag der großen Gesten, und das ist richtig.

Ob die Kölner Trauerfeier nötig und hilfreich war, können am Ende nur die Menschen beurteilen, deren Schwestern und Väter, Tanten und Kinder an Bord des Germanwings-Fluges starben. Doch es ist sicher nicht vermessen zu sagen, dass kein noch so schöner Blumenschmuck im Kölner Dom und auch nicht die Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel in dieser Situation wirklich Trost spenden können.

Der Schmerz lässt nie wirklich nach, sagte dieser Tage ein Vater, der seinen Sohn bei einem Flugzeugunglück in den 1980er Jahren verloren hat. Umso wichtiger ist für diejenigen, die sich in ihrer Trauer in einem großen Kreis aufgehoben fühlen wollen, dass in ganz Deutschland die Fahnen auf Halbmast wehen und dass eine der größten Kirchen des Landes eine Trauerfeier für ihre Lieben ausrichtet.

Denn auch wer mit den religiösen Ritualen nichts anfangen kann, braucht vielleicht eine Zeremonie, in der er oder sie dem Schmerz und der Verzweiflung Raum geben kann. Das kann ein Gebet sein oder ein Lied, aber auch ein Gefühl von Aufgehobenheit, dass man eben nur empfindet, wenn es in ganz großem Rahmen stattfindet. Nicht umsonst war es in früheren Zeiten ein Maßstab, ob das ganze Dorf zu einer Beerdigung erscheint. Das Bedürfnis, sich in schweren Zeiten als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen, ist ein zutiefst menschliches.

Schmerz ist gemeinsam besser auszuhalten

Deshalb sind die Worte von Bundespräsident Joachim Gauck und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Präses Annette Kurschus und Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki auch nicht nur für die Hinterbliebenen von Bedeutung, sondern eben für viele Menschen, die der Absturz der Germanwings-Maschine erschreckt und berührt hat. Mit einem Gefühl der Gemeinschaft lässt sich der Ratlosigkeit besser Herr werden, die besonders dieses Unglück in vielen hinterlassen hat.

"Unser Herz ist bei ihnen", so formulierte es Ministerpräsidentin Kraft, die an viele kleine Gesten erinnerte, an Gedenkminuten, angezündete Kerzen und Einträge in Kondolenzbücher. "Momente tiefer menschlicher Verbundenheit" nannte sie sie. "Das Unbegreifliche muss ausgehalten werden", sagte Kurschus in ihrer Predigt. Darum ist es richtig, dass sich die deutsche Staatsspitze in Köln versammelt hat und Minister aus Spanien und Frankreich und ein Land innehält. "Worte sind zu schwach zu trösten", sagte Kardinal Woelki. Aber nicht allein zu sein in der Verzweiflung, das könne trösten. Weil zusammen etwas besser auszuhalten ist, was kaum zu verstehen, aber vor allem nicht mehr zu ändern ist.

Manche Gesten an diesem Tag sind ritualisiert und symbolisch, wie die Übergabe kleiner Holzengel aus einer russischen Behindertenwerkstatt. Aber auch das mögen Dinge sein, die zeigen, was Gutes in uns steckt, wie es Bundespräsident Gauck formulierte. Trauer und Schmerz brauchten nun ihre Zeit, bis das Leben weitergehen könne."Stärke unsere schönen Erinnerungen und schenke uns neuen Lebensmut", hieß es in der Fürbitte einer jungen Frau, die ihre Schwester verloren hat. Mit dem Geist eines solchen Tages mag das ein wenig möglicher erscheinen.

 
Bergung der Germanwings-Wrackteile abgeschlossen

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Nach der Bergung der Wrackteile am Unglücksort der Germanwings-Maschine soll nun das Erdreich von Schadstoffen wie Kerosin und Öl gereinigt werden.
Ob das Gelände des Absturzes als Ort der Erinnerung zugänglich gemacht wird, ist noch offen.

Bergung der Wrackteile abgeschlossen

Die Übertragungswagen sind abgezogen. Vorbei die ständigen Live-Schalten aus dem kleinen französischen Gebirgsort Seyne-les-Alpes, dem der Absturz des Germanwings-Flugzeugs in der Nähe zu trauriger Berühmtheit verholfen hat. Auch Angehörige der Opfer kämen nur noch selten, sagt Hauptmann Benoît Zeisser von der Gendarmerie. "Die Lage hat sich beruhigt."

Knapp vier Wochen nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeugs in den französischen Alpen haben Helfer nach Behördenangaben alle Wrackteile geborgen. Die Bergungsarbeiten seien abgeschlossen, sagt Zeisser. Als nächstes steht die Reinigung des zerklüfteten Absturzortes von möglichen Schadstoffen wie Kerosin an.

Die Aufräumarbeiten hatten unter "schwierigsten Bedingungen in sehr schwierigem Gelände" stattgefunden, teilte die Lufthansa mit. Einige Wrackteile ließen noch die Form des Airbus erkennen - aber viele sind deutlich kleiner gewesen, von der Wucht des Aufpralls zersplittert. Dennoch kamen Helfer gut voran, auch dank des Wetters. In etwa zwei Wochen bargen die Spezialisten so die Überreste der 42 Tonnen schweren Maschine. "Wir treten jetzt in eine Phase der Entgiftung", sagt Gendarmerie-Hauptmann Zeisser. Ein Sicherheitsdienst schirmt nun im Auftrag der Germanwings-Mutter Lufthansa den Unglücksort ab.

Somit kehrt nach Wochen des Ausnahmezustands langsam wieder etwas Ruhe ein im Leben der etwa 1400 Einwohner von Seyne und ihrer Nachbarn aus den umliegenden Dörfer. "In den letzten Tagen ist das Leben unserer Gemeinde von der Tragödie des A320 geprägt", heißt es auf der Webseite der Gemeinde in vier Sprachen. Viele Bewohner hatten ihre Häuser für Angehörige der Opfer geöffnet.

Zukunft des Absturzortes noch unklar

Die Säuberung des Geländes unter Aufsicht der französischen Behörden dürfte etwas länger in Anspruch nehmen. Zunächst müssen Analysen klären, welche Schadstoffe wo in den Boden gelangt sind. Etwa vier Tonnen Kerosin und 95 Liter Öl und Schmierstoffe hatte das Flugzeug an Bord, wie der Lufthansa-Verantwortliche Carsten Hernig der französischen Zeitung "Le Figaro" sagte. "Unser Ziel ist es, alle Arbeiten vor dem Winter abzuschließen, denn danach wird der Schnee jeden Einsatz unmöglich machen."

Sperren und Dämme sollen Wasser zurückhalten, das möglicherweise verschmutzt wurde. Die Wrackteile, die in großen Säcken per Helikopter ins Tal transportiert wurden, lagern nun in einer Halle in Seyne-les-Alpes. Dort bleiben sie, bis die Staatsanwaltschaft von Marseille sie freigibt - es handelt sich um potenzielle Beweisstücke.

Zu den Kosten der Bergung hält die Lufthansa sich bedeckt. Die Frage, was mit dem Absturzort nach dem Ende der Arbeiten passiert, ist noch offen. "Es bleibt eine Entscheidung der französischen Behörden, ob das Gebiet als Ort der Erinnerung zugänglich gemacht werden soll", sagte ein Sprecher der deutschen Fluglinie. Bislang erinnert beim Dorf Le Vernet eine Stele an die Toten von Flug 4U9525.

 
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