Germanwings Flug 4U9525 absturzt: 100 Tage nach Germanwingsabsturz: Angehörige erzählt von Trauer und Entsetzen

So funktioniert ein Flugschreiber

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Ein Flugdatenrekorder des Herstellers Honeywell


Am Unglücksort des abgestürzten Germanwings-Airbus' wird intensiv nach dem Flugdatenschreiber gesucht. Von ihm erhoffen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse zum Unfallhergang.
Die Suche ist sehr schwierig, weil die Absturzstelle schwer zugänglich ist und die sogenannte "Black Box" an Land keine Signale sendet.
Der Flugschreiber zeichnet mehrere Hundert Datenpunkte pro Sekunde auf und ist so konstruiert, dass er selbst schwerste Erschütterungen übersteht.

Knapp eine Woche nach dem Flugzeugunglück in Südfrankreich beschäftigen sich die Ermittler weiterhin intensiv mit der Ursachenforschung. Zwar gab der schnell gefundene Stimmenrekorder erste klare Hinweise darauf, was im Cockpit des Airbus A320 passiert ist, doch die Daten des eigentlichen Flugschreibers könnten diese noch konkretisieren.

Deshalb suchen die Einsatzkräfte vor Ort weiterhin intensiv nach dem "Flight Data Recorder", der sogenannten "Black Box". An Bord der verunglückten Germanwings-Maschine waren die beiden Geräte getrennt untergebracht. In einigen Flugzeugen werden inzwischen auch Kombigeräte aus Stimmenrekorder und Flugschreiber eingesetzt.

Ein moderner Flugschreiber ist etwa so groß wie ein Schuhkarton und mit einer externen Festplatte vergleichbar. Er befindet sich in der Mitte oder im Heck des Flugzeuges, weil diese Teile bei einem Absturz statistisch gesehen am wenigsten zerstört werden.

Er muss extremen Belastungen standhalten

Das fest installierte Speichermedium verbirgt sich in einem extrem robusten Gehäuse. Da bei einem Flugzeugunglück viele Unfallszenarien denkbar sind, muss die Black Box vor der Zulassung viele verschiedene Tests überstehen. Dazu gehören ein Aufprall mit 750 km/h auf eine Betonwand, ein Wasserdruck, wie er in mehr als 6000 Metern Meerestiefe herrscht, 1100 Grad Celsius Hitze oder eine statische Last von 2,5 Tonnen, die länger als fünf Minuten auf ihm lastet. Damit er all dem standhält, ist der Speicher gepolstert, hitzeisoliert und von Edelstahl umhüllt. Bei modernen Flugzeugen schaltet sich das Gerät automatisch ein, bei älteren müssen dies die Piloten tun.

Anders, als die englische Bezeichnung "Black Box" vermuten lässt, ist der Flugschreiber keineswegs schwarz. Um an Land leichter auffindbar zu sein, sind ein leuchtendes Orange als Farbe sowie auffällige Beschriftungen vorgeschrieben. Ein periodisches Ultraschallsignal sendet der Flugschreiber nur dann, wenn ein Flugzeug ins Meer stürzt und er mit Wasser in Kontakt kommt. Er ist in zwei Kilometern Umkreis für mindestens 30 Tage registrierbar. Neuere Flugschreiber senden ihr Signal bis zu 90 Tage lang.

Viele Messwerte werden aufgezeichnet

Anders als beim Stimmenrekorder, dessen Aufnahmen die Piloten theoretisch stoppen oder löschen können, haben sie beim Flugschreiber keinerlei Einfluss auf die aufgezeichneten Daten. Im Laufe der Jahre stieg die gespeicherte Datenmenge immer weiter an. Sekündlich werden mehrere Hundert, manchmal gar mehr als 1000 Parameter pro Sekunde aufgezeichnet. Und das bis zu 25 Stunden lang, um auch nach einem Langstreckenflug noch alle Daten auswerten zu können. Dazu gehören die Zeit, die Geschwindigkeit des Flugzeugs, die Richtung, der Treibstofffluss oder Außendruck und Flughöhe. Auch die Position des Steuerknüppels, der Ruderpedale, des Fahrwerks und der Landeklappen sowie die vertikale Beschleunigung der Maschine gehören zu den erfassten Daten. Darüber hinaus legen die Fluggesellschaften individuell weitere Messwerte fest, die sie für eigene Zwecke auswerten.

Aus technischer Sicht wäre es den beiden führenden Herstellern Honeywell und L-3 Aviation Systems zufolge einfach, noch komplexere Systeme einzuführen. Auch solche, die über Funk, Mobilfunk oder Satellit ständigen Kontakt zum Boden halten. Das scheitert bislang allerdings an den Kosten sowie an der Ablehnung der Piloten, die sich nicht kontinuierlich bei ihrer Arbeit überwachen lassen wollen. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass Bestrebungen, die Cockpits zusätzlich mit Kameras auszurüsten, bislang nicht umgesetzt wurden.

 
Politiker fordert Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht

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Die Germanwings-Katastrophe hat eine neue Debatte über die ärztliche Schweigepflicht angestoßen. Angesichts des Unglücks in den französischen Alpen hat der CDU-Verkehrsexperte Dirk Fischer eine Lockerung dieser Regelung für sensible Berufe angeregt. Piloten müssten "zu Ärzten gehen, die vom Arbeitgeber vorgegeben werden", zitierte die "Rheinische Post" den Politiker. Derweil läuft die Suche nach dem zweiten Flugschreiber weiterhin auf Hochtouren.

Fischer forderte, diese Ärzte müssten "gegenüber dem Arbeitgeber und dem Luftfahrtbundesamt von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden sein", um zukünftig ähnliche Szenarien wie die des abgestürzten Airbus vermeiden zu können.
SoKo "Alpen" arbeitet mit Hochdruck.

Der Düsseldorfer Abgeordnete Thomas Jarzombek (ebenfalls CDU) schlug die Einrichtung einer Expertenkommission vor. Diese solle klären, wie mit ärztlichen Diagnosen bei Menschen in besonders verantwortungsvollen Berufen wie Piloten umgegangen werden müsse. In den Tagen nach dem Flugzeugabsturz vom vergangenen Dienstag mit 150 Toten war die Situation des Co-Piloten in den Fokus gerückt. Ihm wird vorgeworfen, die Maschine absichtlich in den Sinkflug gesteuert und so zum Absturz gebracht zu haben.

Laut der "Rheinischen Post" bildete die Düsseldorfer Polizei zudem eine Sonderkommission mit dem Namen "Alpen", die aus mehr als hundert Beamten besteht. Diese soll die Lebensumstände des Co-Piloten ermitteln sowie in ganz Deutschland Indizien sammeln, um die mehr als 70 deutschen Opfer des Unglücks zu identifizieren. Polizeisprecher Andreas Czogalla sagte der Zeitung, es handle sich um einen der größten Ermittlungseinsätze seit Jahrzehnten. "Die Kollegen sind extrem gefordert."

Medizinischer Zusatzvermerk in Piloten-Akte

Zudem soll es einen medizinischen Zusatzvermerk in den Lizenz-Akten des Germanwings-Co-Piloten beim Luftfahrtbundesamt (LBA) gegeben haben, von dem die Lufthansa allerdings keine Kenntnis hatte. Das berichtet die "Welt" unter Berufung auf Unternehmenskreise. Das LBA hatte in der vergangenen Woche Medienberichten zufolge bestätigt, dass bei ihm eine Pilotenlizenz und ein Tauglichkeitszeugnis des Unglücks-Piloten Andreas L. vorlägen. Darin gebe es den Hinweis "SIC", der auf eine regelmäßige medizinische Untersuchung hinweise.

Genaues zu den zugrundeliegenden Diagnosen gehe aus Gründen des Datenschutzes aus den LBA-Unterlagen allerdings nicht hervor. Das bleibe allein in der Verantwortung der Ärzte. Dem Bericht zufolge müsste der entsprechende Hinweis auf die medizinischen Untersuchungen auch in dem "Medical" genannten medizinischen Tauglichkeitszeugnis vermerkt sein, das die Fluggesellschaft "auf jeden Fall erhalten soll". Aktuell jedoch wollten sich weder LBA noch Lufthansa wegen der laufenden Ermittlungen dazu äußern.

Zweiter Flugschreiber soll neue Erkenntnisse liefern

Den Daten des Stimmrekorders der verunglückten Maschine zufolge war der Co-Pilot zum Zeitpunkt des Absturzes allein im Cockpit. Bestätigt ist, dass er für den Tag des Flugs eigentlich krank geschrieben war, die Erkrankung aber seinem Arbeitgeber verheimlicht hatte. Die Fahnder suchten zudem nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden. Allerdings fanden sie bislang weder einen Abschiedsbrief noch ein Bekennerschreiben. Für Berichte, wonach der Co-Pilot an starken psychischen Problemen und auch Sehstörungen gelitten haben soll, war bislang keine Bestätigung der Behörden zu erhalten.

Weitere Aufklärung erhoffen sich die Ermittler vom zweiten Flugschreiber, der von den Bergungskräften weiterhin im ausgedehnten Trümmerfeld gesucht wird. "Er wurde immer noch nicht gefunden", sagte Staatsanwalt Brice Robin.

Bau einer Behelfsstraße angelaufen

Die darauf gespeicherten Flugdaten sollen Aufschluss darüber geben, was an Bord des Germanwings-Airbus geschah. Lufthansa-Manager Kay Kratky verwies am Sonntagabend auf eine mögliche Beschädigung des Geräts. Das Flugzeug sei mit Tempo 800 und damit mit unvorstellbarer Wucht an dem Bergmassiv nordöstlich von Marseille zerschellt, sagte Kratky in der ARD-Talkshow "Günther Jauch". "Es könnte sein, dass die Belastung hier zu groß war und er keine Signale sendet."

Derweil wird die Suche nach Opfern fortgesetzt. Gleichzeitig wird ein Weg ins Absturzgebiet in der Nähe des Örtchens Seyne-les-Alpes geschaffen. Der Zugang könnte Montagabend fertig sein und soll vor allem ermöglichen, schwereres Bergungsgerät in die Region zu bringen. Bisher werden Ermittler und Bergungskräfte tagsüber mit Hubschraubern in das unwegsame Gebiet gebracht. Die Bergung der Toten hat absoluten Vorrang, sagte Staatsanwalt Brice Robin.

 
Germanwings-Absturz: De Maizière prüft Ausweispflicht auf Schengen-Flügen

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Lufthansa-Maschinen am Flughafen in Frankfurt am Main: Flüge im Schengen-Raum bald wieder nur mit Ausweis?

Ein Ticket reicht, um an Bord eines Flugzeugs im Schengen-Raum zu gelangen - bisher. Denn Innenminister de Maizière spricht von einem "riesigen Sicherheitsproblem". Nach dem Germanwings-Unglück wussten die Behörden nicht, wer in der Maschine saß.

Wer war an Bord der Germanwings-Maschine, die im Süden Frankreichs abstürzte? Eine Frage, die die Sicherheitsbehörden länger beschäftigte - und aus der Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nun Konsequenzen zieht. Er lässt eine Ausweispflicht auf allen Flügen im Schengen-Raum prüfen.

"Nach dem Anschlag haben wir bei allen Passagieren und der Crew überprüft, ob sie uns als Gefährder bekannt sind - weil wir wissen wollten, ob es sich um einen Terroranschlag handelt", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Wir mussten aber feststellen, dass zunächst gar nicht klar war, wer überhaupt in dem Flugzeug saß."

Nach dem Wegfall der Grenzkontrollen nach dem Schengener Abkommen wird die Identität der Fluggäste nicht mehr systematisch kontrolliert. "Wenn ein Passagier sein Ticket an jemand anderen abtritt, wird nur der Name des ersten Passagiers erfasst", sagte der Minister. "Das ist ein riesiges Sicherheitsproblem, und wir müssen ernsthaft überlegen, ob das in Zukunft wirklich noch so bleiben kann." Zur Schengenzone gehören alle EU-Staaten - mit Ausnahme von Großbritannien, Irland und Zypern. Zudem sind Island, Norwegen, Schweiz und Liechtenstein Schengener Staaten.

Zudem forderte de Maizière einen besseren Austausch von Fluggastdaten mit Nicht-EU-Staaten, um potenzielle Gefährder aufzuspüren und Terroranschläge verhindern zu können.

Wie die "Bild"-Zeitung weiter berichtet, prüfen deutsche und französische Experten in einer Arbeitsgruppe, ob der Türschutz-Mechanismus im Flugzeug-Cockpit wieder abgeschafft werden soll. Der Mechanismus kann für die Totalverriegelung der Cockpit-Tür sorgen. Das Blatt beruft sich auf Angaben aus Sicherheitskreisen. Der Mechanismus wurde wegen der Anschläge vom 11. September 2001 eingeführt. Damals stürmten Terroristen in die Cockpits und übernahmen die Kontrolle über die Flugzeuge.

Beim Absturz des Airbus A320 in den französischen Alpen kamen in der vergangenen Woche 150 Menschen ums Leben. Den Ermittlungen zufolge sperrte der Co-Pilot den Flugkapitän aus dem Cockpit aus und führte die Katastrophe bewusst herbei. Das Motiv ist unklar. Der 27 Jahre alte Mann soll an Depressionen gelitten haben.
 
Zweite Blackbox des Airbus A320 gefunden

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Die erste Blackbox, der Stimmenrekorder, der Germanwings-Maschine. Jetzt ist auch der zweite, der Flugdatenschreiben, gefunden worden.

Auch eine Woche nach dem Absturz von Germanwings-Flug 4U9525 gibt es noch keine konkreten Hinweise auf das Motiv von Andreas Lubitz. Fest steht: Der Copilot befand sich wegen Depressionen in ärztlicher Behandlung und informierte bereits 2009 seinen Arbeitgeber über seine Erkrankung. Nun werden immer neue Details über den Gesundheitszustand von Lubitz bekannt.

Indes gehen an der Absturzstelle in den französischen Alpen die Bergungsarbeiten weiter. Bei den Arbeiten konzentrieren sich die Experten am Donnerstag auf die Suche nach dem zweiten Flugschreiber, meldet die Nachrichtenagentur DPA.

Die aktuellen Entwicklungen zur Germanwings-Katastrophe im Newsticker.

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Andreas Lubitz hat sich im Internet über Arten von Suizid und über Sicherheitsmechanismen von Cockpittüren informiert

+++ 16:10 Uhr: Copilot hat sich vor Absturz über Suizid informiert +++

Der Copilot hat sich vor dem Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich im Internet über Arten von Suizid und über Sicherheitsmechanismen von Cockpittüren informiert. Bis einen Tag vor dem Absturz habe er in Internetsuchmaschinen entsprechende Begriffe eingegeben, teilt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit. Die Ermittler hätten in der Düsseldorfer Wohnung des 27-Jährigen ein Tablet gefunden und die Daten darauf ausgewertet. Durch den Browserverlauf könnten die entsprechenden Suchanfragen nachvollzogen werden.

Der Copilot wird verdächtigt, seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit Absicht in die Katastrophe gesteuert zu haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler war er vor Jahren suizidgefährdet.

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+++ 15.45 Uhr: Zweite Blackbox von Germanwings-Airbus gefunden +++

Nach mehr als einer Woche Suche haben Einsatzkräfte den zweiten Flugschreiber der in den Alpen abgestürzten Germanwings-Maschine gefunden. Das bestätigt der zuständige Staatsanwaltschaft Brice Robin in Marseille.

Die Blackbox mit den Flugdaten war seit dem Absturz am Dienstag vergangener Woche intensiv in den französischen Alpen gesucht worden. Sie soll weiter Aufschluss geben über die Abläufe im Airbus A320 vor dem Absturz. Alle 150 Menschen an Bord waren gestorben. Die Staatsanwaltschaft macht keine Angaben, ob die Daten der zweiten Blackbox ausgewertet werden können.

Der Flugdatenschreiber zeichnet relevante Daten wie Kurs, Geschwindigkeit, Flughöhe oder Neigungswinkel der Maschine auf. Durch das Speichern von GPS-Daten gibt es zudem Auskunft über den genauen Ort eines Unglücks - auch wenn die Trümmer wie im Fall der Germanwings-Maschine weit verstreut sind.

Die Auswertung des bereits am ersten Tag entdeckten Voicerecorders hatte laut den Behörden ergeben, dass der Copilot die Maschine wohl vorsätzlich zum Absturz brachte. Auf einem Stimmenrekorder sind Tonaufnahmen der Gespräche von Pilot und Copilot sowie weitere Geräuschen im Cockpit gespeichert. Dies war auch beim abgestürzten Airbus der Fall, der von der französischen Untersuchungsbehörde BEA in Paris ausgewertet worden war.

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Blick durch eine Cockpittür: Der Mechanismus, der dazu führte, dass der Kapitän des Germanwings-Unglücksfluges ausgesperrt wurde, steht nun auf dem Prüfstand.

+++ 13.01 Uhr: Cockpittür, Medical und psychologische Tests erste Themen +++

Die neue Sicherheits-Taskforce wird sich mit den drängenden Fragen, die sich aus dem jüngsten Absturz ergeben befassen: der Sicherheitsmechanismus an Cockpittüren, der dazu geführt hat, dass der Kapitän von Flug 4U9525 ausgesperrt wurde, die "Medical" genannten medizinischen Tauglichkeitsprüfungen und die Verfahren zur Überprüfung der psychischen Eignung von Piloten. Nicht zuletzt am letzten Punkt sind durch den mutmaßlichen Suizid von Andreas Lubitz, der derzeit als Absturzursache gilt, Zweifel aufgekommen. "Wir sind offen für Änderungen am Sicherheitskonzept", kommentiert Klaus-Peter Siegloch, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Fluggesellschaften (BDF), "wir werden aber keine Schnellschüsse machen."
+++ 13.36 Uhr: Luftfahrbranche bildet Sicherheits-Taskforce +++

Die Luftfahrtbranche reagiert auf die Katastrophe und bildet eine Sicherheits-Taskforce. Das Gremium soll mit Sachverständigen besetzt werden, die zu einzelnen Fragen Spezialisten heranziehen werden. Das hat Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in Berlin angekündigt.
+++ 11.31 Uhr: Kopfschütteln über de-Maizière-Forderung +++

Längst nicht überall gibt es Verständnis für die Forderung von Innenminister de Maizière, den Germanwings-Absturz zum Anlass zu nehmen, die Debatte um Fluggastdaten aufzufrischen.

Wir brauchen mehr Fluggastdaten! Bundesinnenminister, ist das eigentlich noch Amt oder schon Diagnose? #Germanwings
— ★ weezerle ★ (@weezerle) April 2, 2015

+++11.10 Uhr: Psychische Probleme häufiger Absturzursache? +++

Es ist offenbar kein Einzelfall, dass mögliche psychische Probleme von Piloten als Absturzursache bei Flugzeugunfällen angenommen werden. So gibt es Berichte, dass das amerikanische National Transportation Safety Board (NTSB) davon ausgeht, dass der Pilot einer 2008 in North Carolina abgestürzten Maschine unter Psychopharmaka gestanden haben soll. Ein im Jahr 2007 veröffentlichten Report der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) soll sogar bei 61 Abstürzen in den Jahren 1990 bis 2001 die psychische Verfassung des Piloten als Ursache nicht ausgeschlossen sein. Als gesichert gelten die Erkenntnisse jedoch nicht. Ob psychische Probleme Andreas Lubitz dazu veranlasst haben, Flug 4U9525 in die Tiefe zu lenken, ist ebenfalls nicht gesichert - wenngleich viele Indizien darauf hindeuten.
+++ 10.33 Uhr: Absturz belastet Lufthansa-Bilanz +++

Der Absturz von Germanwings-Flug 4U 9525 macht der Lufthansa auch in wirtschaftlichen Dingen zu schaffen. Kritische Analystenkommentare hatten zur Folge, dass die im Dax gelisteten Titel bis zu 3,3 Prozent auf 12,62 Euro verlioren haben - und damit zeitweise auf dem tiefsten Stand seit knapp fünf Monaten notierten. Allerdings kommen durch die anhaltenden Piloten-Streiks und die zunehmende Konkurrenz durch Billigflieger weitere Faktoren hinzu.
+++ 07:23 Uhr: Bundeswehr schickt Hubschrauber zur Bergung +++

Am Donnerstag gehen die Bergungsarbeiten an in der Absturzregion von Flug 4U9525 weiter. Erstmals werden dabei auch zwei Hubschrauber der Bundeswehr eingesetzt. Die Hubschrauber waren am Mittwoch im baden-württembergischen Niederstetten gestartet. Frankreich hatte um die Hilfe der Bundeswehr gebeten.
+++ 05:01 Uhr: Neue Details über Gesundheitszustand von Andreas Lubitz +++

Waren die Gesundheitsprobleme von Andreas Lubitz die Folgen eines Autounfall? Ein Bericht der "Bild" lässt dies vermuten. So erlitt der Coplitot von Flug 4U9525 ein Knalltrauma, als sich durch den Unfall der Airbag seines Wagens öffnete. Zudem soll der Mann über Sehstörungen geklagt haben.
+++ 03:01 Uhr: De Maiziere fordert Ausweispflicht für Schengen-Flüge +++

Wird für Flüge innerhalb des Schengen-Raumes wieder eine Ausweispflicht eingeführt? Das zumindest überlegt Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine habe man bei den Passagieren und Besatzungsmitgliedern überprüft, ob sie den Behörden als sogenannte Gefährder bekannt gewesen seien, sagte der CDU-Politiker der "Bild"-Zeitung. "Wir mussten aber feststellen, dass zunächst gar nicht klar war, wer überhaupt in dem Flugzeug saß." Grund sei der Wegfall der Grenzkontrollen nach dem Schengener Abkommen, mit dem die Identität der Fluggäste nicht systematisch kontrolliert werde, wurde de Maiziere zitiert. "Wenn ein Passagier sein Ticket an jemand anderen abtritt, wird nur der Name des ersten Passagiers erfasst. Das ist ein riesiges Sicherheitsproblem, und wir müssen ernsthaft überlegen, ob das in Zukunft wirklich noch so bleiben kann."
+++ 00:23: Zahl der Opfer nach unten korrigiert +++

Unter den 150 Toten des Unglücks waren nach neuesten Angaben des Auswärtigen Amtes insgesamt 72 statt wie zuletzt angenommen 75 Deutsche. Dies teilte das Ministerium am Mittwochabend mit. Der Grund für die späte Berichtigung der Zahl ist, dass es ursprünglich Unklarheiten bei den Passagieren mit doppelter Staatsangehörigkeit gab.

 
Zweite Blackbox des Airbus A320 vermutlich auswertbar

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Auf den Fotos, die die Staatsanwaltschaft herausgegeben hat, ist deutlich zu erkennen, wie stark beschädigt der Flugdatenschreiber ist

+++ 18.59 Uhr: 150 DNA-Profile identifiziert +++

Die französischen Ermittler haben bei der Analyse der Leichenteile vom Absturzort des Germanwings-Flugzeugs 150 verschiedene DNA-Profile identifiziert. Das sagt Staatsanwalt Brice Robin in Marseille. "Das bedeutet nicht, dass wir die 150 Opfer identifiziert haben", schränkte er ein. Die DNA-Profile müssten nun mit den Vergleichsproben abgeglichen werden, die von den Angehörigen der Toten zur Verfügung gestellt wurden. "Diese Arbeit wird schnell beginnen können, von Anfang kommender Woche an", sagt Robin. Er verspricht, dass er jede Familie benachrichtigen werde, sobald eine Übereinstimmung vorliege.

+++ 18:38 Uhr: Zweite Blackbox vermutlich auswertbar +++

Die am Nachmittag gefundene zweite Blackbox des abgestürzten Germanwings-Airbus ist vermutlich auswertbar. Wie der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, sagt, lässt der Zustand des Flugdatenschreibers "auf eine Möglichkeit der Auswertung hoffen". Nach seinen Angaben konnten bisher auch 150 verschiedene DNA-Profile aus den Proben von der Absturzstelle in den französischen Alpen isoliert werden.

 
Auf dem Tablet bereitete Andreas L. den Todesflug vor

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Die These vom Selbstmord des Germanwings-Copiloten erhärtet sich. Im Internet suchte Andreas L. nach Suizid-Möglichkeiten. In den Alpen fanden Ermittler den Flugdatenschreiber des Airbus.

Vor dem Absturz der Germanwings-Maschine hat der Copilot im Internet nach Suizid-Möglichkeiten und Infos über die Sicherheit von Cockpit-Türen gesucht. Das teilten die Ermittler in Düsseldorf mit. Damit finden sich immer mehr Belege, dass Andreas L. den Todesflug länger geplant und das Flugzeug mit 150 Menschen gezielt in ein Bergmassiv der Alpen in Frankreich gesteuert haben könnte. Bergungskräfte fanden auch den zweiten Flugschreiber. Er könnte Gewissheit bringen, was am 24. März in dem Airbus A320 geschah. Politik und Luftfahrtbranche beraten, ob die Cockpittür-Sicherheitsmechanismen erneut geändert werden sollten.

"Der Browserverlauf war nicht gelöscht, insbesondere konnten die in der Zeit vom 16.3. bis zum 23.3.2015 mit diesem Gerät aufgerufenen Suchbegriffe nachvollzogen werden", teilte die Staatsanwaltschaft nach Auswertung eines Computers mit, der in der Düsseldorfer Wohnung des 27-Jährigen gefunden wurde. Am Unglückstag war der Mann eigentlich krankgeschrieben, was er jedoch anscheinend verheimlichte.

Mehr zum Thema: Lufthansa und Germanwings in Erklärungsnot

Der Copilot des Flugs 4U9525 wird verdächtigt, den Piloten aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf absichtlich in die Katastrophe gesteuert zu haben. 72 der 150 Toten waren laut Auswärtigem Amt Deutsche.

Bereits seit kurz nach dem Absturz war bekannt, dass der Copilot während der Ausbildung in der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen mehrere Monate Unterbrechung hatte. Am Dienstag hatte Lufthansa mitgeteilt, L. habe die Schule 2009 im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme der Ausbildung in einer E-Mail über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert. Er wurde danach als flugtauglich eingeschätzt. Germanwings ist eine Lufthansa-Tochter.

Ein Sprecher der Ermittlungsbehörde in Düsseldorf sagte, der Nutzer des Tablets habe sich "zum einen mit medizinischen Behandlungsmethoden befasst, zum anderen über Arten und Umsetzungsmöglichkeiten einer Selbsttötung informiert". An mindestens einem Tag habe er sich auch über mehrere Minuten mit Suchbegriffen über Cockpit-Türen und deren Sicherheitsvorkehrungen auseinandergesetzt. Welche Begriffe genau in Suchmaschinen eingegeben wurden, behielt die Behörde für sich. Weitere Ermittlungsergebnisse seien in den nächsten Tagen nicht zu erwarten, hieß es.

Den Sprachrekorder der Maschine hatten Bergungskräfte noch am Unglückstag gefunden. Aus den Aufzeichnungen schloss die französische Staatsanwaltschaft bereits, dass der Copilot den Kollegen wohl aussperrte und die Maschine in die Katastrophe steuerte. Neun Tage später fanden Einsatzkräfte jetzt den zweiten Teil der sogenannten Blackbox. Der sogenannte Flugdatenschreiber sei verschüttet gewesen, sagte Staatsanwaltschaft Brice Robin in Marseille. Er könne vermutlich ausgewertet werden und werde dafür nun zur französischen Untersuchungsbehörde BEA nach Paris gebracht.

Der Flugdatenschreiber zeichnet Kurs, Geschwindigkeit, Flughöhe oder Neigungswinkel auf. Gespeicherte GPS-Daten geben Auskunft über den genauen Ort eines Unglücks. Der Flugdatenschreiber kann 25 Stunden lang aufzeichnen.
De Maizière will Flugsicherheit erhöhen

Bei der Identifizierung der Opfer müssen laut französischer Staatsanwaltschaft die gefundenen DNA-Profile mit den Vergleichsproben der Angehörigen abgeglichen werden. "Diese Arbeit wird schnell beginnen können, von Anfang kommender Woche an", sagte Robin. Jede Familie werde benachrichtigt, wenn eine Übereinstimmung vorliege.

Fachleute der deutschen Luftfahrtbranche wollen über Lehren aus dem Absturz beraten. Eine neue Arbeitsgruppe soll nach Ostern starten, wie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch, sagten. Die Gruppe soll auch über mögliche Veränderungen der Regeln zur festen Verriegelung der Cockpittüren beraten. Geprüft werden sollen auch weitere medizinische und psychologische Checks, mit denen die Flugtauglichkeit von Piloten festgestellt wird. Als Reaktion auf den Absturz hatten die deutschen Fluggesellschaften bereits entschieden, dass immer zwei Personen im Cockpit sein sollen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) schlug die Einführung einer Ausweispflicht an Flughäfen vor. Die Airlines sollten auch bei Flügen im Schengen-Raum die Identität ihrer Passagiere überprüfen, sagte der Minister in Dresden. Sonst bleibe unter Umständen unklar, wer tatsächlich im Flugzeug sitze. Bislang müssen Passagiere bei Flügen innerhalb des Schengen-Raumes nicht immer einen Ausweis vorzeigen.

De Maizière hält das für ein Sicherheitsproblem. Hintergrund ist das Schengener Abkommen, dem sich bis auf wenige Ausnahmen alle EU-Staaten sowie einzelne andere Länder angeschlossen haben. Im Schengen-Raum gibt es keine systematischen Grenzkontrollen.

 
Angehörige versammeln sich an Absturzort

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Paris - Der Co-Pilot soll den Germanwings-Airbus im Sinkflug beschleunigt haben. Luftfahrt-Experten wollen nach Ostern über mehr Sicherheitsvorkehrungen beraten. Bei einem anderen Flug kam es zu einem Zwischenfall.

> Der zweite Flugschreiber ist am Donnerstag gefunden worden. Eine erste Auswertung bestätigt, dass der Co-Pilot von Flug 4U9525 die Germanwings-Maschine absichtlich in den Sinkflug gebracht und dabei beschleunigt hat.

> Laut Düsseldorfer Staatsanwaltschaft galt der Co-Pilot Andreas L. vor einigen Jahren als suizidgefährdet. Die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa wusste während der Ausbildung von Co-Pilot Andreas L. von einer vorausgegangenen Depression.

> Der Co-Pilot Andreas L. hat sich vor der Katastrophe im Internet über Selbsttötungsarten und Cockpit-Türen informiert.
Ticker: Germanwings-Maschine nach technischem Defekt notgelandet

+++ Angehörige der Opfer der Germanwings-Tragödie haben sich am Samstag zu einer Gedenkfeier am Absturzort versammelt. 48 Familienmitglieder und Freunde der 150 Insassen, die bei dem Absturz am 24. März in den französischen Alpen ums Leben kamen, reisten zum Dorf Le Vernet, um an einem Denkmal nahe der Absturzstelle der Toten zu gedenken. In dem Dorf wurden sie von Vertretern der Lufthansa-Tochter in einem Hotel empfangen, wie die Präfektur Alpes-de-Haute-Provence mitteilte.

Bergungsarbeiten fortgesetzt - Angehörige von Polizei abgeschirmt

+++ Die Bergungsarbeiten in der Absturzregion der Germanwings-Katastrophe sind auch am Samstag fortgesetzt worden. Die Einsatzkräfte suchten an der schwer zugänglichen Stelle in den französischen Alpen weiter nach Teilen des abgestürzten Airbus und persönlichen Gegenständen der 150 Toten.

Mit Beginn des Osterwochenendes kamen auch wieder vermehrt Angehörige der Getöteten nach Seyne-les-Alpes in der Absturzregion, wie der französische Sender BFMTV berichtete. An der Gedenkstätte in Le Vernet nahe dem Absturzort waren Trauernde zu sehen. Die Angehörigen wurden wie auch in den vergangenen Tagen seit dem Absturz am 24. März von der Polizei abgeschirmt.
Loveparade-Selbsthilfe hat Botschaft für Familien der Absturzopfer

+++ Die Angehörigen der Opfer des Germanwings-Absturzes sollten nach Ansicht eines Betroffenen der Loveparade-Katastrophe eng zusammenrücken. „Wichtig ist, dass sie viel zusammen sind und sich organisieren“, rät Jürgen Hagemann von der Duisburger Loveparade-Selbsthilfe im Gespräch mit der dpa. „Die Angehörigen sollten sich auf jeden Fall an spezialisierte Anwälte wenden. Und sie sollten sich über ihre Erfahrungen austauschen. Einer alleine ist in der Phase, in der man emotional angeschlagen ist, verloren.“

Denn irgendwann gerate das Ereignis in Vergessenheit und die Hilfe werde weniger. „Dann trifft sie die volle Härte des Systems.“ Es komme dann zu Auseinandersetzungen mit Versicherungen. Sätze wie „Du willst doch am Tod deines Kindes nicht Geld verdienen wollen“ habe es schon von Versicherungen gegeben, sagt Hagemann, dessen Tochter bei der Loveparade-Katastrophe 2010 verletzt wurde. Auf solche Sätze von Versicherungen müssten die Familien der getöteten Germanwings-Passagiere vorbereitet sein. „Die Versicherungen bieten Geld an, verbunden mit Verzichtserklärungen.“
Alle Ereignisse vom Freitag: "Spiegel" berichtet über Durchsuchung von Arztpraxen

+++ Die zum Germanwings-Absturz ermittelnde Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat mehrere Arztpraxen durchsucht, bei denen der 27-jährige Co-Pilot Patient gewesen sein soll. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Mindestens fünf Ärzte seien befragt worden. Die Ermittler hätten die Krankenakten von Andreas L. mitgenommen.

Der Co-Pilot hat nach Spiegel-Informationen sowohl Fachärzte für Neurologie als auch Fachärzte für Psychiatrie konsultiert. Aus Ermittler-Kreisen heißt es dem Bericht zufolge, dass Andreas L. für sein Alter "eine erstaunliche Anzahl von Ärzten konsultiert" hätte.
Auswertung der Blackbox bestätigt Absturz-Absicht

+++ Eine erste Auswertung der zweiten Blackbox des Germanwings-Airbus bestätigt die These von einem absichtlich verursachten Absturz. Der Co-Pilot habe den Autopiloten wiederholt so verändert, dass die Geschwindigkeit im Sinkflug der Maschine beschleunigt wurde, erklärte die französische Luftfahrtermittlungsbehörde BEA am Freitag in Paris. Das habe eine "erste" Auswertung des am Donnerstag geborgenen Flugdatenschreibers ergeben.

Die Erklärung der französischen Luftverkehrs-Untersuchungsbehörde Bea vom Freitag im Wortlaut:

"Der Flugdatenschreiber (FDR, Flight Data Recorder) ist am gestrigen Abend in die Räumlichkeiten der Bea gebracht worden. Die Teams der Bea haben gleich nach der Ankunft mit den Arbeiten zur Öffnung begonnen.

Eine erste Auswertung zeigt, dass der im Cockpit anwesende Pilot den Autopiloten genutzt hat, um das Flugzeug in einen Sinkflug auf eine Höhe von 100 Fuß zu bringen, dann hat der Pilot während des Sinkflugs mehrfach die Einstellungen des Autopiloten geändert, um die Geschwindigkeit des sinkenden Flugzeugs zu erhöhen.

Die Arbeiten werden fortgesetzt, um den präzisen faktischen Ablauf des Flugs festzustellen."

+++ Der zweite Flugschreiber des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs ist nach einem Medienbericht zur Auswertung in Paris eingetroffen. Der französische Fernsehsender BFM TV meldete am Freitag, die Blackbox sei in der Nacht zur Luftfahrtsuntersuchungsbehörde Bea gebracht worden. Die Ermittler erhoffen sich von den darauf gespeicherten Daten neue Erkenntnisse über den Hergang des Absturzes.

+++ Bei der Identifizierung der Opfer werden den französischen Ermittlern zufolge die gefundenen DNA-Profile mit Proben von Angehörigen abgeglichen. Die Arbeit soll Anfang kommender Woche losgehen. Die Angehörigen sollen bei einer Übereinstimmung rasch Bescheid bekommen.

+++ Nach Ostern soll eine neue Arbeitsgruppe starten, in der Fachleute der deutschen Luftfahrtbranche über Lehren aus dem Germanwings-Absturz beraten. Die Gruppe soll etwa auch über mögliche Veränderungen der Regeln zur festen Verriegelung der Cockpittüren beraten. Geprüft werden sollen auch weitere medizinische und psychologische Checks, mit denen die Flugtauglichkeit von Piloten festgestellt wird.
Reisen mit dem Flugzeug? 81 Prozent der Deutschen machen sich keine Sorgen.

+++ Die französischen Ermittler setzen jetzt bei der Aufklärung des Germanwings-Absturzes auf den zweiten Flugschreiber. Die Blackbox mit den Flugdaten wird am Freitag in Paris bei der Untersuchungsbehörde Bea erwartet. Karfreitag ist in Frankreich kein Feiertag. Der zweite Flugschreiber war am Donnerstagnachmittag an der Unglücksstelle gefunden worden. Er war von Geröll verschüttet.

+++ Nach dem Germanwings-Absturz ist einer Umfrage zufolge nur eine Minderheit der Flugpassagiere sorgenvoller. 81 Prozent der Flugreisenden machen sich beim Fliegen nun keine größeren Sorgen, 17 Prozent machen sich mehr Sorgen, wie eine Umfrage des ARD-„Deutschlandtrends“ ergab. Dementsprechend wollten 89 Prozent der Flugreisenden das Flugzeug wie bisher nutzen. 9 Prozent beabsichtigten, in nächster Zeit nicht mit dem Flugzeug zu fliegen. 1 Prozent der Flugreisenden will ganz darauf verzichten. Befragt wurden Montag und Dienstag 1001 Wahlberechtigte.

+++ Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm (55), sieht im Osterglauben eine Hoffnung für die Hinterbliebenen des Germanwings-Absturzes. „Ich glaube, dass es auf jeden Fall ein Gericht geben wird. Denn es kann nicht sein, dass die Opfer von Unrecht und Gewalt einfach vergessen werden“, sagte der bayerische Landesbischof der Deutschen Presse-Agentur in München. „Es muss eine Sühne geben, ein Zurechtbringen. Das Faszinierende an der christlichen Theologie ist, dass Gott die Sühne selber übernimmt.“ Das sei der Sinn vom Kreuzestod Jesu.

 
Das Puzzle fügt sich zusammen

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Die Ermittlungen zur Germanwings-Katastrophe fügen sich zu einem Bild zusammen. Alles deutet auf eine geplante Tat des Copiloten hin - die Auswertung der beiden Flugschreiber, die Durchsuchung der Wohnung. Wie ist der Stand der Ermittlungen. Ein Überblick.


Was ist bekannt über Flug 4U 9525?

Fakt ist, dass der Germanwings-Airbus 320 um 10.01 Uhr den Flughafen von Barcelona mit Ziel Düsseldorf verlässt. Um 11.55 Uhr sollte die Maschine dort landen. An Bord sind 144 Passagiere, darunter zwei Babys, sowie sechs Besatzungsmitglieder. Im Cockpit sitzt ein erfahrener Pilot, der seit mehr als zehn Jahren für Lufthansa und Germanwings im Einsatz ist. Er hat mehr als 6000 Stunden Flugerfahrung. Der Copilot fliegt seit September 2013 für Germanwings.

Um 10.45 Uhr erreicht die Maschine laut Germanwings ihre Reiseflughöhe von 38.000 Fuß. Eine knappe Minute später geht sie in den Sinkflug, dabei beschleunigt sie mehrmals. Acht Minuten lang sackt die Maschine immer weiter ab. Es gibt keinen Notruf. Um 10.53 Uhr reißt der Kontakt zum Radar und zur französischen Flugsicherung ab. Um 11.10 Uhr entdecken französische Rettungshubschrauber Trümmer der abgestürzten Maschine in den Alpen ab, alle 150 Menschen an Bord sind tot.

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Was geschah im Cockpit - laut Stimmenrekorder?

Mit Hilfe des Stimmenrekorders, den Suchmannschaften schon kurz nach dem Absturz am 24. März gefunden haben, können die Ermittler sehr genau das Geschehen im Cockpit rekonstruieren. Die Auswertung der letzten 30 Minuten vor dem Aufprall ergibt demnach, dass sich die beiden Piloten zunächst "ganz normal, ruhig und höflich" unterhalten. Dann beginnt das Briefing für die Landung in Düsseldorf.

Anschließend ist laut Staatsanwaltschaft Marseille zu hören, wie der Pilot den Copiloten auffordert, das Kommando über den Flug zu übernehmen. Daraufhin ist das Geräusch eines zurück gleitenden Sitzes und das einer sich schließenden Tür zu hören. Der Pilot verlässt das Cockpit.

Wenig später fordert der Pilot über eine Sprechanlage den Copiloten auf, ihn wieder herein zu lassen. Keine Antwort, nur die ruhigen Atemgeräusche im Cockpit sind zu hören. Das hämmern an der Tür wird lauter, doch die verriegelte Tür öffnet sich nicht.


Was ist bekannt über Flug 4U 9525?

Fakt ist, dass der Germanwings-Airbus 320 um 10.01 Uhr den Flughafen von Barcelona mit Ziel Düsseldorf verlässt. Um 11.55 Uhr sollte die Maschine dort landen. An Bord sind 144 Passagiere, darunter zwei Babys, sowie sechs Besatzungsmitglieder. Im Cockpit sitzt ein erfahrener Pilot, der seit mehr als zehn Jahren für Lufthansa und Germanwings im Einsatz ist. Er hat mehr als 6000 Stunden Flugerfahrung. Der Copilot fliegt seit September 2013 für Germanwings.

Um 10.45 Uhr erreicht die Maschine laut Germanwings ihre Reiseflughöhe von 38.000 Fuß. Eine knappe Minute später geht sie in den Sinkflug, dabei beschleunigt sie mehrmals. Acht Minuten lang sackt die Maschine immer weiter ab. Es gibt keinen Notruf. Um 10.53 Uhr reißt der Kontakt zum Radar und zur französischen Flugsicherung ab. Um 11.10 Uhr entdecken französische Rettungshubschrauber Trümmer der abgestürzten Maschine in den Alpen ab, alle 150 Menschen an Bord sind tot.
Karte Frankreich
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Was geschah im Cockpit - laut Stimmenrekorder?

Mit Hilfe des Stimmenrekorders, den Suchmannschaften schon kurz nach dem Absturz am 24. März gefunden haben, können die Ermittler sehr genau das Geschehen im Cockpit rekonstruieren. Die Auswertung der letzten 30 Minuten vor dem Aufprall ergibt demnach, dass sich die beiden Piloten zunächst "ganz normal, ruhig und höflich" unterhalten. Dann beginnt das Briefing für die Landung in Düsseldorf.

Anschließend ist laut Staatsanwaltschaft Marseille zu hören, wie der Pilot den Copiloten auffordert, das Kommando über den Flug zu übernehmen. Daraufhin ist das Geräusch eines zurück gleitenden Sitzes und das einer sich schließenden Tür zu hören. Der Pilot verlässt das Cockpit.

Wenig später fordert der Pilot über eine Sprechanlage den Copiloten auf, ihn wieder herein zu lassen. Keine Antwort, nur die ruhigen Atemgeräusche im Cockpit sind zu hören. Das hämmern an der Tür wird lauter, doch die verriegelte Tür öffnet sich nicht.

Cockpit eines Airbus A320 | Bildquelle: dpa

Hintergrund
Die Technik im Cockpit

Im A320 kann die Tür zum Cockpit von außen mit Codes geöffnet werden - es sei denn, von innen wird aktiv widersprochen. | mehr

Was geschah im Cockpit - laut Flugdatenschreiber?

Zehn Tage nach dem Absturz finden die Suchmannschaften in dem unwegsamen Gelände auch den Flugdatenschreiber. Der Datenrekorder zeichnet Kurs, Geschwindigkeit, Flughöhe oder Neigungswinkel der Maschine auf. Er speichert GPS-Daten und gibt so Auskunft über den genauen Ort eines Unglücks - auch wenn die Trümmer später weit verstreut sind.

Eine erste Auswertung durch die französische Untersuchungsbehörde BEA ergibt, dass der Copilot das Flugzeug bewusst in den Sinkflug bringt. Er stellt den Autopiloten so ein, dass die Maschine auf 100 Fuß (etwa 30 Meter) sinken soll. Während des Sinkflugs wird zudem mehrmals die Geschwindigkeit der Airbus-Maschine erhöht.

Was sagen die französischen Ermittler?


"Es sieht so aus, als ob der Copilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht und so zerstört hat", sagt Staatsanwalt Brice Robin nach der Auswertung der Aufzeichnungen des Stimmenrekorders. Zum Zeitpunkt des Absturzes ist der Copilot allein im Cockpit, der Pilot ist ausgesperrt. Die Daten des Flugschreibers stützen diese These

Was ist über den Copiloten bekannt?

Seit September 2013 ist Andreas L. Pilot bei der Lufthansa-Tochter Germanwings. Vor seiner Ausbildung zum Piloten ist er wegen schweren psychischen Problemen und Selbstmordgefahr in ärztlicher Behandlung. Seine Ausbildung bei der Lufthansa-Schule in Bremen muss er für mehrere Monate unterbrechen. 2009 informiert er die Lufthansa-Schule über eine "abgeklungene schwere depressive Episode". Den erneuten psychologischen Eignungstest besteht er. Laut Lufthansa besitzt er zum Zeitpunkt des Absturzes "ein voll gültiges Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1".

Die Auswertung seines Tablet-Computers ergibt, dass sich der 27-Jährige in den Tagen vor dem Absturz über Arten und Umsetzungsmöglichkeiten einer Selbsttötung und über Sicherheitsmechanismen von Cockpit-Türen informiert. Wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mitteilt, gibt Andreas L. bis einen Tag vor dem Absturz in Suchmaschinen entsprechende Begriffe ein. Am Tag des Absturzes ist er krankgeschrieben, verheimlicht dies aber offenbar. Ermittler finden in seiner Wohnung ein zerrissenes Attest.

Gibt es Hinweise auf ein Motiv?

Nicht konkret. Ermittler fanden weder einen Abschiedsbrief noch eine Ankündigung der Tat. Mehr als 100 Ermittler der SoKo "Alpen" durchforsten das familiäre und berufliche Umfeld des 27-Jährigen. Über Ergebnisse ist bislang nichts bekannt.

Wer sind die Opfer?



An Bord der Maschine sind 144 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder. 72 der Opfer sind Deutsche. Außerdem stehen Spanier, Briten, Dänen, Australier, Israelis, Mexikaner Kolumbianer, Argentinier, Japaner und Niederländer auf der Passagierliste.

Die meisten deutschen Opfer kommen aus Nordrhein-Westfalen, unter ihnen sind auch 16 Schüler und zwei Lehrerinnen aus Haltern am See. Sie waren auf dem Rückflug von einem Schüleraustausch.

Inzwischen sind alle Leichen an der Absturzstelle geborgen. Die schwierige Identifizierung der Opfer soll nach Ostern beginnen. Dabei werden nach Angaben der französischen Ermittlern die gefundenen DNA-Profile mit Proben von Angehörigen abgeglichen.

Welche Folgen hat der Germanwings-Absturz?


Die Einstellung der Menschen zum Fliegen hat die Katastrophe in den Alpen laut ARD-DeutschlandTrend nicht verändert. Eine Expertengruppe berät dennoch über Konsequenzen. Fluggesellschaften haben schon kurz nach dem Absturz die Zwei-Personen-Regel im Cockpit eingeführt. Danach müssen immer zwei autorisierte Crewmitglieder im Cockpit eines Flugzeugs sein.

Diskutiert wird noch, ob der feste Verriegelungsmechanismus an Cockpit-Türen verändert werden muss. Der Mechanismus zum Schutz der Cockpittür steht zur Debatte, weil die Tür derzeit von innen komplett zu verriegeln ist, so dass ein Eindringen auch für Crewmitglieder unmöglich ist. Dies wurde wegen der Anschläge vom 11. September 2001 eingeführt. Damals stürmten Extremisten die Cockpits und übernahmen die Kontrolle über die Flugzeuge.

 
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