„Audi-Mord" von Bochum: Ist er Mitglied bei den Bandidos? Jetzt spricht der Cousin des Angeklagten !
Bochum. Am Bochumer Landgericht müssen sich aktuell zwei Männer wegen Mordes verantworten.
Christof S. aus Bochum und Dieter B. aus Dortmund wird vorgeworfen, sich mit dem Verkäufer eines Audi R8 verabredet und ihn dann umgebracht zu haben.
Immer wieder spielte auch der Cousin des Angeklagten eine Rolle.
Mehrere Zeugen hatten berichtet, Christof S. habe häufig damit gedroht seinen Cousin Marius zu holen, der Mitglied der Rockerbande "Bandidos" sein soll.
Auch seinem Mitangeklagten, Dieter B., soll er gedroht haben, dass besagter Cousin vorbeikomme, wenn Dieter B. irgendjemandem etwas über den mutmaßlichen Mord sagen würde.
„Na, den Cousin wollen wir mal kennenlernen", hatte Richter Josef Große Feldhaus bei einem Prozesstag gesagt.
In der Zwischenzeit hatte das Gericht den Mann dann ausfindig gemacht, der sich am Dienstag als Marius G. (37) aus Duisburg identifizierte.
Inselschnitt polnischer Zungenschlag, kalte Augen, harte Gesichtszüge.
Einer, der nicht zwingend nach Tolstoi und Kaminfeuer aussieht.
Zu Beginn der Befragung des Mannes musste geklärt werden, in welcher Hinsicht Christof S. und Marius G. überhaupt verwandt sind.
Gibt es eine gemeinsame Großmutter?
Kann er von seinem Recht auf Zeugnisverweigerung Gebrauch machen, weil er tatsächlich mit dem Angeklagten verwandt ist?
Kein Recht auf Zeugnisverweigerung
Seine Stiefmutter sei die Schwester der Mutter von Christof S., wie er sagt.
Er muss also aussagen.
Und Richter Große Feldhaus tastet sich langsam heran.
Hatte er etwas zu tun mit dem Angeklagten?
„Eigentlich nicht", sagt er.
Er kenne ihn aus Kindertagen.
Ab und zu hätte man mal telefoniert.
Der „Angeklagte sei eigentlich ein ganz normaler Typ“.
Er habe viel mit Computern gemacht, Spiele auf der Playstation gespielt.
Ab und zu hätten sich die beiden auch gesehen, sagt er.
Dann sei es um die Folierung von Autos gegangen.
„Gab es sonst besondere Themen?", fragt Große Feldhaus.
In diesem Moment denkt Marius G. verhältnismäßig lange nach.
Christof S. habe sich ein Handy gekauft, sagt er dann.
Ein iPhone 6, das dessen Ex-Freundin ihm weggenommen hätte, wie Marius G. erklärt.
"Familie und Wohnung auseinandernehmen"?
Aus Sicht der Zeugin Janina S. hatte das noch anders geklungen.
Am 6. September hatte sie vor Gericht erklärt, dass Christof S. ihr das Handy geschenkt hätte.
Heiligabend 2016 soll Marius G. in einem Telefonat dann sie und ihre Familie bedroht haben, damit sie das iPhone 6 an Christof S. zurückgibt.
Falls das nicht geschehe würde der Cousin kommen „und die Familie und die Wohnung auseinandernehmen".
„Wann hatten Sie denn das letzte Mal mit dem Angeklagten Kontakt?", fragt Große Feldhaus.
„Das ist lange, lange her", so die Antwort.
„Haben Sie denn ihr Handy dabei?"
Marius G. antwortet nur „nein".
Und hat er mit den Bandidos zu tun?
Auch „nein."
Höhnisches Lachen bei den Zuschauern.
Dort glaubt man der Aussage des Mannes offenbar nicht.
Zu viel hat man hier schon über ihn gehört.
"Das würde mancher als Zeichen der Unehrlichkeit interpretieren"
Hat er der Ex-Freundin Janina gesagt, dass sie das Handy zurückgeben soll?
Und hat er die Eltern angerufen?
"Kann sein, ja", sagt er.
Was haben Sie denn gesagt zu dem Mädchen?
„Dass sie das Handy zurückgeben soll", so die wenig informative Antwort.
Konsequenzen will er aber nicht angedroht haben.
Richter Große Feldhaus genügt das nicht.
Er bohrt nach.
"Versetzen Sie sich mal in die Situation zurück.
Was haben Sie da gesagt?
Sie haben da bis eben sehr ruhig gesessen.
Als die Kollegin Sie gefragt hat, haben Sie ganz wild angefangen, an ihren Fingern rumzuzuppeln.
Das würde mancher als Zeichen der Unehrlichkeit interpretieren."
Antwort: "Ja, das sind so viele Fragen."
Richter: Wissen Sie, wir glauben Ihnen Vieles, aber nicht alles.
Jetzt schaltet sich auch Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann ein.
Er hält dem Zeugen noch einmal vor, dass er gesagt haben soll, er würde die Wohnung auseinandernehmen.
"Schließen Sie das aus?"
Antwort des Zeugen: "Ich schließe gar nichts aus."
Bachmann: "Also haben Sie es gesagt?"
"Keine Ahnung, kann sein."
Schachmatt in drei Zügen.
Und die Zuschauer belohnen den cleveren Oberstaatsanwalt mit kurzem Stoßlachen.