Ehrenmord-Prozess: Dieses Detail bleibt wochenlang unbemerkt - jetzt könnte es die Angeklagten schwer belasten !
Essen. Mit einer Stunde Verspätung ging es beim Ehrenmord-Prozess am Landgericht Essen am Montag los.
13 Angeklagte mit nochmal rund 30 Anwälten an ihren Seiten warten auf die Fortsetzung.
Doch dass sich heute für einige der Angeklagten alles ändern kann, ist zu diesem Zeitpunkt noch niemanden klar.
Der Vorsitzende Richter Jörg Schmitt wird zum Ende des Prozesstages eine Bombe im Ehrenmord-Prozess platzen lassen, die viele Angeklagte zum Nachdenken anregen soll.
„Überlegen Sie es sich gut, ob Sie weiterhin schweigen wollen.
Oder ob Sie lieber doch reden, damit wir Sie vor Ende der Beweisaufnahme besser beurteilen können“, sagte Schmitt dazu.
Darum geht es bei dem Ehrenmord-Prozess in Essen
Eine syrische Familie attackierte Ende Mai Mohammed A. (19) mitten in Essen, ebenfalls aus Syrien.
Sie schlugen auf ihn ein, skalpierten ihn fast, ließen ihn zum Sterben in einem Hinterhof liegen.
Sie haben die Familienehre wiederherstellen wollen, die durch den 19-Jährigen und die ebenfalls 19-jährige Sina M. beschmutzt worden sein soll.
Die beiden hatten ein Verhältnis, obwohl Sina M. verheiratet war.
Der Kronzeuge hatte bereits ausgesagt, er steht im Prozess unter Personenschutz, obwohl er selbst angeklagt ist und mittlerweile auch Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde.
Weiterer Angeklagter sagt im Ehrenmord-Prozess aus
Am Montag sagte ein weiterer Angeklagter aus, Daraf Al A. (27).
Er belastete einige der Angeklagten schwer, betonte aber, dass er nicht bei dem Überfall dabei gewesen sei.
Außerdem habe er vorab versucht, die anderen umzustimmen.
„Ich war froh, dass ich nicht gefragt wurde, ob ich mitgehe.
Ich wollte es nicht und wäre so in einen Zwiespalt gekommen.
Meine Familie hätte es als Verrat aufnehmen können.“
Er habe niemals gedacht, dass sie Mohammed A. haben töten wollen.
Doch dann hat ihm jemand aus der Familie das Video gezeigt, auf dem der Angriff auf das Opfer zu sehen ist.
„Das war schrecklich, das habe ich nie gewollt.
Ich bereute es, dass ich ihn nicht gewarnt hatte.“
Video zeigt die Tat und sorgt für belastende Beweise im Prozess
Das Video, das bereits vor Gericht angesehen und ausgewertet wurde, rückt am Montag wieder in den Fokus des Gerichts.
Denn: „Es liegt seit Beginn der Prozesses in den Akten.
Und zwar in einer nachträglich aufgehellten Version.
Das haben wir alle nicht realisiert.
Doch jetzt ist es auf dem Tisch und wir werden sie uns gemeinsam anschauen“, sagt Schmitt.
Im Klartext bedeutet das: Auf der aufgehellten Version sind eindeutig Gesichter und somit Angeklagte zu identifizieren.
Das Video wurde in über 6000 Bilder zerlegt, jeder einzelne Strauch sei deutlich zu erkennen.
„Und auch jedes Gesicht ist eindeutig zu erkennen.
Überlegen Sie es sich also gut, ob Sie weiter schweigen.
Wenn ich jemanden von den Angeklagten hier vor Gericht auf dem Video wiedererkenne, kann es zu spät sein mit einer Aussage.
Es gibt viele Bilder, schöne aufgehellte Bilder“, so Schmitt mit einem festen Blick in die Gesichter der Angeklagten.
Diese werden merklich unruhig, schauen auf ihre Hände, die Augen huschen zu den anderen Mitgliedern der Familie.
Ali A. scheint unter dem Druck zusammenzubrechen
Einer von ihnen, Ali A. scheint unter dem Druck zusammenzubrechen.
Spricht plötzlich los, redet davon, dass er seine Kinder seit Monaten nicht gesehen habe, dass seine Anwälte ihn im Stich lassen.
Diese halten ihn zurück.
Aussagen will er dann aber doch nicht.
Am Donnerstag geht es weiter im Ehrenmord-Prozess am Landgericht Essen.
Dann soll das Opfer vor Gericht anwesend sein und Whatsapp-Nachrichten sollen beurteilt werden.
Ob sich einer der Angeklagten doch noch einlassen will, bevor das Video vor Gericht begutachtet wird, ist unklar.
Viel Zeit haben die Angeklagten nicht mehr.