Mordurteil gegen Raser: Johannas Tod ist gesühnt !
Berlin-Moabit - Es war Mord!
Milinko P. floh vor der Polizei und raste Studentin Johanna Hahn (22) tot.
Die Richter entschieden auf lebenslange Haft.
Angespannte Stille im Saal. Milinko P. bleich und weinerlich.
Ihm gegenüber die Familie seines Opfers.
Mutter Susanne Hahn (51), die beiden Geschwister von Johanna, ihr Vater.
Sie rechneten kaum noch mit so einem Schuldspruch.
Denn der Staatsanwalt war von seiner Mordanklage überraschend abgerückt, hatte auf fahrlässige Tötung plädiert und acht Jahre Gefängnis verlangt.
Susanne Hahn nach dem Urteil sichtlich erleichtert.
Weil der Prozess nach fast sieben Monaten zu Ende ist.
Weil es nun die Strafe gab, die Linken-Politiker und Rechtsanwalt Gregor Gysi als Anwalt der Familie beantragt hatte.
Susanne Hahn: „Wir können’s jetzt sacken lassen und etwas durchatmen.“
Johanna Hahn, die engagierte junge Studierte Soziale Arbeit und setzte sich für alle Benachteiligten ein.
Sie spielte Klavier, Flöte, Ukulele und sang in Chören.
Sie wollte nach dem Studium ein soziales Unternehmen angehen, mit ihren Geschwistern ein Therapiezentrum aufbauen.
Johanna sollte die Musiktherapie übernehmen.
Dann der Abend des 6. Juni 2018. Johanna Hahn schiebt ihr Fahrrad auf dem Gehweg.
Die Ampel steht für sie auf Grün.
Sie will die Straße überqueren, als ein Auto auf die Kreuzung Kant- Ecke Windscheidstraße in Charlottenburg zurast.
„Ein bedingter Tötungsvorsatz lag vor“
Der Richter: „Mehr als 80 Kilometer in der Stunde fuhr P. in der Tempo-30-Zone.“
Er habe erkannt, dass ihn Polizisten verfolgten.
Richter Peter Schuster: „Milinko P. zeigte einen unbändigen Willen zu entkommen.“
Es war ihm aus Sicht der Richter egal, ob andere Menschen oder er selbst zu Schaden kommen könnten.
Der Richter: „Ein bedingter Tötungsvorsatz lag vor.“
Drei Mordmerkmale sah das Gericht: Zur Verdeckung einer Straftat, heimtückisch und mit gemeingefährlichen Mitteln – nämlich dem rasenden Auto – habe P. die Studentin getötet.
Johanna hatte keine Chance
Johanna Hahn wurde erfasst, durch die Luft geschleudert.
Sie hatte keine Chance.
Sie verstarb noch am Unfallort.
Der 18-jährige Beifahrer von P. erlag einen Tag später seinen Verletzungen.
Drei weitere Menschen mussten ärztlich behandelt werden.
Die Richter erkannten auf Mord in zwei Fällen, dreifachen versuchten Mord.
Ein Horror-Crash.
Zertrümmerte Autos, Rettungswagen.
P. hatte weitere Fahrzeuge gerammt.
Dabei hatte alles mit einer Tat begonnen, für die das serbische Trio wahrscheinlich eine Bewährungsstrafe bekommen hätte: Auf Klautour hatten sie einen Kleintransporter aufgebrochen, stahlen einige Koffer mit Werkzeug, wurden aber von Zivilfahndern beobachtet.
Die Beamten nahmen die Verfolgung auf – allerdings ohne Blaulicht und Martinshorn.
Sie alarmierten Verstärkung.
Sie keilten den Audi mit drei Wagen ein.
P. gelang die Flucht.
Der Richter: „Der Angeklagte setzte mit Vollgas zurück.“
Um nicht identifiziert zu werden.
Dann bretterte P. durch die City West.
Missachtete rote Ampeln, gab Gas.
Bis Johanna Hahn tot auf der Straße lag.
P. jammernd im Prozess: „Das tut mir sehr leid.“
Er habe nicht bemerkt, dass die Polizei hinter ihnen her war.
Danijel habe gerufen: „Das ist Mafia!“
Alles schob er auf den Beifahrer, der ebenfalls tot ist.
Die Richter hielten seine Version für eine „Schutzbehauptung.“
Seine Anwälte sprachen von einer „Kurzschlussreaktion“ aus Schrecken.
Ein Verteidiger kündigte bereits Revision an.
Damit würde der Fall vor den Bundesgerichtshof (BGH) gehen.
Ein hartes Urteil, „ein gutes und richtiges Urteil“, so Gregor Gysi.
Die Familie von Johanna aber weiß, dass kein Urteil der Welt für Gerechtigkeit sorgen kann: „Wir haben lebenslang ohne Hanni.“