Sprachassistent mit Eigenleben: Alexa feiert Party - am Ende ist ein Loch in der Tür !
Hamburg - Stundenlang dröhnten fette Hip-Hop-Beats aus der Wohnung von Nico H. (39) in Hamburg - obwohl der überhaupt nicht da war.
Hamburger hatte neun Alexa-Boxen
Seine insgesamt neun (!) „Alexa“-Boxen hatten ohne Aufforderung einfach Musik abgespielt, und das dann noch auf maximaler Lautstärke.
Als H. zurück kam, klaffte ein riesiges Loch in seiner Haustür.
„Eigentlich fand ich die Idee, die Technik hinter diesen Boxen immer toll“, sagt der 39-Jährige im Gespräch mit der „Hamburger Morgenpost“.
„Nun werde ich in Zukunft diese Dinger aber abschaffen und nicht mehr benutzen.“
Polizei war schon in der Wohnung
Denn als er um 11 Uhr am Sonntagvormittag die Treppen zu seiner Wohnung an der Otto-Ernst Straße hinaufging, kamen ihm Polizeibeamte entgegen.
„Nicht erschrecken“, sollen sie noch gesagt haben.
Kurz darauf entdeckte er das ziemlich große Loch in seiner Wohnungstür.
„Nachbarn hatten sich aus Sorge bei uns gemeldet“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth und bestätigt damit den Vorfall auf Nachfrage.
Über Stunden hinweg wäre laute Musik aus der Wohnung des 39-Jährigen gekommen, untypisch sei das gewesen, so Nachbarn.
Die Polizisten kamen um 10.30 Uhr am Wohnhaus an, versuchten zuerst, mit Leitern zu erspähen, ob H. zu Hause war.
„Da wir niemanden entdecken konnten, sein Auto aber vor der Tür stand, gingen wir von einer akuten Notlage aus.“
Polizei hatte schlimmen Verdacht
Die böse Befürchtung: Der Mann liege möglicherweise verletzt und hilfebedürftig, vielleicht sogar tot in seiner Wohnung.
Herbeigerufene Kräfte der Hamburger Feuerwehr sägten daraufhin ein Loch ins Türblatt, gelangten so ins Innere des schicken Zweizimmer-Apartments.
Ein Schlossaustausch war nicht möglich, denn: „Vor einem Monat hatte ich die Tür neu einbauen lassen, sie ist komplett einbruchssicher und verfügt über ein spezielles Schloss, das nicht zu knacken ist“, so Hartmann.
Die Beamten zogen die Stecker der insgesamt neun Boxen – das jähe Ende der wilden „Alexa“-Hip-Hop-Party.
Ironie des Schicksals: „Ich hatte extra so viele Boxen, weil der Raumklang um ein Vielfaches besser ist, wenn man sie auf geringer Lautstärke in der ganzen Wohnung verteilt aufstellt.
Optimaler Klang also.
Und außerdem ist es so wesentlich leiser, für die Nachbarn also um einiges angenehmer.“
Nicht so am Sonnabend ...
Doch der richtige Schock kam hinterher: H. konfrontierte Amazon mit dem Vorfall und den durch den Einsatz entstandenen Kosten von mehr als 3500 Euro.
„Der Kundendienst fing einfach an zu lachen und fragte mich, ob ich die AGB nicht gelesen hätte.
Darin wäre klar erklärt, dass Amazon für solche Art von Vorfälle nicht Sorge trage.“
Ein Amazon-Sprecher auf Anfrage: „Wir wurden auf den Vorfall in Hamburg aufmerksam gemacht und untersuchen ihn aktuell.“
H. will den Fall nicht auf sich sitzen lassen – und notfalls rechtlich gegen Amazon vorgehen.
„Erstens geht die Art und Weise nicht, wie man mit Kunden umgeht.
Und zweitens kann ich gar nichts dafür.
Wegen des technischen Fehlers sind diese heftigen Kosten entstanden, nicht wegen mir“, sagt er.
Rechtsexperte sieht die Geschichte kritisch
Eine Diagnose von Sonos, dem Hersteller der von Hartmann genutzten Boxen, hätte ergeben, dass „Alexa“ aus ungeklärten Gründen seine Playlist abgespielt hatte.
„Und das ist einzig und allein nur per Sprachsteuerung möglich.
Da aber niemand da war, ist das schwierig.“
Auch von außen hätte niemand die Boxen betätigen können, so Hartmann.
„Meine Fenster sind schalldicht, außerdem hätte das laute Schreien dann ja jemand mitbekommen müssen.“
Ein Rechtsexperte der Universität Hamburg sieht das Vorhaben Hartmann, vor Gericht zu ziehen, eher kritisch.
„Zunächst einmal muss man gucken, ob die AGB von Amazon überhaupt zivilrechtlich wirksam sind.
Und dann, das gilt generell, muss das Opfer Mängel nachweisen.
Und das ist in einigen Fällen mitunter nicht ganz einfach.“