Gift-Fund in Köln: Terrorverdächtiger (29) wollte sich zum IS nach Syrien absetzen !
Köln - Lagern im Hochhaus an der Osloer Straße in Köln-Chorweiler eventuell noch weitere giftige Substanzen?
Nach dem Fund von hochgiftigem Rizin in der Wohnung des festgenommenen Tunesiers Sief Allah H. (29) sind am Freitag erneut Polizei, Feuerwehr, Bundeskriminalamt und Experten des Robert-Koch-Instituts angerückt, um zwei Wohnungen des verdächtigen 29-jährigen Tunesiers sowie sechs leerstehende Wohnungen zu durchsuchen.
Nach mehreren Stunden neigte sich die Aktion am Nachmittag dem Ende zu.
Gefährliche oder verdächtige Mittel oder Gegenstände sollen nicht entdeckt worden sein.
Kölner Giftmischer wollte sich nach Syrien absetzen
Wie der „Spiegel“ unterdessen berichtet, soll der Tunesier zwei Mal versucht haben, zum sogenannten Islamischen Staat (IS) nach Syrien auszureisen.
Bei den Versuchen habe er wahrscheinlich auch Unterstützung durch Anhänger des IS gehabt, berichtet das Magazin in seiner neuen Ausgabe.
Die Reise des 29-Jährigen sei aber jeweils in der Türkei gescheitert.
Die türkischen Behörden hätten die deutschen informiert.
Dennoch sei weder ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet, noch sei er als islamistischer Gefährder eingestuft worden.
Eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums nahm dazu keine Stellung und verwies auf die Bundesanwaltschaft.
Diese wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.
Tunesier plante „sehr wahrscheinlich“ Gift-Terroranschlag
H. hat nach Einschätzung des Verfassungsschutzpräsidenten „sehr wahrscheinlich“ einen Gift-Terroranschlag geplant.
Die Auswertungen seien zwar noch nicht abgeschlossen, „allerdings ist es in der Gesamtschau der bislang vorliegenden Hinweise sehr wahrscheinlich, dass hier ein terroristischer Anschlag vereitelt werden konnte“, sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen der „Rheinischen Post“.
Nach Informationen der Zeitung hätte die gefundene Menge zur Herstellung von hochgiftigem Rizin für 250 bis 1000 toxische Dosen, je nach Ausbringungsmethode auch für mehr gereicht.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul hatte am Donnerstag schon gesagt: „Das Gefahrenpotenzial, was von ihm ausging, war schon relativ hoch.“
Nach Ansicht des Düsseldorfer Toxikologen Gerhard Fritz ist die geringste Dosis Rizin schon tödlich.
„Es gibt kaum etwas, was gefährlicher wäre.“
Verdächtiger seit mehreren Wochen aktiv
Der 29-Jährige soll bereits seit mehreren Wochen biologische Waffen in seiner Wohnung hergestellt haben und bei der Produktion seines tödlichen Gifts weit fortgeschritten sein.
Das Material zur Herstellung des hochgiftigen Rizin hatte der Tunesier sich nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft im Internet gekauft und seit Anfang Juni zusammengemischt.
Es bestehe deswegen dringender Tatverdacht, hatte die Justizbehörde am Donnerstag in Karlsruhe mitgeteilt.
Mittäter soll der Mann nach bisherigen Erkenntnissen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums nicht gehabt haben.
„Ich habe im Moment keinen Hinweis darauf“, sagte Innenminister Reul am Donnerstag in Düsseldorf.
Auffällige Einkäufe im Internet
Der 29-jährige Tunesier hatte den Verdacht der Sicherheitsbehörden geweckt, weil er auffällig im Internet eingekauft hatte.
Unter anderem hatte Sief Allah H. bei einem Online-Versandhändler 1000 Rizinus-Samen und eine elektrische Kaffeemühle gekauft.
„Anfang Juni 2018 setzte der Beschuldigte sein Vorhaben um und stellte erfolgreich Rizin her“, teilte die Bundesanwaltschaft mit. „
Dieses konnte bei dem Beschuldigten sichergestellt werden.“
Der Bundesgerichtshof hatte bereits am Mittwochabend Haftbefehl gegen den 29-Jährigen erlassen.
Laut „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“ soll der Tatverdächtige erst im November 2016 nach Deutschland eingereist und polizeilich nicht in Erscheinung getreten sein.
Tunesier am Dienstag festgenommen
Staatsschutz und Ermittlungsbehörden hätten einen Hinweis auf den Mann erhalten, der dann observiert und am Dienstagabend festgenommen wurde.
Spezialkräfte stürmten die Wohnung des Mannes, seiner Frau und Kinder in einem Hochhaus.
Für die medizinische Untersuchung der Nachbarn des mutmaßlichen Giftmischers sieht die Stadt Köln keinen Anlass.
Nach Aussagen von Experten des Robert Koch-Instituts sehe man keine Notwendigkeit, „Maßnahmen für Personen zu treffen, die sich außerhalb der Wohnung befanden“, erklärte die Stadt auf Anfrage.