Giftanschlag auf Kölner Arzt: Ehemann (54) der Angeklagten als Zeuge - Tränen fließen !
Es ist ein Mammutprozess vor dem Landgericht.
Es geht um einen mutmaßlichen Mordversuch in besten Kölner Kreisen.
Angeklagt ist eine Arzt-Gattin (41).
Köln. Der Fall ist mysteriös und tragisch zugleich.
In besten Kölner Kreisen soll ein betagter Mediziner einem Giftanschlag seiner Schwiegertochter zum Opfer gefallen sein.
Für den Prozess, der am 30. Juli begann, sind insgesamt 29 Verhandlungstage vorgesehen.
Mit Spannung erwartet: der Ehemann (54) der Angeklagten, der nicht von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machte, sondern am Freitag (24. September) umfangreich aussagte.
Der 54-Jährige, Arzt wie sein Vater, hatte bereits auf dem Zeugenstuhl Platz genommen, als seine Frau von Wachtmeistern hereingeführt wurde.
Die Angeklagte guckte zunächst an ihm vorbei, winkte zaghaft ins Publikum.
Doch anschließend klebte ihr Blick regelrecht an ihrem Mann und sie zeigte ein leichtes Lächeln.
Fiel Arzt seiner Schwiegertochter zum Opfer?
Die 41-Jährige bestreitet die Vorwürfe.
Und die sind heftig.
Ihr wird vorgeworfen, am 5. Juli 2020 versucht zu haben, ihren damals 80-jährigen Schwiegervater mit einer Überdosis Insulin zu ermorden.
Laut Anklage soll die Frau an jenem Tag gegen 16 Uhr zu ihrem Schwiegervater gefahren sein.
Sie hatte Muffins mitgebracht.
Schließlich soll sie dem Arzt über ein Getränk heimlich das Schlaf- und Beruhigungsmittel Tavor eingeflößt haben, um ihn zu betäuben.
Anschließend soll es ihr ein Leichtes gewesen sein, ihrem Opfer 1000 Einheiten der Insulinmittel NovoRapid und Protaphane zu verabreichen.
Nachdem sie wieder gefahren war, soll der 80-Jährige einen hypoglykämischen Schock erlitten haben.
Dabei sank der Blutzuckerspiegel ins Bodenlose.
Er wurde bewusstlos. In dem Zustand fand die Haushälterin den Mediziner tags drauf.
Er kam sofort in die Uni-Klinik.
Laut Anklage bestand für ihn zeitweilig akute Lebensgefahr.
Ehemann (54) der Angeklagten als Zeuge vernommen
Die Aussage des Ehemanns am Freitag war extrem umfangreich, mehrfach musste der Richter ihn wieder in die Spur bringen, weil er abschweifte.
Er begann mit dem 22. Juni 2020.
Sein Vater sei in die Praxis gekommen und habe angegeben, sich schlecht zu fühlen, erzählte er.
Es sei dann unter anderem ein EKG gemacht worden, um einen Infarkt auszuschließen.
Die Untersuchungen hätten nichts Wesentliches ergeben, so der Zeuge.
Am 3. Juli sei dann der Geburtstag seiner verstorbenen Mutter gewesen.
„Unsere Tochter hatte die Idee, die Oma 'zu besuchen'“, so der 54-Jährige.
Als er von der damals Fünfjährigen spricht, wischte sich die Angeklagte Tränen aus den Augen.
Der Besuch am Grab sei auch mit seinem Vater so abgesprochen gewesen, erzählte der Zeuge weiter.
Doch der habe es vergessen, hatte für den Tag Gäste eingeladen.
Es sollte Quiche und Champagner geben.
Auch ein Buffet war bestellt.
Die Verabredung sei dann auf den 5. Juli, 16 Uhr, verschoben worden.
An dem Tag seien seine Frau und Tochter, die zuvor gemeinsam Muffins gebacken hätten, losgefahren.
Er und der kleine Sohn (damals 2) seien zu Hause geblieben.
Er wollte sich einem großen Gartenprojekt widmen.
„Ich war dann verblüfft, wie schnell die beiden wieder zurück waren“, erklärte er vor Gericht.
Laut Kölner Staatsanwaltschaft lenkte Angeklagte ihre Tochter mit Video ab
Seine Frau habe ihm erzählt, dem Schwiegervater gehe es nicht so gut.
Er habe die Tür erst nach langem Schellen geöffnet – zerknittert, so, als habe er geschlafen.
Die drei seien dann auch nicht auf den Friedhof gegangen, sondern hätten die Muffins im Wohnzimmer gegessen.
Die Tochter sei etwas enttäuscht gewesen.
Laut Staatsanwaltschaft soll die Angeklagte ihre Tochter bei dem Besuch vor das Handy gesetzt haben, damit sie Netflix-Videos guckt.
Die Zeit soll sie dann genutzt haben, um ihren Schwiegervater mit Tavor ruhig zu stellen und ihm eine Überdosis Insulin zu spritzen.
Die 41-Jährige ist selbst Diabetikerin und soll am gleichen Tag „Überdosis Insulin“ gegoogelt haben.
Den Verlauf in ihrem Handy löschte sie später.
Ermittler konnten ihn jedoch später wiederherstellen.
Der Ehemann vor Gericht: „Meine Frau und ich googeln ständig etwas. “
Wieder vom Schwiegervater zurück soll seine Frau ihn aufgefordert haben, seinen Vater anzurufen, der sei wirklich komisch gewesen.
„Haben sie ihn angerufen?“, wollte der Richter wissen.
Der Zeuge: „Nein.
Der Zustand – wie das rüberkam, ich habe keine Dringlichkeit gesehen, dem nachzugehen.“
An einem Tag gleich drei Pakete Insulin verordnet
Der Ehemann berichtete auch umfänglich von der Diabetes-Erkrankung seiner Frau während der beiden Schwangerschaften und das erneute Aufflammen mit Corona-Beginn.
Er berichtete, dass die Insulinspritzen von ihm verordnet worden seien.
Alle Rezepte für die Familie würden über seinen Schreibtisch gehen, auch die Antidepressiva seiner Frau.
Der Richter hielt dem Ehemann vor, dass es für die Angeklagte am 4. Mai 2020 die erste Insulinverordnung gegeben habe.
Und am 2. Juli 2020 seien vom gleichen Medikament gleich drei Packungen verordnet worden.
Daraufhin erklärte der Zeuge, dass seine Frau ihm ihre Medikamenten-Wünsche geben würde, auch für die Kinder – das könne auch schon mal eine Liste sein.
„Ich habe das auch nicht geprüft“, erklärte er.
Auch nicht die Bestände zu Hause.
„Aber drei Pakete?“, hakte der Richter nach.
„Als Erklärung würde ich den geplanten Urlaub bemühen“, so der Ehemann der Angeklagten.
„Ich habe mir nichts dabei gedacht.“
Bei einer Hausdurchsuchung soll jedoch eine größere Menge der drei Packungen sichergestellt worden sein.
Angeklagte soll sich um Schwiegervater bemüht haben
Wie denn das Verhältnis seiner Frau zum Schwiegervater gewesen sei, wollte der Richter wissen.
„Es ist schwer zu beschreiben, weil es eine Entwicklung gab“, erklärte der 54-jährige Mediziner.
Wie bereits bei seinen Ex-Freundinnen sei auch die Beziehung zur seiner jetzigen Frau bei seiner Mutter auf heftige Gegenwehr gestoßen.
„Sie hat die böse Schwiegermutter gegeben.
Erst als sie starb, hatte mein Vater das Bedürfnis, sich an uns zu wenden. “
Ein Jahr später kam dieser mit einer Witwe zusammen.
Seine Frau habe versucht, die Familie zusammenzuhalten, so der Zeuge.
Das sei aber schwierig gewesen, weil sein Vater ständig verplant war.
Dennoch habe sie ständig versucht, „meinen Vater mehr in unser Leben zu holen“, erklärte er.
Als es zur Trennung von der Lebensgefährtin kam, sei dieser nicht mehr wiederzuerkennen gewesen.
„Er konnte sich mit der Rolle als Opa anfreunden. “
Kölner Arzt überlebte, ist seitdem aber ein Pflegefall
Was könnte ein mutmaßliches Motiv der 41-Jährigen gewesen sein?
Ein anderer Zeuge, der Schwager, hatte im Vorfeld von „einer gewissen Geldnot“ bei der Familie der Angeklagten gesprochen.
Das schöne Haus in Top-Lage, in dem die Familie wohnt, gehört dem heute 81-jährigen Senior, wie sein Sohn am Freitag selbst vor Gericht erklärte.
Das Opfer hatte überlebt, ist seitdem ein Pflegefall.
Jürgen Graf, Verteidiger der Angeklagten, hält die Vorwürfe für haltlos.
Vor Prozessbeginn hatte er erklärt: „Meine Mandantin ist völlig unschuldig, es gibt kein Motiv, auch hat die Staatsanwaltschaft alle entlastenden Aspekte nicht in Betracht gezogen.“