Der BND und NSA Skandal !

Steinmeier vor NSA-Ausschuss !

Berlin - Umfangreiche Aussagen zur Datenspionage der Geheimdienste erwartet der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags heute von Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Unter Kanzler Gerhard Schröder war Steinmeier Chef des Bundeskanzleramts und damit politisch verantwortlich für die Nachrichtendienste.
Das Bundestagsgremium untersucht unter anderem die Kooperation des Bundesnachrichtendienstes mit dem US-Geheimdienst NSA.
BND und NSA sollen dabei die Grenzen des Zulässigen deutlich überschritten haben.


 
Steinmeiers Geschichtsstunde im NSA-Untersuchungsausschuss !

Berlin. Steinmeier beruft sich vor dem NSA-Ausschuss auf die Stimmung nach dem 11. September.
An Details kann er sich oft nicht mehr erinnern.

Er ist gut vorbereitet, liest vom Papier ab, mit ruhiger Stimme, mehr als eine Stunde.
Er nimmt seine Zuhörer mit in die Zeit des 11. Septembers 2001. New York, World Trade Center, Osama Bin Laden.
„Etwas Unfassbares“, sagt Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).
Man rechnete mit einer Serie von Terroranschlägen in Europa. Deutschland schickte Soldaten nach Afghanistan.
Steinmeier spricht von einer „veränderten Sicherheitssitua*tion“.

Es geht im NSA-Untersuchungsausschuss um die Spionage des US-Geheimdienstes, um die Kooperation mit dem deutschen Auslandsgeheimdienst BND – und damit auch um die Frage: Half der BND den USA, deutsche Bürger und europäische Firmen und Politiker zu bespitzeln?
Laut Berichten wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) abgehört.
Und auch Steinmeier.
Seine Haltung dazu: Abhören unter Freunden bringt mehr Schaden als Nutzen.

Über „operative Details“ kann der Außenminister nichts sagen
Steinmeier war 2001 Chef des Bundeskanzleramtes unter Gerhard Schröder (SPD) – und damit zuständig für die deutschen Nachrichtendienste.
Eigentlich müsste der damalige Geheimdienstkoordinator viel berichten können über die Zusammenarbeit zwischen BND und NSA.
Doch immer wieder beruft er sich darauf, dass das alles schon 15 Jahre her sei.
Fest steht für ihn: Er wusste nichts von einer juristisch unzulässigen Spionage.
Als Kanzleramtschef habe er auch keinen Hinweis erhalten, dass der NSA Suchbegriffe, sogenannte Selektoren, beim BND eingespeist hat.

Steinmeier redet lieber vom „Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit“.
Die Grenzen des Rechtsstaats seien zu keinem Zeitpunkt überschritten worden, ist sich der Jurist sicher.
Er sagt diesen Satz in verschiedenen Varianten: Man habe damals „die richtige Balance gewahrt“.
Oder: Klar war, dass die „Grundpfeiler des Rechtsstaates nicht angetastet“ wurden.

BND damals noch vom Ost-West-Konflikt geprägt
Man habe vielmehr einem Land zur Seite gestanden, das Deutschland seit 1945 immer zur Seite gestanden habe.
Über „operative Details“ beim BND kann er nichts sagen.
Vielmehr habe Deutschland die Kooperation mit den USA gebraucht.
Der deutsche Auslandsnachrichtendienst sei damals noch stark vom Ost-West-Konflikt geprägt gewesen.
Das digitale Zeitalter sei für die Sicherheitsbehörden noch Neuland gewesen.

Steinmeier hat Routine im Umgang mit Vorwürfen zur NSA-Affäre – und auch zu anderen Entscheidungen in seiner Zeit als Kanzleramtschef.
Der Minister, der als Außenminister so populär ist wie kaum ein anderer Politiker, musste sich wegen eines Einsatzes von BND-Agenten im Irakkrieg sechsmal als Zeuge vor einem Untersuchungsausschuss rechtfertigen.

Versuche der Union, Steinmeier als skrupellosen Strippenzieher zu diffamieren
Unter Druck geriet der SPD-Politiker auch wegen der jahrelangen Inhaftierung des Bremer Türken Murat Kurnaz im US-Gefangenenlager Guantanamo.
Kurnaz und auch die Opposition warfen Steinmeier vor, eine rasche Freilassung des Häftlings verhindert oder wenigstens verzögert zu haben.

Steinmeier sagt dagegen, Kurnaz sei ein Sicherheitsproblem gewesen.
Er musste sich als Geheimdienstkoordinator schwierigen Abwägungen stellen, das prägt ihn bis heute.
Frühere Versuche vor allem der Union, Steinmeier als skrupellosen Strippenzieher zu diffamieren, liefen aber ins Leere – bis heute ist kein Fall substanziell belegt.
Der Realpolitiker ärgert sich umgekehrt über Leute, die Außenpolitik „aus dem Ohrensessel in Berliner Herrenzimmern machen“ wollten.
Er ist da robuster: „Politik ohne Moral funktioniert nicht“, hat Steinmeier neulich erklärt.
Aber wer Politik mit Moral gleichsetze, beraube sich der Handlungsmöglichkeiten, um die Welt in kleinen Schritten und Kompromissen zu verändern.

„Sie gehen überhaupt nicht auf meine Fragen ein“
Die Jahre im Kanzleramt waren wohl eine gute Schule für seine Rolle als Außenminister: Er tritt stets besonnen, fast cool auf – auch wenn er als Krisenmanager mit autoritären Herrschern zu tun hat.
„Wer etwas bewirken will, muss hin zu den Konflikten und Konfliktparteien, er muss das direkte Gespräch suchen“, das ist die Devise Steinmeiers. Im Untersuchungsausschuss am Donnerstag ist ein zentraler Punkt ein Brief an die Telekom.
Das Kanzleramt bekräftigte darin den Zugang des BND auf den Internetknotenpunkt in Frankfurt/Main.
Steinmeier kann sich nicht erinnern, ob er den Brief gesehen hat.

Wichtiger für ihn ist ohnehin: Der Brief sei kein Freifahrtschein für den US-Geheimdienst gewesen.
Scharfe Fragen kommen nicht mal von den Obleuten der Opposition.
Sie kritisieren die Aussagen des Ministers zwar als unzureichend, Hans-Christian Ströbele (Grüne) moniert: „Herr Steinmeier, Sie gehen überhaupt nicht auf meine Fragen ein.“

Doch die Opposition verliert sich im Kleinklein.
Es ist die 91. Sitzung des NSA-Ausschusses.
Die Luft ist nach zwei Jahren raus.
In Bedrängnis kommt Steinmeier nie.
Bei kritischen Fragen sagt er: „Sie unterschätzen die Situation, in der wir uns damals befanden.“


 
BND-Chef Schindler muss gehen !

Berlin - Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Gerhard Schindler, soll nach Medieninformationen abgelöst werden.

Sein Nachfolger an der Spitze des Auslandsgeheimdienstes werde der Verwaltungsbeamte Bruno Kahl, ein Vertrauter von Finanzminister Wolfgang Schäuble, berichten Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR unter Berufung auf Berliner Regierungskreise.

Schindler war unter Druck geraten, nachdem bekannt wurde, dass der BND in seiner Abhörstation in Bad Aibling Suchbegriffe des US-Geheimdienstes NSA eingesetzt hatte, mit denen auch europäische Verbündete ausspioniert worden waren.


 
Regierung bestätigt Wechsel an BND-Spitze - Kahl folgt Schindler !

Berlin - Die Bundesregierung will den Bundesnachrichtendienst mit einem Führungswechsel und tiefgreifenden Reformen aus dem Affären-Strudel bringen.

Der BND stehe in den nächsten 5 bis 10 Jahren mit der größten Umstrukturierung seiner Geschichte vor einer Herkulesaufgabe, sagte Kanzleramtsminister Peter Altmaier.
Der Wechsel an der BND-Spitze vom derzeitigen Präsidenten Gerhard Schindler zum Verwaltungsjuristen und Sicherheitsexperten Bruno Kahl soll den Auslandsgeheimdienst demnach für den Anti-Terror-Kampf und die Bewältigung von Cyber-Bedrohungen fit machen.


 
Nach Schindler geht auch Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes !

Berlin - Die Führung des Bundesnachrichtendienstes wird nach jahrelangen Affären weitgehend ausgetauscht.
Nach dem Rauswurf von BND-Chef Gerhard Schindler zum 1. Juli verlässt auch sein Vize Michael Klor-Berchtold vorzeitig den Auslandsgeheimdienst.

Ein entsprechender Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wurde der dpa in Sicherheitskreisen bestätigt.
Der Wechsel an der BND-Spitze soll den Auslandsgeheimdienst für den Anti-Terror-Kampf und die Bewältigung von Cyber-Bedrohungen fit machen.


 
NSA-Ausschuss : Verfassungsschutz von NSA-Enthüllungen kalt erwischt !

Von den Snowden-Enthüllungen wurde der Verfassungsschutz kalt erwischt, erklärte der für die Spionageabwehr zuständige Referatsleiter im NSA-Ausschuss.
Nachdem das Ausmaß der Überwachungsmaschinerie bekannt wurde, ermittelte auch der Geheimdienst, doch allzu konkrete Ergebnisse kamen dabei offenkundig nicht heraus.

Als Zeuge wurde Frank Wingerath befragt, der seit 2010 die Referatsgruppe für Spionageabwehr im Verfassungsschutz leitet.
Nach den ersten Enthüllungen im Sommer 2013 führte er auch die „Sonderauswertungsgruppe“, um die Vorwürfe aufzuklären, die infolge der Snowden-Dokumente publik wurden.
Vor allem in den ersten Monaten stand der Verfassungsschutz dabei unter Druck, so Wingerath.
Es habe mindestens 20 große Anfragen „aus dem parlamentarischen Raum“ gegeben, der Verfassungsschutz sollte daher „zeitnah“ und „umfassend“ für Klarheit sorgen.

Verfassungsschutz erhielt Informationen aus den Medien
Damit war der Geheimdienst allerdings überfordert, der Informationsstand wäre nur „sehr gering“ gewesen.
„Unser großes Problem war, dass uns die Dokumente selber nicht vorlagen, und wir ausschnitthaft wahrnehmen mussten, was meistens im Spiegel stand“, so Wingerath.
Man habe zwar versucht, Unterstützung von außen zu erhalten.
Doch die entsprechen Anfragen waren nicht erfolgreich.

Im Januar 2014 hatte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen etwa beim Spiegel anfragt, um Einsicht in die Snowden-Dokumente zu erhalten.
Dabei spielte die Redaktion aber nicht mit.

Im Frühjahr 2015 hat die Sonderauswertungsgruppe ihre Tätigkeit dann mit einem Abschlussbericht beendet.
Über Ergebnisse des als geheim eingestuften Abschlussberichts wollte sich Wingerarth aber zumindest in öffentlicher Sitzung nicht äußern.
Inhaltlich äußerte er sich zwar auch im NSA-Ausschuss, doch die Antworten blieben in der Regel äußerst vage.

Der globale Datenverkehr und die Zuständigkeit
So stellt sich nun etwa die Frage, inwieweit die Spionageabwehr des Verfassungsschutzes überhaupt zuständig ist, wenn deutsche Kommunikationsdaten durch ausländische Geheimdienste erfasst werden.
Deutlich wird das am Beispiel des Tempora-Programms, das der britische Geheimdienst GCHQ betreibt, um die transatlantischen Glasfaserkabel massenhaft zu überwachen.
Denn der Knackpunkt ist: Selbst wenn deutsche Daten erfasst werden, erfolgt die Überwachung im Ausland.
Dementsprechend sei Tempora auch kein Fall für die Spionageabwehr, so Wingerath laut dem Live-Ticker von Netzpolitik.org.


Die Probleme bestehen aber nicht nur im Ausland.
Denn der Verfassungsschutz ist auch nicht immer zuständig, wenn etwa die NSA Datenleitungen in Deutschland anzapft.
Die Aussagen von Wingerath blieben zwar vage, doch im Kern erklärte er: Erfolgt der Zugriff auf deutschem Boden, wäre es illegal.
Wenn die Überwachung aber etwa innerhalb eines US-Stützpunktes in Deutschland durchgeführt werde, wäre das Anzapfen der deutschen Datenleitungen legitim, da es – rechtlich gesehen – um ein amerikanisches Gebiet handelt.

Helikopter über US-Botschaft war kein Erfolg
Ohnehin erfolgt die Spionageabwehr im Verfassungsschutz nicht flächendeckend.
Stattdessen werde der Geheimdienst erst aktiv, wenn es einen bestimmten Anlass gibt – so wie es bei den Snowden-Enthüllungen der Fall war.
Wie die Maßnahmen des Verfassungsschutzes dann aussehen können, zeigte sich im August 2013: Damals überflog ein Helikopter der Bundespolizei das US-Konsulat in Frankfurt a.M., um Fotos von den Antennen auf dem Dach zu machen.
Auf diese Weise sollte dann potentielle Abhörtechnologie identifiziert werden.

Einen weiteren Anlauf unternahm der Verfassungsschutz, nachdem im Herbst 2013 bekannt wurde, dass die NSA auch das Handy von Kanzlerin Angela Merkel überwacht hat.
Verfassungsschutz-Präsident Maaßen wandte sich damals direkt an die US-Seite: Spezialisten des Verfassungsschutzes sollten auf das Dach der amerikanischen Botschaft in Berlin, um den Verdacht auszuräumen, dass von dort aus das Kanzleramt abgehört wurde.
„Das wurde abgelehnt“, so Wingerath.

Allzu erfolgreich verlief die Aufklärung des Verfassungsschutzes also nicht. Wingerath: „Es haben sich keine Beweise im eigentlichen Sinne ergeben.“
Das gelte für Behörden und andere Ziele in Deutschland, die womöglich durch westliche Geheimdienste ausspioniert wurden – konkrete Erkenntnisse liegen dem Verfassungsschutz nicht vor.
Ebenso wenig konnte Wingerath sagen, ob das Handy von Kanzlerin Merkel durch eine Abhörstation überwacht wurde, die innerhalb der amerikanischen Botschaft in Berlin installiert ist.
Es gebe „keinen Beweis, sondern nur einen Anhaltspunkt“, lautete sein Fazit.


 
NSA-Ausschuss: Snowden, der russische Doppelagent !

Steile These von Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen im NSA-Ausschuss: Edward Snowden wäre kein idealistischer Whistleblower, sondern vielmehr ein russischer Doppelagent.
Belege für diese Aussage hat er allerdings nicht.

Grundsätzlich erklärte Maaßen, dass Snowden die NSA „ausgeplündert habe, wie kein zweiter zuvor“.
Das habe sowohl dem amerikanischen als auch den deutschen Geheimdiensten erheblichen Schaden zugefügt.
Zudem hätten die NSA-Enthüllungen einen Keil zwischen die USA und die engsten Verbündeten getrieben – und insbesondere auch zwischen die USA und Deutschland.

Daher hält Maaßen es auch für plausibel, dass es sich bei den Enthüllungen um eine russische Geheimdienstoperation handele.
Dass Snowden weltweit nicht als Überläufer oder Doppelagent wahrgenommen werde, sondern als Idealist und Whistleblower, beschreibt er laut dem Live-Ticker von Netzpolitik.org als „hervorragende Desinformationskampagne“.

Keine Belege, keine Beweise
Der einzige Anhaltspunkt für den Vorwurf ist allerdings: Eine „hohe Plausibilität“.
Ansonsten existiere kein Beweis oder irgendetwas in der Art.
Selbst auf mehrfaches Nachfragen der Abgeordneten im NSA-Ausschuss antwortet Maaßen: „Wir haben keine Belege, dass Snowden russischer Agent ist.“

Wenig überraschend fällt angesichts solcher Aussagen die Reaktion der Mitglieder im NSA-Ausschuss aus: Diese reicht von Erstaunen und bis zur Kritik.
So erklärt etwa der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele, es sei der Verfassungsschutz, der in diesem Fall eine Desinformationskampagne betreibe.
Ströbele verweist dabei auch auf einen Bericht des Focus vor einigen Wochen.
In diesem hatten Maaßen und der ehemalige BND-Präsident Gerhard Schindler bereits ähnliche Behauptungen aufgestellt, ohne einen konkreten Beweis zu liefern.

Derweil hat auch Snowden auf die Vorwürfe reagiert.
Auf Twitter spottete er sogar auf Deutsch:

Ob Maaßen Agent des SVR oder FSB ist, kann derzeit nicht belegt werden. ¯\_(ツ)_/¯ #BfV #NSAUA
— Edward Snowden (@Snowden) June 9, 2016


Aufklärungsarbeit als vermeintliche Geheimdienst-Blockade
Doch es ist nicht nur Snowden, den Maaßen bei dem verbalen Rundumschlag ins Visier nimmt.
Auch die Aufklärungsarbeit in den Ausschüssen beschreibt er als Belastung.
„Permanente Skandalisierungsbemühungen beschädigen unsere Kapazitäten“, so Maaßen.
Denn es koste erhebliche Arbeitszeit, um die Informationen für die Ausschüsse bereitzustellen.
Arbeitszeit, die an anderer Stelle dringender benötigt würde.
„Niemand sage im Fall eines Terroranschlages, er habe das nicht gehört“, so Maaßen.

Auch bei diesem Vorwurf folgte prompt die Antwort von den Mitgliedern des NSA-Ausschusses.
So erklärt die Linke-Abgeordnete Martina Renner: „Es gibt keine Skandalisierungsversuche im Parlament zur Arbeit im Bundesamt für Verfassungsschutz, sondern Skandale im Bundesamt für Verfassungsschutz, die aufgeklärt werden müssen.“

Verfassungsschutz und der Drohnenkrieg
Neben dem Schlagabtausch über Snowden und die Aufklärungsarbeit ging es bei der aktuellen Sitzung auch um klassische Themen des NSA-Ausschusses wie den Einsatz des NSA-Überwachungsprogramms XKeyscore.
Laut Maaßen würde es der Verfassungsschutz nicht zur massenhaften Datenerfassung nutzen, sondern ausschließlich als Analyse- und Auswertungstool.
Das sei nötig, um mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten.
Zudem gebe es auch kein Abkommen mit der NSA, das einen unkontrollierten Datenaustausch vorsieht.
Stattdessen würden diese nur im Einzelfall und entsprechend der deutschen Gesetze übermittelt.

Ein zentrales Thema war zudem die deutsche Beteiligung am amerikanischen Drohnenkrieg.
Der Vorwurf lautet: Deutsche Geheimdienste haben an tödlichen Drohneneinsätzen des US-Militärs mitgewirkt, indem Metadaten von mutmaßlichen Terroristen an die amerikanischen Geheimdienste übermittelt wurden.
Der ehemalige Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm räumt nun ein: „Es ist natürlich denkbar, dass Informationen, die von uns geliefert wurden, Teil einer Gesamtinformation werden, die dann geeignet ist, solch einen gezielten Angriff durchzuführen.“

Maaßen erklärt allerdings, wissentlich wären keine Daten für einen Drohnen-Einsatz übermittelt worden.
Verfassungsschutz-Mitarbeiter hätten Informationen in dem „guten Gewissen“ an die US-Dienste weitergegeben, dass diese „weder geeignet sind noch genutzt werden können“, um ein Ziel zu lokalisieren.
Zudem gebe es Abkommen, die eine militärische Nutzung der Daten eigentlich unterbinden sollen.


 
Kabinett legt BND als Konsequenz aus NSA/BND-Affäre an kürzere Leine !

Berlin - Als Konsequenz aus dem Skandal um Spionage unter Freunden legt das Kanzleramt den Bundesnachrichtendienst an eine kürzere Leine.
Das Kabinett verabschiedete den Entwurf für ein neues Gesetz, das die Kontrolle und die Arbeit des deutschen Auslandsgeheimdienstes auf eine neue rechtliche Grundlage stellen soll.

Das Gesetz muss noch vom Bundestag verabschiedet werden.
Eine Zustimmung der Koalitionsfraktionen von Union und SPD gilt nach monatelangen Verhandlungen als sicher.
Schwere verfassungsrechtliche Bedenken kamen von den Grünen.


 
Neue Details zur Spionageaffäre: Der BND hatte dutzende Regierungen im Visier !

Die interne Ermittlergruppe des Bundestages hat neue brisante Details in der BND-Affäre enthüllt.
Das Bespitzeln in EU- und Nato-Staaten könnte Kanzlerin Angela Merkel jetzt in diplomatische Erklärungsnot bringen.
Noch 2013 hatte sie erklärt: "Ausspähen unter Freunden - das geht gar nicht."

Es ist ein bislang einzigartiger Blick in Details und Hintergründe der Arbeit eines deutschen Geheimdienstes.
Auf 22 Seiten hat das Bundestagsgremium zur Kontrolle der Geheimdienste (PKGr) seine Erkenntnisse und Bewertungen über die eigentlich verbotene "Spionage unter Freunden" des Bundesnachrichtendienstes (BND) zusammengetragen.

Demnach hatte der BND 3300 Ziele in EU- und Nato-Staaten im Visier, bis Ende 2013 diese Art der Spionage klar verboten wurde.
Die Untersuchung zeigt: Viele Aktionen waren unverhältnismäßig, und: Es mangelte dabei an politischer Sensibilität.

EU-Regierungsmitglieder wurden abgehört
So wurde "eine niedrige zweistellige Zahl von Teilnehmern" abgehört, die Regierungen von EU- oder Nato-Ländern zuzuordnen sind.
Darunter sind Staats- oder Regierungschefs und Minister, deren Umfeld - also der Amtssitz, der Stab oder das Büro - sowie militärische Einrichtungen.
Es gehe um "mehrere Dutzend" solcher Fälle.

Besonders intensiv hat der BND diplomatische Vertretungen von EU- oder Nato-Ländern weltweit ausspioniert.
In diese Kategorie fallen mehr als zwei Drittel der insgesamt 3300 Ziele mit EU- und Nato-Bezug.

Hinzu kommt eine mittlere zweistellige Zahl von Organisationen und Einrichtungen von Nicht-Regierungsorganisationen oder der Wirtschaft.
Als Beispiele werden die Bereiche Luft- und Raumfahrt, Rüstung, Transport, Medien und Beratung genannt.
Unklar bleibt in dem Bericht unter anderem, was mit dem Bereich Medien gemeint ist.

Vertrauenskrise in Europa?
Die neuen Details könnten die Kanzlerin Angela Merkel und ihre schwarz-rote Regierung in diplomatische Erklärungsnot bringen.
Angesichts der schwierigen Lage nach dem Brexit-Votum der Briten für einen Ausstieg aus der EU und der nicht bewältigten Flüchtlingskrise ist die Bundesregierung auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in der EU angewiesen.

Infogewinn und politisches Risiko nicht abgewogen
Bei den vom BND ausspionierten EU-Institutionen handele es sich zwar um eine überschaubare Anzahl von Zielen, schreibt das Gremium.
Ein speziell dargestellter Fall wird aber als besonders gravierend und "selbst bei wohlwollender Betrachtung" ungerechtfertigt beschrieben.
Es gebe "keinerlei Hinweise, dass im BND zu irgendeinem Zeitpunkt der erhoffte Informationsgewinn gegen das politische Risiko der Maßnahme abgewogen wurde".

Und weiter: "Das schwerste Problem liegt aber darin, dass der BND hier zumindest einen deutschen Staatsbürger mit Wissen und Wollen gesteuert", ihn also abgehört hat.
Deutsche Bürger sind per Gesetz auch im Ausland vor Ausspähung durch deutsche Geheimdienste geschützt.

Gründe für Abhöraktionen oft nicht klar
Neben den diplomatischen Vertretungen tauchen laut dem Bericht besonders viele Einzelpersonen als BND-Ziele in EU- oder Nato-Ländern auf.
Auch hier könnte noch Sprengstoff verborgen liegen, denn die Ermittler räumen ein, dass aus den vom BND zur Verfügung gestellten Unterlagen meist nicht hervorgeht, um wen es sich handelt und warum die Person abgehört wurde.

Die Geheimdienstkontrolleure bescheinigen dem BND in ihrem Bericht in vielen Fällen, dass die Aktionen "als nicht auftragskonform und rechtlich unzulässig" zu betrachten seien.

Mehrmals wird dem BND ein unverhältnismäßiges und politisch unsensibles Vorgehen attestiert.
Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele wirft dem BND in einem "Sondervotum" Rechtsbruch und die Verletzung internationaler Vereinbarungen vor.

Entwurf für neues BND-Gesetz
In einem Neun-Punkte-Empfehlungskatalog werden zahlreiche Eingrenzungen in den Regeln für den BND gefordert.
Diese finden sich bereits in dem kürzlich von der Koalition vorgelegten Entwurf für ein neues BND-Gesetz. Betont wird: "Zukünftig muss sichergestellt sein, dass der Schutz sensibler Ziele sowie der Schutz von EU-Bürgern und EU-Einrichtungen gewährleistet bleibt."

Die Bundesregierung hatte dem Kontrollgremium im Oktober 2015 mitgeteilt, dass es neben Suchkriterien des US-Geheimdienstes NSA auch eigene problematische BND-Selektoren gegeben hat.

Selektoren sind Suchmerkmale wie IP-Adressen von Computern, Mail-Adressen oder Telefonnummern, die genutzt werden, um weltweite Datenströme zu durchkämmen.
Am Ende waren den 3300 Zielen in EU- und Nato-Staaten vom BND rund 15.000 Telekommunikationsmerkmale zugeordnet worden.


 
Die Spionagewerkzeuge der NSA: Zum Download und zum Verkauf !

Die "National Security Agency" (NSA), der größte und wichtigste Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten von Amerika, rühmt sich damit, so gut wie alle Daten abfangen und in fast alle Systeme einbrechen zu können.
Doch nun scheint jemand bei der NSA eingebrochen zu sein und bietet deren Spionagewerkzeuge zum Download und zum Verkauf an.

Am Samstag hatte jemand unter dem Namen "The Shadow Brokers" auf Github Programmcode veröffentlicht und behauptet, dass es sich dabei um die Spionagewerkzeuge von "The Equation Group" handle.
Der bereitgestellte Programmcode soll allerdings nur ein Vorgeschmack auf ein ganzes Arsenal voller Cyberwaffen sein, das "The Shadow Brokers" in Kürze an die Meistbietenden versteigern wollen.
Inzwischen hat auch die Enthüllungsplattform Wikileaks diese Daten übernommen.

Hinter dem Namen "The Equation Group" verbergen sich vermutlich die Auslandsgeheimdienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Australiens und Neuseelands, offiziell auch als "Five Eyes" bezeichnet.
n dieser Gruppe ist die NSA federführend, doch auch der britische GCHQ hat hohen Aufwand in die Entwicklung und den Einsatz von Cyberwaffen gesteckt.
Sollten tatsächlich die Spionagewerkzeuge dieser Geheimdienste zum Verkauf stehen, wären die Folgen kaum abzusehen.

Nicholas Weaver vom International Computer Science Institute bewertete die Ware laut CNN als authentisch.
Bei dem veröffentlichten Programmcode soll es sich um ein Framework zum Übernehmen von Routern und Firewalls handeln, das aus dem Jahr 2013 stammt.
Vermutlich sei der Code von der NSA selbst oder einem ihrer 5-Eyes-Verbündeten gestohlen wurden.
Uns stellt sich angesichts des Alters die Frage, wie die NSA eigentlich ihre alten Datenträger entsorgt.

Brendan Dolan-Gavitt von der New Yorker Universität hält den Code ebenfalls für echt.
Er sieht darin starke Ähnlichkeiten zu Werkzeugen, die in den Dokumenten des Whistleblowers Edward Snowden beschrieben werden.
Auch der französische Sicherheitsexperte Matt Suiche von der Firma Comae Technologies sieht die NSA als Urheber des Codes.
Suiche gibt darüber hinaus zu bedenken, dass es sich um ein einsatzbereites und einfach zu verwendendes Angriffswerkzeug handele.

Es ist ein schwacher Trost, dass zumindest einige der Sicherheitslücken, welche der drei Jahre alte Code ausnutzt, inzwischen bereits geschlossen worden sind.
Schließlich ermöglichen auch der Aufbau des Codes und die verwendeten Angriffsstrategien tiefe Einblicke
. Und die Frage, ob "The Shadow Brokers" nicht vielleicht auch neuere Cyberwaffen zum Verkauf anbieten, muss ebenfalls noch geklärt werden.
Ganz gleich ob cyber oder real: Waffen bleiben Waffen.


 
Neuseeland lässt seine Bürger über die NSA ausspionieren !

Der neuseeländische Geheimdienst GCSB darf noch keine neuseeländischen Bürger ausspionieren.
Ein Gesetz soll dies in den kommenden Tagen ändern, doch auch in der Vergangenheit hatte der GCSB mit dieser Einschränkung kaum Probleme.
Es gibt schließlich die hilfsbereiten Kollegen der NSA und deren Überwachungsprogramm PRISM.

Genau wie die NSA gehört auch der GCSB zum Club der "Five Eyes".
Die Geheimdienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Australiens und Neuseelands nutzen ihre dortige Mitgliedschaft, um lästige nationale Gesetze und Beschränkungen zu umgehen.
Schließlich sind Auslandsgeheimdienste nicht an die Gesetze der Länder, in denen sie spionieren, gebunden.
Wenn der neuseeländische Geheimdienst einen neuseeländischen Bürger durchleuchten möchte, bittet er folglich die NSA um Amtshilfe und lässt sich die gewünschten Daten wie eine Pizza mit Käserand einfach frei Haus liefern.

Eines von mindestens 88 Opfern ist der ehemalige Staatsbedienstete Tony Fullman, der neuseeländischer Staatsbürger ist, aber auf Fiji geboren wurde.
Fullman setzte sich für die Demokratie in seiner Heimat ein, denn in den Jahren 2000 und 2006 hatte dort der Militärchef Frank Bainimarama gegen die gewählte Regierung geputscht und eine Militärregime eingesetzt.
Die Treffen der Demokratiebewegung waren den Neuseeländern offenbar suspekt, weshalb man die NSA auf Fullman und seine Mitstreiter ansetzte, wodurch Fullman zum ersten namentlich bekannten Ziel des Überwachungsprogramms PRISM wurde.

Mit Hilfe von PRISM wurde im Jahr 2012 Fullmans Kommunikation über Gmail und Facebook abgefangen, besonders verdächtig war dabei wohl der Slogan "thumbs up for democracy" ("Daumen hoch für die Demokratie").
Auch die Kontobewegungen von Fullman wurden ausgewertet und ließen auf den Kauf von Alkohol, Kaffee und Schuhen schließen.
Abgesehen von den Schuhen machte sich der ehemalige Staatsbedienstete auch durch das Fahren eines silberfarbenen Mitsubishi verdächtig.
Es kam zu mehreren Hausdurchsuchungen und Fullmans neuseeländischer Pass wurde eingezogen.

Nachdem die Behörden Neuseelands, Australiens und der USA Tony Fullman vollständig durchleuchtet hatten und zu ihrer Überraschung feststellen mussten, dass der Konsum von Kaffee, das Tragen von Schuhen und das Fahren silberfarbener Mitsubishis nicht gegen irgendwelche Gesetze verstößt, wurde ihm sein Pass wieder ausgehändigt.
Und obwohl nie Anklage gegen Fullman oder seine Mitstreiter aus der Demokratiebewegung erhoben wurde, bleibt der Neuseeländer im Fokus der NSA und wird auf seinen Flugreisen immer noch verschärft kontrolliert.

Weitere Details zum Fall hat The Intercept.


 
Datenschutzbeauftragte wirft BND systematische Gesetzesverstöße vor !

Berlin - Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Andrea Voßhoff, hat dem Bundesnachrichtendienst Medien zufolge systematische Gesetzesverstöße vorgeworfen.
In einem geheimen Gutachten, das NDR und WDR einsehen konnten, heißt es demnach, der BND habe ohne Rechtsgrundlage personenbezogene Daten erhoben und systematisch weiter verwende, wie die ARD berichtete.
Das 60-Seiten-Gutachten sei auf März 2016 datiert.
Der BND habe ihre Kontrolle rechtswidrig mehrfach massiv beschränkt.
Eine umfassende, effiziente Kontrolle sei ihr daher nicht möglich gewesen, schreibt Voßhoff darin demnach.


 
Zurück
Oben Unten