Anschlag von Sousse in Tunesien: Attentäter arbeitete als Animateur

"Größere Wachsamkeit" in Tunesien: Polizisten sollen Urlaubsorte beschützen

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Tausende Urlauber haben Tunesien nach dem blutigen Anschlag am Strand von Port el Kantaoui bereits verlassen. Die Sicherheitslage ist weiterhin angespannt. In den Urlaubsorten patrouillieren deshalb Hunderte Polizisten.

Nach dem blutigen Anschlag auf ein Strandhotel in Tunesien wollen die Behörden Hunderte bewaffnete Polizisten zum Schutz der Urlaubsorte abstellen. Seitdem patrouillierten Sicherheitskräfte auf Pferden und Geländefahrzeugen an dem Strand in Port el Kantaoui nahe Sousse, wo ein Attentäter 38 Menschen, darunter mindestens ein Deutscher, getötet hatte. Tausende Urlauber verließen das Land am Wochenende unter dem Eindruck des Anschlags.

Ab dem 1. Juli sollten tausend bewaffnete Polizeibeamte zur Verstärkung der Tourismuspolizei abgestellt werden, erklärte das Tourismusministerium in Tunis. Bewaffnete Sicherheitskräfte sollten in und außerhalb von Hotels, an Stränden und archäologischen Stätten patrouillieren. Nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates erklärte Präsident Beji Caid Essebsi, "größere Wachsamkeit" sei notwendig, und forderte die Regierung zur Prüfung "außergewöhnlicher Maßnahmen" im Kampf gegen künftige Bedrohungen auf. Bereits zuvor hatten die Behörden die Schließung von 80 Moscheen angekündigt, denen die Förderung des Extremismus vorgeworfen wird.

Erst die Hälfte der Todesopfer identifiziert

Die tunesischen Behörden identifizierten bislang 18 der 38 Todesopfer. Darunter waren 14 Briten, ein Deutscher, eine Belgierin, eine Frau aus Irland und eine weitere aus Portugal. Die britische Regierung sprach von 15 getöteten Briten. Die Hotelgruppe Riu, zu der das angegriffene Hotel gehört, erklärte, sechs der bei dem Anschlag verletzten Opfer lägen weiter in "ernstem Zustand" im Krankenhaus. Insgesamt waren bei dem Anschlag 39 Menschen verletzt worden, darunter 25 Briten. Der Generalbundesanwalt leitete Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Anschlag ein. Auch die britische Polizei Scotland Yard schickte eigene Ermittler nach Tunesien.

Die Identifizierung der Toten ist laut den tunesischen Behörden schwierig, da die meisten Opfer am Strand oder am Swimmingpool in Badekleidung erschossen wurden und keine Papiere bei sich hatten. Ein Sprecher des tunesischen Gesundheitsministeriums sagte, jegliche Irrtümer müssten ausgeschlossen werden, es seien Zahn- und Fingerabdrücke der Opfer genommen worden. Erste Angehörige seien bereits in Tunesien eingetroffen, um die Toten zu identifizieren.

Zusammenbruch des Tourismussektors droht


Der Attentäter, der als der 1992 geborene Student Seifeddine Rezgui identifiziert wurde, war ins Hotel Riu Imperial Marhaba in Port el Kantaoui bei Sousse eingedrungen und hatte gezielt auf Urlauber geschossen, bevor er selbst getötet wurde. Die Islamistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich bei Twitter zu dem Anschlag.

Tunesien droht nun ein Zusammenbruch des Tourismussektors, der direkt oder indirekt 400.000 Menschen beschäftigt und sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Erst Mitte März waren bei einem Angriff auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis 21 Touristen getötet worden. "Wir waren gerade erst dabei, die Wunden von Bardo zu heilen, und nun haben wir einen noch schwereren Schlag erlitten", sagte eine Einwohnerin von Sousse. Im April war die Zahl der Touristen bereits um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken.

In Tunis gingen mindestens 200 Demonstranten gegen Extremismus auf die Straße. "Tunsien ist frei, raus mit dem Terrorismus", riefen sie. "Die Opfer sind meine Brüder und Schwestern in der Mitmenschlichkeit", sagte eine Demonstrantin.

 
Terrorangriffe in Tunesien und Frankreich "Tag des Terrors" gibt Ermittlern Rätsel auf


Nach dem Terrorangriff in Tunesien suchen die Behörden nach Komplizen des Attentäters. Viele Opfer sind noch nicht identifiziert. Der Angreifer von Lyon verschickte ein makaberes Selfie.

Nach den Terroranschlägen in Frankreich und Tunesien sind in beiden Fällen noch viele Fragen offen. Die Ermittler untersuchten unter anderem, ob die beiden Täter jeweils Teil eines größeren Terrornetzwerks waren. In Tunesien erklärte ein Sprecher des Innenministeriums, man sei sich sicher, dass andere dem Angreifer geholfen hätten, bevor er 38 Menschen erschoss.

Im Fall um die Enthauptung eines Mannes in Südostfrankreich gestand der Hauptverdächtige die Tat. Aber auch sein Motiv blieb unklar. Yassine S. wurde von der Polizei zu seinem Haus im französischen Saint-Priest gebracht, wie im Fernsehen zu sehen war. Aus Sicherheitskreisen verlautete, man wolle den Pass des Mannes finden, um festzustellen, ob er ins Ausland gereist sei und dort Kontakt zu Terrorgruppen aufgenommen habe.

Mehr zum Thema: Amateuraufnahmen zeigen Terrorangriff

S. soll am Freitag ein Auto in eine US-Chemielagerhalle im Südosten Frankreichs gerammt und dadurch eine Explosion ausgelöst haben. Zudem soll er den abgetrennten Kopf seines Arbeitgebers am Tor der Fabrik aufgehängt haben. Nach Angaben von Beamten schickte der Verdächtige ein Selfie-Foto von sich und dem Opfer an einen Mann namens Younes, der sich seit letztem Jahr in Syrien aufhalten soll. Der Verdächtige hatte in der Vergangenheit Verbindungen zu radikalen Salafisten.

Die ebenfalls am Freitag festgenommene Frau und die Schwester des Verdächtigen wurden am Sonntag freigelassen. In Tunesien gab Innenminister Mohamed Najem Gharsalli am Samstagabend bekannt, dass 1000 zusätzliche Polizisten an Touristenstätten und Stränden stationiert würden. Tausende Touristen waren am Wochenende aus Tunesien abgereist, nachdem das nordafrikanische Land vom schlimmsten Terroranschlag in seiner Geschichte erschüttert worden war. Bei dem Angriff am Freitag kamen 38 Menschen ums Leben, unter ihnen mindestens eine Person aus Deutschland.
Schwimmer findet Handy des Attentäters

Viele der Opfer waren aber noch nicht identifiziert. Der Angreifer war an einen Strand in Sousse gekommen, hatte eine Kalaschnikow aus einem mitgebrachten Sonnenschirm gezogen und das Feuer eröffnet. Ermittler glauben, dass ihm jemand die Waffe zur Verfügung gestellt und ihn zum Anschlagsort gebracht habe, wie der Sprecher des Innenministeriums sagte. Warum er dort 38 Menschen erschoss, war noch unklar.

Aus Sicherheitskreisen verlautete, dass er seit zwei Jahren regelmäßig eine "inoffizielle" Moschee in der Stadt Kairouan besucht hatte, in der möglicherweise radikales Gedankengut verbreitet wurde. Der Vater des 24-jährigen Studenten wurde festgenommen und verhört. Ebenso wie drei Mitbewohner des Mannes an der Universität von Kairouan, wo er studierte. Ein Sicherheitsbeamter bestätigte Berichte, wonach ein Schwimmer im Mittelmeer das Handy des Attentäters gefunden hatte. Der letzte Anruf kurz vor dem Angriff ging an den Vater.

 
Yassin S. bricht sein Schweigen: Attentäter gesteht Ermordung seines Chefs

Langsam klärt sich das Bild des Attentäters von Lyon. Der 35-jährige Yassin S. hat sein Schweigen gegenüber den Ermittlern gebrochen. Über seine Verbindungen zu Islamisten im In- oder Ausland jedoch herrscht immer noch Unklarheit.

Der Attentäter von Lyon hat nach Informationen der französische Nachrichtenagentur AFP zugegeben, seinen Chef getötet zu haben. Der 35-jährige Yassin S. habe sein Schweigen gebrochen und Einzelheiten über den Anschlag genannt, berichtete die Agentur unter Berufung auf Ermittler. Die Leiche des 53-jährigen Mannes war am Freitag nach dem Überfall auf ein Werk für Industriegase in Saint-Quentin-Fallavier entdeckt worden. Er war enthauptet worden.

Yassin S. hat den Angaben zufolge nach der Tat ein Selfie, also ein Selbstporträt mit dem abgetrennten Kopf seines Chefs gemacht. Dieses übermittelte er über den Kurznachrichtendienst WhatsApp an eine Handy-Nummer in Kanada. Die kanadischen Behörden bemühen sich, den Empfänger zu ermitteln. Es könnte eine Relais-Nummer sein, die lediglich zur Weiterleitung dient.

Das Foto fanden die Ermittler auf dem Handy des Attentäters. Die Zeitung "Le Figaro" schrieb, der Mann sei ab 2000 durch den Kontakt zu einem Salafisten in seinem früheren Wohnort Pontarlier radikalisiert worden sein. Dieser Mann namens Frédéric Jean Salvi werde verdächtigt, vor fünf Jahren mit Aktivisten des Terrornetzwerks Al-Kaida Anschläge in Indonesien geplant zu haben. Dieser Kontakt sei den französischen Sicherheitsdiensten aufgefallen, weshalb Yassin S. zwischen 2006 und 2008 unter Beobachtung gestellt worden sei. Anschließend wurde die Beobachtung jedoch nicht fortgesetzt.

Noch ist unklar, ob der Attentäter sein Opfer enthauptet hat oder den Kopf erst nach dessen Tod abtrennte. Bei einer ersten Autopsie seien Würgemale am Hals festgestellt worden, hieß es. Der Kopf des Mannes wurde auf einem Zaun aufgespießt, der die Fabrik umgibt. Dort waren auch eine schwarze und eine weiße Islamistenflagge zu sehen. Ein Feuerwehrmann hatte Yassin S. am Tatort überwältigt. Der Vater von drei Kindern befindet sich mit seiner Ehefrau und einer Schwester in Polizeigewahrsam.

In Frankreich hat Präsident François Hollande am Freitag die höchste Sicherheitsstufe für 158 Industriebetriebe der Region Rhône-Alpes angeordnet, die wegen der Verarbeitung gefährlicher Materialien der Seveso-Richtlinie unterliegen. Außerdem kündigte die Regierung eine Aufstockung der Sicherheitskräfte an. Bei Polizei und Gendarmerie sollen 500 neue Stellen pro Jahr geschaffen werden, die Nachrichtendienste mit 1500 neuen Mitarbeitern verstärkt werden. Die rechte und rechtsradikale Opposition in Frankreich verlangte weitere Schritte. Der Chef der konservativen Republikaner, Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, forderte schärfere Sicherheitsmaßnahmen. Die Chefin der rechtsradikalen Front National (FN), Marine Le Pen, verlangte, verdächtige Islamisten aus dem Ausland auszuweisen und islamistischen Franzosen, die Straftaten begangen hätten, die Staatsangehörigkeit zu entziehen.

 
Kein Anzeichen von Extremismus : Attentäter-Vater wusste von nichts

Nach dem Attentat im tunesischen Sousse bleiben nicht nur die Familien der Opfer ratlos zurück. Auch der Vater des Attentäters ist fassungslos- und distanziert sich von seinem Sohn.

Drei Tage nach dem Terroranschlag in Tunesien distanzierte sich der Vater des mutmaßlichen Attentäters von seinem Sohn. "Nur Gott weiß, was meinen Sohn zu dieser Tat gebracht hat. Ich habe meinen Sohn nicht so erzogen. Nicht dazu erzogen, dass er Menschen tötet", sagte der in der nordtunesischen Stadt Gaafour lebende Mann in den ARD-"Tagesthemen". In dem Interview äußert der Vater tiefes Unverständnis für die Tat seines Sohnes. Er sehe die Bilder der Opfer vor seinen Augen und könne nicht nachvollziehen, wie sein Sohn unschuldige Menschen habe töten können. "Irgendwelche Leute müssen meinen Sohn indoktriniert haben, dass er so etwas tut." Er habe keine Anzeichen für extremistisches Verhalten gezeigt.

Der Attentäter hatte am Freitag bei dem Angriff auf ein Strandhotel in Sousse 38 Menschen erschossen, bevor er selbst getötet wurde. Nach bisherigen Erkenntnissen handelte es sich bei dem Täter um einen 24-jährigen Studenten der Universität in Kairouan, einer Hochburg von Salafisten. Er hatte das Strandhotel "Imperial Marhaba" in dem Mittelmeerort Sousse überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet. Zu dem Anschlag bekannten sich Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung.

Nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums konnten bisher 18 Opfer identifiziert werden. Die meisten Toten stammen demnach aus Großbritannien. Das Ministerium hatte von 14 getöteten Briten gesprochen. Laut verschiedener Medienberichte wird die Zahl der getöteten Briten wohl aber auf mindestens 30 steigen. Dies sei die höchste Zahl britischer Anschlagsopfer seit den Anschlägen in London vom Juli 2005. Damals wurden 52 Menschen getötet. Zu den weiteren Opfern zählen neben einem Iren, einem Portugiesen und einem Belgier auch mindestens ein Deutscher. Der deutsche Generalbundesanwalt Harald Range hatte ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und das Bundeskriminalamt (BKA) mit den Untersuchungen beauftragt.

Indes reist Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Montag an den Ort des Attentats. Mit dem Besuch wolle er sein Mitleid mit den Angehörigen der Opfer und seine Solidarität mit dem tunesischen Volk ausdrücken, erklärte das Innenministerium.
 
Mehr Polizeipräsenz in Tunesien: Hotelangestellter verfolgte Täter mit Kamera


Eine Videoaufnahme zeigt, wie ein Hotelangestellter dem Attentäter von Sousse folgt. Unter Einsatz seines Lebens versucht er Touristen zu warnen. Viele Tunesien-Urlauber sind vor Reiseantritt nun verunsichert. Dementsprechend nimmt die Polizeipräsenz in den Touristenorten zu: 1000 zusätzliche Beamte sind im Dienst, um den Schutz von Urlaubern zu gewährleisten.

 
"Du musst uns zuerst töten": Muslime schützten Touristen vor Terroristen

Ein islamistischer Attentäter schießt am Strand gezielt auf Touristen und tötet 38 Menschen. Muslimische Hotelangestellte beweisen Courage - und schützen ihre Gäste vor dem Terroristen. Derweil glauben Ermittler, dass der Mann nicht allein handelte.

Angestellte eines Hotels im tunesischen Sousse haben offenbar heroischen Einsatz gezeigt, um ihre Gäste vor dem Terroristen zu bewahren, der am Freitag Dutzende Menschen kaltblütig erschossen hat. Wie Augenzeugen berichten, hätten muslimische Angestellte des Hotels "Bellevue" am Strand ein menschliches Schild um einige Touristen gebildet, um sie vor dem Todesschützen abzuschirmen. Das berichtete die britische Zeitung "Daily Mail". "Du musst uns zuerst töten", hätten sie dem Attentäter zugerufen. "Du musst an uns vorbei, aber wir sind Muslime." Der Terrorist hatte offenbar deutlich erklärt, er habe es auf westliche Touristen abgesehen.


Ein Sprecher des tunesischen Innenministeriums sagte der BBC, man gehe inzwischen davon aus, dass der Attentäter nicht alleine gehandelt hat. Man sei sicher, dass er Komplizen gehabt habe. Die "Bild"-Zeitung berichtet unter Berufung auf Augenzeugen, mehrere Männer seien in einem Schlauchboot zum Strand gefahren. Dann seien der mutmaßliche Attentäter und zwei Unbekannte ausgestiegen.

Der Attentäter hatte am Strand in Port El Kantaoui nahe Sousse 38 Menschen getötet und 39 weitere verletzt. Die meisten Opfer kamen aus Großbritannien - Medienberichten zufolge starben mehr als 30 Briten bei der Attacke. Nach bisherigen Erkenntnissen handelte es sich bei dem Täter um einen 24-jährigen Studenten der Universität in Kairouan, einer Hochburg von Salafisten. Zu dem Anschlag bekannten sich die Islamisten des IS.

Großbritannien fliegt Opfer aus

Derweil hat die britische Luftwaffe eine Militärmaschine losgeschickt, um die Toten und Verletzten nach dem Anschlag auszufliegen. Wie Premierminister David Cameron dem britischen Sender BBC sagte, solle die Maschine bei der "Evakuierung der Opfer" helfen.

Cameron sagte weiter, es gebe IS-Anhänger im Irak und in Syrien, die in Großbritannien und anderswo schreckliche Taten verüben wollten. In Großbritannien gilt die zweithöchste Terrorwarnstufe. Es wird davon ausgegangen, dass ein Anschlag höchstwahrscheinlich ist. Die Polizei des Landes hat nach eigenen Angaben den größten Anti-Terror-Einsatz seit einem Jahrzehnt gestartet. "Es handelt sich um eine existenzielle Bedrohung, denn was hier geschieht, ist die Perversion einer großen Religion", sagte Cameron dem Sender BBC. Der erschaffene "giftige Todeskult" verführe zu viele junge Köpfe. So lange der IS im Irak und in Syrien existiere, würden Briten bedroht sein.

 
Erste Festnahmen von Terrorhelfern: Zweites deutsches Opfer in Tunesien

Bislang war von einem deutschen Toten beim Terroranschlag in Tunesien die Rede. Nun bestätigt das Auswärtige Amt ein weiteres Opfer. Zwischen Berlin und Tunis gibt es Differenzen über die angemessene Reaktion auf den Terror.

Der blutige Terroranschlag in Tunesien hat ein weiteres deutsches Todesopfer gefordert. Das teilte das Auswärtige Amt nach der Identifizierung weiterer Leichen mit. Bislang war man davon ausgegangen, dass bei dem islamistischen Anschlag in dem Badeort Sousse am Freitag ein Deutscher getötet wurde. Insgesamt gab es 39 Tote, davon die meisten Urlauber aus Großbritannien. Unter den Toten ist auch der Attentäter, ein 24 Jahre alter tunesischer Student, der von Sicherheitskräften erschossen wurde.

Zur Identität des zweiten deutschen Todesopfers äußerte sich das Auswärtige Amt nicht. Ein Sprecher gab auch keine Auskunft, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt. Er sagte nur: "Es gibt gegenwärtig keine Hinweise auf weitere deutsche Opfer. Da nach unserem Kenntnisstand die Identifizierung aller Opfer noch nicht abgeschlossen ist, können wir dies aber auch noch nicht völlig ausschließen." Eine Urlauberin aus Deutschland war verletzt worden.

Die tunesischen Behörden gaben zudem bekannt, dass mehrere Verdächtige festgenommen wurden. Eine "erste Gruppe" sei gefasst worden, "eine bedeutende Anzahl von Menschen aus dem Netzwerk", das hinter dem Täter gestanden habe, sagte der tunesische Innenminister Najem Gharsalli am Montag am Anschlagsort bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinen Kollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Zu dem Anschlag hatte sich zuvor die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) bekannt.
"Junge, verletzliche Demokratie"

Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière sagte seinem Amtskollegen die Unterstützung der Bundesregierung zu. "Wir sind hierhergekommen, um Solidarität zu zeigen mit Tunesien und dem tunesischen Volk", sagte de Maizière am Anschlagsort. Tunesien sei eine "junge und immer noch verletzliche Demokratie", mahnte der CDU-Politiker.

Der Minister versicherte, Deutschland und Europa wüssten um die enorme Bedeutung des Tourismus für Tunesien. Die Bundesregierung formuliere ihre Reisehinweise daher "verantwortungsvoll und umsichtig". Sie trage aber letztlich auch Verantwortung für den Schutz deutscher Staatsbürger im Ausland. Von tunesischer Seite wurde bei dem Besuch betont, dass die Formulierung der Reisehinweise unmittelbare Auswirkungen auf die Wirtschaft des nordafrikanischen Landes habe.

 
Blutiger Anschlag in Sousse: IS-Terrorist mordete im Drogenrausch

Der tunesische Attentäter war bei seiner Bluttat offenbar mit Drogen vollgepumpt. Mediziner fanden bei der Obduktion seines Leichnams nicht nur Kokain im Blut, sondern auch Heroin und LSD. Außerdem klebte an seinem Körper eine weitere Bombe.


Nach dem schrecklichen Massaker an einem tunesischen Strand dringen neue Erkenntnisse an die Öffentlichkeit. Seifeddine Rezgui, der 38 Urlauber ermordete, war bei seinem Terroranschlag offenbar im Drogenrausch. Wie britische Medien berichten, stießen die Mediziner bei der Obduktion seines Leichnams auf deutliche Rückstände von Aufputschmitteln, darunter auch Kokain. Zudem wurden Reste anderer Drogen der "Klasse A" gefunden, zu denen Heroin, LSD und Ecstasy zählen.

Außerdem sei an seinem Körper eine Bombe gefunden worden, die aber nicht explodierte. Womöglich sorgten die Drogen dafür, dass er nicht in der Lage war, den Sprengsatz zu zünden, bevor er niedergestreckt wurde.

35 Minuten lang hatte der 23-jährige IS-Terrorist mit einem Maschinengewehr um sich geschossen, dann erst konnte er gestoppt werden. Gegen Mittag steuerte er sein Motorboot auf den Strand von Sousse, um 12.30 Uhr beendeten Schüsse der Polizei das Massaker.
Mitbewohner vom "Schläfer" werden vermisst


Derweil gaben die Ermittler weitere Details zum Leben des Terroristen bekannt. Der Attentäter war den Angaben zufolge vor der Tat als Entertainer für das Hotel "Imperial Marhaba", an dem er das Blutbad anrichtete, angestellt. Vier Jahre soll er ein so genannter "Schläfer" gewesen sein. Seifeddine Rezgui studierte an der Universität in Kairouan und teilte sich dort ein Apartment mit vier anderen jungen Männern. Nachbarn sagten der Polizei, vor rund einem Monat seien alle Männer aus der Wohnung verschwunden.

Nach Angaben der Regierung in Tunis absolvierte Seifeddine Rezgui zudem eine militärische Ausbildung im Nachbarland Libyen. Der für Sicherheit zuständige Staatssekretär Rafik Chelly sagte, der Angreifer habe sich zur selben Zeit in Libyen aufgehalten wie die beiden Tunesier, die Mitte März beim Angriff auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis 21 Touristen und einen Polizisten töteten.

 
Tunesien erhöht Schutz: Tote von Sousse sind identifiziert


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Die Identifizierung der Opfer des Terroranschlags im tunesischen Badeort Sousse zieht sich über Tage hin. Nun gibt es für die Angehörigen Gewissheit. Die Behörden wollen einen Touristenexodus verhindern und stellen 1000 zusätzliche Sicherheitskräfte ab.

Alle bei dem Attentat auf den tunesischen Badeort Sousse getöteten Touristen sind identifiziert worden. Unter den Opfern sind 30 Briten, wie das tunesische Gesundheitsministerium mitteilte. Außerdem starben zwei Deutsche, drei Iren, ein Russe, ein Belgier und ein Portugiese. 39 Menschen wurden verletzt, darunter ebenfalls eine Deutsche.


Ein 24 Jahre alter Student hatte am vergangenen Freitag am Strand von Sousse das Feuer auf die Urlauber eröffnet und 38 Touristen getötet, bevor er selbst erschossen wurde. Er soll Verbindungen zu radikalen Gruppen gehabt haben.

Ein Sprecher des tunesischen Innenministeriums sagte dem Radiosender Shems FM, alle Opfer seien mit derselben Waffe erschossen worden. Der Attentäter habe außerdem eine Handgranate eingesetzt. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Spekulationen über einen zweiten Schützen. Tunesiens Regierung hatte am Montag die Festnahme mehrerer Verdächtiger gemeldet, die den Attentäter unterstützt haben sollen. Einzelheiten nannte sie nicht, auch nicht die Zahl der Festgenommenen.

Land will Urlauber halten

Tunesien hat nach Angaben des Innenministeriums nun damit begonnen, Touristenziele stärker zu schützen. Dafür will die Regierung 1000 zusätzliche Sicherheitskräfte einsetzen. Mit dieser Maßnahme will sie verhindern, dass die Zahl der Urlauber in Tunesien einbricht. Unmittelbar nach dem Anschlag reisten zahlreiche Urlauber ab. Der Tourismus gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen im Land.

Das Attentat von Sousse war bereits der zweite schwere Anschlag in diesem Jahr. Im März hatten zwei Bewaffnete im Nationalmuseum Bardo in Tunis mehr als 20 Menschen erschossen, die meisten von ihnen Touristen.
 
38 Touristen kaltblütig ermordet: Attentäter von Sousse galt als ganz normaler Student


Mehr als 3000 Tunesier sind bereits in den Dschihad nach Syrien und Irak gezogen. Immer wieder drohen Rückkehrer mit Anschlägen. Doch dass ein Mann an einem Strand wahllos 38 Touristen hinrichtet, damit hatte niemand gerechnet. Attentäter Seif Rezgui war für die Sicherheitsbehörden nicht mehr als ein ganz normaler Student. Auch in seinem Umfeld will niemand etwas von seinen Anschlagsplänen geahnt haben.

 
Dutzende Moscheen geschlossen: Tunesien verhängt Ausnahmezustand

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Nach dem Attentat von Sousse geht die tunesische Regierung verstärkt gegen unabhängige Moscheen vor. Präsident Essebsi erklärt zudem den Ausnahmezustand. Der Polizei macht er schwere Vorwürfe.


Tunesien verhängt gut eine Woche nach der Ermordung Dutzender Urlauber durch einen Islamisten den Ausnahmezustand. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tap unter Berufung auf den Präsidenten Béji Caïd Essebsi.

Erst im März 2014 war den Ausnahmezustand, der seit dem Arabischen Frühling 2011 gegolten hatte, aufgehoben worden. Die Sicherheitskräfte hatten dadurch umfassende Rechte bekommen. So durften sie zum Beispiel schießen, wenn sich eine verdächtige Person widersetzte.


Die Regierung des Landes geht infolge des Attentats nahe des Urlaubsortes Sousse zudem verstärkt gegen Hassprediger vor. Wie Tap berichtete, sollen bis Sonntag die rund 80 Moscheen, die nicht unter staatlicher Kontrolle stehen, geschlossen sein.

Ferner gab die Regierung bekannt, den Vorsitzenden des Hohen Islamischen Rates, Abdallah Wassif, zu entlassen, weil er sich bei einem Radiosender über ein Programm beschwert hatte, durch das er die religiösen Werte des Landes beschädigt sah.
Polizei war zu langsam

In einem BBC-Interview räumte Ministerpräsident Habib Essid ein, dass die Polizei bei dem Terrorangriff vor gut einer Woche zu langsam gehandelt habe. Augenzeugen hatten berichtet, dass der Täter rund 30 Minuten um sich schießen und 38 Menschen töten konnte, bevor er gestellt und erschossen wurde. "Die Zeit der Reaktion - das ist das Problem", sagte Essid dem Sender.

Nach Angaben des Regierungschefs wurde der Täter in Libyen trainiert, "vermutlich" von der Miliz Ansar al-Scharia. Die salafistische libysche Gruppierung steht auf der Terrorliste der USA, weil sie an dem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi beteiligt gewesen sein soll, bei dem im September 2012 der Botschafter Christopher Stevens getötet wurde. Auch eine tunesische Gruppe diesen Namens ist in Libyen aktiv.

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Zine El Abidine Ben Ali im Januar 2011 hat die islamistische Gewalt in Tunesien deutlich zugenommen. Viele junge Menschen ziehen offenbar aus Frust über mangelnde Perspektiven in den "Heiligen Krieg". Mehr als 3000 Tunesier sollen sich bereits islamistischen Milizen im Irak, in Syrien und in Libyen angeschlossen haben.
 
Drei Kugeln für die Freundin abgefangen So geht es dem Helden von Tunesien


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Durch eine Entscheidung in Bruchteilen einer Sekunde wird Matthew James zum Held. Als ein Attentäter in Tunesien um sich schießt, wirft er sich vor seine Freundin. Für beide gibt es ein Happy End.

Es ist ein Gruß vom Krankenbett, und er macht Hoffnung: Ein junger Mann, augenscheinlich verletzt und bandagiert, ist darauf zu sehen. Aber er lächelt. Der Mann ist Mathew James, 30 Jahre alt, er wurde bei dem Attentat in dem tunesischen Badeort Sousse angeschossen. Drei Kugeln trafen ihn, auch weil er sich vor seine Verlobte Saera Wilson, 26, geworfen hatte. Sie blieb unverletzt.

Sein Schicksal hatte viele Briten, aber auch Menschen aus anderen Ländern sehr berührt. Eine für die junge Familie (beide haben zwei kleine Kinder) eingerichtete Spendenkampagne hat bisher über 15.000 britische Pfund im Internet gesammelt. Auf der eigens für die Aktion eingerichteten Facebook-Seite hat seine Familie nun verkündet, wie es ihm geht.

Dazu haben sie ein Foto gestellt: Der Brite liegt in einem Krankenhausbett und macht die Geste "Daumen hoch" in die Kamera, neben ihm liegt seine Verlobte. "Ganz herzlichen Dank für eure Unterstützungen und guten Wünsche, aber auch für die Spenden", heißt es in dem Posting, das offenbar von Saera verfasst wurde.
Dank an die Ärzte in Tunesien

"Ich lese Mat die Botschaften und Nachrichten alle vor, er ist überwältigt. Sobald er kann, wird er selber antworten, aber momentan erholt er sich noch und ich tippe für ihn. Alles Liebe an euch alle", heißt es dort weiter.

Wie die britische BBC weiter berichtet, wurde James mittlerweile nach Großbritannien ausgeflogen, der gelernte Gastechniker liegt in Cardiff, in seiner Heimat Wales, in einem Krankenhaus. Seine Familie dankte den Ärzteteams in Tunesien und in Großbritannien noch einmal explizit für deren Hilfe.

Bei dem Attentat im tunesischen Badeort Sousse wurden 38 Touristen getötet. Unter den Opfern sind 30 Briten. Außerdem starben zwei Deutsche, drei Iren, ein Russe, ein Belgier und ein Portugiese. 39 Menschen wurden verletzt, darunter ebenfalls eine Deutsche. Ein 24 Jahre alter Student hatte am 26. Juni am Strand das Feuer auf die Urlauber eröffnet, bevor er selbst erschossen wurde. Der Täter soll Verbindungen zu radikalen Gruppen gehabt haben.

 
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