NEWS aus Politik und Soziales - In und Ausland !

Nach verhängter Ausgangssperre: Unmut und Panikkäufe - Türkischer Innenminister tritt zurück !

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu ist zurückgetreten.
Der Politiker hatte am Freitag eine kurzfristige Ausgangssperre verhängt und damit Panikkäufe bei der Bevölkerung ausgelöst.

Nach der extrem kurzfristigen Ankündigung einer Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie hat der türkische Innenminister Süleyman Soylu seinen Rücktritt eingereicht.
"Möge mir mein Land, das ich niemals verletzen wollte, und unser Präsident, dem ich mein ganzes Leben lang treu ergeben sein werde, verzeihen", erklärte er am Sonntagabend.

Türkei hatte zuletzt die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verstärkt
Soylu hatte am Freitagabend angekündigt, dass die Bewohner von 31 Städten, darunter die Hauptstadt Ankara und die Millionenmetropole Istanbul, ihre Wohnungen ab Samstag für 48 Stunden nicht verlassen dürften.
Dies hatte heftigen Unmut und Panikkäufe der Bevölkerung ausgelöst.
Zunächst hatte Soylu dazu gesagt, es bestehe kein Grund zur Panik.

Die Türkei hatte zuletzt die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verstärkt und Ausgangssperren für unter 20-Jährige und Menschen über 65 Jahre angeordnet sowie mehrere Orte unter Quarantäne gestellt.

Später wurden die Beschränkungen für Arbeitnehmer unter 20 Jahren wieder gelockert.
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus hatten die Behörden außerdem die Schulen geschlossen, internationale Flüge ausgesetzt und gemeinschaftliche Gebete sowie Versammlungen verboten.


 
Kim Jong Un entlässt mehrere Kommissionsmitglieder !

Kim Jong Un hat mehrere Mitglieder des höchsten Entscheidungsorgans Nordkoreas entlassen.
In dem asiatischen Land herrscht immer noch ein anderer Umgang mit der Coronavirus-Pandemie.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat mehr als ein Drittel der Mitglieder in der Kommission für Staatsangelegenheiten entlassen, dem höchsten Entscheidungsorgan des Landes.
Fünf der 14 Mitglieder des Gremiums wurden ausgetauscht, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete.
Kim ist selber Mitglied und Vorsitzender der Kommission, die er ebenso wie die gesamte Staatsmacht mit eiserner Hand kontrolliert.
Gründe für den Personalwechsel nannte die Agentur nicht.

Der Austausch von Mitgliedern der Kommission erfolgte den Angaben zufolge während einer Sitzung der Obersten Volksversammlung, also des nordkoreanischen Parlaments.
Auf Fotos der staatlichen Zeitung "Rodong Sinmun" war zu sehen, dass die Mitglieder der Volksversammlung trotz der Coronavirus-Pandemie eng beieinander saßen und keinen Atemschutz trugen.

Nordkorea besonders gefährdet
In einem offiziellen Bericht wurde erneut ins Feld geführt, dass Nordkorea "nicht einen einzigen Fall" einer Infektion mit dem neuartigen Virus habe.
Bereits kurz nach Bekanntwerden der ersten Coronavirus-Infektionen in China hatte Pjöngjang im Januar seine Grenzen zum Nachbarland geschlossen.
Tausende Nordkoreaner und hunderte Ausländer, darunter auch Diplomaten, wurden wochenlang unter Quarantäne gestellt.

Internationale Experten halten Nordkorea in der Pandemie für besonders gefährdet.
Das wegen seines Atom- und Raketenprogramms mit massiven Sanktionen belegte Land ist international nahezu vollständig isoliert, das Gesundheitssystem ist schwach.


 
Verunglückte Ausgangssperre: Erdogan hält Innenminister im Amt !

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu hatte spontan eine Ausgangssperre im Land verkündet, Panikkäufe waren die Folge.
Den Rücktritt des Politikers hat Präsident Erdogan nicht akzeptiert.


Der türkische Innenminister Süleyman Soylu bleibt trotz seines erklärten Rücktritts weiter im Amt.
Präsident Recep Tayyip Erdogan habe das Gesuch seines Innenministers nicht angenommen, Soylu werde "seine Aufgabe weiter ausführen", teilte Erdogans Büro mit.

Zuvor hatte Soylu wegen einer kurzfristig angekündigten Ausgangssperre angesichts der Corona-Krise und dem anschließenden Chaos seinen Rücktritt eingereicht.
Er übernahm in seiner Rücktrittserklärung die volle Verantwortung für die Maßnahme.
"Ich trenne mich von meinem Innenministeramt, das ich mit Stolz ausgeführt habe", schrieb Soylu.
Er bat zudem das türkische Volk und Erdogan, "dem ich bis ans Ende meines Lebens treu sein werde, um Vergebung.

Panikkäufe und Menschenansammlungen
Das Innenministerium hatte am späten Freitagabend kurzfristig eine weitgehende Ausgangssperre wegen der Corona-Krise in 31 Städten beziehungsweise Provinzen verhängt, darunter in den Metropolen Istanbul, Ankara und Izmir.
Die Kommunikation der Behörden war scharf kritisiert worden, weil die Maßnahme erst zwei Stunden vor Beginn der Frist bekannt wurde und Details der Regelung zunächst unklar waren.

Am Freitagabend war es deshalb zu Panikkäufen und Menschenansammlungen in den betroffenen Städten gekommen.
Kritiker hatten der Regierung vorgeworfen, die Menschen durch den verunglückten Start der Maßnahme einer erheblichen Ansteckungsgefahr ausgesetzt zu haben.

Soylu war kurz nach dem Putschversuch vom Juli 2016 zum Innenminister ernannt worden.
In dieser Rolle war er verantwortlich für die anschließende Verhaftungswelle gegen mutmaßliche Putschisten.
In Teilen der Bevölkerung ist Soylu populär – unter anderem wegen seines harten Kurses gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK.
Nach Soylus Rücktrittserklärung hatten zahlreiche Nutzer in den sozialen Medien Erdogan dazu aufgefordert, das Gesuch abzulehnen.

Istanbul stark betroffen
Die Türkei hatte vor rund einem Monat ihren ersten Coronavirus-Fall gemeldet.
Am stärksten betroffen ist nach offiziellen Angaben Istanbul.
Gesundheitsminister Fahrettin Koca teilte am Sonntag via Twitter mit, die Zahl der Infizierten sei auf 56.956 gestiegen.
In 24 Stunden seien zudem 97 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.
Damit stieg die Gesamtzahl der Todesopfer auf 1.198.
Mehr als 3.000 Menschen hätten sich erholt, hieß es.

Die Regierung hat bereits zahlreiche Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus erlassen.
Unter anderem gilt eine weitgehende Ausgangssperre für Menschen unter 20 und ab 65 Jahren.


 
Fragwürdige Parteispenden: Graue Kanäle, schwarze Kassen - Große Koalition verschleppt Gesetz !

Verdeckte Parteispenden sollten mit einer Neuregelung schon für die kommende Bundestagswahl erschwert werden.
Doch die Planungen stocken.
Eine Partei könnte besonders profitieren.

Es sollte ein großer Wurf werden und lange bekannte Gesetzeslücken schließen, doch nun rückt die von Kritikern lang erhoffte Transparenzinitiative zur Parteienfinanzierung in weite Ferne.
Wie aus Kreisen mehrerer Bundestagsfraktionen zu erfahren war, stocken die Planungen zur Reform.
Eine Umsetzung noch vor der Bundestagswahl, wie die SPD es geplant hatte, erscheint fraglich.
Damit stünden vor allem der AfD auch im kommenden Wahlkampf die grauen Finanzkanäle zur Verfügung, mit denen sie und ihre Unterstützer seit Jahren Schlagzeilen machen.

Kampf gegen fragwürdige Methoden
Denn vor allem sollte die Neuregelung Fälle unterbinden, "in denen eine Partei im Wahlkampf zum Beispiel durch Plakate, Zeitungen oder Websites von Dritten unterstützt wird, ohne dass dies in den Rechenschaftsberichten auftaucht", sagte Ende des Jahres SPD-Fraktionsvize Eva Högl zu den Plänen.
Kurz zuvor hatten Recherchen undurchsichtige Strukturen hinter einer AfD-nahen Wahlzeitung in Thüringen aufgedeckt: Dort schleuste ein Mann unter Pseudonym mutmaßlich mehr als 100.000 Euro eines bis heute unbekannten Großspenders in den Wahlkampf.

Aufgrund zahlreicher ähnlich gelagerter Fälle forderten Verbände, Gesetzeslücken endlich zu schließen: "Mehr Transparenz und eine Deckelung bei der Parteienfinanzierung sind überfällig", sagte "Transparency Deutschland"-Vorsitzender Hartmut Bäumer.
Künftig sollten alle Spenden ab 2.000 Euro öffentlich gemacht, Zuwendungen generell auf 50.000 Euro gedeckelt werden, forderte er.
Die Annahme von Direktspenden durch Mandatsträger und Kandidierende solle verboten, Einnahmen aus Sponsoring wie Spenden behandelt werden.

Zügig angehen – "damit es noch was wird"
Die SPD wollte es laut eigenem Bekunden deswegen zügig angehen.
Um eine von den Parteien möglichst breit getragene Vereinbarung zu erreichen, sollte nicht nur der Koalitionspartner CDU/CSU mitarbeiten – auch mit allen anderen Bundestagsfraktionen außer der AfD sollte eine Übereinkunft erzielt werden.
Das Thema betreffe schließlich alle Parteien, sagte Högl im November.
"Es wäre daher nicht gut, dass nur in der Koalitionslogik zu machen."
Anfang 2020 müsse man das Vorhaben konzentriert angehen, "damit es noch was wird".

Wie sich nun herausstellt, haben die Planungen auf Fraktionsebene allerdings bislang nicht die große Koalition verlassen.
Wie aus aus den Oppositionsfraktionen zu erfahren war, hätten in den vergangenen Monaten keine inhaltlichen Gespräche zur Neuregelung von Parteispenden stattgefunden.
Auch seien keine Termine dafür angesetzt worden.
Die Gespräche waren schon vor der Corona-Krise innerhalb der großen Koalition ins Stocken geraten.
Eine Einigung wurde dort nicht erzielt.
Die Unionsfraktion wollte dazu auf Anfrage nicht Stellung nehmen.

Weiteres Treffen wurde abgesagt
Fest steht: Auch außerhalb der Fraktionen kamen die Gespräche zwischen den Parteien seit dem letzten Jahr nicht wesentlich voran.
Einem ersten Treffen der Bundesschatzmeister Ende Januar folgte laut Informationen bislang kein weiteres.
Zwar habe bei allen beteiligten Parteien grundsätzliches Interesse an einer Neuregelung bestanden, die Verhandlung der Details sei aber schwierig, hieß es.
Ein Termin für März wurde schließlich aufgrund der Corona-Krise abgesagt.

Nun herrscht Ungewissheit, ob das Vorhaben überhaupt noch vor der Bundestagswahl umgesetzt werden kann.
Während SPD-Fraktionsvize Högl optimistisch bleibt, sind Teile der Opposition mittlerweile skeptisch – schließlich müsse die Gesetzesnovelle noch in diesem Jahr in den Parlamentsbetrieb eingebracht werden.
In der Linken hält sich zudem der Verdacht, die große Koalition wolle sich nicht vorschnell Finanzierungsmöglichkeiten verbauen.
Denn noch muss das Bundesverfassungsgericht über eine Normenkontrollklage gegen die von SPD und Union beschlossene Erhöhung der staatlichen Parteienfinanzierung entscheiden.

Verbände fordern derweil weiter schnelles Handeln.
"Es wäre dringend, die Transparenzlücken bei der Parteienfinanzierung noch vor der Bundestagswahl zu schließen", sagte Timo Lange, ein Sprecher von "Lobbycontrol".
Es sei ratsam, die Bundestagsverwaltung mit Ermittlungskompetenzen auszustatten, um bestehende Regeln besser durchzusetzen.
Oder gleich eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Verstöße gegen das Parteiengesetz zu schaffen.
Ob es in der großen Koalition allerdings den politischen Willen dazu gibt, ist nicht abzusehen.


 
Berater der Bundesregierung: Leopoldina - Öffentliches Leben unter Bedingungen normalisieren !

Die Bundesregierung will über die Zukunft der harten Beschränkungen in der Corona-Krise beraten.
Für die Kanzlerin dürften die weitreichenden Empfehlungen der Leopoldina sehr wichtig sein.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt, unter bestimmten Voraussetzungen so bald wie möglich zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I schrittweise zu öffnen.
In der am Montag veröffentlichten Stellungnahme der Wissenschaftler, die sich mit weiteren Schritten in der Corona-Pandemie beschäftigt, heißt es unter anderem zu den Voraussetzungen, die Infektionen müssten auf niedrigem Niveau stabilisiert und die bekannten Hygieneregeln eingehalten werden.
Zudem sprechen sich die Experten für eine Masken-Pflicht etwa in Bussen und Bahnen aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Studie der Leopoldina als "sehr wichtig" für das weitere Vorgehen bezeichnet.

In der Stellungnahme "Die Krise nachhaltig überwinden" sagen die Experten, dass auch viele weitere Teile des öffentlichen Lebens schrittweise unter bestimmten Voraussetzungen wieder normalisiert werden können.
Zunächst könnten etwa der Einzelhandel, das Gastgewerbe und Behörden öffnen.
Aber auch private und dienstliche Reisen sowie gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Veranstaltungen könnten wieder stattfinden.

Hygieneregeln diszipliniert einhalten
Hierfür müssten jedoch zunächst auch "notwendige klinische Reservekapazitäten aufgebaut" und auch andere Patienten wieder regulär aufgenommen werden.
Als Voraussetzung wird auch jeweils genannt, dass Hygieneregeln diszipliniert eingehalten werden.

Zur Öffnung von Schulen und Kitas heißt es: "Da kleinere Kinder sich nicht an die Distanzregeln und Schutzmaßnahmen halten können, gleichzeitig aber die Infektion weitergeben können, sollte der Betrieb in Kindertagesstätten nur sehr eingeschränkt wiederaufgenommen werden."

Staatliche Beteiligungen nur im äußersten Notfall
In den Empfehlungen heißt es unter dem Punkt "Wirtschafts- und Finanzpolitik zur Stabilisierung nutzen", staatliche Beteiligungen sollten nur im äußersten Notfall zur Stabilisierung von Unternehmen eingesetzt werden.
Mit dem Auslaufen der jetzigen gesundheitspolitischen Maßnahmen würden mittelfristig weitere expansive fiskalpolitische Impulse notwendig sein.
Auf der Einnahmenseite könnten dies Steuererleichterungen sein, das Vorziehen der Teilentlastung beim Solidaritätszuschlag oder seine vollständige Abschaffung.
Auf der Ausgabenseite seien zusätzliche Mittel für öffentliche Investitionen, etwa im Gesundheitswesen, der digitalen Infrastruktur und im Klimaschutz wichtig.
Die Krise erfordere in höchstem Maße ein europäisch-solidarisches Handeln.

Die Experten rufen zudem dazu auf, an der marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung festzuhalten.
So sei an der Schuldenbremse im Rahmen ihrer derzeit geltenden Regeln festzuhalten.
Dies erlaube gerade in so besonderen Zeiten wie der Corona-Krise eine deutlich höhere Verschuldung, verlange aber bei der Rückkehr zur Normalität wieder deren Rückführung.
Allgemein heißt es in diesem Zusammenhang, die in der Krise getroffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen müssten so bald wie möglich zugunsten eines nachhaltigen Wirtschaftens im Rahmen einer freiheitlichen Marktordnung rückgeführt oder angepasst werden.


 
Trump: US-Einreisestopp aus Europa bleibt vorerst bestehen !

Seit einem Monat dürfen Reisende aus dem Schengenraum, Großbritannien und Irland nicht mehr in die USA kommen.

Der Einreisestopp der USA für Ausländer aus Europa bleibt vorerst bestehen.
Italien und Spanien gehe es in der Corona-Krise noch immer nicht gut und Frankreich habe gerade erst Maßnahmen zur Eindämmung des Virus verlängert, sagt US-Präsident Donald Trump.

Derzeit gelte ein „sehr starker“ Einreisestopp und dieser bleibe in Kraft, bis es den Ländern besser gehe.
Sobald dies der Fall sei, wolle man den Einreisestopp „sehr schnell“ beenden, macht Trump deutlich.
„Aber wir wollen sicherstellen, dass alles gut ist.“

Bei der Ankündigung des Einreisestopps Mitte März hatte Trump gesagt, dass die Regelung auf 30 Tage begrenzt sei.
Vor zwei Wochen kündigte er bereits an, dass die Maßnahme länger gelten solle.

Von dem Einreisestopp ausgenommen sind nur US-Amerikaner, bestimmte Diplomaten und Europäer, die eine langfristige Arbeitsgenehmigung in den USA haben, eine sogenannte „Green Card“.
Auch deren Angehörige sind ausgenommen.


 
Debatte um Lockerungen: Kubicki - Läden sollten bereits in sechs Tagen wieder öffnen !

Immer mehr Politiker plädieren dafür, die Corona-Maßnahmen zu lockern.
Besonders die FDP prescht dabei voran.
Vize-Parteichef Kubicki will Restaurants und Geschäfte ab Montag wieder öffnen.


Vor dem möglicherweise entscheidenden Gespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten am Mittwoch fordern immer mehr Politiker Lockerungen der Corona-Beschränkungen.
FDP-Vize Wolfgang Kubicki forderte, Läden und Restaurants nach dem 19. April wieder zu öffnen.
Die Grünen-Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck plädierten dafür, Schulen und auch Kitas nach und nach wieder zu öffnen – aber begleitet von Vorsichtsmaßnahmen.
Die SPD-Ministerpräsidenten wollen mögliche Lockerungen an eine Reihe von Indikatoren knüpfen.
Unterdessen sprach sich Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) für eine Stoffmaskenpflicht aus.

Die nationale Wissenschafts-Akademie Leopoldina hatte am Montag für einen "realistischen" Zeitplan zurück zur Normalität plädiert.
Die einflussreichen Wissenschaftler empfahlen, Schulen "sobald wie möglich" wieder zu öffnen – angefangen bei Grundschulen sowie Unter- und Mittelstufen.
Für den öffentlichen Personenverkehr empfehlen die Wissenschaftler eine Mundschutz-Pflicht.

Karliczek befürwortet Maskenpflicht
Bundesbildungsministerin Karliczek sagte der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag) zu einer möglichen Maskenpflicht: "Alle Vorsichtsmaßnahmen wie die Abstands- und Hygienegebote müssen weiterhin strikt eingehalten werden – und zusätzlich muss ein Mund-Nase-Schutz im öffentlichen Raum getragen werden, wie auch die Wissenschaftler der Leopoldina in ihrer Stellungnahme ausführen."

Merkel und die Ministerpräsidenten beraten am Mittwoch darüber, wie nach dem 19. April verfahren wird.
Die Runde hatte am 22. März zunächst für zwei Wochen umfassende Einschränkungen beschlossen.
Diese wurden dann bis in die Woche nach Ostern verlängert.

Die Grünen-Chefs Baerbock und Habeck schrieben einen Brief an die Parteimitglieder, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
"Abschlussklassen sollten als erste wieder in die Schulen", heißt es darin.
Auch die Klassen eins bis sechs sollten Priorität haben, weil die Betreuung der jüngeren Schüler besonders wichtig sei.

"Kitas sollten schrittweise geöffnet werden", so Baerbock und Habeck – erst für Kinder mit einem Elternteil in sogenannten systemrelevanten Berufen, dann auch für andere, vor allem an Orten mit geringen Infektionszahlen.
Sowohl für Schüler als auch Kita-Kinder schlagen die beiden vor, Gruppen aufzuteilen, um sie zu verkleinern.
Die Nationalakademie Leopoldina hatte am Montag empfohlen, Kitas bis zu den Sommerferien im Notbetrieb zu lassen, und nur Fünf- bis Sechsjährige mit höchstens fünf Kindern im Raum auf den Übergang in die Grundschule vorzubereiten.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht versicherte, dass nach der Corona-Krise alle freiheitsbeschränkenden Maßnahmen wieder zurückgenommen werden.
"Als Justizministerin werde ich darauf hinwirken, dass die Einschränkungen keinen Tag länger aufrechterhalten werden als unbedingt nötig ist, um Leben und Gesundheit zu schützen", sagte die SPD-Politikerin dem RND.

Derzeit sei oberstes Gebot der Schutz von Leben und Gesundheit.
Dabei seien verhältnismäßige Einschränkungen einiger Grundrechte nicht vermeidbar.
Diese Einschränkungen seien aber angemessen, niemand in der Bundesregierung sei "daran interessiert, die Maßnahmen auch nur einen Tag länger aufrecht zu erhalten als unbedingt notwendig".

SPD knüpft Lockerungen an verschiedene Indikatoren
Die SPD-Ministerpräsidenten wollen mögliche Lockerungen der Corona-Regeln an eine Reihe von Indikatoren knüpfen.
Das sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) der "Allgemeinen Zeitung Mainz" (Dienstag).
Zu den Indikatoren gehören für die SPD-Ministerpräsidenten demnach eine niedrige Rate der Neuansteckungen, eine ausreichende Kapazität des Gesundheitssystems, die ausreichende Nachverfolgung von Infizierten und den Kontaktpersonen, die Ausweitung von Tests und ausreichend Schutzausrüstung.

"Das müssen wir in Relation setzen, dann können wir in einer ersten Phase Teile des Wirtschaftslebens lockern und teilweise die Schulen", sagte die SPD-Politikerin.
Wenn es dann keinen sprunghaften Anstieg von Neuansteckungen gebe, könne man in einer zweiten Phase weiter lockern, gegebenenfalls auch Teile der Gastronomie.
Dabei müssten aber immer besondere Hygienemaßnahmen ergriffen werden.

FDP-Vize Kubicki will schnelles Ende des Lockdowns
FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki forderte ein Wiederhochfahren des öffentlichen Lebens ab nächster Woche.
"Ich glaube, dass der Lockdown spätestens nach dem 19. April schrittweise aufgehoben werden muss", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag).
"Ich würde alle Geschäfte, die derzeit geschlossen sind, wieder öffnen lassen, sofern die Abstandsregeln dort einzuhalten sind. Im Zweifel geschieht das durch eine Einlasskontrolle."
Auch bei Restaurants hält der FDP-Mann eine langsame Rückkehr zu normalen Verhältnissen für möglich – mit entsprechendem Abstand zwischen den Tischen.

Noch-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer rechnet angesichts der Corona-Krise unterdessen nicht mehr mit einem Sonderparteitag zur Wahl ihres Nachfolgers vor dem regulären Delegiertentreffen Anfang Dezember in Stuttgart.
"Mein Eindruck ist, je weiter wir hinter die Sommerpause rücken mit einem möglichen Sonderparteitag, desto geringer ist der Bedarf nach einem Parteitag, der dann nur wenige Wochen vor dem regulären stattfindet", sagte Kramp-Karrenbauer der dpa.


 
Volle Kabine trotz Corona-Krise: Fauxpas im Aufzug - Lauterbach weist Spahn zurecht !

Nachdem er mit anderen Politikern und Medizinern in einem überfüllten Aufzug unterwegs war, muss Gesundheitsminister Jens Spahn sich Kritik gefallen lassen.
Er nimmt es sportlich.


Ein Foto von Jens Spahn in einem überfüllten Aufzug sorgt für Kritik in den sozialen Netzwerken.
Am Dienstag war der Gesundheitsminister zu Gast am Uniklinikum im hessischen Gießen.
Dort wollte er sich mit Ärzten, Pflegern und Studenten über die Zustände im Gesundheitssystem unterhalten.

Mit dabei waren unter anderem Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier – und Journalist Bodo Weissenborn.
Der schoss ein Foto davon, wie sich die Gruppe trotz Abstandsregelung dicht gedrängt in einen Fahrstuhl stellte, das nun bei vielen für Kopfschütteln sorgt.

Auch bei SPD-Politiker Karl Lauterbach.
Der teilte den Tweet und kommentierte, dass auf dem Foto genau zu sehen sei, wie es nicht geht.
"Dazu in einer Uniklinik."
Und weiter: "Hoffentlich war niemand infiziert."

Auf dem Foto sind Spahn, Bouffier sowie Kanzleramtsminister Helge Braun, der hessische Gesundheitsminister Kai Klose und der Chef der hessischen Staatskanzlei in Begleitung von medizinischem Personal zu sehen.
Mehr als zehn Menschen drängen sich in den Aufzug.
Zwar tragen alle Mundschutz, doch von Mindestabstand kann keine Rede sein.
Weissenborn gibt an, das Foto am Dienstagmorgen geschossen zu haben.

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Spahn reagierte prompt auf den Lauterbach-Hinweis.
Der Gesundheitsminister nahm die Kritik an: "Ja, das geht besser: auch mit Mundschutz Abstand halten.
Und das nächste Mal einfach die Treppe nehmen."

Lauterbach erinnert an Patzer von Armin Laschet
Dass wenigstens der Mundschutz richtig saß, wurde von Lauterbach dann noch in einer Antwort gewürdigt.
Er erinnerte mit einem Seitenhieb an ein Foto von Armin Laschet, das ebenfalls für Kritik sorgte.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident hatte darauf seinen Mund, aber nicht die Nase bedeckt.

Auch auf Twitter erntete man für die Situation Häme und Kritik.
So schreibt eine Userin: "Tolle Vorbilder wie man richtig Abstand hält.
Bekommen die jetzt auch ein Bußgeld?
Weil das wäre gerecht und hätte einen Lerneffekt."
Ein anderer schreibt: "Das meinten dann wohl die Wissenschaftler, die von Masken abrieten, weil sie zu Leichtsinn verleiten würden."


 
Trotz Corona-Krise: Scholz verspricht Grundrente zum 1. Januar 2021 !

Finanzminister Olaf Scholz hält an seinen Plänen fest: Zum Jahresbeginn 2021 will er die Grundrente einführen – und das trotz der Corona-Krise.
Zuletzt kamen Forderungen auf, die Einführung der Grundrente zu verschieben.


Im Koalitionsstreit um die Grundrente hat Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) einen pünktlichen Start des Projekt versprochen.
"Wir werden die Grundrente zum 1. Januar 2021 einführen", sagte der Finanzminister der Funke-Mediengruppe.

Zuletzt hatte es aus der Union Forderungen gegeben, angesichts der Corona-Pandemie Finanzierung und Zeitplan zu überdenken.
Auch die Deutsche Rentenversicherung hatte erklärt, unter den derzeit erschwerten Arbeitsbedingungen sei der bisherige Zeitplan wohl nicht zu halten.

Die Bundesregierung hat Mitte Februar beschlossen, die Renten von rund 1,3 Millionen Menschen mit kleinen Bezügen ab 2021 durch die Grundrente aufzubessern.
Langjährige Geringverdiener, die mindestens 33 Jahre an Beitragszeiten für Beschäftigung, Erziehung oder Pflege vorweisen können, sollen den Zuschuss erhalten können.

Im Startjahr soll die Grundrente 1,4 Milliarden Euro kosten.
Damit die Pläne Gesetz werden, müssen Bundestag und Bundesrat noch zustimmen.


 
Corona: Türkei lässt Zehntausende Inhaftierte aus überfüllten Gefängnissen frei !

Ankara (Türkei) - 90.000 Gefangene sollen in der Türkei nun vorzeitig aus überfüllten Gefängnissen freigelassen werden.
Das entschied das türkische Parlament am Dienstagmorgen.


Der Grund: Die rapide Ausbreitung des Coronavirus.
Gefangene Regierungskritiker und Journalisten müssen jedoch in Haft bleiben.

Umstrittenes Gesetz zur Freilassung Tausender Gefangener verabschiedet
Der umstrittene Gesetzentwurf wurde von der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP eingebracht und von der ultranationalistischen MHP unterstützt.

Mit einer Mehrheit von 279 Abgeordneten wurde das Gesetz verabschiedet.
51 Abgeordnete stimmten dagegen.

Scharfe Kritik an Gesetz zur Freilassung
Menschenrechtsgruppen wie Human Rights Watch und Amnesty hatten scharfe Kritik an dem Gesetz geübt, da es politische Gefangene, die nach den umstrittenen Antiterrorgesetzen der Türkei angeklagt sind, nicht einschließt.
Regierungskritiker und Journalisten sind demnach von der Regelung der frühzeitigen Freilassung ausgenommen.

Risikogruppen in Hausarrest
Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Risikogruppen, wie Inhaftierte ab 65 Jahren, Frauen mit kleinen Kindern und nachweislich schwer kranke Insassen, unter Hausarrest gestellt werden.

Außerdem dürften Verurteilte im offenen Vollzug ihre Strafe zu Hause absitzen.
Ausgenommen sind demnach Gefangene, die wegen Terrorverbrechen, vorsätzlichen Mordes, Gewalt gegen Frauen, Sexualstraftaten und Drogendelikten einsitzen.

Deutsche Patrick K. und Hozan Cane bleiben in Haft
Die Regelung schließt auch die wegen Terrorvorwürfen verurteilten Deutschen Patrick K. (29) aus Gießen und Hozan Cane (49) aus.

Der 29-Jährige wurde im Oktober 2018 wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation zu einer Gefängnisstrafe von mehr als sechs Jahren in der Türkei verurteilt

Auch die Kölner Sängerin Hozan Cane muss wegen Terrorvorwürfen eine Haftstrafe von sechs Jahren in der Türkei absitzen

17 Insassen im offenen Vollzug infiziert, drei Tote
Im Gefängnis besteht eine hohe Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.
Die Gefängnisse sind mit insgesamt 294.000 Gefangenen völlig überbelegt, wie die Tagesschau berichtet.

Bislang hätten sich 17 Gefängnisinsassen im offenen Vollzug mit dem Coronavirus infiziert, teilte das Justizministerium am Montag mit.
Drei von ihnen seien gestorben.

Die Haftentlassungen sind ab dieser Woche geplant.

Coronavirus in der Türkei: 61.0000 Infizierte
In der Türkei gibt es derzeit mehr als 61.000 Corona-Infizierte, etwa 1300 Menschen sind bislang an der vom Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.

Wegen der Pandemie gelten in dem Land strenge Ausgangsbeschränkungen.


 
Kampf gegen Coronavirus: Morgen Entscheidung über Lockerungen - Spahn verspricht „einheitliches“ Vorgehen !

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich am Uniklinikum in Gießen über die Situation im Gesundheitswesen angesichts der Corona-Krise informiert – und versprach für Mittwoch eine „einheitliche Entscheidung“ zu Lockerungen der Corona-Regeln in allen Bundesländern!

Spahn erklärte am Rande des Besuchs, dass er die derzeitige Debatte über die Maßnahmenlockerungen verstünde.
Diese sei „normal, das ist auch wichtig“.
Das Ziel sei aber anders als bei den Alleingängen zu den Corona-Verordnungen ein gemeinsamer Kurs!

► Kanzlerin Angela Merkel (65, CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Mittwoch in einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen im Kampf gegen das Coronavirus beraten.

Mit Spannung erwartet wird, ob und welche Art von Fahrplan es geben wird, um die einschneidenden Maßnahmen wie Schulschließungen und Ausgangsbeschränkungen langsam zu lockern.
Problem: Es deutet sich bereits jetzt eine neue Länderkrise an …

Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (44, CSU), eine approbierte Ärztin, erklärte am Dienstag bei BILD, dass der Freistaat bereit sei für ein gemeinsames Vorgehen: „Es ist ja so, dass die Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin morgen entsprechend beraten werden, und ich glaube, dass diese Beratungen eben sehr, sehr wichtig sind.“

Es werde Bereiche geben, „wo man sagt, da müssen wir gemeinsam“ vorgehen.
Sie forderte in diesen Punkten „eine gewisse Geschlossenheit“, auch wenn es „um Verlängerungen von Maßnahmen geht“.

Bayerischer Sonderweg?
Aber dann deutete die Ministerin einen möglichen bayerischen Sonderweg an: „Aber gleichzeitig kann es auch Bereiche geben“, erklärte Huml mit Blick auf unterschiedliche Geschäftsöffnungen und Corona-Verordnungen der Bundesländer, wo es unterschiedlich Ansätze geben könnte.

Dann sprach die Ministerin Corona-Klartext: „Also, ich glaube, dass sich morgen ganz, ganz viel darüber ausgetauscht wird, und wir haben am Donnerstag noch mal Kabinettssitzung, wo wir dann für Bayern auch die Maßnahmen beschließen werden.“

„Wir brauchen einen sicheren und besonnenen Weg aus der Corona-Krise“, schrieb der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (53, CSU) am Dienstag auf Twitter.
Vorsichtige Erleichterungen könne es nur mit zusätzlichem Schutz geben.
„Es sollte kein Überbietungswettbewerb entstehen, der die Menschen verunsichert“, schrieb er.

Berlin erteilt baldigen Lockerungen eine Absage
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (55, SPD) hat Hoffnungen auf eine rasche Maßnahmenlockerung hingegen gedämpft.
So etwas werde es „frühestens ab 27. April, eventuell auch erst ab 1. Mai“ geben, sagte Müller am Dienstag in einem Interview mit „Radio eins“.


 
Merkel ringt mit Ministerpräsidenten: Deutschland droht der Corona-Flickenteppich !

Am heutigen Mittwoch wollen die Länderchefs mit Angela Merkel über die richtige Exit-Strategie verhandeln.
Doch der Wille zu einer einheitlichen Linie bei den Lockerungen bröckelt.


Der wichtigste Ratgeber hat keinen Rat für Angela Merkel mitgebracht.
Lothar Wieler, der Chef des Robert Koch-Instituts, saß an diesem Dienstag mit ewig ernstem Blick vor einer blauen Wand und beantwortet die Fragen von Journalisten zur Corona-Krise.
Es ist ein wichtiger Termin, am Mittwoch telefonieren die Ministerpräsidenten mit Angela Merkel.
Sie müssen entscheiden, wie es weitergeht mit Deutschland, ob es nach den Osterferien Lockerungen geben kann und wenn ja, welche.
Doch Lothar Wieler sagt nur: "Die Entscheidung liegt nicht bei uns."

Politiker entscheiden in der Corona-Krise, nicht Wissenschaftler.
In normalen Zeiten ist das eine Selbstverständlichkeit, aber jetzt sind eben keine normalen Zeiten.
Politiker werden so stark von der Wissenschaft beraten wie wahrscheinlich nie zuvor.

Doch am Mittwoch, um 14 Uhr, da werden sie entscheiden müssen, sechzehn Ministerpräsidenten, die Kanzlerin und ihre wichtigsten Krisen-Minister.
Es wird eine Entscheidung sein, die wie alle politischen Entscheidungen nicht nur auf Sachgründen basiert, sondern auch auf Machtpolitik.
Und ob am Ende wirklich eine einheitliche Linie aller Bundesländer steht, ist völlig offen.
Derzeit sieht es eher nach einem Flickenteppich aus.

Von guten Gründen und kleinen Königen
Das Virus ist in Deutschland nicht gleichmäßig verteilt, die Pandemie breitet sich unterschiedlich aus: Am Dienstag gab es 33.569 Corona-Fälle in Bayern, und 872 Tote.
In Mecklenburg-Vorpommern waren es nur 619 Fälle und 11 Tote.
Auch die Ansteckungsquoten sind verschieden, genauso wie die wirtschaftlichen Einbußen.

All das haben die Ministerpräsidenten für ihr Land im Blick, danach entscheiden sie.
Für unterschiedliche Regelungen in unterschiedlichen Bundesländern kann es also gute Gründe geben.
Aber diese guten Gründe erklären nicht alle Unterschiede.
"Die Ministerpräsidenten sind aktuell kleine Könige, da nimmt sich jeder das Recht raus, eigene Entscheidungen zu treffen", sagte eine Funktionärin der CDU.

Es gibt Länderchefs, die schnellstmöglich zur Normalität zurückkehren wollen.
Die prominentesten von ihnen sind die CDU-Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, und von Schleswig-Holstein, Daniel Günther.
Günther sagte bereits, in Schleswig-Holstein müsse man sich auf eine "Phase des Hochfahrens" einstellen.

Laschet drängt auf Lockerungen
Laschet wurde in seiner Fernsehansprache am Ostersonntag noch deutlicher: Er erklärte, man könne mit mehr Wissen über das Virus "in eine neue Phase unseres Miteinanders eintreten".
Und zwar mit "vielen kleinen, vorsichtigen Schritten".
Das war kein Befreiungsschlag, doch eine markante Botschaft: Jetzt geht es langsam zurück in die Normalität.

Angedeutet hatte Laschet seinen Drang zum Exit schon in den Tagen zuvor.
Doch zu Beginn der Pandemie hatte er bei der Verhängung von Kontaktbeschränkungen noch gezögert.
Das war schlecht fürs Marketing in eigener Sache, denn trotz der Krise geht das Rennen um den CDU-Vorsitz weiter.
Laschet war im Kampf gegen Friedrich Merz und Norbert Röttgen eigentlich der Favorit, doch dann kam Corona.
Seine jetzige Haltung dürfte also auch von Taktik geprägt sein.

Um seinen Willen zu Lockerungen wissenschaftlich zu untermauern, hat Laschet einen Expertenzirkel einberufen.
Dazu gehören der ehemalige Verfassungsrichter Udo di Fabio, der frühere Chef der Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt und der Bonner Virologe Hendrik Streeck.
Sie halten Lockerungen für durchaus möglich.
Laschets Wort hat Gewicht, er führt mit Nordrhein-Westfalen das bevölkerungsreichste Bundesland.
Er wird am Mittwoch auf ein Signal der Mäßigung drängen.

Söder: Vom Jäger zum Gejagten
Aber nicht alle wollen Laschets Fahrplan in die Normalität unterstützen.
Der wichtigste Gegner bei schnellen Lockerungen ist der bayerische Ministerpräsident Markus Söder.
Er ist im Laufe der Pandemie vom Jäger zum Gejagten geworden: Als erste Corona-Fälle auftraten, verhängte er sofort harte Maßnahmen, ließ Schulen schließen, als andere Bundesländer noch zögerten.
Söder stieg so zu einem der beliebtesten Politiker Deutschlands auf.
Zwar beteuert der 53-Jährige seit Wochen, dass er keinerlei Ambitionen aufs Kanzleramt habe, doch immer weniger Vertreter des Führungszirkels der CDU glauben ihm das.

Laschet wirkte im Vergleich zu Söder damals wie ein lahmer Landesvater.
Doch ausgerechnet jetzt, wo sich Laschet medienwirksam als Fürsprecher der Freiheit inszeniert, zögert Söder.
Die Zahl der Infizierten geht in vielen Bundesländern deutlich zurück, aber in Bayern und Hessen ist sie nach wie vor hoch.
Einer von Söders wichtigsten Unterstützern ist deshalb Hessens CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier.
Söder warnte kürzlich vor einem "Überbietungswettbewerb" bei den Lockerungen.
Angstvoll blicken die Länderchefs auf die Zustände in Italien und Spanien.
Niemand will ein zu großes Risiko eingehen.

Söder dürfte versuchen, jede Form von deutlichen Lockerungen abzuwenden.
Zwischen ihm und Laschet steht die Kanzlerin: Merkel moderiert die Gespräche, es ist "ein Verhandeln auf Augenhöhe", wie aus der Partei zu hören ist.
Die Kanzlerin weiß, dass sie nur mit den Ministerpräsidenten Lösungen erzielen kann, schon bei der letzten Sitzung musste sie zwischen Söder und Laschet vermitteln.

Auch die Wissenschaft ist sich nicht einig
Die Uneinigkeit liegt also an den Ministerpräsidenten selbst, an ihren Machtkämpfen und der unterschiedlichen Lage in ihren Ländern.
Aber auch die Forscher sind sich nicht immer einig.
An den harten Fakten gibt es zwar wenig zu deuteln, an der Reproduktionsrate des Virus, an der Zahl der Tests und der Zahl der Beatmungsgeräte.
Aber welche Schlüsse zieht man aus all diesen Daten?

Auf eine "schrittweise Öffnung" können sich noch alle verständigen, wie soll es auch sonst funktionieren.
Nur wie sieht der erste Schritt aus und dann der zweite und der dritte?

Diskutiert wird zunächst über die Öffnung von:

Kleineren Läden
Wichtigen Wirtschaftssektoren ohne Homeoffice-Möglichkeit
Schulen und Kitas
Restaurants

Die Reihenfolge variiert, je nachdem, wen man fragt.
Und gerade dann, wenn diese Fragen detailliert beantwortet werden sollen, herrscht keine Einigkeit.

Erst die jüngeren oder erst die älteren Schüler?
So empfahl etwa die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina am Montag, zunächst Grundschulen und die Sekundarstufe I wieder schrittweise zu öffnen – mit dem Argument, dass Jüngere stärker auf persönliche Betreuung angewiesen seien.
Das Robert Koch-Institut ist hingegen dafür, zuerst die höheren Jahrgänge wieder in die Schulen zu lassen – weil sie die Hygieneregeln besser einhalten könnten, also das Abstandhalten, das Händewaschen, das Mundschutztragen.

Thüringens Linken-Ministerpräsident Bodo Ramelow positionierte sich prompt: Die Empfehlungen der Leopoldina?
"In der Praxis wäre das unklug, weil mit den Kleinen schwerer die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten sind", sagte er.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach mahnte insgesamt zur Vorsicht.
"Ich warne vor einem Schnellschuss bei den Schulen", sagte Lauterbach.
"Es besteht die große Gefahr, dass eine schnelle Öffnung der Schulen zu einer starken Verbreitung der Seuche beiträgt."

Das Problem mit den Kitas und der Mundschutz-Pflicht
Die Öffnung der Kitas ist ebenfalls ein Problem: Die Leopoldina lehnt solch eine Öffnung bis zu den Sommerferien weitgehend ab – ironischerweise genau mit dem Argument, das vom Robert Koch-Institut für die Schulen herangezogen wird: Kleinere Kinder könnten sich nicht so gut an die Distanz- und Schutzregeln halten.
Ein Regelbetrieb könne mit maximal fünf Kindern pro Raum mit denjenigen stattfinden, die bald in die Grundschule kämen.
Für alle anderen: nur im Notfall.

Die Leopoldina-Forscher schreiben selbst, dass das einiges voraussetzt: nämlich weiterhin eine "sehr flexible Handhabung von Arbeitszeiten" für die Eltern und finanzielle Unterstützung.
Eine Normalisierung für Eltern junger Kinder läge somit in weiter Ferne.
Und damit auch für ihre Arbeitgeber.
Entsprechend schnell entbrannte vehemente Kritik an diesem Punkt.

Auf die Wichtigkeit der Hygieneregeln können sich immer alle einigen.
Und zwar als Voraussetzung für jegliche Öffnung.
Doch auch da gibt es ein Problem.
"Mundschutze für alle", forderte Manuela Schwesig, die SPD-Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns.
Nur gibt es noch nicht einmal genug Schutzkleidung für Ärzte und Klinken.
Kann man eine Mundschutz-Pflicht erlassen, wenn man weiß, dass es nicht genügend Mundschutze gibt?
Soll man darauf bauen, dass sie im Zweifel zu Hause genäht werden – in sehr unterschiedlicher Qualität?

Die SPD-Länder wollen Zahlen
Die SPD-Länderchefs versuchen derweil, vor dem Mittwoch der Entscheidung ihre Reihen zu schließen.
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, sagte, sie sei sich mit ihren SPD-Kollegen einig, dass Lockerungen die Erfolge nicht gefährden dürften.
Sie müssten mit einer "Hygieneoffensive einhergehen" und sich an "Indikatoren ausrichten": der Rate der Neuansteckung, den Kapazitäten des Gesundheitssystems, der Nachverfolgung von Infizierten, ausreichend Tests und Schutzausrüstung.
Also an unbestechlichen Zahlen.

Die Indikatoren hätten mehrere Vorteile und einen Nachteil: Sie sind unabhängig überprüfbar und berücksichtigen zugleich die Verhältnisse in den einzelnen Bundesländern.
Wo die Situation schlechter ist, könnte so mit guter Begründung noch nicht so stark gelockert werden.
Und läuft es nicht wie gewünscht, kann es auch wieder in die andere Richtung gehen.
Der Nachteil: Es entstünde nicht die eine, einheitliche Regelung für ganz Deutschland.

Lassen sich die Ministerpräsidenten der Union darauf ein?
Der drängende Laschet, der zögernde Söder?

Im "Gleichschritt marschieren" – nur wohin?
Viele Politiker betonen gerade auffällig oft, dass es eine einheitliche Linie der Bundesländer brauche.
So oft, dass man vermuten muss, dass es gerade so gar nicht nach Einheitlichkeit aussieht.
Ohne gemeinsame Linie wirkten "die Regelungen sonst willkürlich und nicht nachvollziehbar", sagte SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach.
Auch Gesundheitsminister Jens Spahn mahnte am Dienstag, ein einheitliches Vorgehen werde "für eine hohe Akzeptanz in Bevölkerung sorgen".

Doch dass "einheitlich" am Ende bedeuten wird, dass die Länder ihre Läden, Schulen und Fabriken wirklich zur gleichen Zeit wieder öffnen, erscheint fast ausgeschlossen.
Es bröckelt schon jetzt. Rainer Haseloff, CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, verschickte am Dienstag eine Stellungnahme.
Darin steht ein Satz, der in abwägender Politikersprache andeutet, wie groß die Differenzen sind.
Ein "gemeinsamer Generalkurs sollte weiterhin erkennbar bleiben", schreibt er.
Dabei könne es aber "durchaus lagebedingte, regionale und länderspezifische Unterschiede geben".

Bouffier übersetzte das in der ihm eigenen, knurrigen Art: Die Länder sollten im "Gleichschritt marschieren", sagte er.
"Aber das heißt nicht, dass sie alles gleich machen."


 
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