Griechenland Grexit NEWS: Pokernacht in Brüssel: "Grexit auf Zeit" ist vom Tisch

Parlament für Reformvorschläge: Tsipras gesteht Bruch der Wahlkampfversprechen ein



Es ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Rettungspaket: Das Athener Parlament billigt die Vorschläge, die Alexis Tsipras seinen Gläubigern vorlegt. Dabei macht Tsipras klar, dass viele der Forderungen weit entfernt sind von dem, was im Wahlkampf versprochen wurde. Deswegen wächst jetzt die Unmut im Volk. Griechenlands Bürger fühlen sich verraten und machen ihrem Frust Luft.

 
Parallelen der Krise: Was Griechenland von Argentinien lernen kann



Die Bilder von langen Menschenschlangen vor den Geldautomaten in Griechenland ähneln denen, die 2001 aus Argentinien um die Welt gingen. Auch die Gründe, die zum Bankrott des südamerikanischen Landes führten, gleichen denen in Griechenland. Bis heute hat sich Argentinien nicht von der Krise erholt - ein Schicksal, das auch Griechenland droht?

 
Folgen der Krise in Deutschland: Versorgung mit griechischer Ware wird knapper



Die Griechenland-Krise kommt langsam auch bei einzelnen Händlern in Deutschland an. Babis Giannakis etwa besitzt einen griechischen Feinkostladen in Frankfurt am Main. Noch sind die Regale in seinem Geschäft gut gefüllt. Doch anstatt der wöchentlichen sechs bis acht LKWs mit frischer Ware kommt jetzt nur noch einer an. Grund sind die Spritkosten, die mit dem knappen Bargeld nur schwer bezahlbar werden. Daher hofft Giannakis auf eine politische Lösung der Krise.

 
Kritik an Athens Reformvorschlägen: Schäuble bringt Grexit auf Zeit ins Spiel

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Bundesfinanzminister Schäuble hält sich mit Kritik an den jüngsten griechischen Sparplänen nicht zurück. Laut einem Medienbericht sieht sein Ministerium nun zwei Wege: Entweder Athen bessert nach oder das Land verlässt vorübergehend die Eurozone.

Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die jüngsten griechischen Sparpläne negativ beurteilt. In einem Positionspapier, das der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vorlag und das Schäuble den anderen Eurostaaten demnach übermittelte, zeige er zwei Möglichkeiten auf: Entweder Athen bessere rasch nach, oder das Land solle die Eurozone für mindestens fünf Jahre verlassen.

EU-Kreise bestätigten, dass dies in einem Vorbereitungspapier für das Sondertreffen vorgeschlagen werde. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wollte die Angaben nicht kommentieren. Griechische Regierungskreise wiesen ihrerseits jedoch zurück, dass bislang in Brüssel über die Möglichkeit eines Austritts aus der Währungsunion gesprochen worden sei.

"In diesen Vorschlägen fehlen zentral wichtige Reformbereiche, um das Land zu modernisieren und um über lange Sicht Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung voranzubringen", zitiert die "FAS" aus dem einseitigen Papier. Deshalb könnten sie "nicht die Grundlage für ein komplett neues, auf drei Jahre angelegtes ESM-Programm bilden".

Eurozone für mindestens fünf Jahre verlassen

Stattdessen fasse das Finanzministerium zwei Wege ins Auge, die noch blieben. So solle Griechenland seine Vorschläge entweder rasch und umfassend verbessern, mit voller Unterstützung des Parlaments. Das Ministerium schlug unter anderem vor, dass Griechenland Vermögenswerte in Höhe von 50 Milliarden Euro an einen Treuhandfonds überträgt, der sie verkaufe und damit Schulden abtrage.

Als zweiter Weg würden Verhandlungen mit Athen über eine "Auszeit" genannt. Das Land solle nach dieser Variante die Eurozone für mindestens fünf Jahre verlassen und seine Schulden restrukturieren. Es bleibe aber EU-Mitglied und erhalte weiter "wachstumsstärkende, humanitäre und technische Unterstützung", schreibt die Zeitung.

"Außergewöhnlich schwierige Verhandlungen"

Schäuble hatte sich auch vor dem Treffen der Euro-Finanzminister skeptisch zu den Athener Vorschlägen geäußert. "Wir werden außergewöhnlich schwierige Verhandlungen haben", sagte er in Brüssel. Er verwies darauf, dass die griechische Regierung in den vergangenen Monaten viel Vertrauen verspielt habe. Die Hoffnung, die es Ende 2014 zur Lage Griechenlands gegeben habe, sei in den vergangenen Monaten "in einer unfasslichen Weise zerstört worden".

Schäuble verwies zudem darauf, dass es nun um eine ganz andere Art von Hilfsprogramm gehe. Bis Ende Juni sei über eine Verlängerung eines existierenden Programms gesprochen worden, jetzt gehe es um ein neues Programm über drei Jahre. Allein dies zeige schon, dass die Vorlage von Vorschlägen zur Vollendung eines Programms "natürlich bei weitem nicht ausreichend ist". Zudem gehe es nun um Finanzierungslücken, "die jenseits all dessen sind, womit wir in der Vergangenheit beschäftigt waren".

Griechenland droht ohne weitere finanzielle Unterstützung der Staatsbankrott und womöglich das Aus für die Euro-Mitgliedschaft. Das zweite Hilfsprogramm war Ende Juni ausgelaufen, nachdem sich Griechenland mit seinen Gläubigern nicht auf Spar- und Reformmaßnahmen einigen konnte. Bei den Beratungen in Brüssel an diesem Wochenende geht es darum, ob überhaupt Verhandlungen mit Athen über ein drittes Hilfsprogramm aufgenommen werden.
 
"Tsipras belügt das Volk": Viele Griechen fühlen sich durch Kurswende verraten



Alexis Tsipras' Umschwenken in der Griechenland-Krise verärgert viele Menschen im Land. In einem Referendum hatte sich das Volk ausdrücklich gegen strengere Sparmaßnahmen ausgesprochen. Nun sollen sie doch kommen, um weitere Hilfen von den Geldgebern zu bekommen. Vor allem Ruheständler wehren sich gegen die Reformen, denn ihrer Rente finanziert oft die gesamte Familie

 
Trauriges Beispiel Chalkida: Armut und Arbeitslosigkeit sind in Griechenland Realität


Chalkida, nördlich von Athen, ist ein Ort an dem die griechische Krise greifbar wird. So schön die Stadt auf den ersten Blick wirkt, so traurig ist das Schicksal vieler ihrer Bewohner. Arbeitslosigkeit und Armut sind hier zum Alltag geworden, die Fabriken am Standrand haben längst dicht gemacht. Ein Reporter von CNN spricht mit den Menschen über ihre Sorgen und Hoffnungen.
 
Viele offene Fragen zur Spar-Liste: Eurogruppe ergebnislos vertagt

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Das Sondertreffen der Finanzminister der Eurozone zur Griechenlandkrise bringt keinen Durchbruch. Mehrere Länder äußern massive Vorbehalte gegen Griechenlands Spar- und Reformvorschläge.

Das Sondertreffen der Finanzminister der Eurozone zur Griechenlandkrise ist auf Sonntag vertagt worden. Das Treffen sei am Samstagabend beendet worden und werde am Sonntag fortgesetzt, teilte der finnische Finanzminister Alexander Stubb am Abend auf Twitter mit. Mehrere Länder hatten bei dem Treffen massive Vorbehalte gegen Griechenlands Spar- und Reformvorschläge geäußert, die Voraussetzung für ein neues Rettungspaket für das vom Staatsbankrott bedrohte Land sind.

Die Euro-Finanzminister haben nach den Worten ihres Vorsitzenden Jeroen Dijsselbloem ausführlich über die griechischen Spar- und Reformvorschläge debattiert. "Es ist immer noch sehr schwierig", sagte der Niederländer am frühen Sonntagmorgen nach rund neunstündigen Dauerberatungen. Er bestätigte, dass die nicht abgeschlossenen Gespräche in der Eurogruppe am Vormittag fortgesetzt werden.

Nach dem Wunsch der Mehrheit der Europartner soll Athen seine Reformvorschläge nachbessern. Wie aus der Runde der 19 Euro-Finanzminister durchsickerte, werden sowohl Garantien für die Umsetzung gefordert als auch weitere Reformen. Eine Mehrheit ist skeptisch, darunter ist auch Deutschland.

"Wir werden uns ganz sicher nicht auf Zusagen verlassen können", sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble. Die Lage in Griechenland sei "durch die letzten Monate in einer unfasslichen Weise zerstört worden" - bis in die letzten Tage und Stunden hinein. Schäuble übermittelte nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS") den anderen Eurostaaten ein Papier, wonach es zwei Möglichkeiten gibt.

Entweder bessere Athen nach, oder Griechenland solle die Eurozone für mindestens fünf Jahre verlassen. Eine Bestätigung von Schäubles Ministerium gab es dafür nicht. Doch der Bericht führt am Rande des Treffens zu Fragen - denn von einem zeitweisen Grexit war bisher noch nicht die Rede gewesen. Aus griechischen Regierungskreisen verlautet, ein Vorschlag über einen zeitlich begrenzten Austritt Griechenlands aus der Eurozone sei Athen offiziell nicht unterbreitet worden.
Schäuble-Pläne mit Merkel abgestimmt

Kanzlerin Angela Merkel soll den Vorschlag von Schäuble für einen vorübergehenden Austritt Athens aus dem Euro mittragen, sollten die Verhandlungen mit den Geldgebern über ausreichende Bedingungen für Hilfen scheitern. "Alles, was Schäuble macht, ist mit der Bundeskanzlerin abgesprochen", sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter. Ein anderer Offizieller bekräftigte diese Angaben. "Alles, was er sagt und tut, ist mit der Kanzlerin koordiniert worden", erklärte ein Vertreter des Finanzministeriums.

Im Gespräch ist ein neues Hilfsprogramm mit einer Laufzeit von drei Jahren und einem Umfang von 74 Milliarden Euro. Geschlossenheit gibt es dafür bisher nicht. Im Gegenteil: Die Spannungen nehmen eher noch zu. "Für ein drittes Hilfsprogramm reicht das nicht aus", bilanziert der slowakische Ressortchef Peter Kazimir, der als einer der Hardliner im Ministerclub gilt.

Frankreich setzt auf neues Vertrauen

Frankreich hingegen schlägt ganz andere Töne an. Es kämpft im Kreise der Europartner besonders entschieden dafür, Griechenland nicht hängenzulassen und damit im Euroraum zu halten. "Wir müssen das Vertrauen wiederfinden", appelliert der Pariser Minister Michel Sapin. Aber auch der Sozialist räumt ein, dass Athen seine Vorschläge präzisieren muss.

Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras schickte die Europartner auf eine Achterbahnfahrt, die Spuren hinterließ. Viele Beteiligte sind inzwischen misstrauisch. Wichtige Stationen waren das Referendum am vergangenen Sonntag und die anschließende Kehrtwende Tsipras' bei den Spar- und Reformzusagen an die Geldgeber. Was beim Referendum von den Wählern abgelehnt wurde, liegt nun auf einmal wieder auf dem Tisch.

Die Voraussetzungen sehen auf den ersten Blick hoffnungsvoll aus, denn der Linkspolitiker kann gestärkt nach Brüssel kommen. Er erhielt im heimischem Parlament eine große Mehrheit für Verhandlungen um ein neues Rettungsprogramm. Und auch die Geldgeber-Institutionen, also EU-Kommission, Europäische Zentralbank (EZB) und Internationaler Währungsfonds (IWF), sehen das Athener Reformpapier als gute Grundlage.

Als Pluspunkt wird zudem gesehen, dass Tsipras seinen provozierenden Finanz-Ressortchef Gianis Varoufakis durch den pragmatischen Euklid Tsakalotos austauschte. Letztlich, so berichten Diplomaten, müssten die Staats- und Regierungschefs entscheiden, ob sie Tsipras zutrauen, sein wirtschaftlich schwer angeschlagenes Land wieder auf die Beine zu bekommen und damit im Eurogebiet zu bleiben.
 
Liveticker zu Griechenland: +++ 10:03 Tusk sagt EU-Sondergipfel ab +++

EU-Ratspräsident Donald Tusk hat den für den Abend angesetzten Sondergipfel aller 28 EU-Staaten zur Griechenlandhilfe abgesagt. Stattdessen werde es am Nachmittag nur das Gipfeltreffen der 19 Staats- und Regierungschefs der Euroländer geben.

+++ 09:55 Athen: Bestimmte EU-Länder wollen ein Scheitern +++
Vertreter der griechischen Regierung werfen einigen nicht namentlich genannten EU-Ländern vor, es auf ein Scheitern der Verhandlungen über die Athener Spar- und Reformpläne abgesehen zu haben. Die Athener Vorschläge seien von der EU-Kommission, der EZB und dem IWF positiv aufgenommen worden. Man habe sich in der Eurogruppe auch auf einen Zeitplan verständigt. Einige Länder hätten jedoch wiederholt die Frage der "Vertrauenswürdigkeit" aufgebracht, ohne genau zu sagen, was Griechenland konkret tun solle.

+++ 09:46 Bundestagsabgeordnete erhitzt wegen Schäuble-Plan +++
Der gestrige Vorschlag von Finanzminister Schäuble verärgert vor allem Grüne und SPD. Obwohl SPD-Chef Gabriel mitteilte, vom befristeten Grexit informiert gewesen zu sein, twittert sein Stellvertreter Hubertus Heil: "Schäuble spielt falsch: sein Grexit-Plan hat NICHT die Unterstützung der SPD." Der Grünen-Abgeordnete Dieter Janecek nennt den CDU-Kurs "Desaster Policy" (Katastrophenpolitik) und sagt voraus: "Am Ende des Tages gibt es eine Einigung ODER einen gewaltigen europäischen Scherbenhaufen. Your Fault!"

+++ 08:57 SPD-Fraktionsvize: Europapartei CDU isch over +++
SPD-Fraktionsvize Axel Schäfer fordert ein Ende der Debatte über ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. Das Gerede um einen Grexit müsse sofort aufhören, verlangt er in der "Welt am Sonntag". "Wer sich monatelang am Grexit besoffen redet, wird bei der Euro-Rettung einen Brummschädel haben." Schäfer wirft der Union vor, Mitverantwortung für eine wachsende europakritische Stimmung zu tragen. "Von der Europapartei Kohls und Adenauer ist wenig übriggeblieben. Europapartei CDU isch over", so Schäfer.

+++ 08:15 Gabriel: Grexit auf Zeit nur, wenn Griechen das für besser halten +++
In seinem Facebook-Eintrag vom späten Samstagabend (siehe unten) geht SPD-Chef Gabriel auch auf den Schäubleschen Vorschlag eines "Grexits auf Zeit" ein. Dieser sei der SPD "natürlich bekannt". Der Vorschlag sei nur realisierbar, "wenn die griechische Regierung ihn selbst für die bessere Alternative halten würde".

+++ 08:03 Syriza-Europaabgeordneter: "Schäuble will uns demütigen" +++
Der griechische Europaabgeordnete Dimitrios Papadimoulis setzt am Morgen einen enttäuschten Tweet ab. Der Syriza-Politiker schreibt: "Schäuble und seine Freunde wollen uns demütigen. Wir können mit einem Antrag, mit Einigkeit und mit Bündnissen ihren Plan durchkreuzen."



+++ 07:32 Gabriel will Griechenland im Euro halten und Schulterschluss mit Frankreich +++
SPD-Chef Gabriel lässt mitten in der Nacht auf Facebook ein Statement veröffentlichen. Darin heißt es: "Die SPD verfolgt nach wie vor das Ziel, Griechenland in der Eurozone zu halten, wenn die dafür notwendigen Bedingungen geschaffen werden können." Die SPD lege dabei "besonderen Wert auf ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen mit Frankreich". Hintergrund ist, dass viele Medien derzeit Merkel in dem Dilemma sehen, entweder mit Frankreich zu brechen oder innenpolitisch ihre Zukunft aufs Spiel zu setzen.

Die SPD verfolgt nach wie vor das Ziel, Griechenland in der Eurozone zu halten, wenn die dafür notwendigen Bedingungen...
Posted by Sigmar Gabriel on Samstag, 11. Juli 2015



+++ 06:51 "Bild"-Zeitung: Griechenland braucht mehr als 100 Milliarden Euro +++
Nicht 53 Milliarden Euro (wie im griechischen Antrag) angegeben, nicht 82 (wie von der Eurogruppe nach oben korrigiert), sondern mehr als 100 Milliarden Euro braucht Griechenland, berichtet die "Bild"-Zeitung. Das Blatt beruft sich auf Quellen in Athen und Brüssel.

+++ 06:45 Heute ultimativer Tag der Entscheidung? +++
So richtig glaubt niemand mehr daran.


+++ 03:04 Wirtschaftsminister Stathakis äußert sich zu Kapitalverkehrskontrollen +++
Die Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland werden nach Angaben von Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis noch "einige Monate" in Kraft bleiben. Bei einer Einigung mit den internationalen Gläubigern über ein drittes Hilfspaket würden die Banken binnen einer Woche wieder öffnen, sagte der Minister der BBC. Voraussetzung sei, dass die EZB ihr derzeit bei 89 Milliarden Euro gedeckeltes Nothilfeprogramm für die griechischen Banken aufstocke.

+++01:10 Dijsselbloem: "Es ist immer noch sehr schwierig"+++
Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem veröffentlicht eine kurze Erklärung zu den Gesprächen mit den Euro-Finanzministern. Demnach wurden Fragen der Glaubwürdigkeit, des Vertrauens und auch finanzielle Themen besprochen.

+++00:50 Gabriel hat Bedenken gegen Grexit auf Zeit+++
SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Bedenken gegen einen von Finanzminister Wolfgang Schäuble ins Spiel gebrachten Grexit auf Zeit. In einer derart schwierigen Situation müsse jeder denkbare Vorschlag unvoreingenommen geprüft werden. "Dieser Vorschlag wäre aber nur realisierbar, wenn die griechische Regierung ihn selbst für die bessere Alternative halten würde." Er fügte an: "Der Vorschlag des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble für ein zeitlich befristetes Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone ist der SPD natürlich bekannt."

+++00:14 Euro-Finanzministertreffen auf Sonntagvormittag vertagt+++
Die Euro-Finanzminister haben ihre Krisenberatungen zu Griechenland nach rund neun Stunden ergebnislos vertagt. Am Sonntagvormittag wollen die Ressortchefs wieder zusammenkommen, wie Diplomaten in Brüssel berichten. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem verzichtet nach Abschluss der Beratungen auf seine sonst übliche Pressekonferenz.

+++ 22:21 Finanzminister verlangen von Athen Nachbesserungen +++
Die Euro-Finanzminister arbeiten an einer Erklärung, die zusätzliche Reformen von Griechenland verlangen soll. Vielen Delegationen reicht die vorgelegte Liste zu Spar- und Reformmaßnahmen noch nicht aus. Es gehe auch um die rasche Verabschiedung von Reformen schon von der kommenden Woche an, um Vertrauen zu schaffen. Das berichten Diplomaten nach rund siebenstündigen Verhandlungen der Euro-Finanzminister. Die Erklärung richte sich an die Staats- und Regierungschefs der Eurozone, die am Sonntag in Brüssel tagen.

+++ 21:23 Schäubles Plan mit Merkel abgestimmt +++
Sollten die Verhandlungen zwischen Griechenland und den Geldgebern über ausreichende Bedingungen für Hilfen scheitern, schlägt das Bundesfinanzministerium einen vorübergehenden Austritt Athens aus dem Euro vor. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen trägt Bundeskanzlerin Angela Merkel diesen Vorschlag von Finanzminister Wolfgang Schäuble mit. "Alles, was Schäuble macht, ist mit der Bundeskanzlerin abgesprochen", sagt ein hochrangiger Regierungsvertreter. "Alles, was er sagt und tut, ist mit der Kanzlerin koordiniert worden", erklärt ein Vertreter des Finanzministeriums.

Ergänzung: Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, war auch SPD-Chef Sigmar Gabriel von den Plänen unterrichtet.

+++ 21:11 Hintze fordert geschlossenes Unions-Votum +++
Erst müssen sich die Euro-Finanzminister einigen, dann die EU-Staats- und Regierungschefs. Dann aber auch noch der Bundestag. Vor einer wahrscheinlichen Sondersitzung entbrennt in der Unionsfraktion ein Streit. Der Vorsitzende der größten NRW-Landesgruppe, Peter Hintze, fordert ein geschlossenes Votum. "Die deutsche Haltung bestimmt nach gründlicher Überlegung und nach den Gesprächen in der Koalition alleine die Kanzlerin", sagt er der "Welt am Sonntag". "Raum für eine abweichende Position der Fraktion sehe ich nicht."

+++ 20:58 Finanzminister-Sitzung wird unterbrochen +++
Griechische Medien berichten, dass die Sitzung der Eurogruppe in Brüssel vorübergehend unterbrochen wurde. Finanzminister Euklid Tsakalotos habe Kontakt mit Regierungschef Alexis Tsipras aufgenommen. Einzelheiten wurden jedoch nicht bekannt.

+++ 20:23 Euro-Minister verlangen weitere Zugeständnisse +++
Neues aus der Sitzung der Euro-Finanzminister: Wie es aus Diplomatenkreisen heißt, verlangen die Minister von Griechenland weitere Zugeständnisse. Nur dann könne man Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm eröffnen, heißt es.



+++ 19:43 Krisengipfel verläuft sehr kontrovers +++
Seit mehreren Stunden sitzen die Euro-Finanzminister in Brüssel zusammen und beraten über die griechischen Reformvorschläge - und dass offenbar hitzig. Die Krisensitzung verlaufe sehr kontrovers, berichteten Diplomaten. Von deutscher Seite werde darauf gedrungen, staatliche Strukturen zu ändern. Neben Deutschland zeigten sich mehr als neun weitere Eurostaaten skeptisch angesichts der Athener Vorschläge. Unterstützung für Griechenland komme vor allem aus Frankreich und einigen anderen Ländern. Völlig offen ist, ob es eine Empfehlung gebe, Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm aufzunehmen.

+++ 19:10 SPD lehnt Schäubles Grexit-Vorschlag ab +++
Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Carsten Schneider weist den Vorschlag des Bundesfinanzministeriums zurück, dass Griechenland für mindestens fünf Jahre die Eurozone verlassen müsse, wenn die Reformvorschläge nicht nachgebessert würden. "Es wird eine Einigung im Euro geben", twittert er. Das Finanzministerium müsse scheinbar seine Rolle an der Seitenlinie kompensieren, fügt er an.

+++ 18:20 Schäuble bringt Grexit auf Zeit ins Spiel +++
Die griechischen Reformvorschläge gingen am Donnerstagabend ein. Heute leitet das deutsche Finanzministerium seine negative Beurteilung den anderen Eurostaaten zu, berichtet die "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "In diesen Vorschlägen fehlen zentral wichtige Reformbereiche, um das Land zu modernisieren und um über lange Sicht Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung voranzubringen", heißt es demnach in dem Positionspapier. Sie seien keine Grundlage "für ein komplett neues, auf drei Jahre angelegtes ESM-Programm". Zwei Wege schlägt das Finanzministerium vor: Griechenland verbessert seine Vorschläge rasch und umfassend, mit voller Unterstützung des Parlaments oder mit Athen wird über eine "Auszeit" verhandelt - das Land verlässt die Eurozone für mindestens fünf Jahre und restrukturiert seine Schulden, bleibt aber EU-Mitglied.
 
Festgefahrene Verhandlungen: Schäuble schlägt vorübergehenden Grexit vor

Ohne Ergebnisse endet das Treffen Griechenlands mit seinen Gläubigern. Die Verhandlungen sind festgefahren, eine Einigung ist nicht in Sicht. Die anfängliche Euphorie über die neue griechische Reformliste ist einer allgemeinen Skepsis gewichen. Noch immer gehen die Meinungen der einzelnen Regierungsvertreter auseinander. Als einer der ersten präscht Wolfgang Schäuble nach vorne und fordert einen Grexit auf Zeit.

 
Merkel in ernstem Dilemma: Eurogruppe braucht Last-Minute-Einigung

Die Finanzminister der Euro-Staaten müssen nachsitzen. Sie müssen sich innerhalb weniger Stunden auf eine Empfehlung an die Staats- und Regierungschefs einigen, wie mit Griechenland weiter verfahren werden soll. Der EU-Gipfel könnte zum Schicksalstag für Kanzlerin Merkel werden.

In wenigen Stunden wollen die Euro-Finanzminister weiter über die griechischen Spar- und Reformpläne beraten. Nach einem schweren Streit hatten die Minister ihre Sitzung am Vorabend vertagt – nach neun Stunden Debatte. Nun stehen die Finanzminister unter Druck: Um 16 Uhr beginnt der Krisengipfel der Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten in Brüssel. Ein Sondergipfel der Chefs aller 28 EU-Staaten, der eigentlich um 18 Uhr beginnen sollte, wurde inzwischen abgesagt.

Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem berichtete in der Nacht: "Wir hatten eine vertiefte Debatte über die griechischen Vorschläge." Er fügte an: "Das Thema von Glaubwürdigkeit und Vertrauen wurde diskutiert." Vielen Staaten fehlt laut Dijsselbloem das Vertrauen, dass die Regierung des griechischen Premiers Alexis Tsipras die versprochenen Reformen wirklich umsetzen wird. Man frage sich, "ob der griechischen Regierung vertraut werden (kann), dass sie das tun, was sie versprechen", sagte er. Die eigentlich geplante gemeinsame Erklärung wurde nicht veröffentlicht. "Es ist immer noch sehr schwierig", sagte Dijsselbloem.

Deutschland und mehrere andere Staaten haben Einwände gegen das Spar- und Reformpaket der griechischen Regierung, die sich damit um ein neues Hilfspaket mit drei Jahren Laufzeit und einem Umfang von 74 Milliarden Euro "beworben" hat. Laut Diplomaten verlangen die Skeptiker, Athen solle Reformen schon von der kommenden Woche verabschieden, um Vertrauen zu schaffen.

Die Beratungen stehen unter enormen Zeitdruck, denn das akut pleitebedrohte Griechenland muss im laufenden Monat an Gläubiger 4,2 Milliarden Euro zurückzahlen, die es nicht hat. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verlangt einem Zeitungsbericht zufolge entweder rasche Nachbesserungen oder eine mindestens fünfjährige "Auszeit" Griechenlands aus der Eurozone.

Schäuble bringt befristeten Grexit ins Spiel

Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" ("FAS") zitiert aus einem ihr vorliegenden Papier Schäubles für die anderen Finanzminister. Die Vorschläge Athens könnten "nicht die Grundlage für ein komplett neues, auf drei Jahre angelegtes ESM-Programm bilden", heiße es dort. In griechischen Regierungskreisen hieß es, ein Vorschlag über einen zeitlich begrenzten Austritt Griechenlands aus der Eurozone sei Athen offiziell nicht unterbreitet worden.

Die Überlegungen für einen Grexit auf Zeit sind mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Chef Sigmar Gabriel abgestimmt. "Die SPD verfolgt nach wie vor das Ziel, Griechenland in der Eurozone zu halten, wenn die dafür notwendigen Bedingungen geschaffen werden können", sagte Gabriel. Der Vizekanzler fügte an, der Vorschlag Schäubles "für ein zeitlich befristetes Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone ist der SPD natürlich bekannt". Gabriel betonte, die SPD lege besonderen Wert auf ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen mit Frankreich. Mit Blick auf den Vorstoß für eine begrenzte Euro-Auszeit für Athen ergänzte er: "In einer derart schwierigen Situation muss auch jeder denkbare Vorschlag unvoreingenommen geprüft werden." Dieser "wäre aber nur realisierbar, wenn die griechische Regierung ihn selbst für die bessere Alternative halten würde".

Schicksalsentscheidungen für Merkel

Für Merkel entwickelt sich die anstehende Entscheidung über die Rettung Griechenlands indes zu einer persönlichen Schicksalsfrage. So schreibt die FAS, sowohl ein 74 Milliarden Euro teures drittes Hilfspaket als auch ein Grexit brächten Unwägbarkeiten für Merkel. Das Hilfspaket könnte die Union spalten und bekäme womöglich keine Mehrheit in der eigenen Fraktion. Bei einem Grexit wiederum stünde Merkels Status als "Europas heimliche Regierungschefin, das Verhältnis zu Frankreich und sogar ihre Kanzlerschaft" auf dem Spiel.

Griechenland brauche in den nächsten drei Jahren etwa 82 Milliarden Euro, hieß es aus Brüsseler Kreisen. "Wir haben es jetzt mit Finanzierungslücken zu tun, die jenseits all dessen sind, mit dem wir uns in der Vergangenheit beschäftigt haben", sagte Schäuble. Die "Bild"-Zeitung berichtet, der tatsächliche Finanzbedarf belaufe sich wegen zu positiver Schätzungen eher auf weit mehr als 100 Milliarden Euro.
 
Reaktionen sind gespalten: Das würde ein "Grexit auf Zeit" bedeuten


In den festgefahrenen Verhandlungen zur Griechenlandkrise bringt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nun einen "Grexit auf Zeit" ins Spiel. Sollte Griechenland seine Sparpläne nicht nachbessern, könnte das Land die Eurozone für mindestens fünf Jahre verlassen, um seine Schulden zu restrukturieren. Dieser Plan soll mit der Bundesregierung abgesprochen sein. Die Reaktionen darauf fallen sehr unterschiedlichen aus.
 
Dijsselbloem zur Reformliste: "Es gibt noch ein großes Vertrauensproblem"



Die Verhandlungen zur Griechenlandkrise ziehen sich hin. Griechenlands Gläubigern gehen die geplanten Sparmaßnahmen noch immer nicht weit genug. Am Rande des Treffens erklärt Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, dass vor allem in Steuerfragen noch ein großes Vertrauensproblem besteht.
 
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