Impfstopp wegen Hirnblutungen: So geht es mit Astrazeneca jetzt weiter !
Nach beunruhigenden Fällen von Gerinnseln und Hirnblutungen stoppen viele EU-Länder den Einsatz des Astazeneca-Vakzins.
Auch in Deutschland müssen Impfzentren schließen.
Allerdings könnte sich noch in dieser Woche entscheiden, ob und wie es weitergehen kann: Die WHO tagt am Dienstag, die EMA am Donnerstag.
Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden am Dienstag über den Impfstoff von Astrazeneca beraten.
Das Beratergremium zur Impfstoffsicherheit habe die verfügbaren Daten des Vakzins geprüft und stehe in "engem Kontakt" mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Die EMA kündigte für Donnerstag eine Sondersitzung zu dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers an.
Nach einer Reihe von Fällen schwerer Blutgerinnsel nach Impfungen hatten mehrere Länder die Impfung mit dem Vakzin vorsorglich ausgesetzt, zuletzt Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.
Bislang ist allerdings nicht geklärt, ob die Impfung der Auslöser war.
Die EMA erklärte am Nachmittag, sie halte vorerst an ihrer Bewertung des Vakzins fest.
Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass das Mittel ein ernstes Gesundheitsrisiko darstelle.
Die Vorteile der Impfung würden die Risiken überwiegen.
Auch die führende WHO-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan warnte vor Panik.
Zurzeit empfehle sie den Ländern, ihre Impfungen mit Astrazeneca fortzusetzen, erklärte sie in Genf.
"Bislang haben wir keinen Zusammenhang zwischen diesen Vorfällen und dem Impfstoff festgestellt."
Norwegen meldet Todesfall
Nach der Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca meldete Norwegen einen Todesfall.
Eine Pflegerin, die jünger als 50 Jahre alt war, starb nach Angaben der Gesundheitsbehörden an Hirnblutung.
Sie sei nach ihrer Impfung ins Krankenhaus gekommen, doch sei noch unklar, ob es einen Zusammenhang mit der Impfung gebe.
Nach einer Reihe von schweren Blutgerinnseln bei Geimpften hatte Norwegen am vergangenen Donnerstag als eines der ersten Länder die Impfungen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca vorsorglich ausgesetzt.
Am Samstag meldeten die Behörden drei weitere "schwere Fälle", die Betroffenen waren demnach jünger und mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Auch bei ihnen war unklar, ob die Impfung der Auslöser war.
Die Niederlande, die am Sonntagabend ihre Astrazeneca-Impfungen vorläufig gestoppt hatten, meldeten insgesamt zehn Fälle, in denen es nach der Impfung zu "Thrombosen oder Embolien" gekommen war.
Auch hier war unklar, ob sie direkt mit der Impfung zusammenhingen.
Sieben Fälle in Deutschland
Die Aussetzung des Impfstoffs von Astrazeneca in Deutschland geht nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf sieben Krankheitsfälle zurück.
"Es ist sehr selten aufgetreten", sagte der CDU-Politiker in Berlin.
Zuvor hatte sein Ministerium mitgeteilt, dass die Impfungen mit dem Vakzin vorerst aus Vorsicht gestoppt seien, weil es Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gegeben habe.
"Bis jetzt gibt es sieben berichtete Fälle, die im Zusammenhang mit einer solche Hirnvenenthrombose stehen bei mittlerweile über 1,6 Millionen Impfungen in Deutschland", sagte Spahn.
"Es geht um ein sehr geringeres Risiko - aber falls es tatsächlich im Zusammenhang mit der Impfung stehen sollte, um ein überdurchschnittliches Risiko."
Als Folge der sofortigen Aussetzung müssen in Deutschland einzelne Impfzentren ihren Betrieb einstellen.
"In Berlin betrifft die Aussetzung die Corona-Impfzentren Tegel und Tempelhof, die vorübergehend geschlossen werden, das Impfen der Mitarbeitenden in den Krankenhäusern sowie das Pilotprojekt für Impfungen durch niedergelassene Ärzte", teilt die Landesregierung mit.
Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium erklärt, alle bereits vereinbarten Termine mit diesem Impfstoff könnten vorerst nicht stattfinden und würden abgesagt.
Wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen setzen zurzeit immer mehr Länder die Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca aus.
In den USA nehmen derzeit unabhängige Berater Studiendaten zum Astrazeneca-Impfstoff unter die Lupe, um dessen Wirksamkeit und Sicherheit festzustellen.
Die Daten stammen aus einer US-Studie mit 30.000 Personen.
Sollten diese positiv ausfallen und alles nach Plan laufen, könnte die US-Arzneimittelbehörde FDA ihre Notzulassung für das Vakzin in etwa einem Monat erteilen, sagt der Chef der Nationalen Gesundheitsdienste, Francis Collins. Astrazeneca ist bislang noch nicht in den USA zugelassen.