G20-Gipfel in Hamburg !

G20-Gipfel beginnt mit Protestveranstaltungen !

Hamburg - Zum Auftakt des G20-Gipfels in Hamburg haben sich am Morgen hunderte Demonstranten an zwei zentralen Stellen in der Stadt versammelt - an den Landungsbrücken und am Verkehrsknotenpunkt Berliner Tor.
Eine der Protestgruppe hat angekündigt, in die engste Hochsicherheitszone vordringen zu wollen.

Am Abend waren Demonstranten und Polizisten aneinandergeraten, viele Menschen wurden verletzt.
Beim G20-Treffen der großen Industrieländer und aufstrebenden Wirtschaftsnationen geht es unter anderem um Terrorismus sowie die Klima- und Handelspolitik.


 
Treffen mit Putin,Trump & Co – Droht in Hamburg ein Eklat ?

Endlich geht es los. Hamburg ist Gastgeber für die wichtigsten Akteure der Weltpolitik.
Doch wer sind die wichtigsten Akteure und worum geht es beim Treffen der 20 Regierungschefs eigentlich?
Die wichtigsten Fragen vor dem G20-Gipfel.

Die Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) ist das wichtigste Abstimmungsforum in der internationalen Finanz- und Wirtschaftspolitik.
Die G20 führte in den ersten Jahren gegenüber der G7/G8 zunächst eher ein Schattendasein.
Ihr gehörten neben den G7-Ländern und Russland Argentinien, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Südafrika, Südkorea, die Türkei, Australien und Saudi-Arabien an. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bildeten zusätzlich noch einen eigenen "Ableger", den sogenannten BRICS-Klub der wichtigsten Schwellenländer.
Darüber hinaus zählt die Europäische Union als eigenständiges G20-Mitglied.
Den Status eines ständigen Gastmitgliedes genießt seit Jahren Spanien.
Darüber hinaus kann das jeweilige Präsidentschaftsland weitere Länder einladen.
Deutschland bat für dieses Jahr die Niederlande und Norwegen hinzu.

Was wollen die Akteure?

Donald Trump (USA):
Der US-Präsident gilt als große Wundertüte - niemand weiß so richtig, was er mitbringt.
Er hat die Kraft, die Veranstaltung zu sprengen.
Seine Sherpas - die Gipfelstrategen - wollen das nicht.
Es gehe ihnen um fairen Handel und gleiches Recht für alle beim Klimaschutz, heißt es.
Ferner wolle Trump eine gemeinsame westliche Position für einen konstruktiven Umgang mit Russland erarbeiten und China stärker bei der Lösung der Nordkorea-Problematik in die Pflicht nehmen.

Dass er vor Hamburg auf seiner zweiten Reise nach Europa noch einmal in Polen stoppt, ist ein Fingerzeig.
Warschau gilt mit seinen Einschränkungen von Freiheitsrechten nicht gerade als Musterknabe der Europäischen Union.
Das Weiße Haus lobt Polen aber als engen Verbündeten - und als ersten Kunden für US-Gaslieferungen.

Vor allem ist es aber die Person Trump, die Fragezeichen aufwirft.
Für das Treffen mit Putin sind die Themen nicht klar. Gesprochen werde über alles, worüber Trump sprechen wolle, heißt es.
Ein US-Präsident ohne Agenda, losgelassen auf den Taktierer Putin?
Trumps Feinde frohlocken schon.
Und: Wird sich der Hitzkopf Trump an die Vorarbeit seiner Fachleute halten?
Bleibt er beim Manuskript?
Oder macht er Politik nach Tagesform?
In einem Telefonat mit Merkel gelobte Trump, er wolle, dass der Gipfel ein Erfolg wird.
Beim Klimaschutz wird das schon mal nichts.
Da macht sich Merkel keine Illusionen.
Aber vielleicht beim Anti-Terror-Kampf.
Da stehen die Chancen besser.

Wladimir Putin (Russland):
Für ihn wird die erste Begegnung mit Trump das Hauptereignis in Hamburg sein.
Termin und Format hatten beide Seiten lange Zeit offengelassen.
Dabei tat der Kreml bis zuletzt so, als sei das Treffen gar nicht so wichtig.
Nun wollen die beiden wohl mächtigsten Männer der Welt ihren Gipfel im Gipfel am Freitagmorgen abhalten.
Aber werden sie das Verhältnis der zwei Atommächte verbessern können, das so schlecht ist wie seit Jahrzehnten nicht?

Putin hofft immer noch darauf, dass Trump die Annäherung an Russland wahr macht, die dieser im Wahlkampf versprochen hatte.
Andererseits werden in den USA immer mehr Details zur russischen Einmischung in den Wahlkampf und zu dubiosen Kontakten des Trump-Teams nach Moskau bekannt.
Trump scheinen die Hände weitgehend gebunden.

Putins Trumpfkarte auf dem Gipfel ist die starke militärische Stellung Russlands in Syrien.
Es wäre ein Punktsieg für ihn, wenn Trump den Vorrang der Russen bei einer Neuordnung des kriegszerstörten Landes anerkennen würde.
Putins Schwachpunkt wird der Ukraine-Konflikt sein. In diese Wunde wird Merkel den Finger legen.

Recep Tayyip Erdoğan (Türkei):
Der türkische Staatspräsident betritt das erste Mal deutschen Boden, seit er Merkel im Frühjahr nach Auftrittsverboten für türkische Regierungsvertreter in Deutschland "Nazi-Methoden" vorgeworfen hat.
Ihn wird deswegen kein schlechtes Gewissen plagen, wenn er Merkel die Hand schüttelt.
Schließlich untersagte die Bundesregierung ihm gerade erst noch einen Auftritt vor Anhängern in Hamburg.
Erdogan dürfte sich in seiner Kritik bestärkt sehen.
Das deutsch-türkische Verhältnis ist miserabel, ein Tiefpunkt nach dem anderen.

Für Erdogan dürfte beim G20-Gipfel allerdings nicht das Verhältnis zu Deutschland im Mittelpunkt stehen.
Ihn beschäftigen derzeit vor allem andere Dinge: Der Vormarsch der Kurden-Milizen in Syrien etwa, und ein Marsch der unbeugsamen Opposition von Ankara nach Istanbul.
Und dann wäre da die Krise um das mit der Türkei verbündete Golf-Emirat Katar, in die Ankara immer weiter hineingezogen zu werden droht.
Die von Saudi-Arabien angeführte Allianz gegen Katar fordert unter anderem den Abzug aller türkischen Soldaten aus dem Golf-Emirat.

Erdogan hat mehrfach an den saudi-arabischen König Salman appelliert, die Sanktionen gegen das Emirat zu beenden.
Darüber wollte der Staatschef mit dem Monarchen auch beim G20-Gipfel sprechen.
Daraus wird nun nichts: König Salman hat seine Teilnahme abgesagt - offiziell wegen der aktuellen Entwicklungen in der Katar-Krise.

Xi Jinping (China):
Innerhalb der G20-Gruppe der Top-Wirtschaftsmächte beschäftigen sich Staats- und Regierungschefs schon mit der Frage der "neuen Führungsrolle", die sich China durch Trumps Abschottungskurs bietet.
Aber kann China die Welt überhaupt "führen"?
Xi hatte die Abkehr Trumps vom Freihandel zunächst geschickt nutzen können, sich der Welt als Vorkämpfer gegen Protektionismus zu präsentieren, obwohl er genauso einen "ökonomischen Nationalismus" verfolgt.
Die Beschwerden deutscher und anderer Unternehmen nehmen aber zu, in China an den Rand gedrängt zu werden.
So "führt" China die Globalisierung auch nur, indem es der größte Konsumentenmarkt der Welt ist.

Auch im Klimaschutz blicken jetzt alle nach China, nachdem Trump das Pariser Klimaabkommen aufgekündigt hat. China der "neue Klimaführer"?
Keineswegs. Kein anderes Land produziert so viele Treibhausgase.
Der für die Klimawende weltweit nötige Ausstieg aus der Kohlewirtschaft bleibt Wunschdenken, da das "schwarze Gold" noch lange Hauptenergieträger des größten Kohleverbrauchers bleiben wird.
Heute exportiert China sogar noch Kohlekraftwerke, wie Kritiker beklagen.

China übernimmt nur dort Verantwortung, wo es für sich von Nutzen ist - und dann zu seinen Bedingungen, sind sich Diplomaten einig.
Eine "Weltordnung chinesischer Prägung" werde von bilateralen Beziehungen geprägt sein, in denen China mit seiner Wirtschaftsmacht am längeren Hebel sitzt.
Auch dürfte diese "Ordnung" intransparent, wenig regelbasiert und ohne Institutionalisierung sein - höchstens in kleinen Clubs, in denen China am Steuer sitzt.

Angela Merkel (Deutschland):
Bundeskanzlerin Angela Merkel suchte intensiv Kontakte vor dem G20-Treffen, um Einigungsmöglichkeiten auszuloten.
So wurde nach Xi auch der neue südkoreanische Präsident Moon Jae In in Berlin erwartet, bevor beide nach Hamburg weiterreisten.
Am Donnerstag hat die Kanzlerin unmittelbar vor Beginn des Gipfels Trump und den australischen Ministerpräsidenten Malcolm Turnbull in Hamburg getroffen.
Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte zudem, dass Merkel am Rande auch mit den Präsidenten Russlands und Frankreichs über die Ukraine-Krise sprechen will.
Während der brasilianische Präsident Michel Temer nun doch nach Hamburg kommt, wird der saudische König Salman beim G20-Treffen fehlen. Saudi-Arabien spielt eine Schlüsselrolle in der Katar-Krise.

EU will zusammenhalten:
Die Abstimmung der europäischen G20-Teilnehmer fand bereits am vergangenen Donnerstag in Berlin statt.
Merkel hatte die G20-Mitglieder Frankreich, Italien und Großbritannien sowie Spanien, die Niederlande und Norwegen ins Kanzleramt eingeladen.
Grund ist vor allem, dass die deutsche G20-Präsidentschaft nur dann eine Chance auf Bekenntnisse gegen Protektionismus oder für Klimaschutz hat, wenn wenigstens die Europäer geschlossen auftreten.
Das sicherten ihr Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni und die britische Premierministerin Theresa May zu - obwohl May längst eigene Interessen hat, wie die angekündigten amerikanisch-britischen Freihandelsgespräche zeigen.

Was können die G20?
Die G20 sind eine informelle Gruppierung von Ländern.
Sie können als solche keine global verbindlichen Beschlüsse fassen und Regelsetzungen treffen.
Sie können aber aufgrund des Gewichts ihrer Mitgliedsländer weltweit Leitplanken formulieren, wie sie es etwa bei der Finanzmarkt-Regulierung mit härteren Vorgaben für Aufsicht und Risikovorsorge bei den Banken getan haben.
Großes Gewicht genossen die in den Kommuniques festgehaltenen G20-Positionen bislang dadurch, dass sie einstimmig beschlossen wurden und damit der Ausdruck des gemeinsamen willens aller Mitglieder darstellten.
Mit den aktuellen grundlegenden Differenzen mit US-Präsident Donald Trump bei Klimaschutz und anderen zentralen Fragen könnte diese besondere Wirkung schwinden.

Was wird beschlossen?
Der Gipfel dauert nur 24 Stunden und ist vollgestopft mit Programmpunkten.
Sich austauschen, zuhören und streiten - dafür sei gar keine Zeit.
Nicht zwei Tage müssten sie sich dafür treffen, sondern zwei Wochen.

Anfang Mai hatte Merkel - damals noch optimistischer als heute - die schwierige Konsenssuche unter den G20-Partnern noch mit dem Satz beschrieben: "Da ist es fast einfacher, einen Sack Flöhe zu hüten, als dass man die Leute hier zusammenhält."

Merkel will einen offenen Streit mit dem Außenpolitik-Novizen und Dauer-Twitterer Trump beim G20-Gipfel aber vermeiden.
Schon am Montag hatten beide nach Angaben des US-Präsidialamtes per Telefon über die Streitfragen beraten.
Da geht es vor allem um den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und um drohende Strafmaßnahmen gegen europäische und deutsche Stahlhersteller, denen die USA unfaire Dumpingpreise vorwerfen.

Den Entwurf für eine gemeinsame G20-Abschlusserklärung dürften die Unterhändler ihren Chefs bereits am Donnerstagabend - Stunden vor dem Beginn des Treffens am Freitagvormittag - vorlegen.
Allerdings mit zahlreichen eckigen Klammern - das sind in dem Kommuniqué die noch strittigen Punkte.
Es ist dann Chefsache, bis Samstagnachmittag ein Papier auszuhandeln, das einstimmig verabschiedet werden kann.

Das könnte angesichts der vielen Differenzen vor allem mit Trump in der Klima-, Handels- und Flüchtlingspolitik am Ende aber völlig verwässert sein.
Merkel hofft auf ein Ergebnis, "das zeigt, dass wir uns angemessen mit den globalen Herausforderungen befassen".
Aber auch auf ein Ergebnis, das "Dissens nicht übertüncht".
Das kann im Grunde nur zweierlei heißen: Eine Gipfel-Erklärung, die den Streit benennt und die Unstimmigkeit deutlich macht - oder der Verzicht auf eine Abschlusskommuniqué. Beides wäre ein Novum.

Bleibt es friedlich?
Gipfelgegner möchten verhindern, dass nur Bilder harmonischer Politiker um die Welt gehen.
Wenn die Staatschefs zu ihren Fototerminen zusammenkämen, "wollen wir, dass diese Bilder nie gezeigt werden können ohne Bilder von Zehntausenden Menschen, die auf der Straße gemeinsam sagen: So geht die Politik nicht weiter", sagt etwa Emily Laquer, Mitorganisatorin der Proteste.
Bislang sind rund 30 Demonstrationen unterschiedlichster Akteure in der Gipfel-Woche vom 2. bis 9. Juli angekündigt.
Die mit Abstand größte Kundgebung mit bis zu 100.000 erwarteten Teilnehmern ist zum Abschluss des G20-Gipfels am 8. Juli unter dem Motto "Grenzenlose Solidarität statt G20" geplant.
Merkel wählte Hamburg, weil es Deutschlands "Tor zur Welt" symbolisiert und weil man beweisen wollte, dass ein derartiger Gipfel auch in einer deutschen Großstadt möglich ist.
Von Polizeigewerkschaften wurde sie wegen dieser Entscheidung scharf kritisiert.


 
Sauer auf dem G20-Gipfel: Deutschlands "First Man" trifft auf Melania Trump !

Melania Trump kommt nach Deutschland - und alle Augen richten sich auf die First Lady der USA.
Wird das ehemalige Model shoppen gehen oder sich lieber den Klimawandel erklären lassen?

Melania Trump, die Ehefrau von US-Präsident Donald Trump, ist zum ersten Mal offiziell in Deutschland.
Beim zweitägigen Partnerprogramm der Staats- und Regierungschefs der G20-Länder in Hamburg wird die 47-Jährige sicherlich im Mittelpunkt stehen.
Wird das ehemalige Model shoppen gehen oder sich doch lieber von Gastgeber Joachim Sauer, Ehemann von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), den Klimawandel erklären lassen?
Bei ihrem Auftritt beim G7-Gipfel in Taormina auf Sizilien im Frühjahr sorgte die First Lady mit einer angeblich 50.000 Euro teuren Dolce-Gabbana-Jacke mit Blumenmuster für Aufsehen, ihr schwarzer Schleier beim Besuch des Papstes kam dagegen nicht so gut an.

Schon bei ihrer ersten Auslandsreise hatten "Potus und Flotus", wie US-Präsident Donald Trump und seine Frau im Fachjargon genannt werden (President/First Lady of the United States), für viel Wirbel gesorgt: In Israel und Rom hatte die 47-Jährige vor laufenden Kameras die Hand ihres Mannes weggestoßen, was die Gerüchteküche um den Zustand der Trump-Ehe brodeln ließ.

Peinlicher Vorfall am Flughafen
Aber auch Brigitte Macron, die 64 Jahre alte Frau des französischen Präsidenten Emmanuel Macron (39), wird sicherlich im Rampenlicht stehen, sowie Sophie Grégoire Trudeau, die Ehefrau des kanadischen Premierministers Justin Trudeau.

Für etwas Verwirrung sorgte bei ihrer Ankunft am Hamburger Flughafen die Ehefrau des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma.
Zunächst wusste niemand, wer die "Lady in Pink" war, denn Zuma ist bekennender Polygamist und hat mehrere Frauen.
Anhand von Fotos konnte das Rätsel jedoch gelöst werden: Es ist Tobeka Madiba-Zuma.

Wenn Joachim Sauer Glück hat, wird er diesmal nicht der einzige Mann sein: Philip May, der Mann der britischen Premierministerin Theresa May, hat sein Kommen zugesagt.

Sauer mit Seitenhieb gegen Trump?
Für die Damen und den einen Herrn hat sich der zurückhaltende 68-jährige Sauer, von Beruf Quantenchemiker, einen wissenschaftlichen Programmpunkt gewünscht, der gleichzeitig hoch politisch ist und als Seitenhieb auf Trump verstanden werden könnte: einen Besuch im Klimarechenzentrum. In der Forschungseinrichtung werden keine Wetterprognosen erstellt, sondern jede Menge Daten zum Klima gesammelt.
Damit können Szenarien künftiger Klimaänderungen simuliert werden.
Vielleicht erfährt Melania Trump hier etwas über die Erderwärmung infolge des Klimawandels, den Ehemann Donald bezweifelt.

Außerdem auf dem Programm: Eine Hafenrundfahrt und ein Konzert in der Elbphilharmonie.
Vor der prächtigen Kulisse des spektakulären Konzerthauses wird auch das obligatorische Familienfoto gemacht, das um die Welt gehen soll.
Am Samstag werden die Partnerinnen und zwei Partner von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) durch das historische Hamburger Rathaus geführt.
Vielleicht gibt es hier für Zuschauer die Gelegenheit, den Gästen zuzuwinken.

Beim gemeinsamen Konzert und Abendessen mit ihren Ehepartnern in der Elbphilharmonie am Freitag wird auf Wunsch der Kanzlerin Beethovens "Ode an die Freude", die Hymne der Europäischen Union, erklingen.
Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter Leitung von Kent Nagano spielt Beethovens 9. Sinfonie.
Der Text basiert auf einem Gedicht von Friedrich Schiller.
1985 hatte die Europäische Gemeinschaft das Hauptthema des letzten Satzes als Europahymne angenommen - weil es die Werte versinnbildliche, die alle teilen - so heißt es dort pathetisch: "Alle Menschen werden Brüder!"


 
"Können von Glück reden, wenn es keine Toten gibt" !

In Hamburg eskaliert die Gewalt, Demonstranten und Polizei beschuldigen jeweils die Gegenseite.
Es ist aber komplizierter. Experten sehen die Verantwortung vor allem in der Politik.
"Wir können von Glück reden, wenn es keine Toten gibt", sagt Kriminologe Christian Pfeiffer.

Für die Hamburger Polizei steht spätestens seit Freitagmorgen fest: alles richtig gemacht.
Seit Wochen warnten die Sprecher vor Tausenden militanten Gewalttätern, die das Treffen der G20-Staatschefs nutzen würden, um Hamburg ins Chaos zu stürzen.
Sie fühlen sich nun bestätigt: verletzte Beamte, brennende Autos, zerstörte Schaufenster.
"Wir sind entsetzt über die offensichtliche Gewaltbereitschaft", twitterte die Polizei, deren Sprecher Timo Zill sich unter Angriffen in einen Rettungswagen flüchtete.

Für die Demonstranten ist hingegen klar: Die Polizei ist nicht hier, um Schlimmeres zu verhindern, sondern Protest zu ersticken - spätestens seit die Einsatzkräfte am Donnerstag die "Welcome to Hell"-Demo in St. Pauli nach wenigen Hundert Metern mit Knüppeln, Pfefferspray und Wasserwerfern aufgelöst haben.
Auch zahlreiche Demonstranten wurden verletzt.
"Die Polizei hätte sich an die Verhältnismäßigkeit halten müssen", sagte Demo-Anmelder Andreas Blechschmidt dem Nachrichtensender n-tv.
Das sei aber offensichtlich nicht gewollt gewesen.

Blamage für Merkel
Pressevertreter vor Ort schlossen sich zum Teil der Einschätzung an, die Polizei habe bewusst auf Eskalation gesetzt.
Das wäre eine Blamage für Hamburg, Deutschland und nicht zuletzt Bundeskanzlerin Merkel.
Sie trifft während des Gipfels auf autoritäre Staatschefs, die nun die eigenen Repressionen gegen Oppositionelle rechtfertigen können.
So wie gewalttätige Demonstranten strafrechtlich verfolgt werden, müsste in diesem Fall auch Einsatzleiter Hartmut Dudde die Verantwortung übernehmen.

Doch die Schuldzuweisungen sind vorschnell. Protestsituationen können auf beiden Seiten Dynamiken auslösen, die nur noch schwer kontrollierbar sind - erst Recht in der Großstadt.
Der Zugriffsort auf der polizeilich genehmigten Route ist extrem eng.
Auch eine Massenpanik wie bei der Loveparade war bei der Vielzahl der Teilnehmer nicht ausgeschlossen.

Polizeiexperten wollen sich bislang noch nicht festlegen, von welcher Seite die Eskalation forciert wurde.
"Ich würde gar nicht von Schuld einer bestimmten Seite sprechen", sagt Polizeiwissenschaftler Rafael Behr von der Akademie der Polizei Hamburg.
Es bewahrheite sich, was er befürchtet habe.
"Einsatzkräfte der Polizei werden zum Feindbild, Demonstranten kriminalisiert, Kritiker verdammt, Privatpersonen durch Sicherheitsmaßnahmen in ihrem Bewegungsspielraum eingeschränkt", hatte Behr bereits vor den Ausschreitungen zu t-online.de gesagt und von einer "Zerreißprobe für die offene Gesellschaft" gesprochen.
"Null Toleranz" deeskalierte die Lage nicht

Auch Jan Reinecke, Hamburger Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), sieht die Hauptverantwortung für die Geschehnisse in der Politik - genauer: bei Kanzlerin Merkel, die den Gipfel im Alleingang nach Hamburg holte.
"Es ist genau das eingetreten, was ich und viele Kollegen prophezeit haben", sagt der Gewerkschaftler.
"Die Polizei ist von der Politik in ein Dilemma geführt worden - sie muss den Gipfel schützen."
Eine "Null-Toleranz"-Einsatzlinie sei sehr früh als das geringste Übel angesichts der Gewaltansagen von Linksextremisten ausgegeben worden.


 
G20-Gipfel-Krieg: Heli mit Leuchtrakete angegriffen - viele verletzte Polizisten !

Hamburg - Es sind Szenen wie aus einem Kriegsgebiet.
Bilder die Angst machen.
Böller-Explosionen peitschen durch die Straßen, überall dichter schwarzer Qualm.

Scheiben klirren, Menschen schreien, Sirenen heulen.
Aber das hier ist nicht die Ukraine.
Oder Syrien.
Das ist Hamburg.
Die Hansestadt beim G20-Gipfel im Würgegriff marodierender, gewaltbereiter Horden.

Auch am Tag nach der „Schlacht am Hafen“, in der sich Polizei und über 1000 Chaoten des „Schwarzen Blocks“ am Donnerstagabend erbitterte Straßenkämpfe lieferten, gehen die schweren Krawalle weiter.

Bewaffnet mit Steinen und Eisenstangen
Trupps gewaltbereiter Demonstranten ziehen – bewaffnet mit Steinen, Flaschen und Eisenstangen – zu Hunderten in Richtung G20-Gelände an den Messehallen.
Dutzende Autos – auch etliche Polizeiwagen – und Barrikaden brennen.
Polizisten werden in ihren Streifenwagen angegriffen.

Und während Merkel, Trump und Co. die Welt retten wollen, geht vielen Hamburgern endgültig der Glaube an ein zivilisiertes Miteinander verloren.
Die Horror-Nachrichten überschlagen sich.

Melania Trump, die Gattin des mächtigsten Mannes der Welt, darf das Gästehaus des Senats an der Alster nicht verlassen.
Das Hotel von US-Außenminister Rex Tillerson wird von 500 Vermummten belagert.
Genau wie die Nobel-Herberge von Wladimir Putin.

Hubschrauber mit Leuchtrakete angegriffen
Unfassbar: Selbst ein Mega-Aufgebot von knapp 20.000 Polizisten reicht nicht aus, um der immer weiter eskalierenden Lage Herr zu werden.
Hektisch werden über 1000 Beamte aus anderen Bundesländern in Marsch gesetzt.

Der nächste Schock: Ein Polizeihubschrauber wird über Altona mit einer Leuchtrakete angegriffen – das Geschoss verfehlt den Helikopter nur haarscharf.

Innensenator Andy Grote räumt ein, dass man mit so beängstigenden Ausschreitungen nicht gerechnet habe: „Durch Altona und angrenzende Stadtteile zieht sich eine Schneise der Verwüstung.“

Über 190 verletzte Polizisten
Noch dramatischer schildert ein Polizei-Insider das Szenario: Die Lage sei deutlich schlimmer, als in den Medien dargestellt.

Über 190 Polizisten seien verletzt, teils sehr schwer.
Einem Beamten droht nach einem Böller-Angriff der Verlust des Augenlichtes.
Zwei weitere haben Durchschüsse an Schulter und Bein von Stahlkugeln aus Zwillen der Chaoten.


Über 70 gelegte Brände müsse gelöscht werden.
Auf der Flucht vor der Polizei werden elf Anti-G20-Demonstranten schwer verletzt.
Sie stürzen bei dem Versuch, über eine Mauer mit Absperrgitter zu klettern, aus etwa vier Metern Höhe ab, weil das Gitter unter der Last zusammenbricht.

Am Nachmittag eine weitere Zuspitzung.
Das Partnerprogramm für die Eheleute der Staats- und Regierungschefs wird geändert, der Besuch in Klima-Rechenzentrum abgesagt – zu gefährlich.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mischt sich sichtlich um Fassung ringend aus Berlin ein, verurteilt die völlig außer Rand und Band geratenen Angriffe der Chaoten aufs Schärfste: „Brutale Gewalt hat auf unseren Straßen nichts verloren.
Sie hat keine Rechtfertigung und kann nicht mit Verständnis rechnen.“

Schuss im Schanzenviertel
Am Abend dann Riesen-Aufregung, als in der Elbphilharmonie die Prominenz der Weltpolitik einen entspannten Abend mit Konzert und Gala-Diner verbrachte.
Ein Beamter gibt im Schanzenviertel einen Warnschuss ab, als zwei Männer auf einen am Boden liegenden Mann einschlagen und eintreten.

Später heißt es: Der Vorfall habe nichts mit dem G20-Protest zu tun.

Die Polizei nahm bis Freitagabend 83 Gipfelgegner fest und 17 weitere in Gewahrsam.


 
G20-Proteste: Polizei im Hamburger Schanzenviertel !

Hamburg - Die Lage im Hamburger Schanzenviertel ist in der Nacht nach gewaltsamen Protesten gegen den G20-Gipfel eskaliert.
Nach Plünderungen und brennenden Barrikaden rückte die Polizei massiv ein.

Danach erklärte sie, die Lage habe sich wieder beruhigt.
Ein Großteil der Straße Schulterblatt wurde nach Polizeiangaben geräumt.
Dort war es in den Stunden davor zu heftigen Auseinandersetzungen mit Demonstranten gekommen.

Die Gefährdung sei erheblich gewesen.
Es habe Hinweise darauf gegeben, dass Angriffe mit Molotow-Cocktails, Zwillen und Wurfgegenständen vorbereitet worden seien, hieß es.


 
G20: Syrien, Russland und die USA vereinbaren Waffenruhe !

Hamburg - Die USA und Russland haben sich völlig überraschend auf einen Waffenstillstand für den Südwesten Syriens verständigt.
Die Waffenruhe, an der auch Jordanien beteiligt sei, solle morgen beginnen, sagte US-Außenminister Rex Tillerson.

Das Abkommen sei in Amman in Jordanien erzielt worden.
In Hamburg diskutierten die Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels darüber - in einem ersten persönlichen Gespräch.
Es habe monatelange vertrauliche Vorbereitungen gegeben, die Gespräche müssten aber auch noch wochenlang weitergehen.


 
Schäuble: G20-Gipfel konnte nur in Großstadt stattfinden !

Berlin - Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die Entscheidung der Bundesregierung verteidigt, den G20-Gipfel großer Wirtschaftsmächte mitten in der Millionenstadt Hamburg zu abzuhalten.
Wenn man Teilnehmer und Medienvertreter zusammenrechne, sei man bei 10 000 Menschen, sagte er in den ARD-Tagesthemen.

Die müssen untergebracht werden.
Und das geht ja nur in einer großen Stadt, die die entsprechenden Kapazitäten hat.

Schäuble verteidigte die Treffen mit ihrem gigantischen logistischen Aufwand.
Die Führer der großen Staaten müssten regelmäßig persönlich miteinander reden.


 
G20-Gipfel endet - Größte Demonstration !

Hamburg - Der erste G20-Gipfel in Deutschland geht heute in Hamburg zu Ende - eine Einigung in wichtigen Streitfragen wie Klimaschutz oder freier Welthandel ist ungewiss.
Schon die Diskussionen gestern zeigten, dass die Gruppe der führenden Wirtschaftsmächte wegen der Abschottungspolitik von US-Präsident Donald Trump tief gespalten ist.

Nach zwei von Gewalt geprägten Tagen in Hamburg werden weitere Ausschreitungen nicht ausgeschlossen.
Heute soll in der Hansestadt die größte Demonstration mit bis zu 100 000 Teilnehmern stattfinden.


 
Abschluss des G20-Gipfels: Trump beim Klimaschutz im Abseits !

Die USA geraten unter Präsident Donald Trump auf internationaler Bühne immer mehr ins Abseits.
Beim G20-Gipfel waren sie in der Frage des Klimaschutzes unter den großen Wirtschaftsmächten komplett isoliert.

Die 19 anderen Mitglieder der G20 bekannten sich in Hamburg zu einer raschen Umsetzung des Pariser Klima-Abkommens, aus dem die USA unter Trump ausgestiegen sind.
Selbst Wackelkandidaten wie China, Russland und Saudi-Arabien stellten sich damit gegen den US-Präsidenten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte in ihrer Stellungnahme zum Abschluss des Gipfels, dass bis auf die USA alle anderen einig seien, dass das Abkommen unumkehrbar sei und die Verpflichtungen schnellstmöglich umgesetzt werden müssten.
Die abschließende Gipfelerklärung hob den Klima-Dissens und die Position der USA jedoch ausdrücklich hervor.

Trump kann beim Handel punkten
Beim Freihandel konnte Trump einen Punktsieg landen: Die G20 erkannten die "Rolle legitimer Verteidigungsinstrumente im Handel" an.
Der US-Präsident hatte auf Schutzmaßnahmen für seine Wirtschaft ganz im Sinne von "America first" gepocht.
Was unter diesen Verteidigungsinstrumenten zu verstehen ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.

Im Gegenzug schaffte es aber eine Absage an Protektionismus in die Erklärung.
"Märkte müssen offen gehalten werden", sagte Merkel in ihrer Pressekonferenz zum Abschluss des zweitägigen Gipfeltreffens.
Die G20 hätten zudem vereinbart, für faire Handelspraktiken einzutreten.

Hartes Ringen hinter den Kulissen
Um die Gipfelerklärung war wochenlang gerungen worden.
Als zentrale Frage galt, ob sich nach dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen immer noch alle anderen G20-Mitglieder dazu bekennen würden.
Das 19 zu 1 wurde schließlich in der Abschlusserklärung festgeschrieben - ein ungewöhnlicher Vorgang.
Normalerweise beinhalten Gipfelerklärungen nur Formulierungen, auf die sich alle einigen können.

Beim Handel war bis zuletzt fraglich gewesen, ob Trump sich wegen seines "America-First"-Kurses gegen Protektionismus aussprechen würde.
Er erklärte sich damit einverstanden, aber offensichtlich nur um den Preis, dass auch die "Verteidigungsinstrumente" für die nationalen Märkte Eingang finden.

Einigkeit bei der Terrorbekämpfung
Unstrittig war in Hamburg das Thema Terrorbekämpfung.
Die G20-Staaten vereinbarten, gemeinsam verstärkt gegen Terrorfinanzierung und Propaganda im Internet vorzugehen und Verdächtigen Kommunikationswege zu verbauen.
Der Kampf gegen die Geldwäsche von Terroristen oder für einen besseren Informationsaustausch der Ermittler ist allerdings nicht neu – die konkrete Umsetzung erfolgt oft schleppend.

In der Flüchtlingsfrage scheiterte ein europäischer Vorschlag für UN-Sanktionen gegen Menschenschmuggler am Widerstand Russlands und Chinas.
Die beiden Staaten akzeptierten lediglich, dass in die Abschlusserklärung ein allgemeiner Hinweis auf die Notwendigkeit des Kampfes gegen Schleuserbanden aufgenommen wird.

Trump unterstützt Kampf gegen Hunger
Merkel konnte am Rande des Gipfels ein Projekt voranbringen, das ihr sehr wichtig ist: Der erst vor kurzem gestartete Weltbank-Fonds zur Stärkung von Unternehmerinnen in Entwicklungsländern erhielt weitere Geldzusagen.
Bisher sei ein Betrag von 325 Millionen Dollar eingesammelt worden, wie Weltbank-Präsident Jim Yong Kim sagte.
Das sind umgerechnet 285 Millionen Euro.

Im Kampf gegen akute Hungerkrisen in Afrika machte Trump eine große Finanzzusage.
Er kündigte 639 Millionen US-Dollar (umgerechnet 572 Millionen Euro) für das Welternährungsprogramm (WFP) und andere Organisationen an, wie das WFP berichtete.
Allein 331 Millionen (296 Millionen Euro) davon fließen an die UN-Organisation.
"Dies ist ein lebensrettendes Geschenk", hieß es in einer Mitteilung.

G20-Gipfel von Gewalt überschattet
Der erste G20-Gipfel in Deutschland wurde von Gewalt, Plünderungen und Chaos auf Hamburgs Straßen überschattet.
Politiker aller Lager verurteilten die Ausschreitungen.
Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) sprach sogar von "linksextremem Terror".

Allerdings geriet auch Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz (SPD) unter Druck.
Die oppositionelle CDU und die FDP warfen ihm und seiner rot-grünen Regierung vor, die Lage unterschätzt und alle Warnungen "weggelächelt" zu haben.
Am Samstag versammelten sich mehr als 20.000 Menschen zur bisher größten Demonstration gegen den Gipfel, die zunächst friedlich verlief.


 
G20-Staaten einig: Der Handelskrieg ist vorerst abgeblasen !

Der befürchtete große Krach ist ausgeblieben. US-Präsident Donald Trump hat in Hamburg nicht ernst gemacht mit seiner geplanten Abschottungspolitik.
Dennoch hinterlässt er in der Abschlusserklärung deutliche Spuren – auch beim Thema Klimaschutz.

Die führenden Industrie- und Schwellenländer bekennen sich in Hamburg zum freien Handel und gegen Protektionismus.
Allerdings wird "die Rolle legitimer Verteidigungsinstrumente im Handel" anerkannt, wie Diplomaten mitteilten.

Mit der Kompromissformel in der Abschlusserklärung konnte ein Eklat verhindert werden.
Bis zuletzt war fraglich, ob US-Präsident Donald Trump sich wegen seines "America-First"-Kurses gegen Abschottung aussprechen wird.
Das endgültige G20-Kommuniqué soll am Samstagnachmittag verabschiedet werden.

US-Regierung setzt weiter auf fossile Energien
Beim Klimaschutz sei eine Einigung weiter offen, hieß es. Strittig ist noch eine Passage, die die USA aufnehmen wollen.
Es geht dabei um amerikanische Unterstützung für andere Länder bei der sauberen Nutzung fossiler Energien wie Flüssiggas.
Das Geschäft wollen die Amerikaner zum eigenen Nutzen ankurbeln.

Klimaschützer laufen hier Sturm, weil fossile Energien eigentlich auslaufen müssen, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden sollen.
Sie dürften sich allerdings freuen, dass sich nach dem geplanten Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen alle anderen G20-Staaten weiter zu den Vereinbarungen klar bekennen.

Im Vorfeld des G20-Gipfels hatte der Grünen-Politiker Anton Hofreiter im Interview mit t-online.de gefordert, beim Thema Klimaschutz Härte gegenüber den USA zu zeigen.
"Die Bundesregierung sollte beim G20-Gipfel zeigen, dass die Verweigerung der USA beim Klimaschutz Konsequenzen hat.
Sie sollte aufhören, Trump bei Handelsfragen hinterherzulaufen.
Handelsabkommen darf es nur mit Ländern geben, die beim Klimaschutzabkommen mit dabei sind", sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag.

Trump beharrt auf "legitimen" Gegenmaßnahmen
Nach dem Dokument, auf das sich Unterhändler in der Nacht zu Samstag einigten, sprechen sich die G20 für einen "wechselseitigen und gegenseitig vorteilhaften Rahmen für Handel und Investitionen aus" und den Grundsatz der Nichtdiskriminierung aus.
Die G20 wollen "den Kampf gegen Protektionismus einschließlich aller unlauterer Handelspraktiken" fortsetzen.

Wegen Trumps Abschottungspolitik und seines nationalistischen "America-First"-Kurses war ein klares Bekenntnis auch der Amerikaner gegen Protektionismus lange unklar.
Freihandel und offene Märkte sind auch im Kreis der führenden Wirtschaftsmächte inzwischen keine Selbstverständlichkeit mehr.

Hintergrund ist auch die Befürchtung der G20-Partner, dass die USA trotz aller Lippenbekenntnisse protektionistische Strafzölle gegen Stahlimporte verhängen - wegen angeblicher Dumpingpreise und einer möglichen Bedrohung der nationalen Sicherheit.
Der Hinweis im G20-Papier auf "Verteidigungsinstrumente im Handel" dürften die Amerikaner durchgesetzt haben.

Allerdings ist der Zusatz wichtig, wonach es sich um "legitime" Gegenmaßnahmen handeln muss.
Genau dies ist umstritten.
Aus Sicht der Europäer und Deutschlands wären Strafzölle gegen Stahlimporteure ungerechtfertigt und würden gegen Regeln der Welthandelsorganisation WTO verstoßen.
Es war befürchtet worden, dass Trump Strafzölle auf dem Gipfel verkündet.

Chinesische Stahlhersteller am Pranger
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte vor dem Treffen den USA klar mit Gegenmaßnahmen gedroht.
Sollten Washington Stahlimporte aus Europa mit protektionistischen Maßnahmen belegen, werde die Kommission schnell und angemessen zu antworten wissen.
Erwartet werden Strafzölle der Europäer etwa auf US-Agrarimporte.
Dies würde amerikanische Farmer treffen, die als eine Kernklientel Trumps gelten.

In der G20-Erklärung werden der internationale Handel und Investitionen als wichtige Motoren für Wachstum, Produktivität, Innovation, Schaffung von Arbeitsplätzen und Entwicklung genannt: "Wir werden die Märkte offen halten und die Bedeutung des gegenseitigen und einvernehmlich vorteilhaften Handels anerkennen sowie den Grundsatz der Nicht-Diskriminierung..."

Der Hinweis auf Verteidigungsinstrumente geht über die Erklärung der die G7-Gruppe der führenden westlichen Industrieländer im Mai in Taormina auf Sizilien hinaus.
Die G7-Länder USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada hatten dort vereinbart, gegen "unlautere Handelspraktiken" vorzugehen.

Vor allem chinesische Stahlhersteller stehen in Washington am Pranger - allerdings auch bei der EU.
Die USA haben zudem deutsche und andere europäische Stahlkocher ins Visier genommen.
US-Handelsminister Wilbur Ross hatte Deutschland und Europa mit einer schärferen Gangart gegen als "unfair" eingeschätzte Importe gedroht.

Auf G20-Ebene ging es bisher darum, die weltweiten Überkapazitäten beim Stahl abzubauen.
Dazu hatten die G20 vor etwa einem Jahr ein globales Forum gegründet - also mit China als Hauptverursacher der Überkapazitäten.
Das vor etwa einem Jahr eingerichtete Forum müsse aber schneller arbeiten, hatte Kanzlerin Angela Merkel am Rande des G20-Gipfels gefordert.
Sie hofft, dass so eine Spirale gegenseitiger Strafzölle noch verhindert wird.


 
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