Online-Banking macht Probleme - DKB-Bank kein Einzelfall !
Nach der Umstellung aufs neue Tan-Verfahren kommen manche Kunden nicht mehr an ihr Konto.
Die Verbraucherzentrale sammelt Beschwerden
Berlin. Es sollte alles gut werden, versprachen sie.
Doch für manche Kunden wurde es ein absolutes Desaster.
Seit der Umstellung auf das neue Online-Verfahren PSD2 beschweren sich Kunden über Probleme beim Online-Banking.
Besonders ärgerlich scheint es derzeit für Kunden bei der DKB-Bank zu laufen.
Aber auch von Kunden anderer Geldhäuser sind nicht nur positive Meldungen zu hören, wenn sie über das neue Tan-Verfahren sprechen.
Andere Geldhäuser wie die Sparkasse haben dagegen keine großen Probleme.
Auch private Banken nicht.
Eine Sprecherin des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) bilanzierte für die privaten Banken: „Natürlich kann es bei einzelnen Kunden Probleme gegeben haben, aber insgesamt ist es problemlos gelaufen.“
Die Melodie der Hotline können manche sogar schon mitsingen.
Nicht freudig, sondern genervt.
Denn seit der Umstellung auf das neue Verfahren für Online-Konten am Wochenende haben viele Kunden der Direktbank DKB, eine Tochter der Landesbank Bayern, keinen Zugriff mehr auf ihr Konto.
Auch die Postbank hatte Probleme.
Online-Banking von DKB und Postbank sorgt für Probleme – Das Wichtigste in Kürze:
Mit der Umstellung auf das neue Online-Verfahren PSD2 haben viele Banken offenbar Probleme
Bei der Verbraucherzentrale gehen zahlreiche Beschwerden ein
Jetzt könnte es sogar juristische Konsequenzen haben
Im Fokus dabei: die DKB
Auch die Postbank war betroffen
Die Finanzaufsicht Bafin zeigte sich vor ein paar Tagen noch zuversichtlich
Noch immer beschweren sich Kunden, sie könnten online nicht oder nur eingeschränkt auf ihr Konto zugreifen und Anfragen über die Hotline dauerten lange.
„Es ist richtig, dass einige Sachen nicht gut laufen“, sagte ein Postbank-Sprecher am Dienstag.
Er betonte jedoch: „Wir haben im Moment keine technischen Probleme.“
Die derzeit längere Bearbeitungszeit für Kundenanfragen begründete der Postbank-Sprecher damit, dass die Serviceeinheiten des zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Instituts aktuell bestreikt werden.
Die Gewerkschaft Verdi hatte die Tarifverhandlungen bei der Postbank vor einer Woche für gescheitert erklärt und lässt ihre Mitglieder derzeit über einen unbefristeten Streik bei dem Institut abstimmen.
Bei der Commerzbank waren die Systeme am ersten Werktag nach der „PSD2“-Umstellung so stark ausgelastet, dass es beim Einloggen ins Online-Banking hakte.
„Die Anmeldung war verlangsamt, manchmal musste man sich auch mehrfach anmelden, weil der Prozess abgebrochen wurde“, erklärte ein Commerzbank-Sprecher.
„Wir beobachten das genau.“
Die Deutsche Bank berichtet unterdessen von einer problemlosen Umstellung auf die neuen Vorgaben.
Das neue Verfahren sei den Kunden schon vor drei Monaten zugänglich gemacht worden, sagte ein Sprecher.
90 Prozent der Kunden seien daher zum Stichtag bereits darauf eingestellt gewesen.
Bafin sah wenig Probleme bei Online-Banking-Umstellung
Noch vor einigen Tagen hatte sich das noch anders angehört.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sieht trotz einzelner Schwierigkeiten keine grundsätzlichen Probleme bei der Umstellung auf die neuen Sicherheitsbestimmungen fürs Online-Banking.
„Bislang läuft die Umstellung auf das neue Verfahren bei den Banken nach unserer Kenntnis problemlos ab“, sagte ein Sprecher.
Aufgrund ihrer gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht dürfe sich die BaFin nicht zu einzelnen Instituten äußern.
Viele Kunden haben ein anderes Gefühl: Viele können kein Geld mehr überweisen, andere kommen noch nicht mal mehr an ihr Online-Konto heran.
Sie haben somit weder einen Überblick über ihren Kontostand, noch können sie wichtige Überweisungen ausführen.
Und wer auf Hilfe übers Telefon hofft, muss oft gut eine halbe Stunde warten, um einen Mitarbeiter in der Hotline zu erreichen.
Kunden berichten in Online-Foren aber auch, dass sie trotz langen Wartens überhaupt keinen Mitarbeiter an den Apparat bekommen, sondern wieder aus der Leitung geworfen wurden.
Und dies mehrfach.
Der Ärger bei den betroffenen Kunden ist groß.
Hunderte Beschwerden bei Verbraucherschützern eingegangen
„Bei uns sind in den vergangenen Wochen Beschwerden im dreistelligen Bereich wegen Umstellungsproblemen auf das neue Online-Verfahren PSD2 eingegangen“, sagt Kay Görner, Rechtsreferent bei den Marktwächtern der Verbraucherzentrale in Sachsen.
„Viele Beschwerden betreffen das Online-Banking der DKB.
Es gibt aber auch mehrere Beschwerden über die ING-DiBa und einzelne Raiffeisenbanken.“
Viele Kunden berichteten, dass sie keinen Zugang mehr zu ihrem Online-Konto haben oder die TAN-App nicht reibungslos funktioniere.
DKB für Kunden nicht erreichbar
Den Verbraucherschützern ist insbesondere die schwere Erreichbarkeit der Banken ein Dorn im Auge.
„Mit diesem Vorgehen verletzen Banken aus unserer Sicht die gesetzlichen Vorgaben“, sagt Görner.
Denn: Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass Banken erreichbar sein müssen, wenn Kunden nicht auf ihr Konto zugreifen können.
(Geregelt im § 675 m Abs. 1 Nr. 3 BGB)
Doch dies sei derzeit bei der DKB offenbar nicht gewährleistet.
„Kunden müssen auf ihr Konto zugreifen, sonst ist ihre finanzielle Existenz in Gefahr“, sagte der Verbraucherschützer.
„Faktisch ist durch das Nichterreichen ihr Konto gesperrt.“
Die Verbraucherzentrale prüfe entsprechend rechtliche Schritte gegen die DKB.
Bereits zu Jahresbeginn wurde die DKB von den Verbraucherschützern wegen ihrer schlechten Erreichbarkeit kritisiert und das Institut versprach Besserung.
Online-Banking mit neuem Tan-Verfahren - so läuft es:
Jede Online-Überweisung muss mit mindestens zwei von drei Sicherheitsmerkmalen, sogenannten Faktoren, legitimiert werden:
Der Faktor „Wissen“ beruht auf einem Passwort oder einer PIN, die nur dem Kunden bekannt sind.
Die EC-Karte, der Generator von Transaktionsnummern (TAN) oder das Smartphone gehören zum Faktor „Besitz“, körperliche Merkmale wie ein Fingerabdruck zu „Sein“.
Zwei der drei Sicherheitsmerkmale müssen angewandt werden.
Direktbank DKB weist Anschuldigung zurück
„Wir haben keine technischen Einschränkungen bei der Umstellung“, sagt der Pressesprecher Tobias Campino-Spaeing.
Allerdings räumt er ein, dass es derzeit nur „eine eingeschränkte Erreichbarkeit“ der Hotline gebe, da „überdurchschnittlich viele Kunden anrufen“.
Tatsächlich gebe es unter den 4,1 Millionen DKB-Kunden viele Nachfragen zu dem neuen Login-Verfahren (PSD2), so der DKB-Sprecher.
„Wir unterstützen unsere Kunden bei der Einrichtung – auch über Social Media oder mit Informationen auf unserer Website.“
Hier taucht offenbar ein Kernproblem auf: Viele Banken und Sparkassen haben ihre Kunden zwar über die Umstellung – teilweise schon vor Wochen – informiert, doch nicht alle haben die notwendigen Schritte sofort umgesetzt.
Für manche ist die Aktivierung schlichtweg zu kompliziert – und tatsächlich erklärt sie sich nicht immer von selbst.
In der Praxis kommt es nach Kundenberichten aber auch dazu, dass erforderliche QR-Codes, die zur Aktivierung von Online-Konten und Apps notwendig sind, fehlerhaft sind oder erst gar nicht an die Kontoinhaber verschickt wurden.
Schon vor einer Woche sorgte das Online-Banking bei der Postbank für massive Probleme.
Dies ist in der Regel eine Transaktionsnummer (TAN), die entweder per SMS auf das Handy (m-TAN) übermittelt wird, per Push-TAN auf einer extra installierten App angezeigt wird oder über ein Extra-Gerät - einen TAN-Generator, der vom Kunden gekauft werden muss.
Oder man nutzt eine Photo-TAN, die über die Kamera des Smartphones generiert wird.
Commerzbank führt Gebühren für SMS-TAN ein
Manche Banken nutzen die Umstellung zudem zur Einführung neuer Gebühren.
So verlangt die Commerzbank von Kunden, die ihre TAN per SMS erhalten, für jedes Einloggen ins Konto 12 Cent, für Comdirect-Kunden werden 9 Cent fällig, berichtet der Bankenexperte der Verbraucherzentrale NRW, David Riechmann.
Damit lassen sich die Institute die Kosten der SMS von den Kunden bezahlen.
„Wir prüfen derzeit, ob das rechtmäßig ist“, sagt Riechmann.
Denn nach einem BGH-Urteil dürfen Banken bislang nur Gebühren fürs Online-Banking nehmen, wenn damit Überweisungen verbunden sind.
Manche Kunden beschweren sich auch darüber, dass das neue Verfahren ohne Smartphone nur schwer bedienbar ist, berichtet Görner: „Auch ein TAN-Generator ist vielen zu umständlich oder auch zu teuer.“