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Todesangst, Hilflosigkeit, Wut - Zeugenaussagen zur LoPa !
Düsseldorf Im Loveparade-Prozess schildern Augenzeugen, wie sie um Hilfe baten - aber nirgends Gehör fanden, während Menschen starben.
Das sind die Bilder, die sich Duisburg gewünscht hatte von der Loveparade, die aber nie mehr irgendwo zu sehen waren: farbenfrohe, fröhliche, feiernde Menschen unter sommerblauem Himmel.
Nadine L. hat die Fotos gemacht, die im Prozess auf drei Leinwände geworfen werden - die erste Zeugin, die damals das Festival überhaupt erreicht hat.
Auf dem Gelände, wo die heute 34-Jährige einen “schönen Nachmittag” verbrachte, hat sie auch die Musikwagen geknipst.
“Tunnel” hieß einer, ein graues Ungetüm, das ist auf den Aufnahmen zu sehen.
Nadine L. war schon fast im echten Tunnel an der Karl-Lehr-Straße, unten am Fuß der Rampe, längst auf dem Rückweg, als sie ins Gedränge geriet.
"Sie hätten uns ernst nehmen sollen"
Sie war müde, sagt sie, sie wollte ins Hotel.
Auch sie erzählt von der Enge, von der Not, von der Angst, wie jetzt schon manche Zeugen vor ihr, aber vor allem erzählt sie von danach.
Wie sie und ihr Mann versuchten, Hilfe zu holen: “Die trampeln sich da drin tot!”
Wie sie Menschen versuchte aufzuhalten, die noch zur Loveparade wollten, “aber wer hätte uns geglaubt”.
Wie sie Martinshörner hörte die ganze Nacht und nur dachte: “Jetzt ist es auch zu spät.”
Die Botschaft der Hamburgerin, heute im Vorstand des Duisburger Betroffenen-Vereins Lopa2010, ist: Niemand hat geholfen.
Niemand hat eingegriffen.
Polizisten, sagt sie, “haben uns stehengelassen”.
Sie hätten sogar gelacht.
Dabei: “Sie hätten uns ernst nehmen sollen.”
Schwere Vorwürfe gegen die Polizei
Das hat ganz ähnlich am Donnerstagmorgen auch eine damals 18-Jährige im Zeugenstand gesagt.
“Holt mich hier raus, sonst sterb’ ich!”, habe sie geschrien, immer wieder habe sie das auch gedacht: “Ich sterbe.”
Zum ersten Mal, erzählt die Erzieherin, habe sie an der Rampe zu Gott gebetet.
“Dass er mich lebend rausholt.”
Einmal mehr fließen bittere Tränen im Düsseldorfer Verhandlungssaal, als die junge Frau schildert, wie sie “versuchte, auf Menschen nicht draufzutreten, aber es blieb ja nichts anderes übrig”.
Sie geht bis heute davon aus, “dass die schon tot waren”, “dass sie nicht mehr lebendig waren”, “dass sie schon nicht mehr bei uns waren”.
Sie lag da hilflos zu Füßen der Treppe, über die so vielen die Flucht gelang und vielen nicht.
“Diese Treppe”, sagt die Zeugin, “war der Tod.”
Die Polizei aber, die oben am Geländer stand und zusah, habe nichts unternommen: “Die einen sterben unten, die anderen stehen oben.”
Ein Trauma, das bleibt
Beide Frauen sind bis heute traumatisiert, können Menschenmengen nicht ertragen, leiden an Schlaflosigkeit.
Beide aber haben bislang wenig Hilfe bekommen.
Die ältere, weil sie lange auf einen Therapieplatz warten musste.
Die jüngere, weil sie nicht will: Sie glaubt, alleine abschließen zu können, alleine begreifen: “Ich kann froh sein, dass ich hier sitze und einfach nur lebe.”
Sie hat auch keine Bilder, von ihrem Handy hat sie alles gelöscht.
Die Erzieherin aus Eschweiler spricht nur als Zeugin über das Erlebte.
Weil sie glaubt: “Es hätten nicht so viele Menschen sterben müssen, wenn man das alles besser organisiert hätte.”
Nach diesem zehnten Prozesstag wird am Donnerstag in Düsseldorf zunächst ausgeräumt: Der für 14000 Euro täglich gemietete Saal des Congress Centrums wird ab heute für die Messe “Boot” gebraucht.
Das nächste Mal wird erst am 30. Januar verhandelt.
Düsseldorf Im Loveparade-Prozess schildern Augenzeugen, wie sie um Hilfe baten - aber nirgends Gehör fanden, während Menschen starben.
Das sind die Bilder, die sich Duisburg gewünscht hatte von der Loveparade, die aber nie mehr irgendwo zu sehen waren: farbenfrohe, fröhliche, feiernde Menschen unter sommerblauem Himmel.
Nadine L. hat die Fotos gemacht, die im Prozess auf drei Leinwände geworfen werden - die erste Zeugin, die damals das Festival überhaupt erreicht hat.
Auf dem Gelände, wo die heute 34-Jährige einen “schönen Nachmittag” verbrachte, hat sie auch die Musikwagen geknipst.
“Tunnel” hieß einer, ein graues Ungetüm, das ist auf den Aufnahmen zu sehen.
Nadine L. war schon fast im echten Tunnel an der Karl-Lehr-Straße, unten am Fuß der Rampe, längst auf dem Rückweg, als sie ins Gedränge geriet.
"Sie hätten uns ernst nehmen sollen"
Sie war müde, sagt sie, sie wollte ins Hotel.
Auch sie erzählt von der Enge, von der Not, von der Angst, wie jetzt schon manche Zeugen vor ihr, aber vor allem erzählt sie von danach.
Wie sie und ihr Mann versuchten, Hilfe zu holen: “Die trampeln sich da drin tot!”
Wie sie Menschen versuchte aufzuhalten, die noch zur Loveparade wollten, “aber wer hätte uns geglaubt”.
Wie sie Martinshörner hörte die ganze Nacht und nur dachte: “Jetzt ist es auch zu spät.”
Die Botschaft der Hamburgerin, heute im Vorstand des Duisburger Betroffenen-Vereins Lopa2010, ist: Niemand hat geholfen.
Niemand hat eingegriffen.
Polizisten, sagt sie, “haben uns stehengelassen”.
Sie hätten sogar gelacht.
Dabei: “Sie hätten uns ernst nehmen sollen.”
Schwere Vorwürfe gegen die Polizei
Das hat ganz ähnlich am Donnerstagmorgen auch eine damals 18-Jährige im Zeugenstand gesagt.
“Holt mich hier raus, sonst sterb’ ich!”, habe sie geschrien, immer wieder habe sie das auch gedacht: “Ich sterbe.”
Zum ersten Mal, erzählt die Erzieherin, habe sie an der Rampe zu Gott gebetet.
“Dass er mich lebend rausholt.”
Einmal mehr fließen bittere Tränen im Düsseldorfer Verhandlungssaal, als die junge Frau schildert, wie sie “versuchte, auf Menschen nicht draufzutreten, aber es blieb ja nichts anderes übrig”.
Sie geht bis heute davon aus, “dass die schon tot waren”, “dass sie nicht mehr lebendig waren”, “dass sie schon nicht mehr bei uns waren”.
Sie lag da hilflos zu Füßen der Treppe, über die so vielen die Flucht gelang und vielen nicht.
“Diese Treppe”, sagt die Zeugin, “war der Tod.”
Die Polizei aber, die oben am Geländer stand und zusah, habe nichts unternommen: “Die einen sterben unten, die anderen stehen oben.”
Ein Trauma, das bleibt
Beide Frauen sind bis heute traumatisiert, können Menschenmengen nicht ertragen, leiden an Schlaflosigkeit.
Beide aber haben bislang wenig Hilfe bekommen.
Die ältere, weil sie lange auf einen Therapieplatz warten musste.
Die jüngere, weil sie nicht will: Sie glaubt, alleine abschließen zu können, alleine begreifen: “Ich kann froh sein, dass ich hier sitze und einfach nur lebe.”
Sie hat auch keine Bilder, von ihrem Handy hat sie alles gelöscht.
Die Erzieherin aus Eschweiler spricht nur als Zeugin über das Erlebte.
Weil sie glaubt: “Es hätten nicht so viele Menschen sterben müssen, wenn man das alles besser organisiert hätte.”
Nach diesem zehnten Prozesstag wird am Donnerstag in Düsseldorf zunächst ausgeräumt: Der für 14000 Euro täglich gemietete Saal des Congress Centrums wird ab heute für die Messe “Boot” gebraucht.
Das nächste Mal wird erst am 30. Januar verhandelt.