Germanwings Flug 4U9525 absturzt: 100 Tage nach Germanwingsabsturz: Angehörige erzählt von Trauer und Entsetzen

Einsatzkräfte sichern Habseligkeiten der Absturz-Opfer

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Habseligkeitden der Germanwings-Opfer: Die Einsatzkräfte an der Absturzstelle konzentrieren sich nun darauf, persönliche Dinge einzusammeln

Auch eine Woche nach dem Absturz von Germanwings-Flug 4U9525 gibt es noch keine konkreten Hinweise auf das Motiv von Andreas Lubitz. Fest steht: Der Copilot befand sich wegen Depressionen in ärztlicher Behandlung und informierte bereits 2009 seinen Arbeitgeber über seine Erkrankung. Nun werden immer neue Details über den Gesundheitszustand von Lubitz bekannt.

Indes gehen an der Absturzstelle in den französischen Alpen die Bergungsarbeiten weiter. Bei den Arbeiten konzentrieren sich die Experten am Donnerstag auf die Suche nach dem zweiten Flugschreiber, meldet die Nachrichtenagentur DPA.

Die Ereignisse des Tages in der stern-Chronik.

+++ 11.24 Uhr: Bischof Lehmann geht auf Absturz ein +++

Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann ruft in seiner Osterpredigt dazu auf, den Glauben im Alltag trotz der aktuellen Unglücke und Krisen nicht zu verlieren. Er tut dies nicht zuletzt mit Blick auf die Germanwings-Katastrophe. Wenn man sich auf den Glauben berufe, werde man heute oft belächelt, so Lehmann. "Man möchte unmittelbare Wirkung sehen. Man möchte handgreifliche Beweise." Das Osterfest lehre, dass man nach der Nacht und der Verwirrung wieder ein Licht am Ende des Tunnels sehen könne. "Vielleicht zuerst nur ein kleines Licht, es kann aber im Glauben an die Auferstehung unseres gekreuzigten Herrn auch wieder heller werden", so Lehmann.

+++ 10.36 Uhr: Einsatzkräfte suchen Habseligkeiten +++

Bei den Bergungsarbeiten an der Absturzstelle konzentrieren sich die Einsatzkräfte inzwischen auf die Habseligkeiten der Opfer. Andere Arbeiten seien weitgehend eingestellt, so die Präfektur. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille sind zahlreiche Handys gefunden worden. In der kommenden Woche soll damit begonnen werden, große Wrackteile von der Unglücksstelle abzutransportieren.

+++ 10.15 Uhr: Lubitz surfte als "Skydevil" im Netz +++

Copilot Andreas Lubitz soll sich während seiner Recherchen im Internet als "Skydevil", zu Deutsch "Himmelsteufel", bezeichnet haben. Laut einem Bericht der "Bild am Sonntag" loggte er sich zwischen dem 16. und dem 23. März mehrfach unter diesem Namen auf seinem Tablet ein. Er googelte unter anderem Worte wie "Bipolarität" und "manische Depression". Wie schon in den vergangenen Tagen bekannt wurde hatte er sich zudem über die Sicherheitsmechanismen von Cockpittüren informiert. Auch über Möglichkeiten der Selbsttötung suchte er Informationen.

+++ 10.05 Uhr: Experten warnen: Viele Piloten sind depressiv +++

Branchenexperten bereits bereits seit Jahren vor der steigenden Zahl depressiver Piloten. Das geht aus einer Studie der Air Line Association (ALPA) aus dem Jahr 2001 hervor, wie die "Bild am Sonntag" berichtet. Demnach wurden 1200 an Depressionen leidenden Piloten zu dem Umgang mit ihrer psychischen Erkrankung befragt. Rund 60 Prozent der befragten Piloten gibt dem Bericht zufolge an, ohne entsprechende Medikation "einfach weiterzufliegen", 15 Prozent hingegen würden heimlich Medikamente zu sich nehmen. Nur rund ein Viertel der Befragten würde beabsichtigen, die Krankheit dem Arbeitgeber zu melden und das Fliegen einzustellen.

+++ 08.07 Uhr: Lufthansa meldete Depression nicht an Bundesamt +++

Der medizinische Dienst der Lufthansa hat das Luftfahrtbundesamt offenbar nicht über die abgeklungene schwere Depression des Copiloten Andreas Lubitz informiert. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine schriftliche Stellungnahme des Luftfahrtbundesamtes berichtet, hat die Braunschweiger Behörde bis zur Akteneinsicht beim Aeromedical Center der Lufthansa in Frankfurt in Main am 27. März "keinerlei Informationen über die medizinischen Hintergründe". Laut der "Welt am Sonntag" hätten die Lufthansa-Ärzte, die den Piloten in den Jahren von 2009 bis 2014 untersuchten, das Luftfahrtbundesamt darüber informieren müssen.

 
Germanwings-Katastrophe mit 150 Toten | Höhere Entschädigung für Absturzopfer aus USA

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Frankfurt/Berlin – Trotz ihres gemeinsamen Schicksals könnten die Angehörigen der Opfer des Germanwings-Absturzes vollkommen unterschiedliche Geldbeträge als Entschädigung erhalten.

Ausschlaggebend ist nach Aussagen von Anwälten vor allem ihre Staatsbürgerschaft und damit die Regelungen, die in ihrem jeweiligen Heimatland gelten. So dürfen die Hinterbliebenen von US-Opfern im Klagefall mit Millionen rechnen, weil die Trauer und der Schmerz der Verwandten im US-Recht ein starkes Gewicht haben.

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Noch immer liegen unzählige Trümmerteile in der Berglandschaft verstreut. Während die Berungsteams weiter suchen, haben Angehörige erste Entschädigungszahlungen erhalten

Ganz anders in Deutschland: Hier richte sich die Höhe der Entschädigung neben anderen Faktoren nach den Einnahmen, die der Tote künftig noch hätte erzielen können, erläuterte Luftfahrt-Anwalt Elmar Giemulla laut der Nachrichtenagentur Reuters. Entschädigungen für die durch das Unglück erlittenen Schmerzen seien im deutschen Recht nicht vorgesehen.

„Die Unterschiede bestehen trotz der Tatsache, dass die Passagiere in den letzten Minuten des Unglücksflugs alle das Gleiche erlitten haben”, sagte James Healy-Pratt von der New Yorker Kanzlei Stewarts Law. Er berät Angehörige von Opfern der Malaysian Airlines-Unglücke des vergangenen Jahres.

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In Haltern steht am Joseph-König-Gymnasium ein Meer von Trauerlampen

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Bergungskräfte bei den Sucharbeiten nach persönlichen Habseligkeiten der Absturzopfer von Germwanwings-Flug 4U9525

Ganz anders in Deutschland: Hier richte sich die Höhe der Entschädigung neben anderen Faktoren nach den Einnahmen, die der Tote künftig noch hätte erzielen können, erläuterte Luftfahrt-Anwalt Elmar Giemulla laut der Nachrichtenagentur Reuters. Entschädigungen für die durch das Unglück erlittenen Schmerzen seien im deutschen Recht nicht vorgesehen.

„Die Unterschiede bestehen trotz der Tatsache, dass die Passagiere in den letzten Minuten des Unglücksflugs alle das Gleiche erlitten haben”, sagte James Healy-Pratt von der New Yorker Kanzlei Stewarts Law. Er berät Angehörige von Opfern der Malaysian Airlines-Unglücke des vergangenen Jahres.

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An Bord des Germanwings-Jets, der Dienstag voriger Woche nach allen bisherigen Ermittlungserkenntnissen vom Co-Piloten Andreas Lubitz absichtlich in einen Berg gesteuert wurde, waren 144 Passagiere aus 18 Ländern. Die meisten Opfer kamen aus Deutschland und Spanien, drei Passagiere stammten aus den USA.

 
Lufthansa wehrt sich gegen Vorwürfe

Die Lufthansa wehrt sich nach der Katastrophe bei ihrer Konzerntochter Germanwings gegen den Eindruck, Informationen zum Copiloten zurückgehalten zu haben.

Auslöser war eine Stellungnahme des Luftfahrtbundesamts (LBA). Demnach hatten die Lufthansa-Flugmediziner die Aufsichtsbehörde nicht „über die abgeklungene schwere Depressionsphase“ bei Andreas L. informiert.

L. allerdings hatte im Jahr 2009 als Flugschüler die Lufthansa-Verkehrsfliegerschule davon in Kenntnis gesetzt. Die Lufthansa betonte am Sonntag, das Unternehmen komme seinen Informationspflichten gegenüber dem LBA nach. Am Montag verwies die Lufthansa zudem erneut auf die damalige Rechtslage, der man entsprochen habe.

ERNEUT OPFER-ANGEHÖRIGE EINGETROFFEN

Der 27-jährige L. wird verdächtigt, am 24. März den Kapitän des Fluges 4U9525 ausgesperrt und die Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf absichtlich zum Absturz gebracht zu haben.

Über die Osterfeiertage trafen erneut Angehörige der Opfer in der Unglücksregion in den französischen Alpen ein. Die Präfektur des Départements Alpes-de-Haute-Provence berichtete von rund 50 Verwandten und Bekannten. Die meisten der 150 Getöteten stammten aus Deutschland und Spanien.

LUFTFAHRTBUNDESAMT WUSSTE NICHTS VON MEDIZINISCHER VORGESCHICHTE

Bis zum Absturz der Germanwings-Maschine wusste das Luftfahrtbundesamt nach eigener Darstellung nichts über die medizinische Vorgeschichte des Copiloten. Man habe bis zur Akteneinsicht beim Flugmedizinischen Zentrum der Lufthansa nach dem Absturz „keinerlei Informationen“ über die medizinischen Hintergründe gehabt.

Über die Stellungnahme der Behörde, die auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hatte zuerst die „Welt am Sonntag“ berichtet. Wie die Zeitung unter Berufung auf eine EU-Verordnung schrieb, müssen Flugmediziner in Fällen schwerer Krankheiten wie Depressionen das LBA als Aufsichtsbehörde einschalten - allerdings gelte dies in Deutschland erst seit April 2013.

„ABGEKLUNGENE SCHWERE DEPRESSIVE EPISODE“

L. hatte 2009 seine Verkehrsfliegerschule über eine „abgeklungene schwere depressive Episode“ informiert, wie die Lufthansa vor einer Woche einräumte. Seit Inkrafttreten der neuen EU-Verordnung unterzog sich der Copilot nach Informationen der „Welt am Sonntag“ noch zwei Tauglichkeitsprüfungen - im Sommer 2013 und im Jahr 2014.

Am Montag reagierte die Lufthansa mit dem Hinweis, dass seit der EU-Verordnung zwar tatsächlich „geänderte Informations- und Verweisungspflichten bei einigen medizinischen Sachverhalten an das Luftfahrtbundesamt“ vorlägen. Allerdings gebe es „für bestimmte Tauglichkeitszeugnisse für Piloten und Zeugnisse flugmedizinischer Sachverständiger Bestandsschutz“.

AM ABSTURZTAG KRANKGESCHRIEBEN

Wie das LBA erläuterte, wurde in L. Fall das Tauglichkeitszeugnis 2009 vom Flugmedizinischen Zentrum der Lufthansa in Frankfurt ausgestellt und dem LBA übermittelt. „Dieses Vorgehen entsprach der Rechtslage“, erklärte das LBA.

Bei der Katastrophe war L. krankgeschrieben. Nach früheren Lufthansa-Angaben hatte er „ein voll gültiges Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1“.

ZAHLREICHE HANDYS GEFUNDEN

Die Bergungsarbeiten an der Absturzstelle konzentrieren sich inzwischen auf die Habseligkeiten der Opfer. Andere Arbeiten wurden weitgehend eingestellt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille wurden zahlreiche Handys gefunden. Die Auswertung der Daten ist aber wegen des Zustands der Telefone nicht gesichert. In Kürze soll damit begonnen werden, große Wrackteile von der Unglücksstelle abzutransportieren. Die Betreuung von Angehörigen der Opfer soll gesichert bleiben. Das versprach die Präfektur.

 
"Cousine" ergaunert Freiflug zur Absturzstelle

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Die Konzernmutter Lufthansa hat gegen die vermeintliche Angehörige bei der Bundespolizei Anzeige gestellt, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Weil sie auf Kosten der Lufthansa nach Südfrankreich fliegen wollte, gab sich eine Frau als Angehörige eines Germanwings-Opfers aus. An der Absturzstelle mischte sie sich unter die Trauernden.

Eine Frau soll sich als Angehörige eines Opfers des des Germanwings-Absturzes ausgegeben haben, um auf Kosten der Fluggesellschaft nach Südfrankreich zu fliegen. Die Konzernmutter Lufthansa hat gegen die vermeintliche Angehörige bei der Bundespolizei Anzeige gestellt, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Zudem werden weitere rechtliche Schritte geprüft.

Nach Informationen der "Halterner Zeitung" hatte die Frau aus dem Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen fälschlicherweise behauptet, die Cousine einer Lehrerin des Halterner Gymnasiums zu sein, das bei dem Unglück in den französischen Alpen 16 Schüler und zwei Lehrerinnen verlor. Auf diese Weise soll sie in Begleitung von drei Personen zweimal in die Unglücksregion geflogen sein – ohne dass sie mit der getöteten Lehrerin in Verbindung stand. Sie sei weder eine Angehörige noch eine Freundin oder Bekannte.

Die Zeitung beruft sich dabei unter anderem auf den Vater des Opfers, einem Polizeibeamten. An der Unglücksstelle soll die falsche Cousine an der Gedenkstätte unter die Trauernden gemischt und psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben.
Airline bedauert Störung der Trauernden

Wegen Betrugsverdacht hat die Polizei in Höxter Ermittlungen aufgenommen. Nach Angaben eines Sprechers hatte sich die Lufthansa an die Polizei gewandt.

"Der Lufthansa ist der Vorfall bekannt", sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Donnerstag ohne die Einzelheiten zu bestätigen. Er sprach von einem "bedauerlichen Einzelfall", der weiter geprüft werde. In der Ausnahmesituation nach dem Germanwings-Absturz von Flug 4U9525 sei zwar die Plausibilität der Angaben von Anrufern geprüft worden. Für einen schnellen und unbürokratischen Umgang mit den Angehörigen habe die Lufthansa aber auf detaillierte Überprüfungen verzichtet, erklärte er. "Wir bedauern sehr, dass die Familie des Opfers in diesen schweren Stunden in ihrer Trauer gestört wurde."

Bei dem Absturz des Airbus A320 am 24. März in den französischen Alpen waren 150 Menschen ums Leben gekommen. Die ökumenische Gedenkfeier für die Opfer soll am 17. April im Kölner Dom stattfinden. An der Andacht wollen unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnehmen. Der Copilot soll die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht haben.

 
Germanwings-Katastrophe sorgt für Rekordzahlen bei den großen News-Websites

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Publishing Die tragischen Ereignisse beim Flugzeugabsturz in Südfrankreich haben die Deutschen im März extrem interessiert. Acht der zehn größten Nachrichten-Websites stellten laut IVW neue Visits-Rekorde auf. So erreichte Bild.de über 333 Mio. Besuche, Spiegel Online 234 Mio. und n-tv.de sprang erstmals über die 100-Mio.-Marke.

Jubelstimmung dürfte angesichts der März-Zahlen sicher dennoch kaum aufkommen, denn zu verdanken haben die großen News-Websites die Rekorde schließlich einem tragischen Ereignis mit vielen Toten. Dennoch zeigen die Rekorde, wie sehr der Germanwings-Absturz die Deutschen beschäftigt hat – insbesondere nachdem heraus kam, dass es kein gewöhnlicher Unfall war, sondern ein absichtlich herbei geführter Absturz.

Die Top-Ten-Angebote wuchsen gegenüber dem Februar jeweils um 14,4% bis 37,3%. Zwar war der März ja auch drei Tage länger als der Vormonat, doch dass die besondere Nachrichtenlage einen großen Anteil am Visits-Wachstum hatte, zeigt sich schon allein in der Tatsache, dass von den zehn Großen acht so stark waren wie nie zuvor. Bis auf Süddeutsche.de und N24 stellten alle neue Rekorde auf. Bei der Süddeutschen liegt die fehlende Bestleistung allein daran, dass bis Ende 2014 ja die Abendzeitung mitgezählt wurde, für die Zeit danach sind die 51,8 Mio. Visits ebenfalls ein Rekord.

Besonders extrem gewachsen sind in der Top Ten Focus Online, n-tv.de, stern.de und N24 Online. Diese vier gewannen dadurch auch die meisten Marktanteile hinzu – Focus und n-tv jeweils einen halben Prozentpunkt. Seiten wie Bild.de, Spiegel Online und FAZ.net büßten hingegen trotz neuer Traffic-Rekorde sogar Marktanteile ein. Der Grund: Sie wuchsen unterhalb des Branchen-Normalwertes. Der lag für die rund 220 von MEEDIA als News-Website klassifizierten Angebote im März bei einem Plus von 16,9%.

Abseits der großen Anbieter gab es nur vereinzelt neue Rekorde und ähnlich große Zuwächse. Regionale Medien profitieren bei großen Nachrichtenlagen eben nicht in dem Ausmaß wie die großen überregionalen News-Marken. Ausnahmen waren au den Rängen 11 bis 25 neben der Huffington Post der Tagesspiegel, das Stuttgarter Duo aus Zeitung und Nachrichten, die Augsburger Allgemeine, der Merkur und die Abendzeitung – Sie wuchsen jeweils um mehr als 20%. Das geringste Plus verzeichneten in der ersten Hälfte unserer Top 50 das Hamburger Abendblatt, die Hamburger Morgenpost und das Handelsblatt, Visits-Verlierer gibt es keine.
IVW März 2015: Top 50 Nachrichtenangebote


Der einzige Anbieter, der im März unter seinen Vormonats-Zahlen landete, findet sich auf Platz 47: die Rhein Main Presse. Immerhin vier Websites verbesserten sich auch auf den Rängen 26 bis 50 um mehr als 20%: die Frankfurter Rundschau, die WirtschaftsWoche, die Berliner Morgenpost und die Sächsische Zeitung. Sie sind auch die einzigen vier Marktanteils-Gewinner in der zweiten Hälfte der Top 50.


Der Blick auf die Einzelzahlen der herkömmliche Websites und der mobilen Angebte zeigt, dass die Mehrzahl der großen Nachrichtenanbieter mobil noch stärker gewachsen sind als online. Ein paar verbesserten sich hingegen mit ihrer normalen Website deutlicher als mobil: Spiegel Online und N24 zum Beispiel. Insgesamt wuchsen alle 20 großen Online-Marken – N24 an der Spitze u 43,5%, Hamburger Abendblatt und Hamburger Morgenpost am Ende der Wachstumsskala um 4,1% und 3,5%.
IVW März 2015: Top 20 Nachrichtenangebote (nur Online)


Auch bei den mobilen Visits landeten alle 20 größten Anbieter über ihren Februar-Zahlen. Sogar sechs verbesserten sich hier um mehr als 30% – stern.de, N24, Huffington Post, Stuttgarter Zeitung & Nachrichten, tagesspiegel.de und Augsburger Allgemeine – vier hingegen um weniger als 10%: Express, Handelsblatt, Hamburger Morgenpost und tz.
IVW März 2015: Top 20 Nachrichtenangebote (nur Mobile)


 
Andras L. und die Flugmediziner: „Ein solcher Fall war immer Chefsache“

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Germanwings-Todespilot Andreas L. hatte seine Verkehrsfliegerschule über eine „schwere depressive Episode“ informiert. Trotzdem wurde er nach seiner Rückkehr Jahr für Jahr für flugtauglich erklärt. Ein Medienbericht wirft ein Schlaglicht auf die Rolle des damaligen Chefs des Medizinischen Dienstes der Lufthansa.

Nach dem tragischen Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen stellen sich viele Fragen zum Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Piloten.

Co-Pilot Andreas L., der die Maschine absichtlich gegen einen Berg gesteuert haben soll, hatte in der Vergangenheit psychische Probleme. So pausierte L. während seiner Ausbildung an der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule mehrere Monate lang. Als er im August 2009 zurückkam, informierte er die Schule über eine „abgeklungene schwere depressive Episode“.

Seit dies bekannt wurde, fragen sich viele, ob der psychische Zustand des Piloten in den Jahren vor dem Absturz ausreichend überprüft wurde und wieso die mutmaßliche Selbstmordabsicht von Andreas L. nicht vorher erkannt wurde.

Die Zeitung „Welt am Sonntag“ skizziert in einem Artikel den Ablauf nach L.s Rückkehr an die Schule - und wirft ein Schlaglicht auf den damaligen Leiter des Aeromedical Centers der Lufthansa in Frankfurt. Dort fand nach der Rückkehr des Piloten eine erste Tauglichkeitsprüfung an, im Rahmen dessen wurde auch ein psychiatrisches Gutachten eingeholt.

„Ein solcher Fall war immer Chefsache“

Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ ist davon auszugehen, dass in diesem Fall zusätzlich der damalige Leiter der Medical Centers eingeschaltet wurde. Er gehört zu den anerkanntesten Flugmedizinern Deutschland und leitete den medizinischen Dienst der Lufthansa bis Ende März 2014. „Ein solcher Fall war immer Chefsache“, zitiert das Blatt eine Quelle, die den Bereich von innen kennt.

Schließlich habe es im sogenannten Medical den Vermerk „REV“ gegeben und somit eine Sondergenehmigung samt einem Beiblatt gegeben, das auf die Vorerkrankung hinwies. „REV“ steht für Review und zeigt an, dass eine Erkrankung vorliegt, die regelmäßiger ärztlicher Betreuung bedarf. Das Beiblatt habe Andreas L. bei jeder Tauglichkeitsprüfung vorlegen müssen. Bei einem Rückfall hätte ihm die Lizenz sofort einzogen werden müssen.

Warum gab es kein weiteres Gutachten?

Deshalb stellt sich die Frage, warum nicht ein weiteres psychiatrisches Gutachten veranlasst wurde. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ wurde Andreas L. mindestens fünf Mal im Aeromedical Center in Frankfurt vorstellig und einmal in München.

Dass über den Fall Andreas L. am damaligen Chef des Zentrums vorbei entschieden wurde, ist nach Informationen der Zeitung auch deshalb unwahrscheinlich, weil dessen Führungsstil als „autokratisch“ beschrieben wird. „Er war der Alleinherrscher in seinem Königreich“, zitiert die „Wams“ einen Mediziner, der lange für ihn gearbeitet hat. Ein anderer Arzt sagte dem Blatt: „Er konnte sich extrem viel erlauben.“

Sowohl der damalige Leiter des Medical Centers als auch der mit dem Gutachten beauftragte Psychiater waren laut der Sonntagszeitung für das Problem sensibilisiert, heißt es doch in einem 2011 von ihnen gemeinsam verfassten Aufsatz: „Es bleibt erstaunlich, wie viele Piloten mit milderen oder ausklingenden depressiven Störungen unter Antidepressiva ohne Kenntnis der Fliegerärzte flogen – und bei uns wohl noch fliegen!“

Lizenzentzug wegen psychischer Probleme sehr selten

Wenn sie eine schwere Krankheit wie beispielweise eine psychische Störung feststellen, müssen Fliegerärzte einen Piloten an das Luftfahrtbundesamt verweisen. Aus Zahlen des Amtes, die der „Welt am Sonntag“ vorliegen, soll hervorgehen, dass in den vergangenen zwei Jahren nur ein Berufspilot wegen solcher Leiden als untauglich eingestuft wurde. 28 solche Fälle seien an das Luftfahrtbundesamt überwiesen worden, 16 davon seien zum jetzigen Zeitpunkt abgeschlossen.

Der Fall Andreas L. jedoch wurde nicht an das Luftfahrtbundesamt gemeldet. Am Freitag war bekannt geworden, dass es von Seiten der Europäischen Union massive Kritik an der Überwachung der Flugtauglichkeitszeugnisse durch das Luftfahrtbundesamt gibt.

Wie das ARD-Politmagazin „Report Mainz“ berichtete, heißt es in einem vertraulichen Untersuchungsbericht der EU-Flugsicherheitsagentur European Aviation Safety Agency (EASA) aus dem September 2014, dass das LBA nicht die Kompetenz habe, „seine Verantwortlichkeiten als Überwachungsbehörde im medizinischen Bereich zu erfüllen“.

 
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