Sonntagsfilm erinnert an Germanwings-Katastrophe !
Dortmund. Umstrittene Auswahl: Mit dem argentinischen Film "Wild Tales - Jeder dreht mal durch" läuft am Sonntag (19. Juli) eine international gefeierte schwarze Komödie beim PSD-Bank-Kino im Westfalenpark.
Doch die Handlung ähnelt frappierend dem Germanwings-Absturz mit 150 Toten, unter ihnen auch fünf Dortmunder.
Wenn es dunkel wird rund um die Seebühne im Westfalenpark werden die Besucher des PSD-Bank-Kinos am Sonntag auf der Leinwand sehen, wie ein offenbar psychisch gestörter Mann sich im Cockpit eines Flugzeugs verschanzt und die Maschine voller Menschen mit Absicht abstürzen lässt.
Vor dem Crash bricht Panik an Bord aus, die Passagiere versuchen noch, die Cockpit-Tür aufzubrechen, alles vergeblich.
Trotz der Ähnlichkeit zur Germanwings-Katastrophe, bei der 150 Menschen gestorben sind, unter ihnen auch fünf Dortmunder, wird der Film am Sonntagabend laufen.
"Wild Tales" hatte Premiere im Mai 2014 auf den Filmfestspielen von Cannes, Kritiker und Zuschauer sind gleichermaßen begeistert von dem Episoden-Film.
Die bitterböse Komödie avanciert zum erfolgreichsten argentinischen Film der vergangenen Jahre, räumt reihenweise Preise und Ehrungen ab, ist unter anderem nominiert gewesen für den Oscar als bester fremdsprachiger Film.
All das sind gute Gründe, "Wild Tales" in die Vorauswahl für das Programm des PSD-Bank-Kinos 2015 aufzunehmen, die die Organisatoren im vergangenen Winter getroffen haben.
Dann kommt der 24. März 2015.
Beim absichtlich herbeigeführten Absturz des Germanwings-Flugs 4U 9525 sterben 150 Menschen, unter ihnen sind auch fünf Dortmunder.
Der Co-Pilot hatte sich im Cockpit eingeschlossen und den Airbus in den französischen Alpen abstürzen lassen.
In Großbritannien entbrennt ein öffentlicher Streit über "Wild Tales", dort soll der Film drei Tage nach der Germanwings-Tragödie, bei der auch drei britische Staatsbürger gestorben sind, in die Kinos kommen.
So berichtet die Nachrichten-Agentur AFP darüber, dass britische Kinos die Zuschauer vor den Flugzeug-Szenen in "Wild Tales" warnen.
In Dortmund beginnt einige Wochen nach dem Absturz die öffentliche Abstimmung über die endgültige Filmauswahl.
Per Online-Voting und Straßen-Umfrage können die Menschen darüber mitentscheiden, was beim PSD-Bank-Kino laufen wird.
In dieser Vorauswahl ist "Wild Tales" noch immer dabei.
Vier Tage vor dem Ausstrahlungstermin beim PSD-Bank-Kino bekommen die Organisatoren den Hinweis*, dass die Flugzeug-Episode möglicherweise schwierig sein und die Gefühle des Dortmunder Publikums verletzen könnte.
Zu dem Zeitpunkt wusste die zuständige Agentur Neovaude noch nichts davon, dass "Wild Tales" in Teilen der Germanwings-Katastrophe ähnelt.
Am nächsten Tag haben die Neovaude-Mitarbeiter sich "Wild Tales" selbst angeschaut und entscheiden, den Film im Programm zu lassen.
In einer ausführliche Stellungnahme der Agentur heißt es: "Wir sind davon überzeugt, dass die Kinobesucher erkennen, dass 'Wild Tales' auf reiner Fiktion beruht und jede Ähnlichkeit zufällig ist.
Dennoch möchten wir aus Respekt vor den Gefühlen unserer Gäste, die durch diese Szenen möglicherweise verletzt werden könnten, auf die unglückliche Analogie zu der Flugzeug-Katastrophe vom 24. März 2015 hinweisen."
Am Eingang und und kurz vor Filmbeginn werde es eine entsprechende Information für die Besucher geben, gekaufte Eintrittskarten könnten zurückgegeben werden, so Neovaude.