Prozessauftakt im Fall Niklas (†17) !

Fall Niklas (†17): Zeuge (26) wurde vom Mitangeklagten Roman W. vor Polizei gewarnt !

Bonn - Prozesstag sieben im Fall Niklas (†17): Vor dem Jugendschwurgericht geht es vor allem um die Frage, wer für den Tod des 17-Jährigen verantwortlich ist.
Walid S. beteuert, in der Tatnacht nicht mal am Rondell gewesen zu sein.
Der Mitangeklagte Roman W. (beide 21) schweigt sich bislang aus.

„Geh nicht dahin, Bruder“
Doch zumindest W. war offenbar in Tatortnähe – daran erinnert sich Zeuge Said L. (26, Name geändert) genau.
Er sei mit Freunden Richtung Bahnhof unterwegs gewesen, als ihm die Gruppe um W. entgegenkam: „Ich kenne ihn schon lange.
Er hat mich begrüßt, meinte Geh nicht dahin, Bruder, da kommt Polizei.“

Schon wieder Zeuge bedroht
Krass: Auch dieser Zeuge ist bedroht worden!
Osan (Name geändert), ein gemeinsamer Bekannter von Said L. und Roman W., der an dem Abend mit W. unterwegs gewesen sei, habe ihm aus dem Knast ausrichten lassen, dass er ihm eine Kugel in den Kopf schießen werde, wenn er freikommt.

Gruppe hatte Walid nicht gesehen
Walid S. hatten übrigens weder L. noch seine drei Kumpel an dem Abend gesehen.
Said meinte lediglich: „Kann gut sein, dass der dabei war, der ist gut mit dem Osan befreundet.“

Der Prozess wird nach Karneval fortgesetzt.


 
Fall Niklas (†17): Hauptangeklagter Walid S. bekommt kein Alibi von der Freundin !

Bonn - Schüchtern betritt die 17-Jährige den Schwurgerichtssaal.
Ihre Aussage macht Leila P. (Name geändert) so leise, dass sie mehrfach ermahnt wird, lauter zu sprechen.

Die zierliche Brünette war letztes Frühjahr Walids Freundin.
In der Nacht, als der Schüler Niklas (17) vom ihm ins Koma geprügelt worden sein soll, war Leila mit dem 21-Jährigen zusammen.
Allerdings prompt nicht zur Tatzeit…

Freundin telefonierte hinter S. her
Mit einigen Freunden war das junge Paar in der Nacht zum 7. Mai im Kurpark.
„Wir haben Wodka-Energy getrunken, Musik gehört, geredet“, erinnert sich Leila.
Irgendwann wollte Walid S. mit einem Kumpel los, neue Getränke besorgen.

Der heute 21-Jährige war so lange weg, dass seine Freundin irgendwann begann, hinter ihm herzutelefonieren.
Zwischen 0 und 1.30 Uhr, so hatte es Leila bei der Polizei angegeben, war S. weg.
Am Freitag im Prozess sagte sie: „Er war gefühlt eine halbe bis eine Stunde weg.“

Niklas wurde um 0.20 Uhr attackiert
Gegen 0.20 Uhr war es am Rondell in der Rheinallee zu dem Vorfall gekommen, der Niklas schließlich das Leben kostete.
Laut Anklage soll Walid S. den 17-Jährigen nach einem Wortgefecht gegen die Schläfe geschlagen haben.
Niklas brach aufgrund einer Vorschädigung der Gehirngefäße sofort bewusstlos zusammen, starb sechs Tagen später.

„Wollte wissen, wo er bleibt“
S. bestreitet, der Schläger zu sein.
Doch wo war der 21-Jährige zur Tatzeit?
Erst um 1.16 Uhr ist ein Anruf Leilas auf Walids Handy dokumentiert.
„Ich hab öfter versucht, ihn zu kriegen, wollte wissen, wo er bleibt“, so die 17-Jährige.
Diese Anrufversuche sind nicht in der Akte, Leilas Handy von damals ist inzwischen kaputt.

Tatsächlich war S. irgendwann mit Getränken in den Kurpark zurückgekehrt.
Der Tankstellen-Beleg ist aber keine Entlastung: ER ist auf 1.20 Uhr ausgestellt.
Ziemlich genau eine Stunde nach der Attacke…

Walid bestritt die Tat
Sie habe Walid mal darauf angesprochen, ob er mit der Sache was zu tun hätte.
Das habe er bestritten.
Die Täterbeschreibung würde zwar schon auf ihn passen, habe Walid gesagt, „aber so sähen ja viele aus".

Auf Nachfrage von Staatsanwalt Florian Geßler berichtete Leila von Schlägereien, in die Walid verwickelt war.
„Er prügelt sich schon ab und an.
Vor allem unter Alkoholeinfluss oder wenn Sprüche fallen, von denen er sich getroffen fühlt.“

Rätsel um blutbesudelte Jacke
Mysteriös bleibt die Geschichte um die Jacke, die in Walids Wohnung gefunden wurde und an der Niklas’ Blut klebte.
Laut Leilas Aussage hatte ein Kumpel von Walid diese mit in den Kurpark gebracht und dort liegen lassen.
Walid habe sie erst nach seiner Rückkehr von der „Einkaufstour“ an sich genommen.

Verfahren gegen Roman W. abgetrennt
Der Prozess geht nächste Woche weiter.
Der Mitangeklagte Roman W. (21) sitzt übrigens nicht mehr neben Walid auf der Anklagebank.
Weil jetzt noch 30 Zeugen gehört werden, die ausschließlich Walid entlasten sollen, wurde das Verfahren gegen W. abgetrennt.
Er bekommt eigene Prozesstermine.


 
„Fall Niklas“ Das Rätsel um die blutige Jacke !

Bonn - Wer trug wann die Jacke, an der später das Blut von Niklas (17) klebte?
Wie kam das Blut dahin?
Dem Rätsel um die Jacke waren die Richter am zehnten Prozesstag gegen Walid S. auf der Spur.

Der 21-Jährige ist angeklagt, den Schüler mit einem Schlag gegen die Schläfe niedergestreckt zu haben.
Niklas starb nach fünf Tagen im Koma.

Zwei Versionen kursieren
Auf dem Zeugenstuhl gaben sich am Freitag drei Bekannte Walids die Klinke in die Hand.
Im Jugendzimmer des 21-Jährigen war die Jacke sichergestellt worden.
Es kursieren zwei Versionen, wer sie in der Tatnacht zum 7. Mai 2016 wem geliehen haben soll.

Tim K. (21) ist einer der Träger.
Seine eigene Jacke habe er nach seiner Ankunft im Kurpark, wo man in der Nacht gefeiert hatte, über eine Bank gelegt, so der 21-Jährige.
Walid S. und seine Freundin hätten sie sich später über die Beine gelegt.

Er selbst habe deshalb eine Jacke von Ali M. (22) bekommen, der später im Kurpark aufgetaucht sei.
Eine schwarze gesteppte Jacke.

LKA untersuchte Kleidungsstück
Eine solche hat das Landeskriminalamt (LKA) Düsseldorf untersucht.
Am linken Ellbogen wurde Niklas’ Blut gefunden.
Die Spezialisten entdeckten auch einen Wust an Mischspuren – darunter Genmaterial von Walid S., Tim K., Ali M. und dessen Bruder.

Der Experte (43) betonte aber, dass die Jacke nicht zwingend von einem der Täter getragen wurde.
Es sei möglich, dass das Blut indirekt – etwa durch eine Umarmung – an den Ärmel kam.

Wenig Erinnerung, viele Lügen
Die M.-Brüder verweigerten die Aussage.
Die zweite Version um die blutige Jacke brachte Tims Freundin an.
Laut der 18-Jährigen hatte ihr Tim erzählt, er habe Ali seine Jacke gegeben, daraufhin eine von Walid ausgeliehen bekommen.

Das hatte das Mädchen zumindest bei der Polizei gesagt.
Am Freitag konnte es sich erst nach intensivem Nachbohren der Richter an Bruchstücke erinnern.
Am häufigsten meinte sie „Das weiß ich nicht mehr“, was ihr irgendwann keiner mehr abkaufte.

Einer ihrer Sätze aus der polizeilichen Vernehmung mutet da wie eine Prophezeiung an: „In dem Fall wird viel gelogen.“

Fazit: Viele ungelöste Fragen und das unbefriedigende Gefühl, dass Zeugen eine Menge verheimlichen.
Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt.


 
Fall Niklas (†17): Protokoll vom 11. Prozesstag - Suche nach der Wahrheit bleibt mühsam !

Bonn - Ist Walid S. (21) tatsächlich derjenige, der den Schüler Niklas (17) mit einem Faustschlag niederstreckte, ihn – begünstigt durch eine Gefäßschädigung – so schlimm verletzte, dass er starb?

Richter, Staatsanwalt und Verteidiger hören an 17 geplanten Prozesstagen (voraussichtlich bis Ende März) über 50 Tatort- und Alibi-Zeugen.
EXPRESS skizziert am Beispiel des 11. Tages am Mittwoch, wie die mühsame Suche nach der Wahrheit abläuft.

9.21 Uhr: Mit etwas Verspätung wird S. vorgeführt.
Eigentlich hätte der Prozess um 9.15 Uhr starten sollen.
9.25 Uhr: Die Richter betreten den Saal, der Vorsitzende klärt auf, dass man weiter versucht, eine kranke Zeugin zu laden und dass Niklas’ Mutter sich künftig von einem neuen Anwalt vertreten lässt.
9.26 Uhr: Der erste Zeuge.
Der Kumpel von S. hatte schon der Polizei gesagt, er könne Walid „kein Alibi für den ganzen Abend“ geben.
Der 22-Jährige hatte nach der Festnahme versucht, ihm einen Anwalt zu besorgen.
Es sei, das gibt er zu, viel über die Täter spekuliert worden.
Er ist sich heute noch sicher: Sein Kumpel, den andere Zeugen als reizbaren Schläger beschrieben haben, könne es nicht gewesen sein: „Der macht so was nicht.“
10.07 Uhr: Eine Bekannte (19) Walids im Zeugenstand.
Sie erzählt offen, wie die Gerüchteküche brodelte.
An Walid als Täter habe sie nicht gedacht: „Ich hätte nie geglaubt, dass er hier einmal sitzt.“
10.44 Uhr: Ein Schüler (18) erzählt, wie in der Nacht zum 7. Mai im Kurpark gefeiert wurde.
Aber: „Ich war nicht den ganzen Abend da.“
Dass er bis zu Walids Festnahme nichts vom Vorfall mitbekommen haben will, glaubt ihm niemand: „Da müssen sie aber zwei Wochen im Tiefschlaf gewesen sein“, hält ihm eine beisitzende Richterin vor.
Es seien viele Jungs als Täter diskutiert worden, so der 18-Jährige: „Alle sagen etwas anderes, man weiß nicht, was man glauben soll.“
11.09 bis 11.42 Uhr: Verhandlungspause.
11.43 Uhr: Der letzte Zeuge des Tages – drei weitere erscheinen nicht.
Der 17-Jährige war nur kurz im Kurpark, betont: „Ich habe Walid und seine Freundin an dem Abend nicht gesehen.“
Klar sei es „scheiße“, wenn sein Kumpel wohlmöglich zu Unrecht vor Gericht säße: „Aber wir können ja auch nicht einfach dahinsagen, dass er es nicht war.“


 
Prozess um Tod von Niklas: Mutter Denise fassungslos über Panne am Tatort !

Bonn - Wurden am Rondell in der Rheinallee wichtige Beweise verschlampt?

Diese Frage wird sich im Prozess um den Tod des Schülers Niklas niemals klären.
Unfassbar: Erst um 6.20 Uhr – sechs Stunden nach der Attacke gegen den 17-Jährigen – waren Beamte der Spurensicherung am Tatort eingetroffen.

Zwölf-Zentimeter-Blutlache gefunden
Er habe in der Nacht auf den 7. Mai 2016 Rufbereitschaft gehabt, berichtete ein Polizeibeamter (58) als Zeuge.
Gegen 5 Uhr sei er alarmiert worden, zunächst ins Polizeipräsidium und dann mit einem Kollegen ans Rondell nach Bad Godesberg gefahren.

„Wir haben dann den Kollegen, der im Streifenwagen vor Ort war, gebeten, den Tatort abzusperren.
Auf dem Asphalt haben wir einen etwa zwölf Zentimeter große Blutanhaftung festgestellt“, so der Ermittler.
Neben der Lache habe ein Zwei-Cent-Stück gelegen, beides auf der Fahrbahn.

Keine Spuren im Abfall
Der 58-Jährige räumt selbst ein: „In diesem Bereich nahe dem Busbahnhof ist auch nachts Verkehr.
Ob wir noch andere Erkenntnisse gewonnen hätten, falls wir früher dort gewesen wären oder der Bereich früher abgesperrt worden wäre, weiß ich nicht.“
Und es wird auch niemals jemand erfahren.
Im sichergestellten Inhalt mehrerer Papierkörbe seien keine Beweismittel festgestellt worden, so der Beamte.

„Geht gar nicht“
Niklas´ Mutter Denise (48) reagierte nach Prozessende geschockt auf die Panne am Tatort: „Ich bin fassungslos, wie das abgelaufen ist.“
Ihr Anwalt Thomas Düber ergänzte: „So etwas geht gar nicht.“

Walids Freundin schluchzte 15 Minuten bei der Polizei
Neben zwei Kumpels des Hauptangeklagten Walid S., die ihm ebenfalls kein Alibi für die Tatzeit geben konnten, wurden auch Vernehmungsbeamte der Polizei gehört.

Ein 57-Jähriger berichtete aus der Vernehmung von Walids Freundin, man habe ihr vorgehalten „Das ist doch alles abgesprochen, sag endlich die Wahrheit.“

Weil man das Gefühl gehabt habe, die 17-Jährige habe Informationen verschwiegen, sei er auch lauter geworden, räumte der Beamte ein.
Das Mädchen habe daraufhin eine geschlagene Viertelstunde schluchzend auf die Tischplatte gestarrt und geschwiegen, bevor die Befragung fortgesetzt werden konnte.

Angeklagter hat Kumpel im Verdacht
Wie eine Hauptkommissarin (47) berichtete, war Walid S. in einer seiner polizeilichen Vernehmungen danach gefragt worden, ob er eine Vermutung habe, wer der Schläger gewesen sei.
Er meint, es könnte der 22-Jährige gewesen sein, dessen Jacke später in Walids Zimmer sichergestellt wurde.
„Der war an dem Abend so aggressiv.“

Der Prozess wird in der kommenden Woche mit den Zeugenaussagen weiterer Polizeibeamter fortgesetzt.


 
„Niklas-Prozess“: Walid S. gab zu - Habe nicht gelernt, Konflikte gewaltfrei zu lösen !

Bonn - Wie verliefen die Vernehmungen im „Fall Niklas“, welche Ermittlungen wurden angestellt und wie hat sich der Hauptangeklagte Walid S. während der Befragungen durch die Polizei benommen?

Das waren Kernthemen im 13. Prozesstag um den Tod des 17-Jährigen. S. (21) soll den Schüler in der Nacht zum 7. Mai mit einem Faustschlag niedergestreckt haben.
Niklas starb nach fünf Tagen im Koma.

Angeklagter benahm sich „widersprüchlich“
S. bestreitet seit seiner ersten Vernehmung am Tag seiner Festnahme Mitte Mai, der Schläger gewesen zu sein.
Das schilderte auch der Vernehmungsbeamte am Mittwoch im Prozess.
S. habe sich widersprüchlich benommen, so der Polizist: „Einerseits war er sehr ruhig, andererseits hat sich seine Stimme überschlagen.“

Zeuge belastete Verdächtige zu Unrecht
Fakt ist: Der 21-Jährige hat für den Tatzeitraum kein Alibi.
Sein Einkauf bei einer Tankstelle fand erst eine Stunde nach der Attacke auf Niklas statt.
Allerdings ist nicht sicher belegt, dass sich der 21-Jährige am Tatort aufhielt.

Sein Handy hat zur Tatzeit keine Daten gesendet.
Der Kumpel (19) von Niklas, der S. als Täter wiedererkannt haben will, hat während der Ermittlungen zwei weitere Jungen „zu 95 Prozent“ als der Tätergruppe zugehörig erkannt.
Diese wurden aber von der Polizei als Tatverdächtige ausgeschlossen.

Kumpels warnten Walid
Konfrontiert mit der Tatsache, dass er in 2015 und 2016 mehrfach in Ermittlungen wegen Körperverletzung als Verdächtiger galt, habe der 21-Jährige gleichgültig reagiert, so der Beamte: „Ich habe ihn gefragt, ob er alle Konflikte mit Prügeleien löst.
Darauf meinte er, er habe es nicht gelernt, Konflikte gewaltfrei zu lösen.“

Kumpels hätten ihn vor seiner Festnahme gewarnt: „Die eine Täterbeschreibung passt perfekt zu mir.
In Godesberg wurde rumerzählt, ich war es.
Man kennt meine Faust – die ist was, ich hab auch Kickboxen gemacht.
Ich schlage aber nicht ohne Grund zu.
Hier war ich es nicht.“

Der Prozess geht weiter.


 
Neue Zeugin aufgetaucht: Wende im Niklas-Prozess ?

Bonn - Paukenschlag im „Fall Niklas“!
Prozessbeteiligte und -beobachter glaubten, das Strafverfahren um den Tod des 17-jährigen Schülers neige sich dem Ende.
Alle geplanten Zeugen waren gehört, da zauberte Martin Kretschmer, Anwalt des Hauptangeklagten Walid S. (21), durch Zufall eine Überraschungszeugin aus dem Hut.
Sitzt mit dem 21-Jährigen der Falsche auf der Anklagebank?
Die Aussage der jungen Bonnerin legt das zumindest nahe.

Überraschende Informationen
Allein, wie die Aussage der Zeugin am Freitag im Saal 0.11 des Landgerichts zustande kam, ist kurios: Lea R. (Name geändert) ist wie Walid S. Kretschmers Mandantin.
Als die 19-Jährige vergangenen Dienstag einen Termin bei dem Strafverteidiger hatte, berichtete sie, was der Lebensgefährte einer Freundin ihr vom „Niklas-Prozess“ erzählt habe.

Zeuge hatte sich Kumpel anvertraut
Dieser habe ihr erzählt, sein Kumpel Said L. (Name geändert) habe sich ihm nach seiner Zeugenaussage anvertraut.
Er habe vor Gericht nicht die Wahrheit gesagt, habe der 26-Jährige eingeräumt.
Ende Februar hatte L. vor Gericht geschildert, er sei der Gruppe um Roman W. (21, ehemaliger Mitangeklagte von Walid S.) in der Nähe des Tatortes begegnet.
Der habe ihn noch gewarnt: „Geh nicht da hin, Bruder, da kommt Polizei.“

Mann war bedroht worden
Said L. hatte auch geschildert, er sei von einem Bekannten W.s, den er ebenfalls nahe des Rondells gesehen habe, aus dem Knast bedroht worden.
Falls L. seinen Namen bei Gericht nenne, werde er ihm eine Kugel in den Kopf schießen, wenn er freikommt, habe der 22-Jährige gedroht.

Vor dem Hintergrund der Aussage der 19-Jährigen bekommt das Sinn: Sie hatte nach dem Gespräch mit dem Freund ihrer Freundin Kontakt zu Said L. aufgenommen und ihm die (vermeintliche) Wahrheit entlockt.

„Wahrheit wird schon rauskommen“
Demnach war der 26-Jährige am Tatabend in der Nähe des Tatorts – und hat selbst gesehen, dass der 22-jährige Osan G. (Name geändert) derjenige war, der Niklas ins Gesicht geschlagen und getreten hat, als der am Boden lag. Krass: Als die 19-Jährige ihn fragte, warum er das nicht bei Gericht erzählt habe, soll L. gemeint haben: „Die verurteilen den Walid schon nicht, die Wahrheit kommt noch raus.
Aber ich will nicht der Zinker sein.“

Zweite Vernehmung geplant
Der 26-Jährige soll jetzt am kommenden Prozesstag ein zweites Mal aussagen.
Der von ihm belastete Osan G. war übrigens auch im Visier der Ermittler gewesen.
Zudem soll er S. sehr ähnlich sehen.
Walid habe schon früh betont, dass G. für ihn als Täter in Frage komme, betonte Anwalt Kretschmer.
Allerdings hatte der Kumpel (19) von Niklas, der ebenfalls in die Auseinandersetzung verwickelt war, auf einem gemeinsame Foto von G. und S. eindeutig Walid als Täter erkannt, und nicht Osan G.
Aber: Die Jacke mit Niklas’ Blut daran, die später in Walids Zimmer gefunden wurde, gehört Osan G. – durch verschiedene Jackentausche soll sie am Tatabend in Walids Hände gekommen sein.

Aufgrund der neuen Entwicklungen hat die Kammer vorsichtshalber weitere Termine bis Anfang Mai geplant.


 
Fall Niklas: Angeblicher Tat-Zeuge bleibt dabei - „Habe am Rondell nichts gesehen“ !

Bonn - Ihre Aussage am Freitag hatte für Wirbel gesorgt. Lea R. (19, Name geändert) hatte ausgesagt, was angeblich wirklich am Tatort geschehen sei.

Nicht Walid S. (21), der jetzt als Hauptangeklagter vor Gericht sitzt, sondern Osan G. (22, Name geändert) habe den Schüler Niklas (17) niedergeschlagen und dann getreten.
Das hätte ein Bekannter ihr erzählt, der am Tatort gewesen sei.

Zeugen widersprechen der 19-Jährigen
Alles Quatsch, sagte Zeuge Said L. (26), der den ganzen Prozess gegen Walid S. zum Kippen hätte bringen können, am Mittwoch erneut aus.
Die Richter hatten ihn und drei Kumpels noch einmal einbestellt, nachdem sie bereits ausgesagt hatten.

Der 26-Jährige hatte damals geschildert, er habe G. und Roman W., den ehemaligen Mitangeklagten von Walid S., lediglich in Tatortnähe getroffen, von der Tat selbst habe er nichts mitbekommen.

Dabei blieb der 26-Jährige, beteuerte: „Ich bin auf Ihrer Seite, ich möchte auch wissen, wer es war.
Wenn ich etwas gesehen hätte, würde ich es sagen.“

„Habe keine Angst“
Er habe, trotz der Drohung G.s, er werde ihm eine Kugel in den Kopf schießen, wenn er aus dem Knast freikommt, falls er ihn belaste, keine Angst.
Die drei Freunde, mit denen L. in der Nacht unterwegs war, bestätigten seine Aussage.

Richter Volker Kunkel deutete auf Walid S. und fragte Said L. noch einmal: „Sie können mir dabei in die Augen sehen – und auch ihm?“
L. antwortete mit einem klaren „Ja“.

Am Rondell angeblich nichts mitbekommen
Seltsam allerdings: Die Clique will – nur etwa 20 Minuten, nachdem Niklas den fatalen Schlag kassiert hatte – am Rondell nichts bemerkt haben.
Das sei kaum vorstellbar, so Kunkel.
Wenn die Einsatzkräfte noch nicht dort gewesen wären, hätte man zumindest „schreiende, weinende Mädchen“ sehen müssen.

Ankläger: „Habe Brücken gebaut“
Staatsanwalt Florian Geßler hatte Said L., Lea R., ihre Freundin und deren Lebensgefährten bereits vor dem aktuellen Prozesstag vernommen.
Dem 26-Jährigen habe er „goldene Brücken gebaut“, so der Ankläger: „Ich habe ihm gesagt, dass wir die eventuell einzuleitenden Verfahren wegen Falschaussage gegen ihn und seine Freunde einstellen würden.“

Ermittlungen gegen Lea R. laufen
Ein Strafverfahren wegen Falschaussage hat jetzt allerdings die 19-Jährige an der Backe.
Da die Gruppe bei ihrer Aussage blieb, besteht weiter keine Klarheit im Fall Niklas.

Sollte die Version von Lea R. wahr sein, würde Walid S. inzwischen zehn Monate unschuldig in U-Haft sitzen.
Der 21-Jährige beteuert seit dem Tag seiner Festnahme, nicht am Rondell gewesen zu sein.

Sein ehemaliger Mitangeklagter, dessen Verfahren abgetrennt wurde, ist übrigens inzwischen auf freiem Fuß.
Nachdem alle Zeugen gehört worden waren, lag laut Kammer keine Verdunkelungsgefahr und damit kein Haftgrund mehr vor.

Prozess geht weiter
Richter Kunkel redete Walid S. am Mittwoch noch einmal ins Gewissen, ob er nicht doch noch weitere Angaben zum Tatabend machen wolle.
Der Prozess geht am Freitag weiter.


 
„Er will der King sein“: Fall Niklas - So tickt der Angeklagte Walid S. !

Bonn - Es ist der mittlerweile 17. Tag im Prozess um den Tod des Schülers Niklas (17) aus Bad Breisig.
Erst jetzt, kurz vor Schluss, hören die vielen Zuschauer Walid S. erstmals sprechen.
Sowohl der 21-Jährige selbst als auch eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe geben einen Einblick in Werdegang und Psyche des Hauptangeklagten.
Der ganze Saal hängt gebannt an ihren Lippen, als sie schildern:
So tickt Walid S.!

Flucht vor Gewalt des Vaters
In gutem Deutsch mit erkennbarem italienischen Einschlag berichtet S. aus seiner Kindheit in Piacenza: „Da habe ich 18 Jahre gelebt, bis meine Eltern sich trennten.“
Am 14. September 2013 kamen Walid und sein Bruder (heute 14) mit der Mutter nach Deutschland.
Geflohen vor der Gewalt des Vaters.
„Diese richtete sich sowohl gegen die Mutter, als auch gegen die Söhne, wobei es Walid am heftigsten traf“, berichtete die Jugendgerichtshilfe.

Schulabschluss, Job in einer Eisdiele
In Bonn angekommen besuchte S. einen Berufsvorbereitungskurs, lernte schnell Deutsch, holte seinen Hauptschulabschluss nach, jobbte in einer Eisdiele.
„Für die Mutter war Walid eine Stütze, für den Bruder eine Art Vaterfigur“, so die Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe.

„Er weiß, dass er leicht reizbar ist“
Walid S. habe nie gelernt, Konflikte gewaltlos zu lösen, betonte die Betreuerin.
„Er weiß, dass er leicht reizbar ist.“
Weil er so schnell an die Decke geht, zweimal aus nichtigem Anlass zuschlug, kassierte S. im November 2015 Sozialstunden, musste außerdem ein Anti-Gewalt-Training machen.

S. neigt zu Imponiergehabe
Nicht nur die mangelnde Fähigkeit zur Konfliktlösung und sein Alkohol- und Cannabis-Konsum seien ein Problem, so die städtische Mitarbeiterin: „Walid neigt zu Aggressivität und Imponiergehabe, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Er will schon der King sein.“

Expertin empfiehlt Jugendstrafrecht
Das entspreche eigentlich dem Verhalten eines vier bis fünf Jahre jüngeren Heranwachsenden, betonte die Expertin.
Alles in allem empfahl sie für den Fall einer Verurteilung Jugendstrafrecht.

Walid beteuert weiter seine Unschuld
Verteidiger Martin Kretschmer betonte noch mal, dass S. mit dem Angriff auf Niklas nichts zu tun gehabt habe.
Und: „Es ist meinem Mandanten wichtig, klarzustellen, dass er nicht weiß, wer die wirklichen Täter sind.
Er hat Vermutungen geäußert, aber das ist kein Wissen“, betonte Kretschmer.

„Mein Mandant will deutlich machen, dass er für niemanden – ob aus Freundschaft oder falsch verstandener Ehre – freiwillig ins Gefängnis ginge.“

Nächstes Mal: Schlussvorträge
Am nächsten Prozesstag nach der Osterpause wollen die Richter die Plädoyers entgegennehmen, das Urteil soll Anfang Mai ergehen.


 
Prozess kurz vor dem Ende: Wird der Tod von Niklas (†17) nicht gesühnt ?

Bonn - Seit dem 20. Januar verfolgt ganz Bonn den Prozess gegen Walid S. (21), der schuld am Tod des 17-jährigen Niklas sein soll.

Jetzt steht dieser vor dem Ende: An diesem Dienstag halten Verteidigung und Staatsanwaltschaft ihre Plädoyers.
Am 3. Mai soll dann das Urteil gesprochen werden.

Walid S. bestreitet weiterhin die Tat
Wird Niklas’ Tod nicht gesühnt? Alles deutet darauf hin.
In der Nacht zum 7. Mai war der Schüler in Bad Godesberg am Rondell, Rheinallee, nach einem Faustschlag gegen den Kopf ins Koma gefallen, fünf Tage später gestorben.

Am 17. Mai nahm die Polizei den mutmaßlichen Täter fest: Walid S., Italiener mit marokkanischen Wurzeln, lebt seit 2013 mit Mutter und kleinem Bruder in Bonn.

Walid kam in U-Haft, sitzt jetzt seit mehr als elf Monaten.
Eine Tatbeteiligung bestreitet er.
Und alle vermeintlichen Beweise konnten daran nicht rütteln…

Die Aussage von Niklas’ Freund.
Karim T. (Name geändert) war bei der Attacke dabei und identifizierte Walid S. im Prozess eindeutig als Haupttäter.
Aber: In der Tatnacht hatten ihm Polizisten rund 700 Fotos vorgelegt, darunter vier von Walid S. – Karim T. hatte ihn auf keinem wiedererkannt.

Das fehlende Alibi
Walid S. will zur Tatzeit mit mehr als 20 Freunden im Bad Godesberger Kurpark gechillt beziehungsweise an einer Mehlemer Tankstelle gewesen sein.
Definitiv bestätigen konnte das jedoch kein einziger Zeuge.

Und laut Tankstellen-Beleg war er dort erst nach der Tat.
Aber: Walids Handy war in der Tatnacht zwar am Kurzpark und der Tanke eingeloggt, aber zu keinem Zeitpunkt am Tatort.

Die blutige Jacke
Sie wurde bei Walid nach seiner Festnahme gefunden.
Daran Blut von Niklas. Aber: Die schwarze Jacke gehört Walid nicht, sondern Kumpel Osan (22, Name geändert), der später im Kurpark aufgetaucht sein soll.

Die Jacke wurde dann aber wohl mehrfach getauscht.
Außerdem, so ein Experte vor Gericht, könnte das Blut auch durch eine Umarmung an den Ärmel gekommen sein.

Die Überraschungszeugin
Lea R. (19, Name geändert) brachte kurz vor Prozessende einen neuen Hauptverdächtigen ins Spiel: Osan G. (22) Dem gehört nicht nur die Blutjacke, er sieht Walid auch sehr ähnlich.
Lea berichtete vor Gericht von einem Zeugen (26), der gesehen haben soll, wie Osan G. Niklas ins Gesicht geschlagen und getreten hat.
Aber: Als dieser Zeuge geladen wurde, wollte er vor Gericht davon nichts wissen.

„Ich sehen meinen Mandanten als unschuldig an.
Die Beweisaufnahme hat eine Schuldfeststellung nicht erbracht“, so Walids Verteidiger Martin Kretschmer.
Er könnte recht behalten…


 
Fall Niklas (†17) Plädoyer: Staatsanwalt fordert Freispruch für Hauptbeschuldigten !

Bonn - Überraschung bei den Plädoyers im Fall Niklas: Staatsanwalt Florian Geßler hat am Dienstagmorgen Freispruch für den Angeklagten Walid S. (21) beantragt!

Es gäbe zwar viele Punkte, die dafür sprechen, dass Walid Niklas in der Nacht zum 7. Mai 2016 gegen den Kopf geschlagen und getreten habe, erklärte Geßler.
Aber, so der Staatsanwalt weiter, man könne nicht mit Sicherheit sagen, dass er es gewesen sei.

Für eine weitere Tat, wegen der der 21-Jährige ebenfalls angeklagt ist, beantragte Geßler zwölf Monate auf Bewährung.
Am 30. April 2016 soll Walid S. einen jungen Mann mit einer Jägermeister-Flasche geschlagen haben.


 
Freispruch im Fall Niklas (†17)? Staatsanwalt sicher: Zeugen wissen, wer der Täter ist !

Bonn - Der Gerichtssaal 0.11 war besonders voll, darunter auffallend viele junge Besucher.
Dennoch herrschte Totenstille. Alle hingen an den Lippen von Staatsanwalt Florian Geßler, als der am Dienstag überraschend Freispruch für den Hauptangeklagten Walid S. (21) forderte.

„Ich kann nicht sicher sagen, dass er derjenige ist, der die Tat begangen hat“, erklärte Geßler in seinem Plädoyer.
Walid nahm die Worte ohne sichtbare Regung hin, gähnte.

Die Tat, das ist der tödliche Angriff auf Niklas P. (17), der Bonn und die ganze Region vor knapp einem Jahr entsetzte und noch immer in Atem hält.

Die Nacht zum 7. Mai
In der Nacht zum 7. Mai wurde Niklas in Bad Godesberg am Rondell, Rheinallee, attackiert.
Der Angreifer schlug ihm mit der Faust gegen den Kopf und trat nach, als der 17-Jährige bereits bewusstlos am Boden lag.
Weil Niklas eine Vorschädigung des Gehirns hatte, war für ihn bereits der Schlag tödlich.

Widersprüche und Erinnerungslücken
Am 17. Mai wurde Walid S. unter dringendem Tatverdacht festgenommen.
Am 20. Januar begann der Prozess gegen ihn, in dessen Verlauf sich viele Zeugen in Widersprüche verstrickten oder sich einfach an nichts erinnern konnten.

Dazu kam: Zwar hatte Niklas’ Kumpel Karim T. (Name geändert), der Zeuge des Angriffs war, Walid S. eindeutig als Täter identifiziert, doch auch Osan G. (22) soll am Tatort gewesen sein.
Staatsanwalt Geßler bezeichnete dessen Ähnlichkeit mit Walid als „riesig“!

Es sei daher nicht auszuschließen, dass sich Karim T. getäuscht habe.
„Ich könnte nicht sicher sagen, dass es der eine oder der andere gewesen ist“, erläuterte Geßler, „deshalb muss ein Freispruch sein – auch, wenn es für mich persönlich sehr unbefriedigend ist.“

Problem mit Zeugen-Verhalten
Ein besonders Problem habe er mit dem Verhalten vieler Zeugen.
Er sei hundertprozentig überzeugt, dass viele wüssten, wer der Täter ist.
Geßler: „Aber sie sagen es nicht: aus einem komischen Zusammenhaltsgefühl heraus und vielleicht auch aus Angst.“

Auch Verteidiger Martin Kretschmer betonte, der Prozess um den Tod von Niklas P. sei kein alltägliches Verfahren.
„Ich war überrascht, dass die Staatsanwaltschaft noch die Kurve gekriegt hat“, erklärte er.

Für eine andere Schlägerei Ende April 2016 ist Walid ebenfalls angeklagt – Geßler forderte hier zwölf Monate Jugendstrafe auf Bewährung, Kretschmer Jugendarrest.

Am 3. Mai geht der Prozess mit dem Plädoyer der Nebenklage weiter, bevor Walid S. das letzte Wort hat und gegen Mittag das Urteil gesprochen wird.


 
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