NEWS zu Hartz IV !

Massenphänomen Hartz IV !

Berlin - Mindestens 14,5 Millionen Menschen in Deutschland haben seit der Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 zumindest einmal Hartz-Leistungen bezogen.

Das geht aus einer Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.
Rund 10 Millionen dieser Bezieher von Regelleistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch zählten als erwerbsfähig. 4,4 Millionen waren Kinder unter 15 Jahren.

Zuletzt waren es im vergangenen Jahr 785 000 Menschen, die erstmals neu Hartz-IV-Leistungen bezogen haben.
Die Zahl ging in den ersten Jahren des Hartz-Systems zunächst Jahr für Jahr zurück, steigt aber seit 2011 jährlich wieder an.

Insgesamt gibt es derzeit 5,9 Millionen Hartz-IV-Bezieher, darunter 4,3 Erwerbsfähige und 1,6 meist minderjährige Nicht-Erwerbsfähige.
Trotz verstärkter Vermittlungsbemühungen der Jobcenter sank die Zahl der Hartz-IV Dauerbezieher bundesweit zwischen Dezember 2014 und Dezember 2015 lediglich um 0,8 Prozent auf 2,6 Millionen.

Die Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann, die die schriftliche Frage gestellt hatte, sagte: "Hartz IV ist kein Randproblem, das nur Langzeiterwerbslose betrifft."
Zehn Millionen Erwachsene und weit über vier Millionen Kinder seien seit seiner Einführung in die Mühlen der Hartz IV-Verwaltung geraten.

"Sie haben nachweisen müssen, dass sie über keinerlei Vermögen mehr verfügen", sagte Zimmermann.
Sie hätten sich durch undurchschaubare Bürokratie kämpfen müssen, um Miete und Existenzminimum zu sichern, ihnen hätten Sanktionen gedroht.

Zum Jahresbeginn 2017 steigen die Leistungen leicht an.
Der Regelsatz für Alleinstehende erhöht sich zum 1. Januar von 404 Euro auf 409 Euro pro Monat.
Die Grundsicherung für Kinder zwischen 6 und 13 klettert um 21 auf 291 Euro.
Dem Plus liegen neue Einkommens- und Verbrauchsstichproben des Statistischen Bundesamtes zugrunde.
2018 könnte der monatliche Regelsatz für Alleinstehende ersten Prognosen zufolge auf 414 Euro pro Monat steigen.


 
Bundesagentur für Arbeit: Zahl der Hartz-IV-Empfänger aus Asyl-Ländern verdoppelt !

Die Zahl der Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfänger aus nichteuropäischen Asyl-Ländern hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.
Das berichtet die „Bild”-Zeitung am Samstag unter Berufung auf neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Demnach wurden im Oktober 171.236 Arbeitslose aus diesen Ländern gezählt – 105,8 Prozent mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres.
Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger wird dagegen mit drei Monaten Verzögerung erhoben.
Laut den jetzt vorliegenden Daten gab es im Juli 498.684 Hartz-Empfänger aus nichteuropäischen Asyl-Ländern.
Das waren 99,7 Prozent mehr als im Juli 2015.

Die meisten Empfänger kamen aus Syrien (316 342, +222 Prozent), dem Irak (71 337, +26,6 Prozent) und Afghanistan (37 296, +1,9 Prozent).
Die relativ stärkste Zunahme gab es bei Zuwanderern aus Eritrea.
Ihre Zahl stieg um 270,6 Prozent auf 21.113.
Gestiegen ist auch die Zahl der Beschäftigten aus Asyl-Ländern: Laut BA gab es im August 153 144 Arbeitnehmer aus diesen Staaten, eine Zunahme von 36,3 Prozent im Vergleich zum August 2015.
Darunter waren 110 502 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (+36,2 Prozent) und 42 642 Minijobber (+36,4 Prozent).


 
Jobcenter streicht mehr Hartz-Empfängern alle Leistungen !

Berlin. Jeden Monat streicht das Jobcenter 7100 Hartz-IV-Empfängern alle Leistungen.
Tausende Personen werden vom Amt mit Sanktionen belegt.

Im ersten Halbjahr 2016 haben die Jobcenter einem Zeitungsbericht zufolge im Monatsdurchschnitt rund 7.100 Hartz-IV-Beziehern keine Leistungen gezahlt.
Das seien 7,7 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2015 (rund 6.600 Fälle), meldete die „Bild“-Zeitung am Montag unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Den Sanktionierten seien die Zahlungen komplett gestrichen worden, weil sie beharrlich die Arbeitsaufnahme verweigert oder Termine nicht eingehalten hätten.

Wie „Bild“ weiter berichtet, gab es im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 45.300 Hartz-IV-Bezieher, die wegen wiederholter Regelverstöße mit zwei oder mehr Sanktionen belegt wurden.
Darunter waren den Angaben zufolge 27.000 mit zwei Sanktionen, 10.800 mit drei Sanktionen, 4.200 mit vier Sanktionen und 3.200 mit fünf oder mehr Sanktionen.


 
Jede zweite Klage gegen Hartz IV in diesem Jahr erfolgreich !

Berlin. Klagen gegen Hartz-IV-Bescheide der Jobcenter sind immer öfter erfolgreich.
Für eine Linken-Politikerin ein Zeichen für Systemfehler.

Die Klagen von Hartz-IV-Beziehern gegen ihre Bescheide der Jobcenter sind immer öfter erfolgreich: In den ersten neun Monaten dieses Jahres gaben die Sozialgerichte in Deutschland bereits fast der Hälfte der Klagen statt.
Das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit, die vorliegen, hervor.

Die Fraktionsvizevorsitzende der Partei Die Linke, Sabine Zimmermann, hatte diese Daten angefordert.
Demnach liegt die Erfolgsquote der Hartz-IV-Klagen im laufenden Jahr bereits bei 44 Prozent. Im vergangenen Jahr waren erst 40 Prozent der Klagen erfolgreich, im Jahr 2014 waren es 41 Prozent.

Linken-Politikerin spricht von Fehlern im System
Von 2013 bis 2016 gingen bei den Sozialgerichten monatlich rund 10.000 Einwände gegen Hartz-IV-Bescheide ein.
Bei den Beschwerden der Empfänger ging es vor allem um die Übernahme der Unterkunftskosten, Rückzahlungsforderungen und Untätigkeitsklagen gegen die Jobcenter.
Im September 2016 waren 189.340 Klagen gegen Hartz-IV-Bescheide anhängig.

Linke-Politikerin Zimmermann sagte: „Der anhaltend hohe Prozentsatz an erfolgreichen Klagen belegt, wie anfällig für Fehler und Willkür das ganze System der Leistungsbewilligung im Hartz-IV-Bereich ist.“
Antragsteller müssten sich oft wehren, weil die Kosten für ihre Wohnung nicht gedeckt seien, so Zimmermann weiter.
Die Fraktionsvizevorsitzende forderte, Hartz IV durch eine bedarfsdeckende und sanktionsfreie Mindestsicherung zu ersetzen.


 
"Oft nur zufällig erfolgreich": Bundesrechnungshof rügt Betreuungsarbeit der Jobcenter !

Der Bundesrechnungshof hält die Betreuung von Hartz-IV-Beziehern, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilgenommen haben, für unzureichend.

Sie sei "noch deutlich verbesserungsbedürftig", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" und beruft sich auf einen Prüfbericht.

Danach sind die Förderprogramme "oft nur zufällig erfolgreich".
Würden die Ergebnisse daraus nicht berücksichtigt, blieben die "mit hohem finanziellen Aufwand der Jobcenter und großem persönlichen Einsatz der Leistungsberechtigten erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten oft nutzlos".

Knapp 500 Fälle untersucht
Die Mängel seien "ein wesentlicher Grund dafür, dass arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und anschließende Vermittlungsbemühungen wirkungslos bleiben".

Die Kontrolleure hatten dem Bericht zufolge Ende 2015 fast 500 Fälle in acht rein kommunal oder von der Bundesagentur für Arbeit und einer Kommune geführten Jobcentern unter die Lupe genommen.

In 39 Prozent der Fälle seien die Ergebnisse der arbeitsmarktpolitischen Maßnahme nicht dokumentiert und die Datensätze nicht aktualisiert worden.
Die Fachkräfte in den Jobcentern hätten dabei zentrale Vorgaben der Bundesagentur oder interne Weisungen der Kommunen missachtet.

Schlecht für die Motivation
Die Prüfer merkten dazu laut "Süddeutscher Zeitung" an: Werde in den Jobcentern der Wissenszuwachs durch die Maßnahmen ignoriert, könne sich dies "negativ auf die Motivation der Leistungsberechtigten auswirken".

Bei gut jedem dritten Fall sei der Abschluss einer Fördermaßnahme nicht zum Anlass genommen worden, die Strategie für eine Integration in den Arbeitsmarkt anzupassen.


 
1,6 Millionen Menschen in NRW erhalten Hartz IV !

NRW. Immer mehr Menschen in NRW bekommen Leistungen der sozialen Mindestsicherung.
Dazu zählt auch Hartz IV.
Die höchste Quote hat Gelsenkirchen.

Deutlich mehr Menschen in Nordrhein-Westfalen haben im vergangenen Jahr Leistungen der sozialen Mindestsicherung bekommen.
Mit rund 2,1 Millionen Menschen stieg die Zahl der Hilfeempfänger im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent, wie das statistische Landesamt am Montag in Düsseldorf mitteilte.

Damit waren zwölf Prozent der NRW-Bürger auf die staatliche Existenzsicherung angewiesen.
Darunter fallen neben Hartz IV auch Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, Leistungen für Asylbewerber und Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen.

Fast jeder achte NRW-Bürger erhält Sozialleistungen
Im Vorjahr lag die Zahl der Leistungsempfänger den Angaben zufolge bei 1,96 Millionen, das waren 11,1 Prozent der NRW-Einwohner.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die auf staatliche Existenzsicherung angewiesen waren, stieg von 18 Prozent im Jahr 2014 auf 19,7 Prozent 2015.
Deutschlandweit stieg nach Angaben des statistischen Bundesamts die Zahl der Hilfeempfänger auf acht Millionen Menschen, das waren 9,7 Prozent der Bevölkerung.

Im Jahr 2014 waren es noch knapp 7,4 Millionen (9,1 Prozent).
In Nordrhein-Westfalen machte Hartz IV mit rund 1,6 Millionen Empfängern den größten Teil der Mindestsicherung aus.
Die Zahl der Empfänger stieg um 1,9 Prozent. 268.000 Menschen erhielten Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, 39.000 Hilfe zum Lebensunterhalt.

Die höchste Mindestsicherungsquote haben Gelsenkirchen und Essen
Den mit Abstand größten Zuwachs mit einem Plus von 159,5 Prozent gab es bei den Asylbewerberleistungen.
224.000 Menschen erhielten diese Unterstützung.
Die höchste Mindestsicherungsquote aller 396 Städte und Gemeinden in NRW hatte Ende vergangenen Jahres die Stadt Gelsenkirchen (22,1 Prozent), gefolgt von Essen (18 Prozent).
In beiden Städten waren mehr als ein Drittel der Minderjährigen betroffen (Gelsenkirchen: 39,1 Prozent, Essen: 33,2 Prozent).
Am niedrigsten lag die Quote in der Gemeinde Schöppingen im Kreis Borken mit 2,6 Prozent.


 
Hartz-IV-Bezieher erhalten mehr Geld !

Berlin - Millionen Hartz-IV-Bezieher bekommen ab dem 1. Januar etwas mehr Geld.
Der Bundesrat ließ ein entsprechendes Gesetz passieren.

Der monatliche Regelsatz für Alleinstehende steigt von derzeit 404 Euro auf 409 Euro im Monat, für Paare von 364 auf 368 Euro pro Partner.
Die größte Steigerung gibt es mit 21 Euro mehr bei den 6- bis 13-Jährigen.

Die Länder kritisierten, dass es zu wenig Geld für manche Haushaltsgüter sowie Brillen und andere Sehhilfen gebe.
Auch die Leistungen für das Schulbedarfspaket müssten erhöht werden.


 
Bundesrechnungshof bemängelt Betreuung von Hartz-IV-Beziehern !

Nürnberg - Der Bundesrechnungshof hat die Betreuung von arbeitslosen Hartz-IV-Beziehern in den Jobcentern bemängelt.
So würden sich Vermittler zu wenig damit auseinandersetzen, welche Fortschritte Arbeitslose beispielsweise nach Trainingsmaßnahmen oder Fortbildungskursen gemacht hätten, geht aus einem Bericht der obersten Rechnungsprüfer hervor.

In 39 Prozent der Fälle würden die Wirkungen von arbeitsmarkpolitischen Maßnahmen nicht elektronisch gespeichert, vorhandene Datensätze über die Betroffenen nicht aktualisiert, heißt es in der Prüfungsmitteilung.


 
Hartz-IV: 2016 weniger Jobcenter-Sanktionen !

Nürnberg - Immer weniger Hartz-IV-Empfänger werden wegen der Ablehnung eines angebotenen Jobs oder einer Lehrstelle von Jobcentern sanktioniert.
Im vergangenen Jahr wurde aus diesem Grund nur noch in gut 93 000 Fällen Menschen das Arbeitslosengeld II gekürzt.

2012 waren es noch gut 137 000 Hartz-IV-Bezieher gewesen.
Das geht aus der Sanktionsstatistik 2016 der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die Zahl der insgesamt verhängten Sanktionen lag 2016 etwa zehnmal so hoch.
Denn die Behörden reagieren nicht nur auf Verweigerung bei einem Job- oder Lehrstellenangebot, sondern beispielsweise auch auf das Verschweigen von zusätzlichem Einkommen und Vermögen oder auf das Ablehnen einer Fortbildung.

Die Zahlen bedeuten, dass 2016 nur noch in jedem zehnten Fall eine Sanktion ausgesprochen wurde, weil Betroffene eine von den Jobcentern angebotene Stelle ablehnten oder einen gerade erst angenommen Job gleich wieder hinschmissen.
Im Jahr 2007 hatte dieser Anteil noch bei knapp einem Viertel gelegen.
Mit den Sanktionen ist in der Regel eine Kürzung der Hartz-IV-Leistungen um 30 Prozent verbunden, kleinere Regelverstöße werden schwächer geahndet.
Im Wiederholungsfall kann die Hilfe vorübergehend ganz gestrichen werden.

Am häufigsten griffen Jobcenter 2016 wegen sogenannter Meldeversäumnisse zu Sanktionen.
713 900 Mal (2015: 740 500 Mal) wurde Hartz-IV-Beziehern das Arbeitslosengeld II gekürzt, weil sie sich entgegen einer Jobcenter-Absprache nicht bei Anbietern von Fortbildungs- und Trainingsmaßnahmen meldeten, in weiteren 8 000 Fällen weil sie unentschuldigt Termine bei ihrem Jobvermittler, dem medizinischen oder dem psychologischen Dienst platzen ließen.

Die Zahl der Sanktionen für Hartz-IV-Empfänger geht seit 2012 beständig zurück.
Mit 939 100 lag sie 2016 um knapp 40 000 unter dem Niveau von 2015 und 82 800 unter dem bisherigen Höchststand von 2012.
Insgesamt waren 2016 mehr als 134 000 Männer und Frauen von der sanktionsbedingten Kürzung ihres Arbeitslosengeldes II betroffen.
Im Schnitt mussten sie während der Sanktionsfrist monatlich auf 108 Euro verzichten, was einer Leistungskürzung von 19,3 Prozent entspricht.

Da manche Hartz-IV-Empfänger mehrfach sanktioniert werden, ist die Zahl der betroffenen Menschen deutlich niedriger als die Zahl der Fälle.
Die Zahl der Sanktionierten legte im Jahresschnitt 2016 leicht zu.
Dies liegt nach Einschätzung der Bundesagentur an der wachsenden Zahl von Flüchtlingen unter den Hartz-IV-Beziehern.
Manche von ihnen seien noch nicht ausreichend mit den Regeln des Hartz-IV-Systems vertraut, gab ein Bundesagentur-Sprecher zu bedenken.

Stabil geblieben ist die Zahl der mit Sanktionen belegten Hartz-IV-Bezieher unter 25 Jahren.
Ihre Zahl lag im vergangenen Jahr bei 30 125 - und damit nur leicht unter dem Niveau von 2015.
Damit war 2016 jeder fünfte sanktionierte Hartz-IV-Bezieher jünger als 25 Jahre.
Im Schnitt wurde ihr Arbeitslosengeld II vorübergehend um 28 Prozent gekürzt.
Arbeitsmarktforscher zweifeln schon länger an der Wirksamkeit solcher Sanktionen bei jungen Menschen.
Sie befürworten stattdessen eine individuellere Betreuung.


 
Rund zwei Milliarden Euro Hartz-IV-Sanktionen in zehn Jahren !

Berlin - In den vergangenen zehn Jahren haben die Jobcenter Hartz-IV-Sanktionen in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro verhängt.
Die Summe der Gelder, die Hartz-IV-Beziehern nicht ausgezahlt wurden, beträgt von 2007 bis 2016 insgesamt 1,9 Milliarden Euro.

Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann hervor.
Hartz-Empfänger werden etwa wegen der Verweigerung eines Jobangebots, des Verschweigens von zusätzlichem Einkommen oder der Ablehnung einer Fortbildung sanktioniert.
Zimmermann sagte: Grundrechte kürzt man nicht.


 
"Perspektivlosigkeit nimmt zu": Hartz-IV-Bezieher bleiben länger arbeitslos !

Hartz-IV-Empfänger in Deutschland bleiben immer länger arbeitslos.
In der Gruppe der Arbeitsfähigen, die im vergangenen Jahr auf entsprechende staatliche Leistungen angewiesen waren, habe die Dauer der Arbeitslosigkeit im Schnitt bei 629 Tagen gelegen.

Dies seien 74 Tage oder 13,3 Prozent mehr als im Jahr 2011 meldet die "Passauer Neue Presse".
Die Zeitung zitiert aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage von Sabine Zimmermann, stellvertretende Vorsitzende und arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Partei Die Linke.

"Die Perspektivlosigkeit für Hartz-IV-Beziehende hat in den letzten Jahren zugenommen", sagte Zimmermann dem Blatt. Seit 2010 seien die Leistungen zur Eingliederung in Arbeit drastisch gekürzt worden.
Die Bundesregierung überlasse damit Millionen Menschen ihrem Schicksal.

Zimmermann fordert weiter: "Die drastische Zunahme der Erwerbsarmut zeigt, dass diese Bundesregierung genauso wie die vorherigen bei der Sicherung guter Arbeit auf ganzer Linie versagt hat.
Die Linke fordert die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro in der Stunde sowie die Abschaffung aller Ausnahmen.
Zudem muss die systematische Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit ebenso abgeschafft werden, wie die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung. Arbeit, von der man leben kann, sollte wieder das Maß der Dinge sein, dafür muss die Politik die Voraussetzungen schaffen.
Arm trotz Arbeit darf es nicht länger geben".

Nach einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ist die Erwerbsarmut in Deutschland stärker gestiegen als in anderen EU-Ländern.
Zwischen 2004 und 2014 habe sich der Anteil der Beschäftigten, die trotz regelmäßiger Arbeit als arm gelten, auf 9,6 Prozent oder rund 3,7 Millionen verdoppelt, heißt es in der Untersuchung.

Mehr Arbeit ist keine Garantie für weniger Armut
"Das hängt auch damit zusammen, dass Arbeitslose stärker unter Druck stehen, eine schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen", heißt es zur Begründung.
Mehr Arbeit sei keine Garantie für weniger Armut.

Der Anteil der armen oder armutsgefährdeten Erwerbstätigen in der EU betrug 2014 im Schnitt ebenfalls knapp zehn Prozent.
Obwohl sie regelmäßig arbeiten, müssen sie mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in ihrem Land auskommen.
Wer in Deutschland als Alleinstehender weniger als 869 Euro netto im Monat verdiente, galt zuletzt als armutsgefährdet.
Bei einem Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren lag die Schwelle bei 1826 Euro.


 
Künftige Regierung bei Hartz-IV-Finanzen gefordert !

Nürnberg - Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, sieht die künftige Bundesregierung unter anderem bei der Finanzierung des Hartz-IV-Bereichs stärker gefordert.

Ganz gleich wie die künftige Regierung aussehe - wenn man Langzeitarbeitslose stärker fördern und wieder in Arbeit bringen wolle, seien mehr Mittel für die Jobcenter notwendig, sagte Scheele der Deutschen Presse-Agentur.
Die Bundesregierung hatte das Jobcenter-Budget seit 2013 nicht mehr erhöht.
Die nächste Bundestagswahl findet am 24. September statt.

"Wir haben uns darauf vorbereitet, tätig zu werden.
Die Programme (zur Förderung von Langzeitarbeitslosen) stehen, wir wählen gerade die Regionen aus, in denen wir sie zunächst einsetzen wollen.
Aber wenn wir nicht nur kleckern wollen, sondern den Problemen signifikant entgegentreten wollen", müssten die Jobcenter-Etats nach Jahren der Deckelung aufgestockt werden, betonte der BA-Chef.
Der 60-Jährige hatte das Amt im Frühjahr von Frank-Jürgen Weise übernommen, der in Ruhestand gegangen war.

Hinzu komme, dass in den vergangenen Jahren mit einem immer größeren Teil des Hartz-IV-Etats die steigenden Verwaltungskosten aufgefangen worden seien, stellte Scheele fest.
In diesem Jahr seien es allein 400 Millionen Euro gewesen, die in den Verwaltungsetat des Hartz-IV-Bereichs umgeschichtet wurden.
"Das ist nicht gut.
Wenn man das weiter macht, könnte man da nicht wirksam tätig werden", gab Scheele zu bedenken.

Unterstützung erhofft sich Scheele ferner bei der von ihm favorisierten Berufsberatung für Menschen in Arbeit.
"Ich fände es gut, wenn es gelänge, einen Konsens darüber zu finden, dass wir auch berufstätige Menschen beraten, sofern sie in eher digitalisierungsanfälligen Branchen arbeiten, un- und angelernt sind und in Betrieben sind, die keine eigenen Personal- und Weiterbildungsabteilungen haben."
Viele Beschäftigte stünden im Zuge der Digitalisierung vor neuen Herausforderungen.
Von ihnen sollten möglichst wenige arbeitslos werden, weil sie die Wirtschaft brauche.

Auch bei dem Unterhaltsgeld für arbeitslose Umschüler setzt der Bundesagentur-Chef auf die künftige Bundesregierung.
"Wir haben ja zur Zeit Prämiensystem bei der Umschulung".
Die Abbruchquote bei diesen Maßnahmen sei aber hoch.
Mit einem Unterhaltsgeld, von dem sie während der Umschulung leben könnten, sei die Versuchung geringer, "nicht sofort aus der Fortbildung oder Umschulung auszusteigen, wenn sie einen Job angeboten bekommen, der kurzfristig ein höheres Einkommen als der Regelsatz ermöglicht."

Eine wichtige Stellschraube, um aus heutigen Arbeitslosen Fachkräfte von Morgen zu machen, sieht Scheele bei der Dauer der Umschulungen - und hofft auch hier auf Einsicht der künftigen Regierung.
Bisher dürfe die Bundesagentur nur maximal zweijährige Umschulungen genehmigen.
Denn der Gesetzgeber gehe davon aus, dass die Umschulung die zweite Ausbildung sei.
Das sei aber inzwischen immer seltener der Fall.
"Es wäre deshalb gut, wenn wir auch dreijährige Umschulungen bezahlen könnten, sofern sie keine faktische Erstausbildung ist", betonte der BA-Manager.


 
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