Gemeinsames Menschheitsprojekt : Mond-Dorf könnte Wirklichkeit werden

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Gemeinsames Menschheitsprojekt : Mond-Dorf könnte Wirklichkeit werden

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Wenn die ISS in etwa zehn Jahren im Meer versinkt, brauchen die Nationen der Erde ein neues gemeinsames Raumfahrt-Projekt, findet ESA-Chef Wörner. Und er hat eine Vision: Auf dem Mond könnte ein Dorf entstehen. Das hätte viele Vorteile.


Sie ist der Außenposten der Menschheit und ein Beispiel für gelingende internationale Zusammenarbeit: Seit dem 2. November 2000 kreisen Raumfahrer in der ISS um die Erde – in rund 400 Kilometern Höhe. Sie kommen aus den USA und Russland, aus Kanada, Japan, Italien, Frankreich, Deutschland und einigen anderen Ländern dieser Welt. Ihre Aufgabe ist es, auf der internationalen Raumstation wissenschaftliche und Experimente durchzuführen. Aber auch die Astronauten selbst, ihre körperlichen Reaktionen auf die Schwerelosigkeit, sind Gegenstand der Forschung.

Außenposten der Menschheit im All: Das harte Leben an Bord der ISS Außenposten der Menschheit im All: Das harte Leben an Bord der ISS Seit dem wird mit ständig wechselnder Besatzung Außenposten der Menschheit im All: Das harte Leben an Bord der ISS Außenposten der Menschheit im All Das harte Leben an Bord der ISS

Bis 2020 wird es die ISS auf jeden Fall noch geben, wahrscheinlich sogar bis 2024. Technisch wäre es möglich, die Station bis 2028 zu betreiben. Spätestens dann aber ist Schluss. In rund zehn Jahren also wird die etwa ein Fußballfeld messende Raumstation gezielt über dem Südpazifik in die Erdatmosphäre eintreten. Alles, was dabei nicht verglüht, versinkt im Meer. Das ist der Plan.
Keine Kirche mit fünf Häusern

Und was kommt dann? Wie geht es weiter mit der Erforschung von Medizin und Technik unter Weltraumbedingungen und vor allem: in globaler Kooperation? ESA-Chef Jan Wörner, bis vor Kurzem noch Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), hat eine Vision: ein Dorf auf dem Mond.

Auch wenn der Trabant rund 384.000 Kilometer von uns entfernt ist, liegt das Projekt "Mond-Dorf" recht nahe; viel näher jedenfalls als eine menschliche Kolonie auf dem Mars, von der bei der NASA immer wieder die Rede ist. Eine permanente internationale Mondstation könnte, so Wörner, ein Zwischenschritt für eine Marsmission sein. Selbstredend darf man sich das Mond-Dorf nicht "wie fünf Häuser, eine Kirche und ein Bürgermeisteramt" vorstellen. Diesem Missverständnis beugt der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation in einem Interview mit der Helmholtz Gemeinschaft vor. "Was ein Dorf ausmacht, ist, dass ganz unterschiedliche Leute zusammen sind, dass ganz unterschiedliche Kompetenzen zusammen kommen", erklärt er das Bild.
Roboter, Astronauten und viele Nationen

Mit den Kompetenzen spricht Wörner die Fähigkeiten der verschiedenen, an der Raumfahrt beteiligten Länder an. So könnten die USA, Russland und auch China Menschen zum Mond schicken, denn sie haben die Transportmöglichkeiten für die bemannte Raumfahrt. Deutschland zum Beispiel könnte an der robotischen Raumfahrt großen Anteil haben und sich an Sonden auf dem Mond beteiligen. Die internationale Zusammenarbeit ist es, die für den ESA-Chef im Vordergrund steht. Es geht ihm darum, "eine möglichst breite und nicht von vornherein begrenzte Anzahl von Nationen zu einem gemeinsamen Projekt zu führen". Und nicht nur das. Der Beitrag der einzelnen Nationen soll auch sichtbar sein. "Raumfahrt ist eine erdumfassende Aktivität", betont Wörner in dem Helmholtz-Interview.

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Doch was hat der Mond überhaupt zu bieten? Ist er fast 50 Jahre, nachdem der erste Mensch seinen Fuß auf die staubige Oberfläche des Trabanten gesetzt hat, noch attraktiv? Fakt ist, dass man sich für ein Mond-Dorf viele Kenntnisse aneignen müsste, die auch für spätere Marsmissionen nützlich wären. So müsste man zum Beispiel Stationen erschaffen, die die Astronauten vor der gefährlichen Weltraumstrahlung schützen. Die Wohneinheiten müssten zudem starken Temperaturschwankungen von minus 130 bis plus 150 Grad standhalten. Innen wäre eine Luftzusammensetzung wie auf der Erde nötig, damit die Raumfahrer nicht die ganze Zeit im Raumanzug herumlaufen müssen.
Schritt für Schritt zum Dorf

"Der Mond ist weiterhin wissenschaftlich hoch spannend", ist der ESA-Chef überzeugt. Man könnte dort üben, mit den vorhandenen Ressourcen klarzukommen – eine Fähigkeit, die man auf dem Mars dringend bräuchte. Auch medizinische und technische Forschung, wie man sie derzeit auf der ISS betreibt, wäre auf dem Mond möglich. Und auf seiner Rückseite ließe sich ein großes Teleskop installieren, das einen ungestörten Blick in die Weiten des Alls ermöglicht. "Es ist Grundlagenforschung, es ist angewandte Forschung, es ist Technologieentwicklung, aber vor allen Dingen auch internationale Kooperation", beschreibt Wörner die Vorzüge einer dauerhaften Mondmission.

Nach den Kosten befragt, zeigt sich der ESA-Generaldirektor entspannt. Schließlich könnte das Mond-Projekt ganz klein anfangen. Anders als die ISS braucht es keine Mindestgröße. "Das Großartige an diesem Projekt ist auch: Es ist absolut modular", sagt Wörner. Schritt für Schritt kann die Basis-Station auf dem Mond wachsen, sei es durch "Wohneinheiten", sei es durch Sonden oder Teleskope. So gäbe es also auch keinen festen Zeitpunkt, zu dem das Projekt fertig wäre. Durch seine Modularität wäre es beliebig erweiterbar. Doch eines steht für Wörner fest: Entscheidet man sich für eine permanente Mondmission – eine Entscheidung, die ESA, NASA und Roskosmos gemeinsam zu treffen hätten – dann muss man in den nächsten Jahren mit der Vorbereitung anfangen. Noch gibt es die ISS. Doch ihr Ende ist absehbar.

 
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