Exodus: Griechenlands IT-Spezialisten suchen ihr Heil in der Flucht

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Je länger die Krise in Griechenland andauert, umso schwerer wird es für die dortige Wirtschaft auch, in einem überschaubaren Zeitrahmen wieder halbwegs Anschluss an die internationale Entwicklung zu finden. Denn unter den jungen und gut ausgebildeten Menschen findet ein regelrechter Exodus statt.

Infografik: Durchschnitts-Alter in GriechenlandDurchschnitts-Alter in Griechenland
"In den letzten drei Jahren haben rund 80 Prozent meiner Freunde - die meisten sind Entwickler - Griechenland verlassen", zitiert das US-Magazin ZDNet Panagiotis Kefalidis, der nach einer Zwischenstation in Belgien nun in Kanada angekommen ist. "Als ich in Richtung Nordamerika aufbrach, war meine Mutter nicht besonders glücklich - aber was soll man machen?"

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Insbesondere IT-Fachkräfte hält nur noch wenig in dem Land, wenn es um ihre Berufslaufbahn geht. Selbst wenn alles normal laufen würde, läge der Verdienst für Java- oder C++-Programmierer bei lediglich einem Drittel dessen, was sie in den größeren westeuropäischen Ländern verdienen können. Doch inzwischen bekommen sie oft nicht einmal das: Kefalidis berichtete beispielsweise, dass er von seinem griechischen Arbeitgeber über sechs Monate hinweg nicht bezahlt werden konnte. Immer wieder hoffte er, dass sein Einsatz mit 12-Stunden-Tagen die ganze Woche hindurch sich letztlich doch noch auszahlen würde - tat er aber nicht.

Schätzungen zufolge haben zwischen 2010 und 2013 bereits 200.000 Griechen im Alter unter 35 Jahren ihre Heimat verlassen - vor allem jene, die gut ausgebildet sind. Die Gesamtbevölkerung liegt bei rund 10 Millionen - Tendenz fallend. Neben der IT-Branche haben auch die Finanzwirtschaft und das Gesundheitswesen den stärksten so genannten Brain-Drain zu verschmerzen.

Die derzeitige Austeritäts-Politik der Europäischen Union, an die Hilfeleistungen gekoppelt werden, besteht weitgehend aus kurzfristigen Einsparungen bei den Ausgaben und Erhöhungen der direkten Einnahmen des Staates. Die Wirtschaftskraft des Landes hat dadurch binnen weniger Jahre um knapp ein Viertel abgenommen. Experten sprechen schon seit einiger Zeit von einer sich dadurch entwickelnden demografischen "Zeitbombe".

Durch die Abwanderung junger Griechen gab es schon einmal in den 1950er und 1960er Jahren einen schnellen Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung. Ähnlich schnell steigt dieses nun seit einigen Jahren erneut an. Während damals allerdings vor allem kaum ausgebildete Menschen aus dem ländlicher geprägten Norden in andere Länder Europas zogen, um ihre Arbeitskraft im Wirtschaftsboom dieser Zeit anzubieten, sind es nun die gut ausgebildeten Fachkräfte, die ihr Heil in anderen Ländern suchen.

 
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