Dreharbeiten für TV-Zweiteiler "Gladbeck" haben begonnen !

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Dreharbeiten für TV-Zweiteiler "Gladbeck" haben begonnen !

Gladbeck. Am Original-Tatort haben die Dreharbeiten für einen ARD-Zweiteiler begonnen.
Viele Bürger, die sich an 1988 erinnern, haben damit ihre liebe Not.

Janine Dall war damals zehn, und vom Gladbecker Geiseldrama trennte sie nur der Schalterschluss.
Das Kind hatte seine Spargroschen zur Bank gebracht: zur Deutschen Bank, die überfallen wurde, bevor sie noch wieder öffnen konnte, zu dem freundlichen Angestellten, der den Gangstern das Geld holen musste.
Janine fröstelt, 28 Jahre nach jenem 16. August, der noch wärmer war als dieser Montag.
„Jetzt sind die Bilder von früher wieder im Kopf.“
Bilder, die sich heute wiederholen, am selben Ort: Hier entsteht der ARD-Zweiteiler „Gladbeck“.

Mehr Worte muss man nicht machen, auch nach bald drei Jahrzehnten nicht.
„Gladbeck“, das war die Geiselnahme durch Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner, zwei jungen Männern aus der Stadt, die die Bundesrepublik drei Tage in Atem hielten, die auf der Flucht zwei Menschen töteten; ein Polizist starb bei einem Unfall.
Alles begann hier, im Stadtteil Rentfort-Nord, in der Bankfiliale an der Schwechater Straße.

Kulissenbauer beleben Ladenzeile
Viel haben die Kulissenbauer nicht einmal tun müssen, um Gladbeck ins Jahr 1988 zurückzuversetzen.
Das alte Hochhaus nebenan steht immer noch, die Ladenzeile auch, die leerstehenden Geschäfte haben sie wiederbelebt: Der Bäcker ist zurück, der „Hubertus-Grill“, der Friseur, wenn auch unter leicht geändertem Namen.
Auch ein Kindergarten spielt mit (den es laut Zeugen aber gar nicht gab).
Und der blaue Schriftzug der Bank.

Die meiste Arbeit hatten die Filmleute wohl mit den Menschen.
1300 Komparsen haben sie im Vorfeld gesucht, die stecken sie in grüne Polizeiuniformen, sie kämmen den Männern den Schnurrbart und richten Frauen die Schulterpolster in zweireihigen Blazern.
Die wenigsten Statisten fanden sich in Gladbeck selbst.
Viele hier haben ihre liebe Not mit dem seit drei Jahren vorbereiteten Filmprojekt.
Man denke nicht an die Opfer, heißt es in der Stadt.
Eine Verfilmung wühle die Vergangenheit nur unnötig wieder auf.
Wer doch mitmacht, will die Ereignisse ver- und aufarbeiten.

Die ganze Woche noch will die ARD-Tochter Degeto in Gladbeck drehen, später in Duisburg und Düsseldorf.
Wenn das Wetter mitspielt: Es war heiß im August 1988, da darf es im Juli 2016 natürlich nicht regnen.

„Da lagen damals auch überall Scharfschützen auf den Garagen“, weiß Barbara Stefanowski, die auch heute noch im Haus gegenüber wohnt.
„Wo sind die denn?“
Auf einem Flachdach warten wenigstens „SEK-Männer“ auf ihren Einsatz.

Persönliche Erinnerungen wie die von Barbara Stefanowski und Janine Dall wird der Film nicht zeigen.
Er will, so die Ankündigung, nah an den Opfern bleiben – und an den Journalisten, die damals Interviews führten mit den Tätern und damit Grenzen überschritten, auch, weil niemand ihnen welche setzte.
Einen „Film mit viel Spannung“ verspricht die preisgekrönte Produzentin Regina Ziegler.

Täter versucht, Film zu stoppen
Hans-Jürgen Rösner, den das Essener Landgericht zu „Lebenslang“ verurteilte und der wie Komplize Degowski bis heute in Haft sitzt, hat dennoch versucht, den Film zu verhindern.
Er gefährde seine Chancen auf Wiedereingliederung in die Gesellschaft, argumentierte sein Anwalt.
Rösner sei eine „Person der Zeitgeschichte“, fand die Gegenseite.
Für das Gericht wog letztlich die Meinungs- und Rundfunkfreiheit schwerer als das Persönlichkeitsrecht.

Janine Dall, die Zehnjährige von damals, steht an der Straßensperre und hat Gänsehaut.
„Ich habe oft darüber nachgedacht, es macht mir heute noch Angst.“
Was, wenn sie später in der Bank gewesen wäre?
„Ich hätte als Geisel genommen werden können.“
Wie Silke Bischoff.
„Die wurde ja erschossen.“

Das Drehbuch schrieb Holger Karsten Schmidt („Mord in Eberswalde“), Regie führt Kilian Riedhof („Der Fall Barschel“), Produzentin ist Regina Ziegler.
Darsteller sind unter anderem Ulrich Noethen, Martin Wuttke, Sascha A. Gersak und Arnd Klawitter.

Der Zweiteiler wird unter anderem gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW.


 
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