Der Wirecard-Skandal !

Abgründe bei Wirecard: "Sehr impulsiv" trifft auf "komplett irre" !

Der Ausschuss, der den Wirecard-Skandal untersucht, bringt unglaubliche Dinge zum Vorschein.
Jüngste Befragungen gewähren Einblicke in das Innenleben des Pleite-Konzerns.
Ein adliger Zeuge bedauert sein Zutun - und sorgt für jede Menge Heiterkeit.

Wie ein Adelsmann sieht er nicht gerade aus, der Stephan Freiherr von Erffa.
Zwar trägt er standesgemäß dunkelblauen Anzug mit gleichfarbiger Krawatte über weißem Hemd.
Aber er wirkt glanz- und freudlos.
Man sieht, dass er - gemessen an seinem bisherigen Leben - eine kummervolle Zeit durchmacht.
Der Cousin der AfD-Politikerin Beatrix von Storch ist als Zeuge vor den Bundestagsausschuss geladen, der das Wirecard-Debakel aufklärt.
Er stellt sich als ehemaliger "Director Accounting" des Pleite-Konzerns vor, "im Moment ohne Arbeit".
Als Adresse gibt er einen Ort nahe München an.
Was nicht ganz stimmt.
Erffa sitzt in Landshut in U-Haft.

Erffa bedankt sich, dass der Ausschuss im Dezember nicht auf seiner Befragung bestanden hatte.
Der Freiherr, dem zur Last gelegt wird, am größten Bilanzskandal der deutschen Nachkriegszeit beteiligt gewesen zu sein, wollte erst mit der Staatsanwaltschaft reden.
"Ich hatte damals versprochen, dass ich im Falle eines weiteren Termins persönlich zur Verfügung stehe.
Deshalb bin ich heute selbstverständlich auch nach Berlin gekommen."
Das klingt so, als hätte er eine Wahl gehabt.

Zunächst macht der frühere Chef-Buchhalter von Wirecard klar, dass ihm die vorher "unvorstellbare" Insolvenz "und damit natürlich auch die Folgen für die Mitarbeiter, die Partner und Lieferanten, aber auch die Aktionäre sehr nahegeht".
Danach beginnt er mit seiner Verteidigung und erklärt - ähnlich wie der einstige Konzernchef Markus Braun -, dass er kein konkretes Fehlverhalten habe erkennen können und er hinterher schlauer sei: "Eigentlich dachte ich, dass wir bei der Wirecard ganz gut aufgestellt sind."
Die Gremien, "auch die Abteilung für Risk", sowie die externen Prüfungen hätten funktioniert.
"Aber die bestehenden Mechanismen, wie wir heute wissen, haben diesen Skandal leider nicht verhindert, was mir wirklich sehr leidtut."

Während Braun nur eine dürre Erklärung abgab und ansonsten jede Auskunft als Zeuge verweigerte, was sein Recht gewesen ist, beantwortet Erffa Fragen des Gremiums, die nicht direkt sein Strafverfahren betreffen.
Trotzdem gewährt er bisher unbekannte Einblicke in das Innenleben von Wirecard, man könnte auch sagen: Abgründe.
Den letzten Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann, der erst 2019 in das Kontrollgremium berufen worden war, beschrieb Erffa als "sehr impulsiv" und das Verhältnis als zerrüttet.
"Ich glaube nicht, dass er ein Freund von mir werden wird."
Eichelmann, der der nächste Zeuge ist, stuft wiederum Erffa als "komplett irre" ein, und berichtet, der Manager habe schon mal rumgebrüllt und sei ausgetickt, wenn man anderer Meinung gewesen sei.

"Schwierige Frage"
Wie sehr der einstige "Director Accounting" an Wirecard hängt, wird daran ersichtlich, dass er ständig im Präsens und von "wir" redet, als sei er nicht in U-Haft, sondern im Konzernvorstand.
Er gibt an, eher der "Grüßonkel" gewesen zu sein.
Der FDP-Abgeordnete Florian Toncar sagt laut, was wohl alle Ausschussmitglieder denken.
Er lässt Verwunderung über die Aussagen erkennen und stellt somit die Glaubwürdigkeit des Zeugen infrage.
Toncar wundert sich, dass ein "Head of Accounting" jahrelang ganz nah an den Zahlen und Bilanzen sei, aber "sich nicht vorstellen" könne, "dass Wirecard insolvent geht".
Ob es so war oder Erffa seine Rolle herunterspielt, wird ein Gericht entscheiden.

Cansel Kiziltepe, die die SPD in dem Ausschuss vertritt, will aber nicht so lange warten und möchte von ihm, der "doch genug Zeit" zum Nachdenken gehabt habe, wissen: "Wer ist aus Ihrer Sicht verantwortlich für diesen kriminellen Bilanzbetrug?"
Erffas Antwort sorgt für ausgelassene Heiterkeit.
"Es ist ne schwierige Frage.
Also natürlich die Täter erstmal, wer auch immer jetzt das tatsächlich war", sagt der Zeuge unter Gelächter, bevor er weiter sagt: "Ansonsten glaube ich, dass sehr viele Leute, also ich möchte mich da jetzt auch nicht rausreden, eine gewisse Verantwortung durchaus tragen.
Und jeder von uns muss reflektieren, wann hat er was wo falsch gemacht und wo war er vielleicht zu gutgläubig."

Er denke darüber nach, "hätte ich da tiefer einsteigen müssen" und "hartnäckiger nach anderen Belegen fragen müssen", sagt der Freiherr.
Kiziltepe, die Zeugen, denen sie verwerfliches Verhalten unterstellt, gerne von oben herab behandelt, bügelt Erffa ab: "Ja, wissen wir auch"
Er solle Täter benennen?
Natürlich tut er das nicht, sondern sagt: "Heute heißt es ja in allen Zeitungen: Herr Marsalek war es.
Wenn ich mich festlegen würde, würde ich es auch sagen.
Aber ich habe keinen einzigen wirklichen Beweis."
Gemeint ist der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, der weltweit mit internationalem Haftbefehl gesucht wird.

"Es ist Straftätern mit hoher krimineller Energie gelungen, alle zu täuschen", erklärt Christian Orth, Chef der Qualitätssicherung der Wirtschaftsprüfungsfirma EY, als erster Zeuge am Freitag und reiht sein Unternehmen damit in die Reihe der Opfer des Skandals ein.
Was sicherlich auch damit zu tun hat, dass EY diversen Klagen auf Schadensersatz entgegen sieht und dass zu den Umsatzverlusten durch den Imageschaden Entschädigungszahlungen hinzukommen könnten.
Dass EY nicht dazu beigetragen habe, das Debakel früher aufzudecken, "beschäftigt mich auch sehr", erklärt Orth, der selbst nicht in der Kontrolle der Wirecard-Bilanzen beteiligt war.

Milliarden Euro exisitierten nicht
Seine Firma habe jahrelang keine Bankbestätigung für Treuhandkonten in Asien eingeholt und sich auf Angaben der von Wirecard angegebenen Personen verlassen, berichtet Orth.
Vertraglich sei kein Auskunftsrecht für die Banken vereinbart gewesen.
Allerdings sei gecheckt worden, ob Treuhänder Wirecard in irgendeiner Art nahestanden.
Erst als jene Konten von Singapur auf die Philippinen verlagert worden seien, habe er "Feueralarm" geschlagen.
Nachdem Überweisungen zu Testzwecken gescheitert seien, sei der Schwindel aufgeflogen und von Wirecard bestätigt worden.

Mit diesem Trick hatte der ehemalige Dax-Konzern weltweit Anleger getäuscht.
Die Treuhandkonten vermittelten den Eindruck, als würden Drittpartner von Wirecard offene Rechnungen per Überweisung bezahlen - tatsächlich existierten die 1,9 Milliarden Euro Gewinn jedoch nicht.
Zu dem Fiasko beigetragen hat, dass sich offenbar jeder auf jeden verließ.
Der Sozialdemokrat Jens Zimmermann formulierte es so: "Analystin: Ich hab auf die Wirtschaftsprüfer vertraut.
EY: Wir haben auch auf die Analysten vertraut."

Auch nach Orths Äußerungen ist unklar, wie stark - unabhängig von Rechtsfragen - EY zum Wirecard-Fiasko beigetragen hat.
Danyal Bayaz von den Grünen meint, "wichtige Grundsätze des Prüfer-Einmaleins" seien nicht beachtet worden.
Die nachlässige Kontrolle habe "den Betrug mitbegünstigt".
Er prophezeite: "Auf EY kommen keine einfachen Zeiten zu."


 
Wirecard: Bafin sieht kaum Fehler bei sich !

Vizechefin vor Ausschuss .....

Im Bundestag ist man sich einig: Die Finanzaufsicht hat im Fall Wirecard schwere Fehler gemacht.
Doch die geschasste Bafin-Vizechefin sieht das anders.
Die Abgeordneten im Untersuchungsausschuss kritisieren an Roegele "Naivität und Vorurteile" im Umgang mit einem "Jahrhundertereignis".

Mit immer wieder kippender Stimme zeichnet eine der Schlüssel-Zeuginnen bei der Aufklärung des Milliarden-Bilanzskandals Wirecard ein chaotisches Bild.
Das einer Chefin, die wichtige, folgenschwere Gespräche ihren Mitarbeitern überlässt - obwohl es, wie Politiker immer wieder betonen, um ein "Jahrhundertereignis" geht.
Das Bild einer Aufseherin, die der Staatsanwaltschaft spektakuläre Vorwürfe blind abnimmt, die Bedenken der Bundesbank zur Seite wischt - und die vom Finanzministerium an einer langen Leine gehalten wird.

Bis heute, auch im Nachhinein, sehe sie nicht, warum ihr Handeln im Fall Wirecard ein schwerer Fehler gewesen sein solle, sagt die Vizepräsidentin der Bafin, Elisabeth Roegele, im Bundestag.
Schon in wenigen Wochen muss sie ihren Posten räumen.
Die Abgeordneten im Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal können nur mit dem Kopf schütteln.
"Bis heute hat Frau Roegele nicht verstanden, was echte Fehlerkultur bedeutet", sagt der Finanzpolitiker der Grünen, Danyal Bayaz.
"Ihr Bild von Finanzmärkten und den Aufgaben einer Finanzaufsicht hinterließ einen Eindruck von Naivität und Vorurteilen."

Seine Kollegen Florian Toncar von der FDP und Fabio De Masi von der Linken werfen Roegeles Finanzaufsicht vor, die Falschen geschützt und den Markt in die Irre geführt zu haben.
Im Fokus der Vorwürfe steht ein sehr selten genutztes Instrument der Finanzaufsicht: das Verbot von Spekulationen auf fallende Kurse - der CDU-Abgeordnete Matthias Hauer spricht immer wieder von einem "Jahrhundertereignis".
Die Bafin hatte im Frühjahr 2019 ein solches Leerverkaufsverbot für Wirecard-Papiere ausgesprochen - und damit aus Sicht der Politiker das Skandalunternehmen in eine Opferrolle geschoben.

Vorwürfe überprüft? - "Nicht unsere Vorgehensweise"
Der Grund, sagt Roegele, seien Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft gewesen.
Diese habe Anhaltspunkte für eine Attacke von Leerverkäufern gehabt, die auf die fallenden Kurse wetten und oft gezielt negative Informationen über ein Unternehmen veröffentlichen, um den Markt zu beeinflussen.
Außerdem habe die Staatsanwaltschaft von Anhaltspunkten für Straftaten wie Erpressung berichtet.
In München glaubte man Wirecard-Anwälten, das Unternehmen werde aus der Medienbranche unter Druck gesetzt.

Hat die Bafin diese Vorwürfe überprüft?
"Das ist, bei aller Wertschätzung, nicht unsere Vorgehensweise", sagt Roegele.
Man gebe sich nicht als "Ermittler hinter dem Ermittler der Staatsanwaltschaft".
So verhängte die Bafin das Verbot - was man ihr zuletzt vielfach als Parteinahme oder Gütesiegel für Wirecard ausgelegt habe.
"Das war und ist nicht die Zielsetzung der Bafin, die sie mit dem Leerverkaufsverbot verbunden hat", versichert die Exekutivdirektorin.
Für die Bafin sei irrelevant, ob die Vorwürfe der Leerverkäufer wahr seien.
Es gehe allein darum, ob der Markt manipuliert werde und Anlegern erhebliche Verluste drohten.
Das allerdings, meint sie, hätte man besser erklären können.

Es ist möglich, dass der mutmaßliche Milliardenbetrug bei Wirecard ohne die umstrittene Maßnahme der Bafin früher aufgefallen wäre.
Das ehemals aufstrebende und inzwischen insolvente Fintech hatte im vergangenen Sommer nach Sonderuntersuchungen von Wirtschaftsprüfern ein Bilanzloch von 1,9 Milliarden Euro eingestanden.
Der mutmaßliche Betrug war offenbar über Jahre weder Wirtschaftsprüfern noch der Finanzaufsicht aufgefallen.

"Finanzministerium voll in Verantwortung"
Welche Rolle spielte dabei das Finanzministerium, das die rechtliche und fachliche Aufsicht über die Bafin hat?
Die Finanzaufsicht hatte das Ministerium über das geplante Verbot informiert.
Dass von dort keine Reaktion kam, sei durchaus üblich und man habe es als stilles OK gewertet, sagt Roegele.
Für den Unions-Abgeordneten Hans Michelbach ist klar: "Das Bundesfinanzministerium steht damit voll in der Verantwortung für das falsche Marktsignal und damit den Schaden, der durch die Wirecard-Pleite entstanden ist."
Roegeles Aussagen seien "im Wesentlichen eine Ansammlung von Schutzbehauptungen für eine fatale Entscheidung, die den Markt auf eine falsche Fährte schickte", meint Michelbach.
Die Bafin sei offenkundig völlig überfordert gewesen.
"Das war nicht Aufsicht auf Weltklasseniveau, sondern bestenfalls unterste Kreisklasse."

Auch der SPD-Finanzpolitiker Jens Zimmermann sieht chaotische Zustände bei der Bafin.
Letztlich aber habe die Entscheidung bei Roegele gelegen.
"Auch eine direkte Absprache mit der Spitze des Bundesfinanzministeriums wurde nicht herbeigeführt", betonte er.
Die Bafin hatte zunächst Referenten, nicht aber direkt Staatssekretäre oder gar Minister Olaf Scholz informiert.

Trotzdem wird sich der SPD-Kanzlerkandidat noch unangenehmen Fragen zu dem Fall stellen lassen müssen.
Mit der Befragung Roegeles nähere sich der Ausschuss "dem Epizentrum des Wirecard-Skandals", sagt Bayaz.
Zum Showdown sollen im April Scholz und auch Kanzlerin Angela Merkel aussagen.
Vor allem der Finanzminister könnte sich wenige Monate vor der Bundestagswahl sicher Angenehmeres vorstellen.
Die Vorwürfe aus der Opposition und auch vom Koalitionspartner sind hart: Sein Ministerium habe alle Fehler im Fall Wirecard mitgetragen, sich mit der Bafin zusammen "auf die Seite des Skandalunternehmens gestellt".


 
Geldwäsche-Verdacht bei Wirecard: Mit "Fucking hell" wurde der Ganove gefeiert !

Ein Deutscher muss in den USA wegen bandenmäßigem Bankenbetrugs ins Gefängnis.
Er half dabei, über fingierte Online-Shops leichte Drogen zu verkaufen.
Mitgemischt hat offenbar der weltweit gesuchte Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek.
Wurde auch schmutziges Geld gesäubert?

Nach kurzem Plausch über das persönliche Befinden ging es sofort ums Geschäft.
"Ich habe immer noch einige große Kunden, die ständig nach neuen Lösungen suchen", sagte "CS", was in dem Wortprotokoll des heimlich mitgeschnittenen Telefonats für "Confidential Source" ("vertrauliche Quelle") steht.
Demnach drehte sich das Gespräch der Niederschrift zufolge, auch um Enthüllungen der britischen "Financial Times" (FT) über die Machenschaften bei Wirecard und das Zutun des Österreichers Jan Marsalek, der weltweit als Strippenzieher des gigantischen Bilanzskandals gesucht wird.

CS, ein Amerikaner, wollte wissen, wie es um Wirecard stehe.
Sein Gesprächspartner in Europa, der Deutsche Ruben Weigand, hatte keine Ahnung, dass US-Ermittler an seinem Gegenüber dran waren, und redete frei von Misstrauen.
Er bewertete die Lage als "ziemlich gut", da sich der Aktienkurs gerade erhole.
"Die FT hat erreicht, was sie wollte.
Ich denke, sie hat ihr Pulver verschossen."
Nach einem Bericht der Zeitung hatte die deutsche Finanzaufsicht Bafin im Frühjahr 2019 für zwei Monate Wetten auf fallende Kurse des Unternehmens verboten.
Die Behörde hatte - ebenso wie die Staatsanwaltschaft München - der von Wirecard gestreuten Mär geglaubt, Journalisten von "FT" und Bloomberg hätten mit Londoner Aktienhändlern einen Pakt gegen den damaligen Dax-Konzern geschlossen.

Das Gespräch zwischen dem Amerikaner und Weigand muss in jener Zeit geführt worden sein.
Es liefert ein weiteres Indiz dafür, wie sehr die Bafin Marsalek aus der Hand fraß.
CS wollte wissen: "Und Jan hat den Sturm überstanden?"
Weigand antwortete, ohne den Österreicher beim Namen zu nennen, dass alles seinen Gang gehe.
"Sie mussten sich reinhängen, um die - wie heißt das gleich? - Leerverkäufe ihrer Aktien…"
CS warf ein "genau" ein, bevor der Deutsche fortfuhr: "Sie haben die Bafin dazu gebracht, Untersuchungen gegen Leute einzuleiten."
Offenkundig schwer beeindruckt, erklärte CS: "Fucking hell!"

Tatsächlich erstattete die Bafin damals Strafanzeige gegen den "FT"-Reporter Dan McCrum.
Die Staatsanwaltschaft München ermittelte gut ein Jahr gegen ihn, bevor das Verfahren eingestellt wurde.
Das Wettverbot gegen Wirecard zeigte Wirkung: Es signalisierte Anlegern, dass die "FT" falsch gelegen habe.
Weigand fand: "Es ist irre."
CS stimmte zu und erklärte mit Blick auf das Wirecard-Management: "Sie sind ein bisschen kugelsicher, oder?
Das ist völlig verrückt."
Der Deutsche bejahte: "Es ist beeindruckend."

Dubioser Handel
Das Protokoll gehört zu den Beweismitteln der Ermittler eines New Yorker Prozesses gegen Weigand und den US-Bürger Hamid Ray Akhavan, in dem die "geheime Quelle" der Ermittler als Kronzeuge auftrat.
Beide Angeklagte wurden Ende März wegen bandenmäßigen Bankenbetrugs verurteilt.
Das Strafmaß wird am 25. Juni verkündet.
Sie hatten laut einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft "ein komplexes System entwickelt", um Drogengeschäfte zu verschleiern.
Sie verkauften Marihuana-Produkte wie Haschisch-Kekse oder fertige Joints für mehr als 150 Millionen US-Dollar und wickelten die Deals über amerikanische Banken und Kreditkartenbetreiber ab.
Der Trick dabei: Die Ware deklarierten sie laut Anklage als "Hundeprodukte, Tauchausrüstung, kohlensäurehaltige Getränke, grünen Tee und Gesichtscremes".

Einer der Zahlungsdienstleister, die in den dubiosen Handel verwickelt waren, war Wirecard.
Akhavan wird eine tiefe Freundschaft zu Marsalek nachgesagt.
Ein anderer Wirecard-Manager setzte sich dafür ein, dass Weigand nach seiner Festnahme auf dem Flughafen Los Angeles im März 2020 auf Kaution aus dem Gefängnis kommt.
Nach Hinterlegung von fast 3,5 Millionen Dollar darf er sich - elektronisch überwacht - in seiner New Yorker Mietwohnung aufhalten.
Akhavan und der 38-Jährige haben den Vorwurf des Betrugs bestritten, da niemand finanziell Schaden erlitten habe.

Auch Whatsapp-Botschaften der Angeklagten und des Kronzeugen geben Hinweise, dass Marsalek direkt beteiligt war.
Das Portal "Business Insider" berichtete: "Die Chatprotokolle geben Einblicke in die Versuche der Gruppe, die Online-Shops ihrer Scheinfirmen bei den Zahlungsdienstleistern anzudocken."
So habe sich Akhavan einmal geärgert, weil drei Webseiten bei der Kontrolle durchgefallen seien: "Alle drei Anträge von uns lösten Alarmsignale aus, wir sind also total am Arsch."
Später habe Akhavan in der Dreier-Gruppe erklärt: "Jan schlug vor, dass wir Nutra-Seiten machen sollen".
Zu Nutrazeutika zählen pflanzliche Heil- und Nahrungsergänzungsmittel.

Das Gericht sprach von einem "komplexen Fall von Wirtschaftskriminalität" mit zahlreichen Verästelungen.
Er dürfte in den USA weitere Ermittlungen nach sich ziehen, wohl auch wegen Geldwäsche, und die Staatsanwaltschaft München interessieren, die diverse Ex-Wirecard-Manager auf dem Korn hat.
Auch hierzulande lautet der Vorwurf auf bandenmäßigen Betrug.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft machte keine Angabe dazu, ob die US-Akten angefordert werden, da sie sich nie zu Rechtshilfegesuchen äußere.
"Wir ermitteln weiterhin ergebnisoffen in alle Richtungen, nicht etwa begrenzt auf bestimmte Delikte", sagte sie zu der Frage, ob es auch um Geldwäsche gehe.

2000 Verdachtsmeldungen
Der Verdacht steht seit Monaten im Raum, dass Wirecard nicht nur Anleger um Millionen gebracht, sondern auch dazu gedient habe, Geld aus schmutzigen Geschäften zu legalisieren.
Die FIU, die beim Zoll angesiedelte Anti-Geldwäsche-Einheit des Bundes, stieß in ihren Datenbanken 2020 auf mehr als 2000 Verdachtsmeldungen mit Bezug zu Wirecard.
Die britische "Times" meldete vergangenen Sommer, Mastercard sei 2016 vor "Verbindungen von Wirecard zu einem mutmaßlichen Geldwäsche-Netzwerk" gewarnt worden.

Der Abgeordnete Fabio de Masi, der die Linke in dem Bundestagsausschuss vertritt, der den Skandal untersucht, hatte gar schon im Mai 2019 - mehr als ein Jahr vor der Insolvenzmeldung des Konzerns - Alarm geschlagen.
"Selbstverständlich muss die Finanzaufsicht Bafin Verdachtsfällen auf Marktmanipulation nachgehen.
Aber auch die Vorwürfe wegen Geldwäsche sind ernsthaft zu prüfen", erklärte er damals.

Durch die New Yorker Ermittlungen sieht er sich in seinen bösen Ahnungen ein weiteres Mal bestätigt.
Der Linke-Politiker hat zwei Theorien: Durch schärfere Regeln des Online-Glücksspiels in den USA und die extreme Zunahme kostenloser Pornos im Internet sei Wirecard das Geschäftsmodell weggebrochen.
"Sie haben begonnen, die Bilanz aufzupumpen, um mit Beschaffungskriminalität den Rubel am Rollen zu halten", sagte er der "Berliner Zeitung".

Variante zwei hält de Masi für wahrscheinlicher: Demnach habe Wirecard "schon früh" mit der organisierten Kriminalität Geschäfte gemacht.
"Glücksspiel ist ideal für Geldwäsche, das zieht die Mafia an."
Wirecard habe - das erinnert an den New Yorker Fall - Einnahmen aus Online-Glücksspiel etwa über Blumenläden abgewickelt.
"Ich habe von Leuten, die sich mit organisierter Kriminalität etwa in Lateinamerika gut auskennen, gehört, dass Wirecard eine bekannte Adresse war."


 
Marsalek und die Geheimdienste: Wirecard-Ermittler frotzelt über Deutschland !

Der Grünen-Politiker Wieland hat den Auftrag, die Kontakte des weltweit gesuchten Managers Marsalek zu Geheimdiensten zu untersuchen.
Staatliche Behörden helfen ihm kaum.
Der Sonderermittler zeigt offen seinen Frust - mit bitterer Ironie.

Ende März platzte eine Twitter-Nachricht des russischen Außenministeriums in die Beratungen des Bundestagsausschusses, der den Wirecard-Skandal untersucht.
Die Botschaft aus Moskau war eine Warnung: "Die Spekulationen über die angeblich engen Beziehungen des Geschäftsführers J. Marsalek zu den Sonderdiensten von Russland sorgen für Verwirrung.
Wir warnen Deutschland davor, diese Geschichte zu politisieren."

Dass Russland den Warnschuss erst vor Kurzem abgab, war kaum Zufall.
Mehr oder weniger glaubhafte Informationen, wonach Jan Marsalek Kontakte zu russischen Agenten und Sicherheitsbehörden gehabt haben soll, existieren seit vielen Monaten.
Nicht umsonst wird vermutet, dass der ehemalige Wirecard-Vorstand, der weltweit gesucht wird, in Weißrussland abgetaucht sei.
Die "Financial Times" berichtete schon vergangenen Sommer über ein "konspiratives Treffen" im Februar 2018 in Marsaleks Münchner Villa, die vis-a-vis zum russischen Generalkonsulat liegt.
Zu der illustren Runde soll ein ehemals ranghoher Offizier des russischen Militärgeheimdienstes GRU gehört haben, also jener Truppe, die vom Westen für Giftanschläge und andere schwere Verbrechen mitverantwortlich gemacht wird.

Der Deutsche Kilian Kleinschmidt, der viele Jahre für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR arbeitete, erzählte dem U-Ausschuss Anfang November in einer nicht-öffentlichen Sitzung von einem Plan Marsaleks, der wie ein Thriller klang.
Der Österreicher habe versucht, ihn Mitte 2017 anzuheuern, um eine 15.000 bis 20.000 starke Miliz zur Kontrolle der libyschen Südgrenze aufzustellen.
Kleinschmidt gewann dabei nach eigener Aussage den Eindruck, dass es bei Marsaleks Vorhaben auch um das "Staatsinteresse von Russland in der Region" gegangen sei.
Bekannt ist ebenfalls, dass Marsalek auf den Putz gehauen haben soll, die geheime Formel des Nervenkampfstoffs Nowitschok zu besitzen.

Ein Bundestagsgremium erschwert die Arbeit eines anderen
Die Vermutung lag nahe, dass der Twitter-Warnschuss aus Moskau nicht nur der Bundesregierung galt, sondern ebenso auf den Grünen-Politiker und ehemaligen Berliner Justizsenator Wolfgang Wieland zielte, der als Sonderermittler des U-Ausschusses den Komplex "Wirecard und Geheimdienste" auskundschaften sollte.
Allerdings hätte sich der Kreml das Pulver sparen können.
Wielands Bemerkungen im Abschlussbericht lassen den Schluss zu, dass der deutsche Staat mäßiges bis gar kein Interesse an einer Aufklärung habe.
Gut vier Monate widmete sich der Sonderermittler dem Thema - wesentlich neues fand er nicht heraus.
Die Verantwortung dafür gab er auch der Bundesregierung, der Justiz und ausländischen Geheimdiensten, denen er mangelnden Auskunftswillen vorwirft.

In seinem Bericht klagt Wieland, ihm habe es an "Materialfülle" gefehlt.
"Vieles musste erst angefordert werden und wurde dann nur zum Teil geliefert.
Die Kernaussage der Nachrichtendienste auf die Fragen des Ausschusses lautete in der Regel: Fehlanzeige oder qualifizierte Fehlanzeige."
In Klammern fügt er in einem offenkundigen Anflug von Ironie an: "worin auch immer die Qualifikation bestand".

Antworten anderer Geheimdienste seien unlesbar gemacht worden.
"Bis zum heutigen Tage erfolgte keine Freigabe."
Besonders befremdlich sei die Schwärzung wegen des Vorbehaltes des für Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages.
Hier liege ein offensichtlicher Konstruktionsfehler des Parlamentarismus vor, wenn die Arbeit eines Untersuchungsausschusses "durch das Privileg eines anderen" Bundestagsgremiums konterkariert werde.

Nach Feststellung Wielands haben die deutschen Nachrichtendienste nur marginale Erkenntnisse über Beziehungen Marsaleks zu Agenten anderer Nationen.
Weder der BND noch der Verfassungsschutz hätten Informationen über die kriminellen Machenschaften von Marsalek und Wirecard besessen.
Das Vorgehen in Libyen bleibt vorerst im Dunkeln.
"Die allgemeinen Erkenntnisse zu Libyen und Syrien, die auch die Aktivitäten von Söldnern umfassen, sind als geheim eingestuft."

"BND war Kunde wie andere auch"
Laut Wiegand soll eine Zeugin, ein ehemaliges Vorstandsmitglied des Pleite-Konzerns, vor der Staatsanwaltschaft München angegeben haben, dass Marsalek "von ihr einen kompletten Jahresdatensatz der Wirecard-Geschäftspartner zur Weiterleitung an den BND angefordert und erhalten" habe.
"Der BND schließt nachprüfbar aus, einen solchen Satz erhalten zu haben, sodass die Frage bleibt, wer ihn dann erhielt."
Der SWR zitierte einen Sprecher der Zeugin wie folgt: "Der BND war ein Kunde wie viele andere auch."
Der Vorgang aus dem Sommer 2019 sei nichts Ungewöhnliches, die Daten anonymisiert gewesen.
Was Marsalek damit gemacht habe, wisse die Zeugin nicht.

Das Bundeskriminalamt (BKA) habe "auf Nachfragen den Beginn der Zusammenarbeit mit Wirecard und Dauer und Umfang der Nutzung von Kreditkarten ausführlich dargestellt", schrieb Wieland.
Demnach sei die Wirecard-Bank vom BKA bei einer wenig erfolgreichen Operation gegen Geldwäsche 2013 als "einer von vielen in breiter regionaler und körperschaftlicher Streuung gewählten Kooperationspartner" ausgewählt worden.
"Türöffner aus der Berater-Szene gab es nicht."

Wieland war auch beauftragt worden, herauszufinden, "inwieweit die Bundesregierung und/oder ihre Geschäftsbereichsbehörden Informationen" über die Umstände des Todes eines 44-jährigen Ex-Managers von Wirecard im Sommer 2020 auf den Philippinen hätten, wo Hunderte Millionen von Konten des Konzerns gelegen haben sollen, die als verschwunden gelten.
"Der BND hat keine Erkenntnisse zum Tod von B., außer dass seine angebliche Witwe einen Tag nach dem Tod ein Foto mit einer Urne auf Facebook postete und mitteilte, er sei sofort verbrannt worden.
Seine Eltern sollen eine Todesanzeige geschaltet haben."

Wieland machte seinem Unmut einmal mehr Luft mit Ironie: "Dem Satiriker Jan Böhmermann gelang es, seine eigene, auf den Philippinen ausgestellte Todesurkunde in die Kamera zu halten.
Umso erstaunlicher ist es, dass es bisher von deutscher Seite keine Informationen über eine Überprüfung dieser Angelegenheit gibt."
Das BKA habe ihm auf Anfrage mitgeteilt, dass es keine Ermittlungen nach dem Ableben von B. geführt habe.
Wieland weiter: "Das bayrische Justizministerium als oberste Dienstbehörde der im Wirecard-Komplex ermittlungsführenden Staatsanwaltschaft München 1 hat auf eine entsprechende Anfrage bis heute nicht geantwortet."


 
Aufklärung von Wirecard-Skandal: Sonderermittler fällt hartes Urteil über EY !

Sonderermittler Martin Wambach soll dem Bundestags-Ausschuss helfen, Licht in den Wirecard-Skandal zu bringen: Wie konnte das Unternehmen über Jahre ungestört Bilanzen frisieren?
Der Branchenexperte legt nun sein Gutachten vor - und belastet dabei vor allem die EY-Wirtschaftsprüfer schwer.


Mehrere Bundestagsabgeordnete sehen den Wirecard-Wirtschaftsprüfer EY durch ein noch unveröffentlichtes Sondergutachten stark belastet.
"Der Wambach-Bericht ist ein vernichtendes Urteil für EY", sagte die SPD-Finanzpolitikerin Cansel Kiziltepe, die im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem milliardenschweren Finanzskandal sitzt.
Dieser sei zwar sachlich im Ton, in der Sache aber mehr als deutlich.
"Eine kritische Grundhaltung fehlte, banalste Rechnungslegungs- sowie Qualitätsstandards wurden vernachlässigt und Warnsignale wurden geflissentlich übersehen."
Das Sondergutachten liegt in der Geheimschutzstelle des Bundestags.

Am Dienstag will sich der U-Ausschuss, der der Frage nach Versäumnissen der Regierung und der Behörden in dem Fall nachgeht, damit in nicht-öffentlicher Sitzung befassen.
Nach der Diskussion mit Sonderermittler Martin Wambach werde der Ausschuss entscheiden, "ob wir die Prüfer von EY erneut als Zeugen hören", sagte Danyal Bayaz von den Grünen.
"Warnzeichen wurden ignoriert und Prüfungsnachweise waren schlicht unzureichend."
Fabio De Masi von den Linken ergänzte, EY habe ein genaues Verständnis des sogenannten Drittpartnergeschäfts gehabt, das im Mittelpunkt des Betrugs steht.
Der Wambach-Bericht sei daher ein "Begräbnis für EY".

Der Zahlungsabwickler Wirecard war im Juni 2020 nach Bekanntwerden milliardenschwerer Luftbuchungen in die Pleite gerutscht.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bilanzfälschung, Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche.
Mehrere Ex-Vorstände sitzen in Untersuchungshaft oder sind auf der Flucht.
Der Finanzaufsichtsbehörde BaFin und dem SPD-geführten Finanzministerium werden in dem Fall weitgehendes Versagen vorgeworfen.

EY verteidigt sich
Vor allem die SPD rückt immer wieder die Rolle des Wirtschaftsprüfers in den Vordergrund, der jahrelang die Bilanzen von Wirecard testiert hat.
Um die Rolle von EY zu überprüfen, hat der U-Ausschuss den Branchenexperten Martin Wambach als Sonderermittler eingesetzt.
SPD-Politikerin Kiziltepe warf EY vor, nicht zur Aufklärung beizutragen und "möglichst viel im Nebel zu lassen".
Insidern zufolge will EY verhindern, dass der Wambach-Bericht publik wird.

EY hatte am Donnerstag auf eine Reuters-Anfrage zum Fall Wirecard mitgeteilt, intensiv mit allen zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten und die Ermittlungen vollumfänglich zu unterstützen.
"Die betrügerischen Handlungen bei Wirecard haben zur Insolvenz des Unternehmens geführt und Anleger, Gläubiger, Mitarbeiter und Mandanten von Wirecard geschädigt sowie das Vertrauen in den Finanzmarkt als Ganzes erschüttert."
Die Frage sei berechtigt, warum der Betrug nicht früher aufgedeckt worden sei.

Weiter heißt es: "Das komplexe kriminelle Netz war darauf angelegt, zahlreiche Akteure - darunter Investoren, Banken, Aufsichtsbehörden, Aufsichtsrat, Wirtschaftsprüfer einschließlich uns sowie auf Forensik spezialisierte Experten und Rechtsanwälte - trotz sorgfältiger und umfangreicher Anstrengungen zu täuschen.
So wurden beispielsweise Belege, inklusive Bankbestätigungen und weitere externe Bestätigungen, die den Prüfern vorgelegt wurden, mit großem Aufwand gefälscht."
EY-Mitarbeiter hätten nach derzeitigem Erkenntnisstand professionell und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.

In der kommenden Woche steuert der Untersuchungsausschuss mit der Befragung von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz auf seinen vorläufigen Höhepunkt zu.
Danach soll an einem Abschlussbericht gearbeitet werden.


 
Altmaier weist Vorwürfe zu Wirecard zurück !

Im milliardenschweren Wirecard-Skandal sieht die Opposition starke Versäumnisse aufseiten von Wirtschaftsminister Altmaier.
Der verteidigt sich vor dem Untersuchungsausschuss und kündigt zeitgleich schärfere Regeln für die Wirtschaftsprüferaufsicht an.

Bei der Aufklärung des milliardenschweren Wirecard-Skandals sehen Opposition und SPD politische Verantwortung auch bei Wirtschaftsminister Peter Altmaier.
Altmaier hat sich nun im parlamentarischen Untersuchungsausschuss gegen diese Vorwürfe verteidigt.

Die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas, für die der CDU-Politiker die Rechtsaufsicht hat, habe nicht zu spät gehandelt.
Es sei angesichts von Medienberichten über Bilanzungereimtheiten bei Wirecard schon 2019 ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet worden, sagte er im Bundestag.
Apas-Chef Ralf Bose sei zudem nach umstrittenen Geschäften mit Wirecard-Aktien gekündigt worden.
Hier gebe es ein arbeitsrechtliches Verfahren, die Neubesetzung laufe.
Bose hatte vor dem Ausschuss eingestanden, selbst mit Wirecard-Papieren gehandelt zu haben, während die Arbeit der Wirtschaftsprüfer bei Wirecard überprüft wurde.

Altmaier arbeitet nach dem Wirecard-Debakel an schärferen Compliance-Regeln für die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas.
Der Entwurf für eine entsprechende Verordnung sei fertig und müsse nur noch abgezeichnet werden, sagte der CDU-Politiker weiter.
Er habe den Eindruck, das Parlament bestehe nicht auf einer gesetzlichen Regelung, sondern eine Verordnung reiche aus.

Der Zahlungsabwickler Wirecard war im Juni 2020 nach Bekanntwerden milliardenschwerer Luftbuchungen in die Pleite gerutscht.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bilanzfälschung, Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche.
Mehrere Ex-Vorstände sitzen in Untersuchungshaft oder sind auf der Flucht.
In der Kritik steht aber auch der Wirtschaftsprüfer EY, der jahrelang die Bilanzen von Wirecard testiert hat.
Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass Wirecard in seinen Jahresabschlüssen seit 2015 falsche Zahlen nannte.

Opposition sieht politische Verantwortung bei Altmaier
Die Grünen-Finanzpolitikerin Lisa Paus sagte, wie EY habe auch der Apas eine kritische Grundhaltung gefehlt.
Dafür sei Altmaier politisch verantwortlich.
Florian Toncar von der FDP ergänzte, Altmaier habe die Apas zu lange laufen lassen, ihr fehle es an Schlagkraft und Effektivität.
"Auch Nicht-Handeln kann ein Fehler sein."
Unterstützung bekam Altmaier im Ausschuss von seinem Parteifreund Matthias Hauer.
Dem Minister könne persönlich nichts vorgeworfen werden.

Der Untersuchungsausschuss hat in nicht-öffentlicher Sitzung auch über einen Sonderbericht zur Rolle von EY getagt.
Jens Zimmermann von der SPD sagte, der sogenannte Wambach-Bericht zeige in elf Punkten erhebliche Mängel der Abschlussprüfungen von EY auf.
Parteiübergreifend wird gefordert, das Dokument zu veröffentlichen.
Zimmermann sagte, EY mauere hier aber und gebe die Unterlagen nicht frei - mit Verweis auf Geschäftsgeheimnisse.
"Da werden noch Gespräche folgen", ergänzte der AfD-Politiker Kay Gottschalk, der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses.


 
Showdown im Wirecard-Untersuchungsausschuss !

Der Zahlungsabwickler Wirecard war im Juni 2020 nach Bekanntwerden milliardenschwerer Luftbuchungen in die Pleite gerutscht.
Der Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Finanzskandal steuert diese Woche auf seinen Höhepunkt zu



Quelle: faz.net
 
Befragung zu Wirecard-Affäre: Vizekanzler Scholz weist Mitschuld von sich !

Die Untersuchung im Finanzskandal um Wirecard geht in eine neue Runde.
Dieses Mal muss Bundesfinanzminister Scholz Rede und Antwort stehen.
Er weist dabei jede Verantwortung der Bundesregierung zurück.
Um sich künftig zu wappnen, sei die Finanzaufsicht Bafin neu justiert worden.

Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal hat Vizekanzler Olaf Scholz die Politik und Behörden in Schutz genommen.
"Die Verantwortung für diesen Betrug trägt nicht die Bundesregierung", sagte der SPD-Politiker.
Der Skandal sei "durch schwere kriminelle Handlungen" bei Wirecard zustande gekommen.
Zugleich kritisierte er, dass bei der Bilanzprüfung durch die Wirtschaftsprüfer keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden seien; den Wirtschaftsprüfern sei "zu lange" geglaubt worden.

Scholz sagte, dass die dem Finanzministerium unterstehende Finanzaufsicht Bafin, die im Wirecard-Skandal stark in die Kritik geraten war, "im Rahmen ihrer gesetzlichen Möglichkeiten" gehandelt habe.
Das Aufsichts- und Kontrollgefüge sei für einen solchen kriminellen Angriff nicht gerüstet gewesen, sagte er.
Daraus seien in der Folge des Skandals Konsequenzen gezogen worden, fügte der Minister mit Blick auf das Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität und die zuletzt ausgeweiteten Kompetenzen für die Bafin hinzu.
Wichtigste Aufgabe sei es, Vertrauen in den Finanzstandort Deutschland wieder herzustellen.

Den Vorwurf, die Bafin oder das Finanzministerium hätten eine schützende Hand über das Unternehmen gehalten, wies Scholz als "absurdes Märchen" zurück.
Auf die Frage, ob er persönliche Verantwortung trage, antwortete der Minister mit "Nein".
Dies gelte auch für die Staatssekretäre, die "sehr gute Arbeit" geleistet hätten.

Wirecard hatte Ende Juni 2020 Insolvenz angemeldet und soll jahrelang die Bilanzen gefälscht haben.
Der Untersuchungsausschuss soll die Vorkommnisse rund um den Zahlungsdienstleister aufarbeiten und insbesondere das Vorgehen der Bundesregierung und der ihr unterstehenden Behörden unter die Lupe nehmen.
Am Freitag steht dann die Zeugenanhörung von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Tagesordnung.
Zuvor mussten in dieser Woche bereits weitere Mitglieder der Bundesregierung aussagen.


 
Wirecard-U-Ausschuss: Merkels Kontakt zu Guttenberg ist "erstorben" !

Zu Guttenberg hat bei Kanzlerin Merkel für den Pleitekonzern Wirecard geworben.
Nun wehrt sie sich im Untersuchungsausschuss gegen Lobbyismusvorwürfe.
Kontakt zu ihrem Ex-Minister habe Merkel nicht mehr.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich im Untersuchungsausschuss von Ex-Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wegen dessen Lobbyismus für den Skandalkonzern Wirecard distanziert.
Auf die Frage, ob die CDU-Politikerin noch Kontakt zu ihm habe, sagte Merkel am Freitag im Bundestag: "Er ist momentan erstorben."
Es gebe derzeit keine konkreten Pläne, noch einmal Kontakt mit ihm zu haben, auch wenn dies nicht ausgeschlossen sei.

Die Kanzlerin steht in der Kritik, weil sie 2019 auf einer China-Reise für Wirecard geworben hatte.
Zuvor hatte Merkel ein Gespräch mit dem früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der als Lobbyist für Wirecard tätig war.
Sie könne sich zwar nicht erinnern, dass Guttenberg Wirecard konkret erwähnt habe, sagte Merkel.
Es sei aber richtig, dass sie ihn nach dem Gespräch an ihren Wirtschaftsberater Lars-Hendrik Röller verwiesen habe.

Merkel verteidigt sich für ihren Wirecard-Einsatz
Ihren Einsatz für das damalige Dax Unternehmen Wirecard verteidigte sie.
"Die Wirecard AG genoss bei der Reise keine Sonderbehandlung", so die CDU-Politikerin.
Das Bemühen von Wirecard um Markteintritt in China habe sich mit den Zielen der Bundesregierung gedeckt.

Es sei normal, dass sich die Bundesregierung und auch die Kanzlerin bei bilateralen Kontakten für die Interessen der deutschen Wirtschaft einsetze.
Merkel betonte: "Es gab damals allen Presseberichten zum Trotz keinen Anlass, von schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten bei Wirecard auszugehen."

CSU-Politiker kritisiert zu Guttenberg scharf
Im vergangenen Sommer hatte Wirecard ein Bilanzloch von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Jahresabschlüsse mindestens seit 2015 gefälscht wurden.
Die Wirtschaftsprüfer gaben diesen Abschlüssen jedoch immer wieder uneingeschränkt ihren Stempel.

Der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach hat seinen Parteikollegen Karl-Theodor zu Guttenberg für dessen Lobbyarbeit im Kanzleramt derweil scharf kritisiert.
"Man kann nicht eine Bundeskanzlerin für Geschäfte einspannen", sagte Michelbach dem "Handelsblatt" vom Freitag.
"Vor allem dann nicht, wenn man das Geschäftsmodell selbst nicht geprüft und dafür auch noch 900.000 Euro eingestrichen hat", fügte Michelbach hinzu.

Der Wirecard-Skandal habe ihn "die Freundschaft mit Guttenberg gekostet", sagte der CSU-Politiker, der auch stellvertretender Vorsitzender des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu den Vorgängen rund um den mutmaßlichen Milliardenbetrug des einstigen Dax-Konzerns ist.
"Er hat mich beschimpft, dass ich ihn nicht unterstützt hätte."


 
Untersuchungsausschuss: Warum setzte sich Merkel für Wirecard ein ?

Was wusste Angela Merkel über Wirecard und warum hat sie sich in China für den deutschen Finanzdienstleister eingesetzt, trotz der Manipulationsgerüchte?
Die Bundeskanzlerin wurde dazu nun vom Untersuchungsausschuss des Parlaments als vorerst letzte Zeugin befragt.



Quelle: DW Deutsch
 
Partner sagt vor Ausschuss aus: EY hatte Hinweise auf Betrug bei Wirecard !

Mit dem Skandal um Ex-Dax-Konzern Wirecard gerät auch dessen ehemaliger Wirtschaftsprüfer EY in die Kritik.
Vor dem Untersuchungsausschuss bestätigt ein Partner von EY, dass es schon vor Jahren Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gegeben habe.
Er wirft damit kein gutes Licht auf seine Kollegen.

Der Wirtschaftsprüfer des nach einem Bilanzbetrug kollabierten Zahlungsabwicklers Wirecard hatte schon Jahre vor der Insolvenz Hinweise auf Unregelmäßigkeiten.
"Wir hatten Indikationen, aber keine Beweise", sagte EY-Partner Christian Muth im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem milliardenschweren Finanzskandal.
Er bezog sich dabei auf Unregelmäßigkeiten nach Übernahmen in Indien, die Gegenstand einer Sonderprüfung waren.
Abgeordnete mehrerer Parteien sagten der Nachrichtenagentur Reuters, Muth belaste mit seiner Aussage die eigenen Kollegen.

Muth ist beim jahrelangen Wirecard-Prüfer Ernst & Young (EY) ein sogenannter Forensiker.
"Wir suchen und finden Fakten", so der 45-Jährige.
Dies geschehe durch die Auswertung der Buchhaltung, von E-Mails, öffentlich zugänglichen Informationen sowie Interviews mit Mitarbeitern in den zu prüfenden Unternehmen.
Sein Team habe aber unabhängig vom eigentlichen Bilanz-Prüfungsteam agiert.
Unmittelbar vor der Testierung des Jahresabschlusses 2016 habe die Untersuchung von Korruptionsvorwürfen durch das Team von Muth mehrere rote Ampeln gezeigt, sagte Jens Zimmermann, der für die SPD im U-Ausschuss sitzt.
"Dennoch wurde der Jahresabschluss durch EY durchgewunken."

Ähnlich äußerte sich Danyal Bayaz von den Grünen.
Muth belaste seine Prüfer-Kollegen.
"Es gibt starke Indizien, dass Risiken nicht ausreichend benannt und angemessen ausgewertet wurden."
Muth sagte, er schiebe viel Frust mit sich rum.
Daten und E-Mails seien in dem Fall immer wieder nicht zur Verfügung gestellt worden, auch Interviews nicht zustande gekommen, ebenso wie eine Reise nach Indien.
"Es ist ganz offensichtlich, dass Wirecard die Untersuchungen von EY gezielt behindert hat", sagte FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar.
"Es bleibt aber umso rätselhafter, warum EY trotzdem immer wieder die Wirecard-Bilanz abgesegnet hat.
Das kann nur in einem gewissen Blindflug passiert sein."

EY-Prüfern fehlte "kritische Grundhaltung"
Der frühere Dax-Konzern Wirecard war im Juni 2020 nach Bekanntwerden milliardenschwerer Luftbuchungen in die Pleite gerutscht.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bilanzfälschung, Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche.
Mehrere Ex-Manager von Wirecard sitzen in Untersuchungshaft, ein früherer Vorstand ist auf der Flucht.

EY hat jahrelang die Bilanzen von Wirecard testiert und steht deswegen massiv in der Kritik.
Muth sagte, dies werde intern aufgearbeitet zusammen mit externen Experten.
EY trage zur Aufklärung bei, es gebe seiner Kenntnis nach aber noch keinen Zwischenbericht oder ähnliches.

Im März hatten andere EY-Vertreter im U-Ausschuss des Bundestags die Schuld dem Wirecard-Management zugeschoben.
Der abgesetzte Deutschlandchef von EY, Hubert Barth, sprach von einem "vorsätzlichen und systematischen Betrug" von wenigen Personen.
So etwas sei nicht immer zu erkennen, auch nicht von Wirtschaftsprüfern.
Die Bilanzprüfungen seien stets sorgfältig gewesen und hätten eine kritische Grundhaltung gezeigt.
Wirtschaftsprüfer seien aber nicht die Kriminalpolizei und auch nicht die Staatsanwaltschaft.

Abgeordnete des Bundestags sehen EY auch durch ein bislang unveröffentlichtes Sondergutachten belastet, den sogenannten Wambach-Bericht.
Nach Darstellung der SPD hat bei EY eine kritische Grundhaltung gefehlt, Rechnungslegungs- sowie Qualitätsstandards seien vernachlässigt und Warnsignale übersehen worden.


 
Klagewelle erwartet: Wirecard-Wirtschaftsprüfer unter Beschuss !

Nach dem Kollaps des Wirecard-Konzerns könnte die Klagewelle wütender Aktionäre und Gläubiger noch erheblich größer ausfallen als ursprünglich gedacht.
Ein Prozessfinanzierer bündelt Zehntausende Forderungen.
Die richten sich vor allem gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY.

Im Wirecard-Skandal nimmt die Klagewelle geprellter Gläubiger und wütender Aktionäre immer größere Formen an.
Der britische Prozessfinanzierer Litfin hat mittlerweile die Ansprüche von 20.000 Wirecard-Geschädigten gesammelt und bereitet Klagen vor, "überwiegend" gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte.

Litfin prüft demnach auch Klagen gegen die Wirecard AG und deren ehemalige Vorstände.
Beauftragt ist die internationale Großkanzlei Pinsent Masons.
"Wir freuen uns, dass aufgrund des großen Interesses unsere Finanzierungsschwelle bereits überschritten wurde", heißt es bei Litfin.
EY hatte die mutmaßlich seit etlichen Jahren gefälschten Wirecard-Bilanzen geprüft, das Testat aber erst für die Bilanz 2019 verweigert.
Die Münchner Staatsanwaltschaft geht beim insolventen Wirecard-Konzern von "bandenmäßigem Betrug" aus und beziffert den mutmaßlichen Schaden für Banken und andere Geldgeber auf über drei Milliarden Euro.

EY Deutschland sitzt in Stuttgart, doch zentraler Schauplatz der zivilrechtlichen Auseinandersetzungen wird wohl ebenfalls München werden.
Beim Landgericht (LG) Stuttgart sind bislang 280 Klagen von Wirecard-Anlegern gegen EY eingegangen, die rund 42 Millionen Euro Schadenersatz fordern, wie eine Gerichtssprecherin sagte.
Doch die Stuttgarter Richter haben unter Verweis auf die Zivilprozessordnung bereits 140 dieser Verfahren nach München verwiesen.

Prozessfinanzierer streckt Gerichts- und Anwaltskosten vor
Bei den übrigen Klagen prüft das LG Stuttgart ebenfalls die Zuständigkeit.
In München sind nach Angaben von EY mittlerweile sechs Klagen gegen die Gesellschaft abgewiesen worden, eine Bestätigung des Gerichts dafür gab es am Wochenende nicht.
Anders als eine Anwaltskanzlei streckt ein Prozessfinanzierer Gerichts- und Anwaltskosten vor.
Bei erfolgreichen Klagen verlangen die Finanzierer dann eine hohe Provision.
Üblich sind 30 Prozent.
Etablierte Kanzleien - für die Prozessfinanzierer eine Konkurrenz sind - warnen vor schwarzen Schafen.
"Geschädigte Anleger müssen vorsichtig sein und genau hinsehen, ob die Prozessfinanzierungsgesellschaft überhaupt genügend Kapital hat, Prozesse zu bezahlen", sagt der Münchner Anwalt Peter Mattil, der selbst Wirecard-Anleger vertritt.

"Es gibt Prozessfinanzierer, die sammeln 20.000 oder 30.000 Leute ein und tun dann überhaupt nichts für ihre Kunden.
Die warten lediglich den Ausgang eines Musterverfahrens ab, um sich daran anzuhängen", sagt Mattil.
Es habe schon Fälle gegeben, in denen Finanzierer noch nicht einmal den Gerichtskostenvorschuss hätten bezahlen können und deswegen Insolvenz angemeldet hätten.

Im Wirecard-Skandal hat auch die Anlegergemeinschaft SdK ihren Mitgliedern den Weg über den Prozessfinanzierer Litfin empfohlen.
"Litfin waren die einzigen, die auch Kleinanlegerklagen finanzieren", sagt der SdK-Vorsitzende Daniel Bauer.
Denn üblicherweise steigen Prozessfinanzierer nur ein, wenn es um große Beträge geht.
"Schadensummen ab 1 Million Euro oder gar 10 Millionen Euro", wie Bauer sagt.
Überzeugend bei Litfin sei vor allem die Wahl der international tätigen Kanzlei Pinsent Masons gewesen.
Prozessfinanzierung gibt es in Deutschland seit über 20 Jahren, doch ein großes Wachstumsgeschäft wurde daraus lange nicht.
Mittlerweile jedoch nimmt nach Einschätzung von Fachleuten die Zahl der Prozessfinanzierer zu.

Prozessbereitschaft auf Klägerseite steigt
Und das beschäftigt auch Versicherer wie die Allianz, die ehedem kurzzeitig selbst Prozessfinanzierung betrieb.
"Durch die Prozessfinanzierer erhöht sich aus unserer Sicht das Risiko in Deutschland erheblich, dass Unternehmen mit Klagen konfrontiert werden", sagt Stephan Geis.
Der Manager leitet beim Allianz-Industrieversicherer AGCS die "Financial Lines" für Zentral- und Osteuropa.

"Mit der Einschaltung von Prozessfinanzierern können sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen Prozesse führen, die sie wegen des Kostenrisikos und Zeitaufwands sonst nicht führen würden", sagt Geis.
"Weil die Finanzierer die Prozessrisiken übernehmen, ist ganz klar zu erkennen, dass die Prozessbereitschaft auf Klägerseite steigt."
Die Folge für Versicherungen ist, dass sie häufiger einspringen müssen, wenn die Klageneigung gegen ihre Firmenkunden steigt.

Prozessfinanzierer wie Litfin führen quasi identische Argumente ins Feld - doch aus entgegengesetztem Blickwinkel.
Prozessfinanzierer füllten in vielen Fällen "eine wichtige Lücke", sagt ein Litfin-Sprecher.
"Denn viele Mandanten von Anwaltskanzleien oder Geschädigte im Allgemeinen benötigen jemanden, der ihren Prozess finanziert, da sie dies aus Mangel an Ressourcen nicht selbst können oder wollen."

Im Fall Wirecard jedenfalls wächst die Zahl der Klagewilligen offenkundig nach wie vor, fast ein Jahr nach der Insolvenz: Das Finanzierungsangebot für Geschädigte sei weiter offen, sagt der Litfin-Sprecher - "und wir erhalten täglich eine Vielzahl neuer Anfragen von Interessenten".


 
Zurück
Oben Unten