Breaking News Rücktritt von Blatter: "Wurde nicht richtig verstanden": Blatter scheut den Rücktritt

Ende einer Ära: Machtmensch Joseph Blatter - ein Porträt

Seit knapp 17 Jahren führt Joseph Blatter die Fifa an. Blatter hat den Weltfußballverband zu dem gemacht, was er heute ist: einer Institution, die Milliarden Umsätze und Gewinne erwirtschaftet. Seine Methoden sind dabei zum Teil zweifelhaft und intransparent. Wenn es Probleme gibt, sagt Blatter: "Wir werden das in unserer Familie regeln". Nun steht Blatter offenbar im Fokus von US-Justiz-Ermittlungen und kündigt seinen Rücktritt an. Ein Porträt.





 
"Ich habe lange geschwiegen": Warner droht Blatter mit Enthüllungen

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Ex-Fifa-Funktionär Warner wird wegen Korruptionsverdachts international gesucht. In einer TV-Ansprache geht er jetzt in die Offensive: Er werde demnächst enthüllen, wer noch in den Skandal verstrickt ist. Auch Fifa-Chef Blatter müsse sein Material fürchten

Der ehemalige Fifa-Vize Jack Warner hat neue Enthüllungen im Korruptionsskandal beim Weltfußballverband angekündigt. In einer TV-Ansprache in seiner Heimat Trinidad und Tobago sagte er: "Ich habe lange geschwiegen, ich werde damit aufhören." Er besitze belastendes Material, das er demnächst veröffentlichen wolle.

Dabei soll es um eine Sammlung Dokumente und Schecks gehen, die mehrere aktuelle Fifa-Vertreter, darunter auch Präsident Joseph Blatter, in Misskredit bringen könnten. Diese habe er einer dritten Person übergeben, die sie auf seine Weisung hin freigeben werde.

Er könne beweisen, dass es Verbindungen zwischen der Fifa und den Wahlen in Trinidad und Tobago im Jahr 2010 gebe: Der Weltfußballverband habe seine Partei im Wahlkampf finanziell unterstützt. "Ich werde nicht länger Geheimnisse für diejenigen bewahren, die aktiv anstreben, das Land zu zerstören", sagte er. Und fügte hinzu: "Ich fürchte um mein Leben."

Warner sagte bei einer Rede vor seinen Anhängern der Unabhängigen Liberalen Partei, er habe Blatter nach dessen Rücktrittsankündigung in einem Brief aufgefordert, sofort zu gehen. Er sagte: "Blatter weiß, warum er gestürzt ist. Und wenn es sonst noch jemand weiß, dann ich."

Vergangene Woche hatte die US-Justiz Anklage gegen Warner und weitere ehemalige Fifa-Funktionäre erhoben. Die USA bemühen sich bislang vergeblich um eine Auslieferung, auch Interpol ist hinter den Verdächtigen her.

Blazer bringt WM 1998 und 2010 in Verruf

Zuvor hatte ein New Yorker Gericht die Zeugenaussagen des FBI-Kronzeugen Chuck Blazer veröffentlicht. Darin gesteht dieser, gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Fifa-Exekutivkomitees Bestechungsgeld bei der Vergabe der WM 1998 und 2010 angenommen haben.

Blazer war langjähriges Mitglied des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes und gilt als Schlüsselfigur bei den derzeitigen Ermittlungen der US-Behörden gegen Fifa-Funktionäre. Der schwer krebskranke Blazer kam 2013 nach einer Kautionszahlung in Höhe von zehn Millionen Dollar auf freien Fuß und liegt nach Angaben der "New York Times" derzeit in einem New Yorker Krankenhaus.

Blazer zeigte sich nach der Anklage durch die US-Justiz kooperativ. Er soll außerdem bei den Olympischen Spielen 2012 in London heimlich Funktionärs-Gespräche aufgenommen haben. Die Aussagen Blazers über Bestechung bei der WM-Vergabe gelten als brisant: Bisher ermitteln die US-Behörden zwar gegen mehrere FIFA-Funktionäre wegen Bestechung und Korruption, Ermittlungen wegen WM-Vergaben wurden allerdings bisher nicht offiziell bestätigt. Besonders die WM-Vergaben nach Russland 2018 und Katar 2022 gelten als höchst umstritten.

 
Blatter zunehmend in Bedrängnis: Ex-Fifa-Funktionär Blazer gesteht Korruption

Die Bestechungs-Krise im Fußball-Weltverband FIFA zieht weitere Kreise: FBI-Kronzeuge Chuck Blazer gibt zu, dass er und andere Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees Bestechungsgelder bei der Vergabe der Fußball-WM 1998 und 2010 in Südafrika akzeptiert haben. Das geht aus Zeugenaussagen Blazers hervor, die ein New Yorker Gericht jetzt veröffentlicht.


 
Europa sucht neuen Fifa-Präsidenten: FA-Chef: Blatter wird im Gefängnis landen

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Die Uefa sucht nach einem geeigneten Kandidaten für das Amt des Fifa-Präsidenten. Franz Beckenbauer will nicht, hat aber die gleiche Idee wie DFB-Chef Niersbach. Der englische Verbandschef sagt zugleich: Blatter sitzt bald hinter Gittern.

Franz Beckenbauer hat eine Kandidatur für das Amt des Fifa-Präsidenten kategorisch ausgeschlossen. "Das kommt überhaupt nicht infrage. Ich bin vor einigen Jahren aus allen Ämtern ausgetreten, um mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen", sagte das frühere Fifa-Exekutivkomitee-Mitglied. "Man muss das System ändern, ich weiß nicht wie, aber es muss einen Schlüssel geben", sagte Beckenbauer.

Der Chef des englischen Fußball-Verbandes ist indes sicher, dass der höchst umstrittene Noch-Präsident Joseph S. Blatter im Zuge des Fifa-Skandals im Gefängnis landen wird. Die Frage, ob er darauf Geld setzen würde, beantwortete Geschäftsführer Greg Dyke im Gespräch mit dem Guardian klar mit "Ja". Blatter sei nach seiner Ankündigung, als Fifa-Präsident abzutreten, "tot". "Es ist vorbei. Er wird weg vom Fenster sein, und das innerhalb von Monaten", sagte der 68-Jährige. Berichte, England könne im Falle eines Entzugs für Russland oder Katar als WM-Gastgeber einspringen, bezeichnete er als unrealistisch: "Wir werden die WM 2018 nicht hier haben - und die WM 2022 auch nicht."
Niersbach ein Kandidat

Europa drückt in Sachen Blatter-Nachfolge aufs Tempo: Nach dem schwachen Auftritt der Europäischen Fußball-Union (Uefa) beim "Fifa-Beben" wollen die Europäer bei der Suche nach ihrem Erben für Blatter dieses Mal alles richtig machen. Auch DFB-Chef Wolfgang Niersbach ist ein möglicher Kandidat. Der vermeintliche Geheimfavorit, der als einer der wenigen Funktionäre völlig unbelastet in die Gespräche rund um das Champions-League-Finale in der deutschen Hauptstadt geht, hält sich aber bislang deutlich zurück.

In einem Punkt sind sich aber alle einig: Blatter muss so schnell wie möglich weg und ein starker Uefa-Kandidat. "Normalerweise müsste man sagen, dass es einen sofortigen Rücktritt gibt", sagte Niersbach: "Die Rücktrittsankündigung ist eine Zwischenlösung - für mich ist das keine Lösung." Das komplizierte Wahl-Prozedere müsse weitaus schneller über die Bühne gehen. Laut den Statuten ist die Ablösung Blatters in vier Monaten möglich - Stand jetzt soll aber erst zwischen Dezember 2015 und März 2016 gewählt werden.

Wer dann antritt, ist auch einige Tage nach dem völlig überraschenden Schritt des Fifa-Bosses völlig offen. Täglich melden sich neue Interessenten für den Platz auf dem Weltfußball-Thron. Die "Big Player" Platini und der ebenfalls in Berlin weilende kuwaitische Scheich Ahmad al Sabah sagten aber eben: Nichts. Deshalb ist Berlin seit Freitag die Zentrale der Blatter-Gegner. Aus Südkorea flog eigens der Auto-Milliardär Chung Mong-Joon für Gespräche mit der Uefa ein. "Ich werde mit dem Uefa-Präsidenten über den Stand der Dinge sprechen - und darüber, was nun zu tun ist", sagte der frühere Fifa-Vizepräsident vor seiner Abreise aus Seoul: "Wir erleben gerade extrem schwere Zeiten bei der Fifa."

Viele glauben an Platini

Laut Niersbach wäre Platini beim Kongress in Zürich der "ideale Übergang gewesen, den die Fifa gebraucht hätte". Die entscheidende Vereinbarung dazu hatte Blatter mit seiner erneuten Kandidatur über den Haufen geworfen. Nun werden die Karten neu gemischt - und auch der "Kaiser" glaubt an Platini. "Wenn einer eine Chance hat, Nachfolger von Sepp Blatter zu werden, dann ist es er", sagte Franz Beckenbauer.

Der Weltverband, der wegen seiner Zahlung von fünf Millionen Euro "Schweigegeld" an den irischen Verband weiter in Bedrängnis geraten ist, steckt in einer tiefen Krise. Der Job an der Spitze ist undankbar, allein ein neuer Präsident kann die Fifa nicht reformieren. Die 209 Verbände zu einen ist fast unmöglich, offenbar speziell als Europäer. "Im Rest der Fußballwelt gibt es einen Groll gegen das arrogante angelsächsisch-skandinavische Europa", sagte der frühere Fifa-Funktionär Jérôme Champagne, der auch erneut versuchen könnte, bei der Wahl anzutreten.

 
Ominöse Millionen-Zahlung: E-Mail soll Blatter im Fifa-Skandal belasten

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Der Korruptionsskandal beim Fußballweltverband Fifa rückt immer näher an seinen Präsidenten heran. In einer nun veröffentlichten E-Mail wird Joseph Blatter mit einer ominösen Zahlung von zehn Millionen Dollar in Verbindung gebracht.

Der Korruptionsskandal beim Fußballweltverband Fifa rückt immer näher an seinen Präsidenten heran. In einer nun veröffentlichten E-Mail wird Joseph Blatter mit einer ominösen Zahlung von zehn Millionen Dollar in Verbindung gebracht.

Erstmals ist der Name des scheidenden Präsidenten Joseph Blatter im Zuge des Korruptionsskandals beim Fußball-Weltverband Fifa gefallen. Die südafrikanische "Sunday Times" veröffentlichte eine E-Mail des Generalsekretär Jérôme Valcke aus dem Jahr 2007, in der Blatter mit der ominösen Zahlung von zehn Millionen US-Dollar aus Südafrika über die Fifa in die Karibik in Verbindung gebracht wird.

In der E-Mail Valckes an den damaligen Vize-Finanzminister Jabu Moleketi fragt der Generalsekretär, wann das Geld überwiesen werden solle, da Blatter und der damalige Staatspräsident Thabo Mbeki bereits darüber gesprochen haben.

Die südafrikanische Regierung und die Fifa beharren bisher auf dem Standpunkt, dass die zehn Millionen für Entwicklungshilfe-Programme in die Karibik überwiesen wurden. Die US-Behörden gehen allerdings davon aus, dass es sich um Bestechungsgelder für die Vergabe der WM-Endrunde 2010 in Südafrika handelte.

Dieser Verdacht wird dadurch untermauert, dass der frühere Fifa-Vizepräsident Jack Warner aus Trinidad und Tobago Zugriff auf die zehn Millionen Dollar hatte. Laut der BBC hat der von den US-Behörden angeklagte Warner, der nur gegen Kaution auf freiem Fuß ist, Teile des Geldes für seine Zwecke abgezweigt.
 
Belastende Mail aufgetaucht: Blatter wusste von Zahlungen aus Südafrika

mmer neue Enthüllungen lassen den Weltverband Fifa nicht zur Ruhe kommen. Präsident Joseph Blatter versucht derweil, den Anschein der Normalität zu erwecken. Aus einer E-Mail aber geht hervor, dass Blatter von Zahlungen aus Südafrika gewusst hat. Kann der Fifa-Chef so bis Dezember weitermachen? Ein Anwärter auf den Vize-Posten bringt sich jedenfalls schon ins Gespräch.





 
Ex-DFB-Boss wiederholt Kritik: Katar will Zwanziger zum Schweigen bringen

Nachdem Theo Zwanziger Katar unverhohlen als "Krebsgeschwür des Weltfußballs" bezeichnete, reagiert der Wüstenstaat nun erzürnt. Sogar eine Klage gegen den Ex-DFB-Boss steht im Raum. Der 70-Jährige gibt sich derweil äußerst entspannt.

Katar macht in seiner Auseinandersetzung mit dem früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger offenbar ernst. Das Emirat hat dem 70-Jährigen wegen zwei Jahre alter Aussagen über das Land bereits eine Unterlassungsverpflichtungserklärung an seine Privatanschrift in Rheinland-Pfalz zustellen lassen. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf Kreise der katarischen Botschaft in Berlin. Katar hatte bereits zuvor in einer offiziellen Mitteilung eine Klage gegen Zwanziger angekündigt.

Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) soll verbindlich auf die Wiederholung von Äußerungen über Katars Reichtum als ein "Krebsgeschwür" verzichten. In ihrer Mitteilung hatten die Katarer entsprechende Aussagen des früheren Exekutivkomitee-Mitglieds des Weltverbandes Fifa in einem Zeitungsinterview von 2013 ("Der unendliche Reichtum dieses kleinen Landes Katar breitet sich fast wie ein Krebsgeschwür über den Fußball und den Sport aus") als "nicht hinnehmbare Verleumdung", "kollektive Beleidigung" und "hetzerische Kritik" bezeichnet.

Katar als WM-Austragungsort weltweit umstritten

Sollte Zwanziger die zugestellte Erklärung nicht unterschreiben, droht dem Juristen eine Privatklage vor einem deutschen Gericht. Zwanziger reagierte in einer ersten Stellungnahme auf Katars Erklärung angeblich ironisch. "Dieses Vorgehen wird die Popularität Katars als WM-Austragungsort und sein Image in der Welt bestimmt entscheidend voranbringen", zitiert die FAZ den früheren Landtagsabgeordneten und ehemaligen Koblenzer Regierungspräsidenten.

Im Zusammenhang mit Katars weltweit umstrittener Gastgeber-Rolle für die WM-Endrunde 2022 war Zwanziger während seiner vergangenen Monat ausgelaufenen Amtszeit in der Fifa-Exekutive mehrfach als Kritiker des Wüstenstaates aufgetreten. Wiederholt wies der Rechtsanwalt dabei auch auf die problematische Menschenrechtssituation in Katar hin.

 
"Gefallen" unter mächtigen Männern: Warner weist Korruptionsvorwürfe zurück

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Trotz der intensiven Ermittlungen im Fifa-Korruptionsskandal ist sich Ex-Funktionär Jack Warner weiterhin keiner Schuld bewusst. Er sei nie bestochen worden. Mutmaßungen über seine Person verweist er beharrlich ins Reich der Fabeln.


Jack Warner verfolgt im Korruptionsskandal beim Fußball-Weltverband Fifa weiter eine undurchschaubare Taktik. "Es wird ein langer, heißer Sommer", sagte der zwielichtige Ex-Chef des Kontinentalverbandes Concacaf (Nord- und Mittelamerika sowie Karibik) aus Trindidad und Tobago dem "Spiegel" über seine Absichten zur Veröffentlichung bislang nicht bekannter Dokumente zu finanziellen Transaktionen der Spitzenfunktionäre des Weltfußballs.

Die Macher von Deutschlands erfolgreicher Bewerbung um die WM-Endrunde 2006 um ihren damaligen Präsidenten Franz Beckenbauer allerdings haben offenbar auch von Warner nichts zu befürchten: "Ich habe mich nie bestechen lassen. Es hat mir nie jemand Geld angeboten, auch nicht die Deutschen", sagte der für viele als Schlüsselfigur in dem Skandal geltende Ex-Minister zu immer wieder aufkommenden Mutmaßungen über Unregelmäßigeiten auch bei Deutschlands Kandidatur.

Keiner Schuld bewusst

Warner dementierte außerdem einen finanziellen Zusammenhang von damaligen Verhandlungen über einen geplanten Auftritt des deutschen Rekordmeisters Bayern München bei der Nationalmannschaft seiner Heimat mit der später anstehenden Abstimmung über die Vergabe des WM-Turniers 2006: "Das Spiel gegen Bayern München war ein Projekt, es kam aus Termingründen nicht zustande. Es ging nicht um Geld."

Die Bayern, bei denen Bewerbungschef Beckenbauer Ehrenpräsident ist, waren vor der Vergabe der WM 2006 für mehrere Freundschaftsspiele in Länder von Mitgliedern der entscheidenden Fifa-Exekutive vermittelt worden. Kritiker spekulieren seither, dass die Abrechnungen der Begegnungen der Verschleierung von Bestechungsgeldern gedient haben könnten. Die deutschen WM-Macher weisen bisher jedoch sämtliche Vorwürfe angeblich unlauterer oder illegaler Mittel im Bewerbungsrennen zurück.

Generell erwartet Warner, der vor vier Jahren schon nach seinem Bruch mit Fifa-Boss Joseph S. Blatter (Schweiz) wegen Korruption vom Weltverband suspendiert worden war, von der angekündigten Anklage durch die US-Justiz wegen Korruptionsdelikten für sich persönlich keine Probleme: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst. War es etwa Korruption, als Barack Obama mich zum Essen eingeladen hat? Oder Putin? Man erweist sich unter mächtigen Männern gegenseitig einen Gefallen, das ist keine Korruption."
 
Rücktritt vom Rücktritt?: Blatter hat angeblich doch nicht fertig

Eigentlich schien Joseph Blatters Rücktritt vom Amt des Fifa-Präsidenten beschlossene Sache zu sein. Doch nun hadert der scheidende Fifa-Präsident angeblich mit seiner Entscheidung. Rückendeckung bekommt er von zwei Fußballverbänden.

Fifa-Präsident Joseph Blatter erwägt einem schweizer Medienbericht zufolge, seinen Posten doch nicht aufzugeben. Fußballverbände aus Asien und Afrika wollten verhindern, dass der 79-Jährige wie von ihm angekündigt vorzeitig zurücktrete, meldet die "Schweiz am Sonntag" auf ihrer Internetseite.

Der Präsident des Fußball-Weltverbands fühle sich über die Unterstützungsbekundungen geehrt und schließe in der Tat nicht aus, sein Amt fortzuführen, zitiert die Zeitung einen Informanten aus dem Umfeld Blatters. Nach Einschätzung von Fifa-Insidern, könne Blatter im Gegensatz zu den gehandelten Nachfolgern auf den Posten des Fifa-Präsidenten weiterhin eine stabile Mehrheit hinter sich versammeln.

DFB positioniert sich klar gegen Verbleib

Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zeigte man sich dagegen wenig begeistert von Blatters angeblichem Vorhaben, im Präsidentenamt des Fußball-Weltverbandes verbleiben zu wollen. "Wir kennen auch nur die Medienberichte aus der Schweiz, die uns in unserer klaren Haltung bestärken: Der von Blatter selbst angekündigte Rücktritt muss jetzt so schnell wie möglich formal vollzogen werden", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker. Ähnlich hatte sich auch Domenico Scala als Vorsitzender der FIFA-Compliance-Kommission geäußert.

Ob Blatter überhaupt im Amt bleiben darf, hängt jedoch entscheidend von den Ermittlungsergebnissen der amerikanischen Justizbehörden im Fifa-Korruptionsskandal ab. Blatter selbst scheint sich schon auf sämtliche Szenarien vorzubereiten. So soll er angeblich den Schweizer Staranwalt Lorenz Erni als Rechtsbeistand engagiert haben. Dieser wurde vergangene Woche bereits in der FIFA-Zentrale gesichtet.

Fifa-Präsident Blatter war wegen des Verdachts der Korruption gegen hochrangige Fifa-Funktionäre immens unter Druck geraten. Dennoch war er bei der Präsidentenwahl vor zwei Wochen im Amt bestätigt worden. Wenige Tage später kündigte er dann überraschend doch seinen Rücktritt an.

 
"Ich weiß, was Loyalität ist": Warner steht plötzlich wieder zu Blatter

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Im Korruptionsskandal beim Fußball-Weltverband Fifa meldet sich mal wieder Jack Warner zu Wort. Nun will er doch loyal zum scheidenden Präsidenten Joseph Blatter stehen. Ja, was ist denn da passiert?

Joseph Blatter ist die Reiselust vergangen. Bei der Frauen-WM in Kanada ist der umstrittene Fifa-Präsident abwesend, zum Finale der U20-WM in Neuseeland wird der 79-Jährige auch nicht reisen. Offizieller Grund sind seine "derzeitigen Verpflichtungen" im Hauptquartier des Fußball-Weltverbandes in Zürich und nicht etwa drohende Befragungen von Justizbehörden im Zuge des Korruptionsskandals. Dabei darf der 79-Jährige wieder etwas beruhigter sein.

Brisante Enthüllungen seines früheren Vize Jack Warner hat er wohl nicht zu befürchten. "Ich habe 30 Jahre mit Blatter zusammengearbeitet. Ich weiß, was Loyalität ist. Wenn ein Kerl am Boden liegt oder scheinbar am Boden liegt, werde ich ihn nicht noch weiter herunterdrücken", sagte Warner, der als einer der Schlüsselfiguren im Fifa-Korruptionsskandal gilt. Noch vor zwei Wochen hatte Warner eine "Lawine" angekündigt, sollte er sein Wissen publik machen. Blatter, der Anfang des Monats seinen Rücktritt angekündigt hat, wird es gerne hören. Zuletzt waren sogar Spekulationen aufgekommen, dass er doch im Amt bleiben könnte.
"Ich habe mein eigenes Geld"

Für Deutschlands Justizminister Heiko Maas ist das ein unvorstellbares Szenario. "Blatter scheint den Abpfiff nicht gehört zu haben. Absurdes Theater. Fußball und Fans haben besseres verdient", schrieb Maas auf Twitter. Der Minister ist auch an Aufklärung interessiert. Von Warner ist diesbezüglich nichts zu erwarten. "Es gibt Menschen in diesem Land, die andere Menschen gerne dämonisieren. Ich bin nicht so", ergänzte Warner, der sich gerne als Wohltäter gibt und arme Leute mit Geld unterstützt. Dieses Geld sei aber nicht von der Fifa. "Ich habe mein eigenes Geld", betonte der 72-Jährige.

Warner ist einer von 14 Fußball-Spitzenfunktionären weltweit, gegen die die US-Justiz ermittelt. Die US-Behörden haben einen Auslieferungsantrag für Warner gestellt, der in seiner Heimat nach Hinterlegung einer Kaution in Höhe von 2,5 Millionen Dollar frei ist. Warner war der frühere Chef des Fußballverbandes für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF). Die US-Justiz beschuldigt ihn der Korruption, Verschwörung sowie des organisierten Verbrechens. Warner hat alle Anschuldigungen zurückgewiesen.

Gegen Blatter wird offiziell nicht ermittelt. Was der langjährige Fifa-Chef zu den Machenschaften innerhalb des Weltverbandes zu sagen hat, könnte die Behörden aber vielleicht doch interessieren. So dürfte es interessant sein, ob Blatter auch auf einen Besuch beim Gold Cup verzichtet. Die Kontinentalmeisterschaft der CONCACAF-Region wird im Juli ausgerechnet in den USA ausgetragen.
 
Zeit seines Lebens ein Anführer: Platini bestimmt immer noch den Rhythmus

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Fußball spielen konnte er, heute wird Michel Platini 60 Jahre alt. Der einstige Mittelfeld-Stratege und jetzige Uefa-Präsident gilt als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Joseph Blatter auf dem Fifa-Thron. Aber er lässt sich nicht in die Karten schauen.

Vielleicht denkt Michel Platini an seinem Ehrentag in einer ruhigen Minute über seine Zukunft nach. Falls er im Trubel rund um seinen 60. Geburtstag dafür überhaupt Zeit hat. Die entscheidende Frage, die sich für den Franzosen stellt: Soll er Fifa-Präsident werden oder nicht. Platini war Zeit seines Lebens ein Anführer. Als Nummer 10 wusste er - vielleicht sogar einen Tick besser als Günter Netzer oder Wolfgang Overath - wann ein Pass wohin zu schlagen und wie ein Freistoß zu schießen ist.

Auch wenn das Ziel immer das Tor war - Platini hält bis heute den Passgeber für wichtiger als den Vollstrecker. "Der Pass ist die kostbarste Geste, die der Fußball zu bieten hat", schrieb er in seinem Buch "Reden wir über Fußball". "Die Ballkontrolle ist reine Technik; der Pass ist Technik gepaart mit Intelligenz." Mit dieser Überzeugung wurde der Junge aus dem lothringischen Joeuf zum besten Mittelfeld-Dirigenten seiner Zeit. Seine Freistöße waren gefürchtet, seine Dribblings auch.

Platini, 1983, 1984 und 1985 Europas Fußballer des Jahres, wurde beim Gewinn der Europameisterschaft 1984 Torschützenkönig mit neun Treffern. Selbst ein Zinedine Zidane hatte diese Zielstrebigkeit nicht. Es gibt da noch die Anekdote, dass der Weltstar, dessen erster Trainingspartner das Garagentor des elterlichen Hauses war, als Jugendspieler vom FC Metz abgewiesen wurde, weil er laut ärztlichem Befund "zu schmächtig" sei. Platini unterschrieb in Nancy, wechselte später nach St. Etienne und dann zu Juventus Turin.

Heysel-Trauma

Einen Sieg in seiner Karriere würde Platini am liebsten ungeschehen machen: Der Gewinn des Europapokals von Juventus gegen Liverpool 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion, bei dem 39 Menschen ums Leben kamen. Platini verwandelte den Elfmeter zum entscheidenden 1:0. "Über das Ausmaß hatte man uns Spielern nichts gesagt. Man hat uns aufgefordert zu spielen, um die Zuschauer im Stadion zu halten, damit sie die Rettungswege nicht blockieren. Ich habe das Stadion seitdem nie wieder betreten."

Die Niederlage im WM-Halbfinale 1982 in Sevilla gegen Deutschland, als es zu dem Zwischenfall zwischen Torhüter Toni Schumacher und Patrick Battiston kam, als Frankreich schon 3:1 führte und dann im Elfmeterschießen verlor, hat Platini bis heute nicht überwunden: "Wir waren besser und hätten auch das Finale gegen Italien gewonnen. Aber Sevilla war auch ein Sieg, weil es uns gelehrt hat, in Würde zu verlieren."

Platini blieb auch nach seinem Karriereende der Dirigent, wurde 1988 mit 33 Teamchef der Nationalmannschaft. In der Qualifikation zur EM 1992 gewann seine Equipe alle Spiele, scheiterte in Schweden aber kläglich. Platini zog die Konsequenzen: "Qualifikationsspiele kannst du als Trainer wie ein Überfallkommando organisieren, aber bei einem Turnier, das wochenlang dauert, sind andere Qualitäten gefragt. Die hatte ich nicht", sagte er selbstkritisch. Diese Ausdauerqualitäten, ein Team über einen längeren Zeitraum zu motivieren, hat er sich in seiner politischen Karriere angeeignet.

Zukunft ungewiss


Zunächst war er Co-Präsident des Organisationskomitees der WM 1998; dann unterstützte er Joseph S. Blatter - heute sein erbitterter Gegner - bei dessen Wahl 1998 zum Fifa-Präsidenten. Gegenkandidat war der Schwede Lennart Johansson, den Platini 2007 in Düsseldorf vom Uefa-Thron stieß.

Im Frühjahr wurde Platini für eine dritte Amtszeit gewählt, seine Zwischenbilanz fällt aber nicht nur positiv aus. Die Ausweitung der EM auf 24 Teilnehmer wird kritisiert, das Verfahren des Financial Fair Play ist umstritten. Dass er bei der WM-Vergabe 2022 für Katar gestimmt hat, hat sein Image angekratzt, obwohl er der Einzige ist, der aus seiner Wahl kein Geheimnis macht.

Der Mann, der Niederlagen hasst, ist gegen Blatter nicht um die Präsidentschaft im Weltverband angetreten. Ob er kandidiert, wenn Blatter zurückgetreten ist? Platini lässt sich nicht in die Karten schauen. Den Spielrhythmus bestimmt immer noch er.
 
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