60 Grad in der Reichstagskuppel: Deutschland ächzt unter der Hitze

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60 Grad in der Reichstagskuppel: Deutschland ächzt unter der Hitze

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60 Grad unter der Reichstagskuppel, Zugausfälle, Staus auf den Autobahnen Richtung Meer, Komplettausfall bei Arte, tropische Hitze auf dem Brocken und schon mehrere Badetote - Deutschland tut sich schwer mit der Hitze. Jetzt folgen heftige Gewitter.

Deutschland strebt einem neuen Hitzerekord entgegen. Im Südwesten könnte die 40-Grad-Marke geknackt werden. Wenn nicht, dann wird dieses Wochenende aber als eines der heißesten in die Geschichte der Wetteraufzeichnungen eingehen. Mit der Hitze steigt allerdings auch die Gefahr schwerer Unwetter: Vor allem dem Westen und Nordwesten Deutschlands drohen Gewitter mit Hagel, schweren Sturmböen und starken Regenfällen. Stellenweise sind auch Orkanböen und Tornados möglich.

Viele Menschen mieden am Samstag die Einkaufsmeilen der Städte und zogen sich stattdessen in die Kühle ihrer Wohnungen oder ans Wasser zurück. Vor allem Reisende hatten am Samstag das Nachsehen. Wer mit dem Auto Richtung Norden unterwegs war, musste sich die Autobahn mit vielen anderen Reisenden teilen. Vor allem rund um Hamburg ging nichts mehr. Tausende Autofahrer saßen stundenlang in ihren aufgeheizten Fahrzeugen fest.
60 Grad unter der Kuppel

In der Hauptstadt musste die Kuppel des Reichstagsgebäudes für Besucher gesperrt werden. Unter der Glaskuppel hatte sich die Luft auf fast 60 Grad erhitzt. Mehrere Menschen hätten dort Kreislaufprobleme bekommen, sagte ein Sprecher der Bundestagsverwaltung. "Die Kuppel ist Sperrgebiet", erklärte später ein Polizist. Mindestens bis zum Abend dürfe dort niemand mehr rein. In Berlin wurden fast 38 Grad gemessen. Am Rekordtag im Juli 1959 waren es 38,1 Grad.
Züge bleiben liegen

Aufgeheizt waren auch zahlreiche Züge, in denen wieder einmal die Klimaanlagen ausfielen, beziehungsweise es wegen der extremen Hitze nicht mehr schafften, für annehmbare Temperaturen im Innern der Züge zu sorgen.

Gleich mehrmals Pech hatten Fahrgäste eines Intercitys auf dem Weg von Berlin nach Amsterdam: Als am Mittag zwischen Berlin und Hannover die Klimaanlage in drei der neun Waggons ausfiel, entschied das Bahn-Management, dass den Reisenden in Hannover ein anderer Zug zur Verfügung gestellt werden sollte. Der fiel allerdings auch wegen einer Panne aus. Für die Reisenden wurden deshalb Regionalzüge zur Verfügung gestellt, die jedoch wegen Arbeiten an Gleisen ebenfalls strandeten. Als letzte Lösung blieb dann nur noch der Schienenersatzverkehr bis ins Nachbarland. Bereits am Freitag waren wegen kaputter Klimaanlagen mehrere Züge der Bahn ausgefallen.
Jugendliche klappen ab


In Trier wurden mehrere Jugendliche wegen Verdachts auf Hitzekollaps in Krankenhaus gebracht. Sie hatten am Deutschen Chorfestival teilgenommen und waren bei einer Probe im Trierer Dom zusammengeklappt. "Abgesehen davon hatte der Rettungsdienst wegen Menschen mit Hitzeproblemen in der Stadt alle Hände voll zu tun", sagte ein Stadtsprecher später.
Schon acht Badetote

Einen kaum zu bewältigenden Ansturm vermeldeten die Badeanstalten. Leider wurden bis zum Samstagnachmittag auch wieder Badeunfälle registriert: Allein in Nordrhein-Westfalen starben in den vergangenen Tagen fünf Menschen. Zudem starb in Leverkusen ein junger Mann an einem See, und in Brandenburg ein 77-Jähriger beim Baden. Ein weiterer Senior wird noch vermisst. Und in Köln starb ein Sechsjähriger beim Spielen am Rheinufer. Er war von der Strömung erfasst worden und ertrank. Sein Vater hatte ihn aus den Augen gelassen.
Tropische Nacht auf dem Brocken

Rekordhitze vermeldete auch die Wetterstation auf dem Brocken. Dort sprechen die Meteorologen von einer seltenen tropischen Nacht. In der Nacht zu Samstag war die Temperatur zu keiner Zeit unter 20 Grad gesunken.
Sendeausfall bei Arte

Nach einer Explosion in einer Trafostation fiel am Samstag in weiten Teilen von Schweinfurt der Strom vorübergehend aus. Das Feuer konnte nach zwei Stunden gelöscht und die Stromversorgung wiederhergestellt werden. Verletzt wurde niemand. Der Grund für das Feuer ist noch unbekannt.

Ein durch die Hitze ausgelöster Brand sorgte indes für einen stundenlangen Komplettausfall der Sendungen des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte. Die Panne in einem elektrischen Schaltraum hatte über fünf Stunden ab sieben Uhr morgens gedauert. Der Sendebetrieb konnte erst um 12.30 Uhr wieder aufgenommen werden. Die Panne war so schwer, weil auch das Notstromaggregat betroffen war.
Mehr Hitze- als Kälterekorde

Experten beobachten bereits jetzt, dass bei den Tagestemperaturen in Europa doppelt so oft Hitzerekorde auftreten wie Kälterekorde. Das sagte der Wissenschaftler Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung vor dem Hintergrund der aktuellen Hitzewelle. Für längere Zeiträume sei das Verhältnis noch wesentlich krasser: "Bei den Monatswerten haben wir heute schon fünfmal so viele Hitzerekorde wie es in einem stabilen Klima der Fall wäre." Diese Entwicklung werde sich weiter fortsetzen, da das Klima durch die Treibhausgase immer weiter aufgeheizt werde.
Es bleibt warm

Erst am Montag erwartet n-tv Meteorologe Björn Alexander für den Norden und Westen kühlere Luft von 21 bis 27 Grad. Ansonsten wird es zwischen 27 und 33 Grad heiß, stellenweise sind erneut 35 Grad möglich. Am Nachmittag drohen dann der Südhälfte starke, teils unwetterartige Gewitter. Am Dienstag muss sich wieder der Westen auf Blitz und Donner einstellen, die Temperaturen schwanken erneut kräftig zwischen 24 und 36 Grad.

 
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