115-Jährige packen aus Speck, rohe Eier und Rezepte fürs Methusalem-Alter

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115-Jährige packen aus Speck, rohe Eier und Rezepte fürs Methusalem-Alter

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Die Italienerin Emma Morano und die Amerikanerin Susannah Jones teilen nicht viel, außer einer Vorliebe für tierische Fette - und ihr Geburtsjahr 1899. Ein Bericht aus dem Leben von 115-Jährigen.

Das Penizillin war noch nicht entdeckt und Elektrizität eine Neuheit: Als Susannah Mushatt Jones Jones und Emma Morano 1899 geboren wurden, sah die Welt ganz anders aus als heute. Die beiden erlebten die Zerstörungskraft von zwei Weltkriegen, den Aufstieg und Fall der Faschisten, die ersten Polio-Impfungen und schließlich den ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die beiden Frauen sind 115 Jahre alt und gelten als die letzten Menschen auf der Erde, die noch im 19. Jahrhundert geboren wurden.

Morano kam am 29. November 1899 in Italien auf die Welt und ist damit einige Monate jünger als ihre Altersgenossin aus Amerika. Sie lebt allein, seit sie ihren prügelnden Ehemann 1938 verließ. Heute wohnt sie in einer hübschen Ein-Zimmer-Wohnung in Verbania im Norden des Landes. Das ganze Dorf kümmert sich um sie: Der Bürgermeister schenkte ihr einen Fernseher, ihre Nichte sieht zwei Mal am Tag nach ihr und ihr Arzt, der sie schon seit mehr als 25 Jahren behandelt, kommt ebenfalls regelmäßig vorbei. Nicht, dass es nötig wäre, denn die alte Dame ist bei guter Gesundheit.
Rohe Eier jeden Tag

Sie schreibt ihr langes Leben ihrer ungewöhnlichen Ernährung zu. Drei rohe Eier isst sie jeden Tag, seit sie in ihrer Kindheit eher kränklich war. Heute sind es noch zwei Eier und 150 Gramm blutiges Steak, um eine Blutarmut zu verhindern.

"Mein Vater brachte mich damals zum Arzt und der sagte: "So ein hübsches Mädchen. Wenn Du zwei Tage später gekommen wärst, hätte ich dich nicht retten können." Er sagte, ich solle zwei oder drei rohe Eier pro Tag essen, also habe ich zwei Eier pro Tag gegessen." Ihr aktueller Hausarzt Carlo Brava sieht aber auch eine genetische Komponente am Werk. "Aus streng medizinischer und wissenschaftlicher Sicht kann sie als Phänomen betrachtet werden", sagt er über seine Patientin. Morano nehme keine Medikamente ein und sei seit Jahren gesund. Moranos Schwester, die Brava ebenfalls behandelte, wurde 97 Jahre alt.

Gerontologen an der Universität von Mailand studieren Morano und einige andere Italiener, die mehr als 105 Jahre alt sind. Sie wollen dem Geheimnis ihres langen Lebens auf die Spur kommen. "Emma widerspricht allen Richtlinien für eine korrekte Ernährung: Sie hat immer gegessen, was sie wollte, und ihr Speiseplan wiederholt sich ständig", sagt Brava. "Jahrelang hat sie jeden Tag das Gleiche gegessen, nicht viel Obst oder Gemüse." Bei einem Besuch kürzlich zeigte sich die alte Dame äußerst lebhaft. Sie stimmte ein Lied aus den 30er Jahren an, "Parlami d'amore Mariu", erzählte, wie sie mit ihrer schönen Singstimme damals die Männer begeisterte.

Ihr Arzt sieht noch andere Gründe für ihr langes Leben: ihre positive Einstellung und ihre Sturheit. Und auch wenn sie sich nur noch schwer bewegen kann, schlecht sieht und kaum noch hört, so ist sie doch des Nachts unterwegs. "Ihre Nichte und ich lassen abends Kekse und Schokolade auf dem Küchentisch liegen", erzählt Brava. "Und morgens sind sie weg, was bedeutet, dass nachts jemand aufgestanden ist und sie gegessen hat."
"Speck macht alles besser"

In Brooklyn, New York, hat Susannah Mushatt Jones wie Morano viel Kontakt zu ihrer Familie, auch wenn sie seit mehr als drei Jahrzehnten in einer Senioren-Wohnanlage lebt. Jones folgt jeden Tag einer strikten Routine: Sie steht gegen 09.00 Uhr auf, nimmt ein Bad und frühstückt dann mehrere Scheiben Speck, Rührei und Maisgrütze. Ihre Familie erzählt, sie verbringe ihre Tage damit, über ihr Leben nachzudenken und ihre verbliebene Zeit anzunehmen. Ihr Wohnzimmer ist dekoriert mit Familienfotos und Geburtstagskarten, die Kinder aus der Nachbarschaft für sie gebastelt haben.

Jones, die meist einen gelben Turban und ein Nachthemd trägt, blickt von ihrem Liegesessel auf ihre kleine Welt: Poster von früheren Geburtstagsfeiern, Briefe von Lokalpolitikern und sogar ein Gruß von US-Präsident Barack Obama. Auf einem Schild in der Küche steht "Speck macht alles besser".

Als eines von elf Kinder wurde sie in Montgomery, Alabama, geboren. Dort schloss sie 1922 die High-School ab und arbeitete danach in der Landwirtschaft. Ein Jahr hielt sie das aus, dann begann sie, als Kindermädchen zu arbeiten, zuerst in New Jersey, später in New York. "Sie liebte Kinder", erzählt ihre Nichte Lois Judge, auch wenn sie selbst keine bekommen habe und auch nur kurz verheiratet gewesen sei. Ihre Angehörigen sagen, es gebe keinen medizinischen Grund für ihr langes Leben, nur die Liebe zu ihrer Familie und ihre Großzügigkeit gegenüber anderen. Vielleicht ist es aber auch das Obst und das Gemüse, das Jones während ihrer Kindheit frisch vom Feld gegessen hat, vermutet die Nichte.

In New York rief Jones gemeinsam mit anderen ein Stipendium ins Leben, mit dem junge schwarze Frauen studieren konnten. Und bis zum Alter von 106 Jahren war sie noch aktiv in der Nachbarschaftswache ihres Apartmenthauses.

Heute kommt ein Arzt trotz ihres hohen Alters nur alle vier Monate vorbei. Jones nimmt Medikamente gegen Bluthochdruck und jeden Tag ein Multivitamin. Abgesehen davon, ist sie seit Jahren gesund. Vor 15 Jahren verlor sie ihr Augenlicht wegen des Grünen Stars und hören kann sie nicht mehr gut.

 
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