Jugendfreund spricht über Pfeil-und-Bogen-Attentäter: "Er war eine tickende Zeitbombe" !
Ein Mann schießt im norwegischen Kongsberg mit Pfeil und Bogen auf mehrere Menschen.
Fünf sterben, zwei sind verletzt.
Der Täter konnte gefasst werden, er gesteht.
Die Ermittler gehen von einem Terroranschlag aus.
Ein Jugendfreund hat die Polizei schon 2017 gewarnt, dass der Mann gefährlich sein könnte.
Eine Gewalttat mit fünf Toten und zwei Verletzten hat in Norwegen Trauer und Fassungslosigkeit ausgelöst.
Wie die Polizei mitteilte, hatte ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Mann in der südnorwegischen Kleinstadt Kongsberg am Mittwochabend Menschen angegriffen.
Der mutmaßliche Täter konnte gefasst werden.
Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei dem Angriff um einen Terroranschlag handelt.
Bei dem Täter handele es sich um einen 37-jährigen Dänen, der in Kongsberg lebe, teilte die Polizei am frühen Donnerstagmorgen mit.
Die Polizei geht davon aus, dass er allein gehandelt hat.
Täter hat Tat umfassend erklärt - keine Details für die Öffentlichkeit
Der Sicherheitsdienst der norwegischen Polizei ist mit seiner Einschätzung am Donnerstag ein wenig zurückgerudert.
In einer Pressekonferenz sagte der Chef des PST: "Die Tat wirkt wie ein Terrorakt, aber wir kennen die Beweggründe des Täters nicht."
Der Mann hat die Tat inzwischen gestanden.
Das teilte eine Staatsanwältin dem norwegischen Sender "TV2" mit.
Sie sagte, dass der Mann eine umfassende Erklärung abgegeben habe.
Er habe sein Tun auch begründet, doch man wolle die Details nicht der Öffentlichkeit mitteilen.
Bislang wurde der Mann nicht konkret des Terrors beschuldigt.
Jugendfreund warnte Polizei schon 2017 vor dem Mann
Ein alter Jugendfreund des inhaftierten Mannes sagte in einem Interview mit der Internetzeitung "Nettavisen", er habe die Polizei bereits 2017 informiert, dass er seinen Freund für gefährlich halte.
Gegenüber dem Portal "VG" sagte der Freund über den Täter: "Er war eine tickende Zeitbombe."
Norwegische Medien berichteten über Youtube-Videos, in denen ein Mann, bei dem es sich um den Verdächtigen handeln soll, sich als Muslim bezeichne und eine Handlung angekündige.
Ein Sprecher des Sicherheitsdienstes sagte, er kenne das Video nicht und könne auch nicht bestätigen, dass es sich darin um den Inhaftierten handelt.
Es sei aber sehr wahrscheinlich.
Bei der Tat wurden vier Frauen und ein Mann getötet.
Zwei weitere Personen wurden verletzt.
Einer davon ist nach Angaben von "Welt"-TV ein Polizist, der im Krankenhaus auf der Intensivstation liegt.
Die Opfer sollen alle zwischen 50 und 70 Jahre alt sein, erklärte der regionale Polizeichef Ole Bredrup Saeverud.
Er sagte, sie seien wahrscheinlich alle schon getötet worden, bevor am Mittwochabend um 18.12 Uhr der erste Notruf bei der Polizei eingegangen ist.
Die Berichte über den Vorfall seien "entsetzlich", sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg.
"Ich verstehe, dass viele Leute Angst haben, aber es ist wichtig zu betonen, dass die Polizei jetzt die Kontrolle hat", erklärte sie.
Der Täter soll den Angriff in einem Coop-Extra-Supermarkt auf der Westseite von Kongsberg gestartet haben.
Einer der Verletzten war ein dienstfreier Polizist, der sich zu diesem Zeitpunkt im Laden aufhielt.
Polizei hat Hinweise auf Radikalisierung des Mannes
Der Täter war bereits zuvor im Fokus der Polizei.
Es gab Hinweise auf eine Radikalisierung des Mannes, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.
Die Hinweise deuteten an, dass der 37-jährige Däne zum Islam konvertiert sei.
Die zuständige Staatsanwältin bestätigte am Donnerstag, dass er mehrfach mit dem norwegischen Gesundheitswesen in Kontakt gewesen war.
Ob er wegen psychischer Probleme in Behandlung war, ging aus den Äußerungen nicht hervor.
Der Vorfall ereignete sich am Vorabend des Regierungsantritts des neuen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre.
Der Sozialdemokrat zeigte sich schockiert.
"Das, was wir heute Abend aus Kongsberg hören mussten, zeugt davon, dass eine grausame und brutale Tat begangen worden ist", sagte er am späten Abend der Nachrichtenagentur "NTB".
"Habe Menschen um ihr Leben rennen sehen"
Auch die scheidende Regierungschefin Erna Solberg brachte ihre Anteilnahme zum Ausdruck.
"Unsere Gedanken gehen zuallererst an die Betroffenen und ihre Angehörigen", sagte sie am späten Mittwochabend auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Oslo.
Die Angriffe ereigneten sich nach Angaben der Polizei an mehreren Orten in der Stadt.
Der Täter habe sich über ein größeres Gebiet hinweg bewegt, teilten die Ermittler mit.
Das Zentrum der Stadt wurde weiträumig abgeriegelt.
Der Polizei sei um 18.12 Uhr von mehreren Personen gemeldet worden, dass sich ein Bewaffneter durch die Stadt bewege und mit Pfeil und Bogen auf Menschen schieße, sagte der zuständige Polizeichef Øyvind Aas.
Eine Augenzeugin des Angriffs sagte dem Sender "TV2", sie habe Lärm gehört und dann eine Frau gesehen, die in Deckung gegangen sei.
Ein Mann habe an der Ecke gestanden, einen Bogen in der Hand und einen Köcher mit Pfeilen bei sich.
"Dann habe ich Menschen um ihr Leben rennen sehen", fügte sie hinzu.
Mehrere Medien berichteten von einem Supermarkt als einem Ort des Geschehens.
Der Angreifer konnte nach Polizeiangaben rund eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf festgenommen werden.
Der örtliche Polizeichef Aas bestätigte, dass es dem Angreifer gelungen sei, einer ersten Konfrontation mit der Polizei um 18.18 Uhr zu entkommen, bevor er um 18.47 Uhr schließlich festgenommen wurde.
Wie die norwegische Zeitung Aftenposten unter Berufung auf die Polizei berichtet, waren Beamte bereits wenige Minuten nach dem ersten Notruf an einem der Tatorte und in Kontakt mit dem Schützen.
Sie seien mit Pfeilen beschossen worden und hätten den Kontakt zu dem Angreifer dann wieder verloren.
Täter soll auch andere Waffen eingesetzt haben
Außerdem teilte die Polizei der norwegischen Nachrichtenagentur "NTB" mit, dass Andersen B. bei dem Vorfall auch andere Waffen eingesetzt habe, ohne nähere Angaben zu machen.
Der Täter lief durch ein großes Gebiet.
Die Behörden riegelten mehrere Teile der Stadt ab.
Alle Bewohner wurden angewiesen, in ihren Häusern zu bleiben, damit die Behörden den Tatort untersuchen und Beweise sammeln konnten.
Umliegende Gärten und Garagen wurden mit Hilfe von Spürhunden durchsucht.
Der Angriff war der tödlichste in Norwegen, seit der Rechtsextreme Anders Behring Breivik im Juli 2011 77 Menschen ermordete, die meisten von ihnen in einem Sommercamp der Arbeiterpartei für Kinder auf der Insel Utoya.
Der Regierungschef im benachbarten Schweden, Stefan Löfven, schrieb auf Twitter, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Es handele sich um einen "furchtbaren Angriff".
Vorfall weckt Erinnerungen an Terroranschlag von 2011
Der Vorfall weckt schlimme Erinnerungen: Vor gut zehn Jahren erlebte Norwegen den schwersten Terroranschlag seiner modernen Geschichte. Am 22. Juli 2011 zündete der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik zunächst im Osloer Regierungsviertel eine in einem Transporter versteckte Bombe und tötete dabei acht Menschen.
Danach fuhr er zur etwa 30 Kilometer entfernten Insel Utøya, wo er sich als Polizist ausgab und das Feuer auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen Sommerlagers der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei eröffnete.
69 Menschen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, kamen auf Utøya ums Leben.
Breivik nannte rechtsextreme und islamfeindliche Motive für seine Taten.
Er wurde im August 2012 zu der damaligen Höchststrafe von 21 Jahren mit einer Mindesthaftzeit von zehn Jahren verurteilt.