"Zu viel Geld verbrannt" : Air Berlin setzt auf teurere Tickets

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Höhere Ticketpreise und gleichzeitig Billigflüge: Das plant der neue Air Berlin-Chef Stefan Pichler. Durch eine Rund-um-Sanierung soll die Airline bald wieder profitabel sein. Insbesondere Urlaubszeiten will das Unternehmen geschickter für sich nutzen.

Die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin will mit einer neuen Preisstruktur, Streckenstreichungen und mehr Langstrecken-Flügen die Kurve kriegen. "Wir wollen den Durchschnittsertrag je Passagier 2015 um etwa sieben Prozent gegenüber 2014 steigern", sagte Vorstandschef Stefan Pichler der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". In der Vergangenheit habe die Airline teilweise Monate vorher zu viele Plätze zu günstig verkauft. Kurz vor Abflug sei sie deshalb bei hoher Nachfrage nicht mehr flexibel genug gewesen, um die verbleibenden Plätze etwas teurer anbieten zu können. Dies wird sich in Zukunft ändern, insbesondere zu Spitzenzeiten, wie beispielsweise Ostern.

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Dass Kunden durch die höheren Preise vermehrt zur Billigkonkurrenz abwandern, glaubt Pichler aber nicht. Ein neues Preissystem soll Air Berlin auch für Kunden mit kleinerem Budget weiterhin attraktiv machen. So wird es demnächst günstigere Einzeltickets geben, die allein den Flug inklusive Getränke und Snacks beinhalten. Extras wie die Gepäckaufgabe und eine uneingeschränkte Flexibilität bei den Flugzeiten können dann dazu gebucht werden. Aus diesem Grund sieht Pichler auch in der geplante Lufthansa-Billigtochter "Wings" derzeit noch keine große Bedrohung. "Wir sind die deutsche Nummer eins im touristischen Flugverkehr, und wir werden das Feld nicht kampflos räumen."

Dank des neuen Maßnahmenpakets rechnet Air Berlin mit Mehrerlösen im zweistelligen Millionenbereich pro Jahr. Im operativen Geschäft will die zweitgrößte deutsche Airline so ab 2016 wieder profitabel werden. Eine Dividende wird es zunächst trotzdem nicht geben. Allerdings kündigt Pichler mögliche Änderungen in der Vorstandsetage an, um mehr fundierte Fachkenntnisse in das Unternehmen zu bringen. "In der Vergangenheit hat Air Berlin zu viel Geld wegen der mangelhaften Umsetzung von Konzepten verbrannt, nicht wegen mangelnder neuer Ideen.", so Pichler.

Flüge nach Nordamerika, Karibik und Asien


Darüber hinaus sind weitere Neuerungen nötig, um die Profitabilität zu erreichen. Deshalb müsse Air Berlin seine Strecken überprüfen. "Wir werden wahrscheinlich einige Strecken streichen, aber auch in einigen Märkten wachsen", sagte Pichler, der seit Februar 2015 auf dem Chefsessel der Airline sitzt. So wolle die Fluggesellschaftauch wieder mehr Langstreckenflüge anbieten, etwa nach Nordamerika und in die Karibik. Aber auch touristische und geschäftliche Ziele in Asien will Air Berlin in Zukunft wieder verstärkt anfliegen. Gemeinsam mit seinem arabischen Partner Etihad Airways halte die Airline derzeit lediglich einen Marktanteil von sechs Prozent aller deutschen Passagiere, die nach Asien fliegen.

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt einen großen Teil dieser Gemeinschaftsflüge untersagen will. Künftig sollen nur noch solche Codeshare-Strecken genehmigt werden, die in einem Abkommen zwischen Deutschland und Abu Dhabi geregelt sind. Dies betrifft Routen zwischen Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg nach Abu Dhabi. Die gewinnbringenden Strecken von Berlin und Stuttgart nach Abu Dhabi will die Bundesregierung dagegen verbieten. Damit könnten Pichlers Pläne langfristig vereitelt werden. Die Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi hält 29,2 Prozent der Anteile von Air Berlin und ist deren wichtigster Geldgeber.

Die jetzigen Neuausrichtungen sind Teil eines dreistufigen Restrukturierungsplanes, den Pichler bereits Anfang März als Reaktion auf die negative Bilanz des vergangenen Jahres angekündigt hatte. So verbuchte Air Berlin 2014 den größten Verlust der Unternehmensgeschichte. Laut vorläufiger Jahresbilanz betrug sich das Nettoergebnis auf minus 361, 7 bis minus 386,5 Millionen Euro.

 
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