TV-Sender reagiert nach Schweiger-Kritik an Bayern-“Tatort“ !
Berlin. Til Schweigers schriftlicher Rundumschlag nach dem „Fegefeuer“-Tatort ruft Verwunderung hervor.
Til Schweiger, deutscher Filmproduzent, Regisseur und Schauspieler lässt wirklich keinen Kampf aus.
Schlechte Kritiken hin oder her.
„Kompromisslos, atemlos, viril, phantastisch für das schmale Geld“ und „ein Stück deutsche Fernsehgeschichte“, schrieb er in den frühen Stunden des Montags auf seinem Facebook-Account.
So sei die Arbeit des Regisseurs Christian Alvart zu beurteilen.
Und zwar nur so.
Alvart hat die Doppelfolge der Hamburger Tatort-Reihe „Der große Schmerz“ und „Fegefeuer“ gedreht.
Und Schweiger hat darin die Hauptrolle, den Ermittler Nick Tschiller, gespielt.
Und er, Til Schweiger, verstehe viel von der Kunst, anders als die Kritiker: „Ich, Til Schweiger, feier dich jetzt mal richtig derbe ab!!!
Weil.... ich als Filmemacher/Schauspieler/Produzent/Writer/Cutter/Composer.... viel mehr Ahnung.... ich habe viiiieel mehr Ahnung von der Craft( Materie)....KUNST.... als die meisten von diesen Trotteln, die darüber schreiben!!!!“
Denn, wenn sie ehrlich wären, die Kritiker, dann würden sie zugeben müssen, dass Alvert mit dieser Doppelfolge etwas Außergewöhnliches geschaffen habe.
Und noch einmal der Schweiger-O-Ton: „Das kriegen sie aber nicht hin, weil sie schwach und klein sind.“
Kölner Ermittler sind moppelig, die Münchner zocken Bier
Und als ob der Facebook-Post an die Kritiker nicht genug gewesen wäre, teilte Schweiger im Verehrerbrief an den Regisseur auch noch gegen Tatort-Produktionen wie Köln oder München aus.
Im O-Ton Schweiger: „Andere verschwenden das Budget für zwei moppelige Kommissare, die ne Currywurst verspeisen, oder ein Bier vor einem bayrischen Imbiss zocken... du bringst Non Stop Action in diese 90 Minuten, in denen sonst meistens dummes Zeug gelabert wird (Frau Meier, hatte Ihr Mann Feinde?)“
Auf Nachfrage unserer Redaktion wollte sich keiner der angesprochenen Schauspielerkollegen der Münchner oder Kölner Produktionen äußern.
Auch dem WDR war die Aktion keinen Kommentar wert.
Nur der Bayerische Rundfunk, produzierende Sendeanstalt für den Münchner Krimi mit Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl, antwortete: „Wir möchten die Privatmeinung von Til Schweiger auf Facebook nicht kommentieren.
Im Gegenzug empfehlen wir unseren Tatort zum 25. Jubiläum von Batic und Leitmayr, der in diesem Frühjahr im Ersten ausgestrahlt wird.“
Fans kritisieren Schweigers nächtlichen Egotrip
Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, wie die Reaktionen auf Schweigers Meinung ausfielen.
So schrieb Facebook-User Karsten Be: „Vielleicht jetzt einfach mal den Rechner ausschalten, ausnüchtern und morgen mal darüber nachdenken, was man hier für eine selbstgefällige Scheiße abgelassen hat!“
Und Bastian Klein: „Am besten du fängst wieder bei Manta-Manta an und überlegst dir in deiner Karriere so manches nochmal.
Deine eigene Werbung in deinem Post stinkt zum Himmel.“
Was war wohl der Grund für so viel nächtlichen Schweiger-Frust?
Vielleicht die Quoten: So erreichte der erste Teil, ausgestrahlt am Neujahrs-Freitag unter schauspielerischer Beteiligung von Schlagerstar Helene Fischer, immerhin 8,24 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 22,1 Prozent.
Den zweiten Teil „Fegefeuer“, der am Stammplatz Sonntagabend lief, wollten nur 7,69 Millionen Zuschauer sehen.
Für Til Schweiger geht es also quotenmäßig mit dem Tatort bergab.
Sein Debüt in 2013 schalteten 12,57 Millionen Zuschauer ein, seinen zweiten Tatort noch etwa zehn Millionen.
Alles unter zweistellig ist kein Erfolg.
Das schnellere Action-Kino-Konzept des Senders NDR ist also rein quotenmäßig nicht aufgegangen.
Dabei hatte man nicht nur Helene Fischer im ersten Teil aufgeboten, sondern auch die „Tageschau“-Moderatorin und Allzweckwaffe Judith Rakers im zweiten Teil sich selbst spielen lassen.
NDR hätte sich über mehr Zuschauer gefreut
Doch ihr Auftritt verlief anders als geplant.
Ursprünglich sollte ohne den Krimi-Vorspann unmittelbar nach der „Tagesschau“ um 20.15 Uhr eine Geiselnahme im Nachrichtenstudio gezeigt werden, wie die „Bild“-Zeitung berichtete.
Doch die Szene mit Judith Rakers wurde in den Krimi integriert.
„Nach den Anschlägen von Paris war die Idee nicht mehr vertretbar“, sagte eine NDR-Sprecherin.
Man habe die Zuschauer nicht verunsichern wollen.
Außerdem moderierte Rakers auch nicht wie geplant die reale 20-Uhr-„Tagesschau“ am Sonntag, statt ihrer übernahm Jan Hofer.
Und vielleicht sorgte auch diese Änderung für Ärger bei Til Schweiger.
Beim NDR hieß es gestern, der Facebook-Post sei die Privatmeinung des Schauspielers.
Und zur Quote verwies der Sender auf einen höheren Marktanteil bei den jüngeren Zuschauern.
„Wir hätten uns aber natürlich mit Blick auf das Gesamtpublikum insgesamt über mehr Zuschauer gefreut.“
Wie gut, dass Til Schweiger mit einem fünften Teil, der sich direkt auf die Tatort-Doppelfolge und die zwei früheren Schweiger-Tatorte bezieht, nun noch einmal auf der Leinwand überzeugen kann.
Die Story soll nämlich in fünf Teilen, so der NDR, zum modernen, sogenannten Binge Watching einladen.
Im Februar kommt „Off Duty“ ins Kino. Teil fünf im Kampf zwischen Nick Tschiller und dem Hamburger Kurdenclan und eine unendliche Folge im Kampf Schweiger versus Kritiker.
Im Fernsehen wird der Film nicht vor 2017 zu sehen sein.