NEWS zum Poststreik ! [Streik beendet.]

Post-Chef Frank Appel verteidigt Briefzustellung am Sonntag !

Bonn. Wegen des Streiks will die Deutsche Post auch am Sonntag Briefe zustellen.
Post-Chef Frank Appel verteidigt das umstrittene Vorgehen im Interview.

Post-Chef Frank Appel hat die Sondereinsätze von Briefzustellern am Sonntag mitten im Streik verteidigt.
„Wir gehen davon aus, dass es richtig und rechtlich erlaubt ist, in Streikzeiten auch am Sonntag Briefe auszutragen“, sagte Appel im Interview.
Die NRW-Landesregierung war mithilfe des Arbeitsschutzes gegen die Sonntagszustellung der Post vorgegangen.

Nach Angaben von Landesarbeitsminister Guntram Schneider (SPD) hat das Unternehmen zwischenzeitlich zugesagt, in NRW auf Sonntagsarbeit bei der Zustellung von Briefen und Paketen zu verzichten.
Post-Chef Appel ließ nun allerdings offen, ob es dabei bleiben wird.
Ob es erneut zu einer Zustellung von Briefen am Sonntag in NRW kommt, werde das Unternehmen „kurzfristig entscheiden“.
Appel verwies auf uneinheitliche Einschätzungen in den Bundesländern: „Hier gibt es offensichtlich unterschiedliche politische Positionen.“ Bayern hat die Sonntagszustellung bisher gebilligt.

Post-Streik geht in die vierte Woche
Der Streik bei der Post geht mittlerweile in die vierte Woche.
Am Freitag (3. Juli) wird wieder über die berufliche Zukunft der rund 140.000 Post-Tarifbeschäftigten verhandelt.
Im Tarifkonflikt kritisiert die Gewerkschaft Verdi insbesondere die Firmenausgliederungen des Konzerns im Paketbereich.
Hier geht es um derzeit rund 6000 Arbeitsplätze, die jetzt nicht mehr direkt beim Bonner Mutterkonzern angesiedelt sind.

„Dass es die neuen Gesellschaften gibt, ist für uns nicht verhandelbar“, betonte Post-Chef Appel im Interview mit dieser Redaktion.
Dennoch zeigte er sich mit Blick auf die Tarifgespräche zuversichtlich.
„Ich bleibe Optimist und bin mir sicher, dass wir uns einigen können.“

Verdi erhöht den Druck auf den Arbeitgeber.
Unter anderem in Düsseldorf soll es eine Kundgebung geben.
Bundesweit befinden sich nach Angaben der Gewerkschaft 32.500 und in NRW 7500 Beschäftigte der Post im unbefristeten Streik.

Mit dem seit 8. Juni dauernden Arbeitskampf will die Gewerkschaft erreichen, dass die 49 regionalen Gesellschaften mit geringerer Bezahlung im Paketgeschäft wieder in den regulären Haustarif aufgenommen werden.
Post-Chef Appel betonte dagegen: „Wir brauchen je nach Region unterschiedliche Lohnstrukturen.
Die Situation in München ist anders als in Mecklenburg-Vorpommern.
Das geht nicht mit einem Haustarif.“

Das Interview mit Post-Chef Frank Appel im Wortlaut

Der Streik bei der Post geht in die vierte Woche.
Am Freitag (3. Juli) wird immerhin wieder verhandelt.
Vor den Gesprächen mit der Gewerkschaft Verdi zeigt sich Post-Chef Frank Appel optimistisch, zugleich formuliert er Bedingungen für eine mögliche Einigung.

Herr Appel, können die Post-Kunden darauf hoffen, dass die Zustellung bald wieder reibungslos läuft?

Appel:
Das hängt weniger von uns ab als von unseren Verhandlungspartnern.

Was tun Sie denn als Arbeitgeber dafür, den Konflikt mit der Gewerkschaft Verdi zu entschärfen?
Immerhin geht es um die berufliche Zukunft von 140.000 Tarifbeschäftigten.

Appel:
Wir setzen uns an den Tisch und verhandeln.
Und das, obwohl der Streik fortgesetzt wird.
Ich bleibe Optimist und bin mir sicher, dass wir uns einigen können.
Wir sind Verdi ja auch schon deutlich entgegengekommen.
Wir bieten die Verlängerung des Kündigungsschutzes und ein neues Arbeitszeitmodell, das eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 34 Stunden zulässt.
Wir sagen außerdem ganz klar: Die Mitarbeiter, die schon heute im Unternehmen beschäftigt sind, werden nicht schlechter gestellt.
Aber wir müssen unsere Kostenstrukturen bei neu entstehenden Arbeitsplätzen wettbewerbsfähig machen.

Die Gewerkschaft kritisiert insbesondere die Ausgliederung von Beschäftigten in der Paketzustellung in Tochterfirmen mit schlechterer Bezahlung.
Es geht um rund 6000 Arbeitsplätze, die nun nicht mehr direkt beim Mutterkonzern angesiedelt sind.
War die Ausgliederung wirklich notwendig?

Appel:
Nachdem Verdi sich über Monate nicht gesprächsbereit gezeigt hatte, haben wir den befristet angestellten Paketzustellern aus der Deutsche Post AG Anfang des Jahres unbefristet eine Festanstellung in den Delivery GmbHs angeboten.
Dort werden sie nach einem mit Verdi vereinbarten Tarif bezahlt.
3800 von 4000 haben das Angebot sofort angenommen.
Dazu kommen inzwischen zusätzlich 2000 externe Neueinstellungen.

Der Vorwurf Vertragsbruch steht im Raum.

Appel:
Bei der Gründung dieser Gesellschaften hat es entgegen falscher Behauptungen keinerlei Vertragsbruch gegeben.
Diese Neuverträge berücksichtigen die veränderte Wettbewerbssituation in der Branche.
Wir zahlen heute im Schnitt doppelt so hohe Löhne wie die Konkurrenz.
Die Neuverträge sind dennoch hochattraktiv, denn wir liegen in der Bezahlung immer noch deutlich über den Mitbewerben.
Die Situation ist schon einzigartig: Verdi streikt gegen seinen eigenen Tarif, mit Mitarbeitern, die davon nicht betroffen sind.

Warum die Post nicht das Prinzip „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ verfolgt
Gleiches Geld für gleiche Arbeit“, argumentiert Verdi. Was soll daran falsch sein?

Appel:
Ich habe Verständnis dafür, dass Mitarbeiter, die schon im Unternehmen sind, keine Abstriche machen wollen.
Und das gewährleisten wir ja auch.
Doch bei Neueinstellungen haben wir eine andere Situation.
Die Post ist kein Monopolist mehr.
Wir brauchen je nach Region unterschiedliche Lohnstrukturen.
Die Situation in München ist anders als in Mecklenburg-Vorpommern.
Das geht nicht mit einem Haustarif.

Können Sie sich vorstellen, die Ausgliederung rückgängig zu machen und die betroffenen Beschäftigten wieder nach dem regulären Haustarif zu bezahlen?

Appel:
Dass es die neuen Gesellschaften gibt, ist für uns nicht verhandelbar.

Es geht auch um Grundsätzliches.
Sie wollen den operativen Gewinn des Konzerns bis zum Jahr 2020 von zuletzt rund drei Milliarden Euro auf fünf Milliarden Euro steigern.
Verdi kritisiert, die Renditeziele seien zu hoch und wirkten sich negativ auf die Situation der Post-Mitarbeiter aus.
Können Sie die Kritik nachvollziehen?

Appel:
Nein, denn hier gerät einiges durcheinander.
Es stimmt, dass wir unseren operativen Gewinn jährlich um acht Prozent steigern wollen.
Mit einem Plus von zehn Prozent soll aber der größte Anteil aus dem Ausland kommen.
In Deutschland ist eine Steigerung um drei Prozent geplant, also etwa auf dem Niveau des Umsatzwachstums.
Mehr als 80 Prozent unseres geplanten Umsatzanstiegs kommen daher aus dem Ausland.

Höhere Produktivität = höhere Löhne: Das funktioniert nicht mehr
Sind Abstriche bei den Ergebniszielen denkbar?

Appel:
Wir bleiben bei unseren Zielen.
Wer sagt, unsere Ergebnisziele gehen zu Lasten der Mitarbeiter, liegt falsch.
Wir müssen in der Lage sein, massiv in unser Geschäft zu investieren.
Sonst entstehen die Arbeitsplätze bei Wettbewerbern, die in der Regel deutlich schlechter bezahlen als wir.
Das kann niemand wollen – auch Verdi nicht.

Werden die Konkurrenten der Post durch den Streik gestärkt?

Appel:
Es gibt natürlich ein Risiko, dass wir Kunden verlieren, die zu Wettbewerbern gehen und dort bleiben.
Die genauen Folgen des Streiks werden aber für uns vermutlich erst in einigen Monaten genau sichtbar.
Klar ist: Der Wettbewerb ist rau.

Gerade in früheren Staatsbetrieben wird der Arbeitskampf mit großer Härte geführt.
Das zeigt sich bei der Post, bei Lufthansa und auch beim nun gelösten Konflikt bei der Bahn.
Sind die ungewöhnlich harten Auseinandersetzungen ein Zufall?

Appel:
Nein, das ist kein Zufall.
Diese Unternehmen sind als Monopolisten oder Quasi-Monopolisten gestartet.
Lange Zeit konnten auch wir als Konzern Lohnsteigerungen über Fortschritte bei der Produktivität erwirtschaften.
Hier haben wir das Ende der Fahnenstange erreicht.

Müssen für ein Unternehmen, an dem auch der Staat mit 21 Prozent beteiligt ist, besondere Maßstäbe mit Blick auf die Beschäftigten gelten?

Appel:
Wir sind ein privates Unternehmen, und wir nehmen unsere Verantwortung für die Beschäftigten in vollem Umfang wahr.
Dazu gehört auch, dass wir den Menschen keinen Sand in die Augen streuen.

NRW entscheidet bei der Sonntagszustellung anders als andere Bundesländer
Sie wirken verärgert über die Eskalation im Streik.

Appel:
Ich bin nicht verärgert.
Es stört mich aber, dass Mitarbeiter, die nichts dafür können, letztlich die Zeche für die Folgen des Streiks zahlen sollen.
Wir tun als Management nichts, was unredlich ist.
Im Gegenteil: Wir wollen das Unternehmen für die Zukunft wappnen.

Die Landesregierung in NRW ist mit Hilfe des Arbeitsschutzes gegen die Sonntagszustellung der Post vorgegangen.
Ist das aus Ihrer Sicht nachvollziehbar?

Appel:
Wir gehen davon aus, dass es richtig und rechtlich erlaubt ist, in Streikzeiten auch am Sonntag Briefe auszutragen.
Dieser Auffassung folgen viele Bundesländer.
Andere Bundesländer sehen das anders.
Hier gibt es offensichtlich unterschiedliche politische Positionen.

Das heißt, das Vorgehen in NRW ist aus Ihrer Sicht nicht juristisch, sondern politisch motiviert?

Appel:
Einzelne Entscheidungen will ich nicht kommentieren.

Bleibt es dabei, dass in der Streikzeit an Sonntagen in NRW keine Briefe zugestellt werden?

Appel:
Das werden wir kurzfristig entscheiden.

Was hören Sie von Ihren Kunden?
Wie viele Beschwerden kommen bei Ihnen an?

Appel:
Es gibt die eine oder andere Beschwerde.
Ein Streik bleibt nicht ohne Auswirkungen.
Aber wir liefern immer noch sehr gute Qualität.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Großkunden wie Amazon, Zalando oder anderen Versandhändlern?

Appel:
Natürlich stehen wir hier in ständigem Kontakt.
Wir setzen alles daran, die Auswirkungen des Streiks für alle unsere Kunden so gering wie möglich zu halten.

Rund 30 000 Beschäftigte streiken.
Lässt sich so überhaupt eine pünktliche Zustellung gewährleisten?

Appel:
Zunächst darf man nicht vergessen, dass noch immer im Schnitt mit unseren verbeamteten Kollegen insgesamt 150 000 Mitarbeiter regulär ihrer Arbeit nachgehen.
Die Situation bei der Zustellung unterscheidet sich von Region zu Region zum Teil erheblich.
Grundsätzlich gibt es aber viele Freiwillige im Unternehmen, die derzeit mehr als sonst arbeiten.
Außerdem setzen wir im Rahmen der geltenden rechtlichen Regeln temporäre Kräfte und Leiharbeiter ein.
Das alles tun wir nicht, um den Streik zu brechen, sondern um unsere Kunden zufrieden zu stellen.

Zuletzt ist das Porto für einen Standardbrief zum Jahresanfang um zwei Cent erhöht worden.
Sind weitere Anhebungen denkbar, auch um die Kosten des Streiks wieder hereinzuholen?

Appel:
Das wird im Herbst entschieden.
Ich will nicht spekulieren.
Aber gerade vor dem Hintergrund des Streiks und dessen Auswirkungen auf die Kunden müssen wir uns nun sehr genau überlegen, was wir tun.

Ein derart langer Streik, der in dieser Härte geführt wird, ist sehr ungewöhnlich für die Post.
Wie wirkt sich die Situation auf das Klima im Unternehmen aus?

Appel:
Es bleibt nicht aus, dass der Streik die Stimmung im Betrieb verschlechtert hat.
Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die Lage auch wieder entspannt und Normalität einkehrt.

Wird von Vorgesetzten Druck auf Beschäftigte ausgeübt, die streiken wollen?

Appel:
Der Vorwurf, bei uns würde systematisch Druck auf streikwillige Beschäftigte ausgeübt, ist absurd.
Natürlich darf streiken, wer streiken will.
Umgekehrt gibt es aber auch das Recht, zur Arbeit zu gehen.
Und da finde ich es sehr bedenklich, wenn Mitarbeiter gefilmt, belästigt oder öffentlich als Judas diffamiert werden, nur weil sie aus Solidarität mit dem Unternehmen ihrer Arbeit nachgehen.

Geben Sie bitte eine Prognose ab: Wann läuft die Post-Zustellung wieder wie gewohnt?

Appel:
Wenn es eine Einigung gibt, wird es sehr schnell gehen.
Doch ob und wann es zu einer Einigung kommt, kann ich nicht sagen.

Bekommen Sie zu Hause pünktlich Ihre Post?
Oder streikt Ihr Briefträger auch?

Appel: Meine Post kommt pünktlich.
So wie bei sehr vielen anderen Kunden auch.


 
„Verliere meinen Job“: So reagiert die Post auf Annas verzweifelten Facebook-Beitrag !

Wirbel um einen wichtigen Brief! Um jeden Preis brauchte Anna diesen einen Umschlag - denn darin steckte ihr Reisepass sowie ihr Arbeitsvisum.
Doch wegen des Streiks kam nichts bei ihr an, mit einem verzweifelten Facebook-Post wandte sie sich deshalb an die Deutsche Post.

Das sagt die Deutsche Post

Die Zusteller streiken – was tut die Post also in einem solchen Fall?
Wir haben nachgefragt. „Wir können nichts machen“, so die Antwort eines Pressesprechers.
„Es ist unmöglich, den Brief zu finden.“
Doch warum geht das nicht?

Der Weg eines Briefs

In Deutschland verteilt gibt es 82 Briefzentren - beispielsweise Köln allein hat zwei.
Wenn ein Brief von dort aus losgeschickt wird, landet er mit täglich drei bis fünf Millionen anderen Briefen in einem der beiden Zentren.
Diese sortieren die Post daraufhin nach Empfängeradressen.

Soll der Brief zu einem Empfänger nach Köln, bleibt er im Kölner Briefzentrum.
Soll er aber beispielsweise nach Berlin, wird er abends zu einem der Berliner Briefzentren gebracht.
Insgesamt gehen täglich deutschlandweit jedoch 65 Millionen Briefe ein.

Diesen einen Brief in einem der Briefzentren zu finden, ist nahezu unmöglich, so die Post - es sind zu viele!

80 Prozent der Briefe pünktlich
Dazu gibt die Post auf Nachfrage ein Beispiel: „Einen bestimmten Brief in einem einfachen Briefkasten zu finden, ist schon schwer genug.“
Wenn er erstmal in einem Briefzentrum gelandet ist, ist nichts zu machen.
Trotzdem gebe es auch positive Nachrichten.
Obwohl rund 30.000 Mitarbeiter im Ausstand seien, könne die Deutsche Post ganze 80 Prozent der Briefe pünktlich zustellen.

Happy-End für Anna
Und offenbar gehörte Anna doch noch zu den Empfängern, die beliefert werden – und hat im letzten Moment Glück gehabt!
Wie sie uns am Donnerstag mitteilte, hat sie der Brief mit dem Visum und ihrem Reisepass inzwischen erhalten.

Ihren Facebook-Post löschte die junge Frau ebenfalls, obwohl sie sich über den positiven Zuspruch sehr gefreut hat, wie sie sagte.
„Selbst wenn die Post sich bis jetzt nicht gemeldet hat, hat die Sache ja glücklicherweise ein gutes Ende genommen.“
Nun geht es wohl ab in die USA!

Rat an Betroffene

Trotzdem können rund 20 Prozent der Briefe täglich nicht zugestellt werden.
Wer sich in einer ähnlichen Lage befindet, kann auf den DHL-Express zurückgreifen.
Zwar kostet ein Brief 9 Euro, aber der Brief kommt unter Garantie am nächsten Tag an.


 
Von Einschreiben bis Express-Versand – was Kunden wissen müssen !

Dauerstreik bei der Deutschen Post – das stellt Kunden im Alltag vor große Probleme.
Was ist, wenn wichtige Schreiben zu spät ankommen oder Fristen versäumt werden?
Wer haftet, wenn bestellte Ware zu spät ankommt?
Rechtsanwalt Christian Solmecke von der Kölner Kanzlei Wilde Beuger Solmecke beantwortet die wichtigsten Rechtsfragen zum Poststreik.

Amazon
Ich habe mein Amazon-Paket noch innerhalb der 14-tägigen Widerrufsfrist an Amazon zurückgeschickt?
Was passiert, wenn die Ware nicht rechtzeitig ankommt?
Muss ich sie dann doch behalten?

Christian Solmecke:
Nein. Für einen Widerruf genügt es, dass das Paket innerhalb der 14-tägigen Widerrufsfrist abgesendet wird.
Auf den Zugang der Ware bei Amazon kommt es daher nicht an.
Der Käufer bekommt also sein Geld zurück.
Der Einlieferungsbeleg sollte in diesem Fall aufbewahrt werden, damit die rechtzeitige Absendung der Ware bewiesen werden kann.

Arbeit gekündigt
Mein Arbeitgeber hat mir gekündigt.
Die Kündigung ist mir jedoch wegen des Streiks erst nach Ablauf der Kündigungsfrist zugegangen.
Verschiebt sich jetzt der Zeitpunkt, zu dem die Kündigung wirksam wird nach hinten?

Solmecke:
Ja.
Die Kündigung ist eine sogenannte empfangsbedürftige Willenserklärung.
Das bedeutet, sie wird erst in dem Zeitpunkt wirksam, in dem sie dem Empfänger zugeht.
Wenn die Kündigungsfrist bei Zugang bereits verstrichen ist, wird sie erst zum nächstmöglichen Zeitpunkt wirksam.
Im Regelfall verschiebt sich das Ende des Arbeitsverhältnisses dann um einen Monat nach hinten.


Express-Sendungen
Was ist, wenn ich den Express-Service der Post nutze?
Habe ich dann eine Garantie, dass meine Sendung rechtzeitig ankommt?

Solmecke:
Aus rechtlicher Sicht nein.
Denn auch bei den Express-Services ist in den AGB die Haftung für Verzögerungen wegen Streiks ausgeschlossen.
Laut Deutscher Post sind Express-Sendungen allerdings nicht vom Streik betroffen und werden rechtzeitig ausgeliefert.

Gerichtsverfahren
Bei mir läuft gerade ein Gerichtsverfahren.
Was passiert, wenn hier meine Post zu spät ankommt und deshalb Fristen versäumt werden?

Solmecke:
Werden in einem Gerichtsverfahren Fristen versäumt, kann dies erhebliche Auswirkungen auf den Erfolg des Rechtsstreits haben.
Daher sollte unbedingt sichergestellt werden, dass die Fristen gewahrt werden.
Dies funktioniert z.B. durch Übersendung der Schriftsätze vorab per Fax.
Wann ein Schreiben des Gerichts beim Empfänger ankommt, wird auf der Zustellungsurkunde vermerkt.
So kann genau nachvollzogen werden, wann der Empfänger das Schreiben erhalten hat.

Privatverkauf
Ich habe von einem privaten Verkäufer bei Ebay Konzertkarten gekauft.
Infolge des Poststreiks kommen diese erst nach dem Konzerttermin an.
Bekomme ich jetzt mein Geld zurück?

Solmecke:
Wenn der Käufer dem Versand der Konzertkarten per Post zugestimmt hat, bekommt er das Geld nicht zurück.
Denn in diesem Fall liegt eine sogenannte Schickschuld vor, das heißt der Verkäufer hat seinerseits alles zur Erfüllung des Vertrags Erforderliche getan, wenn er die Konzertkarten rechtzeitig abgeschickt hat.
Das Risiko des verspäteten Zugangs trägt dann der Käufer.

Vertrag rechtzeitig kündigen
Ich möchte meinen Fitnessstudiovertrag kündigen.
Was passiert, wenn die Kündigung rechtzeitig abgeschickt wird, aber wegen des Poststreiks erst nach Ablauf der Kündigungsfrist ankommt?

Solmecke:
Der Absender trägt grundsätzlich das Risiko, dass die Kündigung auch rechtzeitig beim Empfänger ankommt.
Daher ist es nicht möglich, die Schuld einfach der Post in die Schuhe zu schieben.
Denn für die Post stellt der Streik „höhere Gewalt“ dar.
Wer einen Vertrag kündigen will, sollte dies auf anderem Wege tun, zum Beispiel per Fax.
In diesem Fall sollte zu Beweiszwecken das Übermittlungsprotokoll aufbewahrt werden.

Doch Vorsicht – nicht jede Kündigung kann per Fax erfolgen.
Der Mietvertrag etwa kann nur schriftlich gekündigt werden, also mit handschriftlicher Unterschrift.
Wer seinen Mietvertrag kündigen will, sollte das Kündigungsschreiben also am besten selbst dem Vermieter in den Briefkasten legen oder sogar persönlich übergeben.


 
Post-Tarifrunde: Fortschritte, aber noch kein Durchbruch !

Bad Neuenahr/Bonn. Nach vier Wochen Dauerstreik und einem harten Tarifkonflikt seit Ostern ist eine Einigung für die rund 140 000 Post-Beschäftigten deutlich näher gerückt.

Post-Vertreter und die Gewerkschaft Verdi verhandelten am Freitag und Samstag in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz) konstruktiv, wie Sprecher beider Seiten bestätigten.

Bis zum frühen Abend war eine Lösung allerdings noch nicht erreicht.
Die Gespräche sollten vorerst weiterlaufen.
Auch eine Verlängerung in den Sonntag hinein sei möglich, sagte ein Verdi-Sprecher.
Die Räume im Verhandlungshotel blieben gebucht.

"Beide Seiten sind willens, Lösungen zu finden", berichtete ein Post-Sprecher.
Wann es einen Durchbruch bei den Gesprächen geben könne, lasse sich aber nur schwer vorhersagen.
"Es wird weiter gearbeitet, aber die Einigung ist noch nicht in Sicht", hieß es bei Verdi.
Die Gespräche verliefen "sehr ernsthaft" und mit einem spürbaren Willen zu Fortschritten.
Zu Details der Verhandlungen wollten sich beide Seiten zunächst nicht äußern.

Post und Verdi hatten zuvor vom Freitag- bis zum frühen Samstagmorgen gegen 1.00 Uhr verhandelt.
Um kurz nach 9.00 Uhr gingen die Gespräche weiter. Währenddessen hielten die bundesweiten Streiks an.
Laut Verdi waren dabei am Samstag wieder rund 32 000 Beschäftigte im Ausstand.

Zentraler Streitpunkt ist die Ausgliederung regionaler Paketgesellschaften bei schlechterer Bezahlung.
Dort arbeiten rund 6500 Menschen, ihre Zahl soll steigen. Verdi lehnt das strikt ab.

Die Gewerkschaft fordert außerdem 5,5 Prozent mehr Geld und eine Arbeitszeitverkürzung von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich für die Postler.
Sie bietet Entgegenkommen an, falls die Post die Paketgesellschaften in den Haustarif aufnimmt.
Das weist der Konzern als "nicht verhandelbar" zurück, wie Vorstandschef Frank Appel vor Verhandlungsbeginn noch einmal bekräftigt hatte.

Außerdem geht es um eine mögliche Verlängerung des Kündigungsschutzes, der zum Ende des Jahres ausläuft.
Alle Teilfragen würden im Gesamtpaket verhandelt, hieß es bei Verdi.

Der inzwischen fast vierwöchige unbefristete Streik sorgt inzwischen zunehmend für Beschwerden von Kunden.
Dennoch findet der Ausstand in der Bevölkerung einer Umfrage zufolge insgesamt weiter Rückhalt.

Wie das Meinungsforschungsinstitut YouGov in einer am Freitag veröffentlichten Befragung ermittelte, haben 63 Prozent der Bundesbürger Verständnis für den Arbeitskampf.
Nur 29 Prozent lehnen ihn kategorisch ab.

Dabei hat fast die Hälfte der Bundesbürger inzwischen die Auswirkungen des Streiks persönlich zu spüren bekommen.
Insgesamt 42 Prozent der 1370 Befragten gaben an, durch den Tarifkonflikt bereits wichtige Sendungen zu spät erhalten zu haben.

Die Post erklärt seit längerem, dass rund 80 Prozent der Briefe und Paketen pünktlich ihr Ziel erreichen.
Dabei gibt es laut dem Unternehmen aber deutliche regionale Unterschiede.


 
Tarifeinigung: Post-Streik geht am Dienstag zu Ende !

Bad Neuenahr/Bonn – Kunden der Deutschen Post können bald wieder mit pünktlich zugestellten Briefen und Paketen rechnen.

Nach vier Wochen Dauerstreik und einer dreitägigen Marathon-Tarifrunde in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz) einigten sich das Unternehmen und die Gewerkschaft Verdi am Sonntagabend auf einen Tarifabschluss.
Der Streik soll in der Nacht von Montag auf Dienstag um 24.00 Uhr enden, wie die Tarifparteien mitteilten.

Post-Chef Frank Appel sprach von einem „guten Tag für die Deutsche Post, ihre Kunden und Mitarbeiter“.
Nach dem Ende des Streiks werde sich der Betrieb im „absoluten Gros“ der Zustellbezirke innerhalb von Tagen normalisieren, sagte Post-Personalchefin Melanie Kreis.

Die rund 140.000 Post-Beschäftigten erhalten der Einigung zufolge zum 1. Oktober 2015 zunächst eine Einmalzahlung von 400 Euro.
Anschließend bekommen sie zum 1. Oktober 2016 zwei Prozent und zum 1. Oktober 2017 dann noch einmal 1,7 Prozent mehr Geld.

„Wir konnten ein Gesamtpaket vereinbaren, das unseren Mitarbeitern Sicherheit und Perspektive bietet sowie gleichzeitig künftiges Wachstum ermöglicht“, sagte Kreis.
Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis nannte den Abschluss ein „umfassendes Sicherungspaket für die Beschäftigten“.

Die zum Jahresbeginn ausgegründeten Paketgesellschaften DHL Delivery mit schlechterer Bezahlung werden nicht aufgelöst oder in den Post-Haustarifvertrag aufgenommen.
Die Post verpflichtet sich aber, ihre aktuell im Unternehmen arbeitenden Paketzusteller beim Mutterkonzern zu behalten.
Laut Verdi sind das rund 7650 Menschen.
Nur neu eingestellte Beschäftigte können damit in die ausgegründeten Gesellschaften kommen.

Die Post will die neue Paketsparte personell noch stark ausbauen.
Angesichts des boomenden Online-Handels plant sie, den Personalstand von jetzt 6500 bis zum Jahr 2020 auf 20.000 auszuweiten.
Diese Zahl sei angesichts des erfolgreiches Starts von Delivery „sehr realistisch“, sagte Kreis.

Der Kündigungsschutz bei der Post wird zudem um vier Jahre bis Ende 2019 verlängert.
Eine Vergabe von Brief- oder kombinierter Brief- und Paketzustellung an Fremdfirmen ist bis Ende 2018 ausgeschlossen.
Damit kommt die Post der Sorge der Gewerkschaften entgegen, dass nach der Gründung von Paketgesellschaften unterhalb des Haustarifs bald auch im Briefgeschäft der Haustarif unterlaufen werden könnte.


 
Nach dem Poststreik - keine Furcht wegen offener Rechnungen !

Essen. Millionen Briefe und Pakete sollen jetzt die Sammelstellen verlassen und endlich auf die Reise gehen: Der Poststreik ist zu Ende, die Tarifparteien haben sich geeinigt.
Postkunden sollten aber trotzdem noch ein paar Tage mehr Zeit für ihre Sendungen einrechnen. „
Vermutlich hat die Post einen gewissen Stau abzuarbeiten“, sagt Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Bei sehr wichtigen Sendungen – wie einer Kündigung – rät sie zum Einschreiben.
Dort lasse sich nachverfolgen, wann der Brief ankommt.

Es sei „insbesondere in einigen Regionen zu erhöhten Rückständen bei der Zustellung“ gekommen, bestätigt die Post auf ihrer Homepage.
Vor allem bei den Paketen könnte es noch länger dauern, bis die angehäuften Berge komplett abgetragen sind.
In Brandenburg sprach Verdi-Fachbereichsleiterin Benita Unger von ein bis zwei Monaten möglicher Verspätung.

Absender trägt das Risiko für liegen gebliebene Post
Egal ob Streik oder nicht: Der Absender trägt das Risiko dafür, dass sein Paket oder sein Brief rechtzeitig eintrifft.
Darauf macht die Verbraucherzentrale aufmerksam.
Komme beispielsweise ein Kündigungsschreiben bei der Versicherung oder beim Telefonanbieter erst nach Ende der Kündigungsfrist an, habe der Verbraucher Pech.
Der Vertrag verlängere sich entsprechend und man erhalte keinen Schadenersatz von der Post, da diese Streik in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen als Haftungsgrund ausgeschlossen habe.

Das bedeutet aber auch: Im Falle von Rechnungen und Mahnungen liegt die Nachweispflicht darüber, dass der Brief zugestellt wurde, beim Absender.
„Kommt ein wichtiges Schreiben verspätet beim Verbraucher an, trifft diesen keine Schuld.
Der Absender wiederum hat das Problem.
Die Reaktionsfrist für den Verbraucher verkürzt sich durch die Verspätung nicht.
Auch eine 14-tägige Widerrufsfrist bleibt erhalten, sie beginnt erst zu laufen, wenn die Ware wirklich angekommen ist“, sagt Ralf Reichertz, Rechtsexperte bei der Verbraucherzentrale Thüringen.
Wer eine Rechnung zu spät bekommt, muss sich in der Regel also nicht sorgen: Meist beginnt die Zahlungsfrist erst mit Erhalt des Briefs.

Info auf Website
Verbraucher können auf einer Webseite der Deutschen Post prüfen, in welchen Regionen es auch nach dem Streik zu Verzögerungen kommen kann.
Unter lässt sich mit den Postleitzahlen von Sender und Empfänger einsehen, ob am Versandort oder Empfangsort Beeinträchtigungen zu erwarten sind.

Der Streik bei der Post hatte in den vergangenen vier Wochen für Verzögerungen gesorgt, vergangene Nacht sollte er enden.


 
Bundeskartellamt wirft Post Ausnutzung von Marktmacht vor !

Bonn. Die Deutsche Post soll ihre Marktmacht bei Briefzustellungen ausgenutzt haben.
Das ergab ein Missbrauchsverfahren des Bundeskartellamts.

Das Bundeskartellamt wirft der Deutschen Post vor, in der Vergangenheit seine marktbeherrschende Stellung im Bereich Briefdienstleistungen missbräuchlich ausgenutzt und dadurch Wettbewerber behindert zu haben.
Das teilte das Bundeskartellamt am Dienstag zum Abschluss eines Missbrauchsverfahren in Bonn mit.

Die Post habe mit Großkunden Briefpreise und Treuerabatte vereinbart, die es anderen Briefdienstleistern unmöglich machten, ein wettbewerbsfähiges Angebot zu unterbreiten.
Mittlerweile habe das Unternehmen die kritisierten Maßnahmen jedoch eingestellt.


 
Gerichtsentscheid - Sonntagsarbeit bei der Post ist illegal !

Düsseldorf. Die Post will nach dem Poststreik auch sonntags Tempo machen, um Briefberge abzubauen.
Aber das Verwaltungsgericht Düsseldorf zeigt die Rote Karte.

Dämpfer für die Post und ihre Pakettochter DHL: Nach vier Wochen Poststreik dürfen die Unternehmen an den kommenden Sonntagen keine Postsendungen zustellen.
Das hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf am Donnerstag entschieden.

"Der Abbau des streikbedingten Arbeitsrückstandes ist auch nicht ausnahmsweise erlaubt", urteilte das Gericht in zwei Eilverfahren.
So hatte die Bezirksregierung Düsseldorf den beiden Postunternehmen für ihren Beritt die Sonntags- und Feiertagszustellung von Post untersagt.
Grund: Das Ausfahren und Austragen von Postsendungen von der Postkarte bis zum Paket sei an diesen Tagen ein Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz.

Schutz der Arbeitnehmer wiegt für Gericht schwerer als wirtschaftliche Schäden der Post
Damit hat das Gericht die Eilanträge von Deutscher Post und DHL vom 7. und 8. Juli abgelehnt.
Die Post hatte argumentiert, durch den Streik seinen Kunden Nachteile entstanden; es es deshalb notwendig die aufgehäuften Postberge möglichst zügig abzubauen.

Dem widersprach das Gericht: Dass sich innerhalb der vergangenen vier Wochen im Poststreik bergeweise Post aufgehäuft hätte, hätte "nachteilige Folgen" für Kunden, die jedoch durch die für die kommenden Wochen angesetzte Sonntagsarbeit "nicht mehr zu verhindern" seinen."

Für das Gericht wogen die Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz und der Schutz der Arbeitnehmer schwerer als die wirtschaftlichen Schäden für Deutsche Post und DHL.
Gleichwohl muss damit die Sonntagszustellung noch nicht endgültig abgewiesen sein.
Die Kammer des Verwaltungsgerichts ließ die Revision beim Oberverwaltungsgericht in Münster zu.


 
Nach Post-Streik: Viele Kunden warten immer noch auf Pakete !

Bonn – Mehr als einen Monat nach Ende des Post-Streiks warten vor allem Kunden kleinerer Onlinehändler noch immer auf ihre Pakete.

„Es gibt Händler, bei denen ganze Tageslieferungen abhandengekommen sind.
Man weiß nicht, wo die sich befinden“, sagte der Präsident des Bundesverbands Onlinehandel, Oliver Prothmann, dem „Tagesspiegel“ (Samstag).
Ein Sprecher der Deutschen Post sagte der dpa, die Streikfolgen seien zwar weitgehend aufgearbeitet.

„Aber angesichts der Masse der liegengegebliebenen Pakete gibt es Fälle, in denen Kunden noch auf ihre Sendungen warten.“
Dies betreffe einzelne Regionen, vor allem Berlin.

„Gewerbekunden, die Sendungen vermissen, sollten sich möglichst schnell mit uns in Verbindung setzen“, riet der Post-Sprecher.

Kunden, die schon lange auf ein Paket warten, sollten einen Nachforschungsantrag stellen.
Wie lange es dauert, bis auch die letzten Pakete ausgeliefert sind, konnte der Sprecher nicht sagen.
„Wir hoffen, möglichst bald.“


 
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