Knock.Knock.2015.German.BDRip.AC3.LiNE.DUBBED.XViD-CiNEDOME
Genre: Thriller
Laufzeit: 100 Min.
Sprache/n: Deutsch
Größe: 1432 MB
Parts: 8 Dateien
Beschreibung
Das erste Bild zeigt zwei ausgefranste Löcher, durch die man den Himmel sieht. Zwei Augenausschnitte einer Maske, so scheint es. Und tatsächlich, obwohl sich das Bild als die Felsendurchbrüche in einer beeindruckenden Monumentallandschaft entpuppt, haben wir es mit Maskierung, mit Verstellung und Imitation zu tun. Die Felsen sind Naturkulisse für das uramerikanische und mythische Genre, den Western. Und der Film im Film, der hier gedreht wird, heißt nicht umsonst "Phantoms Of The West".
Wim Wenders und der Schauspieler und Dramatiker Sam Shepard haben sich nach "Paris, Texas" erneut zusammengetan, um einen Blick auf den Westen, die Wüste und einen entsprechend kargen und "wilden" Mann darin zu werfen. Wieder geht es um das, was echte Cowboys in der Realität ausmacht: die Unfähigkeit, sich zu binden, an Menschen oder Orte, und die daraus resultierende Unruhe, Unbehaustheit, Einsamkeit. Herausgekommen ist dabei, wie sie selbst sagen, ein Post-Western. Tatsächlich ist es ein Roadmovie. Ein Drama. Eine Tragikomödie. Oder, wie stets bei Wenders, alles zusammen. Hatte Wenders zuvor noch schnell in "Land of Plenty" seinen american dream beerdigt, ist er hier wieder quicklebendig. Zumindest scheinbar. Denn nicht nur Howard ist bloß soweit ein echter Kerl als er ihn vor der Kamera und in den Klatschspalten der Boulevardpresse spielt. Hin und wieder fühlt man sich an David Lynch erinnert. Nicht nur einzelner skurriler bis surrealer Figuren wegen: Sky, die die Urne ihrer Mutter unterm Arm spazieren trägt wie weiland die "Log Lady" in "Twin Peaks" ihren Holzscheit. Ein Revolver schwingender indianischer Wegelagerer, der als späte Rache die Inszenierung der Geschichte umkehrt und Howards Oldtimer aufs Korn nimmt. Oder aber der von Gott singende Golfer in Blau, mitten in der Wüste. Vielmehr aber noch verbindet "Don't Come Knocking" mit Lynchs postmodernen Groß- und Vorstadt-Phantasmagorien die Vorstellung eines hyperrealen Amerikas, das sich bei Wenders selbst inszeniert. Sam Shepard dazu: "Vor allem geht es um Entfremdung, um diese seltsame Einsamkeit in Amerika. Man kennt sich nicht mehr, und das ist nicht nur ein gesellschaftliches Phänomen, sondern gilt auch in den Familien. Wir haben keine Identität mehr." Kurzum: "Wir sind Vagabunden." Wie sehr hier eigene Vergangenheit erfunden, aber auch über die leeren Fassaden gelebt wird, dafür findet Wenders die richtigen Eindrücke: eine Sammlung von runtergekommenen Bruchbuden wird durch einen schicken modernen Massenbriefkasten zusammengehalten. Und in Butte, Montana, trifft Howie auf seine alte Liebschaft, die Kellnerin Doreen in einer Westernkneipe, wo er als Jesse James vom Kinoplakat schaut und jeder mit Stetson auf dem Kopf sein Bier trinkt. Derweil draußen ein Lokal der 40er durch sein, wenn auch stilechtes, Schild verraten wird: "Gegründet 1996". Kameramann Franz Lustig perfektioniert dieses Spiel mit der Wirklichkeit dank seinen grandiosen Cinemascope-Bildern. Ist er noch in "Land of Planty" mit digitaler Handkamera den Figuren ganz dicht und schmuddelig direkt zuleibe gerückt, beweist er hier, dass er auch mit den großen Mitteln des Films umzugehen weiß. Wenn er aus einer Straßenecke ein Edward Hopper-Gemälde mit dessen kalten, harten Licht zaubert, spiegelt das nicht nur Howards Innerstes in diesem Moment. Es verweist auch leichthändig auf Kunst und Künstlichkeit, mithin Bildlichkeit, der hausgemachten USA-Identität. So formen Lustig auf der einen und Shepard mit Dialogen und Spiel auf der anderen Seite für Wenders das Korsett, damit er nicht in verkopften Pathos einknickt, wie das schon manches Mal der Fall war. Ein Ziel auf die Suche nach dem "wahren" Leben gibt "Don't Come Knocking" freilich nicht. Das ist das Manko des Films, und es fokusiert sich in Howard. Zu ungenau, zu diffus tritt er als Figur hervor. Selbst wenn das nur konsequent sein mag angesichts der Scheinhaftigkeit seines Charakters. Wenn er am Ende jedoch wieder in den Sonnenuntergang reitet, ist für ihn (und uns) alles geblieben wie es ist. Mehr als ein kurzer Blick hinter die Fassade wird da nicht gegönnt. Die einzige Hoffnung sind dann wieder mal die Kinder, die Howard hinterherfahren und ihr Liedchen vom sich selbst verlorenen Vater singen. Die Männer bleiben jedenfalls merkwürdig zögerliche und flache Figuren. Oder gar, wie im Fall von Tim Roth' unterkühltem Versicherunsagenten Sutter ein überflüssige Karikatur der Coolness, ein schaler Aufguss von Mel Gibsons FBI-Mann in Wenders' "Million Dollar Hotel". Doch all das machen die Frauen wett, die Charaktere wie auch ihre Darstellerinnen. Die legendäre Eva Maria Saint als Howards Mutter, Jessica Lange als Doreen und Sarah Polley als Sky retten immer wieder den Film über manche Sandbank hinweg. Vor allem Shepards Lebensgefährtin Lange spielt ihn, wenn sie Howard in einer Szene unter Tränen den Marsch bläst, so gehörig an die Wand, dass einem als Zuschauer schlichtweg der Mund offen steht.
Fazit: Wim Wenders' kluge und schöne, wenn auch etwas ziellose Dekonstruktion des amerikanischen Weste(r)ns und eines seiner "Helden".
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