“Heil”: Ist die Zeit reif für eine Komödie über Neonazis ?

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“Heil”: Ist die Zeit reif für eine Komödie über Neonazis ?

‘Heil’ heißt die schräge und komische Liebeskomödie und bitterböse Gesellschaftssatire, die ab 16. Juli in den deutschen Kinos läuft.
Ein Afrodeutscher verliert sein Gedächtnis und landet bei den Rechtsradikalen.
Ist die Zeit reif für eine Komödie über Neonazis?

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Foto: X-Verleih​

Dazu sagte Autor, Regisseur und Co-Produzent Dietrich Brüggemann in einem Interview des Verleihers: “Mit genau dieser Frage fing es an. Ich fuhr mit dem Rad in Berlin an einem riesengroßen Plakat von ‘Kriegerin’ vorbei, saß dann mit Michael Lehmann, dem Produzenten von meinem Film, zusammen und hörte mich sagen: Wäre es nicht mal an der Zeit für eine Komödie mit Neonazis?
Das war im Frühjahr 2012.
Natürlich hatte ich die ganze NSU-Geschichte im Hinterkopf, und die schien mir insgesamt so absurd, dass auf den üblichen Drehbuchpfaden von Einfühlung und Identifikation da nichts zu holen sein würde.
Eher schon müsste man da anknüpfen, wo die Nazis in unserem Land das Licht ausgeknipst haben.
Nämlich bei Tucholsky und Lubitsch und Billy Wilder.”

Mit seinem neuen Film bereitet Brüggemann ein Panorama des Scheiterns aus und alle gesellschaftlichen kriegen ihr Fett ab: Die Neonazis natürlich, der Verfassungsschutz und die Medien.
Brüggemann sehe sich immer wieder in der Situation, dass man eigentlich “nur in Gegensatzpaaren” sprechen könne, erklärte er seine Motivation, den Film zu machen.


„Einerseits eine unglaubliche Wurstigkeit, ein Wegschauen und Sich-Arrangieren bis hin zur Komplizenschaft auf Seiten von Politik und Behörden, das ja im NSU-Fall ausführlich belegt ist.
Auf der anderen Seite eine unerhörte Empfindlichkeit. Unser Trauma ist, dass in unserem Land der blanke Horror an die Macht kam und nur eine verschwindend kleine Minderheit dagegen aufstand.
Das wollen wir immer noch irgendwie ausbügeln.
Deswegen sind wir alle ein bisschen Sophie Scholl und haben einen wahnsinnig fein eingestellten Alarm, der ständig aufheult.
Und dadurch sind wir wiederum so abgestumpft wie die Bewohner eines Villenviertels, in dem dauernd eine Autoalarmanlage losgeht, weil irgendwo ein Hund gebellt hat.
Und dann wiederum findet man quer durch die Lager eine furchtbar engstirnige Rechthaberei, die mir auch ziemlich Deutsch erscheint.
Die zeigt sich vor allem in Onlinediskussionen.
Überhaupt sind viele Dialoge im Film angelehnt an den Tonfall, mit dem Leute einander im Internet beharken.“

Die Filmmusik hat der Regisseur selbst geschrieben und aufgenommem.
Die ist geprägt von elektronischen Sounds, eher ungewöhnlich für eine Komödie.
Das hat einen schlichten Grund: Brüggemann kann mit der typischen Komödien-Musik überhaupt nichts anfangen.
“Mit diesen Pizzicato-Kontrabass-Akkordeon-Geschichten, die mir die ganze Zeit sagen: Hier ist es lustig.
‘Heil’ hat einen Soundtrack aus triumphalen Blechbläsern und Elektronik, und die Musik ist einfach immer begeistert von dem, was die Charaktere gerade so treiben.
Marschmusik und Techno sind, wenn man es zuspitzen will, die deutschen Beiträge zur Unterhaltungsmusik der Welt.”

Für die Haupt- und Nebenrollen wurden deutsche Schauspielstars wie Benno Fürmann, Jacob Matschenz, Liv Lisa Fries, Hanns Zischler oder auch der großartige Michael Gwisdek verpflichten.
Daneben dürfen sich die Zuschauer auf Gastauftritte von unter anderem dem Schauspieler und Hamburger Nazi-Jäger Dietrich Kuhlbrodt, den Sängern Heinz-Rudolf Kunze, Thees Uhlmann, Bernd Begemann, sowie Produzent Alfred Holighaus und Regisseur Andreas Dresen freuen.


 
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