Pheromonen auf der Spur Gibt es den Duft, der die Frauen betört?

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Pheromonen auf der Spur Gibt es den Duft, der die Frauen betört?

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Seit mehr als 20 Jahren werden Parfüms mit Pheromonen verkauft. Ihre Träger sollen die Lockstoffe unwiderstehlich machen. Forscher winken allerdings ab - außer bei einem einzigen Stoff.

Sie bestellt Alfa Donna, er legt Corporativo in den virtuellen Warenkorb. Ein, zwei Spritzer aus dem Parfümflakon, und schon entwickelt man enorme Anziehungskraft, wird unwiderstehlich. So steht es auf den Seiten der Internetanbieter und in den Bewertungen begeisterter Konsumenten. "Es wirkt bei mir definitiv", schreibt einer. "Ich habe erst nicht an so was geglaubt, aber die Frauen schnuppern an einem herum und sind immerzu in deiner Nähe!", schreibt ein zweiter.

In den Fläschchen sind sogenannte Pheromonsprays. Pheromone, das sind bestimmte Duftmoleküle, die andere dazu bringen sollen, einen für begehrenswerter, vertrauenswürdiger oder dominanter zu halten, als man sich selbst für gemeinhin hält. Androstenon, Androstenol, Androstadienon und Estratetramol – so heißen die Stoffe, die in den Parfüms stecken.

Es sind die vier Düfte, von denen viele Wissenschaftler seit Jahren vermuten, dass es Pheromone sind. Sie führen Studien mit ihnen durch und veröffentlichen Ergebnisse dazu. Und so glauben auch Laien, dass es Pheromone beim Menschen gibt, dass sie das menschliche Miteinander auf geheimnisvolle Weise steuern, sodass Menschen Dinge tun, ohne zu wissen, warum.

Doch die Sache hat einen Haken. Auch wenn die Theorie von den menschlichen Pheromonen so schön plausibel klingt: Bis heute gibt es gar keinen eindeutigen Nachweis dafür, dass die vier Stoffe in den Sprays überhaupt Pheromone sind. Es ist nicht einmal ganz sicher, ob es menschliche Pheromone überhaupt gibt.
"Es gibt keine Beweise"

"Weil Menschen Säugetiere sind, ist es möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass wir Pheromone haben", schrieb Tristram Wyatt, ein Zoologe von der University of Oxford, kürzlich im Journal "Proceedings of the Royal Society B". "Aber bisher gibt es dafür keine robusten Beweise." Ein Pheromon ist nicht einfach irgendein Duftstoff, und er ist auch nicht der individuelle Körpergeruch.

Es ist ein ganz bestimmtes Duftmolekül, das innerhalb einer Art produziert wird und dort immer gleiche und nicht willentlich kontrollierbare Effekte hat. Bei Einzellern wurden solche Stoffe gefunden, bei Pflanzen und Insekten, auch bei einigen Säugetieren.

Beim Menschen aber verlief die Suche bislang erfolglos. Hanns Hatt, Zellphysiologe an der Ruhr-Universität Bochum, sagt, die Geschichte der Pheromone beim Menschen bestehe aus Anekdoten, Einzelfallbeschreibungen oder Studien mit grenzwertig kleiner Fallzahl oder Methodik. "Ein Duftmolekül, das bei jedem Menschen vorhersagbar und verlässlich die gleiche Reaktion hervorruft, das gibt es definitiv bislang nicht."
Bei Seidenspinnern nachgewiesen

Es fehlt, was der Forscher eine geschlossene Beweisführung nennt. Seinem Mentor gelang zusammen mit dem Biochemiker Adolf Butenandt Ende der 50er-Jahre nach 20-jähriger Arbeit der Nachweis des ersten Pheromons mit einer solchen geschlossenen Beweisführung. Bombykol wird beim Seidenspinnerweibchen in einer Drüse am Hinterkörper des Falters produziert.

Das Männchen nimmt dieses Molekül mit darauf spezialisierten Rezeptoren auf den Fühlern wahr, über Nervenfasern wird die Information an das Riechhirn weitergegeben und anschließend direkt ins Verhaltenszentrum geleitet. Das Männchen kann daraufhin gar nicht anders, als an der Duftspur des Weibchens entlangzufliegen, bis die zwei Tiere aufeinandertreffen und sich paaren.
Die Suche nach dem Pheromon

Die Forscher wissen also, dass dieses eine Molekül anatomisch anders verschaltet ist als normale Duftsignale, dass es über besondere Rezeptoren läuft. Sie wissen, was genau es bewirkt, und können diese Reaktion immer wieder zeigen, bei jedem Seidenspinnermännchen.

Schon bei Säugetieren werde es aber schwieriger mit dem Nachweis, sagt Hanns Hatt. Sie haben keine sichtbare Drüse, sondern produzieren Pheromone zusammen mit Hunderten anderen Stoffen in ihren Körperflüssigkeiten.

Da ein Molekül herauszufischen ist schwierig. Und oft ist der Effekt eines Pheromons an Bedingungen wie die Fruchtbarkeit des Weibchens geknüpft, also nicht jederzeit messbar. Manchmal gebe es auch keine sichtbaren Änderungen wie beim Seidenspinner, nur physiologische.
Kaninchen produzieren Angst-Pheromone

Ein Angst-Pheromon hat man gefunden, bei Wildtieren etwa und Goldfischen. Es scheint Artgenossen blitzschnell über Gefahr zu informieren. Bei Kaninchen gibt es ein Zitzenpheromon: Es sorgt dafür, dass die blinden Kaninchenbabys beginnen zu saugen. Und beim Ziegenbock gibt es ein Pheromon, das dazu führt, dass die Weibchen um ihn herum ihren Eisprung bekommen.

Aber beim Menschen? Da hake es immer irgendwo, sagt Hatt. "Ich glaube, dass es menschliche Pheromone gibt und dass sie eine Rolle spielen. Aber welche Düfte das sind und was sie genau machen? Das herauszufinden ist wahnsinnig schwer." Statt nach den Pheromonen selbst zu suchen, hielt Hanns Hatt aufgrund der ganzen Schwierigkeiten eine andere Strategie für schlauer.

Er untersuchte erst einmal, ob Menschen überhaupt aktive Rezeptoren für Pheromone haben – und fand fünf in der Riechschleimhaut. Nur fünf, muss man sagen, denn bei anderen Säugetieren wie etwa Mäusen sind es mindestens 150. Die anderen wurden im Lauf der Evolution beim Menschen abgeschaltet, weil sie keinen evolutionären Vorteil mehr boten. Menschen regeln wohl inzwischen mehr mit der Sprache.
Jasmin riecht nach Mensch

Hatt jedenfalls schüttete so ziemlich alles auf diese Rezeptoren, was im Labor stand: Aminosäuren, Alkohol, Hunderte Duftstoffe. Ihm fiel Geza Schön ein, der Berliner Parfümeur, der Molecules 01 und Molecules 02 entworfen hatte. Wenn er auf ein Pheromon tippen sollte, hatte Schön mal gesagt, dann wäre das Jasmin, das rieche irgendwie nach Mensch.

Und tatsächlich reagierte nur ein einziger Rezeptor auf nur einen einzigen Duft: Hedion, einen synthetisch generierten Duft mit zarter Jasminnote, der auch in den Molecules-Parfüms steckt. Wenn Menschen diesen Duft riechen, das konnte Hatt ebenfalls zeigen, dann reagiert der Hypothalamus, das Steuerungszentrum für Sexualität im Gehirn – und zwar bei Frauen stärker als bei Männern. Dieses Aktivierungsmuster sei typisch für Sexualhormone.

Also lieber Hedion als etwa Estratetramol und Androstadienon. Diese beiden Stoffe, die in den Pheromonsprays enthalten sind, wurden im Jahr 1991 angeblich von der US-Firma Erox als Pheromone identifiziert und patentiert. Allerdings ohne dass jemals gezeigt wurde, warum diese Moleküle Pheromone sein sollten.
"Absolut null Reaktion"

Die Hersteller der Pheromonsprays verkaufen den Mix trotzdem einfach. Aber nicht alle Kunden sind so glücklich mit den unwiderstehlichen Düften. Nicht immer scheint Alfa Donna zu betören oder Corporativo kooperativ zu sein.

"Kurz nachdem ich es aufgetragen hatte, fragte mich ein Bekannter, ob ich etwas getrunken hätte", schreibt jemand in einer Rezension. Und ein anderer enttäuschter Kunde rät komplett ab: "Getestet an den unterschiedlichsten Lokalitäten, zu den unterschiedlichsten Situationen. Absolut null Reaktion."
 
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