Kampf gegen die Zeit: "Solar Impulse 2" könnte scheitern
Mit einer Weltumrundung ohne Treibstoff wollen zwei Schweizer die Möglichkeiten der Solarenergie zeigen. Doch das Projekt gerät ins Wanken. Das Wetter spielt nicht mit und die Frist für die Überquerung von Pazifik oder Atlantik rückt immer näher.
Der Start des Solarflugzeuges "Solar Impulse 2" muss wegen unsicherer Wetterverhältnisse über dem Pazifik erneut verschoben werden. Das Team wird damit wieder einmal beim Rekordversuch zur Erdumrundung ausgebremst. Pilot André Borschberg sollte den gefährlichen Streckenabschnitt über den halben Pazifik bis nach Hawaii ursprünglich um 2.30 Uhr (Ortszeit, 19.30 Uhr MESZ) beginnen. 90 Minuten nach Beginn des Zeitfensters entschied Borschbergs Projektpartner Bertrand Piccard, den Start abzusagen.
Eine Sprecherin sagte, das Wetter rund um Hawaii sei wegen einer Kaltfront zu schlecht. Die Sicherheit des Flugzeugs und des Piloten seien wichtiger. Borschberg sagte, er sei "schrecklich enttäuscht". Leider sei das Wetter über dem Pazifik sehr unbeständig.
Deadline 5. August
Das Abenteuer der Weltumrundung wird damit für den Sonnenflieger "Solar Impulse 2" zum Kampf gegen die Zeit. Das nur mit Sonnenenergie angetriebene Flugzeug müsse vor dem 5. August den Pazifik oder den Atlantik überquert haben, danach würden die Tage zu kurz für diese weiten Strecken, sagte Projekt-Initiator Bertrand Piccard der Schweizer Zeitung "24 Heures" .
Falls ein Start nicht rechtzeitig möglich sei, müsse die Maschine in Japan oder nach einer Pazifiküberquerung in den USA überwintern. In New York stehe dafür ein Hangar zur Verfügung. Trotz der Probleme stünden alle Sponsoren zu dem Projekt, sagte Piccard.
Borschberg bereitet sich mit Yoga vor
Das in Abu Dhabi gestartete Flugzeug hatte nach Problemen am Himmel über China außerplanmäßig für drei Wochen in der japanischen Stadt Nagoya Halt gemacht. Seit der Unterbrechung der in mehreren Abschnitten geplanten Erdumrundung Anfang Juni hatte das Team auf die richtigen Wetterbedingungen gewartet, um den Rekordversuch in dem mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde fliegenden Gerät fortzusetzen.
Vor seiner Ankunft in Nagoya hatte Borschberg für 44 Stunden ununterbrochen im Cockpit des mit 17.000 Solarzellen ausgestatteten Flugzeuges gesessen. Um nonstop nach Hawaii zu gelangen, muss sich der 62-Jährige auf fünf volle Tage am Steuer von "Solar Impulse 2" einstellen. Um die Zeit zu überstehen, bereitet er sich unter anderem mit Yogaübungen vor. "Ich übe jeden Tag bestimmte Haltungen im Cockpit, um mich mental richtig einzustimmen", sagte Borschberg. Die Atemübungen beim Yoga seien dabei eine große Hilfe.
Mit der Weltumrundung sollen die Möglichkeiten der umweltfreundlichen Solarkraft aufgezeigt werden.